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Corona und die WirtschaftsfolgenWider den Wachstumsfetisch

Corona lehrt uns, dass es politisch möglich ist, die Wirtschaft runterzufahren.

Bis auf Weiteres kein Abflug. Ein Hase hoppelt über den Frankfurter Flughafen Foto: ap

J etzt ist die Zahl raus: Die Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren für das zweite Quartal 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 9,8 Prozent. Das ist der stärkste Quartalsrückgang seit Beginn dieser Messung im Jahr 1970 – und doppelt so viel wie während der Finanzkrise im ersten Quartal 2009. Anders als bei der Weltfinanzkrise handelt es sich dieses Mal um eine bewusste Wachstumsrücknahme:

Die Schrumpfung wurde politisch beschlossen für ein höheres Ziel als Wirtschaftswachstum, nämlich um Menschenleben zu retten. Eine große Mehrheit der Bevölkerung trägt diese Entscheidung unter Inkaufnahme hoher persönlicher Verluste mit. Ist das nun eine Postwachstumsökonomie? Im „Konzeptwerk Neue Ökonomie“ arbeiten wir seit Langem über Möglichkeiten einer Wirtschaft ohne Wachstum, einer Degrowth-Gesellschaft. Und wir müssen klar sagen:

Nein, was wir aktuell sehen, ist keine Postwachstumsgesellschaft. Denn eine Degrowth-Wirtschaft will ein gutes Leben für alle Menschen, ist krisenfest und ökologisch nachhaltig. Die aktuelle Situation ist eine kapitalistische Wirtschaftskrise. Sie verschärft Ungleichheiten und Ausgrenzung. Sie bedroht Millionen Menschen existenziell, weil die Sozialsysteme nicht vom Wachstum entkoppelt sind. Trotzdem zeigt die Coronakrise eines, das wir für die Zeit danach nicht vergessen sollten:

Es ist politisch möglich, für ein höheres Gut die Wirtschaft zurückzufahren. Niemand kann mehr sagen, eine Reduktion von Inlandsflügen, um dadurch das Klima zu schützen, sei unmöglich. Die Bedeutung von Sorgearbeit – im Gesundheitsbereich, in der Kinderbetreuung oder der Hausarbeit – wird gerade in dieser Krise vielen Menschen bewusst. Weil Sorgearbeit so zentral wichtig für ein gutes Leben für alle ist, steht sie in einer Postwachstumsgesellschaft im Zentrum.

Andrea Vettter

ist beim Konzeptwerk vor allem für Degrowth und Sorgearbeit zuständig.

Christoph Sanders

arbeitet seit 2014 im Konzeptwerk zu Bildung und Gesellschaftsentwürfen.

Matthias Schmelzer

arbeitet im Konzeptwerk über gesellschaftliche Utopien und Degrowth.

Die Krise zeigt, dass radikale Veränderungen machbar sind

Dort ist sie besser bezahlt, gesellschaftlich anerkannt und geschlechtergerecht verteilt. Anerkennung von Sorgearbeit baut globale „Sorgeketten“ ab. Die Menschen sind dann lokal gut versorgt und nicht auf prekarisierte Arbeitsmigrant*innen angewiesen, die eine Lücke in ihren Familien und Herkunftsorten hinterlassen, um in reicheren Ländern zu arbeiten. Im Homeoffice stellen gerade viele Menschen fest, wie zeitintensiv Sorgearbeit ist.

Eine radikale Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich für untere und mittlere Lohngruppen ist deshalb eine Kernforderung von Degrowth. Sie verteilt das in Deutschland sehr ungleiche Einkommen und damit Macht um. Aus Degrowth-Per­spek­tive ist Arbeitszeitverkürzung auch wünschenswert, um die Wirtschaft wachstumsunabhängiger und stabiler zu machen:

Wenn mehr Menschen weniger ar­beiten und ressourcenintensive Maschinen, wo es sozialökologisch sinnvoll ist, zurückgebaut werden, dann müssen weniger Menschen entlassen werden, wenn die Wirtschaft schrumpft. Ver­mögen und Energieverbrauch müssen viel höher besteuert werden als Arbeit, damit es unat­traktiv wird, viel Kapital in Maschinen zu investieren.

