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Schirdewan zur Linken und Wagenknecht„Das ist vergossene Milch“

Martin Schirdewan gibt sich stoisch optimistisch. Den Austritt von Sahra Wagenknecht und ihren Gefolgsleuten sieht der Linken-Vorsitzende als Chance.

Martin Schirdewan nach dem Abgang von Wagenknecht: „Wir brauchen eine Linke auf der Höhe der Zeit.“ Foto: Dominik Butzmann/laif
Pascal Beucker
Interview von Pascal Beucker

wochentaz: Herr Schirdewan, was passt besser zur gegenwärtigen Situa­tion der Linkspartei: „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“ oder „Auferstanden aus Ruinen“?

Martin Schirdewan: Ich finde, da gibt es andere schöne Lieder, die die Situation noch besser beschreiben. „Ich liebe das Leben“ von Vicky Leandros zum Beispiel. Da geht es um einen Trennungsschmerz, der in einer großen Chance mündet, nämlich ein gutes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Das ist ein Song, an den ich gerade denken muss.

Haben Sie schon Zahlen, wie viele seit der Präsentation des Bündnisses Sahra Wagenknecht aus der Linken ausgetreten sind?

Es dauert immer etwas, bis wir alle Ein- und Austritte auch in den Kreis- und Landesverbänden gesammelt und aufbereitet haben. Aber was dieser Tage bei uns in der Bundesgeschäftsstelle eingegangen ist, deutet darauf hin, dass mehr Leute ein- als austreten. Das ist ein positiver Trend, über den ich mich sehr freue. Es ist gut, dass die Klärung jetzt final da ist. Denn es gibt viele, die bislang gezögert hatten, sich zur Linken zu bekennen. Und auch zu viele, die die Partei wegen des destruktiven Dauerstreits verlassen haben. Jetzt können sie zurückkommen, um mit uns gemeinsam für eine starke Linke zu kämpfen.

Was haben Sie sich gedacht, als Sie am vergangenen Montag die Pressekonferenz von Wagenknecht und ihren Getreuen gesehen haben?

Ich fand den Auftritt bemerkenswert, weil er keinen Zweifel daran gelassen hat, wie groß die Differenz zwischen der gesellschaftlichen Linken und diesem Projekt ist. Sich für die Linke wählen zu lassen und dann eine vollkommen andere Politik zu machen ist höchst unredlich. Ich erwarte, dass die zehn jetzt ausgetretenen Bundestagsabgeordneten ihre Mandate, die sie alleine der Linken verdanken, zurückgeben.

Das werden sie nicht tun. Warum sollten sie auch?

Ich sehe das so, wie unsere drei direkt gewählten Abgeordneten Gregor Gysi, Gesine Lötzsch und Sören Pellmann: Wer die Linke verlässt, um eine Konkurrenzpartei aufzubauen, aber sein Mandat nicht zurückgeben will, begeht einen „höchst unmoralischen Diebstahl“. Und dieser Diebstahl wird auch noch auf Kosten der mehr als 100 Beschäftigten der Linksfraktion begangen.

Aber ist es nicht so, dass das Wehklagen über einen „Mandatsklau“ von einer Partei immer dann angestimmt wird, wenn sie davon blöderweise nicht profitiert? Oder können Sie sich daran erinnern, dass die Linkspartei die heutige saarländische Landesvorsitzende Barbara ­Spaniol seinerzeit aufgefordert hätte, ihr Landtagsmandat zurückzugeben, als sie von den Grünen überwechselte?

Es geht hier nicht um ein einzelnes Mandat, sondern um die Existenz einer ganzen Bundestagsfraktion. Da berauben jetzt Leute, die auf der Basis des Programms der Linken ins Parlament eingezogen sind, diese Partei und ihre Wählerinnen und Wähler der ihr zustehenden Vertretung als Fraktion im Bundestag. Das halte ich für verwerflich.

Die aus der Partei ausgetretenen Abgeordneten wollen allerdings allesamt erst mal in der Linksfraktion bleiben. Unterstützen Sie dieses Anliegen?

Wir haben zuerst mal ein politisches Anliegen und einen Auftrag unserer Wählerinnen und Wähler. Natürlich nehmen wir aber auch Rücksicht auf die Interessen der Beschäftigten unserer Bundestagsfraktion. Das machen diejenigen, die die Partei verlassen haben, leider nicht.

