piwik no script img

Bauernproteste gegen UmweltauflagenAm Rand der Gesellschaft

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Umweltauflagen? Nein, danke. Insektensterben? Gibt's nicht: Die Bauern, die jetzt zu Demos mobilisieren, bewegen sich damit ins Fahrwasser der AfD.

Das Wildbienensterben ist ebenso real wie die überdüngten Böden Foto: Julian Stratenschulte/dpa

E in großer Teil der deutschen Bauern manövriert sich gerade ins gesellschaftliche Abseits. Das zeigen die für Dienstag geplanten Demonstrationen von Landwirten: Sie wenden sich gegen alle zusätzlichen und viele bestehende Umweltvorschriften. Damit finden sie nur noch bei der AfD Gehör.

Selbst die Unionsparteien haben inzwischen begriffen, dass die Landwirtschaft erheblich zu Insektensterben, Klimawandel und Wasserverschmutzung beiträgt. CDU- Bundesagrarministerin Klöckner weiß, dass die Mehrheit der Bevölkerung das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ in Bayern unterstützt hat. Dass sich auch Mehrheiten für ähnliche Forderungen nach mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft in anderen Bundesländern abzeichnen.

Doch viele Bauern, die jetzt mobilisieren, ignorieren das einfach. Zudem leugnen sie ziemlich klare Fakten. Zum Beispiel, dass der Insektenschwund belegt ist – nicht nur durch die berühmte Krefelder Studie, sondern auch durch zahlreiche weitere. Besonders betroffen sind Arten, die in Agrarlandschaften leben. Was auch deshalb fatal ist, weil die Landwirtschaft die Hälfte der Fläche Deutschlands bewirtschaftet.

Subventionen fürs Umweltverschmutzen

Die Forderungen der Protest-Landwirte sind ziemlich dreist: Sie wollen weiter im Schnitt 50 Prozent ihres Einkommen als Agrarsubventionen vom Staat bekommen. Aber sie wollen auch weiter die Umwelt verschmutzen. Und, ganz wichtig: Die angeblich ahnungslosen „Städter“, die „Grünen“, die „Umweltschützer“ und „die“ Presse – die sollen bitte den Mund halten und die Bauern nicht mit Kritik behelligen.

Diese Landwirte verkennen, dass die gescholtenen Städter die Fakten in Sachen Umweltschutz oft auf ihrer Seite haben. Und dass sie ihre Kunden sind, ihre Finanziers, die mit ihren Steuern die Subventionen bezahlen.

Sind die Bauern also verloren? Nein, es gibt auch Landwirte, die zu Veränderungen bereit sind. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft oder der Bioland-Verband etwa verlangen, mit den Subventionen Umweltschutz in der Landwirtschaft zu finanzieren. Diese Bauern brauchen die Unterstützung der Gesellschaft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
Mehr zum Thema

39 Kommentare

 / 
  • Zum Thema Insektensterben sollte man sich auch mal die DLR-Studie zu Wechselwirkungen von Fluginsekten und Windparks ansehen. Abrufbar unter: www.dlr.de/tt/fluginsekten



    Daraus geht unter anderem hervor, dass nicht nur eine erhebliche Zahl von Insekten den Rotoren zum Opfer fällt, sondern auch die Leistung der Windräder dadurch um bis zu 50% nachlässt. Wenn ich dann noch lese, dass man für den Bau neuer Windräder auch den Umwelt- und Naturschutz einschränken will, frage ich mich, wo hier die wirklichen Probleme liegen.

    • @Peter Müller:

      "Wenn ich dann noch lese, dass man für den Bau neuer Windräder auch den Umwelt- und Naturschutz einschränken will, frage ich mich, wo hier die wirklichen Probleme liegen."



      Worüber wollen Sie dann reden? Darüber ...



      wofür, wieviel Energie erzeugt werden soll? Wofür nicht?



      was/von was wieviel produziert werden soll? Was nicht produziert werden soll?



      dass stetiges Wachstum auf einem endlichen Planeten nicht funktioniert?