Diese Krise zeigt erneut, dass nur ein Rückgang des BIPs zu einem ausreichend schnellen Ab­sinken der Umweltbelastungen und des CO2-Austoßes führt, um dem Klimawandel wirksam zu begegnen. Eine ausreichende Entkopplung von CO2-Verbrauch und BIP-Wachstum ist unmöglich. Deshalb fordert Degrowth einen umfassenden ­sozialökologischen Umbau der Wirtschaft, der auch mit einem Rückgang des BIPs in den ­Ländern des globalen Nordens einhergeht.

Wir dürfen nach der Krise nicht zur sozial ungerechten und ­ökologisch ­zerstörerischen Wachstumswirtschaft zurückkehren. In einem Degrowth-Szenario gibt es daher keine Rettungs­aktionen für fossile Industrien. Stattdessen muss ein Inves­titionsprogramm für Klimagerechtigkeit ge­meinwohlförderliche ­Wirtschaftsbereiche stärken. Diese sollen wachsen und im Sinne eines ­sozialökologischen Strukturwandels Arbeitskräfte aus schrumpfenden Wirtschaftszweigen aufnehmen.

Globale Produktions- und Lieferketten sind krisenanfällig

Die Corona-Wirtschaftskrise zeigt, dass globale Produktions- und Lieferketten nicht nur menschenrechtlich und ökologisch viele Pro­bleme mit sich bringen, sie sind auch sehr krisenanfällig. Deshalb müssen sie lokaler gestaltet werden. Im Sinne eines offenen Lokalismus darf eine lokalere Wirtschaft jedoch nicht einen Nationalismus befeuern, wie die derzeitige Engführung des Solidaritätsbegriffs befürchten lässt.

In einer solidarischen Postwachstumsgesellschaft ist Bewegungsfreiheit für Menschen, egal in welchem Land sie geboren wurden, ein Grundrecht. „Entweder wir entscheiden uns für ein Projekt des Lebens und der Sorge umeinander oder für eines der beschleunigten gesellschaftlichen Zerstörung“, schreibt Raul Zelik in der WOZ.

Jetzt ist die Zeit, alles dafür tun, dass die Krise keinen autoritäreren Kapitalismus hervorbringt, der unsere Gesellschaften und Ökosysteme schneller destabilisiert und eine große Transformation zunehmend verunmöglicht. Jetzt ist die Zeit, eine breitere demokratische Beteiligung in einem transparenteren Corona-Krisenmanagement zu erkämpfen. Dieses wird nicht morgen vorbei sein.

Es ist die Zeit, Diskussionen über alternative Gesellschaftsentwürfe und Politikvorschläge wie Ernährungswende, Verkehrswende, Mobilitätswende und viele mehr zu vertiefen. Diese Krise macht deutlich, dass radikale Veränderungen unserer Lebens- und Produktionsweise möglich sind und von einer breiten Mehrheit getragen werden können. Bei einer sozialökologischen Transformation gibt es für die meisten Menschen viel zu gewinnen.

Die Klima- und Gerechtigkeitskrise auf diesem Planeten ist allein technisch nicht zu lösen: Das ist ein politisches und kulturelles Projekt. Jetzt ist die Zeit für den demokratischen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne eines guten Lebens für alle.

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52 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Was mich wundert, daß oft eine Auffassung vorzuherrschen scheint, bei der ein "Runterfahren der Wirtschaft" mit einer Leichtigkeit betrachtet wird, als ob man die wie Zirkuszelt ganz einfach wieder aufbauen könnte. Ein Restaurant, das pleitegangen ist und bei dem der Betreiber vermutlich noch jahrelang die Kredite für Küchenanlagen und Renovierung und Einrichtung abzutragen hat, ist für immer weg. Der Typ bekommt doch als Pleitier erstmal keinen Kredit mehr für was Neues. Die ganzen kleinen Klamottenläden und Imbißbetriebe, da werden hunderttausende Existenzen auf Dauer vernichtet. Das -sorry- typische Bild richtet sich immer mit einer unterschwelligen Schadenfreude gegen Reiche, ganz Reiche und Superreiche. Das entspricht aber nicht dem Mediangeschehen, daß eine Existenzvernichtung größten Ausmaßes am unteren Rand der Gesellschaft betrifft. Man kann den Laden "Wirtschaft" nicht einfach ab- und wieder einschalten wie einen Kühlschrank.

