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EU beschwert sich bei Pharmakonzernen„Nicht hinnehmbar“

Erst kündigte Pfizer Lieferschwierigkeiten an, dann AstraZeneca. Jetzt hat noch Pharmakonzern Merck seine Impfstoff-Entwicklung abgebrochen.

Boris Johnson demonstriert stolz, dass es in Großbritannien offensichtlich keine Lieferprobleme gibt Foto: Stefan Rousseau/reuters

Brüssel taz | Angesichts zunehmender Probleme bei der Lieferung von Corona-Impfstoffen nach Europa bemüht sich die EU-Kommission um Schadensbegrenzung. Behördenchefin Ursula von der Leyen schaltete sich am Montag persönlich in den Streit mit dem britisch-schwedischen Pharmakonzern Astra-Zeneca ein. In einem Telefonat mit Firmenchef Pascal Soriot bestand sie auf Einhaltung der Lieferzusagen.

Der Hersteller, der Großbritannien seit Wochen versorgt, hatte am Freitag mitgeteilt, dass er der EU zunächst weniger Corona-Impfdosen liefern könne als vorgesehen. Grund seien Probleme in „einem Werk in unserer europäischen Lieferkette“. Ein EU-Vertreter sagte, es gehe um einen Ausfall um 60 Prozent auf nur noch 31 Millionen Dosen. Dies will von der Leyen nicht hinnehmen.

Die Kommissionschefin erinnerte nach Angaben eines Sprechers daran, dass die EU „im Vorfeld beträchtliche Summen in das Unternehmen investiert“ habe, um sicherzustellen, dass die Produktion in Gang kommt. Deshalb müsse AstraZeneca nun die vereinbarten Impfdosen liefern. Die EU behalte sich rechtliche Schritte vor, hieß es in Brüssel.

Am Nachmittag traf sich die EU-Behörde mit den 27 EU-Staaten zu einem Krisentreffen. Der Vertrag mit AstraZeneca war, wie alle anderen Impfstoff-Deals, in enger Absprache mit den Mitgliedsstaaten ausgehandelt worden. Darauf weist die EU-Kommission regelmäßig hin, wenn etwas schief geht – wie auch jetzt wieder. Man sitze in einem Boot, heißt es in Brüssel mit Blick auf die Pannenserie.

AstraZeneca ist nicht der einzige Problemfall. Zuvor hatte auch der US-Konzern Pfizer angekündigt, die Lieferungen nach Europa einzuschränken. Dadurch geraten die EU-Staaten immer mehr ins Hintertreffen. Andere Länder wie die USA, Großbritannien und Israel sind nicht nur bei der Impfung wesentlich schneller als die Europäer – dort scheint es auch keine größeren Lieferprobleme zu geben.

Kurz vor der Zulassung

Woran das liegt, darüber kann man nur spekulieren – denn die EU weigert sich, die Verträge offenzulegen. Eine Vermutung lautet, dass Brüssel zu wenig Geld in die Hand genommen und den Impfstoff zu spät bestellt hat. Ein weiteres Problem ist, dass die EU bei der Zulassung hinterherhinkt. So will die Europäische Arzneimittelagentur erst am Freitag das Vakzin von AstraZeneca genehmigen.

Der Streit dreht sich also um die Lieferung eines Impfstoffes, der noch gar nicht zugelassen ist – eine absurde Situation. AstraZeneca hatte hatte zwar zugesagt, mit der Produktion schon vor der EU-Zulassung zu beginnen. Doch es dürfte schwer werden, nachzuweisen, dass dies nicht geschehen ist oder ein Teil des Impfstoffes für andere Länder „abgezweigt“ wurde, wie Kritiker vermuten.

Die EU steht mit dem Rücken zur Wand – und die Hiobsbotschaften reißen nicht ab. So gaben der US-Pharmakonzern Merck und das französische Pasteur-Institut am Montag bekannt, dass sie ihre Forschung an einem gemeinsam entwickelten Vakzin aufgeben. Erste Tests hätten eine zu geringe Wirksamkeit gegen das Coronavirus ergeben, erklärte das Pasteur-Institut.