      ...

  • So sehr ich Ihre Bemühungen um eine ökologische und nachhaltige Landwirtschaft unterstütze, Herr Maurin, aber der Wahlomat, den Sie für ihre politischen Analysen offenbar benutzen , wirft immer irgendeine eine Überschneidung mit der AfD raus.

    Bauern wollen keine Pestizide spritzen, weil es die AfD fordert. Das wissen auch Sie. So viel historisches, politisches und ökologisches 1x1 sollte vorhanden sein.

    Belegen Sie also bitte ihre Anschuldigen mit der entsprechenden journalistischen Ernsthaftigkeit und geben solide Quellen an, die eine AfD Nähe der Berufsgruppe Landwirt aufzeigen.

    • @Rudolf Fissner:

      ...""" die eine AfD Nähe der Berufsgruppe Landwirt aufzeigen.[sic].



      * Die sind nicht einmal mehr eine Mehrheit unseres Berufstandes. hören sie bitte auf "Landwirte" in einen Topf zu schmeißen. Es beleidigt mich, über den selben Kamm gezogen zu werden!

    • @Rudolf Fissner:

      sehr Geehrter Herr Fissler, ich lebe inmitten dieser "genannten" Landwirte. Ich muss mir deren politische Statements andauernd und auch anhören. Die nähe zur afd ist fakt, dass geben die auch zu!

    • @Rudolf Fissner:

      Es geht nicht darum, dass die AfD da einen direkten Einfluss hat oder ob diese Bauern AfD wählen, sondern dass die Argumente beider Gruppierungen sehr ähnlich sind: Negierung von breit gefächerten wissenschaftlichen Fakten und der Überzeugung von mehrheitlichen Anteilen in der Bevölkerung. Plus deutliche Entscheidungen per Volksbegehren.



      "Die sind ja alle doof. Nur wir haben Ahnung. Wir machen alles richtig, nur wir wissen alles und vor allem wollen wir so weitermachen wie bisher".



      Argumentationen auf diesem untersten Niveau kennt man eben auch von der AfD.

  • Haben Sie schon mal den Beitrag von Max Schmidt im BR gesehen, in dem erklärt wird wie Insekten wirklich zu Grunde gehen? Es hat etwas mit dauerbeleuchtung zu tun. Und die gibt es fast ausschließlich in der Stadt und nicht auf Feldern.

    • @Estrellchen:

      ? Wenn die Bienen eigentlich größtenteils auf dem Land leben, wie sollte ihnen die Dauerbeleuchtung in der Stadt schaden?

    • @Estrellchen:

      Geile Logik...deswegen sterben ja auch die Insekten auf dem Land aus. Die fliegen abends in die Städte und sterben dann wegen der Beleuchtung.



      Und auf dem Land gibt es ja keine Beleuchtungen, falls diese sinnlose Theorie zutreffen sollte?



      Sie ignoriert nämlich, dass seit Jahren wenn nicht Jahrzehnten längst insektenfreundliche Beleuchtungen eingesetzt werden.

      • @Mitch Miller:

        @Mitch Miller, die nächtliche dauerbeleuchtung ist sehr wohl eine der Hauptursachen des Isektensterbens ! Siedlungsgebiete (natürlich auch Dörfer) sind in Deutschland nun mal die ganze Nacht beleuchtet ! Und Deutschland, insbesondere West-Deutschland ist sehr eng besiedelt ! Schauen sie sich mal ein Satellitenbild Deutschlands bei Nacht an ! Und wo sollen die neuen Straßenbeleuchtungen mit LED insektenfreundlich sein ? Die Intensität der neuen Beleuchtung ist wesentlich stärker ! Und denken Sie mal daran , daß unser Land von Autobahnen durchzogen ist . Diese sind durch die Fahrzeuge auch dauerbeleuchtet ! Die Insekten die dadurch angezogen werden sterben aber nicht durch Erschöpfung! Und dann spricht noch einer von rotoren in windparks! Die drehen wohl kaum schnell genug um Insekten zum Verhängnis zu werden!



