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Streit über E-FuelsEU kommt Wissing entgegen

Laut EU-Kommission könnten Verbrenner nach 2035 erlaubt sein, wenn sie nur mit E-Fuels laufen. Dem Bundesverkehrsminister ist das offenbar nicht genug.

Autos unterwegs mit Verbrennermotor: Mit E-Fuels betankt dürften die auch nach 2025 noch fahren Foto: smartboy10/getty images

Berlin rtr/dpa | Im Streit über das Verbrenner-Aus ab 2035 ist die EU-Kommission auf das Bundesverkehrsministerium und die FDP zugegangen. Die Kommission will Autos mit Verbrennermotor weiter zulassen, sofern sie ausschließlich mit sogenannten E-Fuels betankt werden können. Das geht aus einem Regulierungsvorschlag der Brüsseler Behörde hervor, der der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag.

Voraussetzung für die Zulassung soll sein, dass die neuen Fahrzeuge nur mit synthetischen, mit Strom erzeugten Kraftstoffen laufen. Die Autos müssten erkennen können, wenn etwa Benzin oder Diesel getankt worden sei, und dann automatisch abschalten, heißt es in dem Entwurf. Ein solcher Typ könne dann auch nach 2035 neu zugelassen werden.

Regierungskreisen zufolge will Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) den Vorschlag der Kommission nicht komplett zurückweisen. Allerdings halte er ihn in dieser Form auch noch nicht für ausreichend.

Knackpunkt sei, dass die Autoindustrie zu großen Teilen neue Motoren entwickeln müsste, damit diese ausschließlich mit E-Fuels fahren können – auch eine Beimischung soll bei Neuwagen nicht möglich sein. Nach Spiegel-Informationen arbeiten die Beamten im Verkehrsministerium bereits an einem Gegenentwurf.

Keine E-Fuels für Autos übrig

E-Fuels gelten als knapp, teuer und ineffizient. Daher sollen sie, so die Kommission, vor allem für den Schiffs- oder Flugverkehr bereitstehen, der nicht direkt mit Strom betrieben werden kann. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) reicht schon die 2035 erwartete Produktionsmenge nicht aus, um allein den Bedarf in diesen Bereichen zu decken. Für Pkws bliebe ohnehin nichts übrig – selbst wenn alle erhofften Produktionskapazitäten ausgeschöpft werden könnten.

Weil Wissing dennoch auf der Zulassung neuer Fahrzeuge mit E-Fuels besteht, hatte er Widerstand gegen das auf EU-Ebene weitgehend geeint angedachte Verbrenner-Aus angekündigt. Da sich andere Staaten dem anschlossen, gibt es für die ursprünglichen Pläne keine Mehrheit.

Regierungsvertreter sagten, dass eine Einigung bis zum EU-Gipfel am Donnerstag trotzdem das Ziel sei. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte, es sei „höchste Eisenbahn“, dass es zu einem Abschluss komme. Die deutsche Position zum Verbrenner-Aus werde auf EU-Ebene als Blockadehaltung wahrgenommen, die deutsche Politik nehme Schaden.

Bei Streit in der Koalition kann sich Deutschland bei Abstimmungen in Brüssel höchstens enthalten – wobei eine Enthaltung in diesem Fall einem Nein gleichkäme.

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37 Kommentare

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  • Der Oberlobbyist der Autoindustrie wie immer der Verkehrsminister.



    Wenigstens wird jetzt klar dass die E Fuel Debatte nur ein Vorwand war den Verbrennungsmotor weiterlaufen zu lassen.



    Wo ist Scholzens Machtwort diesmal ?

    • @Opossum:

      Wieso? Wissner will doch verhindern, dass die deutsche Autoindustrie mit E-Autos, die so oder so die Zukunft darstellen, verhindern, dass diese noch ein Fuß in die Tür bekommen. Das ist das beste, was dem Klima passieren kann.