Sie halten es also für nicht vorstellbar, dass Wagenknecht und ihre Gefolgschaft bis zur angekündigten Gründung der neuen Partei im Januar in der Linksfraktion bleiben?

Nein, ich halte das nicht für möglich. Punkt.

Dass Wagenknecht und ihre Vertrauten ein Konkurrenzprojekt vorbereiten, konnte seit über einem Jahr jeder sehen, der es sehen wollte. Warum hat die Partei- und die Fraktionsführung das so lange nicht wahrhaben wollen?

Der Parteivorstand muss versuchen, die Partei zusammenzuhalten, dazu gehört auch ein gewisser Zweckoptimismus. Wir haben viel Geduld gezeigt, daran gearbeitet, Gräben zu überwinden und Brücken zu bauen. Im Nachhinein lässt sich selbstverständlich fragen, ob wir nicht zu viel Geduld hatten. Aber das ist vergossene Milch. Dieses Kapitel, das uns und der gesamten Partei viel Kraft gekostet hat, ist jetzt beendet. Jetzt blicken wir nach vorne und sammeln neue Kräfte.

Woher kommt Ihr Optimismus, dass das Bündnis Sahra Wagenknecht nicht die Linkspartei in den Abgrund stoßen wird?

Ich sehe, was für eine Energie in dieser Partei steckt. Die Ziele, für die wir uns einsetzen, die Menschen, die dafür brennen, die sind ja noch da. Wir haben einiges vorzuweisen: Die Linke ist im Bundestag, im Europaparlament, in acht Landtagen und drei Landesregierungen vertreten. Wir stellen Oberbürgermeister und Bürgermeister. Tausende unserer Mitglieder machen in kommunalen Parlamenten praktische Politik. Ich bin sicher, dass von unserem Bundesparteitag Mitte November ein starkes Signal ausgehen wird: Wir wollen gemeinsam kämpfen für eine Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse!

Wir sind die Partei, die für soziale Gerechtigkeit und Solidarität in dieser Gesellschaft, für sozialen Klimaschutz steht und ein klares antifaschistisches und bürgerrechtliches Profil hat. In den Landesregierungen machen wir konkrete Politik im Sinne der Beschäftigten mit Tariftreuegesetzen und Vergabemindestlöhnen, wir machen Sozialpolitik und Familienförderung mit beitragsfreien Kita­jahren. Mit dem Mietendeckel stehen wir wie keine andere Partei für eine Politik für Mieterinnen und Mieter. Damit werden wir jetzt wieder stärker durchdringen. Wir werden zeigen, welchen Wert linke Politik für die Menschen in diesem Land hat.

Sie glauben also, dass mit dem Abgang von Wagenknecht und Co alle Probleme der Linkspartei weg sind?

Nein, das glaube ich nicht. Aber jetzt besteht endlich die Chance, dass wir unsere Probleme lösen. Selbstverständlich brauchen wir einen Erneue­rungsprozess, den wir auch bereits eingeleitet haben. Wir müssen unsere Strukturen verändern und unsere Kommunikation verbessern, wir müssen endlich längst überfällige programmatische Diskussionen führen. Denn die Welt ist ja nicht seit unserem Erfurter Programm von 2011 stehen geblieben. Wir brauchen eine Linke auf der Höhe der Zeit. Aber was heißt das konkret in der größten Volkswirtschaft der Europäischen Union im 21. Jahrhundert? Um diese Antwort müssen wir miteinander ringen – mitunter sicher hart, wie das in einer pluralistischen Partei nicht anders sein kann. Aber respektvoll und das Gemeinsame nicht aus dem Blick verlierend.

Das klingt ziemlich allgemein.

Na, dann konkreter: Wir erleben derzeit gewaltige Umbrüche, die viele Menschen tief verunsichern. Wie gelingt es angesichts der vierten indus­triellen Revolution, also der Digitalisierung, und der Notwendigkeit der Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels, die industrielle Basis zu erhalten, gute Arbeitsplätze der Zukunft zu schaffen und gleichzeitig für Klimaschutz zu sorgen? Oder nehmen wir die Inflation: Die Menschen leiden unter den steigenden Preisen, wir fordern ganz konkret einen automatischen Inflationsausgleich bei Sozialleistungen und einen Lebensmitteldeckel. Menschen haben Angst, die Rechnungen für Grundlegendes nicht mehr bezahlen zu können. Wie ermöglichen wir ein Leben ohne Existenzangst für alle? Darauf müssen wir überzeugende Antworten geben.

