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taz-Kolumne über die PolizeiDie Würde des Menschen...

Volkan Agar
Kommentar von Volkan Agar

... ist unantastbar, darauf wollen sich alle einigen können. Doch unantastbar ist vor allem die Würde der Polizei.

Nach dem Anschlag in der Kölner Keupstraße am 9. Juni 2004

D ieser Text ist Teil einer innerredaktionellen Debatte über die Kolumne „All cops are berufsunfähig“ von unserer Autor:in Hengameh Yaghoobifarah. Es werden in den kommenden Tagen weitere, konträre Texte aus unterschiedlichen Perspektiven folgen.

Ein schwarzer Mann kommt in der sachsen-anhaltinischen Stadt Dessau in Polizeigewahrsam. Seine Zelle ist der letzte Raum, den er betritt. Er verbrennt hier. Beamte der Polizeidienststelle behaupten, er habe seine Matratze angezündet. Der Mann war aber gefesselt. Engagierte sehen sich deshalb gezwungen, selbst aufzuarbeiten. Sie geben Gutachten in Auftrag. Eines ergibt, dass der Mann vor seinem Tod schwer misshandelt worden ist.

Ein Dessauer Staatsanwalt vermerkt in den Akten, dass der Mann vor Ausbruch des Feuers mindestens handlungsunfähig gewesen ist, vermutlich mit Brandbeschleuniger besprüht und angezündet worden ist. Auch er verweist auf Gutachter. Als Motiv vermutet dieser Staatsanwalt, dass Verletzungen des Mannes vertuscht werden sollten. Dem Dessauer Staatsanwalt wird der Fall entzogen, die Staatsanwaltschaft Halle übernimmt. Das Verfahren wird eingestellt.

Die Würde des Menschen ist antastbar.

Über viele Jahre ermorden Neonazis aus dem Untergrund heraus acht Menschen mit türkischen, einen mit griechischen Wurzeln und eine Polizistin. Sie zünden eine Nagelbombe in einer deutschen Straße mit türkischen Geschäften. Nach der Explosion ermitteln Polizisten im Umfeld der Opfer. Sie vermuten kriminelle Machenschaften im migrantischen Milieu, trotz Hinweisen auf einen rassistischen Hintergrund. Nachdem sich die mordenden Neonazis selbst enttarnen, beginnt ein Prozess, an dessen Ende ein paar Personen verurteilt werden.

Der große Teil der deutschen Öffentlichkeit ist über diesen Prozessausgang nicht empört. Er ist gefasst. Dabei weiß er, wie unwahrscheinlich es ist, dass die Verurteilten allein hinter den Morden stecken. Daran gibt es begründete Zweifel. Der große Teil der deutschen Öffentlichkeit weiß, dass dieser Staat bei den NSU-Morden im besten Fall nur passiv war. Als das Urteil im Münchener Oberlandesgericht vorgelesen wird, applaudieren Neonazis für angeklagte Neonazis. Sie applaudieren in Anwesenheit von Angehörigen der Getöteten.

Die Würde des Menschen ist antastbar.

In den USA tötet ein Polizist einen Afroamerikaner. Schon wieder. Wütende Proteste brechen aus. Es brennen Polizeireviere. Es wird geplündert. Auch in Deutschland gehen Menschen auf die Straße. In Berlin prügeln Polizisten auf junge Schwarze ein, die sagen: Auch unsere Würde ist unantastbar. In den USA fordern die Betroffenen, die Polizei abzuschaffen.

In Deutschland schreibt eine Kolumnist:in eine polemische ­Kolumne über diese Idee. Die einen nennen den Text Satire. Viele schreien Hetze. Polizeigewerkschaften erstatten Anzeige. Rainer Wendt und die CSU interpretieren den Text zu ihren Gunsten. In der taz gehe es „total rund“, zitiert die Konkurrenz aus der Redaktion. Auch der Bundesinnenminister kündigt eine Anzeige an. Die Bild berichtet.

Was die Aufgebrachten eint: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Was die Geschichte zeigt: Vor allem die Würde der Polizei ist unantastbar. Was denjenigen, deren Würde in diesem Land angetastet wird, bleibt: Die Würde des Menschen ist relativ.

