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Musikerin über die Vulva als Symbol„Das schließt Transfrauen aus“

Auch ein Penis könne ein weibliches Genital sein, sagt FaulenzA. Ein Gespräch über Transweiblichkeiten und die Probleme mit dem Vulva-Kult.

In ihrer Fotoarbeit „Lying Still“ beschäftigt sich Piontek mit weiblicher Identität Foto: Birthe Piontek
Katharina Schipkowski
Interview von Katharina Schipkowski

taz: FaulenzA, ob Vulvakunst oder Parolen wie „Vulva la Revolucion“ – in feministischen Kreisen gibt es einen Vulvakult. Was stört Sie daran?

FaulenzA: Ich finde diese Art Empowerment zwar einerseits wichtig, auf der anderen Seite finde ich es aber schwierig, wenn über körperliche Merkmale eine Gemeinschaft geschaffen wird. Wenn man sagt: „Wir Frauen haben eine Vulva, wir Frauen menstruieren“, ist ja schon klar, wer dazugehört und wer nicht. Viele Transfrauen, Interpersonen oder Transmännlichkeiten nicht.

Kann es nicht auch okay sein, wenn nicht alle dabei sind?

Na ja, die Verbindung von „Vulva gleich Frau“ oder „Menstruation gleich Frau“, die im Feminismus ziemlich stark ist, spricht Transfrauen ab, dass sie Frauen sind, weil sie einen anderen Körper haben.

Fehlt in der feministischen Szene die Akzeptanz für Geschlechter mit verschiedenen Körpern?

Ja, leider. Oft wird nicht gesehen, dass Transfrauen auch einen weiblichen Körper haben. Egal, ob sie Hormone nehmen oder nicht.

Wann ist ein Körper denn weiblich?

Das liegt allein an der Definition des Menschen. Manche Frauen definieren ihr Genital als Vulva, auch wenn die Gesellschaft sagt, es sei ein Penis. Andere Transfrauen definieren ihr Genital als Penis, aber auch dann ist der Penis ein weibliches Genital. Manche machen geschlechtsangleichende Operationen, wie ich auch. Die Neovulvas passen dann auch nicht unbedingt in die Norm.

Spätestens mit Judith Butler wird Geschlecht oft als etwas Soziales verstanden. Sind Menstruations- und Vulvahype ein Rückschritt zur Körperlichkeit?

Ich sehe, dass sich einerseits Leute Gedanken machen, wie Geschlecht gesellschaftlich konstruiert wird. Andererseits wird Körpern ein bestimmtes Verhalten zugeschrieben. Viele denken: „Penis gleich sexistisch“, dann gibt’s so Parolen wie „Schwanz ab – Sexismus militant bekämpfen“. Als ob eine Person, die einen Penis hat, sich dadurch aggressiver oder mackeriger verhalten würde. Das ist ja total Quatsch.

In Ihrem Buch schreiben Sie über Transmisogynie. Was heißt das?

Diskriminierung von Transweiblichkeiten.

Warum sagen Sie Transweiblichkeiten und nicht Transfrauen?

Ich versuche dadurch, ein breiteres Spektrum an Geschlechtern abzubilden. Manche verordnen sich weder als Mann noch als Frau, aber schon eher weiblich.

Viel Gefühl in der Vulva ist ein unnötiger Luxus für die Krankenkassen

Können Sie Transmisogynie noch genauer erklären?

Ich verstehe es als Zusammenwirken aus verschiedenen Diskriminierungsformen wie Transfeindlichkeit, Frauenhass, Ableismus, also Diskriminierung von Menschen, die behindert werden oder als verrückt gelten, und Klassismus, also Diskriminierung aufgrund von Armut oder sozialem Status.

Was hat Klassismus mit Transfeindlichkeit zu tun?

Transweiblichkeiten sind besonders häufig von Armut und Wohnungslosigkeit betroffen. Das führt dazu, dass sie besonders häufig unter ihrer beruflichen Qualifikation arbeiten. Das habe ich auch selbst gemerkt: Ich wollte in einer Kita arbeiten, habe aber überhaupt nichts bekommen, obwohl der Bedarf groß war. Da gibt’s viele Vorbehalte.

Trifft das nicht auch auf Transmänner zu?

Transmänner haben es oft leichter, weil sie häufiger als Cismänner durchgehen. Wenn Transmänner zum Beispiel Hormone nehmen, kriegen viele eine tiefe Stimme oder ’nen Bart.

