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Machtkampf in VenezuelaGuaidó will Medikamente holen

Der selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó will lebensrettende Medikamente nach Venezuela holen. Ein weiteres Zeichen des Widerstands gegen Nicolás Maduro.

„Wir nehmen nicht nur Hilfe von den Vereinigten Staaten“, sagte Juan Guaidó Foto: ap

Caracas ap | Der selbsternannte venezolanische Übergangspräsident Juan Guaidó hat umfangreiche Medikamentenlieferungen für sein von Engpässen geplagtes Land angekündigt. Damit wolle er einem von der Regierung erlassenen Verbot von humanitären Hilfslieferungen nach Venezuela trotzen, sagte Guadió in einem Interview der Nachrichtenagentur AP. Seine geplante Aktion sei auch ein „neuer Test“ für das mächtige Militär, dessen Führung Präsident Nicolás Maduro die Treue hält.

In einigen Wochen würden sie entscheiden müssen, ob sie die dringend benötigte Hilfe ins Land ließen oder an der Seite Maduros stünden, sagte Guaidó mit Blick auf die Streitkräfte. Erst kürzlich hatte er deren Mitgliedern Amnestie in Aussicht gestellt, wenn sie seinem Widersacher den Rücken kehren.

Zu den geplanten Hilfslieferungen sollten lebensrettende Medikamenten gehören, die in Venezuela knapp seien, erklärte Guaidó. Nachdem sie in „freundlich gesinnte“ Häfen in Nachbarländern verschifft worden seien, würden sie mit Fahrzeugen an etliche Grenzübergänge gebracht werden. „Wir nehmen nicht nur Hilfe von den Vereinigten Staaten“, sagte er. In den nächsten Tagen werde die Opposition vielmehr eine globale Koalition verkünden, die Hilfe nach Venezuela schicke, ergänzte er.

Der 35-jährige Parlamentspräsident Guaidó hat sich zum Übergangspräsidenten erklärt. Er sagte, die Wiederwahl Maduros sei nicht legitim gewesen, daher sei das Präsidentenamt vakant. Die USA und andere Staaten haben Guaidó bereits anerkannt. Das EU-Parlament rief die Mitgliedsländer der Union zur Anerkennung Guaidós als Übergangspräsident auf. Russland, China und andere Länder unterstützen dagegen Maduro.

USA verhängt Sanktionen

Auf Guaidós Machtanspruch folgten Straßenproteste, bei denen nach Angaben von Menschenrechtsgruppen mindestens 35 Menschen umkamen und mehr als 900 Personen festgenommen wurden. Maduro sieht im Vorgehen seines Widersachers einen „bösartigen“ Putschversuch. Er hat nach wie vor die Kontrolle über den größten Teil des Regierungsapparats. Dazu gehört die staatliche Ölgesellschaft, auf die sich seine Führung finanziell weitgehend stützt. Zu Wochenbeginn gaben die USA Sanktionen gegen venezolanische Ölimporte bekannt, durch die die Regierung von Maduro im kommenden Jahr bis zu elf Milliarden Dollar verlieren könnte.

Guaidó begrüßte die Sanktionen als ein Mittel, Venezuelas Reichtum vor einer Plünderung durch Maduros Regierung zu bewahren. Der Schritt der USA sei kein Alleingang gewesen, vielmehr hätten „unser Parlament und die amtierende Präsidentschaft um Schutz des Vermögens unseres Landes gebeten“, sagte Guaidó. Er betrachte transparente Wahlen noch immer als den besten Ausweg aus der politischen Krise in Venezuela. Doch wisse er, dass Maduro dies erst nach Druck durch Wirtschaftssanktionen, Straßenproteste und das Militär zulassen werde. „Wir müssen die Säulen aushöhlen, die diese Diktatur stützen“, sagte Guaidó.

Zuletzt gewann der Machtkampf in Venezuela an Schärfe. Guaidó warf am Donnerstag der Polizei vor, ihn einschüchtern zu wollen. So seien Beamte an der Wohnung seiner Frau in Caracas aufgetaucht, sagte er in einer Rede. Innenminister Néstor Reverol zufolge zerschlugen die Sicherheitskräfte eine Gruppe von „Terroristen“. Diese hätten ein Attentat auf Maduro geplant, sagte Reverol.

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19 Kommentare

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  • Bei all dem Hass und Geifer, der aus dem Stimmungsmache-Sprachduktus der "Freunde des Volkes von Venezuela" (gemeint sind die Freunde des billigen Erdöls für die transatlantische Wertegeminschaft) spricht, glaube ich denen kein einziges Wort, erst recht, wenn es Leute sind, die sich hier nur und ausschließlich zu einem einzigen Thema äußern und jeden ihrer Beiträge mit den typischen Insignien der Demagogie ausschmücken.

  • Die 3 (Mike Pompeo, John R. Bolton Elliott Abrams) für die Tankstelle (größte Ölvorkommen der Welt) werden es, mit ihrer gebündelten Haltung und Erfahrung, schon (hin)-richten. Selbstverständlich im Sinne unserer "Werte".

