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Guaidó-Gastbeitrag in der New York Times„Es gab heimliche Treffen“

Der selbsternannte Interimspräsident Guaidó will sich mit dem Militär getroffen haben. Das Europaparlament erkennt ihn als Übergangspräsidenten an.

Geht auch selbst auf die Straße: Juan Guaidó demonstriert hier mit Medizinstudierenden Foto: dpa

New York/Caracas dpa/ap/afp | Venezuelas selbst ernannter Interimspräsident Juan Guaidó hat sich nach eigenen Angaben heimlich mit Vertretern von Armee und Sicherheitskräften getroffen, um eine Ablösung von Staatschef Nicolás Maduro zu erreichen. Für einen Regierungswechsel sei es entscheidend, dass das Militär Maduro die Unterstützung entziehe, schrieb Guaidó Donnerstag in einem Gastbeitrag für die New York Times. Die Mehrheit der Diensthabenden sei sich darin einig, dass die Missstände in dem südamerikanischen Erdölland unhaltbar seien.

„Wir haben all jenen Amnestie angeboten, die sich keiner Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht haben“, schrieb Guaidó, der Neuwahlen in Venezuela fordert. Der 35-jährige Parlamentschef hatte sich am 23. Januar als Übergangspräsident vereidigen lassen. Er argumentiert, dass die Wiederwahl Maduros im vergangenen Jahr nicht rechtmäßig gewesen und das Präsidentenamt deshalb vakant geworden sei.

Er wolle die „widerrechtliche Machtaneignung“ durch Maduro beenden, eine Übergangsregierung bilden und Präsidentenwahlen abhalten. Die von der Opposition kontrollierte, aber entmachtete Nationalversammlung hatte zuvor ein Amnestiegesetz gebilligt, das Militärs Straffreiheit zusichert, wenn sie sich an der Wiederherstellung der demokratischen Ordnung beteiligen.

Bislang halten die Generäle öffentlich noch zu Maduro, doch unter den einfachen Soldaten soll es Medienberichten zufolge brodeln. Die USA und zahlreiche lateinamerikanische Länder haben Guaidó bereits als legitimen Interimspräsidenten anerkannt. Auch das Europaparlament erkannte Guaidó als Übergangspräsidenten Venezuelas an. Die EU-Abgeordneten votierten am Donnerstag mit 439 Stimmen für eine entsprechende Entschließung, es gab 104 Gegenstimmen und 88 Enthaltungen. Die Abgeordneten forderten die EU-Staaten auf, ihrerseits Guaidó anzuerkennen und ebenfalls eine „geschlossene und einheitliche Position“ einzunehmen.

In der Entschließung wird Guaidó auf Grundlage von Artikel 233 der venezolanischen Verfassung als rechtmäßiger Übergangspräsident des südamerikanischen Krisenstaates anerkannt. Dies soll so lange gelten, bis neue „freie, transparente und glaubwürdige Präsidentschaftswahlen“ abgehalten werden.

Trotz Massenfestnahmen und Polizeigewalt waren am Mittwoch erneut Tausende Menschen in Venezuela gegen den Sozialisten Maduro auf die Straße gegangen.

„Wir bleiben auf der Straße“

Demonstrierende trugen Schilder mit Aufschriften wie „Streitkräfte, findet eure Würde wieder“, „Guaidó Präsident“ und „Maduro Usurpator“. Der selbst ernannte Übergangspräsident Guaidó sagte vor seinen Anhängern in Caracas: „Wir bleiben auf den Straßen“ und appelierte an die Streitkräfte: „Schießt nicht auf das Volk, das auch für eure Familie kämpft. Das ist ein Befehl, Soldat des Vaterlands. Es reicht!“.