Haben Sie eine?

Es braucht mehr als eine. Wer leugnet, dass der Klimawandel eine Veränderung unserer Produktionsweisen erfordert, ist ein politischer Scharlatan. Wer andererseits die abhängig Beschäftigten die Kosten des notwendigen industriellen Umbaus tragen lassen will, der handelt unsozial und letztlich demokratiegefährdend. Da wiederum definiert sich auch unsere klare Oppositionsrolle zu dieser Bundesregierung. Solange die Ampelkoalition so weitermacht mit dieser brutalen Kürzungspolitik und ihrem Fetisch Schuldenbremse, die faktisch eine Investitions- und Zukunftsbremse ist, wird der Umbau nicht gelingen, sondern nur die Verunsicherung der Menschen weiterwachsen.

Wir brauchen massive staatliche Investitionen in die sozialökologische Transformation und gleichzeitig Umverteilung von oben nach unten. Und wir brauchen auch eine Umverteilung der Arbeit. Wir werben für die Viertagewoche. Die Grundidee ist: Es muss doch besser gehen, als dass sich die einen mit Bergen von Überstunden krank arbeiten und die anderen ohne Perspektive in der Arbeitslosigkeit sitzen. Dann bleibt auch bei denen, die Arbeit haben, mehr Zeit für Familie und gesellschaftliches Engagement.

Sie glauben also ernsthaft noch an eine Zukunft für die Linkspartei?

Ja, selbstverständlich. Ich denke, dass sich die gesellschaftliche Linke in Deutschland neu sortieren wird. Ungeachtet meiner persönlichen Enttäuschung über die Gruppe, die sich jetzt abgespalten hat, sehe ich die große Chance in der Trennung, dass meine Partei wieder zum zentralen Bezugspunkt dieser gesellschaftlichen Linken werden kann. Wer stellt sich sonst im parlamentarischen Raum dem gegenwärtigen massiven Rechtsruck noch entgegen?

Schauen Sie sich doch nur den Überbietungswettkampf in Inhumanität an. Inzwischen wird ja nicht mehr nur von den klassischen rechten Parteien das individuelle Recht auf Asyl infrage gestellt. Auch die Ampelkoalition ergeht sich mittlerweile in Kraftmeierei auf Kosten von Geflüchteten. Ich bin entsetzt, wie sich diese Regierung verhält. Das gilt auch und gerade für die Grünen. Die jüngsten Aussagen von Robert Habeck bezüglich Abschiebungen hätte man vor wenigen Jahren bei den Grünen allenfalls Boris Palmer zugetraut. Es ist enorm wichtig, dass es eine Partei gibt, die auch bei gesellschaftlichem Gegenwind Haltung zeigt und die Grundrechte für alle verteidigt. Dafür kämpfe ich.

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29 Kommentare

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  • Ich bin gespannt, wie Schirdewahn die kommenden Misserfolge begründet. Wagenknecht kann es ja dann nicht mehr gewesen sein.

  • „Wer andererseits die abhängig Beschäftigten die Kosten des notwendigen industriellen Umbaus tragen lassen will, der handelt unsozial und letztlich demokratiegefährdend.“



    Stimme ja zu, aber so unterschiedlich zu dem, was Sahra Wagenknecht dazu sagt, klingt es nun auch wieder nicht. Unter der programmatischen Prämisse hätte man doch auch zusammenbleiben können. Oder täusche ich mich da?



    Für mich sieht es eher so aus, als ob Schirdewan in dieser Frage eher ein deutliches Unterscheidungskriterium der Linken zu den Grünen markieren möchte. Daran tut er natürlich gut, wenn er die Linke wieder in die gesellschaftspolitische Offensive bringen möchte. Aber auch das wäre durchaus mit Wagenknecht - und nicht gegen sie - möglich gewesen.



    Nun aber ist dieser Bruch ja eindeutig von Wagenknecht und ihrem Anhang ausgegangen. Insofern ist alles Spekulieren über (noch vorhandene) Schnittmengen zwischen den beiden linken Lagern obsolet geworden.