Im Interview: Marina Dobberkau

30 Jahre alt, tritt unter dem Namen FaulenzA als Rapperin und Singer-Songwriterin auf und gibt Workshops zum Thema Transmisogynie. 2017 erschien ihr Buch „Support your Sisters not your Cisters“ bei Edition Assamblage.

Mit Cis bezeichnet man das Gegenteil von Trans …

Ja, es ist wichtig, ein Wort dafür zu haben. Sonst könnte man denken, es gebe nur „normal“ und „trans“, und „trans“ wäre dann unnormal.

Und inwiefern haben Transfrauen es schwerer als Transmänner?

Transfrauen sind auch deshalb benachteiligt, weil es in unserer patriarchalen Gesellschaft ohnehin für Frauen schwieriger ist, eine gute Arbeit zu bekommen.

Welche Rolle spielt Ableismus?

Weiblichkeit gilt ja sowieso schon als was Verrücktes. Dazu kommt, dass Trans als Krankheit gilt. Der Schlüssel ist F64-0, das fällt unter Persönlichkeitsstörungen. Die Gesellschaft nimmt das als verrückt wahr. Das führt zur praktischen Diskriminierung im Gesundheitssystem.

Zum Beispiel?

Wenn man Hormone nehmen will oder eine Operation braucht, muss man zum „Alltagstest“. Das heißt anderthalb Jahre Zwangstherapie.

Therapie ist doch häufig etwas Hilfreiches.

Aber im Rahmen dieser Zwangstherapie taugt das gar nichts. Du gehst zu irgendeiner Cisperson, die dann beurteilen soll, ob du trans genug bist. So kann Therapie doch gar nicht funktionieren, wenn du den Therapeuten von irgendwas überzeugen musst.

Wie war das bei Ihnen?

Mir wurden die intimsten Fragen gestellt, immer wieder. Ich musste sagen, wie meine Unterwäsche aussieht, musste mein Genital beschreiben, meine Brüste, von Diskriminierung in Kindheit und Jugend erzählen, von Sexualität. Da gab’s viele Sitzungen, nach denen ich am Boden zerstört war. Aber man darf es sich mit denen nicht verscherzen, man braucht das „Ja“. Man ist ausgeliefert. Bei einem wollte ich mir eine dicke Winterjacke anziehen, weil der so auf meinen Körper gestarrt und gefragt hat, wie ich nackt aussehe.

Zahlt die Krankenkasse für die Operation?

Nicht immer komplett. Ich musste 3.500 Euro zuzahlen, denn die bezahlen nur das Billigste.

Also kommt es drauf an, wie man sein Genital gerne hätte?

Ja. Ich war bei einem Arzt, der sich Mühe gibt, damit du noch viel Gefühl in der Vulva hast, Penetrationssex haben kannst, damit es sensibel ist und feucht werden kann. Das ist für die Kasse ein unnötiger Luxus. Dafür muss man selbst zahlen.

Welche Körperveränderungen haben Sie noch gemacht?

Letztes Jahr habe ich die Brustvergrößerung gemacht, dieses Jahr die zwei Operationen für die Neovulva und eine Gesichtsfeminisierung, da wurde die Stirn abgeflacht und die Augenbrauen wurden ein bisschen angehoben. Mir war klar, dass ich alles machen will, was es an Epilationen, Hormonen, Operationen gibt. Weil ich diesen cisweiblichen Körper, auf den ich so neidisch war, so gut es geht haben wollte. Was ich gerne noch machen würde, ist den Kehlkopf abzuflachen. Ansonsten mache ich gerade noch Stimmtraining.

In Ihrem Buch kritisieren Sie die queerfeministische Szene als teilweise transmisogyn. Wie zeigt sich das?

In der Szene dominiert ein männlicher Style. Weil viele die weibliche Rolle, die ihnen die Gesellschaft aufdrückt, verständlicherweise ablehnen und sich das aneignen, was als männlich gilt. Der Minirock ist uncool, die Jogginghose ist cool; rational sein ist cool, emotional sein ist uncool. Was als weiblich gilt, wird abgewertet, Lippenstift wird belächelt. Für viele Transfrauen ist das schwierig. Für mich sind alle als feminin geltenden Sachen sehr wichtig, um meine Weiblichkeit zu zeigen und zu feiern.