    • @Thomas Schöffel:

      Woher nehmen Sie denn wahr dass "ein "Runterfahren der Wirtschaft" mit einer Leichtigkeit betrachtet wird"?

      Viele nehmen möglicherweise genau das Gegenteil wahr, weil häufig Vorschläge zu nur geringen Veränderungen in Richtung verstärkten Umweltschutz oder mehr soziale Gerechtigkeit ausgebremst wird, mit dem Argument dass es "die Wirtschaft" schaden könnte.

  • Ich denke, unser Schlüssel ist echte Zusammenhalt - so wird Veränderung tatsächlich möglich.



    Für alle, mit allen.

    Bei Konkurrenz, Ausgrenzung und gegenseiteigen Schuldzuweisungen belibt alles beim alten und im Stocken.



    Bin sehr neugierig, was uns gelingt aus dem Gegenwart zu machen.

  • Ja, und leider von KABOOM auch keine Antworten.



    Nur kritisieren, nörgeln und spotten ist nicht schwer.



    Doch sich konstruktiv und lösungsorientiert einbringen um so mehr!



    😉

  • Hmm ... wir senken also die Produktivität, die Wirtschaftsleistung und den Output von Produkten,



    fahren parallel "Ausgleichszahlungen" an bestimmte Gruppen massiv hoch, und entlohnen Arbeit, die bisher umsonst ist. Als kleine "Nebenmaßnahme" schaffen wir noch die Demokratie ab (für diese Art Irrsinn ist politisch unzweifelhaft in diesem Land NIE eine Mehrheit zu erringen).



    Und das alles dient dazu, alle glücklich zu machen und eine "gerechte" Gesellschaft zu schaffen.



    Womit ich zu meinen Fragen komme: Wie nennt sich das zu schaffende überaus großartige System? Und ebenso wichtig: Wie wird sicher gestellt, dass nicht irgendwelche ... ehm ... ich sag mal Konterrevolutionäre erfolgreich die überragenden Errungenschaften dieses Systems wieder abschaffen? Fragen über Fragen ...

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Kaboom:

      Aufgemerkt, hier werden Sie geholfen ... Es existieren Antworten. Und damit auch Hoffnungen.

      Neben Ihrer Ironie teile ich Ihre - wenn auch indirekten - Hinweise auf Vernunft.

      Dazu zählt u. a.

      - Ursachen und Wirkungen nicht verwechseln,



      - den ersten Schritt vor dem zweiten gehen,



      - die begrenzten Energien für Lösungen verwenden, die zuerst nötig sind,



      - "Sicherstellungen" den angestoßenen Prozessen überlassen.

      Für den Rest empfehlen sich Kaffesatz, Kristallkugel oder Sokratisches (nicht: rhetorisches) Fragen.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Die Wirtschaft wird heruntergefahren damit wir nach dieser Krise wieder weitmachen können. Tote können nicht arbeiten und konsumieren, schwer geschädigte genausowenig darum geht es. Klar kann man die Wirtschaft runter fahren war schon immer bekannt das es möglich ist, es gibt nur keine Mehrheit dafür dies zu tun um das Klima zu retten, von der Globalen Bewegungsfreihit ganz zu schweigen.

  • „Corona lehrt uns, dass es politisch möglich ist, die Wirtschaft runterzufahren.“

    Klar doch - das regelt hier alles „der Markt“ und dann ratet mal schön, wer das demnächst und wie bezahlen darf.

    • @Rainer B.:

      Wer genau wir wohl die Folgen des Klimawandels bezahlen?

      • @Fezi:

        Früher oder später alle.



        Es schwingt bei einigen Kommentatoren immer so mit, dass sie den Lockdown für ein Konzept gegen den Klimawandel halten. Das ist er aber ganz gewiss nicht - im Gegenteil.

  • Verbinde dir in einer beliebigen Innenstadt in .eu die Augen, drehe dich ein paarmal und lauf solange herum, bis du an eine Schaufensterscheibe stößt. Nimm die Binde ab und schau hin. Was du siehst ist überflüssig.



