Lesbenkuss-Selfie erbost Politiker: „Drecksluder! Aus der Stadt treiben!“

Zwei russische LGBT-Aktivistinnen machen ein Kuss-Selfie mit homophobem Politiker im Hintergrund. Der antwortet mit wüsten Beschimpfungen.

Die Aktivistinnen nutzen die Chance, spontan ein Zeichen zu setzen. Milonow ist rechts hinten im Bild zu sehen Screenshot: twitter.com

BERLIN taz | Der russische Politiker Witali Milonow hat sich auf seinem Flug von Moskau nach St. Petersburg sichtlich unwohl gefühlt. Er ist bekannt für seine homophoben Ansichten: den englischen Comedian Stephen Fry nannte er „krank“, er stellt Homosexualität und Pädophilie auf eine Stufe und verklagte Lady Gaga wegen ihres Aufrufs zur Toleranz bei einem Konzert in Russland. Er lehnt es ab, die Diskriminierung von Schwulen und Lesben zu verurteilen und formulierte das Gesetz gegen „Propaganda von Homosexualität“. Kurz: Er ist selbst ein notorischer Homo-Hasser.

Unter die Nase gerieben möchte er Homosexualität also erst recht nicht haben. Genau das machten aber zwei lesbische Aktivistinnen, als sie ihn wenige Reihen hinter sich im Flugzeug erspähten. Die beiden Frauen fotografierten einen Kuss von sich so, dass man ihn im Hintergrund prominent sieht. Sie haben das Bild kurz darauf auf Twitter veröffentlicht mit den Worten „Milonow, sich küssende Lesben und ein Hitlergruss. Ganz Russland auf einem Bild“.

Gegenüber einer russischen Nachrichtenagentur zeigte sich Milonow zunächst amüsiert bis pikiert: „Diese verrückten blöden Kühe waren so mutig, Fratzen zu schneiden, um dann sofort nach hinten ins Flugzeug zu rennen, wo sie bis zum Ende des Fluges still gesessen haben, ohne sich bemerkbar zu machen. Hätte ich sie gesehen, hätte ich sie sofort rausgeschmissen“. Er fügte hinzu, ihm täten ihre Eltern leid, weil die zwei solche „Idiotinnen“ großgezogen hätten.

„Wir treiben die Perversen aus Sankt Petersburg heraus“

In einem späteren Interview mit einem Korrespondenten der russischen Website Zaks.ru mischten sich noch unangenehmere Töne in seine Aussage: „Dieses Tier hat alle Fluggäste mit seinem extravaganten, schrecklichen, menschenverachtenden Unfug beleidigt. (...) Eigentlich müsste das deren Aufgabe (Anm. d. Red.: AEROFLOT, Fluggesellschaft) sein, diese Drecksluder aus dem Flugzeug rauszuschmeißen und auf die schwarze Liste zu setzen. Und wir werden uns ihr Basislager vorknöpfen. Schon sehe ich Kosakenhorden mit Waffen und Fackeln kommen. Wir treiben die Perversen aus Sankt Petersburg heraus.“

In sozialen Medien erhalten die Russinnen Rückhalt - knapp 3.000 Retweets können sie bereits verzeichnen. Und auch in den internationalen Medien kommt ihre Spontanaktion gut an.

In Russland ist Homophobie in der Politk normal. Homophobe Politik wird durch ein Gesetz ermöglicht, das „Propaganda von nichttraditionellen sexuellen Beziehungen“ verbietet. AktivistInnen, JournalistInnen und sogar Privatpersonen werden regelmäßig deswegen bestraft.

Übersetzung der Zitate: Dmitry Shigaev

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