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47 Kommentare

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  • Leute, langsam wird's kindisch. Ist jetzt Auge um Auge angesagt? Die Achtung Menschenwürde ist kein Saldo den man sich verdienen muss, die gibt es einfach so.



    Steht glaub ich auch irgendwo.

  • >Was die Geschichte zeigt:<

    Journalisten und solche die sich dafür halten teilen lieber aus als einzustecken.

  • Aus einem Artikel in der Zeit:



    www.zeit.de/kultur...er/komplettansicht

    "Aber mitnichten



    werden hier Polizisten zweifelsfrei mit Abfall "gleichgesetzt", wie



    Bettina Gaus schrieb. Das Wort "ihresgleichen" lässt sich auf



    Gegenstände, zu denen "Abfall" gehört, sprachlich ja gar nicht korrekt



    beziehen. "Ihresgleichen" gilt nur für Personen und dass die Autorin



    vorher den Abfall zu Personen aufgewertet hätte, ließe sich nicht



    belegen. " - Bettina Gaus sollte sich schämen. Von Stefan Reinecke ist nicht mehr zu erwarten, mit Aussagen wie "Mit einer Biografie als schwuler, urbaner Migrant lässt sich auf den Aufmerksamkeitsmärkten mehr Kapital generieren als mit einem Dasein als Normalo in Eisenhüttenstadt." dient er sich offenbar Julian Reichelt als Spucknapfleerer an. Aber von Frau Gasu bin ich wirklich sehr enttäuscht.

    • @Systemknecht:

      Ja - ihr Vater wird ungläubig den Kopf schütteln & noch‘n paar Umdrehungen grabwärts drauflegen.

      kurz - …si tacuisses… - 😱 -



      Normal.

  • Damit diese pauschalen Gleichsetzungen der Verhältnisse in den USA und Deutschland "wirken", zitiert der Autor nicht einmal das eigene Blatt korrekt. "In Berlin prügeln Polizisten auf junge Schwarze ein" ergibt ein ganz anderes, ausgemaltes Bild als der verlinkte Nachrichtentext: "Es folgten Aggressionen von beiden Seiten. Dabei kam es zu vereinzelten Stein- und Flaschenwürfen und zu Polizeigewalt. 93 Personen wurden festgenommen, viele von ihnen junge schwarze Männer." Das eben ist die Crux bei diesem ganzen Glossen-, Kolumnen- oder Satire-"Journalismus". Zugegeben, "Objektivität" gibt es nicht, aber sachliche Argumente überzeugen ... Ich für meinen Teil lese die Absicht - nicht nur zwischen den Zeilen - und bin verstimmt.

  • Eine Debatte zerfasert. Worum geht es denn nun wirklich? Um den Rechtstaat? Der ist ja selbst taz-Lesern so unwichtig, dass sie anscheinend es in ihrer grün-veganen Blase gar nicht mitbekommen haben, was die erneuten Änderungen des NetzDG eigentlich bedeuten. Mal sehen, wann sie aufwachen, wahrscheinlich bei der Hausdruchsuchung oder dem plötzlich hereinflatternden Strafbefehl - wo man ja weder etwas zu verbergen noch verbrochen hatte.

    Oder geht es ihnen darum, dass man bloß nicht "die da oben" provozieren möchte, weil "die" ja immer am längeren Hebel sitzen? Dann beweisen sie eines - dass sie aufrechte Deutsche sind, die ebenso gut im Biedermeier oder im Nationalsozialismus ihre Nische gefunden hätten als treu ergebene Untertanen.

    Wer also nicht mehr zu differenzieren vermag, zwischen dem befreundeten Polizisten aus der Nachbarschaft und andererseits den polizeilichen Über- und Angriffen auf unsere angeblich so "demokratische" Grundordnung, der ist doch totalitärem Obrigkeitsdenken verfallen.