    Wohl 90% der menschlichen und maschinellen Arbeitskraft wird für nutzlosen Quatsch verschwendet.



    Das darf mal gepflegt anders werden.



    Es geht nicht darum, Baugruben mit einem Löffel auszuheben statt mit einem Bagger, es geht darum, die Zielsetzung umzuformuliern.



    Inzwischen krieg ich bei dem Thema schon richtig schlechte Laune, wenn ich mir die Ausredenparks der ganzen Angstbeisser und Wohlstandsschisser so anguck. Es geht auch nicht darum, das Wohlergehen aller zu beschränken, sondern ein solches überhaupt erstmal herzustellen.



    Es gibt kein Recht auf coole Tshirts und Plastikschuhe, sondern auf Glück. Für alle.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Wolfgang Nowak:

      Ich hab das hier in Falkensee gemacht, ich stand vor einer Bäckerei, bekam Hunger und habe mir 3 Brezen und einen Amerikaner gekauft. Beim 2. mal stand ich vor der Sparkasse, hab dann noch schnell Geld abgehoben. Beim 3. mal vor Rewe, da hab ich dann noch 3ltr.Milch und 2 Yogurt mitgenommen.



      Eigentlich bräuchte ich Schuhe, aber bei Takko wollte ich nicht rein. In welcher Stadt wohnen Sie?

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @97287 (Profil gelöscht):

        Das ist richtig gut, vor allen Dingen mit Gefühl, geschrieben!



        Muß ick ma wieder hin.



        Über die Botschaft von Madagaskar mußte ich grinsen.



        de.wikipedia.org/w...kenhagener_See.jpg

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Wolfgang Nowak:

      Ihr (sympathischer) Wunsch in Ehren: da verwechseln Sie Deutschland mit Bhutan.

      Recht auf Glück klingt gut. Sollte in der Verfassung verankert werden. Doch wieso dies das Tragen von coolen T-Shirts ausschließt, verstehe ich nicht. Seit fast siebzig Jahren versuche ich - vergeblich - cool zu sein oder zumindest zu erscheinen.

      Ich bin in Zeiten aufgewachsen, in denen Heranwachsende oft Dralonhemden trugen, sonntags weiße plus Krawatten. Mir schaudert heute noch.

      Diese Art Retro entbehre ich gerne.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Recht auf Glück ins Grundgesetz!?



        Ich würde unbedingt noch das "Recht auf ewiges Leben" hinzunehmen.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @80576 (Profil gelöscht):

          Sofern das Ihren Vorstellungen entspricht: meinetwegen. Ich nehme davon Abstand.

          Mir reicht das Recht auf Glück. Siehe: Bhutan.

          • 8G
            80576 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            Definiere Glück! Sehr schwieriger Rechtsbegriff, fürchte ich.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @80576 (Profil gelöscht):

              Nicht alles Ernst nehmen, was hier geschrieben wird.

              Die große Politik und andere machen es uns vor: Symbolik als Handlung.

              Das können wir (hier nicht näher spezifiziert) doch auch! :-)

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Ich drängele mich bei diesem wichtigen Thema ungern(gelogen) rein.

        Lesen sie und lernen sie:

        Polyacryl - Dralon



        Polyamid- Nylon/West(bäh)



        Dederon/Ost(aah)*

        * ..... Dederon ist ein nach dem Vorbild Perlon geprägtes Kunstwort, das sich aus DDR und on zusammensetzt. Besondere Bekanntheit erlangte Dederon durch die berühmten Kittelschürzen und Einkaufsbeutel; auch wurde am 12. März 1963 ein Briefmarkenblock Chemie für Frieden und Sozialismus aus Dederonfolie herausgegeben. ......



        :-)

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @05158 (Profil gelöscht):

          Ach!

          • 0G
            05158 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            En bisken mehr, hätt's schonn sein können!



            ;-)

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @05158 (Profil gelöscht):

              Nimm diesen!

              Das nenne ich mal eine vollreife, ausgewachsene Überfrachtungs-Erwartung.

              Das finden Sie weder in einem Wörterbuch noch in einem Link.

              So.

              • 0G
                05158 (Profil gelöscht)
                @76530 (Profil gelöscht):

                Harvard-Studie zeigt:

                a fully ripe, full loading expectation.