Frauentag 2018

2018 wird ein Jahr, in dem der feministische Kampf wieder auf den Körper zurückgeworfen wird. Wir stecken mitten in einer neuen Abtreibungsdebatte: Antifeminist*innen versuchen mit dem Paragrafen 219a systematisch, die Arbeit von Ärzt*innen zu behindern, die Abtreibungen durchführen. In unserer Sonderausgabe zum Weltfrauentag blicken wir deshalb genauer auf die Situation dieser Mediziner*innen in Deutschland. Wir erkunden, wo sich die feministische Bewegung wieder mit anatomischen Fragen beschäftigen muss und wie das ohne Backlash möglich ist. In der taz geht es deshalb um Abtreibung, Genitalien und Sex – am 8. März auf elf Sonderseiten in der Zeitung und im Internet unter taz.de/Frauentag2018.

Sie haben das auch in Räumen für FLTIQ (Frauen, Lesben, Trans, Inter, Queers) erlebt.

Viele Cisfeministinnen haben keine Lust auf Transfrauen in Frauen- oder FLTIQ-Räumen. Sie denken, Transfrauen sind eigentlich Männer und Transmänner eigentlich Frauen. Sie sagen, es sei ihnen wichtig, mit Leuten abzuhängen, die die gleiche Sozialisation haben. Aber das ist Quatsch, weil ja auch Cisfrauen ganz unterschiedlich sozialisiert sind. Sie sagen, wir Transfrauen hätten eine männliche Sozialisation. Dahinter steht der Gedanke, dass Transfrauen vor ihrem Coming-out einfach glücklich als Cismann leben und eines Morgens aufwachen und entscheiden, dass sie eine Transfrau sind. Dass Transmädchen von klein auf gezwungen werden, so zu tun, als seien sie ein Junge, sehen Cisfeministinnen oft als Privileg und nicht als Gewalt, die Kindern angetan wird.

Wie äußert sich cisfeministische Transmisogynie konkret?

Wenn eine Cisfrau das Geschirr nicht spült, gilt sie als faul oder es ist sogar ein feministischer Verweigerungsakt. Bei Transfrauen ist das gleich mackerig und männlich. Wenn eine Cisfrau sich im Plenum selbstbewusst gibt, wird das als stark angesehen, bei einer Transfrau als mackerig und männlich. Transfrauen werden leider von vielen nicht in ihrer Geschlechtsidentität ernstgenommen, das wird einfach nicht verstanden.

Wie ist es als Transfrau in der Rapszene?

Es gibt zum Glück eine queerfeministische Rapszene, da gibt es coole Raperinnen, mit denen es sehr viel Spaß macht. Und dann gibt es die Rapwelt da draußen. Manchmal werde ich ausgelacht oder bekomme Hate-Kommentare im Internet. Trotzdem ist es mir wichtig, auch Menschen außerhalb der queerfeministischen Szene zu erreichen. Und das Positive überwiegt. Viele schreiben mir, dass sie sich durch meine Musik oder mein Buch bestärkt fühlen, sie selbst zu sein. Das gibt mir Kraft, weiterzumachen.

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50 Kommentare

 / 
  • Das psychiatrische Kliniken unterbelegt sind, wundert mich in der Tat!

  • Wenn Gruppen statt Gleichheit Privilegien fordern, führt das zu Konflikten. CIS-Feministinnen wollen Privilegien für Frauen auf Grund des Frauseins und wollen diese Privilegien nicht mit Trans-Frauen teilen. Nur in der Ablehnung von CIS-Männern sind sie sich noch einig.

    Übrigens, sehr viele Menschen fühlen sich im falschen Körper. Sie würden gerne einen Modelkörper haben und in zunehmenden Maße lassen sie sich dafür auch operieren. Von daher ist es nachvollziehbar, dass auch bei Trans-Menschen die Krankenkasse nicht alles zahlt, was sich Transmenschen wünschen.

    Ein anderer Widerspruch ist, das Auseinanderfallen des Geschlechts (körperlich, genetisch, sozial, gefühlt) nicht als "Krankheit" sehen zu wollen, aber die Krankenkasse dazu verpflichten zu wollen, für alle Operationen, die das korrigieren, zahlen zu lassen.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • @80576 (Profil gelöscht):

      ich auch, ich auch leser77

    • 2G
      2284 (Profil gelöscht)
      @80576 (Profil gelöscht):

      Lieber gestört als du.