        Soviel Ignoranz auf einem Haufen wie in dieser Zeitung und unter ihren Lesern ist besorgniserregend !

  • Sind 18,4% die Mehrheit?

  • Gift möchte ich nicht im Honig!



    Ich lebe in BW im "Streuobst Paradies" im Kreis Esslingen/Neckar.



    Die Bäume und die Bienen brauchen die Blüten und bestäuben diese! Ich brauche den Honig!



    Dank Spritzmittel sterben die Bienen und in China müssen die Menschen selbst mit den Finger bestäuben! Das nennen wir eine digitale Zukunft bzw. Ende?

    • @Peter Meisel:

      Die Bienen brauchen den Honig. Der Mensch nimmt ihnen diese, was dieser gar nicht nötig hat, da er eine große Anzahl an veganen Nahrungsmitteln für eine gesunde Ernährung zur Auswahl hat. Vitamin-B12 Supplementierung macht die vegane Ernährung, so sie wie alle Ernährungsformen durchdacht und ausgewogen umgesetzt wird, zu einer gleichwertig gesunden Ernährungsweise.



      Aber ja, bezüglich der Spritzmittel und der negativen Folgen für die Bienen (nicht nur diese sondern allgemein Insekten!) gebe ich Ihnen recht.

  • Gegen den bäuerlichen Stumpfsinn mit Argumenten vorzugehen, ist das eine, aber mit der Diffamierungskeule der geistigen Nähe zu Nazis sie mundtot machen zu wollen, nur weil es eine thematische Überschneidung in Sachen Ökologie gibt, ist so ziemlich das Gegenteil von nützlich. Spielt wiederum wunderbar auf die Mühlen der AfD, die sich (sodann nicht ganz zu unrecht) als Hort der Meinungsfreiheit, zumindest bei bestimmten Themen, präsentieren kann.

  • Zur Thematik der weltweiten Lichverschmutzung u. einem damit einhergehenden fatalen Insektensterben, weitestgehend ohne Zutun von uns Bauern! - LED macht‘s möglich!

    Als verantwortungsbewusster moderner konventioneller Bauer, dem unsere Insekten sehr am Herzen liegen, nutze ich GPS, was mir das autonome Fahren auf unseren Äckern in der Nacht weitgehend ohne Licht ermöglicht.

    Sie setzen die Bienen weit vorne auf Ihre journalistische Agenda; recherchieren Sie doch bitte einmal, in welchem Umfang diesem Nutztier die Frühjahrstracht innerhalb der letzten 3 Jahre regelrecht eingebrochen ist!?

    Hinterfragen Sie als Wissender, wie viel Raps auf ökologischen Flächen in den vergangenen Jahren angebaut wurde. Liefern Sie dazu Vorschläge!

    Erklären Sie Ihre Anliegen übrigens vordringlich z.B. MUNICH RE bzw. der ZECH STIFTUNG etc. pp.! Welche Antworten stehen für Sie in eben den genannten Manager-Etagen wohl in sicherer Erwartung!?

    Was unternehmen Sie gegenwärtig gegen eine derzeitige abstruse Wertsteigerung landwirtschaftlich genutzter Flächen? Ihre Art der Berichterstattung hat bislang welche Erfolge gegen ein fatales Landgrabbing gebracht? Es geht noch immer sehr viel schlimmer, wo bleiben da Ihre mahnenden Worte!? - Sie aber reiben sich allenthalben anstelle dessen an einem „Chemie-Willi“ auf...

    Hausaufgaben über Hausaufgaben, auch und gerade für Sie, sehr geehrter Herr Maurin!

