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Flora-Anwalt Andreas Beuth über die G-20-Ausschreitungen„Ein Imageschaden ohnegleichen“

Seine Äußerung, Angriffe auf Geschäfte sollten doch bitte nicht im „eigenen Viertel“ stattfinden, sondern anderswo, nimmt der Anwalt der Roten Flora zurück.

„Plünderungen verurteile ich aufs Allerschärfste“ – nicht nur, wenn es wie hier den Supermarkt im eigenen Viertel trifft Foto: Miguel Ferraz
Gernot Knödler
Interview von Gernot Knödler

taz: Herr Beuth, warum ist es besser, Pöseldorf brennen zu sehen als die Schanze?

Andreas Beuth: Da habe ich mich völlig missverständlich und falsch ausgedrückt. Ich kann ganz klar sagen, dass ich solche Sachen wie Plünderungen und brennende Autos oder gar brennende Geschäfte, wo die Flammen auf Wohnhäuser überspringen können, aufs Allerschärfste verurteile. So war das auch überhaupt nicht gemeint mit Pöseldorf und Blankenese. Das verurteile ich überall in Hamburg. Der Schwerpunkt dieser Aussage sollte das Unverständnis darüber sein, dass solche Aktionen ausgerechnet im Schanzenviertel stattfinden, wo die Linken wohnen und trotz Gentrifizierung auch die ärmeren Leute.

Als Mitanmelder der Demonstration „Welcome to Hell“ haben Sie im Vorfeld Gewalt nicht ausgeschlossen. Müssen Sie es sich zumindest zum Teil zuschreiben, dass es gebrannt hat?

Das schreibe ich mir nicht zu, aber ich bin bereit, wenn andere das auch tun, die politische Mitverantwortung zu tragen. Aber das geht auch an den Ersten Bürgermeister Olaf Scholz und Innensenator Andy Grote. Sie sind für diese Situation verantwortlich. Es war völlig falsch, den G20-Gipfel in Hamburg auszurichten und damit eine Provokation herbeizuführen. Und es war falsch, so brutal die Demonstration am Donnerstag in der Hafenstraße aufzulösen. Das hat für Wut und Hass gesorgt. Die war ja ganz friedlich am Anfang. Die Fernsehsender haben eingefangen, dass die Gewalt eindeutig von der Polizei ausging.

Es war aber schon vor dem Gipfel auch in der linken Szene erwartet worden, dass viele gewaltaffine Demonstranten aus dem Ausland anreisen würden. Hätten Sie nicht von vornherein dämpfend wirken müssen?

Politische Mitverantwortung trage ich, aber ich bin auch nicht für Leute aus Spanien, Italien und Frankreich verantwortlich, die ich gar nicht kenne. Und ob das Autonome sind oder Anarchisten oder ganz andere, die einfach nur Krawall anzetteln wollen, das kann ich nicht beurteilen. Ich habe mit den Leuten nicht sprechen können. Ich habe die nicht erreicht, und jetzt sind sie nicht mehr da.

Der Stein des Anstoßes

Mit Äußerungen in der ARD-Fernsehsendung „Brennpunkt“ am Samstagabend hatte Andreas Beuth überregional Empörung ausgelöst.

Beuth sagte: „Wir als Autonome und ich als Sprecher der Autonomen haben gewisse Sympathien für solche Aktionen, aber bitte doch nicht im eigenen Viertel, wo wir wohnen. Also warum nicht irgendwie in Pöseldorf oder Blankenese? Also da gibt’s auch bei uns großes Unverständnis, dass man im Schanzenviertel die eigenen Geschäfte zerlegt. Die Geschäfte, wo wir selbst, weil wir da wohnen, auch einkaufen.“

Die Hanseatische Rechtsanwaltskammer hat Beuths Aussagen scharf kritisiert, ohne ihn namentlich zu nennen. Kammerpräsident Otmar Kury sagte: „Diese widerwärtige Sympathiebekundung und die verdeckte, bösartige Aufforderung, solche Taten (auch) in anderen Stadtteilen zu begehen, beschämen die mehr als 10.000 Rechtsanwälte in Hamburg bis in das Herz.“ Die Kammer stelle fest, „dass es sich dabei um Brandschatzungen, Plündereien und gefährliche oder schwere Körperverletzungen hochaggressiver, krimineller Banden handelt, die damit viele Menschen schwer schädigten, entrechteten, bedrohten und verängstigten“.

Es spricht einiges dafür, dass es zu der Gewalt auch ohne das harte Vorgehen der Polizei gekommen wäre.

Aber mit Sicherheit nicht in diesem Ausmaß.

Der Ablauf mit den Stoßtrupps, die in der ganzen Stadt Aktionen machten, wirkte geplant.

Im Interview: Andreas Beuth

64, Strafverteidiger, gilt als Anwalt der linken Szene und ist einer der rechtlichen Vertreter der Roten Flora. Er war Leiter der Versammlung „Welcome to hell“. Mit Gipfeln hat er Erfahrung: Nach dem G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm verteidigte er Globalisierungsgegner erfolgreich gegen den Vorwurf, eine terroristische Vereinigung gebildet zu haben.

Ich kann Ihnen versichern, dass wir an keinerlei solcher Planung beteiligt waren. Auch uns hat das mit dem Schwerpunkt ausgerechnet in unserem Viertel schwer getroffen. Da wird ein Bild von autonomer Bewegung gezeichnet, das nichts mit uns zu tun hat. Wir sind zwar nicht diejenigen, die gleich die Friedfertigkeits- und Gewaltverzichtserklärung im Vorwege abgeben, aber wir haben zu solchen Aktionen – Brandstiftung und Plünderung – nicht aufgerufen und wir finden das überhaupt nicht gut.

Es wird gemutmaßt, die Randale-Pläne seien in der Roten Flora ausgeheckt worden.

Das ist völliger Unsinn. Die Flora ist ja eher peacig geworden in den letzten Jahren. Sie hat eher Infrastruktur bereit gestellt: Infopoints eingerichtet und Hausküche gemacht. Sie hat keinerlei Ausschreitungen geplant. Jetzt werden Buhmänner gesucht. Das sind An­dreas Blechschmidt und ich und die Rote Flora. Jetzt wird wieder von der Räumung der Roten Flora gesprochen – im Moment von der CDU, aber es braut sich ein Klima zusammen, das absolut abträglich ist. Jetzt müssen alle mal zu Ruhe kommen und versuchen, mit Besonnenheit gemeinsam zu agieren.

Ist eine Gewaltdiskussion in der linken Szene fällig?

Sie können meinen Worten ja schon entnehmen, dass das jetzt anfängt. Wir brauchen dafür immer ein bisschen Zeit. Aber ich bin mit Herrn Blechschmidt schon verabredet. Dann müssen noch mehr Leute einbezogen werden und es wird in absehbarer Zeit eine Pressekonferenz geben. Ich habe aber das Gefühl, dass wir nicht so lange warten können bei dem, was jetzt Presse-mäßig los ist gegen Blechschmidt und mich. Deshalb habe ich mich entschlossen, einige Medien von mir aus zu kontaktieren.

Eigentlich müsste das Ziel sein, Menschen für die Sache der Linken zu gewinnen.

Alle Menschen. Die breitere Linke, aber auch Anwohner. Und jetzt haben wir unter den Anwohnern des Schanzenviertels den absoluten Stimmungsumschwung. Wo vorher fast alle gegen den G20 waren, sind jetzt viele gegen die Rote Flora. Die Gespräche direkt vor der Flora mit aufgebrachten Anwohnern und Bürgern laufen schon. Es ist für uns ein Image-Schaden ohnegleichen.

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110 Kommentare

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  • Er hat die Dinge klargerückt.

    Jetzt alle wieder vertragen.

    Händchen geben.

    Und gut is.

    Es gibt wichtigeres.

  • Ach Gottchen, so haben wir das nicht gewollt....

     

    Mannometer, der Initiator versucht sich in Schadensbegrenzung.

     

    Könnte dem bitte jemand die Zulassung entziehen?

  • Auszug aus der Presseerklärung der Welcome-To-Hell-Demoanmelder vom 6.7.17:

    "Der Demoanmelder erklärte zu den Ereignissen: „Was sich in den letzten Tagen angekündigt hat, hat sich heute Abend bestätigt: Es gab bei der Polizei nie das Interesse, die Welcome to Hell-Demo überhaupt laufen zu lassen.“

    Wenn das so zu verstehen ist, dass die Anmelder der Demo die Lage vorab ohnehin so eingeschätzt haben, wie es dann auch kam, dann müssen sie sich aber schon fragen lassen ob sie mit dem Versuch der Durchführung der Demo nicht all das grob fahrlässig in Kauf genommen haben, was dann auch kam.

