Die Linke: Die Konvertitin von der Saar

Sie kehrte den saarländischen Grünen den Rücken, wechselte zur Linken und bescherte der Partei Lafontaines einen Landtags-Sitz: Barbara Spaniol.

Arbeiten dran, dass Solgans wahr werden: Barbara Spaniol und ihr neuer Parteivoritzender Bild: dpa

Das ging fix: Nur einen Tag nach dem spektakulären Wechsel von Barbara Spaniol von den saarländischen Grünen zur Partei Die Linken von Oskar Lafontaine war auf der Homepage der Grünen dort jeder Hinweis auf die ehemalige grüne Landtagsabgeordnete und - gewesene - parlamentarische Geschäftsführerin gelöscht. "Inhaltlich und menschlich nicht nachvollziehbar" sei der Übertritt, echauffierte sich der politische Geschäftsführer des grünen Landesverbandes, Markus Tressel. Man sei "tief enttäuscht" darüber, dass Spaniol "offenbar lieber den wahrscheinlich allzu verlockenden Verheißungen der Linken für die eigene Zukunft nachgegeben" habe, schrieb der Adlatus von Partei- und Fraktionschef Hubert Ulrich der neuen Landtagsabgeordneten der Linken nachträglich verärgert ins Stammbuch.

Dass Spaniol zur Linken konvertierte, ist für die Grünen an der Saar eine Katastrophe. Die Fraktion im Landtag schrumpfte um ein Drittel und verlor eine engagierte Kultur- und Wissenschaftspolitikerin, die auch dem Landesvorstand der Partei angehörte. Zudem gilt Spaniol als "Ehrenfrau" ohne skandalträchtigeVergangenheit. Das kann nicht jeder (grüne) Spitzenpolitiker im Saarland von sich behaupten. Schon gar nicht ihr längst auch aus der Partei ausgetretene Ehemann. Gegen den Arzt und ehemaligen grünen Landtagsabgeordneten Andreas Pollak erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Untreue und gewerblichen (Rezept-)Betrugs. Die frühere Skandalnudel der grünen Partei war vorher schon straffällig geworden. Doch das Paar verbindet noch immer Liebe und ein gemeinsamer Sohn.

Lafontaine jedenfalls strahlte bei der Vorstellung seiner neuen Vorzeigefrau. Dass die Diplombibliothekarin ihren überraschenden Parteiwechsel ausschließlich mit ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem bundespolitischen Kurs der Grünen zu erklären versuchte, war ein Fest für Lafontaine, den passionierten Bundesregierungskritiker. "Die Grünen machen doch inzwischen alles mit", monierte die 43-Jährige. Als Beispiele nannte sie die Zustimmung zu Hartz IV und zu den "bewaffneten Auslandseinsätzen der Bundeswehr". Linke Politik jedenfalls sei das nicht mehr. Mit der Halbmarathonläuferin ist die Linke ab sofort im saarländischen Landtag vertreten. Isoliert zwar und ohne Fraktionsstatus, aber mit der Aussicht auf Fortsetzung der Parlamentskarriere über den nächsten Landtagswahltermin hinaus. Schließlich will die Linke an der Saar 2009 zweitstärkste Kraft im Landtag werden. Dann würden die Koalitionspartner ohnehin "von selbst angekrochen kommen", glaubt Lafontaine.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.