  • "Dass Transmädchen von klein auf gezwungen werden, so zu tun, als seien sie ein Junge, sehen Cisfeministinnen oft als Privileg"

     

    CisFrauen wollen also eigentlich CisMänner sein oder sich wenigstens so verhalten dürfen? Penisneid 2.0 oder hassen sie einfach das eigene Unvermögen sich in eine Form gepresst haben zu lassen? Gee, der Weg des geringsten Widerstands ist nicht immer der richtige.

     

    "Wenn eine Cisfrau sich im Plenum selbstbewusst gibt, wird das als stark angesehen, bei einer Transfrau als mackerig und männlich."

     

    Kann ich sehr gut nachvollziehen weil man stelle sich vor, der Pendant wäre tatsächlich noch ein CisMann und kann da einfach nichts für, wurde einfach so geboren aber hat aufgrund von Behinderung und Armut auch schon genug Diskriminierung erfahren.

     

    Diese ekelhafte unterscheidungslose Ablehnung von allem männlichen, jedem Mann ist schlicht aus der Zeit gefallen und für mich nicht mehr nachvollziehbar.

     

    Sie mag irgendwann einmal vielleicht ihre Berechtigung gehabt haben aber ich habe sie seit 15 Jahren nicht mehr verstanden.

  • "Manche Frauen definieren ihr Genital als Vulva, auch wenn die Gesellschaft sagt, es sei ein Penis. Andere Transfrauen definieren ihr Genital als Penis, aber auch dann ist der Penis ein weibliches Genital."

     

    Äh, typische Männerdenke...

    Sprache ist nunmal Verhandlungssache, aber diese Sorte Transgenderideologie leidet unter dem Pippi Langstrumpf Syndrom: ich mach mir die Welt, widdewidde, wie sie mir gefällt. Dazu fällt mir nur der weiße US-Teenager ein, der sich zu einer Filipina erklärt hat. http://www.independent.co.uk/news/world/americas/man-transracial-white-florida-filipino-rachel-dolezal-philippines-ja-du-adam-a8053731.html

  • "Dazu kommt, dass Trans als Krankheit gilt. Der Schlüssel ist F 64.0, das fällt unter Persönlichkeitsstörungen: Die Gesellschaft nimmt das als verückt wahr." Ja diese Sätze präsentieren ein Denken aus dem vergangenen Jahrhundert, sind unreflektiert und zeigen einfach, sie fühlt sich in ihrem Weltbild, in ihrer Identität diskriminiert sozusagen mit sog. Irren gleichgestellt, ohne zu wissen, was als sozusgen Irre gilt. Sie nimmt an, ohne zu wissen. Vielleicht wäre sie bei näherer Kenntnis stolz.

    • @Xyra:

      Ohne den Schlüssel im ICD 10 gibt's dann halt leider auch keine Kassenunterstützung bei den OPs und Hormonbehandlungen mehr.

      Wenn man sich übrigens Narben korrigieren lassen will, die sehr stigmatisierend sind - egal ob nach Unfall oder als Folge psychischer Erkrankung, zahlt die Kasse genau 0,00 Euro.

  • Guter Beitrag. Er sollte allerdings als satire gekennzeichnet werden, sonst gibt es zu viel Verwirrung. Aber sonst eine tolle Hommage an Life of Brian.

  • Ich finde, jeder soll so glücklich werden, wie es ihm gefällt. Macht, was ihr wollt. Ich finde es auch durchaus gut, daß sowas in der Öffentlichkeit thematisiert wird. Gut, fein, schön. Kann auch für Außenseiter ganz interessant sein.

     

    Doch wenn man Penisse als weibliche Genitalien ansieht, komme auch ich nicht mehr ganz mit. Das sieht für mich nach Wunschdenken aus, nach Bastelwelt. "Es ist jetzt so, weil der Mensch das so definiert, also weil ich das sage." Kann man meinetwegen machen, ich werde mich deswegen nicht aufregen, aber erstaunen tut mich das schon.

     

    Der offensichtliche Unterschied zwischen den biologischen Geschlechtern, der ja wohl in den meisten Fällen besteht, wird hier zugekleistert, indem man das zur Definitionssache erklärt. Das mag für einige funktionieren, aber wenn man das Prinzip etwas erweitert, könnte man auch sagen, die Sonne geht jetzt im Westen auf, weil ich das so definiere. Und das führt in eine gewisse Wirklichkeitsverschleierung.

