Rassistische Werbung für Hornbach: Die ewig gleichen Klischees
Hornbach ist für seine avantgardistischen TV-Werbungen bekannt. Doch jetzt löste die aktuelle Kampagne einen Shitstorm aus – in Südkorea.
In „So riecht der Frühling“ geraten eine Handvoll deutscher Männer bei der Gartenarbeit gehörig ins Schwitzen. Zwei Wissenschaftler erscheinen, fordern die Männer zum Striptease auf und verschicken ihre verschwitzte Kleidung per Luftpost.
Schnitt: Die Kamera nimmt uns mit in eine asiatische Großstadt in düsterem Grau. Dort kauft sich eine junge Asiatin die deutsche Unterwäsche von einem Straßenautomaten, schnieft ekstatisch daran und verdreht – scheinbar hocherregt – ihre Augen. Vielleicht meinten die Macher es emanzipatorisch: Sie spielt auf die Unterwäsche-Automaten in Tokio an, aus denen die Angestellten der Großstadt benutzte Schlüpfer von Schulmädchen kaufen. In diesem Fall wurden die Rollen gendermäßig umgedreht.
Keine Provokation bezweckt
Ein Hornbach-Sprecher sagte, die Provokation sei „weder bezweckt noch einkalkuliert“. Vonseiten der Werbefirma Heimat Berlin heißt es, sie wollten die Protagonistin nicht abwertend darstellen. Man vermag darin „beim besten Willen keinen Rassismus erkennen“. Anders denken Tausende Frauen in Südkorea, wo der Spot viral ging: „Wie viele Stimmen von asiatischen Frauen braucht ihr noch, um uns ernst zu nehmen, euch eurer gedankenlosen Taten bewusst zu werden und euch zu entschuldigen?“, schreibt eine Nutzerin auf Twitter.
„Hornbach hat bewusst eine Asiatin ausgewählt, weil sie oft als exotisch und ohne Stimme wahrgenommen werden“, sagt Gang Sung Un, der seit 2010 in Köln lebt und dort seine Dissertation in Medienkultur schreibt: „Durch meine Freunde weiß ich, dass Asiatinnen in Deutschland täglich mit sexueller Gewalt und rassistischer Diskriminierung konfrontiert werden.“ Er initiierte eine Kampagne gegen Hornbach, die bis Dienstag bereits 18.000 Leute unterschrieben.
Ist die Werbung nun rassistisch oder einfach polarisierender Humor? Zumindest sollte sie als Denkanstoß dienen, warum Asiaten in Deutschland medial fast ausschließlich in den immer selben Klischeerollen dargestellt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung