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Corona in OstdeutschlandNicht krisentauglich

Gastkommentar von Paula Piechotta

Die Pandemie zeigte, wie fatal mangelndes Vertrauen in die Politik sein kann. In Ostdeutschland hat eine Minderheit das Leben aller verschlechtert.

Eine der vielen Demonstrationen gegen Corona -Maßnahmen im Mai 2021 Foto: Imago

D rei Jahre nach dem ersten Lockdown ist es verständlich, dass viele einen Schlussstrich unter alle Corona-Debatten ziehen wollen. Doch die Pandemie hat uns im Osten vor Augen geführt, wie mangelndes Vertrauen in Politik und fehlende Durchsetzbarkeit demokratischer Entscheidungen in einer Krise doppelt destruktiv werden. Sind ostdeutsche Gesellschaften in Krisenzeiten überhaupt noch ausreichend handlungsfähig?

Es überrascht niemanden, dass die Stärke rechter Parteien und das fehlende Vertrauen in Politik das Regieren in Ostdeutschland generell schwieriger machen. Aber am Ende wählen auch in allen ostdeutschen Ländern die Menschen mehrheitlich demokratische Parteien und können darauf vertrauen, dass ihr Lebensalltag nicht unmittelbar von der AfD geformt wird. Das war mit Corona anders.

Leben aller deutlich verschlechtert

Paula Piechotta

ist Co-Sprecherin der Landesgruppe Ost der grünen Bundestagsfraktion und Abgeordnete. Außerdem ist sie Ärztin und Initiatorin des Impfpflicht Ü50-Kompromisses.

Egal ob sehr viel niedrigere Impfraten oder sehr hohe Sterbezahlen: Die signifikant schlechtere Akzeptanz von Schutzmaßnahmen in einem Teil der Bevölkerung hatte Konsequenzen für die Gesamtheit aller Bürger_innen – allein schon dadurch, dass die allgemeine Lebenserwartung in Ostdeutschland sehr viel dramatischer gesunken ist als in Westdeutschland.

Die Minderheit hat es vermocht, das Leben aller deutlich zu verschlechtern.

Damit wurde über den Haufen geworfen, was viele Menschen heute noch in Ostdeutschland hält: Dass man nämlich 30% AfD im eigenen Bundesland relativ gut ausblenden kann, wenn das eigene Alltagsleben in Potsdam oder Dresden davon nicht unmittelbar beeinflusst wird.

Hier ist neue Unsicherheit entstanden, auch darüber, wie stark sich Nichtwähler_innen für rechte Parteien mobilisieren lassen und welchen Einfluss eigentlich Ost-Ministerpräsidenten haben, die öffentlich „autoritäre Maßnahmen des Staates“ einfordern – und damit die demokratische Legitimation von Entscheidungen gleich selbst infrage stellen.

Die nächsten Krisen stehen vor der Tür und damit die Frage, ob ostdeutsche Gesellschaften stark genug sind, diesen Krisen sinnvoll zu begegnen.

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46 Kommentare

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  • "Nein. Man glaubt einfach aus Prinzip nicht was die Regierung einen als "gut und richtig" auftischt und nimmt an dass das Gegenteil richtig ist. Und das gilt für alle Parteien gleichermaßen."



    Seh ich anders, worüber "wir" reden sind des, was so allgemein als "Jammerossis" bezeichnet wird; also die, die nur meckern, alles schlechtreden und deren gesellschaftliches Engagement damit erschöpft ist. Daß deren Anteil in Abwanderungsgebieten höher ist und deren "Weltbild" verschoben, daraufkönnen wir uns einigen *lol*.

  • 6G
    675370 (Profil gelöscht)

    Lt. des Artikels hat es „die Minderheit vermocht, das Leben aller deutlich zu verschlechtern“. Meines Wissens waren die Demonstrationen gegen Schulschließungen maßgeblich im Osten. Mittlerweile räumt auch fast der letzte Politiker (und Virologe) ein, dass man damals deutlich übers Ziel hinausgeschossen ist. Und dass die Spätfolgen für die Kinder/Schüler nun deutlich größer sind, als es ohne Schulschließungen der Fall gewesen wäre.

    Meines Wissens war auch im Osten der Widerstand gegen die Impfpflicht am größten. Nun räumt sogar Karl Lauterbach ein, dass die angeblich völlig nebenwirkungsfreie Impfung zum Teil massive Folgeschäden hinterlässt.