    Die Polizei ist der Büttel der Herrschenden, oder die Hilfsbehörde der Staatsanwaltschaft. Damit steht sie im Brennpunkt der Öffentlichkeit, welche genau zu verfolgen hat, ob rechtstaatliche Normen von ihr befolgt werden. Doch genau das hat nicht nur diese Bundesregierung konterkariert.

    Angefangen von Schäuble bis zu Seehofer ist eine gefährliche Einstellung zum Berufsalltag geworden. Man darf alles - man darf sich nur nicht erwischen lassen. Dies verinnerlicht bereits der junge Polizist. Wenn sich der Hamburger Polizeipräsident hinstellt und eine harte Linie befiehlt und nonchalant meint, wer sich ungerecht



    behandelt fühle, könne ja hinterher klagen - der zeigt dass sein Demokratieverständnis bereits auf jenem Müllhaufen gelandet ist.

    Diese antidemokratische Gesinnung zieht sich durch die Parteien von AfD/CDU/CSU/FDP/SPD/Grüne mit Einschränkungen.

    Es werden grundgesetzwidrige Gesetze erlassen in der Hoffnung, dass man damit durchkommt. Welche Schande.

  • Danke für den Text!

    Die freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der wenden sich mit einem offenen Brief an die taz und an die Chefredaktion:

    freie-taz.org/

    • @Jim Hawkins:

      Jede Freiheit basiert auf der Einhaltung von Regeln



      und werden diese nicht eingehalten gibt´s halt Reaktionen, notwendiger Weise!

    • @Jim Hawkins:

      Mann/Frau kann Solidarität nicht für etwas einfordern



      mit dem sich andere nicht solidarisieren wollen.

      Oder gibt es da einen Zwang wenn es der eigenen Sache dient.

      • @Okin Eggür:

        Wer zwingt Sie denn dazu?

        Sie sind doch bei der gemütlichen Mehrheit, die sich vor Abscheu über die Menschenverachtung in dem inkriminierten Text nicht mehr einkriegt.

        Wollen Sie die Minderheitenmeinung, die solidarisch ist, auch nicht mehr sehen?

    • @Jim Hawkins:

      Diese Art Töne und Rufe nach Solidarität kamen bereits auf, als noch vor Seehofer nur inhaltlich über den MancheMenschen=Müll-Witz debattiert wurde.

      Solidarität auf der Ebene verlangt, dass sich taz Journalisten einen Maulkorb aufhängen sollen und Kritik gefälligst unterlassen sollen. Eine unmögliche Forderung.

      Und Seehofer? Sorry, wo soll die taz Seehofers Standpunkt eingenommen haben? Der offene Brief ist dahingehend doch völlig gegenstandslos.

      • @Rudolf Fissner:

        Nunja. Daß Sie bis heute & grad hier - den Schuß nicht gehört haben.



        Verwundert im around niemand.



        Aber bei tazi-chefle-Redaktion & dem verschnarchten Edelfedernclub - die können nämlich auch nicht lesen - von Denke mal ganz ab. Da is nochn warmes Plätzchen für Sie.



        Motto - “Augen zu & immer feste druff!“



        m.youtube.com/watch?v=rnUNJHylWr4



        (Sorry - den mit Hauptmann & Loch im Arsch - kann ich grad nicht finden. - 💩 -

        • @Lowandorder:

          "Daß Sie bis heute & grad hier - den Schuß nicht gehört haben"

          Was wollen Sie nun abseits ihrer Beleidigungen und mächtigen Worten gegen Zitat "tazi-chefle-Redaktion & dem verschnarchten Edelfedernclub" mir nun mitteilen bzgl. der zuvor behaupteten nicht vorhandenen Solidarität gg. Seehofer? Wo ist der entscheidene Pups in ihrem Beitrag?

          Und was finden Sie persönlich an Satire gut die Menschen mit Müll vergleicht?

      • @Rudolf Fissner:

        Abgesehen von dem, was Sie schreiben, ist doch ohnehin alles gegenstandslos.

    • @Jim Hawkins:

      Danke für den Link.



      &



      Scheißenocheins! Aber was ist da denn tuto completto im Arsch! - 😱-



      Daß derartige klare Kante nicht in der tat!!!- Sondern im Freitag erscheinen - muß.