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38 Kommentare

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  • Der Bericht ist ungenau: Zuvor hatte auch der US-Konzern Pfizer angekündigt, die Lieferungen nach Europa einzuschränken....



    Die Werke von AZ und B/P stehen IN Europa. Gemeint ist wohl auch die EU. GB ist ja aus der EU und nicht aus Europa ausgetreten. Und GB bekommt ja ordentlich Impfstoff.



    Falls Moderna weniger aus USA liefern würde, wäre dem schwieriger beizukommen.



    Aber vor allem Biontech Pfizer exportieren wohl mehr aus der EU als innerhalb verbleibt. Der Vertrag wurde erst im November 20 geschlossen. Da braucht man sich nicht wundern, wenn nach 2 Monaten nicht so viel kommt.

    • @Westried:

      B/P bauen das Werk in Belgien um, um den Ausstoß zu erhöhen. Die Umbaumaßnahmen schränken daher kurzfristig die Lieferfähigkeit ein.

      Und ja, in der FlugRevue war z.B. über die Fluglogistik. Auch die USA werden wohl von B/P zu 100% aus Belgien versorgt.

      "Da braucht man sich nicht wundern, wenn nach 2 Monaten nicht so viel kommt."

      das hat damit überhaupt nichts zu tun!

  • Währenddessen sind in den USA anscheinend größere Mengen Impfstoff, welche die Trump Administration "zurückgelegt" hatte, irgendwie verschwunden....

  • Ganz ehrlich ich verstehe die Aufregung nicht!

    "Deshalb müsse AstraZeneca nun die vereinbarten Impfdosen liefern. Die EU behalte sich rechtliche Schritte vor, hieß es in Brüssel."

    Also AstraZeneca hat Probleme die bestellten Mengen her zu stellen. Das ist so. Und wenn da Stoffe von Zulieferern fehlen würde es auch nichts bringen anderen das Rezept zu geben - die haben dann die nötigen Zutaten auch nicht. Einfacher Fakt!

    Und AstraZeneca hat eine Menge an Verträgen, wobei - aus Teils guten Gründen (sorgfältige Zulassung mit Haftung des Herstellers) - die EU nicht an Platz 1 sitzt.

    Jetzt hat AstraZeneca 2 Optionen: allen zu wenig liefern (mit der Aussicht: Klagen von allen!) oder man beliefert nach der Reihenfolge der abgeschlossenen Verträge. Und da kommen halt andere VOR der EU.

    Und ganz ehrlich, wäre ich AstraZeneca, ich würde Methode 2 wählen.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @danny schneider:

      Lieferverträge ohne Lieferdatum - oder Lieferzeiträume kommen in der Praxis nicht vor - und so einen Vertrag würde niemand, auch die EU, nicht abschliessen.

      Der Punkt: AZ gibt keine stichhaltige Begründung ab warum sie entgegen der vertraglichen Vereinbarung derzeit nicht liefern möchte.

  • Nun behaupten viele Hobbyimpfstoffherstelungschecker, dass es noch Kapazitäten ohne Ende in der weiten Welt gibt. Nur benennen kann niemand auch nur eine.

    Welches Universitätslabor ist wo willens und bereit Impfstoffe in Mengen herzustellen, die ein paar Reagenzgläser voll übersteigen?

    Welche Fa. hat noch Kapazitäten und wurde noch nicht gefragt?

    • @Rudolf Fissner:

      Darum geht es doch gar nicht. Es geht darum, dass die Pharmakonzerne das Rezept für den Impfstoff über Patente unter Verschluss halten, also top secret. Insofern können keine anderen Firmen irgendwo auf der Welt den Impfstoff herstellen, selbst wenn sie Kapazitäten hätten.

      • @Jossi Blum:

        > Es geht darum, dass die Pharmakonzerne das Rezept für den Impfstoff über Patente unter Verschluss halten, also top secret.

        So funktioniert es nicht. Patente beruhen gerade auf der Offenlegung bestimmter Verfahren als Gegenleistung für ein langfristiges Nutzungsprivileg auf Wissen. Und Wissen ist eigentlich Allgemeingut - das Wissen kommt ja zu großen Teilen auch aus öffentlicher Forschung. Sie sind ein Deal zwischen der Allgemeinheit und Firmen, die Forschung und Entwicklung machen.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @jox:

          Ein gutes Patent legt nichts offen, es schützt eine Idee. Die Ausführungsbeispiele werden vor die Erfindung gestellt.