    Vielleicht hat „der Osten“ auch nur ein besseres Gespür, wozu Grundrechtseinschränkungen führen können. Vielleicht sollte man „dem Osten“ gerade für seine Rolle in der Corona-Pandemie dankbar sein, dass hier für eine ausgeglichenere Ansicht zwischen Freiheit und Leben plädiert wurde. Vielleicht war man sensibler für diktatorische Entwicklungen, wenn Karl Lauterbach am Ende der Pandemie sinngemäß sagte „nun haben wir 2 Jahre Grundrechte eingeschränkt, da kommt es auf vier Wochen auch nicht mehr an“.

    Ein mittlerweile mehrfach gelesenes Zitat – zuletzt von K. Körting im Freitag – sollte vielleicht den künftigen Diskurs prägen: „In der Corona-Zeit wollte man um jeden Preis Leben retten und opferte dafür die Freiheit. In der Ukraine-Krieg-Zeit will man um jeden Preis „die Freiheit“ retten und opfert dafür Leben. In beiden Zeiten gilt als moralisches Verhalten, Andersmeinenden die Moral abzusprechen.“

    Während eine ganze Reihe anderer Medien mittlerweile ihre eigene – zum Teil völlig unreflektierte – („Regierungs-)Linie mittlerweile beginnen, kritisch zu hinterfragen, kommt die taz mit pseudointellektuellen Verrenkungen, um den Osten mal wieder zu bashen.

  • Merkwürdiger Artikel. Ich lebe in Ostdeutschland. Welche Minderheit hat denn mein Leben konkret verschlechtert? (bin übrigens geimpft, damit keine Mißverständnisse aufkommen)

    "Damit wurde über den Haufen geworfen, was viele Menschen heute noch in Ostdeutschland hält: Dass man nämlich 30% AfD im eigenen Bundesland relativ gut ausblenden kann, wenn das eigene Alltagsleben in Potsdam oder Dresden davon nicht unmittelbar beeinflusst wird."

    Diesen Abschnitt habe ich mir mehrfach durchgelesen. Kann denn Sinn dahinter nicht erkennen. Was ist damit gemeint? Sonst würden die anderen 70% auswandern? In den Westen?

    • @Chemiker:

      Ja, ich habe das so gedeutet, dass die Corona- Maßnahmen-Renitenz auch das Leben derer tangiert hat, die bisher in den Städten die Rechtstendenzen ausblenden konnten und dass diese Leute nun unsicher sind, ob es sich in Ostdeutschland wirklich leben lässt.

  • "Dass man nämlich 30% AfD im eigenen Bundesland relativ gut ausblenden kann"

    Gut, dass die AfD in den neuen Ländern wesentlich stärker ist, als in den alten, hat mehrere Ursachen. Geht bei den vielen Wendeverlieren los, bei der unzureichenden Demokratisierung der älteren Generationen, den immer noch hohen Gehaltsunterschieden mehr als 30 Jahre nach der Wende, massiver Landflucht in der Provinz, eklatanter Untereräsentation Ostdeutscher in Führuntgsgremien, etc. weiter. Und es hat nicht zuletzt auch was mit der Schwäche der Linken als Alternative zu den Volksparteien zu tun.

    Aber, die Zahlen sollten doch von Politikern halbwegs korrekt zitiert werden. 30% AfD gibts in keinem Bundesland. In Sachsen und Thüringen sinds 24, in S-A sind 21, in Brandenburg 18 und in MV 18,5. Natürlich alles viel zu hoch, aber in keinem Landtag sind da auch nur ein Viertel AfDler, geschweige den ein knappes Drittel.

    Und das ist auch ein wunder Punkt. Nämlich, dass sich Viele nicht ernstgenommen fühlen und die Politik generell für unehrlich halten.

    • @Deep South:

      Ich fühle mich von der Politik auch nicht ernstgenommen und halte Politiker (bis auf wenige Ausnahmen) für opportunistisch und damit geradezu zwangsläufig unehrlich, aber deswegen wähle ich keine rechtsradikale Partei.

      • @BluesBrothers:

        Geht mir ähnlich. Das soll auch keine Ausrede sein. Aber das ist ja nur ein Punkt unter Vielen, den ich aufgezählt habe. Man kann sicher sein, dass nicht nur unter den AfD Wählern ein Vertrauensverlust in die Politik vorhanden ist.



