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Verein über italienische Mafia„Wir sind ein Geldwäsche-Paradies“

Jährlich werden in Deutschland 100 Milliarden Euro gewaschen. Die Mafia hat daran großen Anteil. Trotzdem gibt es kaum Institutionen zur Bekämpfung.

Razzia gegen Mitglieder der italienischen Mafia „Ndrangheta“ in Hagen im Mai Foto: Alex Talash/dpa
Interview von Jean Dumler

wochentaz: Frau Raspe, Ihr Verein mafianeindanke engagiert sich gegen Organisierte Kriminalität, vor allem gegen die italienische Mafia. Warum ist das in Deutschland notwendig?

Helena Raspe: In Deutschland wird massiv Geld gewaschen. Schätzungen zufolge sind es 100 Milliarden Euro im Jahr, dem Bundeshaushalt geht dadurch extrem viel Geld verloren. Kriminelle Organisationen wie die ’Ndrangheta verdienen dieses schmutzige Geld weltweit mit Unterdrückung und Gewalt, Waffen-, Menschen- und Drogenhandel. Jede einzelne Person in Deutschland ist von den Folgen direkt betroffen.

Inwiefern?

Durch Geldwäsche und Spekulation im Immobilienmarkt steigen etwa die Mietpreise, durch den Einfluss der ma­fiö­sen Organisationen auf den Lebensmittelmarkt haben wir gestreckte Lebensmittel im Supermarkt. Dazu kommen kriminelle Aktivitäten, die weltweit unsere Lebensgrundlagen zerstören, wie illegale Entwaldung oder die illegale Entsorgung von Giftmüll. Aber auch die legale Wirtschaft wird in Deutschland systematisch unterwandert.

privat
Im Interview: Helena Raspe

ist Lateinamerikanistin, freie Journalistin und in Italien aufgewachsen. Sie ist stellvertretende Vorsitzende von mafianeindanke e. V.

Wie viele Mafiamitglieder gibt es überhaupt in Deutschland?

Die ’Ndrangheta aus Kalabrien ist die größte und einflussreichste kriminelle Organisation in Deutschland. Offiziellen Zahlen zufolge sind es 505, ita­lie­ni­sche Ex­per­t:in­nen wie Nicola Gratteri sprechen von mehr als 3.000 Mitgliedern in Deutschland. Recherchen haben belegt, dass die ’Ndrangheta Deutschland nicht nur als Rückzugsraum, sondern auch als geostrategisch wichtiges operatives Zentrum nutzt.

Warum geschieht das ausgerechnet in Deutschland?

Deutschland ist aufgrund der mangelhaften Gesetzeslage ein Paradies für Geldwäsche und damit auch für die Mafia. Es gibt kaum Gesetze oder Institutionen zur Bekämpfung der Mafia wie in Italien. Nach der Wende wurde viel in Ostdeutschland investiert, aber auch in Westdeutschland sind mafiöse Organisationen flächendeckend aktiv, etwa im Raum Stuttgart, Mannheim oder am Bodensee.

Sie sind selbst Italienerin und in Rom aufgewachsen. Wie kam es zu Ihrem Engagement in der Antimafiabewegung?

In Italien ist die Mafia ein gesellschaftlich genauso anerkanntes Problem wie der Faschismus. Dort wurde durch eine lebendige Antimafiabewegung einiges erreicht: Beispielsweise ist mafiöse Zugehörigkeit ein eigener Straftatbestand, es gibt Gesetze zur sozialen Wiederverwendung von konfiszierten Besitztümern der Mafia, jährliche Berichte der An­ti­ma­fia­be­hör­de, spezialisierte Polizeieinheiten. Als ich nach Deutschland gekommen bin, war ich sehr schockiert darüber, dass das Thema Organisierte Kriminalität und die Präsenz der italienischen Mafias kaum bekannt waren. Das ändert sich glücklicherweise gerade. Es ist erschreckend, wie wenig Forschung und Berichterstattung es gibt.

Ihr Verein wurde 2007 von Gas­tro­nom:in­nen in Deutschland gegründet als Reaktion auf die Mafiamorde von Duisburg.

