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Schwedens EnergiepolitikBlind für die Gefahren

Anne Diekhoff
Kommentar von Anne Diekhoff

Schweden setzt neben Wasserkraft auf Atomenergie als wichtigste Säule der Energieversorgung. Die Offshore-Windkraft wird dabei vernachlässigt.

In Deutschland werden die Gefahren der Atomkraft viel kritischer gesehen als in Schweden Foto: dpa

D a sind uns leider die Hände gebunden, die Sicherheit des Landes geht vor. Das versteht ihr doch?! So lautete sinngemäß die Botschaft der schwedischen Regierung, als sie in diesem Monat die Genehmigung für 13 Offshore-Windkraftprojekte ablehnte.

Sie sollten vor Schwedens Ost- und Südküste künftig mehr Strom produzieren können, als das Land derzeit insgesamt verbraucht – gut für die geplante Elektrifizierung von Industrie und Transportwesen, spätestens 2045 will Schweden klimaneutral sein. Wäre also schön gewesen, aber das Militär riet ab. Die Windräder seien ein Risiko für Schwedens Sicherheit, sie könnten Signale stören und dadurch wichtige militärische Aufklärungsarbeit erschweren.

Natürlich ist nicht erst seit dem jüngsten Sabotageverdacht wegen zwei beschädigter Untersee-Datenkabel klar, dass die Ostsee sicherheitspolitisch eine sensible Region ist. Dennoch entstand der Eindruck, die Regierung bedaure die Absage nur pro forma, denn es ist nicht einmal versucht worden, eine Lösung zu finden, damit beide wichtigen Interessen des Landes zu ihrem Recht kommen – die militärisch Sicherheit und der Ausbau der Energieversorgung.

Die Kritik kam von den schwedischen Grünen ebenso wie von Militärexperten und, natürlich, aus der Windindustrie. Der Rüstungskonzern Saab gab zudem an, seine Überwachungssensoren hätten keine Probleme mit Windrädern. Und die Sozialdemokraten forderten die Regierung auf, dann halt zu sagen, welche Gebiete für Offshore-Projekte passen würden.

Wahlkampf mit „Wäldern aus Stahl“

Auch in Schweden betonen Windkraftgegner, die Abneigung habe nichts mit Ideologie, sondern mit Physik zu tun – zu wetterabhängig, zu schwer speicherbar, zu teure Anschlusskosten. Wer glaube, man könne Kernkraft komplett mit Windenergie ersetzen, glaube wohl auch an den Weihnachtsmann.

Auf dem Niveau bewegte sich eine Debatte im schwedischen Parlament. Die christdemokratische Energieministerin Ebba Busch hatte im Wahlkampf über „Wälder aus Stahl“ gelästert und Windenergie an Land damit in unangenehmen Kontrast zum Nationalheiligtum Wald gestellt. Busch „liebt“ Kernenergie und ihre liberal-konservativen Koalitionspartner von den Moderaten lieben sie dafür.

Die Ministerin hebt gern stolz hervor, dass die Regierung das bisherige Ziel, Schweden bis 2040 auf 100 Prozent erneuerbare Stromproduktion umzustellen, umgeändert hat. „100 Prozent fossilfrei“ heißt es inzwischen. Kernenergie als Klimaretter – sie ist ja nicht die Einzige, die so argumentiert. Abgesehen davon ist die Stromproduktion in Schweden bereits „fossilfrei“.

Die Neudefinition des Ziels bedeutete wohl vor allem, dass die Anstrengungen für mehr Erneuerbare nachlassen konnten. Der Knackpunkt ist die künftig benötigte Menge an Strom. Die jetzt abgesagten Windkraftanlagen hätten schneller liefern können als jedes der erträumten Atomkraftwerke.

Sicherheit als Totschlagargument

Zähneknirschend hatte auch Ebba Busch irgendwann einräumen müssen, dass Schweden bis zur goldenen Kernkraftzukunft mehr Windenergie braucht. Allein: Für sie bleibt es eine Zwischenlösung, die Basis der Energieversorgung bleibe neben der Wasserkraft die Atomkraft.

Der schwedische Minister für Zivile Verteidigung, Carl-Oskar Bohlin, tat die Kritik an der Offshore-Entscheidung in der Ostsee gegenüber der taz als unqualifizierte Äußerungen üblicher Verdächtiger ab. Diese Leute hätten eben nicht den vollen Überblick über die militärischen Sicherheitsaspekte. Damit bemüht Bohlin ein Totschlag­argument.