  • Also immerhin klärt es einiges, aber selbst diese 'Autonomen' sollte bestimmte Dinge mal hinterfragen und sehen, dass viel Sympathie den Bach runter geht, wenn der Schwarze Block loslegt.

     

    Außerdem was bewirken die Demos vom Schwarzen Block eigentlich noch?

     

    Der Punkt ist doch, dass in Hamburg seit 2001 direkt gegen Arme, Arbeitslose, Jugendliche und Migranten regiert wird, vollkommen egal, welche Parteien da mitmischen.

     

    So sozial-polarisiert war diese Stadt noch nie und die Flora hat da keinen Widerstand organisiert, sondern war eine Tee-Küche für den schwarzen Block, wer auch immer das war oder jetzt ist - die Ergebnisse belegen, dass dieser Teil der linken Szene nix bewirkt und sich selbst bedünkelt, allenfalls die Spitzel verleihen dieser Szene überhaupt ein wenig Flair, ansonsten ist das an Einöde nicht zu überbieten, da sind ja selbst die DGB-Rentner agiler als diese Szene.

     

    Dass sie jetzt von Außen massiv diskreditiert wurden, ist vielleicht ein gutes Signal mit den Nachdenken mal anzufangen. Wo sind die Ergebnisse? War diese Inhaltsleere nicht doch eine Einladung für die Randalle-Autonomen? Warum sind die dort aufgelaufen?

     

    Warum leben in HH jedes Jahr mehr Arme und Ausgegrenzte, warum verlieren so viele Jugendliche eine Perspektive - was bietet die Flora denen denen an?

     

    Nix. Das ist die bittere Wahrheit, dafür kann man sich dort zum geregelten Prügeln mit der Polizei verabreden.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Nun berichtet auch das Hamburger Boulevardblatt Mopo darüber. Anwohner und GESCHÄFTSLEUTE in der Schanze stellen sich hinter die Flora. Da staunt ihr Experten was? doch nicht so einfach, alles der Flora in die Schuhe zu schieben:http://www.mopo.de/hamburg/g20/-unverhandelbar--teil-der-schanze-geschaeftsleute-stellen-sich-hinter-die-flora-27960024

    http://www.mopo.de/hamburg/g20/in-eigener-sache-falsches-zitat-bei--rote-flora-umfrage-27961950

    http://www.n-tv.de/politik/Geschaeftsleute-schildern-ihre-Sicht-article19932539.html

     

    Einfach mal lesen und dann erst den Mund aufmachen

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Ihnen ist aber schon klar, dass einer dieser Geschäftsleute zb. Ex-RAF-Mitglied ist, und da erwarten Sie Distanzierung von politischer Gewalt?

       

      Cute!

      • @Krähenauge:

        Sie sollten der Polizei vielleicht mal einen Tipp geben. Die suchen ja noch welche.

         

        Ansonsten ist das an den Haaren herbeigezogener Quatsch, den Sie da verbreiten.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      Ach; und hier noch die Stellungsnahme mit den Unterstützern aus der direkten Nachbarschaft samt Bistro und Eislanden.

       

      Mit Verlaub: Vielleicht quatschen die Schwarz-Grünen aus Hintertupfingen mal nicht in Angelegenheiten rein, von denen sie keine Ahnung haben.

       

      Flora bleibt!

      • @6474 (Profil gelöscht):

        das bestimmt zum Glück nicht die Nachbarschaft, sondern in einem Rechtsstaat noch immer die Eigentümer, die Verwaltung und die Gerichte.

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @Dr. McSchreck:

          Im Rechtstaat bestimmen das "zum Glück nicht die Menschen" lol

          • @6474 (Profil gelöscht):

            "die Menschen" sind ein paar mehr als nur "die Nachbarn". Sogar Richter sollen vereinzelt noch Menschen sein.

             

            CwaB: natürlich bestimmen das Leserkommentarschreiber genauso wenig wie die Nachbarn.

        • @Dr. McSchreck:

          Eigentümer, Verwaltung, Gerichte.

           

          Und nicht die rechtslastig hohldrehenden "Leser"-Kommentare einer Tageszeitung.

           

          Erstere sollten dem Argument und objektiven Fakten zugänglich und in der Lage sein, verschiedene Standpunkte und die Rechtslage abzuwägen.

           

          Bei letzteren habe ich doch erhebliche Zweifel. Die können sich so langsam den Schaum vom Mund abwischen.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @6474 (Profil gelöscht):

        Die Stellungsnahme:https://linksunten.indymedia.org/de/node/218025

        • @6474 (Profil gelöscht):

          Who! 10 Läden von ... ? Ist das Schanzenviertel eine Dorfstraße?

           

          Dass nicht 100 % 100% gegen die Ausschreitungen Stellung beziehen ist zu erwarten. Da sollte man, wenn man schon mit befürwortern argumentiert, auch eine relevante Anzahl derer zusammenbringen.

          • 6G
            6474 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            Leicht zu durchschauende Argumentation.

             

            100 Prozent gibt es nur in Diktaturen.

            Das sind aber bekannte Läden auf der Schanze.

             

            Spiezeugläden, Bistro, Eisladen usw.

            • @6474 (Profil gelöscht):

              Richtig. Gerade mal 10 Läden, wie im indimedia Link beschrieben.

          • @Rudolf Fissner:

            Ganz schwacher Beitrag aus der rubrik "Deppen-Posting".

             

            Es ist im Gegenteil schon bemerkenswert, wenn auch nur EINER, dessen persönliches, wirtschaftliches Schicksal unmittelbar betroffen ist, sich zu einer solchen Klarstellung GEGEN die allgemeine öffentliche Hetze entschliesst.

             

            Wenn Sie die Verantwortlichen gleich zehn solcher Einzelhandelsgeschäfte als "irrelevant" bezeichnen, was waren denn dann die Plünderungen derselben in Ihren Augen, wenn nicht ebenfalls "irrelevant"?

             

            Wieviele Läden wurden denn in der Nacht überhaupt Opfer von Verwüstung und Plünderung, können Sie da eine verifizierbare Zahl nennen?

             

            So viel Dummheit und Arroganz ist selbst für taz-Leserkommentare ziemlich unüblich. Glückwunsch.

            • @cursed with a brain:

              Die Flora steht bei mir gar nicht zur Debatte. Es geht um die Verantwortung der autonomen Linke in Hamburg für die Ausschreitungen. Die wird nicht dadurch kleiner, dass sich 10 Geschäfte für die Flora als Standort aussprechen.

  • G20 offiziell:

    ich bin wütend über die erneuten Rückschritte beim Klimaschutz und bin empört über die Einhelligkeit der G7-20 für den Freihandel.

    Wer handelt da frei?

    Wer kann mit wessen Geld investieren?

     

    Ich fordere erneut zur Demonstration auf und besonders zur Teilnahme an den Blockadeaktionen im Herbst gegen den Braunkohleabbau bei Köln und die Abholzung des Hambacher Forsts.

     

    Niko Paech führte in einem seiner jünsten Vorträge aus, dass die Warenproduktion radikal verringert werden sollte, und, dass v.a. der Atomstrom und die Kohle ein so hohes Industrieniveau ermöglichte.

     

    Mit welchen Methoden können wir diese Industriegesellschaft zu einer lebensfähigen und egalitären umgestalten?

    Diskutieren wir doch daran weiter!

    • @nzuli sana:

      "Mit welchen Methoden können wir diese Industriegesellschaft zu einer lebensfähigen und egalitären umgestalten? "

       

      Konsequente Umerziehung und für die Unbelehrbaren Arbeitslager?

      • @A. Müllermilch:

        Die Methoden des Kapitalismus gegenüber seinen Kritikern, Kriminalisierung und Abdrängen in Armut und Verelendung, sind ja deutlich effektiver, da muß ich Ihnen wohl zustimmen.

  • Die schönen Autos, ich muss jetzt schon wieder fast weinen, das ist so traurig, die schönen Autos…

    • @Sandor Krasna:

      Sie mögen weinen. Die Automobilindustrie vergießt dagegen höchstens ein paar Freudentränen. Für einige Premiummarken und vor allem für die ortsansässigen Autohändler waren die Demonstrationen ein wahres Absatzförderungsprogram.