Maduro hingegen warf einmal mehr den USA vor, ihn stürzen zu wollen. „Wir werden kein Vietnam in Lateinamerika zulassen“, sagte er. „Wenn es das Ziel der USA ist einzumarschieren, werden sie ein Vietnam haben, wie man es sich schlimmer nicht vorstellen kann.“

Die Proteste waren seit vergangener Woche teilweise von der Polizei niedergeschlagen worden, Hunderte Demonstranten wurden festgenommen. Guaidó blieb aber in Freiheit und trat immer wieder kurz öffentlich auf. Auch am Mittwoch, nachdem tags zuvor strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn eingeleitet worden waren und der Oberste Gerichtshof ihm Auslandsreisen verboten hatte.

Mexiko und Urugay wollen vermitteln

Die Regierungen von Mexiko und Uruguay planen eine internationale Konferenz neutraler Länder in der Venezuela-Krise. Die Tagung soll am 7. Februar in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo stattfinden. Mexiko und Urugay haben sich geweigert, die venezolanische Regierung von Präsident Nicolás Maduro nicht mehr anzuerkennen. Die USA, Kanada und viele andere lateinamerikanischen Ländern haben Oppositionschef Juan Guaidó als Präsident anerkannt.

In einer Mitteilung der Regierungen von Uruguay und Mexiko hieß es, „das Ziel der Konferenz wird es sein, die Grundlage für einen neuen Dialogmechanismus zu schaffen, der alle Kräfte in Venezuela mit einschließt, um dabei zu helfen, Frieden in dem Land wiederherzustellen“.

Eine Gruppe von US-Senatoren will europäische Länder dazu bringen, Guaidó als Interimspräsident von Venezuela anzuerkennen. Der neue Gesandte der venezolanischen Opposition in Washington, Carlos Vecchio, habe sie gebeten, „unsere europäischen Verbündeten aufzufordern, was wir getan haben und weiterhin tun werden“, sagte der republikanische Senator Jim Risch.

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63 Kommentare

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  • Beide "Präsidenten" haben ein Legitimationsproblem. Maduros Wahl war fragwürdig und mit Guaidó hat sich der Chef der Kleinpartei Voluntad Popular zum Präsidenten ausrufen lassen. Gäbe es kein Öl, wären die beiden Möchtegernmachthaber dem Rest der Welt so scheißegal wie z.B. die Kollegen in Madagaskar.

  • Ich finde nur Russia Today Schrott zu dem Thema. Ich vermute es sind nur Fake News. Könnten Sie den Bericht bitte verlinken.

    • @Rudolf Fissner:

      War @eins tiefer

  • "Laut dem vom UN-Menschenrechtsrat im September 2018 veröffentlichten Bericht tragen die Sanktionen der USA, Kanadas und der EU maßgeblich zum Elend in Venezuela bei "

    wen china und russland verhindern wollen das der vom westlichen imperialismus unterstützte putschismus -der die wirtschaftskrise in venezuela absichtlich herbeigeführt hat-um die sozialistische regierung des landes zu destabilisieren- siegt - müssen sie venezuela jetzt möglichst schnell und effizient wirtschaftlich helfen damit sich die versorgungslage der bevölkerung spürbar verbessert. tun sie es nicht oder nicht in ausreichendem masse so geraten die ölreserven venezuelas wieder unter die kontrolle der westlichen imperialisten.



    um den feinden der gleichheit des friedens und der natur ganz lateinamerika zu entreissen ist es von grosser bedeutung venezuela zu stabilisieren.



    in brasilien hat die reaktion mit hilfe derselben finsteren rechten kräfte die jetzt einen mit hilfe der usa schon lange vorbereiteten putsch in venezuela versuchen bereits gesiegt und einen bekennenden proangloamerikanischen faschisten an die macht gebracht..



    china und russland sollten nach venezuela nahrungsmittel schicken.das wird sich langfristig nicht nur politisch sondern auch wirtschaftlich für sie lohnen.

  • Die Entschließung des EU-Parlaments hat nur Symbolcharakter. Weder ist es ein Exekutivorgan noch hat die EU ein echtes außenpolitisches solches.

    Es ist also erst einmal eine reine politische Meinungsäußerung.

