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8,7 Millionen Menschen leben in Brandenburg, Thüringen und Sachsen. Hier ist einer von ihnen
: Die Tafel-Vorsitzende, die keine rechten Sprüche toleriert

Der Laden ist klein, aber gut geordnet. Rechterhand stehen Tütensuppen und Gewürzstreuer, darunter Ketchup, Senf und Instantnudeln. Das Gemüse ist der Blickfang der Auslage, es strahlt frisch und knackig aus einem Holzkörbchen. „Wie ein Tante-Emma-Laden“, strahlt Karin Rauschenbach. Es ist allerdings kein normaler Einzelhandel. Die 52-Jährige ist Vorsitzende des Tafel Freital e. V.

In Freital gebe es viele, die auf Hartz IV angewiesen seien, sagt Rauschenbach. Vor allem Ältere kämen hierher, die von ihrer Mindestrente nicht leben könnten. Ihre älteste Kundin ist 85, hat Skoliose „und kommt trotzdem regelmäßig, obwohl das anstrengend für sie ist“.

In vielen Tafeln seien die Lebensmittel ohne Liebe und Achtung aufgetürmt, und die Leute müssten zusehen, was sie kriegen. Das findet Rauschenbach würdelos. In ihrem Laden können die Menschen mit dem Einkaufskorb herumlaufen und selbst entscheiden, was sie kaufen möchten: „Dann sind sie auch wieder stolz und kochen selbst ihr Mittagessen aus dem, was sie sich ausgesucht haben.“

Inzwischen gibt es zwei Läden der Tafel in Freital, jeden Tag sind sie ab 13 Uhr geöffnet. „Viele Bedürftige sind aber schon viel früher da“, erzählt sie. Sie säßen zusammen und spielten Karten. „Das sind DDR-Menschen, die es verlernt haben, sozial miteinander umzugehen. Hier lernen sie es wieder.“

Insgesamt habe die Tafel Freital etwa 1.000 Kun­d*in­nen, am Tag kämen auch zwischen 40 und 70 Geflüchtete vorbei. Probleme zwischen den Einkaufenden gebe es fast keine, sagt sie. Nur einmal, 2017, habe eine Kundin lauthals verkündet: „Wir sind eine deutsche Tafel!“ Da habe sie ihr deutlich widersprochen. „Wir brauchen Leute, die miteinander können und nicht gegeneinander“, sagt Rauschenbach. Niemand müsse bei ihr Angst haben, nichts mehr abzubekommen: „Die Deutschen haben ziemlich schnell gemerkt, dass die Ausländer ihnen nicht das Schweinefleisch wegessen“, lacht sie.

Foto: Belinda Grasnick

Doch sie erzählt auch, dass schon Hakenkreuze an die Wand des Ladens geschmiert waren, zuletzt 2016. „Wäre das noch einmal passiert, hätte ich daneben geschrieben: ‚Wenn dir die Farbe ausgeht, komm vorbei und hol dir neue bei mir‘.“ Sie ist der Meinung, die Lage in Freital habe sich entspannt. In Rauschenbachs Tafel gebe es keine rassistischen Ausschreitungen. Belinda Grasnick