Gas­tro­nom:in­nen hatten sich damals zusammengeschlossen und gesagt: Wir zahlen kein Schutzgeld, wir brechen das Schweigen, kooperieren mit der Polizei und leisten Widerstand. Doch nicht nur die italienische Community, die noch durch die grausame und gewalttätige Geschichte der 80er und 90er Jahre in Italien sensibilisiert ist, sollte sich dagegen einsetzen. Vor allem wir Deutsche müssen endlich aufwachen und das Problem selbst in die Hand nehmen. Aber nicht indem wir romantisierende oder rassistische Diskurse befeuern, sondern indem wir den Kampf gegen Mafias als ökologische und feministische Frage der sozialen Gerechtigkeit verstehen. Deshalb nehmen wir natürlich auch die deutsche Finanzkriminalität und Politikverflechtungen in Deutschland in den Blick.

Regelmäßige Razzien gegen sogenannte Clankriminalität bekommen in Deutschland große mediale Aufmerksamkeit, währenddessen wissen wir über die Mafia und deren Bekämpfung kaum etwas.

Es gibt von der italienischen Mafia hier in Deutschland Schutzgelderpressungen und gewalttätige Einschüchterungen. Nur weil man es nicht auf offener Straße wahrnimmt, heißt es nicht, dass sie nicht existiert. Boulevardmedien stürzen sich aber lieber auf aufsehenerregende Ak­tio­nen der sogenannte Clankriminalität. Straßenkämpfe mit verfeindeten kriminellen Organisationen und der Goldmünzenraub von Berlin sind sichtbarer als etwa die Unterwanderung der legalen Wirtschaft und Geldwäsche. Teile der Politik, die in den rassistisch geführten Diskurs einsteigen, können sich mit öffentlichkeitswirksamen Razzien mehr brüsten, als wenn man gegen Finanzkriminalität vorgeht.

Was soll sich politisch ändern?

Die politische Haltung muss sein: Wie erkennen wir die organisierten kriminellen Strukturen, wie operieren diese, wie unterwandern sie die Demokratie? Welche Angebote muss der Staat dort machen, wo er aktuell abwesend ist? Wie erreichen wir Personen, für die Geschäfte mit der Organisierten Kriminalität attraktiv scheinen? Wie schützen wir die Betroffenen? Stimmen, die sich immer nur auf die sogenannte Clankriminalität stürzen, interessieren sich dafür wenig. Wenn man aber die Bekämpfung von Organisierter Kriminalität nicht als gemeinnützige Frage begreift, landet man in diesen Handlungsmustern, die dazu führen, dass einzelne Gruppen stigmatisiert werden.

Sie meinen, Antimafiaarbeit ist gemeinnützig?

Ja, man könnte so viel Geld generieren, wenn man Steuerhinterziehung, Korruption und Organisierte Kriminalität wirksam bekämpfen und ­dieses Geld auch für Prävention und so­zia­le Zwecke verwenden würde. Allein die gemeinnützige Verwendung konfiszierter Immobilien würde uns als Gesellschaft sehr weiterhelfen, gerade in Berlin. Italien hat im weltweiten Vergleich eine vorbildliche Antimafiagesetzgebung. ­Deswegen orientieren sich viele Länder daran. Aber natürlich kann man in Deutschland nicht einfach das italienische Modell kopieren. Bei uns hat zum Beispiel das Thema Datenschutz zu Recht einen viel höheren Stellenwert. Deshalb machen wir Vorschläge für Reformen, die dem deutschen Kontext angepasst sind.

Wie hat sich die Arbeit gegen Organisierte Kriminalität in Italien verändert, seit Meloni im Amt ist?

Es war von Anfang an klar, dass Meloni eher mafiöse Strukturen befördern wird, als sie zu bekämpfen. Sie macht mit dem Thema höchstens Stimmung für ihre Agenda, vergleicht Steuern für Klein­un­ter­neh­mer:in­nen mit Schutzgeld der Mafia. Das alles ist jetzt nicht überraschend bei einer faschistisch orientierten Premierministerin. Es gibt zahlreiche historische Beispiele für Ko­op­e­ra­tio­nen zwischen mafiösen und neofaschistischen Gruppen.

Was sind derzeit die ersten Auswirkungen?

In den letzten Jahren arbeitete die Politik in Italien daran, die Obergrenze für Bargeld zu senken. Im völligen Widerspruch zur Bekämpfung der Schattenwirtschaft hob die neue Regierung zum Januar 2023 die Bargeldobergrenze von 2.000 auf 5.000 Euro an. Das ist ein direktes Geschenk an mafiöse Organisationen. Noch einladender bleibt es für die Mafia in Deutschland, hier gibt es gar keine Obergrenze. Man muss ab 10.000 Euro nur seinen Ausweis vorlegen. Das ist absurd.