        Die großen Fehler wurden in den 90ern gemacht. "Hier ist die Freiheit, jeder ist seines Glückes Schmied.Blühende Landschaften." Billig verhökerte Unternehmen, Massenarbeitslosigkeit, Landflucht. Städte wie Chemnitz haben in den 15 Jahren nach der Wende knapp ein Drittel der Einwohner verloren. Die Jugend, die Progressiven, die Unternehemer. Die Provinz ist teilwse komplett ausgeblutet, heute hoffnungslos überaltert. Laut Statistik aktuell die ältetse und männerüberschüssigste Region Europas. Und im Westen gescheiterte Polit-Existenzen wie Biedenopf haben schwadroniert "meine Sachsen sind immun gegen Rechtsextremismus".

        In dem Artikel schwingt eine gewisse Überheblichkeit mit und die drückt sich halt auch darin aus, dass man mal eben ein Drittel "der Ossis" zu AfD Wählern macht.

  • Dieser Beitrag eines hochrangigen Mitglieds der Grünen, liefert zumindest eine sehr plausible Erklärung, weshalb die Partei in den östlichen Ländern so schlecht abschneidet.

    • @alterego:

      ja klar, Viele trauern halt immer noch der relativen Sicherheit in der Diktatur nach. Demokratie ist halt anstrengender.

  • taz, lasst doch mal jemanden vom "Osten" über die Westdeutschen herziehen. Würde mich als Südwestdeutsche interessieren.

    • @resto:

      Einfach mal Wischmeyer, der Wessi googeln, sagt alles ( hat ebenso auch dem Ossi den Spiegel vorgehalten und in BEIDEN Fällen auf seine gewohnt bissige Art recht)

    • @resto:

      falls jemand hier in der taz über Menschen "herziehen " wollte, würde die taz den Artikel sicher nicht veröffentlichen!

      • @felixul:

        Na da sollte man ehrlich sein, Ossi- oder Sachsen-Bashing (eingepackt bzw .versteckt in berechtigter Kritik am Osten) wird schon gerne mal in der TAZ gebracht. Das wird dann auch regelmäßig in den Kommentaren bemerkt und kritisiert.

        • @Müller Christian:

          Kritik wird leider immer mehr als "Bashing" bezeichnet. Der "Deutsche" scheint nicht mehr kritikwürdig zu sein.

  • Fehler machen nicht nur die Ostdeutschen... das ist der Dame offensichtlich nicht klar.

    • @Christian Ziems:

      Vielleicht sollten Sie sich den Kommentar noch einmal in Ruhe durchlesen. Das Thema ist nicht, ob irgendwer Fehler gemacht hat, sondern wie fatal mangelndes Vertrauen in die Politik sein kann. Das allerdings konnte sich am Verhalten vieler in Ostdeutschland ablesen!

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Mangelndes Vertrauen - oder Misstrauen bis hin zu offener Feindseligkeit - in Institutionen der Demokratie sind ein schwerwiegendes Problem, ja. Das am Beispiel Corona und nur an Ostdeutschand festzumachen ist methodisch fragwürdig. Der Artikel müsste viel stärker herausstellen, dass das nur ein Beispiel sein soll.

    Wenn man beim Beispiel Corona-Maßnahmen bleibt, gab es in der ganzen Republik Mutmaßer und Argwöhner, dass es sich letzlich nur um eine Verbotsorgie zum ökonomisch Besten von "Big Pharma" handelt. Und die waren nicht auf die Afd beschränkt. Mehr Misstrauen in Gesundheitsministerium und Seuchenbekämpfung kann ich mir gar nicht vorstellen.

    Und wenn man dann beim Beispiel Ost-Deutschland bleibt, woran liegt es denn nun genau, dass die Grünen politisch in der Ex-DDR praktisch keine Rolle spielen? Abgesehen vom offensichtlichen Sonderfall Berlin?

    Der Artikel scheint nahezulegen, dass die Stärke eines politischen Gegners der Grünen das größte Problem sein soll. Da würde ich gerne ein paar bessere Thesen und Antworten lesen.