                Abt.1 Referat78 * For eyes only *

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @05158 (Profil gelöscht):

                  Glauben Sie allen Ernstes, ich ließe mich von so einem läppischen Hinweis - ohne Link - von meinen Illusionen über Wolfgang Leiberg abbringen?

                  Läppisch kommt übrigens von Lappan.

                  • 0G
                    05158 (Profil gelöscht)
                    @76530 (Profil gelöscht):

                    Tatsächlich.



                    Tss, Tss!



                    Der Glockenturm wurde angelappt.



                    Dann kommt auch noch das Ptochodochium ins Spiel.



                    Jetzt wirds zu traurig.

              • 0G
                05158 (Profil gelöscht)
                @76530 (Profil gelöscht):

                I had a dream.



                He never comes back.

                (Mit der knispelnden Antiminoxe, will ich jetzt gar nicht erst anfangen.



                Diese Buchstaben tun jut in dieser Zeit!



                Pascht Schoh!



                ;-))

    • @Wolfgang Nowak:

      Hurra! ... da aber die meisten Menschen sofort unglücklich werden, wenn sie auf ein bisschen von ihrem Überfluss verzichten sollen, brauchen wir einen neuen Menschen: youtu.be/DoOdWY1Gfn0

  • Im Artikel wird gefordert, sowohl weniger zu arbeiten als auch weniger in Maschinen zu investieren - was bedeutet, dass Arbeit, die von Maschinen verrichtet werden kann, entweder von Menschen geleistet werden muss oder ganz ausfällt. Das Ganze läuft auf eine spürbare Verringerung der Produktion und damit des gesellschaftlichen Reichtums heraus. Zum Trost wird dann gefordert, dass das Wenige, was übrig bleibt, dann gerechter verteilt wird.

    Auf Deutsch heißt das: Armut für alle.

    Und dazu gibt es dann ein paar Trostpflästerchen. Zum Beispiel wäre es dann nicht mehr schlimm, wenn man seinen Arbeitsplatz verliert, denn wenn die Arbeitenden sowieso arm sind und arm bleiben müssen, haben sie weniger zu verlieren. Ein weiteres Trostpflästerchen soll die bessere Bezahlung von Sorgearbeit sein. Die Frage ist nur, was die besser Bezahlten sich mit dem Geld dann noch kaufen sollen. Geld kann man bekanntlich nicht essen.

    Weswegen die Degrowth-Forderungen auf ein gutes Leben für alle hinauslaufen sollen und darauf, dass alle "gut versorgt" sind, wird jedenfalls nicht erklärt, das wird einfach nur behauptet. Versorgung setzt Produktion voraus, und die soll ja gerade massiv heruntergefahren werden. Mich erinnert das an die Entwicklung in Venezuela, nur dass dort "Degrowth" nicht beabsichtigt war.

    Zum weiteren Trost gibt´s dann noch "Bewegungsfreiheit" für alle Menschen, freilich nur, sofern es dann noch genügend Menschen gibt, die die Züge, Busse u. ä. fahren - und sie mit möglichst viel Handarbeit herstellen, warten und reparieren, was länger dauert, aber dafür gibt es ja die radikale Arbeitszeitverkürzung, damit es noch länger dauert, bis ein Verkehrsmittel fahrbereit ist. Immerhin könnte ein derart umgestaltetes Land stolz von sich behaupten, allen Menschen, die einreisen und dort leben wollen, die Einreise und die Niederlassung zu ermöglichen - es käme dann sowieso keiner mehr.

    • @Budzylein:

      "Auf Deutsch heißt das: Armut für alle"

      Ihr Deutsch klingt ein wenig komisch. Für mich heisst das: etwas weniger Überflüssiges für alle.

      Ich brauch kein 4K Fernseher. Vielmehr brauche ich, dass *jetzt* keine verschärfte Hungersnot in Afrika ausbricht (wie gerade infolge der duweisstschonwer abzusehen ist).

      • @tomás zerolo:

        Was Sie tun und lassen, ist Ihre Sache. Spannend wirds, wenn Sie für andere entscheiden, was wichtig ist, und was überflüssig. Man nennt sowas gemeinhin Diktatur. Und genau darum gehts.