       

      Die Mercedes Niederlassung Hamburg sollte der roten Flora eine kleine Spende zukommen lassen ;)

       

      Auf jeden Fall freuen Sie sich jetzt schon auf den nächsten 1. Mai.

      • @JC Kay:

        In Altona und dem Schanzenviertel werden vergleichsweise wenig "Premiummarken" gefahren. Toyoata, Ford, VW, Peugot dürften sich mehr über "Absatzförderung" gefreut haben, als Daimler, deren Niederlassung würde aber in diesem Fall auch eher an die "richtige" Adresse spenden, den (Nicht-)Einsatzleiter Dudde und seinen Vorgesetzten Mayer für vorbildliches Wegschauen und Ignorieren.

  • "Es spricht einiges dafür, dass es zu der Gewalt auch ohne das harte Vorgehen der Polizei gekommen wäre.

     

    Aber mit Sicherheit nicht in diesem Ausmaß."

     

    Das ist eine reine Mutmaßung, die der Mann mit nichts belegen kann, Stichwort: Hätte, hätte, Fahrradkette.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Jens Frisch:

      Genauso ist es andersrum reine Mutmaßung das die Flora etwas mit den Krawallen zu tun hatte

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Also das autonome Zentrum, dass die Demonstration angemeldet hat, wo die Leute auftraten die randalierten, die diese Leute aus ganz Europa eingeladen hat, und 2 Tage lang auch noch Rechtfertigungen verbreitet hat und sich nun leidlich davon distanziert.

         

        Dieses Zentrum hat nur "Mutmaßlich" etwas mit den Krawallen zu tun? Cute!

        • @Krähenauge:

          Anwohner und geschädigte Ladeninhaber beschreiben diejenigen, die auf der Schanze Randale gemacht haben als "erlebnishungrige Jugendliche sowie Voyeure und Partyvolk, denen wir eher auf dem Schlagermove, beim Fußballspiel oder Bushido-Konzert über den Weg laufen würden als auf einer linksradikalen Demo." Und sie kommen zu dem Fazit "Das war kein linker Protest gegen den G20-Gipfel. Hier von linken AktivistInnen zu sprechen wäre verkürzt und falsch."

           

          "Wir haben neben all der Gewalt und Zerstörung gestern viele Situationen gesehen, in denen offenbar gut organisierte, schwarz gekleidete Vermummte teilweise gemeinsam mit Anwohnern eingeschritten sind, um andere davon abzuhalten, kleine, inhabergeführte Läden anzugehen. Die anderen Vermummten die Eisenstangen aus der Hand nahmen, die Nachbarn halfen, ihre Fahrräder in Sicherheit zu bringen und sinnlosen Flaschenbewurf entschieden unterbanden. Die auch ein Feuer löschten, als im verwüsteten und geplünderten „Flying Tiger Copenhagen“ Jugendliche versuchten, mit Leuchtspurmunition einen Brand zu legen, obwohl das Haus bewohnt ist.

           

          Es liegt nicht an uns zu bestimmen, was hier falsch gelaufen ist, welche Aktion zu welcher Reaktion geführt hat. Was wir aber sagen können: Wir leben und arbeiten hier, bekommen seit vielen Wochen mit, wie das „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ ein Klima der Ohnmacht, Angst und daraus resultierender Wut erzeugt. Dass diese nachvollziehbare Wut sich am Wochenende nun wahllos, blind und stumpf auf diese Art und Weise artikulierte, bedauern wir sehr. Es lässt uns auch heute noch vollkommen erschüttert zurück. Dennoch sehen wir den Ursprung dieser Wut in der verfehlten Politik des Rot-Grünen Senats, der sich nach Außen im Blitzlichtgewitter der internationalen Presse sonnen möchte, nach Innen aber vollkommen weggetaucht ist und einer hochmilitarisierten Polizei das komplette Management dieses Großereignisses auf allen Ebenen überlassen hat."

          https://linksunten.indymedia.org/de/node/218025

  • Zuerst sagt er in Trümmer haufen, brandschatzen und plündern ist schon ok, aber doch bitte nicht bei uns!

    Jetzt beweint er, dass die aus aller Welt eingeladenen Revoluzzer verpeilt waren und ihm sein Wohnzimmer vollgekackt haben.

    Wie bitte hat diese Pfeife seinerzeit zwei Staatsexamen bestanden?

    • @Peter Meier:

      "Zuerst sagt er ... Jetzt beweint er..."

       

      Ach, wirklich?

       

      Nun, ich habe seine Stellungnahmen anders wahrgenommen.

       

      Welche(s) Staatsexamen haben Sie denn?

    • @Peter Meier:

      War eigentlich die Rückantwort auf CwaB unten. Erster Satz wg. Überschreibung mit Fehler.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Hamburg G20: Stellungnahme Läden in der Schanze:https://linksunten.indymedia.org/de/node/218025

     

    Vielleicht könnte die TAZ mal in dieser Richtung nachbohren?

  • Das Interview führte der NDR mit Andreas Beuth unmittelbar am Morgen nach den Krawallen und Plünderungen.

     

    Ich vermute, dass Herrn Beuth da das volle Ausmaß der Zerstörungen noch nicht bewußt und er lediglich bemüht war, das Ausmaß der Gewalt zu relativieren. Denn das etwas in dieser Richtung passieren würde, war eigentlich jedem klar, der die Polizeistrategie der gewaltsamen Eskalation und willkürlichen Repression der vergangenen Tage mitverfolgt hatte.

     

    In der etwa 10 Stunden später stattfindenden Live-Sendung des "Brennpunktes" hätte er sich nach all den Analysen und der Aufarbeitung der Geschehnisse, die den Tag über stattfand, wahrscheinlich nachdenklicher und zurückhaltender geäußert.

    • @cursed with a brain:

      "...und er lediglich bemüht war, das Ausmaß der Gewalt zu relativieren."

       

      Wären Sie auch damit einverstanden, rechte Gewalt zu "relativieren"?

      • @Jens Frisch:

        Wäre eine Polizeistation in Flammen aufgegangen, wäre eine verhaßtes städtisches Büro verwüstet worden, könnte man ja noch versuchen über eine politische Motivation zu diskutieren.

         

        Aber ein paar alkoholisierte, "erlebnisorientierte" (O-Ton Polizeihauptkommissar Lenders bei Maischberger) Jugendliche, die die Abwesenheit der staatlichen Ordnungsmacht zum Anlass nehmen, ein paar Einzelhandelsgeschäfte auszuräumen - was soll daran denn "linke Gewalt" sein?

         

        Das können auch Sie weder belegen, noch erklären. Sie drehen sich nur weiter im Kreis, weil ihre Weltanschauung nicht mehr zuläßt, als ein paar einfache, lineare 1:1-Beziehungen. Etwas komplexere Sachverhalte, wie die G20-Krawalle, überfordern Sie offensichtlich bereits.

    • @cursed with a brain:

      Dass etwas in diese Richtung passieren musste, war jedem klar, der die Interseite von "Welcome to hell" gesehen hatte.

      • @rero:

        Das heisst, Sie nehmen die Polizeistrategie der willkürlichen Kriminalisierung und gewaltsamen Eskalation als gegeben, weil sowieso nicht veränderbar hin?

         

        Nun, ich tue das nicht. Deswegen traue ich mir auch zu, diese Strategie zu kritisieren, als das was sie war: ein wesentliches Momentum im Ablauf des Exzesses, oder wie Herr Beuth es formulierte: "Mit SICHERHEIT nicht in diesem Ausmaß".

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @rero:

        Das so etwas passieren würde, war jedem klar, weil es sich um eine G20 Verantaltung handelte und so etwas immer bei einem G20 Gipfel passiert.

         

        Ob in Toronto oder anderswo, eine Einladung für Krawalltouristen bedarf es da nicht, die kommen eh.

         

        Also was soll das ganze?

  • Blöd nur, dass im eigenen Blog was anderes steht:

    https://g20tohell.blackblogs.org

     

     

    "Es hat sich am Freitag gezeigt, wie wichtig und wirkungsvoll es war, zu einem entscheidenden Zeitpunkt – unmittelbar vor Beginn des Gipfels – alle Spaltungsversuche von außen entschieden zurück zu weisen und auch die differierenden Einschätzungen über Formen und Inhalte des Protestes soweit zurückzustellen, dass die Tage gestern und heute insgesamt zu einem Erfolg werden konnten. Es hat sich gezeigt, wie vielfältige und unterschiedliche Formen des Widerstands sich zu einer erfolgreichen Gesamtdynamik entwickeln können ...