          • @4813 (Profil gelöscht):

            Eine Gen-Sequenzierung des Impfstoffes ist in Zeiten von Corona heutzutage in jeder größeren Stadt weltweit zu haben.

        • @jox:

          Patent = "top secret". Habe ich mich auch drüber gewundert. Noch mehr, dass es um so unwichtige Fragen wie Patentrecht geht und nicht um die No. 1. Frage, wo die nötigen Ressourcen für die Herstellung von Impfstoffen herkommen sollen.

      • @Jossi Blum:

        Kleiner Tipp: mit den Methoden aus den Patenten kann man nicht nur Covid19 Impfstoff herstellen. Biontech z.B. würde 20 Jahre Forschungsarbeit und jegliche Möglichkeit mit ihrem Wissen weitere Impfstoffe an den Markt zu bringen in 5min zunichte machen. Klingt nicht wirklich clever, oder?

  • Erst vor ein paar Tagen wurde in "Panorama" berichtet, dass der Impfstoff ohnehin nicht ganz die Erfindung der Pharmakonzerne ist, sondern auf jahrelange universitäre Studien beruht, die von öffentlichen Steuermitteln verschiedener Länder finanziert wurden. Die Pharmakonzerne sind irgendwann auf den fahrenden Zug gestiegen und haben etwas bezahlt, dann weitergeforscht und entwickelt. Insofern müssten sie die Rezepte für die Entwicklung des Impfstoffs auf der ganzen Welt über eine Umsatzbeteiligung verkaufen. Dann wäre in kürzester Zeit auf der ganzen Welt der Impfstoff lieferbar und einsetzbar.

    • @Jossi Blum:

      Das ist fast immer so. Wobei Universitäten nicht unbedingt das Know How haben, funktionierende Produkte zu entwickeln. Aber sie geben das nötige Know How in der Regel extrem billig ab. Und mehr Patente sind da nicht der richtige Weg, da sie Forschung und Wissensaustausch behindern.

    • @Jossi Blum:

      "sondern auf jahrelange universitäre Studien beruht, die von öffentlichen Steuermitteln verschiedener Länder finanziert wurden."

      PS: Das dürfte auf den überwiegenden Teil aller techn. Entwicklungen zu treffen. Und alle signifikanten auf die das nicht zu trifft kann man auf frühere Firmenlabore wie von BELL, Xerox, AEG,... zurück führen. Oder amerikanische Militärforschung (Z.b. die SW mit der man heute Chips designt kommt quasi zu 100% daher)

  • Der Impfstoff wird in Deutschland nur langsam ausgeliefert. Das Virus mutiert so schnell, dass der Impfstoff vielleicht bald nachgebessert werden muss. Die Regierung wird die Produzenten nicht dazu bringen, das gute Zeug schneller rauszurücken. Daher wird die impfwillige Bevölkerung nicht durchgeimpft werden können, ehe die dritte Welle kommt. Covid-19 muss also mit anderen Mitteln in den Griff bekommen werden. Die Regierung sollte Milliarden von FFP-2-Masken produzieren lassen, die an die gesamte Bevölkerung kostenlos ausgegeben werden, das wäre ein Anfang.

    • @Patricia Winter:

      Hmm - ob die „Milliarden kostenloser Masken“ auch freiwillig von den Milliarden getragen würden!?!

      • @Rufus:

        Bei der Lufthansa wurden die "Milliarden" auch nicht gefragt ob sie das tragen. Auch Kurzarbeitergeld bei gleichzeitiger Ausschüttung von Dividenden hat nicht die Bevölkerung auf die Straßen getrieben. Aber bei Ausgaben für das Gemeinwohl bricht die Revolution aus oder was?

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Woran das liegt, darüber kann man nur spekulieren – denn die EU weigert sich, die Verträge offenzulegen.""



    ==



    Nein, darüber lässt sich kaum noch spekulieren. Astra Zeneca hält sich nicht an die vertraglich festgelegten Liefervereinbarungen.