        Solange wir nämlich in einer Demokratie leben hat jeder das Recht, nach eigenem Gutdünken AUCH über sein eigenes Konsumverhalten zu entscheiden.

      • @tomás zerolo:

        Niemand zwingt Sie einen K4-Fernseher zu kaufen (Was ist das eigentlich?), aber für den, der ihn kauft, wurde er hergestellt. Lassen Sie den Leuten doch ihren Kram. Wer will sich erheben und den anderen sagen, was überflüssig ist? In der Heimat meiner Frau, in Sri Lanka, bekommt ein Arbeitsloser € 12 im Monat. Der findet es überflüssig, daß wir uns hier in Foren beharken.

        • @Thomas Schöffel:

          Also mir würden jetzt schon ein, zwei Argumente gegen die Überflussgesellschaft einfallen.



          Mal angefangen mit den Bedingungen, unter denen manche Ausgangsmaterialien wo "gewonnen" werden. Dann, wo die Teile landen, wenn sie ausgedient haben. Von so was, wie dem dazu nötigen Energieverbrauch mal gar nicht zu reden.



          Aber augenscheinlich leben wir hier ja in der besten aller möglichen Welten.

          • @Fezi:

            Naja, was heißt Überflussgesellschaft? Ein ziemlich vager Begriff insgesamt. Jeder hat was gegen irgendwas. Sie mögen vielleicht keine 12-Zylinder-Autos, die 1 Million kosten. Ich mag keine Avocados. Soweit ich weiß, wird im Autobau gut bezahlt, aber bei der Ernte von Avocados werden auch Kinder eingesetzt. Das sind doch alles unfaßbar dehnbare Argumente, bei denen jeder alles findet, wenn er will. So wird Argumentieren wohlfeil.

            • @Thomas Schöffel:

              Ach, ich bitte Sie, es gibt doch genug Erkenntnisse zu Nachhaltigkeit, Konsum und Umwelt- und Sozialverträglichkeit. Da spielen persönliche Vorlieben nicht so die Rolle. Es ist mir herzlich egal, wie viel ein 12-Zylinder kostet, es kommt doch auf deren Umweltverträglichkeit an.



              Ich mag Avocados sehr gerne, aber nicht die Bedingungen, unter denen die meisten davon produziert werden und auch nicht die Strecken, über die sie transportiert werden. Also kaufe ich sie nur sehr bedacht und sehr selten.



              Und was genau ist an "Überflussgesellschaft" vage?



              Es heißt doch klar, eine Gesellschaft hat mehr, als sie braucht. Das "Drüber" geht auf Kosten anderer.

  • Die Neoliberalen leben in ihrer Modellvorstellung, dass der Markt alles regelt. Die Degrowth Leute, dass sie per se ökologisch nachhaltig, krisenfest und zukunftsfähiger. Beide basieren darauf, dass etwas grundlegendes einfach so zu sein hat wie ich es mir denke. Beides kein ausreichender Ansatz.

  • Als Ingenieur der solche Maschinen entwickelt...

    "ressourcenintensive Maschinen, wo es sozialökologisch sinnvoll ist, zurückgebaut werden"

    Ist eine falsche Sichtweise:



    Menschen machen ständig Fehler, Maschinen nicht.



    Menschen sind nicht für eintönige Bewegungen gemacht, Maschinen entlasten und schützen Menschen vor körperlichen Schäden. Maschinen ermöglichen es klugen Menschen Dinge zu tun die Maschinen nicht können. Kreativ arbeiten z.B.

    Aber schön zu wissen das meine Arbeit wertgeschätzt wird.

    Jeder der denkt mehr Menschen in der Produktion sind toll, hier etwas über das ihr nachdenken solltet: www.youtube.com/watch?v=aaJJ-K0sT8E

    • @danny schneider:

      Also hier mal von Physiker [1] zu Ingenieur:

      lassen sie uns mal, als Beispiel, die Entwicklung der Verbrennungsmotoren für den motorisierten Verkehr seit, sagen wir, 1970 Revue passieren.

      Eine beeindruckende Steigerung des Wirkungsgrades (was automatisch weniger CO2 pro nutzbarem Joule mit sich bringt). Auch eine beachtliche Reduktion des Schadstoffausstosses (kein Blei-Tetraetyl mehr! Viel weniger NOx, CO, Russ; Aromaten sind praktisch kein Thema mehr...)