    On January 25, 2019, Secretary of State Mike Pompeo appointed Abrams as the United States' Special Envoy to Venezuela

    … Abrams is widely remembered in Central America, but particularly from his time in the Reagan administration, when he tried to whitewash a massacre of a thousand men, women and children by US-funded death squads in El Salvador, when he was assistant secretary of state for human rights.



    www.theguardian.co...a-us-special-envoy

  • Wenn ihr Kind stirbt, weil eine unfähige und korrupte Regierung die benötigten Devisen für den Medikamentenkauf verprasst hat und zu stolz für humanitäre Hilfe ist, dann ist ihnen egal, ob derjenige, der die Medikamente ins Land holen will, einen Faschisten lobt oder nicht. Dann wollen Sie einfach nur, dass ihr Kind überlebt.

    • 9G
      93649 (Profil gelöscht)
      @Claudia M.:

      amerika21 am 04.02.2019...

      Präsident Maduro hatte sich bereits im März 2017 an die UNO gewendet und um eine Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich gebeten. Letzten Dezember lieferte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, auf Anforderung der Regierung Nahrungsmittel und Medikamente nach Venezuela. Maduro bat die Vereinten Nationen wiederholt um Hilfe beim Einkauf und Import von Medikamenten, um die Handelsblockade der USA gegen sein Land zu durchbrechen. Die von den USA verhängten Sanktionen behinderten den Einkauf wichtiger Medikamente im Ausland, erklärte er. "Wenn ich irgendwo auf der Welt wichtige Hilfsmittel zum Schutz unserer schwangeren Frauen kaufen möchte, verfolgt uns die US-Regierung und behindert oder verzögert den Kauf", sagte der Präsident beim Besuch in einem staatlichen Geburtshaus.

  • Es ist befremdlich wie hier der von Trump ernannte "Präsident" Guaidó als humanitäre Held präsentiert wird.

    Juan Guaidó hat nicht nur schäfere Sanktionen von der EU gefordert, die noch mehr Leiden unter die Bevölkerung verursachen wird, Guaidó hat im Oktober 2018 den Brasilianer Faschist, Bolsanaro, gelobt.



    Klingt nicht so sehr nach großen Wohltäter!

    QUELLE: twitter.com/BootsR...091028996983119872

    Mehr Sanktionen:



    www.thelocal.de/20...om-eu-german-media

  • 9G
    93649 (Profil gelöscht)

    Gibt es eigentlich irgendwelche Belege dafür, dass die venezolanische Regierung keine Hilfslieferungen zulässt?

    • @93649 (Profil gelöscht):

      Natürlich nicht!

      Stattdessen wurde seitens der USA schon seit langem auf Nachbarländer Druck ausgeübt, keine Medikamente nach Venezuela zu liefern. Der Notstand, als dessen Retter sich Guaidó jetzt feiern lässt, ist zuvor erst künstlich geschaffen worden, nicht nur was Medikamente angeht, sondern den gesamten Außenhandel des Landes betreffend.

      Man stelle sich vor, einem Exportweltmeister wie Deutschland würde der lebenswichtige Außenhandel blockiert, während gleichzeitig die reichen und privilegierten Klassen den Aufstand proben…

    • @93649 (Profil gelöscht):

      Jupp, die gibt es:

      latina-press.com/n...ungen-der-caritas/

      • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

        Nope, gibt es nicht. In dem Link, ist davon nur in der Überschrift die Rede. Im Artikel selbst steht dann lediglich, dass das "Regime" die Aktivitäten der Caritas blockieren würde. Abgesehen davon, dass die Caritas nicht die einzige Hilfsorganisation der Welt ist, und die Behinderung der Arbeit des katholischen Hilfswerks nicht den Rückschluss zulässt, das automatisch sämtliche Hilfslieferungen anderer NGO´s nicht zugelassen würden, schreibt die Caritas selbst nichts davon. Angeblich würde Maduro ausserdem die Seite der Caritas blockieren, zumindest von Deutschland aus lässt sich die Seite von Caritas Venezuela aber ohne Probleme öffnen.

      • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

        Achja, "latina press" direkt aus Washington D.C. /Voice-of-America

        Das ist sicher eine unparteische Quelle.

        www.voanews.com/a/...house/4521774.html

        • @Ninetto:

          Ja ja, Lügenpresse!! Fake News!! ... kommt mir irgendwie bekannt vor.

          Vielleicht schenken sie der Kirche und deren Hilfsorganisation ja mehr Glauben:



          www.domradio.de/th...-caritas-behindern



          Vermutlich aber nicht. Schließlich kann nicht wahr sein, was nicht mit der eigenen Meinungsfilterblase übereinstimmt und außerdem verbreitet ja auch die Kirche schon seit 2000 Jahren Alternative Fakten, nicht wahr?