    AZ hat die Lieferungen an die EU gekürzt und liefert an Großbritannien und andere weiter.

    Worum gehts?



    Es geht darum das AZ keine (KEINE) nachvollziehbare Erklärung bietet warum die Firma andere nach Bestellung beliefert -- aber der EU die zugesagten 80 Mill. Dosen auf 30 Mill. gekürzt hat trotzdem die EU die vereinbarten Lieferungen vorfinanziert hat.

    Die Bundesregierung erwartet, dass der Konzern von der EU-Arzneimittelbehörde EMA nur eine Zulassung für Unter-65-jährige erhalten wird da der Impfstoff für ältere nur eine 10 prozentige Wirkung haben soll.

    Damit wären sämtliche Impfpläne der EU 27 Staaten vorerst Makulatur.

    Quelle:



    www.theguardian.co...razeneca-shortfall

    2.. Stellungnahme EU’s health commissioner, Stella Kyriakides

    3.. Tony Connelly



    RTE Europe Editor, Irland

    4. Tagesspiegel

    • @06438 (Profil gelöscht):

      aber der Astra Zeneca Impfstoff ist in der EU noch gar nicht zugelassen. Wieso sollten sie ihre Kapazitäten auf die EU ausrichten, das wäre aus Firmensicht unklug.

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @nutzer:

        ""Wieso sollten sie ihre Kapazitäten auf die EU ausrichten, das wäre aus Firmensicht unklug.""



        ==



        AZ kann machen was es will - soweit das Handeln nicht in Konflikt gerät mit dem Handelsgesetzbuch, den entsprechenden europäischen Bestimmungen und mit dem Vertrag, den AZ mit der EU abgeschlossen hat.

        Wenn AZ nicht liefern kann wie vertraglich vereinbart, braucht es eine Begründung. Da AZ die nicht liefert hat AZ ein Problem.

        Die EU hat übrigens die vertraglich vereinbarte Lieferung vorfinanziert.



        Natürlich kann AZ ihre eigene Politik machen und liefern an wen sie möchte.

        Aber dann kann die EU auch - aus welchen Gründen auch immer (HGB - Handelsrecht, Pandemie Notfall, Vertragsverletzung, eventuell Korruption etc. ) Lieferungen von AZ an Drittländer durch ein Transparenzregister kontrollieren und - einschränken oder ganz verbieten.

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Wahrscheinlich eine Folge des Brexit... ;-)

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @Jossi Blum:

        Vor einfachen & vorschnellen Antworten kann ich nur eindringlich warnen.

        Ansonsten ist der Fall Astra Zeneca und ihr Verhalten gegenüber der EU und die causa der europäischen Zulassungsbehörde EMA, die mit 27 nationalen Gesundheitsbehörden zusammen arbeitet -- gegenüber der aus dem Boden gestampften britischen Aufsichtsbehörde, die allein der britischen Regierung verpflichtet ist, ein Lackmusstreifen der genau erkennen lassen wird, welche Firmen und Institutionen tatsächlich nachhaltig im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung arbeiten.

        Übrigens - Die EMA hatte ihren Sitz vor dem Brexit in London - und ist nach einem Auswahlverfahren der EU aufgrund des Austritts des Vereinigten Königreiches nun in Holland gelandet.

        Für die britische Regierung geht es also hinsichtlich der Notfallzulassung von AZ um sehr viel - nämlich um den Nachweis, das eine eindimensional abhängige nationale Behörde besser arbeitet als wie eine EMA, die den Anspruch erhebt, eine unabhängige und allein wissenschaftlich begründete Stellungnahme im Verbund mit 27 nationalen Behörden abzugeben.

        Diesen Konflikt um die EMA gab es schon vor dem Brexit - und man höre und staune - die FDP war es damals, die in der damaligen Koalition mit der CDU versucht hat, die unabhängigen Flügel der EMA arg zu beschneiden.

  • Es wäre fast ein Wunder, wenn die Versorgung mit den Impfstoffen, die durch den Markt geregelt werden soll, anders (besser) verlaufen würde.