     

    Wir verstehen uns und unseren Protest als Teil eines vielfältigen Spektrums von linken Gruppen, Positionen, Organisationsansätzen und politischen Ausdrucksformen. Innerhalb dieses Spektrums stehen wir dafür, dass wir uns nicht auf den viel zitierten „friedlichen“ Protest reduzieren lassen wollen. Zielgerichtete Militanz ist für uns eine Option ... " usw. usw.

     

    Das muss man gar nicht bewerten. Das spricht für sich selbst. Die Begründung für eine Räumung der Flora kann der Senat direkt hier abschreiben ...

    • @TazTiz:

      Wenn dann ich lese, dass sich die Rote Flora als "Opfer" inszeniert, wird mir richtig schlecht:

       

      "Es ist für uns ein Image-Schaden ohnegleichen."

       

      Da für Vandalismus in der Regel keine Versicherung aufkommt, liegt der echte Schaden bei den Anwohnern und deren Besuchern.

       

      Was ein erbärmlicher Heuchler!

      • @Jens Frisch:

        ""Was ein erbärmlicher Heuchler!""

         

        Nein.

        Den interessiert das einfach nicht.

        Der ist "Revolutionär".

        Eigentum findet er sicher spießig - außer das eigene natürlich...

        • @austenjane:

          Beuth hat einen Tag nach den Verwüstungen nicht nur Mitverantwortung übernommen, er hat auch finanzielle Hilfe für die betroffenen Anwohner in Aussicht gestellt. Eventuell könnte man ein Soli-Konzert veranstalten, ist einer seiner Vorschläge.

           

          Aber lustig, wie sich hier rechte Hasskappen die Bälle zu werfen, ohne sich auch nur ansatzweise zu informieren.

    • @TazTiz:

      In dem von Ihnen zitierten Absätzen geht es um die Bewertungen der Aktionen zur unmittelbaren Störung des Ablaufes des ersten Gipfeltages, also der Demonstrationen von Freitag morgen bis Freitag abend, wie z.B. der "Colour the Red Zone"-Demo und des zeitweise geglückten Versuches der Blockade der Zufahrtstrasse zur Elbphilharmonie. Es geht dabei definitiv nicht um brennende Barrikaden und abgefackelte Autos, um eingeschlagene Scheiben und geplünderte Läden.

       

      Wären Sie nicht so ideologisch verbohrt, müsste man Ihnen das kaum erklären, so selbstverständlich ergibt sich das aus dem gesamten Kontext, aus dem Sie allerdings nur die Bruchstücke herauslösen wollen, die in Ihr kleines Weltbild passen.

    • @TazTiz:

      Zu den Plünderungen und übrigen Geschehnissen in der Nacht von Freitag auf Samstag schreibt übrigens "das Kollektiv" und NICHT Herr Beuth:

       

      "Mit Blick auf die Dynamik, die sich gestern Abend im Schanzenviertel entwickelte, sind wir noch nicht zu einer gemeinsamen abschließenden Einschätzung gekommen. Ein paar Punkte wollen wir dennoch bereits jetzt anmerken:

       

      Es lässt uns – bei allen Unterschieden in Nuancen der Wahrnehmung und Bewertung – natürlich nicht unberührt, wenn am gestrigen Abend in der Schanze eine Dynamik entstand, die von dort anwesenden oder wohnenden Menschen als Bedrohung wahrgenommen wurde und offenbar auch bedrohliche Situationen produziert hat. Der Gipfel ist nun vorbei und es ist Zeit genug, eine genaue Rekonstruktion und Auswertung aller Einzelaktionen auch des Freitagabends vorzunehmen und das auch über unsere Szene hinaus zu diskutieren.

       

      Klar ist, dass wir diese Diskussion nicht im Rahmen aufgeheizter medialer Berichterstattung führen wollen und werden, und uns auch nicht in Debatten darüber verstricken wollen, wie „das Viertel“ die ganzen Ereignisse bewertet. „Das“ Viertel gab es noch nie. Und so haben wir auch gestern und heute Stimmen gehört, die genervt oder wütend waren, oder alles und uns einfach nur Scheiße fanden. Aber ebenso wurde auch reichlich Sympathie und Solidarität zum Ausdruck gebracht.

       

      Ein weiterer Punkt ist die Polizeipropaganda. Dass die Polizei lügt wie gedruckt, um die öffentliche Meinung und die Geschehnisse in einer Weise zu beeinflussen, die ihnen möglichst weite Handlungsspielräume und eine Legitimation verschafft, ist in den Tagen des Widerstands gegen den G20 mehrfach offenkundig geworden. Dass sich dies nun noch verschärft in einer Situation, in der der Druck auf Politik und Polizei zunimmt und von Scholz über Grote und Steffen bis hin zu Dudde, Ferk und Zill alle um ihren Job fürchten müssen, ist klar."

      • @cursed with a brain:

        "Es lässt uns – bei allen Unterschieden in Nuancen der Wahrnehmung und Bewertung – natürlich nicht unberührt, wenn am gestrigen Abend in der Schanze eine Dynamik entstand, die von dort anwesenden oder wohnenden Menschen als Bedrohung wahrgenommen wurde und offenbar auch bedrohliche Situationen produziert hat."

         

        Was ist das für ein menschenverachtender Euphemismus! Dagegen ist der übliche Politikersprech direkt Klartext.

         

        Alles nur Wahrnehmungsstörungen der Anwesenden oder lediglich bedrohliche Erscheinungen ohne jede echte Gefahr? So viel Feigheit und Unaufrichtigkeit macht traurig und wütend zugleich. Da bedarf es gar keines engen Weltbildes, wie Sie es ständig bei Andersdenkenden vermuten.

        • @TazTiz:

          "Wahrnehmungsstörungen" haben lediglich Sie, der Sie einen Text offenbar nicht mehr antizipieren können, sobald er über das übliche Bildzeitungsniveau hinausgeht.

           

          Die von Ihnen zitierte Stelle bemüht sich vor allem um sprachliche Neutralität ohne Vorverurteilungen. Dass solches einem vor Schaum triefenden Populisten nicht reicht, liegt wohl in der Natur der Sache, den übrigen wird nicht entgangen sein, dass es den Verfassern in erster Linie darauf ankommt zu betonen, dass bereits die Wahrnehmung einer Bedrohung durch Betroffene Grund ist, sich damit auseinanderzusetzen, und zwar unabhängig davon, ob und in welchem Umfang man selbst diese Bedrohung teilt.

           

          "Feigheit" und "Unaufrichtigkeit" sind da lediglich Attribute, welche im Kontext Ihrer ideologischen Verbohrtheit auf Sie selbst zurückfallen.

           

          Sie disqualifizieren sich als einfacher Linksphobiker für eine weitere Diskussion, ihr Versagen befindet sich allerdings auf einem stattlichem Niveau.

  • Und dieser Typ ist tatsächlich als Anwalt zugelassen?

    Bitte, bitte, sagt, dass das ein schlechter Scherz ist!

    • @Peter Meier:

      Ja, es scheint so zu sein, dass er ein Rechtsanwalt ist.

      Aber die Frage, wovon ein Rechtsanwalt seinen Lebensunterhalt bestreitet, wäre natürlich in diesem Zusammenhang besonders geschmacklos, gell.

      Von Altersarmut braucht er sich wohl nun auch nicht mehr bedroht sehen. Da geht doch noch was.

    • @Peter Meier:

      Soll ja noch was anderes geben, als Wirtschafts- und Konzernanwälte.

  • Will Links es besser wissen oder etwas ändern?

    Je besser sie es weiß desto schlechter wird's. Der aktuelle Weg ist klar.

  • komisch, dass ein taz-Journalist Kaul die Randale offenbar viel besser versteht als dieser völlig unschuldige Rechtsanwalt. Ich nehme ihm aber nicht ab, dass er seine Worte wirklich bereut, er bereut nur das Echo und dass sie so weite Kreise gezogen haben.

     

    Da liegt der Artikel des jungen Herrn Kaul schon viel näher an der Wahrheit.

  • "Politische Mitverantwortung trage ich, aber ich bin auch nicht für Leute aus Spanien, Italien und Frankreich verantwortlich, die ich gar nicht kenne."

    Muß Herr Beuth eigentlich wirklich das Klischee vom bösen Ausländer bedienen? Kann er nicht einfach zugeben, dass ihm seine Demo aus dem Ruder gelaufen ist? Machen rassistische Reflexe es wirklich besser? Auf der Internetseite kann man noch heute sehen, dass die Anmelder diese "bösen Ausländer" ausdrücklich selbst eingeladen haben.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @rero:

      Jetzt wird versucht alles auf die Flora zu schieben. Am besten hätte man sich von Flora-Seite aus, erstmal gar nicht dazu äussern sollen.