          • @Claudia M.:

            Nanu, wie sind Sie denn drauf?



            Das gedruckte bzw. online gestellte Wort ist wahr, oder was?



            O Zeiten, o Sitten...

          • @Claudia M.:

            Wenn das mit dem Geschrei "FAKE NEWS" Ihnen bekannt vor kommt, vielleicht ist es weil Sie selber zu oft diese Verleumdung anwenden.

            Und nein, ich traue die Kirche sicher nicht: hier hat der Chef er Evangelican in Venezuela ausgerufen, Maduro als Präsidenten abzulehnen:



            twitter.com/Sergio...091152995780386816

            Vielleicht anstatt über eine einzige Meldung zu streiten, wie der böse-böse Maduro Medikamenten fürs Volk blockiert (glauben Sie wirklich solche plumpe Propaganda??) - dne anderen Blick wagen und die differenzierte Eindrücke eines Amerikaners über das Land lesen:



            www.huffingtonpost...00004&guccounter=2

      • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

        Laut dem vom UN-Menschenrechtsrat im September 2018 veröffentlichten Bericht tragen die Sanktionen der USA, Kanadas und der EU maßgeblich zum Elend in Venezuela bei.



        www.unwatch.org/wp...t-on-Venezuela.pdf

        Konkret nennt der Bericht z.B. die Weigerung Kolumbiens, Medikamente gegen Malaria an sein Nachbarland zu liefern, nachdem in Venezuela im November 2017 die schlimmste Malaria-Epidemie auf dem amerikanischen Kontinent in diesem Jahrhundert ausgebrochen war.



        De Zayas beklagt, dass Kolumbiens Medikamenten-Blockade nicht von der internationalen Gemeinschaft verurteilt wurde. Überhaupt sei der Import von Medikamenten und medizinischen Geräten aufgrund der Sanktionen "ungemein schwierig, fast unmöglich" geworden. Grundsätzlich seien Wirtschaftssanktionen vergleichbar mit der "mittelalterlichen Belagerungen von Städten", die zur Kapitulation gezwungen werden sollten.



        So der US-amerikanische Völkerrechtler Alfred de Zayas der als erster UN-Sonderberichterstatter seit 21 Jahren Venezuela bereist hat.

        • @Peter Goretzki, Dr.:

          Sie Schlingel versuchen es ja schon wieder. Dabei hatte ich Sie doch schon unter dem selben Kommentar beim anderen Artikel darauf hingewiesen, dass der verlinkte Bericht nicht vom UN Menschenrechtsrat ist, sondern erstellt wurde für den UN Menschenrechtsrat ... von einem einzelnen(!) Historiker (Ökonomie ist also vermutlich nicht seine Kernkompetenz), der autoritären Ideen gegenüber recht aufgeschlossen ist

          tuebingenrechtsaus...fd-naher-stiftung/

          Im übrigen lohnt sich auch mal ein genauerer Blick in die Quellenangaben des Herrn De Zayas. Da wird z.B. aus folgender Aussage: „Last year, Venezuelan President Nicolas Maduro and Vice President Tareck El Aissami accused Colombia of blocking the entry of the antimalarial drug primaquine into Venezuela. Colombian President Juan Manuel Santos, nevertheless, denied that his country had stopped the sale of these medicines, which were later bought from India.“, also einer Behauptung von Maduro und der Gegenbehauptung von Santos bei De Zaya ein Fakt geschaffen (eine sehr wissenschaftliche Herangehensweise). Eine andere wichtige Quelle bei ihm ist AVN, die venezolanische Nachrichtenagentur, die direkt dem „Ministerio de Poder Popular para la Comunicacion e Informacion (bei George Orwell hieß das „Ministerium für Wahrheit“) unterstellt ist (sehr unabhängig also, die Informationen, auf die er sich stützt)

          Also noch mal meine Bitte: schauen sie nochmal genauer nach, was internationale Organisationen wie UNO oder z.B. Amnesty International über Venezuela berichten (und ich meine ausdrücklich nicht Einzelmeinungen)

          • 9G
            93649 (Profil gelöscht)
            @Claudia M.:

            Aus Wikipedia...

            Alfred-Maurice de Zayas (* 31. Mai 1947 in Havanna) ist ein US-amerikanischer Völkerrechtler, Historiker, Sachbuchautor und ehemaliger UN-Beamter. Von Mai 2012 bis April 2018 war er Unabhängiger Experte des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen für die Förderung einer demokratischen und gerechten internationalen Ordnung.

          • @Claudia M.:

            "Also noch mal meine Bitte: schauen sie nochmal genauer nach, was internationale Organisationen wie UNO oder z.B. Amnesty International über Venezuela berichten (und ich meine ausdrücklich nicht Einzelmeinungen)"

            Ich konnte bei den einschlägigen Institutionen nichts davon lesen, dass Maduro Medikamentenlieferungen nach Venezuala pauschal verbieten würde. Bitte nennen Sie eine konkrete Quelle.