    • @Trango:

      Mal abgesehen davon, dass das EU Parlament nicht für die Besetzung von Posten in anderen Ländern zuständig ist. Aber der Kolonialreflex sitzt halt tief...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Kolonialreflex? Wie kommen Sie denn darauf? Weil man die 2/3 Mehrheit im Parlament für nen Tick demokratischer hält, als die Autokratie Maduros, vor dem die Menschen wg. Hunger in die Nachbarländer fliehen, ist man schon im Kolonialismusmodus? Ich halte die Interpretation für typisch populistisch falsch gefaked.

        Maduro verkauft das Land ja nun an die alte Kolonialmacht Rusland und an China um seine Macht mit Nahrungsmittelimporten aufrechtzuerhalten.. RT-Fans sollten doch ob deren Kolonialismus Freudensprünge machen.

        • @Rudolf Fissner:

          Es steht dem EU-Parlament nicht zu, über die Regierung anderer Länder zu entscheiden.

          Kein Parlament hat dieses recht. Nur die Europäer und Nordamerikaner nehmen sich das immer wieder heraus. Das Wort Kolonialreflex ist also mehr als angebracht.

          PS: Russland hatte nie Kolonien.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Russland hatte nie Kolonien?! Was war denn dann Alaska bitteschön?

            • @Saile:

              Teil des Staatsgebietes. In Russland hatte man da eine andere Einstellung.

              Und man hat in der Regel auch auf die dummen Ausreden der anderen Mächte verzichtet. Verbreitung der "Zivilisation" usw. Die Zaren waren offen imperialistisch.

              Interessant ist, dass sich die Ausreden der Amerikaner und "Europäer" in den letzten 150 Jahren kaum verändert haben. Die Formulierungen sind etwas anders, aber immer noch weiß man genau, was für andere (unmündige) Völker am Besten ist.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Wenn das EU Parlament schon wenig zu sagen hat, dann doch wenigstens etwas über Venezuela.

        • @Rolf B.:

          :-) :-) :-)



          good one !

  • Schon wieder bemerkt man den Reflex, in einem Konflikt, in welchem sich zwei Lager gegenüberstehen, Partei für eine Seite zu ergreifen. Die Bevölkerung sehe ich dabei jetzt nicht als eigene Fraktion, sondern das Lager um Maduro und das um Guaido. Guaido wird nur die Traufe darstellen, in welche der venezoelanische Staat, aus dem von Maduro mitgestalteten Regen fallen wird. Wachablösung unter Diktatoren. Mit dem Vorteil für Europa und Nordamerika, dass Guaido besser in die eigene Geostrategie passt. Maduro scheint wiederum der Kandidat von Russland und China zu sein. Sich in so einem Konflikt, als Außenstehender mit der medial inszenierten Keule den Verstand aus der Birne prügeln zu lassen ist so ein bißchen naja.

    • @Hampelstielz:

      Sie meinen, es passt besser in die Geostrategie Chinas und Russlands, wenn dort Hunger herrscht, medizinische Unterversorgung, Millionen das Lamd verlassen, Venezuela abhängig wird von Geldern aus Russland & China und auf Jahre im Voraus Öl zu einem „günstigen“ Preis verscherbelt? Ja dass selbst die Nahrungsmittel von dort kommen, statt dass die niederliegende Landwirtschaft gefördert wird?

      • @Rudolf Fissner:

        Ich habe ziemlich verständlich ausgedrückt, dass es in diesem Statthalterkonflikt keine besser Fraktion gibt. Weder Maduro, noch sein Widersacher, weder der westliche Block, noch Russland und China.

  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Was für eine Schande für EU-Despoten. EU unterstützt den Putschisten auf der ganzen Welt.



    Ich brauche EU nicht. Weg damit. Pfui.

    • @70023 (Profil gelöscht):

      Nach Wikipedia ist ein Despot die Bezeichnung für "einen unumschränkt Herrschenden oder Gewaltherrscher einer Despotie". Haben Sie Belege, dass dies auf einen EU-Parlamentarier zutrifft?

  • Zur Entmachtung der letzten frei gewählten brasilianischen Präsidentin Rouseff 2016 fiel dem EU-Parlament ja nüscht ein.