       

      Ist den aufgeregt diskutierenden Menschen hier eigentlich klar, das es bei so ziemlich jedem G20 Protest mächtig knallt?

      Das kann man gut oder schlecht finden. Allein, Hamburg ist da echt nichts besonderes! Deshalb interessierten die Krawalle in Hamburg die internationale Presse auch nur mäßig bzw. im selben Rahmen wie in Toronto 2010 eben auch.

       

      Mit anderen Worten: Es sind die üblichen G20 Krawalle.

       

      Hier mal Bilder aus Toronto damals: Wer die Krawallbilder und ein brennendes Polzeiauto sehen will, der scrolle nach unten:http://archive.boston.com/bigpicture/2010/06/g20_protests_in_toronto.html

       

      Etwas besonderes wäre passiert, wenn die Trumps oder Putins unruhig geschläfen hätten, weil Protestierende in ihre Nähe gekommen wären. Aber so ist doch die Polizeitaktik voll aufgegangen

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Da sagen Sie etwas Wahres, was in den Zeitungskommentaren meist völlig untergeht: es knallt bei fast jedem G20-Treffen.

         

        Es scheint eher ein strukturelles Problem zu sein. Damit wird die Rolle der Hamburger Polizei und der Roten Flora relativ unwichtig.

         

        Ruhig bleibt es anscheinend nur in autoritären Staaten. Wenn man möchte, kann man die Überlegenheit autoritärer Regime herauslesen. (Ich möchte es übrigens nicht.)

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Selbst im niederländischen Radio war das nur kurz Freitagabend eine Meldung am Anfang, wurde aber sofort verdrängt durch die Meldung, dass ein Ajax-Spieler bei einem Freundschaftsspiel in Österreich zusammengebrochen ist. Das war wichtiger.

         

        Mal sehen, wie lange es BLÖD und Konsorten gelingt, das Thema am Kochen zu halten. Bis auf die bedenkliche Polizeitaktik ist ja eigentlich nix gewesen, was überregionale Meldungen lange erforderlich machen würde.

    • @rero:

      Netter Versuch, Rero!

      • @Paul Sorglos:

        Na, bei der guten Vorlage von Herrn Beuth...

  • Beuths Aussage entlarvt einmal mehr die gealterte Generation Ex-Radikaler, für die Politik letztlich immer ein Projekt subkultureller Identitätsverwaltung und hedonistischer Selbstbespaßung war. Somit misst sich bei solchen leuten der Sinn und Unsinn von militanten Aktionen an der Frage, wie weit man am nächsten Tag zum Supermarkt laufen muss.

  • Entweder sind die Aussagen wirklich nicht ganz glaubhaft oder Herr Beuth und Herr Blechschmidt haben viele Entwicklungen der letzten Jahre verschlafen.

     

    Dass sich Widerstand natürlich massiver und militranter in den abgehängten Peripherien wie im doch rellativ situierten Zentrum entwickelt, dürfte eigentlich keine so überraschende Feststellung sein. Ebenso gibr es durch die Ansätze des schon in anderen Artikeln hier angesprochenen "neuen Aufstandes" auch eine neue Theorie, die dem Widerstand auch eine militantere Rolle zugesprochen bekommt.

     

    Ich bin viel zu weit weg mittlerweile von den Theoriedebatten, die geführt werden, um sich dazu äußern zu können, würde mir aber schon wünschen, dass bei einem Event, das internationale Beteiligung natürlich mit sich bringt, hier wirklich auch Kontakte, die Debatten ermöglichen, gelnüpft werden.

     

    Nicht, dass man mich missversteht: Ich bin kein Anhänger des "neuen Aufstand". Ich glaube nicht, dass so eine Veränderung möglich ist. Und ich Gewalt ist nur in Notwehrsituationen zu rechtfertigen, nicht als Mittel zu irgendeinem Zweck.

    Aber man muss zur Kenntnis nehmen, dass zukünftig mit solcher Militanz zu rechnen ist. Das zu Ignorieren oder solche Scheinlösungen wie härtere Strafen, mehr Polizei, mehr Überwachung werden wenig bringen. Das ist das gleiche wie bei dem Asylproblem. Deutschland kann nicht erwarten, dass es sich auf Kosten anderer Staaten saturieren kann und nicht irgendwann wieder was zurückschwappt.

     

    Und bevor mir damit einer kommt. Das relativiert alles nix, sondern soll eben nur ein Ansatz zum Verstehen sein, was noch lange nicht heißt, dass man auch nur eine Sache von dem Verstandenen gut heißt.

  • "Eigentum ist Diebstahl", so formulierte Proudhon es einst. Seit dem hat sich kaum etwas verändert. Gerade aktuell in den sich zuspitzenden gesellschaftlichen Verhältnissen ist dies doch zu beobachten. Reiche bereichern sich und sorgen für die Verarmung, Drangsalierung, Entrechtung ... ihrer Mitmenschen. Provokant gefragt: Wieso soll es verwerflich sein, sich bei einem Supermarkt eines Konzernes mit einem Umsatz von 54 Mrd € Waren kostenlos zu beschaffen? Hingegen ist es legal, normal, Mensch und Tier auszubeuten?

    • @Uranus:

      Der Pächter des zerstörten Drogeriemarktes hätte es ja sogar begrüßt, wenn die Randalierer Waren wenigstens mitgenommen hätten.

       

      Leider wurde das allermeiste einfach nur zerstört. Und wie man mit Verwüstung und Plünderung von Geschäften nun konkret der Ausbeutung von Mensch und Natur vorbeugen kann, hat sich mir auch noch nicht erschlossen.

       

      Ich denke aber, da muss es Alternativen geben, die effektiver und konsensfähiger sind.

      • @cursed with a brain:

        Im Interview spricht Andreas Beuth von Plünderungen. Deswegen ging ich im Kommentar darauf ein.

         

        Die Gründe für Zerstörung, schätze ich, ist symbolhafter Widerstand gegen Staat und Kapital. Nach dem Motto "Herrschaft hat ihren Preis und bleibt nicht unbeantwortet". Da Kapitalismus auf Ausbeutung von Mensch und Tier beruht, ist Zerstörung als ein Angriff auf kapitalistische Distributionsweise zu sehen. So deute ich die Aktionen jedenfalls...

        • @Uranus:

          "Zum Höhepunkt (der) Auseinandersetzung soll in der Nacht von Freitag und Samstag nun ein „Schwarzer Block“ in unserem Stadtteil gewütet haben.

           

          Dies können wir aus eigener Beobachtung nicht bestätigen, die (...) beklagten Schäden sind nur zu einem kleinen Teil auf diese Menschen zurückzuführen. Der weit größere Teil waren erlebnishungrige Jugendliche sowie Voyeure und Partyvolk, denen wir eher auf dem Schlagermove, beim Fußballspiel oder Bushido-Konzert über den Weg laufen würden als auf einer linksradikalen Demo.

           

          Es waren betrunkene, junge Männer, die wir auf dem Baugerüst sahen, die mit Flaschen warfen – hierbei von einem geplanten „Hinterhalt“ und Bedrohung für Leib und Leben der Beamten zu sprechen, ist für uns nicht nachvollziehbar.

           

          Überwiegend diese Leute waren es auch, die – nachdem die Scheiben eingeschlagen waren – in die Geschäfte einstiegen und beladen mit Diebesgut das Weite suchten. Die besoffen in einem Akt sportlicher Selbstüberschätzung mit nacktem Oberkörper aus 50 Metern Entfernung Flaschen auf Wasserwerfer warfen, die zwischen anderen Menschen herniedergingen, während Herumstehende mit Bier in der Hand sie anfeuerten und Handyvideos machten.

           

          Es war eher die Mischung aus Wut auf die Polizei, Enthemmung durch Alkohol, der Frust über die eigene Existenz und die Gier nach Spektakel – durch alle anwesenden Personengruppen hindurch –, die sich hier Bahn brach.

           

          Das war kein linker Protest gegen den G20-Gipfel. Hier von linken AktivistInnen zu sprechen wäre verkürzt und falsch."

           

          (Auszug aus einer gemeinsamen Erklärung, die von zehn der von Verwüstung und Plünderung betroffenen Läden im Schanzenviertel unterzeichnet wurde.