    • @Abdurchdiemitte:

      " Stimme ja zu, aber so unterschiedlich zu dem, was Sahra Wagenknecht dazu sagt, klingt es nun auch wieder nicht. Unter der programmatischen Prämisse hätte man doch auch zusammenbleiben können. Oder täusche ich mich da? "



      Hätte man können, wenn beide Seiten bereit gewesen wären, ein Iota aufeinander zuzugehen. Meiner Ansicht nach wurde diese Tür aber längst zugeschlagen, und zwar hauptsächlich durch den Parteivorstand. Da wurde Wagenknecht, die populärste Politikerin der Linken, systematisch ausgegrenzt und attackiert, von den eigenen Genoss*innen. Die Linke hätte z.B. die Aufmerksamkeit um Wagenknechts und Schwarzers Appell ohne Probleme für sich nutzen können, wenn der Parteivorstand (wie es z.B. Gregor Gysi ja damals auch empfahl) sich diesem Manifest angeschlossen hätte und auch mit ihr demonstriert hätte. Wäre ein Win-Win gewesen, Wagenknecht hätte sich abfeiern lassen können, die Linke hätte sich klar positioniert und wäre im Zentrum der Aufmerksamkeit gelandet. Weil manche in der Linken, inklusive des Parteivorstandes, aber nicht willens waren und sind, ihr irgendwas zu gönnen, kam es nicht nur nicht dazu, sondern stattdessen stimmte man noch in die hanebüchenen "Querfront-Sahra"-Sprüche mit ein. Da braucht man sich jetzt nicht wundern, dass diese einem maximal vor den Bug schießt.

      • @Agarack:

        Die Geschichte mit dem Wagenknecht/Schwarzer-Aufruf hatte nur einen klitzekleinen Haken, der es dem Linken-Parteivorstand seinerzeit verunmöglichte, sich dem Manifest anzuschließen. Und der bestand darin, dass es inhaltlich eben keine Übereinstimmung gab, v.a. nicht in der Einschätzung des aggressiven imperialistischen Charakters des russischen Regimes und des Überfalls auf die Ukraine.



        Dieser Umstand wurde nämlich in dem Aufruf von Wagenknecht/Schwarzer komplett ignoriert bzw. relativiert. Der Fehler der “Mainstream”-Linken um Wissler und Schirdewan lag nur darin, hinsichtlich der daraus zu folgernden Haltung nicht konsequent gewesen zu sein, um dann auch explizit einer militärischen Unterstützung der Ukraine zuzustimmen.



        Da hilft es auch nicht, aus polit-strategischen Gründen - um des lieben Parteifriedens oder der öffentlichen Aufmerksamkeit/Beliebtheit willen - einem “Friedens”-Manifest zu folgen, das zwar von Hunderttausenden unterschrieben wurde, das aber dadurch auch nicht richtiger wird.*



        Mit Wagenknecht “nichts zu gönnen”, hat das nun überhaupt nichts zu tun.



        *Warum? Weil die Forderungen dieses Manifestes eben keinen nachhaltigen Frieden für Europa bringen, sondern lediglich eine Bestätigung der militaristisch-imperialistischen Logik bedeuten, die in diesem Fall von Putin-Russland ausgeht.

        • @Abdurchdiemitte:

          Das stimmt so nicht. Der Text des "Manifestes für Frieden" ( www.change.org/p/m...t-f%C3%BCr-frieden ) ist inhaltlich und rhetorisch mit der gültigen Beschlusslage innerhalb der Linken (Beschluss zum Ukrainekrieg vom Bundesparteitag 2022: www.die-linke.de/p...ale-soli-daritaet/ ) absolut vereinbar. Ich würde sogar behaupten, das Manifest ist weniger radikal als der Leitantrag des Parteitages, weil es nicht alle Waffenlieferungen an die Ukraine generell ablehnt. Ein Parteivorstand hat sich an die Beschlusslage innerhalb einer Partei zu halten.

          Zumal das Manifest mit einem Verweis auf die "von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung" beginnt, da kann nicht von einem kompletten Ignorieren oder Relativieren der russischen Aggression die Rede sein. Einem muss das Manifest nicht gefallen. Es enthält aber keinen fundamentalen Dissens zur gültigen Beschlusslage der Linken.

  • Noch zu retten?