    Das zeigt, wohin die Reise geht...

    • @Linksman:

      Den Vergleich verstehe ich nicht. Der Absetzung Rouseffs ging ein definiertes verfassungsgemäßes Verfahren voraus. 2/3 der Abgeordneten sprachen sich dafür aus.

      • 9G
        92327 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        ... und die Selbsternennung Guaidos war selbstverständlich auch nach definiert verfassungsgemäßem Verfahren. Na, dann hat ja alles seine rechte Ordnung.

        • @92327 (Profil gelöscht):

          Verstehe die schnippische Antwort nicht. Was lief dort nicht verfassungsgemäß?

          • 9G
            92327 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            Gar nicht schnippisch gemeint, Herr Fissner. linksman weist mMn zu Recht darauf hin, dass hinter der Entmachtung von Rousseff handfeste Interessen standen - genau wie bei der jetzigen Auseinandersetzung Maduro-Guaido. Die sollten beleuchtet werden, und da dürfen die Lampen auch von allen Seiten draufgehalten werden. Die rechtlichen Aspekte verkürzen Konflikte mMn.unzulässig, und mein Kommentar sollte darauf hinweisen, dass beide Seiten i.d.R. Legitimationsprobleme haben. Gerade Sie, Herr Fissner, werden z.B. die Anwesenheit Russlands in Syrien doch nicht auf die juristisch korrekte völkerrechtsgemäße Begründung (Hilferuf Syriens durch den gewählten Präsidenten) beschränkt wissen wollen, oder?

    • @Linksman:

      Die Märkte ! Sie rufen - nein: Sie brüllen.



      Und kommen oft in Stiefeln u. Uniform.

      • @Mogel:

        Es gibt in Venezuela keine Märkte mehr, für nichts. Es kommt dort auch kein“Markt“, auch nicht n Stiefeln, auch nicht aus Russland oder China. Wegen fehlender Nahrung und Medikamente flüchten die Bürger ins Ausland.

      • @Mogel:

        Gerade ruft in Venezuela das Volk. Normalerweise hören da Linke genau hin, aber nicht wenn das Regime sich sozialistisch nennt.

        • @Hans aus Jena:

          "...waren am Mittwoch erneut Tausende Menschen...auf die Straße gegangen..."

          Etwas wenig Volk.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            www.youtube.com/watch?v=uLtxzCFcARU

            • @Claudia M.:

              Das ist eine Demo von voriger Woche. Die der Regierung oder die der Gegner?

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                23.2.19, die des Volkes, das den Diktator satt hat. Stiefel und Uniformen - wie im Kommentar oben behauptet - sieht man übrigens eher nicht.

                • @Claudia M.:

                  Woher wissen Sie , dass es "Ihre" Demo ist? Und definitiv ist es eben nur ein Teil des Volkes. Wird leicht mit "dem Volk" verwechselt?

                  Am gleichen Tag gab es eine Demo für Maduro. Dort waren auch viele Menschen. Auch er spricht "vom Volk".

                  In beiden Fällen stimmt es nicht.

                  Um die Chancen für einen Sturz Maduros abzuschätzen, müsste man wissen, wie viel Rückhalt Guaidó wirklich hat. Dazu ist aber nichts Belastbares zu erfahren. Im schlimmsten Fall mündet das Ganze wieder einmal in ein Gemetzel. Und bevor ich juble, möchte ich das gern ausschließen.

                  PS: Was das mit den Stiefeln und den Uniformen soll, habe ich mich auch gefragt.

                • @Claudia M.:

                  "23.2.19, die des Volkes, das den Diktator satt hat."

                  23.2.19 ; )

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Sie rufen wohl:



            "Vier sind das Volk"...

            • @Linksman:

              Ich hatte mal gelernt, dass für die marxistischen Linken das Seina das Bedwußtsein bestimmt. Schön, dass Sie das widerlegen.

              • @Hans aus Jena:

                "Ich hatte mal gelernt, dass für die marxistischen Linken das Seina das Bedwußtsein bestimmt."