  • Weg vom Gas und Oil klingt für mich logisch und nachvollziehbar.



    Mir fehlt nur eine Übergangslösung, alles verbieten und dann wird das schon ist ziemlich Naiv durchdacht.

  • Wissing reiht sich gut ein in die Reihe seiner Vorgänger. Eine Marionette der Grossindustrie und genau so eine Witzfigur. Christian Lindner kann ja nicht überall sein. Wirsing ist da ein würdiger Platzhalter. Da er selbst keinen Plan hat, wird er machen, was seine Chefs von ihm wollen.

  • taz: "Laut EU-Kommission könnten Verbrenner nach 2035 erlaubt sein, wenn sie nur mit E-Fuels laufen. Dem Bundesverkehrsminister ist das offenbar nicht genug."

    Das ist halt so, wenn der Deutsche immer wieder diese Lobbyisten-Partei wählt – dann kommt eben auch nur Lobbypolitik für Wirtschaftsmanager dabei heraus. Was bildet sich die kleine Partei der Reichen und Mächtigen und ihr Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) eigentlich ein, dass sie die EU-Kommission jetzt frech aushebeln will?

    Letztendlich geht es aber wohl nur um Porsche, denn die andere Autohersteller haben gar kein Interesse an synthetischen Kraftstoffen oder Kraftstoffe aus der Karbonzeit - und schon gar nicht nach dem Jahre 2035, denn sonst beherrscht der Chinese nämlich den "Elektromobilität"-Automarkt. War da nicht letztes Jahr ein Treffen des Porsche Chefs mit dem bekennenden Porschefahrer Christian Lindner (FDP)?

    "Das vehemente Einsetzen für E-Fuels hat natürlich einen Grund - und das ist das Vorzeigemodell der Stuttgarter, der 911er. Der wird von einem röhrenden Verbrennermotor angetrieben. Porsche selbst will den 911er als einziges Modell "so lange wie möglich" auch in Europa als Verbrennermodell bauen." [Süddeutsche Zeitung 13.03.2023]







    **Porsche macht weiter Stimmung für E-Fuels - Süddeutsche Zeitung, 13. März 2023** www.sueddeutsche.d...ssing-eu-1.5767865

    • @Ricky-13:

      "Letztendlich geht es aber wohl nur um Porsche"

      Porsche ist ein Teil des Volkswagen-Konzerns. Volkswagen ist weltweit an dritter Stelle beim Verkauf von Autos.



      Wie kommen Sie darauf, dass Volkswagen kein Interesse an Elektroautos hätte und dieses Feld lieber Tesla und co. überlassen will?

      Kopfschüttel

      Wichtiger als die Frage der eFuels ist das Problem der Ladestationen. Die Menschen stehen in den Startlöchern beim Umstieg auf EAutos. Aber nicht nur in der Straße in der wir im grünen Bremen wohnen ist das Laden nicht möglich. Der rotgrünrote Senat hat das Thema noch nicht einmal auf die politisvhe Agenda genommen. Es passiert nichts!

      • @Rudolf Fissner:

        "Volkswagen ist weltweit an dritter Stelle beim Verkauf von E-Autos." muss es heißen

  • Warum nicht einfach den Verkauf von fossilen Treibstoffen ab, sagen wir, 2038 verbieten?

    Dann ist es egal, ob die E-Fuel-Motoren auch mit fossilem Stoff laufen würden, und man hätte eine nichtfossile Lösung für all die Verbrenner, die noch vor 2035 zugelassen wurden. Und wenn sich die Prognose bewahrheitet, dass die E-Fuels immer viel zu teuer bleiben werden, sind die Verbrenner ohnehin bis dahin Geschichte.

    • @Normalo:

      Die notwendige Entwicklung bezieht sich wohl nicht auf die Motoren, denn die E-Fuels können im Grunde mit gleichen Eigenschaften aus der Raffinerie kommen wie konventioneller Sprit.