          • @cursed with a brain:

            Mh, das Fazit dieser Darstellung ist doch dann aber auch zugespitzt. Anfangs wird geschrieben "die (...) beklagten Schäden sind nur zu einem kleinen Teil auf diese Menschen ["Schwarzer Block"] zurückzuführen." und am Ende heißt es "Das war kein linker Protest […]".

            Mag mein letzter Kommentar einseitig sein, so erscheint doch eine komplette Entpolitisierung ebenfalls unzutreffend.

            Können Sie einen Link zu Ihrem Zitat bitte posten? Ich würde gerne die ganze Erklärung lesen.

    • @Uranus:

      weil der umsatz absolut keine rolle spielt! mehr umsatz zieht auch mehr aufwand nach sich - und am schluss müssens die kassiereinnen ausbaden, capische?

      mann mann, grosse reden von der revolution schwingen, aber keinen funken ahnung von ökonomie haben - das wird ja lustig in nachrevolutionären zeiten ;-)

    • @Uranus:

      Und Sie meinen tatsächlich es bestand bei den Plünderern so ein Notstand an Toilettenartikeln und Kosmetikas?

  • Warum wird eigentlich aktuell häufig betont, dass die Leute, die das gemacht hätten, aus dem Ausland kämen?

    "Die Ausländer sind schuld" - oder was?

    • @Uranus:

      Vielleicht, weil an den Wänden in den geplünderten Läden spanische und französische Parolen gesprüht wurden, z.B. "M(A)LP" ("Muerte a la Policia", "Tod der Polizei", wobei das 'A' eingekreist war), sowie der Name einer baskischen Punkband.

       

      So etwas könnte man schon als Hinweis nehmen.

      • @cursed with a brain:

        Wie ich es aus Littleredroosters auch herauslese, erscheint mir die Funktion des Hervorhebens davon motiviert zu sein, die eigene "Szene" als unbeteiligt, unschuldig, rein darzustellen. Damit schafft mensch aber gleichzeitig Sündenböcke. Wie mensch es eben von Rechten gewohnt ist: "die Ausländer sind schuld". Damit wird von links, egal ob gewollt oder nicht, die Debatte um Vernetzung der Repressionsorgane über Ländergrenzen hinweg befeuert.

    • @Uranus:

      Es war schon immer bequemer die eigene Scheisse dem Nachbarn übern Zaun zu kippen.

      Beschämend sollte sein, dass hier ein traditionell rechtes Ablenkungsmanöver plötzlich von vermeintlich Linken benützt wird. Scheinbar geht langsam jede Schamgrenze verloren.

  • mal ganz ohne polemik: wer zahlt eigentlich wasser, strom & müllabfuhr für die rote flora?

  • Geschichte, so lautet ja eine seufzend-lakonische Feststellung von Karl Marx, geschehe einmal als Tragödie und dann noch einmal als Farce. Wenn es doch wenigstens bei den sehr vermeidbaren linken Grossfehlern nur bei einer einzigen lächerlichen Wiederholung bliebe! Aber wie oft haben tatsächliche oder vermeintliche Linksradikale allein seit den 1980ern in Deutschland die Barrikadenkämpfe der Pariser Commune von 1871 nachgespielt? Und wie oft haben - wie auch jetzt in der ersten Reaktion Andreas Beuth - linke Szenevertreter (ja, vor allem Männer!) idiotische und gefährliche Brandstiftungen sowie Gewalt gegen Polizist/innen öffentlich direkt oder indirekt als grosso modo legitim oder notwendig gerechtfertigt. Es ist deprimierend zu sehen, was für ein dämliches und wirklich abstossendes Politmachotum hier immer wieder zelebriert wird, auf der Strasse und auf allen möglichen Medienkanälen.

  • den beuth kann keiner zur verantwortung ziehen, der kann sich noch nicht einmal eine gewaschene hose leisten.

     

    die ra-kammer könnte ihn diziplinarisch wegen seiner originalen äusserung abmahnen.

  • Mal runter kommen.

     

    Die Schäden für die AnwohnerInnen sind beschissen, viele Menschen hatten Angst, auf jeden Fall.

    Häuser anzünden geht gar nicht.

     

    Das war aber nicht der Fall. Es wurden keine Häuser angezündet.

     

    Im Unterschied zu dem 21.12.2013 kam es nur wenig zu Prügeleien mit der Polizei.

     

    Ja, normale Einwohner schützen sich vor der allgegenwärtigen Komplettrecording durch alle Firmen, google, facebook und der Software auf dem Smartphone und normale politische DemonstrantInnen vermummen sich um nicht ständig von der Polizei gefilmt zu werden.

    • @nzuli sana:

      Die Bewertung der "Vermummung" als eigener Straftatbestand ist weltweit ziemlich einmalig, nicht nur innerhalb der demokratischen Gemeinschaften. Im Grunde ist diese Auslegung nicht mit der Verfassung vereinbar, und spätestens seitdem jeder Neonazi mit Hilfe von Gesichtserkennungssoftware in der Lage ist, zu jedem Gesicht einer linken Demo Name und Adresse zu ermitteln, muss diese einzig auf Repression angelegte willkürliche Kriminalisierung endlich fallen.

       

      Man sollte daher (analog zur Kriminalisierung des Kiffens), bei jeder Demo zur "Vermummung" aus zivilem Protest gegen die illegitime Gängelung aufrufen.

       

      Würden es ALLE machen, käme die Polizei nämlich nicht mehr hinterher.

    • @nzuli sana:

      Ihr Ernst?! Oder ist das Satire. Ich glaube, daß sie mit solch radikalen Äusserungen hier auf relativ verlorenem Posten stehen.

       

      Außerdem sind solche Äusserungen von Linken Gift für die politische Linke, die möchte, daß es positive Veränderungen gibt.

    • @nzuli sana:

      ... und warum? weil das strafrecht glücklicherweise auch für linke anarchisten wie auch rechtsextreme hools gilt! aber randale ist natürlich einfacher als politische überzeugungsarbeit. ihr seid euch alle ähnlicher als ihr glaubt.

    • @nzuli sana:

      "...und normale politische DemonstrantInnen vermummen sich um nicht ständig von der Polizei gefilmt zu werden." (Zitat)

      Ach was !?!: Diejenigen die zu bestimmten Gelegenheiten (so eben auch hier) es vorzogen den Shador vor die Luke zu hängen machten dies also weil sie sich halt ein bisserl genieren, sich quasi zierten vor der Linse blank zu ziehen - und die zigtausend nicht-vermummifizierten DemonstrantInnen waren halt nicht "normal"?!

      Also das muß einem ja einer auch mal sagen. Da kommt man sonst ja nie drauf.

      By-the-Way: Der Slogan "Wellcome to Hell" ist vermutlich auch völlig mißverstanden worden. Eigentlich was das ja wohl eine nette Einladung auf einen Plausch bei nem hellen Bierchen, gell?

  • Herr Beuth lädt zu einer Demo unter dem Motto "Welcome to hell" Die Internetseite zeigt das Bild einer Stadt in rot-schwarz. Es sieht aus, als würde die Stadt brennen.

    Und wenn dann die Stadt brennt (rhetorische Übertreibung), wundert er sich und sagt, dazu habe er nicht aufgerufen und wir finden das überhaupt nicht gut.

     

    Ehrlich wirkt das auf mich nicht.

    • @rero:

      Exakt! - Die von Herrn Beuth zur Schau gestellte politische Naivität kauf ich ihm nicht ab.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "Politische Mitverantwortung trage ich, aber ich bin auch nicht für Leute aus Spanien, Italien und Frankreich verantwortlich, die ich gar nicht kenne. Und ob das Autonome sind oder Anarchisten oder ganz andere, die einfach nur Krawall anzetteln wollen, das kann ich nicht beurteilen. Ich habe mit den Leuten nicht sprechen können. Ich habe die nicht erreicht, und jetzt sind sie nicht mehr da."

     

    Also hat keiner keinen gekannt. Niemand hat, Facebook hin, WhatsApp her, irgendeinen Kontakt zu irgendeiner Genossin oder einem Genossen in irgendeinem anderen Land. Keiner hat auch nur einen Satz mit einer ausländischen Genossin gewechselt, indem es über die Beteiligung von ausländischen Genossinnen und Genossen ging.

     

    Zu meiner Zeit, das war vor 100 Jahren, gab es gute Kontakte ins Baskenland und nach Italien, sogar nach Palästina.

     

    Alles ganz ohne Internet und Trallala.