      &



      Zitier nochmals für - Subalterne tazis -



      “ @Rainer B. hat alles gesagt -

      “… Dass notorische Rechtsdreher und Pseudo-Gewerkschafter wie der feine Herr Rainer Wendt Satire nicht von Hetze unterscheiden können, überrascht ja niemanden, aber dass taz-Redakteure inzwischen dazu auch nicht mehr in der Lage sind, ist schon einigermaaßen tragisch.“



      kurz - So isset • “

      kurz - abgrundtief unsäglich



      &



      taz.de/taz-Debatte...-Kolumne/!5690982/

      • @Lowandorder:

        Sie meinen wohl ditte:

        www.freitag.de/aut...g/anzeige-ist-raus

        Oder?

        Mir ging es so: Erst rieb ich mir die Augen, nachdem ich Gaus und Reinecke gelesen hatte.

        Hödl spendete Trost.

        Dann dachte ich, das ist bitter. So schnell jemanden ohne mit der Wimper zu zucken über die Planke gehen zu lassen.

        Im Forum war und ist fast nur unterirdisches zu lesen.

        "Lasst mich vor, ich habe noch nicht zu getreten".

        Mob-mäßig irgendwie.

        • @Jim Hawkins:

          Ja übelst dieser "Mob", der sich immer wieder dagegen wendet, das in Satirebeiträgen ganz ganz lustig Menschen mit Müll gleich gesetzt werden.



          Das ist geradezu eine Verrohung der teutschen Humorkultur.

          • @Rudolf Fissner:

            Na gut, Mob war falsch.

            Mob ist ja meistens eine kleine Gruppe.

            Aber taz-Mehrheit, taz-Forum über Wendt bis Seehofer, das ist schon eine andere Hausnummer.

            Das macht es nicht besser, aber genauer ist es schon.

            Wobei man sich schon wundern kann, dass in manchen anderen Medien nicht so eine bedrängende und bedrückende Stimmung herrscht.

        • @Jim Hawkins:

          Stimmt. Grottig.

          unterm——- wie in der Musik —



          Ich nehm alles - auch ehr erste link - Offener Brief -

    • @Jim Hawkins:

      Bei der Polizei würde man soetwas wohl die Einforderung von Korpsgeist nennen. Oder auch "die Reihen schließen"...

      ...man müsste mal nachschauen ob die TAZ schon mal was zu dem Thema geschrieben hat.

      • @Generator:

        Neu!

        Solidarität heißt jetzt Korpsgeist.

        manche meinen



        lechts und rinks



        kann man nicht velwechsern



        werch ein illtum

        Ernst Jandl

        • @Jim Hawkins:

          "Solidarität heißt jetzt Korpsgeist."

          Korpsgeist ist eine spezielle Ausformung der Solidarität. Siehe dazu:

          de.wikipedia.org/wiki/Korpsgeist

          "lechts und rinks

          kann man nicht velwechsern"

          Ich hätte vor einer Woche auch nicht geglaubt, dass die TAZ einen Move hinlegt den ich sonst nur von der AfD und Konsorten kenne. Erst wird eine Personengruppe pauschal als Müll bezeichnet, dann wird das eigene Machwerk als "Satire" bezeichnet und schließlich insziniert man sich als Opfer und schließt die Reihen. Alles nach dem üblichen "XY-Sager" Drehbuch...ungaublich.

          • @Generator:

            Jetzt, wo sich Ihre Aufregung gelegt hat, können Sie sich doch zurücklehnen.

            Sie sind auf der Seite der Guten, auf der Seite der Gewinner.

            Was soll es denn noch sein?

            Soll Hengameh Yaghoobifarah die Stadt verlassen?

            • @Jim Hawkins:

              "Soll Hengameh Yaghoobifarah die Stadt verlassen?"

              Nein. Sie soll sich entschuldigen. Das macht man so wenn man im Eifer des Gefechts etwas Raushaut was einem im Nachhinein leid tut (oder zumindest leittun sollte). Wenn sie das nicht schafft sollte sie keine Texte für die Taz mehr schreiben.