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33 Kommentare

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  • @TONI ZWEIG

    Zu Ihrem ersten Beitrag: ich bin zwar nicht einverstanden (wie @INGO BERNABLE bin ich der Meinung, das Thema ist viel zu komplex, um sich dem mit dem Holzhammer eines Totalverbots anzunehmen; zudem haben wir nicht einmal damit angefangen, sinnvolle Massnahmen umzusetzen), halte ihn für einen respektablen Standpunkt.

    Mit Ihrem zweiten Beitrag diskreditieren Sie leider Ihren ersten kopplett. Polizei? Ausgerechnet? Und was haben Fahrräder hier verloren?

    • @tomás zerolo:

      Da Ihr Kommentar-Gewährsmann schon einmal andere Expertenmeinungen diskreditierte, habe ich deshalb die Polizei genannt, weil ja diese mit den Problematiken von Menschenhandel konfrontiert ist, und man dort weiß, dass sich unter dem Deckmantel spezifisch deutscher Legalität illegale Praktiken perfekt tarnen lassen! Es ist insofern kaum möglich, dem angemessen zu begegnen.



      Zudem wurde die deutsche Gesetzgebung ja bereits nachgebessert, ohne jeden Erfolg - Ihre Annahme stimmt insofern nicht.



      Es wäre wirklich wichtig, sich ohne eigenen "confirmation-bias" umfassend zu informieren.



      Das mit den Fahrrädern war halt ein Gag!

  • Hier sollte man sich ehrlich machen: ein starker Staat (d.h. potente Steuer- und letztlich auch Vollzugsbehörden) sind auch bei weiten Teilen der Linken ein rotes Tuch.

    Wer gegen den "gläsernen Bürger" ist, kann nicht gleichzeitig wirksame Verfolgung von Steuer- und organisierten Kriminellen fordern.

    • @Chris McZott:

      Hauptsache das Finanzamt ist hinter meiner alten Mutter her und verlangt eine Steuererklärung, weil sie ihre Garage an eine Nachbarin vermietet hat. Die immens hohen Vermietungseinkünfte müssen dann ja unbedingt pünktlich jedes Jahr gemeldet werden. Danke, Herr Lindner!

    • @Chris McZott:

      Ausgehöhlt hat die betreffenden Behörden aber stets die CDU/CSU.

    • @Chris McZott:

      "Wer gegen den "gläsernen Bürger" ist, kann nicht gleichzeitig wirksame Verfolgung von Steuer- und organisierten Kriminellen fordern."



      Die implizite Prämisse, dass eine solche Strafverfolgung nur mit dem Ende jeglicher Privatsphäre möglich wäre scheint mir doch reichlich weit hergeholt. Andere Straftaten lassen sich ja auch mit Anfangsverdacht und regulärer Ermittlungsarbeit aufklären, zumal gerade solche Delikte idR eben doch irgendeine Art von paper trail hinterlassen. Wenn dann allerdings die FIU chronisch-unterbesetzt ist und das zu einem ganzen Teil auch nur mit Aushilfskräften wird das natürlich nichts, und das auch völlig unabhängig davon ob die Bürger*innen nun gläsern sind oder nicht.

      • @Ingo Bernable:

        Den gläsernen Bürger hatte ich in Anführungsstrichen gesetzt - als eine mögliche, und oftgelesene, Entgegnung auf jegliche Erweiterung des Instrumentariums der Exekutive.

        Meinetwegen neben Sie stattdessen "Defund the police" als Parole. Würde ein Innenminister eine Erhöhung des Polizeihaushaltes durchsetzen, kämen doch sofort Proteste der üblichen Verdächtigen ("Polizeistaat!!")

  • @JESUS

    Haben Sie Nachweise für Ihre Behauptung?

    Hier[1] ist ein Artikel (von 2010), der minutiös die Mafia-Verflechtungen zwischen allen üblichen Verdächtigen (Berlusconi, Lega Nord, etc) aufrollt. Es scheint daraus zu folgen, das die Mafia sehr wohl zum Aufstieg der Rechten in Italien einen wichtigen Beitrag geleistet hat.