    • @04405 (Profil gelöscht):

      Sie blenden aus, dass die Grünen vor allem durch die Umweltbewegung überhaupt erst zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft geworden sind. Und die Umweltbewegung bzw. Klimabewegung war und ist vor allem dadurch gekennzeichnet, staatlichen Institutionen gerade nicht zu vertrauen, sondern bestimmte Energieerzeugungsformen, Verkehrsmittel, Chemikalien, Technologien, Methoden der Landwirtschaft, die von staatlichen, also demokratisch legitimierten Institutionen als unbedenklich bewertet wurden bzw. werden, als umweltschädlich, klimaschädlich, gesundheitsschädlich u. ä. zu bewerten.

      • 0G
        04405 (Profil gelöscht)
        @Budzylein:

        der Einsatz von Technologien und Energieerzeugungsformen usw. sind politische Entscheidungen. Keine staatliche Institution kann irgendwas für unbedenklich erklären, die Wissenschaft entwickelt sich grundsätzlich immer weiter. Das Problem ist wohl eher, grundsätzlich zu vermuten dass irgendwelche unlauteren Motive hinter konkreten Entscheidungen verborgen sind. Meistens ist es viel einfacher: Unwissenheit. Konnte man in der Corona-Krise im Zeitraffer sehen, in der Klimakrise im Zeitlupen-Tempo.

        Der frühzeitige Atomausstieg und sehr späte Kohleausstieg wird z.B. vielfach als Fehler bewertet.

    • @04405 (Profil gelöscht):

      Das Problem ist vor allem die Demokratiefeindlichkeit, die sich durch das Verhalten Vieler im Osten Deutschlands gezeigt hat!

    • @04405 (Profil gelöscht):

      Das Problem ist vor allem die demokratiefindlichkeit, die sich gezeigt hat!

  • Mein Kommentar so kein Freibrief für Querdenker werden, aber die Autorin hat eine eigenwillige Defintion von krisentauglich, nämlich einfach das zu tun was angeordnet wird. Die Grundrechtseingriffe waren teilweise massiv und nun auch nicht immer Ergebnis demokratischer Verhandlungsprozesse, sondern wurden tlw. einfach als Verordnung platziert.



    Gleichzeitig zeigen die Zahlen auch, dass die Corona-Toten überproportional der Altersklasse 60+ angehörten, in Verbindung mit einem deutlich höheren Durchschnittsalter in Ostdeutschland kann auch eine mögliche Erklärung sein, die hohe Sterbezahlen zuätzlich begünstigt hat.



    Ich mag im Nachhinein derzeit nicht beurteilen, ob die Maßnahmen die getroffen wirklich sinnvoll waren, wenn man sich die nach und nach zu Tage tretenden Folgeerescheinungen ansieht.

    • @unbedeutend:

      "Die Grundrechtseingriffe waren teilweise massiv" ???



      In NRW hatte ich während der Pandemie keinerlei Grundrechtseingriffe!



      Im Gegenteil, ich war dankbar, dass alles dafür getan wurde uns zu schützen!

      • @felixul:

        Die Freizügigkeit wurde ebenso wie die Versammlungsfreiheit eingeschränkt, darüber hinaus tlw. auch die Unverletzlichkeit der Wohnung - alles drei geschützte Grundrechte. Schön wenn Sie es für sich so deuten, als wären es keine Grundrechtseingriffe gewesen - faktisch sind es jedoch welche.

        • @unbedeutend:

          Die Krisentauglichkeit der Bürger hätte sich gezeigt, dass er diese "Einschränkungen" von sich aus zum Schutz seiner selbst und seiner Lieben getroffen hätte. Deshalb war es für mich keine staatliche Einschränkung, weil es eh mehr als vernünftig war.



          Die Regierungen sind nur ihrem Eid gefolgt, "Schaden vom Volk abwenden", übrigens demokratisch legitimiert. Insofern war alles demokratisch!

          • @felixul:

            Dann ist es für sie persönlich eben keine staatliche Einschränkung, wie geschrieben handelt es sich dennoch um Eingriffe in die Grundrechte (s. Grundgesetz) - da kann es eigentlich auch gar keine zwei Meinungen geben.

            Und ihr Take, dass eine demokratisch legitimierte Regierung per se immer demokratisch handelt, ist unzutreffend. Sonst würde das BVerfG und andere Verwaltungsgerichte nicht in schöner Regelmäßigkeit Gesetze etc. kassieren. Hoffen wir mal, dass irgendwann nicht die AfD demokratisch legitimiert Schaden vom Volk abwenden will. Mit ihrer Rechtsauffassung wären die Folgen fatal.