    • @EU-Bauer_Klaus1618:

      Ich kann Ihnen da nur zustimmen. Als angehender Landwirt aus einer Nichtbäuerlichen Familie bin ich tagtäglich mit beiden Seiten konfrontiert. Ich bin auch der Meinung, dass ein erstarren der landwirtschaftlichen Praktiken nicht sein darf! Aber für alle Probleme immer als Sündenbock und Auflagen auferlegt zu bekommen, welche die Arbeit nur noch erschweren. Und hier zeigt sich meine erschreckende Erkenntnis. Man protestiert für ein stärkeres Miteinander und mehr Rücksicht in der Bevölkerung und Wertschätzung unserer Arbeit und ein wirkliches Nachdenken über die Probleme (Klärwerke sind Hauptverantwortliche für die Wasserverschmutzung). Und der Herr Maurin schreibt jetzt einen Kommentar ohne wirkliche Belege oder klare Rote Linie. Einziges Ziel ist ein weiteres Runtermachen der Landwirte ohne erkennbaren Grund, mit altbekannten längst widerlegten Schuldzuweisungen. So etwas ist erst der Grund für solche Proteste, da es so nicht weitergehen kann! Als Landwirt tut man ohnehin viel für die Umwelt (Stichwort Fruchtfolge, integrierter Pflanzenschutz und Blühstreifen). Einfach mal rausgehen und den Landwirten vor Ort fragen und gerne mal einige Zeit helfen und erfahren und mal objektiv die andere Seite der Medaille betrachten. Viele freuen sich, die Leute aufklären zu können und ihnen was von der Arbeit zeigen zu können.

    • @EU-Bauer_Klaus1618:

      Was tun Sie gegen Waffenexporte? Zwangsprositution? Steuerhinterziehung? Kindsmissbrauch? Hausaufgaben über Hausaufgaben, auch und gerade für Sie, sehr geehrter Herr EU-Bauer_Klaus1618

      Und da Sie den Willi in Schutz nehmen, ist dessen Bildhafte darstellung von Massentierhaltung Ihrer Expertenmeinung nach realitätsnah?

      • @BluesBrothers:

        Es ehrt, Sie tragen an ein kleines Bäuerlein die gigantischen Herausforderungen unserer Zeit heran. - Ja, hab‘ gestern schon bei Boris Johnson angerufen, um mit ihm meine Brexit-Visionen zu beratschlagen; war leider nicht zu Hause anzutreffen, habe ihm aber auf seinen AB gesprochen - er wird zurückrufen, versicherte mir eine freundliche Stimme.



        ...



        SCHWERTER ZU PFLUGSCHAREN! - Ginge es nach mir, wären alle Waffen der Welt von heute auf morgen schon verzichtbar.

        Ja die Natur ist per se grausam, kennt im eigentlichen nur das eine Gesetz: Die Macht des Stärkeren! Dies setzte/setzt sich im Verlaufe der Evolution immer schon gnadenlos durch, solange jedenfalls die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Genau eben auch dieses Verhalten ist das Naturgesetz, zumeist gewaltsam von Menschenhand geschaffen.

        Solche profane Gesetzmäßigkeiten sind leider augenscheinlich eben auch jenen journalistischen Möchtegern-Avantgardisten nicht geläufig, ansonsten schöbe man in ganz anderer herausfordernder Art und Weise einem solchen Treiben bewusst einen Riegel vor. - Das scheinen aber weder ein Herr Jost Maurin und auch die TAZ als Meinungsmacher nicht wirklich zu kapieren...

  • Nix anderes erwartet, das Sie nachtreten bis der letzte Landwirt von ihnen in die rechte Ecke geprügelt wurde. - Ja mei dann ist es eben so!



    Ändert trotzdem nichts an der Tatsche das vom Verbraucher nur gefordert wird und kaum jemand bereit ist den notwendigen Preis an der Kasse zu bezahlen

    • @Farmer:

      Das stimmt niht, den Discountern sind wege ihrem Billigramsch zuletzt die Kunden weggebrochen.

    • @Farmer:

      Ich bin selbst Student, gehöre somit nicht zu den Einkommensstärksten in unserem Land. Sowohl ich, als auch eine Mehrzahl meiner Kommilitonen achten sehr wohl darauf welche Produkte wie hergestellt wurden. Eier aus Bodenhaltung Fehlanzeige. Fleisch lieber nur einmal alle 2 Wochen, dann aber Bio.