    Sehr „witzig“, wie sich hier jemand als Mandat-Moralapostel aufspielt: wenn der Wille des Volkes auch ansonsten von hohem Interesse wäre, würde die Bevölkerung vermutlich etwas davon merken …



    Im fernen Mönchengladbach z.B. unterstützt ‚Die Linke‘ einen wirtschaftlich nicht vertretbaren, millionenschweren neuen Rathausbau, weil die Stadtbediensteten laut Parteivorsitz ‚nicht in schimmeligen Büros versauern sollen‘.



    Was für in „Argument“. ;-)



    1. gibt es dort Leerstand ohne Ende!



    2. Wenn auch nur ein einziges Mitglied der dortigen Stadtverwaltung sein Dasein in einem von Schimmel befallenen Büros fristen würde, hätte es wohl längst aus Gründen unzumutbarer Gesundheitsgefährdung schon „die anwaltliche Weite“ gesucht. — Soviel zur angeblichen Bürger- bzw. Volksvertretung.

    Die Splitterung der Linken ist auf dem Weg und S. Wagenknecht wird Rechtsextremisten wohl auch kaum Stimmen abzwacken können. Das aber wäre schon seit längerem die Aufgabe aller demokratiebeflissenen Parteien in Bund und Ländern gewesen, und zwar mit oberster Priorität!



    Ein politisches Rum- und Dahinbröseln aber, wie es auch die Ampelregierung betreibt, eröffnet so unvertretbare Abgründe à la AFD und einer CDU, die offensichtlich auch nicht den Mumm hat, als Brandmauer zu fungieren.

    „Macht!“ ist das erste Zauberwort.



    Danach kommt lange nichts …

  • Der Gedanke mit Palmer kam mir auch schon oder besser gesagt kein anderer, aber das mit den Aussagen ist dann wichtig. Gedacht haben so sicher schon mehrere, auch Grüne, sehr lange, besonders im Süden der Republik. Aber sagen konnte man es eben nicht. Bis jetzt, wo sich umso mehr also den Weg bahnt und wohl auch deshalb so ruppig rüberkommt, weil es sich bei manchen vielleicht sogar etwas angestaut hatte. Die Faust ist aus der Hosentasche. Hier geht's um die Linke und man kann trotzdem direkt überleiten, denn auch wenn sie zu dieser Abgrenzung jetzt förmlich eingeladen werden und das man kann schon sagen Alleinstellungsmerkmal sozusagen einfach mitnehmen: richtig glaubwürdig wird es dadurch ja nicht, quasi unter umgekehrten Vorzeichen nicht, denn das stellte sich noch vor wenigen Jahren zumindest teilweise genau andersrum dar. Die insofern unverdächtigen Kipping/Riexinger konnten Schlimmeres zwar verhindern, nach aussen glätten, aber ja nicht verdecken dass es dahinter keine Einigkeit gab. Anders als (scheinbar) bei den Grünen. Das rückblickend allein auf Wagenknecht und ihre drei, vier Verbündeten zurückzuführen, dürfte bequem sein aber nicht viele überzeugen. Genauso werden bisherige Ausrufungszeichen hinter so Stichworten wie Russland, NATO, Verhältnis zu den USA jetzt nicht über Nacht zu weicheren Fragezeichen. Schliesslich ist Wagenknecht wenn's darum geht ja nie mit der Parteilinie kollidiert und offenkundig auch nicht deshalb ausgetreten, sondern in der Hauptsache innenpolitisch begründet. Dieses Stoppschild bleibt, für manche, auch Linke. Und den Teil, auf den er noch meint zählen zu können, weil er so geneigtes Weltbild entweder eh teilt oder als vermeintliche Exzentrik drüber hinwegsehen kann, der hat nun eben doch eine Option mehr, oder ist am Ende mehr Schirdewans gesellschaftlicher Fantasie entsprungen. Um es salopp zu sagen: Wenn ich eh nah bin bei Russland, kann ich doch auch gleich das blöde Gas mitnehmen? Zumindest das hat Wagenknecht für sich.