     

    "Weiblich" ist eine gesellschaftliche Konvention, genau wie "Westen", aber die existieren ja aus einem bestimmten Grund. Nämlich, damit jeder weiß, was gemeint ist, ohne daß man Hände und Füße zu Hilfe nehmen muß, um zu erklären, was man meint. Und das macht auf einer bestimmten Ebene auch Sinn.

     

    Was meint ihr, warum es das Wort "Transfrau" gibt - weil dann jeder sofort weiß, was gemeint ist. Es gibt eben ein gewisses Bedürfnis nach einfacher, treffender Verständigung. Vielleicht brauchen wir einen Transfeminismus?

     

    Ich gucke mir das Ganze auf jeden Fall fasziniert an. Aber es wirkt doch oft wie eine experimentelle Subkultur, die versucht, ihre Sprache in der Öffentlichkeit zu etablieren, bis wir alle "cis" und "Neovulva" sagen.

     

    Vergleichbar wäre, daß wir alle Jugendsprache sprechen sollen (auch eine Subkultur mit eigener Sprache), bis wir jeden Satz mit "Ey du Opfer" beginnen, und wer das nicht tut, ist gemein. Und dieser Sprachexport ist es auch, der den meisten Leuten irgendwann auf die Nerven geht.

    • 2G
      2284 (Profil gelöscht)
      @kditd:

      Dass du meinst, dass Jugendsprache sich auf "Ey du Opfer" beschränkt, sagt schon alles.

       

      Viel Spaß beim weiteren sich anderen überlegen fühlen.

    • @kditd:

      Danke. Geht bei mir ähnlich ab. Jeder soll das machen, was ihn/sie/es glücklich macht. Aber warum ein Penis eine Vulva sein kann, hab ich auch nicht verstanden. Warum soll eine Frau, die sich als Frau versteht, mit Mens und Vulva, das nicht auch als fraulich empfinden? Das gehört doch genauso zu ihrem Recht, glücklich zu sein, wenn sie das glücklich macht.

       

      Und das mit dem "3.500€" dazubezahlen kann ich auch nicht ernstnehmen. Wer gesetzlich versichert ist, kann in vielen Fällen ein Lied von sowas singen, das ist keine Leidensdomäne von Transpersonen und schon gar keine Diskriminierung.

  • Im Plenum und beim Spülen? Das ist also nichts als ein szeneinterner Streit, ausgetragen zwischen Leuten, die ohnehin schon in Butler'schem Jargon geschult sind. Wenn wir als Linke oder Progressive (Selbstzuschreibung) mal weniger die eigenen persönlichen Befindlichkeiten ins Zentrum stellten und nicht jedes Mal, wenn es funkt, das auf einer allumfassenden Metatheorieebene als Diskrimierung geißelten, könnten wir vielleicht sogar gesellschaftlich was verändern. Nicht, dass es Diskriminierung nicht gäbe, aber das hat sowas von einer nach innen gerichteten Debattenspirale, die außerhalb gewisser Kreise mit einem gewissen Vokabular wirklich niemand mehr versteht. Aber Spaltung ist unser Lieblingssport. Schade um die Kraft und das Potenzial.

  • Manche wollen die Gutwilligkeit anderer partout an ihre Grenzen treiben, um im Anklagemodus bleiben zu können. Andere Sorgen dürfen sie aber nicht haben, weshalb mir der Verdacht kommt, denen geht es zwar nicht zu gut, aber auch nicht allzu schlecht, wenn sowas zum Anlass, sich aufzuregen dient.

  • Satire am Welfrauentag, da traut ihr Euch aber was...

  • Klasse Satire - ein vorgezogener erster April ihr Schlingel - hier wird die Berufstransirgendwasszene mal richtig auf den Arm genommen. Herrlich, das Fremdwortgeschwafel, welcher Comedian steckt hinter FaulenzA?

    Am Anfang hab ich noch geglaubt, das wäre echt, nach ein paar Zeilen hab ich dann aber nur noch gelacht!

    • 2G
      2284 (Profil gelöscht)
      @gerhard S.:

      Ach, heute mal über Transleute aufregen, statt wie sonst über die bösen Linksextremisten?