  • ergänzender Rest:



    Bleibt einzig die Frage noch im Raum: Wer sind künftig dann Ihre Prügelknaben!? Sie werden sich, wie üblich, der Diskussion mit uns verweigern. Aber nochmals: Die für uns jedenfalls so empfundenen Beleidigungen wie Ihr „Chemie-Willi“ sind auch nichts anderes als Fake News.

    Übrigens, hoffentlich sind Sie bei vorstehenden Einlassungen nicht bitter enttäuscht, dass wir uns an den anberaumten Bauern-Aufmärschen kommende Woche nicht beteiligen werden!

    Jemand, der wie Sie schreibt, möchte das Wohlstandsgefälle dieser Erde zementieren. - Wie gerecht ist das gegenüber den restlichen ca. 7 Mrd. unserer Weltbevölkerung? Schon mal darüber nachgedacht?

  • Etwa 50% der Flächen in Deutschland stehen unter landwirtschaftlicher Nutzung. Wunderbar, soweit gehen wir sicherlich d‘accord. Sind Sie wirklich der Meinung, diese 50% stehen im Eigentum der Bewirtschafter?

    Veröffentlichen Sie allgemein aufklärend, welches der jährlich wiederkehrende größte Kostenblock bei den heute noch ackernden Vollerwerbsbetrieben ist. Passen diese Zahlen nicht in Ihre Welt?

    Ja, ich teile als konventioneller Bauer Ihre Forderungen, vermitteln Sie selbige jetzt endlich auch sämtlichen Flächeneigentümern! - Jedes nicht erzeugte Kilogramm Getreide und Fleisch, jedes nicht gelegte Ei, jeder nicht gemolkene Liter Milch, ist heute die bessere Einheit.

    Wieviel Geld sparte unser Staat von heute auf morgen, wenn jeder einzelne Eigentümer selbst den von Ihnen aufgestellten Forderungskatalog vollumfänglich erfüllen müsste!?

    Wir persönlich haben Sie/die TAZ unlängst informiert, welche Invasionen von Insekten im diesjährigen Ernteverlauf unterwegs waren, in keiner Krefelder Studie erfasst. Ein Drittel der deutschen Flächen sind Wald, dort vergnügt sich aktuell eine Insektenvielfalt, angefangen beim Eichenprozessionsspinner bis hin zum dort kaum mehr wegzudenkenden Borkenkäfer. Selbst unsere Buchen verschmäht letzterer nicht mehr! Man findet in diesen Naturräumen alte Eichen mit einem Umfang von 5,60 Meter, 500-700 Jahre alt, jetzt vollkommen kahlgefressen; und kein einziger Bauer hat das zu verantworten!

    Warum lassen Sie sich dahingehend zu keinen Äußerungen hinreißen!?

    Ordnen Sie gerne an, dass die Bauern allesamt von der Bildfläche zu verschwinden haben, man künftig von administrativer Seite pflichtbewusst erledigt, was jedes einzelne verwöhnte Verbraucherherz tagtäglich begehrt. Andere Konzepte sind endlich gefragt - schließlich dreht sich heute wegen marginalen restlichen 100.000 Vollerwerbsbauern niemand mehr um.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @EU-Bauer_Klaus1618:

      Eichenprozessionsspinner und Borkenkäfer sind zwei Insekten und keine Vielfalt. Auf dem deutschen Normal-Acker gibt es nicht einmal mehr Regenwürmer.

      Um 100.000 "Vollerwerbsbauern" - ich nenne sie mal wie es ist - Großgrundbesitzer - dreht sich die Politik sehr wohl. Die besetzen nämlich sehr gern Gemeinderäte etc. und bestimmen sehr viele Dinge mit. Auf diese Art und Weise können sie die Landbevölkerung auf Steuerzahlerkosten beeinflußen,

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Im Moment gibt es sehr viele Regenwürmer auf unseren Äckern. Sie können mal vorbeikommen und zählen.