Mit ihrer Geschichte als Windkraftzauderer wirken die Pro-Windkraft-Beteuerungen der Regierung – man habe doch einen Offshore-Park an der Westküste genehmigt und der Windenergieausbau an Land sei auch vorangegangen – gerade nur wie das nötigste PR-Mindestmaß.

Den Eindruck verstärken Einzelaktionen wie die abgesagte Finanzierung des Netzanschlusses für einen Vattenfall-Windpark vor Trelleborg. Begründung: Man könne Offshore-Projekte nicht stärker fördern als Windkraft an Land. Das Projekt pausiert jetzt.

Unkritische Einstellung zur Atomkraft

Warum leistet sich Schweden die Verlangsamung des Windkraftausbaus? Weil es bislang, zumindest politisch, eine Alternative hat. Nicht alle lieben Kernkraft so wie die Energieministerin. Aber Atomkraft existiert als ein Teil der schwedischen Normalität, die aus deutscher Sicht seltsam wirkt.

Kernkraft ist in dieser Normalität vor allem verlässlich und klimafreundlich. Über die hohen Kosten für die Allgemeinheit – der aktuelle Plan sieht günstige staatliche Kredite sowie Strompreis-Mindestgarantien für Erbauer vor – wurde aufgeregt diskutiert. Darüber, was ansonsten gegen Atomkraftwerke sprechen könnte, eher nicht.

Schweden hat kürzlich sogar die erste Endlagerfrage geklärt, die ausstehende Genehmigung durch ein Gericht für Umwelt- und Landfragen wurde erteilt. 500 Meter tief in einem Berg wird der Atommüll in mit Kupfer versiegelten Kapseln gelagert, eingebettet in Bentonit-Ton.

Wo ein Endlager beschlossene Sache ist, wird es bei künftigem Bedarf auch noch mehr geben. Kritiker wie die von Greenpeace weisen darauf hin, dass die Haltbarkeit der Kupferversiegelungen unsicher ist, aber die Regierung vertraut offenbar anderen Experten. Tatsache ist: Die Deutschen müssen sich damit abfinden, dass ihr Atomausstieg in Schweden keine Vorbildfunktion hat. Und die schwedische Regierung darf sich nicht wundern, dass man ihnen ihre Windkraft-Positivity nicht abnimmt.

Wäre das schwedische Militär in einer früheren Phase der Offshore-Pläne eingeschaltet worden, hätte man sich die öffentlichkeitswirksame Interessenkollision zwischen Energieversorgung und Feindüberwachung in der Ostsee vielleicht sparen können. Die Botschaft „Windkraft, jetzt nicht nur hässlich, sondern auch gefährlich für die Sicherheit des ganzen Landes!“ war alles andere als gut für die Akzeptanz von Windkraft im skeptischen Teil der Bevölkerung.

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Anne Diekhoff
Nordeuropa-Korrespondentin
Seit 2022 bei der taz. Zuerst Themenchefin in Berlin, derzeit Korrespondentin mit Sitz ziemlich weit oben in Schweden. Frühere Redaktionen: Neue Osnabrücker Zeitung, Funke Zentralredaktion und watson. Früherer Job im Norden: Sommer 1993, Trolle verkaufen am Fjord. Skandinavistin M.A.
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29 Kommentare

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  • Also ist die Deutsche Energiewende doch für was gut, sie kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen. Andere Länder bekommen 1:1 mit was in Deutschland in Sachen Strompreis, Wirtschaft und Energie Sicherheit (Selbstversorgung) abläuft. Auch wenn bei uns einzelne meinen die klügsten auf diesen Planeten zu sein haben andere Länder das Recht ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Deutschland ist nicht der Nabel der Welt !!

  • In Anbetracht der Putin'schen Politik halte ich Atomkraft für höchst gefährlich.

  • "Aber Atomkraft existiert als ein Teil der schwedischen Normalität, die aus deutscher Sicht seltsam wirkt."

    Ich finde mittlerweile eher die deutsche Sicht merkwürdig. Nach etwa 40 Jahren akuter Bedrohung, im kalten Krieg als Frontstaat nuklear ausradiert zu werden, sollte man sich nicht einbilden, die deutsche Perspektive sei rational. Das Trauma sitzt verständlicherweise tief in weiten Teilen der Gesellschaft und trübt die Sicht.