    [1] www.inquiriesjourn...om-1983-to-present

    • @tomás zerolo:

      Beim Faschismus habe ich an die faschistische Diktatur gedacht, wie es mit heutigen Rechten Parteien aussieht weiß ich nicht genau, bei Berlusconi war es ja ziemlich eindeutig.



      Trotzdem ist es nichts spezifisch rechtes oder faschistisches wenn alle anderen Parteien auch mit der Mafia gearbeitet haben.

      • @Jesus:

        Wäre mir neu, dass die Kommunisten das gemacht hätten.

        Im Gegenteil. Die Mafia und vergleichbare Vereinigungen waren (nach ihrer "patriotischen" Gründungsphase[*]) die erste Adresse, wenn ein Kapitalist einen Mob Streikbrecher brauchte.

        [*] Der Begriff "Mafia" wurde in der Anfangszeit gern als Akronym für "Der Tod Frankreichs/der Franzosen ist Italiens Verlangen" euphemisiert.

  • Deutschland, als "Bordell Europas", könnte ja schon mal anfangen, die Menschenhandel- und Geldwäsche-Optionen in diesem Bereich einzuhegen, indem es das "nordische Modell" bezüglich Sexkauf-Verbot übernimmt. Zwar nur ein Aspekt unter vielen anderen im Kampf gegen organisierte Kriminalität - aber



    hier denkt man ja, das alles hätte was mit Freiheit und so zu tun..., oder sei gar "feministisch", insofern: illusorischer Gedanke! Ja, und die paar Selbstbestimmten in der Branche, deren Lobby bestimmt den Diskurs - auch insofern: keine Chance!

    • @Toni Zweig:

      Kann Ihnen nur zustimmen.

    • @Toni Zweig:

      Sie wollen die Mafia bekämpfen indem sie einen weiteren Markt illegalisieren und damit komplett der OK überlassen?

      • @Ingo Bernable:

        Es geht nicht um weniger Mafia, es geht um weniger Menschenhandel und Zwangsprostituion. Und da schneiden die Länder mit dem nordischen Model einfach besser ab.

      • @Ingo Bernable:

        Informieren Sie sich über Prozentzahlen! Fragen Sie bei der Polizei - und verbreiten Sie nicht wieder Lobby-Meinungen.



        Beim Radfahren wird das "nordische Modell" ja bewundert!



        Möchte mit Ihnen nicht mehr diskutieren, hatten wir schon mal!



        Ende der Durchsage!

        • @Toni Zweig:

          Schon 2005 kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass das Totalverbot die Anzahl sexuell ausgebeuteter Personen im Innenbereich innerhalb von zwei Jahren um 15% steigen ließ.



          Und 2013 kam selbst die Gleichstellungsministerin der schwedischen Regierugn zu der Einschätzung, dass der Menschenhandel stark zugenommen habe.



          www.kok-gegen-mens...edia/EU-Studie.pdf



          www.europarl.europ...2005)360488_EN.pdf



          de.wikipedia.org/w...in_Schweden#Kritik

          • @Ingo Bernable:

            Und wie wollen Sie das besonders für die Mafia erfolgreiche Model "Bordel Deutschland" damit eindämmen. Es lässt sich ja trefflich darüber streiten ob das nordische Modell statistisch mal nach oben oder unten tendiert.

            Was sich aber nicht abstreiten lässt, ist dass der Mittelpunkt des Menschenhandels in der Prostitution fett in Deutschland liegt.

            Von daher auf jeden Fall: das nordische Modell ist im Vergleich zu DE ein voller Erfolg. Die Zählerei, ob die Erbsen in Schweden nun 15% zugenommen haben oder nicht ist da einfach nur müßig.

            • @Rudolf Fissner:

              "Und wie wollen Sie das besonders für die Mafia erfolgreiche Model "Bordel Deutschland" damit eindämmen."



              Gar nicht. Man muss Strukturen schaffen mit denen sich die üblen Auswüchse wie Menschenhandel, Ausbeutung, Zuhälterei, Vermengung mit dem Drogen- und Rockermilieu, etc. zurückdrängen lassen und das geht eben nur wenn ein entsprechendes Agieren in Legalität und Hellfeld möglich sind. Wenn also etwa Sexarbeiter*innen ihr Etablissement selbstbestimmt als Kooperative führen, ist das wohl offensichtlich einem Modell bei dem vor Allem die Mafia verdient klar vorzuziehen. Das geht aber eben nur wenn es dafür auch eine legale Basis gibt.