        In Zukunft werden es aber weniger werden. Durch ein Glyphosatverbot wären die Landwirte gezwungen wieder jedes Jahr die Äcker zu pflügen. Dies ist sehr schädlich für das Bodenleben und es wird mehr CO² freigesetzt. Durch einen Herbizidverzicht müsste Unkraut wieder mechanisch beseitigt werden. Diese dafür benötigten Maschinen werden wesentlich größer sein als die in den 50er Jahren genutzten Geräte.



        Das wird kein Junghase oder Bodenbrüter überleben. Dann doch lieber Pflanzenschutzmittel.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Sie scheinen sich in bodenkunde sehr gut auszukennen. Woher stammt Ihr wissen, das es auf dem Deutschen Normal Acker keine Regenwürmer mehr gibt?

        Wissen Sie, was sich hinter dem Begriff Pacht verbirgt? Bitte schauen sie sich diese Tabelle mal an und überpüfen dann nochmals Ihre Aussage "Großgrundbesitzer":

        www.destatis.de/DE...ob=publicationFile

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @JohnDieter:

          Ja, ich kenne mich aus. Hab ein Haus neben den Ländereien eines Energiewirtes. Der bewirtschaftet 1000 ha und hat davon 200 ha im Besitz. Macht 6 Millionen Euro. Oder etwas mehr. Der hält keine Regenwürmer, da können sie sicher sein. Und von der Sorte sind es vier Bauern, die den Gemeinderat bestimmen. Vom Straßenbau für Landmaschinen bis Fördermittelvergabe bei der Flurneuordnung.

          • @4813 (Profil gelöscht):

            Guten Tag.

            Wie wäre es, sie würden bei dem Landwirt einmal vorstellig mit einem Spaten in der Hand und mit der Bitte einmal auf seinen Äckern nach Regenwürmern graben zu dürfen? Ohne Bodenleben - ohne Regenwürmer und ohne Boden Lebewesen gäbe es auch im konventionellen Landbau keine Ernete und keinen Ertrag. Aus Geolino: Soviele Lebewesen sind in 0,3 m³ Boden :

            •2,5 Billionen Mikroorganismen: Bakterien, Pilze, Algen



            •1 Millionen Fadenwürmer



            •100.000 Milben



            •50.000 Springschwänze



            •25.000 Rädertiere



            •10.000 Borstenwürmer



            •100 Käferlarven



            •100 Zweiflüglerlarven



            •80 Regenwürmer



            •50 Schnecken



            •50 Spinnen



            •50 Asseln

            Wirtschaftswege sind für die Landbewirtschafter gemacht. Fragen Sie doch bitte mal bei Ihrem Ordnungsamt nach.

            Und bei 1000 Hektar Fläche, die der Landwirt - auch wenn Er Energie erzeugt, muss Er das Land (ordnungsgemäß) bewirtschaften - und bei 200 Hektar Eigentum hat der Landwirt immer noch 800 Hektar, für die Er Pacht bezahlt. Somit ist ein fünftel der Fläche die Er bewirtschaftet Eigentum - Besitz. Was möchten sie mit der Zahl 6 Millionen Euro aussagen? 30.000 € kostet ein Haktar Land bei Ihnen?

  • "Diese Landwirte verkennen, dass die gescholtenen Städter die Fakten in Sachen Umweltschutz oft auf ihrer Seite haben. Und dass sie ihre Kunden sind, ihre Finanziers, die mit ihren Steuern die Subventionen bezahlen."



    Ohne die Seite der ignoranten Bauern ergreifen zu wollen, möchte ich doch die Frage aufwerfen, ob die Städter mit ihrem Mehrwissen nicht besser die echten Produktpreise bezahlen sollten, statt Subventionen. Wer nicht bereit, das Doppelte als bisher für seinen Liter Milch zu bezahlen, der sollte eigentlich stille schweigen, statt Umweltmassnahmen zu verlangen, die so nicht zu finanzieren sind.

    • @Stechpalme:

      Aaaaaber, und das ist das Absurde. Die Bauernverbände, von denen wir hier sprechen wollen absolut keine höheren Preise. Das ist ja der Witz. taz.de/Grosse-Baue...fD-Linie/!5633870/

      • @LesMankov:

        So einen Unsinn liest man selten.