  • Kindisch! Es ist einfach kindisch, sich gegen Autoritäten aufzulehnen, nur weil sie Autoritäten sind. Inhalte spielen da keine Rolle. Es gibt in den neuen Bundesländern dazu noch ein anderes Phänomen: die geringe Bereitschaft zu Solidarität. Man sehe sich als Beispiel doch mal die Zahlen an, was die Bereitschaft zu Organspenden oder Knochenmarksspenden betrifft. Im Osten deutlich schwächer.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Im Prinzip haben Sie Recht. Aber wenn die Autoritäten für ihre Aufgaben nicht hinreichend kompetent sind, ist ein gesundes Misstrauen durchaus angebracht.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Wenn es kindisch ist sich gegen Autoritäten aufzulehnen, was halten Sie dann von der LG ??

      • @Günter Witte:

        Meine Güte es wird nicht das Auflehnen gegen Autoritäten als kindisch bezeichnet sondern das Auflehnen gegen Autoritäten weil es Autoritäten sind.

  • Dieser Artikel hat mich erst einmal sprachlos gemacht.



    Mit welcher Verachtung und Angehobenheit über Menschen gesprochen wird.



    So fangen Kriege und Konflikte an.



    Dann fand ich die politische Ausrichtung und dachte, ja, das passt.



    Ist schliesslich das Vorgehen in den eigenen Reihen.



    Bin 3 mal geimpft und wohne in Westen und war auch mal grün.



    Damit keine Missverständnisse aufkommen.

  • 6G
    675385 (Profil gelöscht)

    Die niedrigen Impfraten sind bekannt, aber wo sind die Belege für die angeblich höheren Sterberaten?

    • @675385 (Profil gelöscht):

      Warum der Zusammenhang zwischen Impfquote und Übersterblichkeit nicht kausal ist:



      (www.hardingcenter....rious-correlation).



      Hinsichtlich der Impfraten ist zu bedenken, dass sie sich bei den Ü60ern nicht sehr deutlich zwischen Ost und West unterscheiden (siehe Excel-Datei unter www.rki.de/DE/Cont...enmonitoring.html). Während der Versuch, kausale Zusammenhänge im Hinblick auf "Nebenwirkungen" und Impfung zu ziehen, richtigerweise kritisiert wird, war man bei der Beurteilung der positiven Effekten etwas freizügiger . Und wenn auch hier die Prognosen nicht mit der Realität übereinstimmten, wurde das



      (missverstandene) Präventionsparadox bemüht, wonach ein Erfolg nicht sichtbar sei, weil die Intervention ja gewirkt habe. Natürlich kann man so argumentieren, aber salopp gesagt: nur weil man gesund ist, heißt das noch lange nicht, dass die Medizin gewirkt hat. Ich bin übrigens eine absolute Befürworterin der Impfung, aber Behauptungen wie "Die Minderheit hat es vermocht, das Leben aller deutlich zu verschlechtern." sind aus medizinisch-epidemiologischer Sicht unhaltbar.

    • @675385 (Profil gelöscht):

      Zitat aus der folgenden Pressemitteilung des idw (idw-online.de/de/news786629)



      ".. d.h. dass mit einer hohen Impfquote eine vergleichsweise niedrige Übersterblichkeit einhergeht. Das Bundesland Bremen hat mit der höchsten Impfquote von 80,9% eine Übersterblichkeit von 1,44%, während in Sachsen mit der niedrigsten Impfquote von 58,7% die Übersterblichkeit bei 14,67% liegt..."

      • @Margaritos von Bucatini:

        Das ist sicher richtig. Für die Statistik spielt aber auch eine Rolle, dass der Alterschnitt und die Bevölkerungsgruppe der über 60jährigen in Sachsen wesentlich größer ist, als in Bremen.



        Nebenbei ist die Impfquote in Bayern niedriger als die in MV. Und bei den Corona-Toten je 1000.000 EW, schneidet MV am fünftbesten ab. Nur die 3 Stadtbundesländer und Rheinland Pfalz sind da besser.

        Aber die Autorin spricht pauschal von Ostdeutschland.