      Diese Nutzeffekte führen nicht etwa dazu, dass es jetzt schöner für uns alle geworden sei, nein: lediglich die Leistung der Fahrzeuge und ihre Anzahl ist so rasant gestiegen, dass diese Verbesserungen, die uns die Ingenieurskunst beschert hat, mehr als absorbiert worden sind.

      Ingenieur: Finden Sie den Fehler!

      [1] Ich weiss nicht, was das hier zur Sache tut, aber "When in Rome... [2]"

      [2] en.wikipedia.org/w...o_as_the_Romans_do

      • @tomás zerolo:

        Ich fahre zum beispiel ein ähnlich großes Fahrzeug wie meine Eltern vor 35 Jahren... damals Mittelklasse, heute Kleinwagen, bei über 50% mehr Gewicht 50% weniger Verbrauch

        Und mit moderner Technik wäre sogar mehr drin

    • @danny schneider:

      Menschen bauen Maschinen, die viel perfektere Fehler machen, als sie selbst es können.

  • "Eine große Mehrheit der Bevölkerung trägt diese Entscheidung unter Inkaufnahme hoher persönlicher Verluste mit." - Weil die Mehrheit noch gar nicht betroffen ist, abgesehen von kleineren Luxusjammerthemen. Wenn erst das Kurzarbeitsgeld ausläuft, wenn Millionen arbeitslos und Zigtausende infolgedessen obdachlos werden schaut's gleich anders aus. Und dann is auch keine Kohle für Sorgeketten da, das Geld, das dereinst auf böse Weise erwirtschaftet wurde, ist dann längst rausgehauen, und ihr Deindustralisierungs-Euphoriker erinnert mich an die Fische in der Schlussszene von Findet Nemo: "Und jetzt?"

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Heide Gehr:

      Erinnerungen sind immer gut. Vorausgesetzt, wir können aus ihnen etwas lernen.

      Ich erinnere mich nicht mehr an die Schlussszene von 'Findet Nemo'. Ist schon ein paar Tage her.

      Ihre Sprache hingegen ist für mich sehr augenfällig: "De-Industrialisierungs-Euporiker". Wow.



      Da fehlt nur noch die ganz große Keule (Steinzeit).

      Beeindruckend mit welcher Verve Sie das raushauen - auch wenn Inhalte und Zielgruppe im wabernden Nebel verbleiben.

      Na ja, wer wird denn hier kleinlich sein?

      Ich übernehme diesen Part einmal.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ja, das hatte nen ziemlichen Streuverlust. Aber das Wort scheint eine gewisse Auslösekapazität zu haben. Ich glaub', ich vermiet's an Sloterdijk.



        Gerade in dieser Zeit kann ich jeden LockdownCent gebrauchen.

  • Entschuldigung, aber der Text ist ein einziges Sammelsurium aus Wunschvorstellungen und Sprechwolken. Da wird einfach mal behauptet, "Degrowth" würde fundamental anders ablaufen als die aktuelle Wirtschaftskrise. Als Begründung für diese Behauptung liefern die AutorInnen dann einfach eine, wohl im Stuhlkreis und durch Brainstorming gefundene, Aneinanderreihung von gesellschaftlichen Idealzuständen. Die zukünftige, nicht-kapitalistische, inklusive Post-Wachstumsgesellschaft unterscheidet sich also deswegen von einer kapitalistischen Krise, weil man eine radikale Arbeitszeitverkürzung beschlossen hat? Ich dachte mal, aus dem Dunstkreis "Plurale Ökonomik" entsteht eine wissenschaftliche Alternative zur dogmatischen Neoklassik... Für mich ein nutzloser Text, sorry (not sorry).

  • Da sind sie wieder alle: "aber... aber... das geht doch gar nicht!"

    Das einzige, was nicht geht, ist weiter so zu wachsen. Das wissen wir eigentlich schon seit der 1970ern.

    Zu glauben, irgendeine Technologie-Fee würde goldenen Staub drüberpudern ist magisches Denken. Das gierige, exponenzielle Wachstum wird jeden Fortschritt binnen kurzer Zeit verschlingen.