              • @Ingo Bernable:

                ".... und das geht eben nur wenn ein entsprechendes Agieren in Legalität und Hellfeld möglich sind."

                Menschenhandel im Hellfeld ???



                Legalität von Menschenhandel ???

                Sie wollen die Situation dafür sogar noch verbessern ???

                • @Rudolf Fissner:

                  Wenn sie es nicht verstehen wollen werden sie es auch nicht verstehen. Ich bin auch nach einem kritischen zweiten lesen meines Kommentars noch immer der Meinung, dass dieser eigentlich keinen wirklichen Raum für Missverständnisse lässt und es ihnen deshalb kein zweites Mal erklären.

                  • @Ingo Bernable:

                    Nein ich habe Sie nicht verstanden. Ich rede von Menschenhandel und Sie reden dann von Legalisierung. Das bringe ich mental null zusammen.



                    Wie wollen Sie mit einem von den Prostituierten selbstbestimmtem Bordell den Menschenhandel endämmen?



                    Selbstbestimmte Bordelle sind in DE bereits heute voll im Rahmen der Legalität. Diese Möglichkeit hat aber eben null zum Abbau von Menschenhandel beigetragen.

                    Ich stelle mir eine Art nordisches Modell für Prostitution vor, bei der nur der Besuch unabhängig zertifizierter Prostituiertet oder Bordells legal ist. Dem Dunkelfeld müssen justiziable Riegel vorgeschoben werden.

                    • @Rudolf Fissner:

                      Das Dunkelfeld entsteht erst durch justitiable Riegel ... beispielsweise durch ein Sexkaufverbot werden die Freier nichtmehr in das selbstorganisierte Bordell kommen (das die Polizei auch kennt und indem ein Freier verhaftet wird) sondern er wird heimlich in irgendeinem Hinterzimmer oder Wohnwagen den Sex kaufen weil weniger Gefahr erwischt zu werden.

                      Und im Heimlichen lassen sich Menschen eben viel besser unterdrücken und ausbeuten als im Hellfeld (also dem selbstverwalteten legalen Bordell) - für den Fall, dass es ein Sexkaufverbot geben sollte.

                      verstanden?

                      • @Grisch:

                        Das Dunkelfeld entsteht dadurch, dass es den Nachfragenden rechtlich egal sein kann, wo sie ihr Sperma versenken. Sie müssen diesbezüglich keine Wahl treffen zwischen extern lizenzierter überprüfbarer Prostitution und illegalen Handeln im Dunkeln. Prostitution muss wie Drogenverkauf auch staatlich kontrolliert werden.

                        Prostitution ist übrigens in DE bereits legal. Die Idee mit der Legalisierung von Zwangsarbeit Zwangsarbeit einzudämmen finde ich einfach nur krank.

  • Dem Bundeshaushalt geht durch Geldwäsche nichts verloren, der Staat verdient daran.



    Und die Verflechtungen der italienischen Politik mit der Mafia haben nichts mit Faschismus zu tun, da haben alle politischen Richtungen und Parteien mitgemacht, Mussolini war sogar recht erfolgreich gegen die Mafia.

    • @Jesus:

      Jein.

      Mussolini hat die "soldati" energisch verfolgen und sogar mitsamt ihren Familien auf abgelegene Inseln verschleppen lassen, einerseits als Ausdruck seines autokratischen Anspruchs, andererseits als Teil einer generellen Kampagne gegen reale und vermeintliche Delinquenz.

      Damit wurde natürlich die Aktivität der Syndikate erheblich verringert, denn dass sich die Bosse selber die Finger schmutzig machen würden, wäre ja das Allerneueste.

      Die "don" hingegen hat er in in Ruhe gelassen, sogar Ermittlungen gegen sie aktiv unterdrückt - vorausgesetzt, die Oberherrschaft des "Duce" wurde anerkannt.

      Bestes Beispiel: de.wikipedia.org/wiki/Alfredo_Cucco



      Als gut Vernetzter, der politisch rechts von Mussolini stand, war Cucco dem Faschismus einfach zu nützlich. Hartgesottene Jungs aus altehrwürdigen Wilderersippen? Für die Partisanenjagd, damit man nicht die Dirlewangers ins Land holen muss (denn die hinterlassen ja nur verbrannte Erde)?