  • All das Beschriebene sind immer noch Nachwehen einer verkorksten Wiedervereinigung (die ja defacto eine Übernahme war):



    - Die Zivilgesellschaft (u.a. der runde Tisch) und auch die letzte Regierung der DDR wollten etwas anderes, hatten eigene Ideen. Wie wir heute wissen, wurde dies von Kohl nicht akzeptiert.



    - Die CDU hat die Wahl 1990 zwar gewonnen, aber letztlich hatten sich die DDR - Bürger kaufen lassen, sie wollten die D-Mark und haben die bekommen. Leider haben sie die D-Mark mit Freiheit gleichgesetzt.



    - Nach der Wende kam die Ernüchterung. Arbeitslosigkeit, windige Geschäftsleute, Betrug waren an der Tagesordnung. Und wieder die Enttäuschung durch die Politik



    - Zusätzlich gab es einen Identitätsverlust, der bis heute anhält.



    - Heute werden alle Sphären des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens von Menschen aus den westlichen Bundesländern dominiert, Politik, Bildung und Wirtschaft is in komplett westlicher Hand.



    - Reichtum und gesellschaftliche Stellung werden vererbt, Vitamin B ist im vereinigten Deutschland sogar noch wichtiger als in der damaligen DDR. Die Ostdeutschen spielen hierbei keine Rolle.

    Woher soll das Vertrauen denn kommen?

    • @Jens Barth:

      Nicht zu vergessen sind die westlichen "Exportschlager" (man kann sie auch rechtsnationale Bauernfänger nennen), die nach der Wiedervereinigung den Osten heimsuchten, wie Höcke, Kalbitz, Kühnen etc., und die Gunst der Stunde nutzten.

  • Leider sind Krisen und Kriege meiner Meinung nach in vielem ähnlich. Die Frage ist, wie man sie am besten bewältigt.Bis man jede Entscheidung demokratisch ausverhandelt hat, ist man vermutlich schon von Krise / Gegner überrannt. Aktuell stecken wir in der Klimakrise und unsere Gegenwehr (die ja von wissenschaftlicher Seite nocb als möglich erachtet wird) wird komplett zerredet und zerlegt, tja

  • "Jaja, nun kommt wieder Ost-Bashing" -- so hört man das des öfteren, wenn über die rechtsnationale Situation geredet wird. Und ja: Das ist es auch. Mit Absicht. Weil man genau das oben gesagte "ausblenden", "sonst ist er doch ein netter Kerl", "irgendwo hatter ja Recht", und die ganzen anderen Rechtfertigungsparolen derjenigen, die den Kontakt und Umgang mit Nazis weder einstellen noch sich eindeutig dagegen positionieren, nämlich als das bennent was es ist:



    Es ist ein erlerntes Verhalten auf "die da oben" zu schimpfen. Selbst klar zu benennen was vor der eigenen Haustür schiefläuft... das trauen sich nur wenige. Und die sind werden dann noch als Querulanten von den "Stillen" beschimpft.

    Erlebe ich bei jedem Besuch in den östlichen Provinzen ganz genau so. Vor allem die älteren am Tisch trumpfen mit Hörensagen auf; die Mittelalten schweigen (mehrheitlich) oder stimmen auch zu. Und wenn man dagegen argumentiert ist man einer von den Sch***wessis die keine Ahnung haben.

    Kann man Bashing nennen, ich nenne es Erfahrungsbericht.

  • Die Autorin muss sehr naiv sein - spätestens als gegen die Montagsmarschierer in meiner Kleinstadt im Süden von SaA nur die drei ansässigen von der Antifa standen, die Öffentlichkeit schwieg, die kommunale Politik schwieg, die regionalen Postillen schwiegen....



    Spätestens dann war klar, dass wir längst in Sippenhaft sind.



    Bis zur nächsten rechten Denkfabrik ist es immer nur ein Steinwurf.



    Die Wahl eines rechten Direktkanditen konnte nur mit viel zusammen gebissenen Zähnen verhindert werden - 300 Stimmen waren es am Ende.

  • Letztlich ist dies alles eine Funktion der sozio-demografischen Entwicklung nach 1990, also die überproportionale Abwanderung des jungen, progressiven Teils der ex-DDR Bevölkerung.