                Da haben Sie in der Schule nicht aufgepasst. Das Bewusstsein beeinflusst auch das Sein. Stichwort Dialektik.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Das Volk stimmt mit den Füßen ab und verlässt das Land - zu Millionen- und das allein in den vergangenen 2 bis 3 Jahren, ganz einfach weil nicht mehr genug zu beißen da ist. Aber schon zuvor, schon zu Chávez Zeiten sind sehr viele Menschen gegangen, die noch geblieben sind sind wie es scheint zumeist beschäftigt genügend Reiskörner und Kalorien für sich und ihre Kinder zusammenzubekommen. Da dürfte nicht mehr viel Zeit zum Demonstrieren bleiben, was auch noch lebensgefährlich ist. Der Chavismus ist nichts anderes als der klassische lateinamerikanische Caudillismo: autoritäre Herrschaft (Todesschwadronen, Inhaftierung der Opposition)mit viel nationalistischen Balkonreden und die Führung und ihre Vasallen machen sich die Taschen voll und wirtschaften den Staat herunter, da ist es fast schon egal ob sie sich sozialistisch nennen oder nicht. Das Beste für alle ist der Chavismus verschwindet schnell, die Venezolaner sind mit einiger Wahrscheinlichkeit von derartigen Regierungen für einige Zeit geheilt.

            • @ingrid werner:

              "Das Volk stimmt mit den Füßen ab und verlässt das Land - zu Millionen- und das allein in den vergangenen 2 bis 3 Jahren, ganz einfach weil nicht mehr genug zu beißen da ist."

              Richtig. Gegangen sind vor allem Regierungsgegner. Also stellt sich die Frage, ob im Land noch genug da sind, um die Regierung zu stürzen.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Das Leute, die wegen Hunger das Land verlassen, nicht zu den begeisterten Unterstützung einer Hungerpolitik gehören erscheint mir irgendwie schlüssig.

                • @Rudolf Fissner:

                  Ja eben. Deshalb ist es nicht klar, ob die Regierungsgegner im Land stark genug sind. Es besteht also die Gefahr, dass die Entwicklung in eine Richtung geht, die sich niemand wünschen kann. Und das muss man berücksichtigen.

  • Wie gut, dass das EU-Parlament demokratisch legitimiert ist - oder ?



    Das lobbymäßig voll gepamperte EU-Parlament, das mittels Freihandels-



    abkommen den Konzernen den Weg



    auf die strapazierten Bürger freischießt, mache mal halblang.

    • @Mogel:

      Ja, es ist demokratisch gewählt. Im Mai kölnnen auch Sie wieder abstimmen. Oder fällt Ihnen etwas demokratischeres als Wahlen ein, um ein Parlament zu bilden? Ernennung durch ein Zentralkomitee?

      • 9G
        93649 (Profil gelöscht)
        @Hans aus Jena:

        Zur Demokratie gehört „ein Mensch eine Stimme“. Das ist bei der Wahl zum EU-Parlament nicht gegeben.

      • @Hans aus Jena:

        Die letzten Wahlen wurden von der "Opposition" boykottiert. Vielleicht könnte ja diesmal die Chavisten einfach der Wahl fernbleiben um danach das Ergebnis anzuzweifeln.

  • Statt Gastbeiträge in der NYT für seine westlichen Fans zu schreiben, sollte C. lieber eine Regierung bilden und den Venezolanern erklären, wie er die Wirtschaftskrise überwinden will. Dann kommen zu seinen Demos auch nicht nur Tausende (waren vorige Woche noch Zehntausende).

    Auch ja. Lt. Verfassung müssen innerhalb von 30 Tagen Wahlen stattfinden. Wann ist der Termin?Oder hat da jemand den Artikel, auf den er sich beruft, nicht zu Ende gelesen?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ihre Frage lässt sich leicht beantworten. Neuwahlen ruft in Venezuela nicht der Parlamentspräsident aus, sondern die oberste Wahlbehörde, das Consejo Nacional Electoral (CNE). Und dieses CNE ist - Achtung Überraschung - nicht politisch neutral, wie es eigentlich sein sollte, sondern besteht aus getreuen Gefolgsleuten, die offenbar kein Interesse an Neuwahlen haben. Hätte das Land verfassungskonforme und demokratische Institutionen, gäbe es sicher auch schon den von Ihnen angefragten Termin.