      • @2284 (Profil gelöscht):

        Jetzt aber mal ehrlich Leute, glaubt ihr etwa der Artikel sei echt? Die TAZ würde so ein Geschwurbel doch nicht veröffentlichen..........

        Haben halt doch Humor, diese Linken

        https://www.youtube.com/watch?v=vZ9myHhpS9s

        • @gerhard S.:

          Der Artikel ist bestimmt echt. Also ich kann ihn schon mal sehen.

        • @gerhard S.:

          Faulenza gibt's... Das will ich nicht in Zweifel ziehen. Aber wer weiß das schon...

        • 2G
          2284 (Profil gelöscht)
          @gerhard S.:

          Da es die Musikerin + das Buch gibt sage ich einfach mal ja.

           

          Guck mal, wenn du auf dieser Seite hier was eingibst bekommst du Informationen über das Thema. Futuristischer Scheiss!

          http://www.google.de

  • "Penis kann auch ein weibliches Symbol sein. "

    Traumdeutung must be reloaded.

    Von allen weiteren Auswirkungen mal abgesehen.

    Alle Deutungen, alle Vorurteile der letzten 100 Jahre müssen wieder neu aufgerollt werden. Viel zu tun.

  • An dem Punkt muss ich leider aufgeben.

     

    Ich war mal Mitglied der schwulen Community,

    die dann zur schwul-lesbischen Community wurde,

    dann lesbisch-schwul, weil die Frauen nicht hintenan stehen wollten

    dann lesbisch-schwul-bi, weil die Bisexuellen nicht ausgeschlossen werden sollten,

    dann lesbisch-schwul-bi-queer, weil.....

    dann lesbisch-schwul-bi-queer-trans,

    dann lesbisch-schwul-bi-queer-trans-inter

     

    mittlerweile ist das gesamte Alphabet daran beteiligt und ich habe nicht das Gefühl, dass es in irgendeiner Art und Weise Sinn machen würde, die Mehrheitsgesellschaft auf die Bedürfnisse kleinster Minderheiten zu sensibilisieren - irgendwann tritt der Punkt der Verweigerung ein, sich solchen Inhalten zu stellen - und: Ich kann es sogar nachvollziehen.

     

    Artikel 3 des GG´s:

    Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

     

    Das ist eine Aussage, die alle Menschen einbezieht, wer sich nicht oder nur halb oder viertel, als Mensch fühlt, mag sich trotzdem gemeint fühlen.

    • @Thomas Elias:

      Inklusion vor Funktionalität! Solidarität allein reicht nicht mehr! Das ist das Credo!

    • @Thomas Elias:

      Bitte die Objektsexuellen nicht vergessen.

      • @Adele Walter:

        Transfeministische Quermisogynie...ach, das wird mir alles zu ja quer, aber versprochen: Ich nehme jeden, als was er sich auch immer gendermäßig verstanden sehen möchte, als Menschen sehr ernst, auch wenn mir in diesem Kontext wohl eine Windung fehlt.

        • @lions:

          Danke für diesen Kommentar - besser könnte ich es auch nicht formulieren!

      • @Adele Walter:

        ...und auch nicht die Asexuellen.

        • @lions:

          Und noch die Unentschlossenen, also

           

          LGBTQIAUO

        • 2G
          2284 (Profil gelöscht)
          @lions:

          Ich hör nur "Mimimi, andere sind anders und das mag ich nicht".

          • @2284 (Profil gelöscht):

            Nein ehrlich, ich verstehe es nicht und ich habe es versucht. Und zur ersten Suggestion, "Mimimi": Ich leide nicht darunter.

            • @lions:

              Kurz gesagt: Viele Feminist*innen schließen Nicht-Cis-Frauen oftmals nicht in ihr Frauenbild mit ein.

               

              Alles außenrum, um eine Vulva männlich ist oder ein Penis weiblich oder beides oder beides nicht... verstehe ich auch nicht.

               

              Ich kann nachvollziehen, dass diese Überlegungen für manche Leute ein Bedeutung haben, aber von meiner Lebenswirklichkeit ist das einfach zu weit entfernt.

            • 2G
              2284 (Profil gelöscht)
              @lions:

              Was verstehst du nicht? Asexualität?

              Darauf war ja mein Kommentar bezogen.

               

              Wenn du "Transfeministische Quermysogynie" meinst, keine

              Ahnung, woher hast du den Ausdruck denn?