    Ich finde die impfskeptische Haltung meiner älteren ostdeutschen "Landsleute" trotzdem bemerkenswert, weil man in der DDR sehr stolz auf ihre hohe Impfqutoten war und dies als Beweis des überlegenen (zentralisierten) Gesundheitssystems angesehen hat - die sozialistisch-fortschrittliche Ratio siegt über den noch fast ständisch organisierten, kleinteiligen Homöopathie-Aberglauben im Westen.

    Ein bischen Stichelei zum Schluss: gerade die westdeutscheste aller Parteien - die Grünen aber auch ihr Umfeld wie hier in der taz - fällt bis heute durch ein sehr ausgeprägtes Denken in westdeutscher Leitkultur auf und hat durchaus Anteil an dem Verdruss im Osten. Nach 50 Jahren SED-Schwachsinn hat man im Osten feine Antennen für Propagandaheuchelei und steht allen als "alternativlos" präsentierten top-down-Maßnahmen inkl. rigorosen Moralisierungen sehr skeptisch bis zynisch gegenüber.

    • @Chris McZott:

      Ob der abgewanderte Teil durch die Bank progressiv war/ist, halte ich für ne steile These.



      "Nach 50 Jahren SED-Schwachsinn hat man im Osten feine Antennen für Propagandaheuchelei und steht allen als "alternativlos" präsentierten top-down-Maßnahmen inkl. rigorosen Moralisierungen sehr skeptisch bis zynisch gegenüber."



      Genau, deswegen "hat man im Osten" auch ein Faible für komische "Rechtskonservative" und nebenbei ist "man" Putinfreund oder -in weil "man" denkt, daß auf Grund der DSF "man im Osten" der doodaale Rußlandkenner ist.



      Und "dem Ossi" hätten die "top-down-Maßnahmen" in der Corona-Pandemie auch so präsentiert werden müssen, z.B. daß die Polizei martialisch aufgetreten wäre um die Einhaltung der Maßnahmen nachdrücklich einzufordern.



      Und um mal meine Theorie zu bringen; die Leute sone halbe Generation vor mir und älter (ich->47 und Ossi) haben ziemlich schnell mitgekriegt, daß die sich zu billig haben kaufen lassen und jammern deswegen immer noch rum obwohl die so gewählt haben: de.wikipedia.org/w...lkskammerwahl_1990



      Und das mit der Demokratie "hat man im Osten" noch weitaus weniger kapiert wie "man im Westen" und da finde ich das Demokratieverständnis vieler Mitbürger schon bedenklich...

      • @Hugo:

        "Ob der abgewanderte Teil durch die Bank progressiv war/ist, halte ich für ne steile These."

        Über "durch die Bank" kann man streiten. Die Fakten sind: je jünger, weiblich(er) und gut ausgebildeter, desto höher die Wahrscheinlichkeit zum Abwandern. In den 90er galt das noch mehr als heute.

        Genau, deswegen "hat man im Osten" auch ein Faible für komische "Rechtskonservative" und nebenbei ist "man" Putinfreund oder -in weil "man" denkt, daß auf Grund der DSF "man im Osten" der doodaale Rußlandkenner ist.

        Nein. Man glaubt einfach aus Prinzip nicht was die Regierung einen als "gut und richtig" auftischt und nimmt an dass das Gegenteil richtig ist. Und das gilt für alle Parteien gleichermaßen.



        Ob das schlau ist, steht auf einem anderen Blatt.

        "Und das mit der Demokratie "hat man im Osten" noch weitaus weniger kapiert wie "man im Westen" und da finde ich das Demokratieverständnis vieler Mitbürger schon bedenklich..."

        Das habe ich auch nicht gesagt. Meine Meinung ist, dass die politische Landschaft im Osten eine Folge der sozio-demografischen Struktur ist. Und die ist nunmal "entmischt", da überproportional junge, gebildete und kreative abwandern. Der Ossis "ansich" ist nicht anders der Wessi. Wäre ja auch sonst Rassismus.

  • Nicht *nur* Ostdeutsche. Dort war es nur am deutlichsten.

    Auch in Westdeutschland hatten wir 16% AfD, und die große Seuchenträgerdemo auf der Fernsehteams angegriffen wurden war in Stuttgart: www.rnd.de/medien/...J2YGZLAF55GV4.html

    • @Arne Babenhauserheide:

      Jetzt kommen Sie aber mit Fakten.