  • Es wird sich jetzt zeigen, ob das seit vielen Jahren betriebene Herausdrängen Wagenknechts und ihrer Anhänger aus der Linken wirklich eine gute Idee war. Ich bleibe zunächst Mitglied der Linken und sehe dann weiter. Dass das Erste, was Herrn Schirdewan einfällt, ein weiterer Einsatz für unbegrenzte Zuwanderung ist, ist aus meiner Sicht bedenklich, denn diese ist weder populär noch auf Dauer überhaupt möglich. Und in Zeiten von Fachkräftemangel in allen Bereichen, der sich in den nächsten Jahren verschärfen wird, ausgerechnet die Viertagewoche zu fordern, erscheint mir auch ehrlich gesagt etwas weltfremd. In vielen Bereichen (z.B. quasi im gesamten Bildungs- und Gesundheitssektor), ist das offensichtlich weder umsetzbar noch sinnvoll. Auch ein automatischer Inflationsausgleich bei Sozialleistungen ist nur sinnvoll, wenn er sich ebenfalls auf die Löhne erstreckt, wie das in anderen Ländern (z.B. Belgien) ja schon passiert.

    Es wird sich zeigen, ob die Linke nach diesem Abgang noch genügend wirtschafts- und finanzpolitisch kompetente Politiker*innen hat, um auch noch solide Konzepte in diesen entscheidenden Bereichen zu entwickeln, oder ob man sich in unsinnigen Appellen ergeht.

  • "Wer leugnet, dass der Klimawandel eine Veränderung unserer Produktionsweisen erfordert, ist ein politischer Scharlatan. Wer andererseits die abhängig Beschäftigten die Kosten des notwendigen industriellen Umbaus tragen lassen will, der handelt unsozial und letztlich demokratiegefährdend."

    So sieht's aus!

  • Vicky Leandros?

    Echt jetzt?

    Warum nicht Adele:

    "Never mind, I'll find someone like you



    I wish nothing but the best for you, too



    Don't forget me, I beg



    I remember you said



    Sometimes it lasts in love, but sometimes it hurts instead



    Sometimes it lasts in love, but sometimes it hurts instead"

    www.youtube.com/watch?v=hLQl3WQQoQ0

    Oder Gloria Gaynor:

    "Go on now, go walk out the door



    Just turn around now



    'Cause you're not welcome anymore



    Weren′t you the one who tried to hurt me with goodbye?



    Did you think I′d crumble?



    Did you think I'd lay down and die?"

    www.youtube.com/watch?v=6dYWe1c3OyU

    Vicky Leandros, tz...

    • @Jim Hawkins:

      "Vicky Leandros?"

      Ja. Klingt sehr zukunftsweisend.

  • Ich bin wieder eingetreten. Und das ist gut so.

  • Ich wünsche der Linken ehrlich Erfolg.



    Ein Partei Vorsitzender scheint kämpfen zu wollen.



    Was die Inhalte betrifft, so müsste die geäußerte Meinung allerdings auch Meinung der Mitglieder sein. Das war in den vergangenen Jahren uneindeutig.



    Neben einem inhaltlich überzeugenden Programm bedarf es Identifikationspersonen.



    Frau Rackete könnte eine solche werden.



    Die Linke muss eine solche Person jetzt aufbauen.



    Ein paar Plakate zur Europawahl reichen nicht.



    Die Zeit der Nabelschau ist vorbei:



    Raus aus den Puschen, rein in die Arbeitsschuhe!



    Viel Glück!

    • @Philippo1000:

      Ich stelle mir gerade das Paar Rackete und Schirdewan als Spitzenkandidaten bei der Europawahl gegen Amira Mohammed Ali und (vielleicht) Wagenknecht (oder wer auch immer) bei einem TV-Duell vor...

  • Die Neue Linke ohne Wagenknecht und die Altsozialist:innen, mit Carola Rackete und Clara Bünger, das kann richtig was werden. Meine Stimme habt Ihr!

    • @rosa :

      Die Wähler suchen nach Führungsfiguren. Sahra Wagenknecht ist eine - ist hochintelligent, ohne gefakten Doktortitel, sieht gut aus, hat Ideen, ist sozial und auf dem Boden der Tatsachen.



      Vicky Leandros? Warum nicht, schon mal angegfragt, ob sie nicht Parteimitglied werden will?



      Theo, wir fahr´n nach Berlin!

      • @Lord Jim:

        Frau Wagenknecht ist intelligent, deswegen beherrscht sie auch den linken Populismus so gut. Sie weiß, was ankommt. Ich erkenne bei ihr und der BSW kaum Ideen, wie die Gesellschaft von morgen aussehen soll. Ich hoffe, dass die Linke jetzt gute Leute findet!!!