               

              Was halt im Interview erklärt wird, ist, wie auch innerhalb der Queerszene Transleute teilweise nicht ernstgenommen werden. Und das recht verständlich finde ich.

              • @2284 (Profil gelöscht):

                Ach das ist es! Der Beitrag bezog sich nicht auf den mit den Asexuellen. Postingunfall! Diese Besonderheit kriege ich zu verstehen noch auf die Reihe.

                Die Transfeministische Quermisogynie ist der Ausdruck meiner Verwirrung nach Lesen dieses Artikels, ohne noch einmal nach oben zu scrollen, ob es das wohl gibt.

                Aber mein O-Ton: Leben und leben lassen, mit Respekt, auch ohne da hinein einen Einblick zu bekommen!

    • @Thomas Elias:

      Das ist der erste sinnvolle Kommentar zu diesem Thema, den ich je gelesen habe.

      • 2G
        2284 (Profil gelöscht)
        @Fransen-Ede:

        Sorry, da komme ich gerade nicht mit. Je mehr Minderheiten (in ihren Worten das ganze Alphabet) sich inder Community zusammenfinden, desto größer isyt doch der Teil der Gesellschaft, den sie repräsentiert oder nicht?

         

        Nicht zutreffen würde das nur, wenn ein entscheidender Teil der Community sich weigert, sich mit anderen zu solidarisieren. Was natürlich gut sein kann, aber dann auch bitte direkt so gesagt werden sollte, statt sich hinter Scheinargumenten über gesellschaftliche Akzeptanz zu verstecken.

        • @2284 (Profil gelöscht):

          Ja, deswegen finde ich den Artikel 3 des Gundgesetzes ja auch so treffend.

           

          Da steht doch bereits alles und das schon seit Jahrzehnten....

          • 2G
            2284 (Profil gelöscht)
            @Thomas Elias:

            Klar, aber nur weil es Gesetze gibt, funtioniert das dadurch ja nicht automatisch gesellschaftlich.

             

            Nach der Logik dürfte es ja auch keinen Cannabiskonsum geben, weil verboten ;-)

        • @2284 (Profil gelöscht):

          In diesem Fall wird auch bei allen Summationskünsten aus einem Minderheitenkonglomerat keine Mehrheit, da die Gattung Homo Sapiens dominant heterosexuell ist.

           

          Ausserdem scheinen aufrechte Homosexuelle mit Bi-Sexuellen Schwierigkeiten zu haben, da diese je nachdem welche Seite ihrer Bi-Sexualtiät sie gerade ausleben zum falschen Ufer gehören. Ist gar nicht so einfach mit der Toleranz, wenn man auf der Geberseite steht.

           

          http://www.deutschlandfunkkultur.de/tabuthema-bisexualitaet-vom-stigma-auf-frauen-und-maenner.976.de.html?dram:article_id=409655

          • 2G
            2284 (Profil gelöscht)
            @Adele Walter:

            Häh, wo hab ich denn von Mehrheit geredet?

             

            Mein Argument war lediglich, dass es eben ein weiteres Spektrum abdeckt wenn es zum Beispiel LGBTAQ statt LGB ist, weil dann halt zu den LGB (Lesbian, BI, Gay) noch die TAQ (Trans, Ace, Queer Leute ) dazukommen, ergo mehr Leute, ergo größerer Anteil der Gesellschaft. Das hat mit Mehrheit nix zu tun.

             

            Und da kann die Wissenschaft auch nicht viel dran ändern, solange sie nicht die grundlegende Prinzipien der Arithmetik kassiert.

             

            Davon abgesehen geht hier doch garnicht darum wer mehr ist, sondern um Solidarität mit anderen marginalisierten und warum ich die für sinnvoll halte.

            • @2284 (Profil gelöscht):

              Stimmt, haben Sie nicht. Das hatte ich falsch interpretiert. Allerdings wird auch bei einer Vergrösserung des Buchstabensalats lediglich ein grösserer Teil der Gesamtpopulation nicht aber der Gesellschaft erfasst, da die einzelnen Buchstaben in erster Linie nur über die Abgrenzung gegenüber der heterosexuellen Mehrheit zu einander finden. Das ist keine Solidarität sondern lediglich eine 'Der Feind meines Feindes'-Konstellation. Für mich sind alle Mitglieder des LGBTQIAUO-Alphabets in erster Linie Menschen und daher zu allem fähig, d.h. auch zu Hass und Verachtung für andere Minderheiten. Fragen Sie mal Herrn Wilders oder Frau Weidel.