              • @Generator:

                Ich schätze, Hengameh Yaghoobifarah wird sowieso nicht mehr in der taz zu lesen sein.

                Oder glauben Sie, es war Spaß, dass die taz die größten Geschütze, die sie hat aufgefahren hat, um sie in die Schranken zu weisen?

                Eine Entschuldigung würde die Demütigung natürlich perfekt machten.

                Hier geht es um Macht.

                Wir sind nicht in einer Kita, wo sich Charlotte bei Tim entschuldigen muss, weil sie ihm Sand ins Gesicht geworfen hat.

                Es geht um die Richtung für die Hengameh Yaghoobifarah steht. Die soll einfach weg.

                Ich mag die zwar auch nicht besonders, aber die Art finde ich unter aller Kanone.

                • @Jim Hawkins:

                  "Eine Entschuldigung würde die Demütigung natürlich perfekt machten."

                  Das sehe ich nicht so. Jeder macht mal einen Fehler und ihn einzusehen und sich dafür zu entschuldigen zeugt IMHO von Charakter.

                  Und Entschuldigungen sind beileibe nichts was nur im Kindergarten seinen Platz hat.

        • @Jim Hawkins:

          "Lechtz" und "rinks"

          Wo würden Sie den da die Autoren der taz ansiedeln, die HY Satire als grenzüberschreitend ansahen?

          Muss jetzt der ganz große Müllsack named "rechts" für die taz selber hervorgekramt werden?

          • @Rudolf Fissner:

            Die Autoren, die Sie meinen, die sind natürlich ganz vorne, das ist doch klar.

            Nicht links, nicht rechts, vorne eben.

            • @Jim Hawkins:

              Na kommse schon. Sie posten doch nich wahllos und dumm links/rechts-Vergleiche wenn es um Rechte oder die Autoren der taz geht. Sie werden bei ihrem Beitrag doch eine Intention gehabt haben?

              • @Rudolf Fissner:

                Ich habe immer eine Intention.

                Ich meinte, Kollege Generator hat die Orientierung verloren und den schönen Begriff Solidarität mit dem widerlichen Begriff Korpsgeist gleichsetzt.

                Was bedauernswerterweise von Frau Gaus vorgemacht wurde.

  • Also, mal ein paar Dinge zum auseinander dividieren, denn hier werden Sachen zusammen geworfen, die nicht zusammen gehören



    - Die Kolumne bezieht sich auf die gesamte deutsche Polizei. Das sind zwei getrennte Organisationen auf zwei Kontinenten. Dieses Argument können wir uns sparen



    - Dessau ist ein Skandal, es spricht viel für ein Verbrechen. Das wäre dann die individuelle Schuld der beteiligten Beamten, die dafür zahlen müssen. Vielleicht noch der Polizeiwache und -aufsicht, wenn man dies sehr weit zieht. Nicht der 250.000+ Beamten der verschiedenen Polizeibehörden von 16 Ländern und der Bundespolizei.



    - Er Applaus von Neonazis hat sicher nichts mit der Polizei zu tun, oder möchte er behaupten, da saßen Polizisten, die applaudiert haben?



    - Der Staat hat in der Untersuchung der NSU-Morde Fehler gemacht. Genauer: Die mit der Untersuchung beauftragten Beamten. Vielleicht war da Rassismus im Spiel. Vielleicht aber auch einfach fehlendes Vorstellungs-vermögen. Jemand ermordet einen Ladeninhaber? Wer denkt da nicht an einen Raubmord, persönliche Rache oder einen Konkurrenten?



    - In Berlin protestieren Menschen. Es wird jemand wegen Sachbeschädigung festgenommen. Das ist Job der Polizei. Steinwürfe und Flaschenwürfe als Folge. Sie schreiben Schilder mit "AC..."und "F....the Police". Ein Mensch tritt (aus Versehen) einen Aschenbecher nach der Polizei. Was dachten sich die Menschen, würde passieren? Hat die Polizei bei den Demonstrationen alles richtig gemacht? Sicher nicht. Hätte sie es besser machen können? Möglicherweise Hat sie rechtswidrig gehandelt? Müssen Gerichte feststellen. Gibt das irgendwem das Recht, alle 250.000+ Polizisten als Müll zu bezeichnen Sicherlich nicht



    - Was daran Satire ist: Vergleichen Sie das mal mit Postillion oder Anstalt. Mich erinnert die Kolumne eher an Hetze.