  • Ich war ebenfalls von den Krawallen angepisst und hab im ersten Moment den schwarzen Block verflucht. Deshalb bin ich jetzt aber nicht komplett umgedreht und flehe den Staat an, die Flora zu schließen, oder schiebe den Autonomen die Schuld an dem Irrsinn zu.

     

    Was auch meist unterschlagen wird: Unter den schwarzen Kapuzen am Freitag haben sich offenbar auch Leute aus ganz anderen politischen (und unpolitischen) "Zusammenhängen" versteckt, unter anderem deutsche Nationalisten.

     

    Auch nicht zu vergessen, dass am Donnerstag mehrere Wasserwerfer (und anderes Gerät) vor der startenden Demo positioniert wurden, und zwar so, dass ein Wenden unmöglich bzw. offenbar nicht eingeplant war.

    • @Paul Sorglos:

      "Unter den schwarzen Kapuzen (...) haben sich offenbar auch Leute aus ganz anderen politischen Zusammenhängen versteckt, unter anderem deutsche Nationalisten"

       

      Wunschdenken oder Realitätsverweigerung?

      • @Jens Frisch:

        Beobachtung.

    • @Paul Sorglos:

      "Unter den schwarzen Kapuzen (...) haben sich offenbar auch Leute aus ganz anderen politischen Zusammenhängen versteckt, unter anderem deutsche Nationalisten" (Zitat)

      Nun, so "offenbar" ist das gar nicht, weil dank des Mummenschanzes ja nicht verifizierbar. Solange Autonome ihre alberne Vorliebe für antik-osmanische Demo-Moden nicht aufgeben wird das auch so bleiben. Und solange werden solche Behauptungen nur den Verdacht erregen dass hier lediglich der Falsche "Haltet-den-Dieb" schreit.

  • Da lässt die taz Herrn Beuth aber einfach davonkommen. Keine Nachfrage nach der ersten Antwort. Was an dem folgenden Satz missverständlich gewesen sein soll, dass man ihn gerade rücken muss, verstehe ich nicht:

     

    "Wir als Autonome und ich als Sprecher der Autonomen , ja, haben ne gewisse Sympathie für solche Aktionen, aber bitte doch nicht im eigenen Viertel, wo wir wohnen. Also warum nicht irgendwie in Pöseldorf oder Blankenese? Also, da gibt’s auch bei uns großes Unverständnis, dass man im Schanzenviertel die eigenen Geschäfte zerlegt, die Geschäfte, wo wir selbst, weil wir da wohnen, auch einkaufen“

     

    Vielleicht merken die Teile der Linken, dass Gewalt halt Scheiße ist, wenn es einen selber trifft und man Gewalt auch in Pöseldorf oder Blankenese unterlässt. Die Relativierung, die in der taz in jedem Artikel zu lesen ist, lässt mich aber an Einsicht zweifeln.

    • @Strolch:

      "Solche Aktionen sind sinnentleerte Gewalt und haben eine Linie überschritten", sagte Beuth dem Online-Auftritt des "Hamburger Abendblatts" (Montag, 10.07.). Er distanziere sich auf das Schärfste von dem, was dort am Freitagabend passiert sei. "Auch wir sind fassungslos über die Geschehnisse." Die "Flora" werde den Opfern der Krawalle helfen. "Wir sind sicher nicht reich, aber werden auch finanzielle Hilfe für die stark betroffenen Geschäfte leisten. Denkbar ist etwa ein Solidaritätskonzert."

       

      Beuth räumte ein, dass das Gewaltpotenzial unterschätzt worden sei. "Wir haben insbesondere am Freitag eine neue, abscheuliche Dimension der Gewalt dieser Menschen gesehen." Dafür trage er eine politische Mitverantwortung. Forderungen nach einer Schließung der "Roten Flora" trat Beuth entgegen: "Es darf nicht sein, dass die Rote Flora zum alleinigen Sündenbock erklärt wird." Die Realität sei deutlich komplizierter, als jetzt in Politik und Medien getan werde. Allerdings: "Mir ist bewusst, dass es diesmal mit einer Pressemitteilung nicht getan ist."

       

      Nun, für manche Pseudomoralisten und Scharfmacher ist es ja mit einem dahingeschnodderten Satz am frühen Morgen unmittelbar nach den Exzessen und ohne großen Überblick über das Ausmaß derselben bereits "getan".

       

      Oder sie tragen einfach nur ihre gut abgehangenen Vorurteile und Antipathien wieder auf.

      • @cursed with a brain:

        "Nun, für manche Pseudomoralisten und Scharfmacher ist es ja mit einem dahingeschnodderten Satz am frühen Morgen unmittelbar nach den Exzessen und ohne großen Überblick über das Ausmaß derselben bereits "getan"."

         

        Nein, dass ist es nicht. Aber für mich ist der erste Satz im Zweifel der ehrlichste, da die Wirkung nicht überlegt ist und keine gut vorbereitete Presseerklärung (die Sie hier wiedergeben), in der nicht die wahre Ansicht, sondern die taktisch kluge Ansicht zum Ausdruck kommt.

         

        Und wenn Herr Beuth am Samstag früh einen Satz dahinschnoddert in dem nur das Bedauern darüber zum Ausdruck kommt, dass es das eigene Viertel getroffen hat und nicht ein anderes, dann ist das für mich eindeutig, dass Gewalt gegen andere gut ist. Und glauben Sie ernsthaft, dass Herr Beuth am Samstag Morgen nicht wusste, was passiert ist. Er bezieht sich auf die eigenen Geschäfte, die zerlegt wurden.

         

        Im übrigen richtet sich meine Kritik gegen die taz. Diese hat das Interview geführt und hat sich mit einem Satz zufrieden gegeben. Keine weitere Nachfrage, keine Konfrontation. Der Satz, den Herr Beuth gesprochen hat, wird nicht einmal wiedergegeben. Und damit ist dieses Interview eine Gefälligkeit gegenüber Herrn Beuth, damit er sich "reinwachen" und distanzieren kann. Das Interview hat keinen weiteren Mehrwert.

         

        Vielleicht kommt bei Ihnen nur der Reflex zum Ausdruck, dass man einen Genossen verteidigen muss, ob er es verdient hat oder nicht. Darüber mal nachgedacht? Diesen Korpsgeist wirft man doch sonst gerne der Polizei oder dem Militär vor.

  • Natuerlich gibt es keine Rechtfertigung fuer das was passiert ist. Und leider sind auch falsche und ungeschickte Sachen gesagt worden. Ueberall. Waere es jetzt nicht besser konstruktiv zu ueberlegen wie Demonstrationen besser organisiert werden koennen um solche Exzesse zu vermeiden? Wenn das ginge, vielleicht sogar zusammen mit Senat und Polizei, wuerde das nicht das Weiterleben der Roten Flora sicherer garantieren als als vieles andere??

  • Es ist spannend zu sehen, wie jetzt viele Linksradikale die Geschehnisse der letzten Tage relativeren und versuchen sich aus der Verantwortung zu stehlen.

     

    Das interessante ist, dass es sicherlich die gleichen Menschen sind, die der AFD die Mitverantwortung für rechte Gewalt geben. Einfach weil die AFD so redet, wie die AFD redet. Und das ist richtig so.

     

    Aber auch die eigenen Worte können etwas bewegen. Sie können beschwichtigen oder sie können aufstacheln. Und wenn man die Aussagen vieler linker Gruppen im Vorfeld des G 20 Gipfels gelesenen hat wird ganz klar, dass die Worte mitverantwortlich für die Saat der Gewalt sind. Es wurde nur letztlich das umgesetzt, was vorher versprochen wurde.

     

    Da helfen keine Ausreden und Schuldzuweisungen in Richtung der Polizei.

    • @JC Kay:

      "Das interessante ist, dass es sicherlich die gleichen Menschen sind, die der AFD die Mitverantwortung für rechte Gewalt geben. Einfach weil die AFD so redet, wie die AFD redet. Und das ist richtig so."

       

      Sie meinen also, die LINKE, die SPD und die Grünen eine Mitschuld an den G20 Ausschreitungen hatten? Und das soll richtig sein?!

  • …und NEIN Polizeigewalt ist keine Rechtfertigung marodierend durch die Stadt zu ziehen - aber es trägt garantiert auch nicht dazu bei, dass Leute die an den Protesten teilnahmen danach jeden verdammen der den falschen Weg nimmt. Ebenso hörte man ja bereits in den Stunden nach der Auflösung der Demonstration Stimmen, die sagten "den Job" (Polizist) "möchte ich jetzt aber auch nicht machen müssen..." Das kann aber keine Entschuldigung sein.