               

              Aus diesem Grund bin ich nie mit Gruppen solidarisch sondern immer nur mit einzelnen Menschen. Ich halte es da ganz mit Simon & Jan: https://youtu.be/JesWWmkzFRI

              • 2G
                2284 (Profil gelöscht)
                @Adele Walter:

                Das sehe ich anders. Es geht ja nicht darum, sich bewusst abzugrenzen, sondern sich miteinander zu solidarisieren, weil eben bereits ausgegrenzt wird.

                 

                Weil die von ihnen so vielbetonte Mehrheit eben mitnichten so tolerant ist, wie immer behauptet wird. Weil "schwul", "transe", undsoweiter weiterhin geläufige Schimpfwörter sind.

                 

                Das sich nur mit einzelnen Menschen solidarisieren ist eine schöne Sache, aber führt im Endeffekt nur dazu, dass eben strukturelle Gewalt unsichtbar gemacht wird.

                 

                Klar gibt es auch unter Minderheiten Leuten die Kacke sind. Das bestreitet hoffentlich niemand. Wenn die sich allerdings gegenüber einer heterosexuellen Person diskriminierend Verhalten, findet diese immer noch Bestätigung im gesellschaftlichen Mainstream, der ihr sagt "du bist normal so wie du bist" das funktioniert eben umgekehrt nicht und sollte daher auch nicht aus den Augen gelassen werden.

  • ""Ja, es ist wichtig, ein Wort dafür zu haben. Sonst könnte man denken, es gebe nur „normal“ und „trans“, und „trans“ wäre dann unnormal.""

     

    Die negative Belegung des Wortes unnormal in Kreisen die ansonsten so für Vielfalt sind werde ich nie verstehen. "Normal" heißt einfach die meisten Menschen (oder Menschen einer Subgruppe) haben ein gewisses Merkmal. Wenn ein Individuum von diesem Merkmal abweicht entspricht es eben nicht der Norm. Wir können jetzt natürlich darüber streiten wo genau die Grenze liegt, ob bei 70% 90% oder wo auch immer.

     

    Und warum soll nun unnormal schlecht sein? Z.B habe ich in der Schule einen kennengelernt der ein hoch intelligenter Überflieger war. Der war unnormal, ich würde aber nie sagen das das negativ war.

    • @DieLinkeIstRechtsGeworden:

      Ich bin normal - jenseits 3 Sigma. :-)

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @R R:

        ganz schön weit draußen,

        aber das macht nix, das sind die Interessantesten

    • @DieLinkeIstRechtsGeworden:

      Es wird dann 'negativ', wenn der Überflieger zwar Überflieger sein mag, ansonsten aber gerne 'normal' sein will, im aber dauernd auf Brot geschmiert wird, er sei unnormal.

      Dann kanns meiner Erfahrung nach auch echt fies werden...

      • @Sebas.tian:

        Wenn er aber nicht normal ist ist er eben nicht normal. Das ist dann Realität. Nur wenn einem die Realität nicht gefällt bringt es nichts diese zu leugnen.

         

        Und das sage ich als jemand der als nicht autochthoner zu seiner Schulzeit ganz schön was abbekommen hat. Deshalb kann ich eben unterscheiden zwischen Gewalt (nicht ok) und klaren Worten (mit denen muss man leben).

    • @DieLinkeIstRechtsGeworden:

      Normal ist ein Stuhl mit einer Sitzhöhe von 42 cm.

      Darauf können dann ca. 99% aller erwachsenen Menschen Platz nehmen und sich einigermaßen wohl fühlen.

       

      Für alle anderen nimmt man Kissen, Fußbänke oder Barhocker zu Hilfe.

       

      Manchmal werden Normen auch den Veränderungen angepasst. So werden Spülbecken heute einige Zentimeter höher angebracht, da die Menschen größer wachsen....

       

      Außerhalb der Norm zu sein, ist für den Betroffenen sicherlich nicht bequem und auch nicht immer schön - für die Gesellschaft allerdings oft auch ein Gewinn.

      Deshalb sollte eine Gesellschaft auch darauf achten, es den "unnormalen" nicht allzu ungemütlich zu machen