      • @Claudia M.:

        Jetzt wird's dann kompliziert. Wenn Sie diese Kompetenz bei der Wahlbehörde sehen, müssen Sie auch dort die Kompetenz sehen, festzustellen, ob Wahlen rechtmäßig sind.

        Also entweder ist die Wahlbehörde nicht demokratisch. Dann hat sie keine Kompetenzen oder sie ist demokratisch und dann hat sie alle Kompetenzen. Nur die Rosinen rauspicken, geht nicht.

        Bleibt aber immer noch die Frage nach dem Programm. Darauf gibt es bis jetzt keine Antwort. Das Wichtigste fehlt also.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Tja, so sind Diktaturen nun mal. Komplex. Fragen Sie mal die Wahlbehörde in Havana, ob sie die Wahlen zur Asamblea Nacional del Poder Popular für rechtmäßig und demokratisch hält.

          • @Claudia M.:

            Netter Versuch auszuweichen. Bleibt trotzdem, dass die Wahlbehörde entweder für alles Zuständig ist oder für nichts.

            Aber immer wieder die Frage. Wofür steht ein Mann, dessen eifrigste Unterstützer Trump und Bolsonaro heißen? Darüber sollte man sich Klarheit verschaffen, bevor man ihm zujubelt.

  • Wir sollten uns schon mal Gedanken machen, wie das Land wieder aufgebaut werden kann.



    Die Industrie Venezuelas ist am Boden, die Erdölvorräte sind für viele Jahre an China und Russland verpfändet, so dass von den beiden Seiten keine größeren Einnahmen kommen werden.



    Im Gegenteil: Venezuela wird riesige Summen benötigen, um die Förderanlangen nur auf den Stand zu bringen, dass das bisherige, historisch niedrige Förderniveau gehalten wird, um wenigstens die Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Gläubigern erfüllen zu können. Das reicht dann aber nur, dass die Wirtschaft nicht noch weiter absackt - satt wird die Bevölkerung damit noch lange nicht.

    • @Martin74:

      Welche Industrie liegt am Boden? Man sollte das Land schon kenne, bevor man ihm Ratschläge gibt. 70 % der verarbeiteten Lebensmittel ween in Venezuela seit Jahrezehnten aus USA und EU eingeführt. Und dies seit etwa 40 Jahren. Es gibt keine bedeutende Industrie ausser der Erdölindustrie. Das ist ja die Achillesverse von Venezuela und deshalb funktioniert ja auch der Boykott so perfekt. Ohme das Ausland ist Venezuela nicht überlebensfähig, Das wusste schon Chavez. Da ist er auch gescheitert. Er hat weder eine eigene ausreichende Landwirtschaft noch Industrie aufgebaut. Die Opposition hat allerdings auch kein anderes Programm. Und die EU und USA wollen Venezuela als Monopolmarkt und Rohstofflieferanten behalten. Die Opposition wird das zementieren. Dafür wird sie von uns bezahlt.

      • @Henning Lilge:

        Das ist falsch. Landwirtschaft und Industrieproduktion sind seit den ersten Verstaatlichungswellen unter Chavez stark zurückgegangen, das Land also abhängiger vom Öl geworden als zuvor. Gleichzeitig sind die Staatsausgaben stark gestiegen, was eine Zeit lang wegen der hohen Ölpreise kein Problem war. Seit etwa 10 Jahren macht sich allerdings auch die Misswirtschaft bei PDVSA (fehlende Investitionen und Fachpersonal, das unter Chavez gegen linientreue Parteigänger ausgetauscht wurde) in Form von stetig sinkenden Fördermengen bemerkbar, sodass der einzige Devisenbringer immer knapper wird. Die größte Not wurde in den letzten paar Jahren noch mit Krediten aus China und Russland kaschiert, die mit Öl besichert wurden. Der Reichtum des Landes ist also auf Jahre hinaus an Russen und Chinesen verpfändet. Ein Wiederaufbau wird unter diesen Umständen alles andere als eine leichte Aufgabe.