    • @rosa :

      Hat diese "Linke" dann noch irgendwelche Inhalte?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        In Sachen Sozial-, Klima, Wirtschafts-, Migrationspolitik ist die Linke gerade die progressivste Partei am Markt. Meiner Meinung nach hat die Linke auch jetzt erst das Potenzial, alle zu versammeln, die ready sind für die Transformation in eine gerechte und klimaneutrale Postwachstumsgesellschaft, die es braucht, um unser Überleben auf diesem Planeten zu sichern (sorry, darunter ging es nicht). Es gibt so viele, die sofort loslegen würden, die Ideen liegen alle auf dem Tisch - und vollkommen klar, auch Verbote!



        Ohne die altsozialistische Rhetorik, die Ludwig Erhardt Ideen, die Abneigung gegen alles Woke von Wagenknecht und vor allem die blinde Russlandtreue ist jetzt der Weg frei dafür.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Wer vorher schon kein Freund der Linken war, wird es jetzt - nach dem Abgang Wagenknechts - natürlich auch nicht werden. Oder täusche ich mich da in Ihnen?



        Für die, die sich WEGEN Wagenknecht mit Grausen abgewandt haben, eröffnet sich jetzt vielleicht eine Perspektive, um sich der Linkspartei wieder zuzuwenden. Es scheint, als ob Martin Schirdewan diese Perspektive auf alle Fälle nutzen will. Darauf deutet sein im Interview gezeigtes selbstbewusstes Auftreten hin. Und es wurde Zeit dafür.



        Frei nach den Bremer Stadtmusikanten ließe sich auch sagen: etwas Besseres als den (neoliberalen) Tod (in Grünen und SPD) findet ihr (in der Linken) allemal!

        • @Abdurchdiemitte:

          "Wer vorher schon kein Freund der Linken war, wird es jetzt - nach dem Abgang Wagenknechts - natürlich auch nicht werden. Oder täusche ich mich da in Ihnen?"

          Ich habe bis jetzt meist die Linke gewählt. Aber sie wird immer beliebiger und hat keinen wirklichen Schwerpunkt mehr, der sie von anderen unterscheidet.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja, hat sie.



        -Unbegrenzter, auch illegaler, Flüchtlingszustrom



        -Anerkennung von Gendern abseits des klassischen Schemas männlich/weiblich



        -BGE



        -Verwendung anarchischer Konzepte wie Leerstandbesetzung



        -Abschaffung des Kapitalismus und des Neoliberalismus



        -...

        Das sind Inhalte, die keine andere Partei bieten kann.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Deshalb wähle ich sie ja auch wieder.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Klingt verlockend.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Das hat Potential für Zustimmungswerte von weniger als 1 Prozent der wahlberechtigten Bürger.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Mehr als vorher, als Wagenknecht jeden Versuch einer einigen linken Politik mit ihrem Vorwärts-ins-Gestern-Ponyhofgeschwurbel für besserverdienende Facharbeiter mit völkischem Minderwertigkeitskomplex und klimatologischen Wahnvorstellungen zerredet hat.

        • @Ajuga:

          @ als Antwort an alle Vorredner

          Ich kann bei der Linken keinen Schwerpunkt mehr erkennen.

          Sie hatte Mal Zwei. Eintreten für die sozial Abgehängten und Frieden. Deshalb habe ich sie gewählt.

          Das erste Thema läuft jetzt unter ferner liefen. Statt dessen versucht man grüner und woker als die Grünen zu sein. Die Themen sind nicht unwichtig. Aber für die gibt es eben die Grünen.

          Das zweite Thema hat sich fast komplett erledigt.

          Wozu gibt es also die Linke noch, wenn sie keine wesentlichen Merkmale hat, die sie von anderen Parteien unterscheidet?

  • Man kann Herrn Schirdewahn die Daumen drücken, wird aber schwer. Ein starke Linke wäre gut fürs Land, da muss jetzt aber auch mehr kommen als nur die Trennung von Wagenknecht und Co. Die Linke muss wieder sichtbar sein in den Diskussionen und dem/der Wähler/in ein gutes und glaubhaftes Angebot machen.

    • @Bambus05:

      Richtig. Viel Arbeit, die sich danach lohnen könnte.

      Daumendrück!