     

    Wenn wir von DEN "Linken" große Erklärungen und Entschuldigungen erwarten und Distanzierung von DEN "Autonomen" - DANN erwarte ich auf jeden Fall dasselbe von DEN Politikern und DER Polizeiführung. Wenn dabei nur auf DEN Gegner gezeigt wird, ist das allerdings bereits jetzt zu kurz gegriffen. Das würde die Fronten weiter verhärten und die Gewaltspirale womöglich noch weiter treiben. Das sollte nun wirklich keiner wollen!

  • Viele auch in der sogenannten "linken Szene" waren über die Aussagen des selbsternannten Sprechers der Autonomen entsetzt. Insbesondere weil niemand es von dieser sonst versierten Person so etwas Ungeschicktes erwartet hätte. Herr Blechschmidt hat dagegen sofort das geäußert was viele dachten: Gewalt! + SINNLOS!

     

    Jetzt allerdings nach den weiteren Äußerungen einfach blind auf die "Sprachrohre" zu schimpfen ist weder fair noch sinnvoll.

    Niemand der Anmelder hat das gewollt. Was auch durch die Aussagen vorher klar war. Diese sprachen von "gemeinsam gehen und ankommen" und bei Beginn der Demonstration wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die Polizei JEDE Straftat zum Anlass nehmen könnte, um die Demonstration zu verhindern.

     

    Dagegen steht immer noch die Frage im Raum: Warum keine Auflagen bei der "Welcome to hell" Demonstration?

    Warum bereits vor Beginn der Demonstration auf der Straße 4 Wasserwerfer standen? Wohin hätten diese ausweichen wollen, wenn die gefährliche Straftat des "Vermummens" von allen Teilnehmerinnen abgelegt worden wäre? Die Wände hoch wie die flüchtenden ängstlichen Demonstrantinnen? (Ich bitte um Verzeihung für die Polemik)

    Dazu noch eine aufgestoppte Demonstration und eine Lautsprecherdurchsage von einem dahinter auffahrenden Wasserwerfer, an die auf dem Platz verbliebenen Personen, sich sofort zu entfernen und dem Demonstrationszug zu folgen, weil man sonst mit Wasser gegen die Teilnehmer vorgehen würde. Was logischerweise zu einer gewissen Unruhe bei den Personen auf dem Platz mit sich brachte, viele versuchten danach weiter nach vorne zu gelangen.

     

    All das hat zu den besagten Szenen geführt - die Vergleiche mit dem schrecklichen Unglück bei der "LOVEPARADE" sind nicht angemessen. Damals starben Menschen sogar. Die Panik war jedoch ähnlich stark. Allerdings ist diesmal der Auslöser mehr als bekannt und muss nicht erst in jahrelangen Prozessen ermittelt werden. Eine komplett falsche Strategie der Polizei.

    • @Glaeserner Buerger:

      Hier ist nur deshalb kein Mensch gestorben, weil die Polizei nicht noch härter durchgegriffen hat und einiges zugelassen hat. Und das hat sie nicht, W E I L sie verhindern wollte, dass Menschen sterben. Könnte es vielleicht auch so gewesen sein? Vielleicht wäre sonst noch jemand von den sensationsgeilen Gaffern und Rumstehern und Fotomachern hopsd gegangen.

      • @sixtyone:

        "Einiges zugelassen" - was verstehen Sie darunter?

         

        Dass die Polizei mit einem Wasserwerfer auf der Schanze neben einer brennenden Barrikade stand, und anstelle diese zu löschen lieber auf Schaulustige, Kids und ein paar "Vermummte" zielte?

         

        Dass die Polizei, obwohl von den Anwohnern in Altona gerufen, sich am Freitag vormittag über Stunden nicht blicken lässt, und so durchziehende Gruppen (von denen niemand mit Sicherheit sagen kann, ob das linke Demonstranten, rechte "Heimatverteidiger", oder völlig unpolitische Krawalltouristen waren und wieviele zivile Ermittler sich darunter befanden) Dutzende von Autos in Brand stecken konnten?

         

        Ist es das, was Sie mit "einiges zugelassen" verharmlosen wollen?

  • In Deutschland übernimmt man traditionell keine Verantwortung - weder für Massenmord, noch für Mauertote und auch nicht für das Waldsterben oder Tote bei der Loveparade.

     

    Warum sollten Herr Beuth und seine Rot-Floristen nicht wie jeder andere ihre Arsch retten wollen? Allerdings sind sie dann auch nur ein kleine deutsche Spießbürger und keine intellektuelle, politische oder geistige Avantgarde.

    • @TazTiz:

      In Ehrfurcht verneige ich mich vor Ihrer scharfsinnigen Analyse. Gut, dass es noch echte Intellektuelle gibt.

      • @Paul Sorglos:

        Pah, mich stört einfach das Klammern an den eigenen materiellen Gütern heroisch (= kleingeistige Angst vor einer Räumung der Flora), nachdem man kein Problem hatte, dass anderen die Autos angezündet wurden ... wenn es denn nur nicht in der Schanze passiert.

         

        Das ist feige und klein.

         

        Groß (und meinetwegen links) wäre jetzt die Übernahme von Verantwortung und der Versuch einer Wiedergutmachung ... und zwar in einer Form, die immer von den bösen Kapitalisten gefordert wird.

  • "Wir sind zwar nicht diejenigen, die gleich die Friedfertigkeits- und Gewaltverzichtserklärung im Vorwege abgeben" - Tja, warum nicht?

     

    Vertrauenserweckend wirkt das verlogene Gerede gerade nicht ("mißverständlich" - nee, das ist schon genau so gemeint gewesen, wie es gesagt wurde: Es fehlt schlicht jedes Verständnis für notwendige Gewaltlosigkeit.)

    • @Laurenz Kambrück:

      Warum nicht?

       

      Weil man sich nicht von vorneherein seinen Handlungsspielraum völlig verbaut. Die Verhältnismäßigkeit ist eine Pflicht des Staates, aber sie wird oft nicht eingehalten.

       

      Dort, wo es so kommt, ist Widerstand unverzichtbar.

       

      Wer Gewalt im Rahmen eines politischen Umsturzes anderenorts (z.B. in der Türkei) befürwortet, hier aber einseitigen unbedingten und blinden Gewaltverzicht fordert, macht sich unglaubwürdig.

  • Herr Beuth sollte zur Verantwortung gegogen werden. Wer unter dem Slogan "Welcome to Hell" eine Demo organsiert, ruft zur Gewalt auf.

    • @Klartexter:

      Ihnen geht es doch nur um den ersten Satz. Aus politischen Gründen. Die haben aber in der Rechtsprechung nichts verloren.

       

      Der zweite Satz ist albern, belegt aber, dass Sie nicht im Stande sind, eine rationale Begründung zu liefern.

       

      Sicherheitshalber sollten Sie noch eine Anklage wegen Ketzerei draufpacken und den Scheiterhaufen fordern.

    • @Klartexter:

      Sind Sie etwa religiös? keine Sorge, in manchen Fällen legt sich das wieder.

    • @Klartexter:

      Weil? Ihr Bild oder Vorstellung von 'hell' ist erklärungsbedürftig.

      • @Lex:

        Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte: Einfach mal das obige Bild betrachten, dann ist es vollkommen egal, welches Bild "KLARTEXTER" von "hell" hat:

        https://g20tohell.blackblogs.org/

  • Und am hier bedauerten Imageschaden hat Herr Beuth einen nicht unbedeutenden Anteil. Auch wenn er jetzt zurückrudert. Seine Äußerungen nach der Krawallnacht, ließen für Interpretationen nur wenig Spielraum.

     

    Sogar hier im Interview fällt es ihm noch schwer, sich unmißverständlich, vorbehaltlos und glaubhaft von jeglicher Gewalt zu distanzieren. Hätte die Polizei nicht ... usw. Ja zugegeben, die Polizei schießt durchaus mal über das Ziel hinaus. Aber die schwarz gekleideten Volltrottel sind eigens für Krawall und Randale angereist. Oder hat ein normaler Demonstrant etwa Sturmhabe, Bengalos und Steine in der Tasche?

    • @JensF:

      Ja, hat der "normale" Dempnstrant...

      • @Ano Nym:

        Ach so ist das. Und weil er schon so viel zu schleppen hat, muss das Hirn zu Hause bleiben. Logisch.

        • @JensF:

          Welches Hirn?

          Diese "normalen" Demonstranten, die schwer bepackt mit Sturmhauben und Pflastersteinen anreisen, haben kein Hirn, jedenfalls kein wirklich Denkendes.