        • 9G
          93649 (Profil gelöscht)
          @Claudia M.:

          Sieht so aus, als wäre es notwendig gewesen, dass Deutschland und die EU gute Wirtschaftberater ins Land schickt, damit der notleidenden Bevölkerung geholfen werden kann.

  • Sorry, ich nehme Ihnen nicht ab, dass Ihnen die "3 Mio Hungerflüchtlinge" wirklich am Herzen liegen. Den Hunger bekämpft man jedenfalls gewiss nicht mit weiteren Sanktionen und Luftschlägen, jedenfalls ist die Ernährungslage durch diese Maßnahmen in Ländern wie Jemen nicht besser geworden.

    Und was meinen sie genau mit "Hungerflüchtlingen" ? Guiadó hat eine schlanke Statur, das stimmt, aber ist wirklich Hunger die Ursache?

    Die Gründe warum Menschen Venezuela verlassen, können auch einfach mit einer allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage, Gewalt oder Perspektivlosigkeit erklärt werden, seit 2014 verlassen jedes Jahr eine halbe Million Menschen die Ukraine, sind das auch Hungerflüchtlinge? Müssen "wir" deshalb jetzt dort intervenieren?

    • @Sandor Krasna:

      Ich habe kürzlich 3 Monate in Quito verbracht. Ecuador wird überschwemmt von Venezolanos und glauben Sie mir, die Menschen sind nicht zum Spaß dort. Sie stoßen trotz gleicher Sprache und Kultur oft in den Nachbarländern auf die selbe Ablehnung wie diejenigen, die 2015/16 zu uns kamen um Schutz zu suchen. Kein Mensch verlässt ohne Not seine Heimat um sich anderswo wie Dreck behandeln zu lassen, da können Sie sicher sein.

      www.caritas-intern...rgung-bevoelkerung

      • @Claudia M.:

        Von den Pogromen gegen Geflüchtete aus Venezuela in Ecuador habe ich gehört, auch von der aufpeitschenden Rolle, die der pro-amerikanische Präsident Lenin Moreno dabei spielt weiß ich. "Hungerflüchtlinge" finde ich trotzdem ziemlich dick aufgetragen, es gibt wie gesagt viele Gründe derzeit Venezuela zu verlassen, so wie es viele Gründe gibt, warum MexikanerInnen in die USA wollen.

      • 9G
        93649 (Profil gelöscht)
        @Claudia M.:

        Auswanderung ist normal für arme.

        „Unter den EU-Ländern verzeichnet Rumänen den größten Anstieg der Auswanderung seit 1990. Einem kürzlich veröffentlichten Report der Weltbank zufolge arbeiten und leben bereits zwischen drei und fünf der insgesamt 19,6 Millionen Rumänen außerhalb ihres Heimatlandes. Unter den Auswanderern sind etwa 2,6 Millionen im erwerbsfähigen Alter, was fast einem Fünftel der arbeitenden Bevölkerung des Landes entspricht.“

        aus der WELT



        www.welt.de/wirtsc...t-das-Ausland.html

        • @93649 (Profil gelöscht):

          Und ihnen sind sicher die Parallelen beider Länder aufgefallen: Rumänien hatte 1990 40 Jahre real existierenden Sozialismus hinter sich, Venezuela hat mittlerweile 20 Jahre real existieren Sozialismus auf dem Buckel. Das Volk stimmt - wenn es kann - mit den Füßen ab.

    • @Sandor Krasna:

      "schlechten wirtschaftlichen Lage, Gewalt oder Perspektivlosigkeit" - sind das die Markenzeichen eines sozialistischen Staates?

    • @Sandor Krasna:

      War eigentlich @ CLAUDIA M. gedacht.