    Das eigentliche Versagen der EU ist, dass wirklich nur auf den Markt gesetzt wird und dabei noch das Risiko eingegangen wurde, mit Gefeilsche den Kürzeren zu ziehen. Offensichtlich hat die brutalkapitalistische Lösung Vorrang vor Menschenleben. Die glücklichen Anbieter nutzen logischerweise die Marktgesetze für sich und generieren extremen Profit. Zumindest solange seitens der Politik keine Grenzen gesetzt werden. Es wäre höchste Zeit für Generika, die politisch durchgesetzt werden müssten.



    Was das erneute Versagen der EU betrifft, so wäre ich für eine Auflösung, weil sie den Menschen in der EU nichts bringt. Sie ist undemokratisch und zur Plattform für Lobbyisten verkommen.

    • @Rolf B.:

      "Offensichtlich hat die brutalkapitalistische Lösung Vorrang vor Menschenleben"

      Den Satz, Rolf B., müssten Sie mir erklären. Wenn AZ Impfstoff nicht wie vereinbart an di EU liefern (sei es wegen Produktionsproblemen und/oder andere bessere Verträge haben) kostet das kein Menschenleben - es werden eben andere geimpft. Und - so die Impfstoffe helfen -in der Summe genauso viel Menchenleben gerettet. Und nein: Das min ich nicht zynisch!

    • @Rolf B.:

      das sind jahrzehnte Hirnwäsche, der Markt ist weise und optimiert, etc.



      Ich glaube wirklich, das die Verantwortlichen das glauben und eigentlich nichts "Böses im Schilde" führen.



      Der Knackpunkt ist nur, das der Markt wirklich optimal und die bestmöglichen Lösungen generiert, aber eben nur für die Unternehmen und nicht für so abstrakte außerbetriebliche Phänomene, wie eine gerechte Impfstoffversorgung.



      Zu glauben "der Markt" handelt selbstlos und im Sinne aller ist doch die große Lüge der VWL.

      • @nutzer:

        Als Dipl. Volkswirt möchte ich Ihnen sagen, dass es DIE VWL nicht gibt und damit auch nicht einheitlich der Glaube, dass der Markt alles bestens reguliert.



        Diese Ideologie, wenig Staat, viel Markt, ist ausgeprägt vorhanden bei den Neoliberalen, die seit Jahrzehnten in der Politik das Sagen haben.



        Und diese Ideologie hat von den Grünen bis zur AfD alle mehr oder weniger radikal beeinflusst. Man denke nur an die rot-grüne Hartz IV Gesetzgebung mit der völligen Entrechtung der Arbeitslosen und/oder die Durchsetzung von Billiglöhnen usw.



        Eine promovierte Volkswirtin ist zum Beispiel Sahra Wagenknecht. Von der werden Sie nie hören, dass der Markt alles regeln muss. Aber die würde auch nie Beraterin einer Regierung werden, obwohl selbst die nicht ideologisch vernebelten Gegner ihr höchste Sachkompetenz attestieren.

  • Katastrophenfall erklären, beschlagnahmen, als Generikum produzieren.

    Es kann nicht sein, daß die Weltbevölkerung für ihre Gesundheit von 2 privaten Firmen abhängig ist und zuerst geimpft wird, wer am meisten zahlt. Das ist grotesk. Das ist Kapitalismus im Endstadium.

    Beschlagnahmen das, Universitätslabors zu Impfstoffabriken umwandeln, Massenproduktion. In einer solchen Krise kann man doch die Lösung nicht "dem Markt überlassen". Wir brauchen den Impfstoff als Generikum.

    • @kditd:

      Ich hätte auch noch eine Garage anzubieten. Für umsonst!

    • @kditd:

      "Wir brauchen den Impfstoff als Generikum."

      Da müssten die beiden Pharmakonzerne ihre Patente aber verkaufen. Alles andere wäre teilweise Diebstahl und würde eine Prozesslawine auslösen. Allerdings müsste die EU gegen AstraZeneca juristisch vorgehen, um die bestellten/bezahlten Mengen zu bekommen.

      • @Jossi Blum:

        > Da müssten die beiden Pharmakonzerne ihre Patente aber verkaufen.

        Im Prinzip kann man eine Lizenzierung aufgrund der Notlage erzwingen.