      Gemeint ist wohl die Entwicklung von Sensoren, damit nicht an der falschen Zapfsäule getankt wird.

      "Knackpunkt sei, dass die Autoindustrie zu großen Teilen neue Motoren entwickeln müsste, damit diese ausschließlich mit E-Fuels fahren können" ?

      • @meerwind7:

        Da ist ein neues "Dieselgate" schon vorprogrammiert. Das bescheissen wäre aber viel einfacher und man kann ja nicht bei jedem Spritkauf einen staatlichen Konrolleur dabei haben? Allerdings: Arbeitsplätze wären das auch!

    • @Normalo:

      Sehr richtig. Allerdings braucht man dann eine Übergangsphase für die Markteinführung - sonst hat man 2038 hundert Millionen Gebrauchtautos, die plötzlich nicht mehr bewegt werden können, oder eben doch eine Gesetzesänderung in der letzten Minute.



      Eine e-Fuel-Quote in Bezug zum Spritverbrauch wäre eine gute Lösung. Die sollte schon jetzt eingeführt werden und sukzessiv eine höhere Beimischung gewährleisten.

    • @Normalo:

      Weil bis dahin noch viele Leute ohne großen Geldbeutel alte Verbrenner fahren.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Warum sollten gerade Leute ohne großen Geldbeutel ein Auto fahren, der in der Unterhaltung pro km dann ein Vielfaches kosten würde?

        Ein bisschen mehr "FDP" bei der Beurteilung der Debatte könnte nicht schaden. Stromer fahren heute schon günstiger. EFuels sind teurer und für Nischen geeignet. Armut ist da keine Nische.

  • Die FDP ist auch nur noch Blockade Partei

    • @pablo:

      Gerade habe ich eine Petition unterzeichnet, die den FDP-Verkehrsminister zum sofortigen Rücktritt auffordert, denn von Vernunft scheint er bei aller Freude an freiheitlichen Gedanken nicht unbedingt geleitet zu sein.

      Alternativen zu entwickeln und an Wunschzetteln zu basteln ist in unserer Demokratie jedem erlaubt. Es gibt sogar Wege, diese zu finanzieren. Aber Freiheit birgt auch Risiken, die nicht der Allgemeinheit zugemutet werden dürfen, wenn diese nicht ebenso an den Gewinnen teilhaben darf. Das verschweigt die FDP allzu gerne.



      Im Übrigen:



      Ihrer Feststellung stimme ich zu.

  • Der VDA hat den Gegenentwurf sicher schon Wissing hingelegt. Das Sahnehäubchen wird dann die Definition von CO2-neutral sein: mglw ein Ablasshandel - Wer x Mio Bäume pflanzt, darf x Verbrenner verkloppen.

    • @Lieblich:

      Nein, das läuft anders: "wer verhindert, dass Millionen Bäume gefällt werden, darf CO2 emittieren"

      Und das kann man beliebig hintricksen. Wird gemacht. Fakt.

  • Wird sich m.M. nach von selbst erledigen weil Efuel so knapp und nicht überall erhältlich sein wird daß niemand sich einen neuen Verbrenner mehr zulegen wird.

    • @FottoPitter:

      Solange in der Erde noch irgendwo fossile Brennstoffe lagern, wird es Menschen geben, die sie rausholen und versilbert wollen. Den Geist bekommt man nicht wieder zurück in die Flasche. Gier frisst Hirn!

  • Immer mehr Bürger fordern von den Klimaklebern, dass sie sich mit ihren Forderungen direkt an die Politiker richten sollen.



    Also verstehen die Bürger die Aktionen, wollen aber nicht selbst belästigt werden.



    Es ist also keine Erpressung, was von der letzten Generation gefordert wird, sondern die Politik lügt sich mit diesem dümmlichen Erpressungsvorwurf ihre Verzögerungspolitk zurecht. Nota Béne

  • @PERKELE

    Die FDP ist nicht technik-affin. Die weiss gar nicht, was Technik ist.