    Mein Hauptproblem: Schuld, Menschenrechte- und würde sind individuelle Dinge. Eine Gesellschaft hat Strukturen, die begünstigen.

    • @Kartöfellchen:

      Die Frage, welche der Autor aufwirft (und das unterschlagen sie mehr als gekonnt) ist ja nicht die, ob die Kolumne Menschenverachtend oder nicht ist.

      Die Frage ist die, wie ernst man den Protest von GdP, DPolG und Seehofer (und natürlich vielen Weiteren) nehmen kann, wenn genau diese jedes fucking mal, wenn irgendjemand direkt oder indirekt (z. B. wie beim NSU: "Dönermorde") durch die Polizei in seiner Menschenwürde verletzt wird, eine komplette Blockadehaltung annehmen und jede Aufklärung verweigern!

      Und gerade diese absolute Weigerung, eigene Fehler aufzuarbeiten und daraus Konsequenzen zu ziehen, ist es was diese ganzen "Einzelfälle" zu einem? Problem der gesamten Polizei und jedes Polizisten machen.

      • @Melvin Thomas:

        "Die Frage, welche der Autor aufwirft (und das unterschlagen sie mehr als gekonnt) ist ja nicht die, ob die Kolumne Menschenverachtend oder nicht ist."

        Eben. Gefällt mir die eigene Position in einem Streit nicht, fange ich eben einen anderen an...

        Tatsächlich sollte die Würde des Menschen unantastbar sein, aber kein Mensch ist unfehlbar und daher auch keine ethische Regel sicher vor Verstößen. Die Frage ist: Wenn man eine bestimmte Kategorie von Verstößer vermehrt wahrnimmt,, liegt das anden Verstößen oder an der Kategorisierung?

        Ich weiß soviel: Wenn nicht die allermeisten Polizisten eine Ruhe und Besonnenheit am Leib hätten, von denen die meisten ihrer Kritiker nur träumen können, dann wäre die Zahl der Polizei-Opfer um ein Vielfaches höher. Das kann nicht verhindern, dass es Aussetzer gibt, aber mann muss die eben auch mal in Relation zu all den Fällen setzen, in denne sich Polizisten trotz widrigster Umstände genau richtig verhalten, Leben schonen/ retten und Rechtsverletzungen verhindern.

      • @Melvin Thomas:

        Ja unser kleiner Mathe.Prof kann wieder an IKEA-Kinderausgabe abgeholt werden. Hat sich wieder verauseinanderdividiert. Muß nochmal mit STIGBJÖRN anfangen. Auch für sehr kleine potatisar geeignet. Newahr.



        Normal.

    • RS
      Ria Sauter
      @Kartöfellchen:

      Danke für diesem Kommentar. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

  • In Dessau ist

    Oury Jalloh

    von Cops ermordet worden.

    Der NSU hat

    Enver Şimşek



    Abdurrahim Özüdoğru



    Süleyman Taşköprü



    Habil Kiliç



    Mehmet Turgut



    Ísmail Yaşar



    Theodoros Boulgarides



    Mehmet Kubaşik



    Halit Yozgat und



    Michelle Kiesewetter

    ermordet.

    Die Cops in Minneapolis haben

    George Floyd

    das Leben aus dem Körper gepresst.

    #SayTheirNames #Blacklivesmatter

    P.s. abgesehen von der anonymisierung ein guter Beitrag zur Debatte imho

  • Meiner Meinung nach fällt der Artikel unter die Kategorie whataboutism. Ganz nach dem Motto: "Aber die Anderen haben ja auch"...