      Mafia regelt.

      Hier zeigt sich wieder die immanente Tendenz faschistischer Systeme, auf die Kleinkriminellen plakativ und mit großem Trara draufzuschlagen, aber die größten Verbrecher vor den eigenen Karren zu spannen.

    • @Jesus:

      Einen entsprechenden Vertrag, hier zB Kaufvertrag, kann man natürlich im Denkmodell annehmen, aber was denn, wenn keine Steuern fällig werden? Was dann nach dem Waschen etwa gekauft würde ( ich weiß, das haben Sie nicht gesagt, ich drehe den Punkt nur weiter), das ist/wäre völlig gleichgültig, weil es um den Zustand davor geht (ungewaschen). Gleichzeitig wird, so der Artikel, da unterstelle ich einfach mal Wahrheit, genutzt, um Sektoren zu inflationieren, woran der Staat (das öff. Interesse) kein Interesse haben kann, gleichwohl er ggf Steuern einnähme, denn im Falle von Verlusten (Pleiten) stünde er womöglich für deren Folgen ein, oder es käme zu einer Destabilisierung von Gesellschaft und/ oder Sektoren. .. Ich denke, das Modell "Einnahme" greift hier zu kurz. Dafür sind Wirtschaftstätigkeit und Rechtsrahmen einfach zu komplex. Herzliche Grüße von einem Ökonomen 🙋

    • @Jesus:

      Ach ja? Inwiefern verdient der Staat an Geodwäsche?

      • @sedeum:

        Dadurch, dass Schwarzgeld z.B. in einem Restaurant als Einnahme verbucht wird und damit versteuert wird?



        Aber vielleicht bin ich da auch etwas naiv. Mich würde aber schon interessieren, wie dem Staat durch Geldwäsche Einnahmen entgehen sollen...

    • @Jesus:

      Die Mafia hat in Italien geschichtlich sehr wohl mit Faschismus zu tun.

      Die Mafia in Italien wurde von den Amerikanern und Briten nach 45 gezielt zum Kampf gegen die Kommunisten unterstützt.

      Hierbei gab es einen Schulterschluss zwischen faschistischen Kräften und der Mafia.

      Was die Geldwäsche angeht, haben Sie absolut Recht. Geldwäsche in Deutschland = mehr Steuereinnahmen.

      • @sociajizzm:

        Ja, Geldwäsche=Steuern.



        Nach 45 war die faschistische Regierung in Italien gestürzt.

        • @Jesus:

          Faschisten verschwinden nicht einfach, bloß weil diese nicht mehr regieren.

          Es ging wie gesagt darum die Kommunisten zu bekämpfen in Italien, nach dem Sturz von Mussolini.

          Dazu gab es auch mal etwas in der TAZ: taz.de/Kolumne-Mittelalter/!5319142/

          • @sociajizzm:

            Das stimmt, natürlich gab es in Italien auch nach 45 Faschisten, so wie die Nazis in Deutschland auch nie wirklich weg waren.



            Trotzdem hat die faschistische Diktatur in Italien die Mafia recht erfolgreich bekämpft und sie wurde erst nach der Befreiung durch die Amerikaner wieder mächtiger. Gerade weil viele Mafiosis von Mussolini ins Gefäg is gesteckt wurden, wurden diese dann als vermeintlich antifaschistisch in Ämter (Bürgermeister etc.) eingesetzt.



            Vom Kampf gegen den Kommunismus hat die Mafia auch enorm profitiert, aber in Zusammenarbeit mit den demokratischen italienischen Parteien.

            *Ich möchte damit nicht den Faschismus in irgendeiner Weise aufwerten.

  • Die EU bemängelt in schönster Regelmäßigkeit dass Deutschland nichts gegen die internationale Geldwäsche tut.



    Unsere Damen und Herren Politker wissen also (entgegen dem eigenen Bekunden) sehr genau über das Problem Bescheid.

    Und als mündiger Bürger darf man sich getrost wundern ... oder auch nicht wundern ...

    Und über das Thema Wiedervereinigungskriminalität , dass ein siamesischer Zwilling der Geldwäsche ist, wollen wir erst ganicht reden.