        Patente sind ohnehin kein "Eigentum" im klassischen Sinne, sondern Nutzungsprivilegien, welche die Gesellschaft vergibt, um für die Erforschung neuer Verfahren / Technik einen Anreiz zu geben. Der Sinn von Patenten als Privileg auf die Nutzung von Wissen ist also gerade der Nutzen für die Gesellschaft. Also muss es auch eine Balance geben zwischen dem Gewinn für die Firmen und den Nutzen für die Gesellschaft.

        Und weitere Fragen sind die Risikohaftung und die Finanzierung der Produktionskapazitäten. Schnelle Produktion ist teuer, es ist aber das was die Menschheit jetzt braucht.

    • @kditd:

      "Katastrophenfall erklären, beschlagnahmen, als Generikum produzieren."

      Genau! Wenn man Meth im Keller kochen kann, dann kann doch so ein Impfstoff nicht so schwer sein.

      Mensch. Hirn einschalten. Schon mal überlegt das alleine die Gebäude mit den Reinräumen zu bauen mit allem drum und dran sicher 6-12 Monate dauert - wenn man einfach ein bestehendes kopiert statt es neu zu planen.

      Schon mal drüber nachgedacht warum man in Marburg für teuer Geld ein Werk kauft das nur vergl. geringe Mengen herstellen kann? Ganz einfach: weil es ein geeignetes Gebäude ist, das schon existiert und relativ schnell in Betrieb genommen werden kann - und selbst das hat jetzt schon 4 Monate gedauert.

      Wäre es so einfach den Impfstoff in "Universitätslabors" in geeigneten Mengen her zu stellen - Glauben Sie wirklich das man auf Sie gewartet hat diese geniale Idee zu haben?

      Gehen Sie einfach mal davon aus das die Menschen die an sowas Arbeiten über das entsprechende Fachwissen verfügen.

      • @danny schneider:

        genau deshalb hätte man schon im Frühsommer anfangen müssen, Kapazitäten aufzubauen.



        Klar hätte auch schief gehen können, aber jetzt ist es auch schief gegangen...

  • "Ein weiteres Problem ist, dass die EU bei der Zulassung hinterherhinkt. So will die Europäische Arzneimittelagentur erst am Freitag das Vakzin von AstraZeneca genehmigen."

    War erst vor wenigen Tagen im TV: in Großbritannien muss jeder Geimpfte ein Dokumente unterschreiben, das Hersteller und Staat bei Impfschäden nicht haftbar sind.

    Da ist mir die Methode der EU ehrlicherweise sympathischer!

  • Ein Problem kann man jedenfalls ausschließen: Produziert wird genug, erst letzte Woche haben Biontech und Astra-Zeneca insgesamt 140 Millionen Impfdosen an die WHO verkauft.



    Lieferbar im ersten Quartal!

  • Wenn Die EU weniger bezahlt und andere schon den Impfstoff schon zugelassen haben, wüsste ich auch wohin ich liefern würde.



    Nach außen hin, wäre es natürlich höhere Mächte, die dies verhindern.



    Ich würde das unter freien Markt einordnen.

  • "Eine Vermutung lautet, dass Brüssel zu wenig Geld in die Hand genommen und den Impfstoff zu spät bestellt hat."

    Es wurde doch in Israel eindeutig berichtet, dass Israel später bei Pfizer/Biontech bestellte, dann aber mehr als 50$ pro Dosis zahlte, während die USA im oberen 30er Bereich lagen und die EU angeblich noch etwas darunter.

    Ganz klar, wie die Lieferungen priorisiert werden.

    • @Hans Schnakenhals:

      Ich dachte genau darum geht es: Die EU hat bestellt und (zumindest teilweise schon bezahlt) andere mehr und früher. Wenn jetzt Lieferschwierigkeiten auftauchen, dann fordert die EU (und ich finde völlig zurecht), dass diese nicht allein auf jene abgewälzt werden die später oder weniger bezahlt haben, sondern dass dann alle den Anteil entsprechend weniger bekommen. Da sscheint mir fair. Deshalb auch die Exportkontrolle. Ein Unternehmen kann da gerne anders priorisieren. Ein Staat (oder Staatenbund) sollte dagegen intervenieren können und im Zweifelsfall eine gerechtere Verteilung erzwingen...