    Sie tut nur so.

    • @tomás zerolo:

      Die FDP ist wohl vor allem bildungsaffin und denkt das kluge Menschen kluge Lösungen finden. Technik-affin sind nur Männer, die sich wie blöd darum streiten, dass es nur eine technische Lösung gibt. a la "Du willst 5% EFuels Lösungen zulassen!?? Du Verräter!"

    • @tomás zerolo:

      ...und fährt am lieben Porsche oder SUV's..

      • @noevil:

        Porsche gehört zu VW nd VW ist der drittgrößte Hersteller Weltweit von E-Autos.

        Und die größte Wählergruppe der FDP waren Jungwähler. Wohl kaum Porschefahrer.

  • Wenn sich Klima-Bla-Bla-Wissing durchsetzt, so bereitet er dem Betrug den Weg. Es scheint, als sei das auch genau das Ziel. Gerade die sonst so technik-affine FDP sollte wissen, dass die Entwicklung eines Kontrllmechanismus überhaupt kein Problem ist. Das sagen Experten übereinstimmend. Das Problem ist, dass die E-Fuels wahrscheinlich viel zu teuer sein werden und man dann mit billigerem Benzin oder Diesel einfach den Bla-Bla-Klimaschutz ignoriert. Wie tief kann eine Partei noch sinken???

    • @Perkele:

      "Das Problem ist, dass die E-Fuels wahrscheinlich viel zu teuer sein werden und man dann mit billigerem Benzin oder Diesel einfach den Bla-Bla-Klimaschutz ignoriert."

      Eben! SDas sagt doch auch die FDP. Worüber regen Sie sich also auf? EFuels sind nur für Nischen-Lösungen. Wie lange will man dies noch bestreiten.?

    • @Perkele:

      @ Perkele, gut erkannt, es geht der FDP gar nicht um E-Fuels, sondern um möglichst einfach zu betrügen und in die Porsches von Lindner & Co konventionellen Sprit einzufüllen.

      Man stelle sich vor: Ab 2035 werden also Autos gebaut, die sowohl mit E-Fuel als auch konventionellem Sprit betankt werden können.



      So nun fährt der Besitzer eines solchen Autos an die Tankstelle: rechts ist der konventionelle Sprit mit 2€/l . links gibts E-Fuel für 6 oder 8€/l. Was wird der Mann wohl machen????

      • @Heinz Kuntze:

        ...Sie sind ja voll der Optimist - 2035 - hier in Deutschland - Ihr angedachtes Szenarium etwa in einem Bundesland ohne Überschwemmungen und ohne Hitzevollschäden - hmmm...

  • @MARC ABER

    Einverstanden. Ausser... dass Wissing durchaus weiss, was er tut.

    • @tomás zerolo:

      ...oder tun muss.. ?

    • @tomás zerolo:

      oh man, ich befürchte das stimmt.



      Wir werden ja irgendwann sehen welche Vorstandsposten jetzt schon ausgehandelt wurden.

      • @Marc Aber:

        👍👍

  • wenn das Durchgeht ist die EU mMn nur noch die Hälfte wert.

    Kann man diesen politischen Versager, dessen Kopf so tief im A... der Verkehrslobby steckt, dass er nichts mehr sieht, irgendwie aufhalten?



    Kann man gegen unfähige Politiker klagen? Oder zumindest per Petition die Absetzung fordern? Irgendwas muss die Zivilgesellschaft doch machen können.

    • @Marc Aber:

      ..in guter Tradition!

    • @Marc Aber:

      Aber Marc, du weißt doch wie das im Kapitalismus ist: It's not a bug, it's a feature!



      Es ist genau so und nicht anders vorgesehen.

    • @Marc Aber:

      Schauen Sie mal nach Frankreich...