    Wir fahren gegen die Wand.

    Wenn's nicht zu hart werden soll, so /müssen/ wir (a) von jeder Technologie gebrauch machen, die uns zur Verfügung steht und (b) das goldene Kalb "Wachstum" opfern.

    Deshalb bin ich Leuten, wie sie beim Konzeptwerk sind dankbar, dass sie darüber nachdenken.

    Leute, wacht endlich auf.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      Gut. Gebongt.

      Ich - für meinen Teil der 'Leute' - mache das denn mal.

      Nach Post im Bad verschwunden.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ich hoffe, Du bist in einen einigermassen schönen Tag aufgewacht :-)

  • Mal sehn, ob der Spätkapitalismus mit den Mitteln des Spätkapitalismus(ses?) gerettet werden kann (so, wie ein kaputtes Auto mit kaputten Ersatzteilen)?



    Oder ob wir jetzt doch was ändern müssen?

  • 6G
    65522 (Profil gelöscht)

    Gehen tut ne Menge. Es ist möglich ganze Industrieregionen zu deindustrialisieren, ganze Länder, schon heute, schon in der Vergangenheit. Es ist möglich ein ganzes oder mehrere ganze Staaten in Schutt und Asche zu legen. Nur die Rechnung muss irgendjemand bezahlen oder viele. Haben sie sich darüber Gedanken gemacht, woher die ganzen finanziellen Mittel kommen? Heute kam in den Nachrichten auf Antenne Brandenburg, das Testen der Bevölkerung auf den Virus kostet jeden Monat 1,5 Mrd. €-



    wo ist die Gegenleistung nach den Gesetzen der Warenproduktion und des freien Handels mittels Geld. Jetzt können sie sagen, in den Händen der Angestellten der Laboreinrichtungen und die können das Geld ausgeben für Miete und Konsumgüter, nur wo sollen die herkommen wenn immer weniger Menschen produktiv tätig sind, also Waren zum Anfassen oder als Nahrungsmittel produzieren, die nächste Dürre im Haus steht? Das was zurzeit geschieht ist sicherlich staatlich verordnet möglich, bestimmt jedoch keine Grundlage für eine Diskussion über neue gesellschaftliche Perspektiven. Die gab es schon und die will heute keiner mehr, war einfach zu anstrengend.



    Und, bevor etwas diskutiert wird müsste zuerst geklärt werden ob alle über das Gleiche sprechen.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @65522 (Profil gelöscht):

      Also das Testkit wird für ca 3 € im Handel vertrieben. Inclusive Vertrieb und Auswertung im Labor werden maximal 150€ all inclusive in Rechnung gestellt. Wenn alle Brandenburger ( vom Säugling bis Greis) getestet werden macht das 2,5 Mill. EWx 150€ = 375 Millionen €. Also kann jeder Einwohner 4x/Monat getestet werden. Abgesehen von der Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme ist die Aussage auch nicht glaubhaft. Darum trage ich z.B. , entgegen der Empfehlung der Landesregierung , einen Mund -Nasenschutz. Falls es mich dann doch noch erwischt, hoffe ich auf einen der raren Beatmungsplätze.

  • Dass die Wirtschaft so drastisch heruntergefahren wird, finde ich extrem hart. Gastronomen, Event-Veranstalter, Airlines etc. sind komplett still gelegt. Das sind teilweise Verhältnisse wie im Krieg und dürften eigentlich nicht Realität sein. Ich bin gespannt, wie das ganze fortfahren wird.

  • Im Gegenteil, das vierwöchige Aussetzen zeigt, dass ein dauerhaftes Herunterfahren weit entfernt ist. Vier Wochen lief es. Aber nun werden die Rufe nach Freiheit, Einkommen lauter und lauter. Bisher ist nur bestellt worden, zT geliefert, aber die Rechnung ist noch offen.

    In dem Artikel wird leider nicht deutlich gemacht, wie das Degrowth bei gleichzeitigen Anheben der Löhne und unbegrenztem Zuzug in das System funktionieren können sollte. Es ist immer nur von der Postwachstumsgesellschaft die Rede. Die gibt es aber nicht. Das ist nur Utopia.

  • Ja, stimmt!



    Vieles scheint auf einmal doch möglich zu sein.