    ...sry, aber die TAZ sollte IMHO erstmal eine klare und eindeutige Entschuldigung veröffentlichen Kann ja nicht so schwer sein. Stattdessen kommen nur durchsichtige Ausflüchte von wegen "Satire" und Relativierungen ala "die Autorin wurde von soundso beleidigt" und hier "derundder hat auch was unrechtes getan".

    • @Generator:

      Ich finde, du hast recht der Artikel ist Whataboutism..



      "Whatabout" die Menschliche Würde von prekären Individuen?



      Wie haben die Medien reagiert?



      Und "whatabout" die menschliche Würde von Polizei?



      Wie haben die Medien reagiert?



      Sicher sind das Einzelfälle aber anhand von vielen Einzelfällen lassen sich soziale Trends ablesen

  • Vielen Dank für diesen sachlichen Beitrag.

    Der Unterschied zwischen der Polizeigewalt gegen PoC und der sogenannten Satire-Kolumne ist, dass es auf der einen Seite um individuelle Schuld und auf der anderen Seite um kollektive Verunglimpfung geht.



    Damit will ich nicht die strukturellen Probleme der deutschen Polizei in Abrede stellen, empfinde es aber sehr wohl als Bärendienst an genau dieser Debatte wenn wir stattdessen über Anzeigen und Müllmänner diskutieren.

    Ja, wir müssen unsere Sicherheitskräfte der Sicherheit für alle verpflichten, nicht nur der Mehrheitsgesellschaft. Aber wir müssen dafür auch unsere eigene Integrität wahren, und konstruktiv und gemeinsam für Gleichheit eintreten anstatt uns in Polarisierung und pauschaler Abwertung zu ergehen.

  • Was mir gefällt: der Kommentar berührt und zeigt auf wo unsere eigene Gesellschaft systematisch an ihren Ansprüchen scheitert.

    Was mir nicht gefällt: der Bezug zum Artikel der Auslöser für diesen Kommentar war. Die Frage mit der ich mich schwertue ist, ob der Artikel von Yaghoobifara zu rechtfertigen ist. Macht es Sinn oder ist es gut, mit Beleidigungen auf einen Missstand aufmerksam zu machen. In etwa wie die Frage ob Krawalle und Zerstörung ein adäquates Mittel ist um auf ein Problem aufmerksam zu machen.



    Oder einzuschätzen ob er überhaupt gerechtfertigt werden muss. Sind hier wirklich Grenzen überschritten? Da bin auf jeden Fall auf die juristische Einschätzung gespannt.

    Aber vielleicht bin ich auch zu blöd um den Artikel zu verstehen...

  • Da sind aber sehr, sehr viele Fäden verknüpft worden, die anders nicht zusammengekommen wären. Nein, die Würde des Menschen ist nicht relativ. Und es hilft der Diskussion überhaupt nichts zu unterstellen, die Würde von Polizisten werde in dieser Gesellschaft wichtiger genommen als die anderer Menschen. Vor allem ist Würde eins: individuell, nicht gruppenbezogen. Und das müssen wir dringend in dieser Diskussion mal wieder herausarbeiten.

    • @Markus Wendt:

      "Vor allem ist Würde eins: individuell, nicht gruppenbezogen"

      Was meinen Sie denn damit? Ich hab's ehrlich gesagt nicht ganz verstanden.

    • @Markus Wendt:

      Ich dachte immer, politisch denken und handeln würde unter anderem auch bedeuten : zielorientiert handeln. Etwas erreichen zu wollen. Das zu tun, was unter den realexistierenden Umständen am zielführendsten scheint. Konkrete Ziele zu formulieren. Und so weiter.



      Das scheint mir in dieser ganzen Debatte vollkommen unterzugehen.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Naja, Satire wurde es ja erst genannt als der Sturm losging!

    • @02854 (Profil gelöscht):

      das finde ich auch. die Kommentator:innen waren - wie üblich - sehr sehr echauffiert über ihre Beiträge, als alles noch ruhig darum war...

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Die Würde in diesem Land ist relativ unantastbar. Das ist der der kleinste gemeinsame Nenner. Es liegt an uns dies noch besser zu machen. Auswandern ist keine Alternative, ich wüsste auch nicht wohin.