  • Natürlich brodelt es bei den einfachen Soldaten. Auch die können ihren Familien nicht genug zu Essen auf den Tisch stellen und bekommen keine Medikamente für ihre kranken Kinder. Und natürlich spricht der Parlamentspräsident mit den Militärs und sichert sich internationale Unterstützung vor einem solchen Schritt. Alles andere wäre sicherer Selbstmord in einem Land wie Venezuela.



    Traurig an der ganzen Sache finde ich vor allem eins und auch dieses Forum wird gleich voll davon sein. Es sind - trotz 3 Mio. Hungerflüchtlinge und Hunderttausender Menschen, die trotz der Gefahr erschossen zu werden protestieren - die ewigen Stimmen, die mir immer wieder so bekannt vorkommen. Schon vor 30 Jahren hörte man zu den Leipziger Montagsdemos: "Vom Westen initiierte Destabilisierungsversuche einiger weniger Provokateure". Schade, dass viele nie lernen aus der Geschichte. Es genügt, wenn sich ein Diktator das Deckmäntelchen des Sozialismus überzieht und die USA als Feind ausruft und schon steht der deutsche Solonlinke stramm.

    • @Claudia M.:

      Warum hungert Venezuela und warum fehlen Medikamente? Laut dem vom UN-Menschenrechtsrat im September 2018 veröffentlichten Bericht tragen die Sanktionen der USA, Kanadas und der EU maßgeblich zum Elend in Venezuela bei (Nein, die TS berichtete nicht darüber). Wer von einer "humanitären Krise" spreche, "sollte überprüfen, ob der Wirtschaftskrieg und die Sanktionen nicht eine wesentliche Ursache sind".



      www.unwatch.org/wp...t-on-Venezuela.pdf

      Konkret nennt der Bericht z.B. die Weigerung Kolumbiens, Medikamente gegen Malaria an sein Nachbarland zu liefern, nachdem in Venezuela im November 2017 die schlimmste Malaria-Epidemie auf dem amerikanischen Kontinent in diesem Jahrhundert ausgebrochen war.



      De Zayas beklagt, dass Kolumbiens Medikamenten-Blockade nicht von der internationalen Gemeinschaft verurteilt wurde. Überhaupt sei der Import von Medikamenten und medizinischen Geräten aufgrund der Sanktionen "ungemein schwierig, fast unmöglich" geworden. Grundsätzlich seien Wirtschaftssanktionen vergleichbar mit der "mittelalterlichen Belagerungen von Städten", die zur Kapitulation gezwungen werden sollten.



      So der US-amerikanische Völkerrechtler Alfred de Zayas der als erster UN-Sonderberichterstatter seit 21 Jahren, der Venezuela bereist hat.

      • @Peter Goretzki, Dr.:

        Genau diese Art von Beiträgen meinte ich.



        Nice try. Aber der verlinkte Bericht ist nicht vom UN Menschenrechtsrat sondern erstellt für den UN Menschenrechtsrat ... von einem einzelnen(!) Historiker (Ökonomie ist also vermutlich nicht seine Kernkompetenz), der autoritären Ideen gegenüber recht aufgeschlossen ist



        tuebingenrechtsaus...fd-naher-stiftung/

        Also schauen sie nochmal genauer nach, was internationale Organisationen wie UNO oder z.B. Amnesty International über Venezuela berichten (und ich meine ausdrücklich nicht Einzelmeinungen)

      • @Peter Goretzki, Dr.:

        Ich bin immer wieder überrascht, wie einseitig uns unsere Medien wie hier im Falle Venezuela informieren. Das bringt die Menschen, die besser informiert sind, in die Propagandafalle derjenigen, die dann die bekannte Keule gegen Linke heraus holen und um sich schlagen.



        Seltsamerweise hat der deutsche Gutmichel keinerlei Mitleid mit den Menschen, die durch Wirtschaftsboykotts leiden müssen und womöglich an den Folgen sterben.

      • 9G
        93649 (Profil gelöscht)
        @Peter Goretzki, Dr.:

        Interview mit de Zayas...

        www.youtube.com/watch?v=GsTCXz2m3S0