        Natürlich wünschen sich die Landwirte höhere Preise. Sie wollen ja schließlich nicht mehr von Subvetionen abhängig sein. Leider sind diese auf einem freien Markt nicht durchzusetzen. Dafür bräuchte man vom Staat vorgeschriebene Mindestpreise, wie es bis Anfang der 80 er Jahre üblich war. Seitdem haben sich die Erzeugerpreise inflationsbereinigt etwa halbiert. Vielleicht können sie sich jetzt vorstellen, weshalb die Landwirte Pflanzenschutzmittel einsetzten müssen. Nur so können die Betriebe weiter überleben. Mindestpreise wird es nicht mehr geben. Die sind bei Mitgliedern der EU und WTO nicht zulässig. Wollen sie diese Organisationen verlassen? Also ist es nicht möglich, dass die Bauern höhere Preise fordern. Der Weltmarkt wird nicht auf die Landwirte höhren!!!

  • Man stelle sich vor, Demonstrationen von links würden sich der Mittel der Bauernschaft bedienen, also mit unzähligen Traktoren ganze Innenstädte lahmlegen und Gebäude mit massenhaft Gülle bespritzen: Die Bundeswehr würde endlich von ihrem Recht, auch im Innern zu kämpfen, Gebrauch machen.

    Aber bei den hochsubventionierten Umweltvergiftern wird tatenlos zugeschaut und deren "Argumenten" zugehört.

    Die Lösung besteht übrigens nicht in Veganismus sondern in der Abkehr von dem Irrglauben, dass die Landwirtschaft unserer kleinen und dichtbesiedelten Bundesrepublik auch noch halb Afrika, China usw. mit Billigmilch, Hähnchen und Getreide mitversorgen muss. Den hohen Preis für diese Billiglebensmittel, die allein zum Profit der Agrarkonzerne in alle Welt exportiert werden, zahlen wir alle hier vor Ort mit brutal zerstörten Landschaften, vergifteten Böden, Artensterben usw.



    Natürlich geht die Billigmilch bei Lidl auch einher mit der Abwertung Deutschlands zum exportorienten Billiglohnland, aber die Leute würden die Milch auch kaufen, wenn sie teurer wäre, denn Billigmilch aus China habe ich hier noch nicht gesehen.



    Unseren Bauern ging es auch in den 1980er-Jahren nicht wirklich schlecht. Seitdem hat sich die Produktionsmenge fast vervierfacht, dabei ist die Anzahl der Höfe auf ca. 20% gesunken. Diese Entwicklung fand trotz hoher Subventionen statt, wobei die Preise entgegen dem sonstigen Preisanstiegstrend weitgehend gleich geblieben sind.



    Schuld daran trägt aber nicht der Verbraucher, denn danach müsste der Preis wegen der geichbleibend hohen Nachfrage mit gestiegen sein, sondern allein die verfehlte Politik mit ihrer verhängnisvollen Exportorientiertheit und anderen Dogmen der neoliberalen Irrlehre.



    Würden die Bauern in ihrer konservativen Sturheit nicht nach wie vor größtenteils ihren oft adligen Großgrundbesitzern als Bauernpräsident blind folgen, hätten viele jetzt ein besseres Auskommen und unsere Kulturlandschaft wäre gesünder.

    • @Khaled Chaabouté:

      "Die Lösung besteht übrigens nicht in Veganismus ..."



      Das sehe ich anders. ;) Es gibt sehr gute Argumente für Veganismus wie bspw. ökologische, tierrechtliche.



      "... sondern in der Abkehr von dem Irrglauben, dass die Landwirtschaft unserer kleinen und dichtbesiedelten Bundesrepublik auch noch halb Afrika, China usw. mit Billigmilch, Hähnchen und Getreide mitversorgen muss."



      Es ist richtig, Exporte, insbesondere konkrete Exportprodukte zu kritisieren. Gleichzeitig muss aber auch kritisiert werden, was auch für hiesige Gesellschaft produziert wird, bzw. was diese konsumiert und das ist u.a. ein Durschnitt pro Person und Jahr von 60 Kilo Fleisch und dazu Unmengen von Milch(produkten). Hierfür werden massig Futtermittel hierzulande produziert und auch importiert (und hier für Regenwald vernichtet).



      Hier ein Bericht von Foodwatch, in dem die bei der Produktion enstehenden CO2-Emissionen von veganen und unveganen Nahrungsmitteln gegenübergestellt werden - siehe SEITE 2:



      www.foodwatch.org/...r-Bio_20080825.pdf



      Es ist ein Irrglaube, dass die Umstellung auf Bio ausreichend wäre. Dieser Glaube ist insebondere dann fatal, wenn hierdurch der Ersatz von Fleischprodukten durch andere Tierprodukte erfolgt. Insbesondere bei der Erzeugung von Butter und Käse entstehen im Vergleich hohe CO2-Emissionen.



      Auch die Denke, dass der Mensch über Natur und Tieren stünde, hat zu der massiven Zerstörung von Ökosystemen und Verdrängung und Tötung von unzähliger Tiere geführt.



      M.E. braucht es eine grundlegend solidarische Wirtschaftsweise, die Menschen und andere Tiere mit einbezieht und die u.a. nicht auf Wachstum basiert.

  • "Nein, es gibt auch Landwirte, die zu Veränderungen bereit sind"

    Und denen gilt alle meine Bewunderung und Dankbarkeit.

  • 0G
    07400 (Profil gelöscht)

    OhHa. Umweltschutz? Naturschutz? Menschenschutz?

    Also die dunkelgrünen Kreuze der Bauern und Bauernverbände zeigen doch die gebundenen Hände. Mehr Ertrag? Ganz Einfach. Nehmet den Preis für das Produkt was ihr mindest benötigt.



    Grundlehre Rechnungswesen E-A=G da steht nirgends Subventionen, Herbizide, Chemie oder Ausbeutung.

    Wie bereits 1966 in Neuordnung der Landwirtschaft ansatzweise erklärt wurde. Preisstabilität bring enorme Folgen bei der Ausbeutung Sachmittel, Boden, und Arbeitskräfte mit sich.

    Wenn der Bauern mehr Ertrag will. Bitte der Bauer soll einfach 48 Stunden am Tag arbeiten und sich dabei Dopping und Drogen bedienen. Das ist es in etwa was sie mit Pflanzen, Boden und eben der Umwelt machen.

    Die natürlichen Grenzen kennt doch jeder oder?



    Alle können Marathon. Nur nicht unter 2 Stunden.



    Aber mit Dopping wird das schon.

    Bäh. Wie dumm können Bauern sein. Und diese Politik stützt das Ausbeutesystem mit Verbänden zusammen.



    Ciao Bella



    Bella Ciao

    • @07400 (Profil gelöscht):

      Ich denke mal von Volkswirtschaft haben sie keine Ahnung. Leider können die Landwirte keine höheren Preise bekommen, da der EU Markt ein freier Markt ist. Das heißt er ist dem Weltmarkt ausgeliefert. Deshalb wird auch die Bioproduktion nicht funktionieren. Da die Erträge , bei gleichen Kosten, nur halb so hoch sind, müssen die Preise um 100% steigen. Es ist aber kaum jemand bereit den höheren Preis zu bezahlen.



      Das würde nur bei einem geschlossenem Markt mit Mindestpreisen funktionieren. Das ist aber nicht WTO und EU konform. Also müssten wir diese Organisationen verlassen. Wer möchte das?

    • @07400 (Profil gelöscht):

      Die Bauern wirtschaften seit Jahrtausenden in Generationen und Sie wollen hier erzählen, dass Boden und Umwelt ausgebeutet werden?



      Macht doch gar keinen Sinn, seinen Betrieb wissendlich wirtschaftsunfähig zu machen.



      Kein Beruf ist nachhaltiger wie der Landwirt!