    Andere Nationen mögen irrationale naiv sein - wobei ich da nicht zuerst an Schweden denke - aber gleichzeitig sind wir irrational ängstlich. Beispielsweise waren Tschernobyl und Fukushima für uns offenbar gefühlt größere Katastrophen als für Menschen in Kiew und Tokio.

    Klar, nukleare Energienutzung birgt große Risiken. Die freigesetzten Energien haben im Vergleich zu konservativen Techniken Respekt einflößende Größenordnungen und die Frage der Beherrschbarkeit ist berechtigt. Aber ich glaube, Sie ist nicht so eindeutig mit nein zu beantworten, wie das in Deutschland erwartet wird.

  • Ich habe doch immer gelesen, die skandinavischen Länder seien so fortschrittlich, weil sie so viele Elektroautos und Wärmepumpen haben?



    Sollten sie in Schweden auf den Trichter gekommen sein, dass dieselben auch dann Strom brauchen, wenn mal kein bzw. wenig Wind weht?



    Nicht, dass ich etwas für Atomenergie übrig hätte (ich war in Wackersdorf und Gorleben). Aber sie ist eben die logische Konseqeunz einer alles-mit-Strom-Politik.

  • Eneuerbare Energien müssen mit Kraftwerken kombiniert werden. Kohle, Erdgas, Wasserstoff, Kernkraft, oder wenn verfügbar Wasserkraft.

    Schwedische Windverhältnisse kenne ich nicht. In Deutschland sind es etwa 2000 Vollaststunden an Land und 2400 auf See. (z.B. entsprechen 4 Stunden bei 25% Leistung 1 Vollaststunde). Das Jahr hat 8760 Stunden. Am Wochende und in der Nacht wird weniger Strom benötigt, aber man sieht, daß ein Satz Windanlagen nicht den gesamten Strombedarf decken kann. Solarkraft kommt noch dazu, hat aber nur 1000 Vollaststunden und die Nachteile, daß europaweit nahezu zeitgleich das Licht ausgeht und im Winter nahezu ausfällt. Noch mehr Anlagen erzeugen Strom zu gleichen Zeiten und führen zu Überkapazitäten, hohen Kosten und stark schwankende Preisen.

    Da Deutschlands Wasserkraftmöglichkeiten ausgeschöpft sind, bleiben nur fossile Kraftwerke oder der Import von Strom aus diversen Quellen. Wasserstoff verdirbt jede Preiskalkulation.

    In Skandinavien lassen sich AKW im günstigen Dauerbetrieb gut mit Wasserkraft kombinieren. Strom ist CO2-arm, Preise sind stabil und kalkulierbar.

    2 Wege zur Minderung von CO2. Welcher Weg besser funktioniert? Abwarten. Beobachten.

  • Die Frage aber wird bleiben: Woher soll denn die CO2-freie Energie denn kommen? Besonders woher soll die denn in den Industriestaaten kommen? Woher soll die Energie denn kommen, wenn wir morgens um 6:00 Uhr in den Tag starten und keine Sonne zu sehen ist und kein Wind weht?

  • Blind für die Gefahren. Ich hoffe nicht, dass in zehn Jahren so über die deutsche Energiepolitik getitelt wird.

  • die "..beiden wichtigen Interessen des Landes ... – die militärisch Sicherheit und der Ausbau der Energieversorgung. ..."



    Um exakt diese zu bedienen wurde Kernkraft gewählt. Bei der Betrachtung der Nachteile der Offshore Windkraft wurde unterschlagen, dass die russische hybride Kriegsführung bereits heute Infrasturktur in der Ostsee zerstört. Mit den abgebrannten Brennstäben ist es wie mit CO2, wer sagt denn, dass man sie morgen nicht in etwas Sinnvolles weiterverarbeiten kann? Die Kernkraftparanoia in Deutschland führt letztendlich auch dazu, dass wir wirtschaftlich zum Sanierungsfall werden, angreifbar werden und gezwungen sind (heute schon) mit Kernkraft erzeugte Energie zu importieren.

  • In dem Artikel fehlt doch ein bzw das Hauptargument gegen Atomkraft. Im Falle einer Auseinandersetzung stellen AKWs massivste und unkalkulierbare Risiken dar, wie der UA-Krieg gerade demonstriert. Die miltärischen Argumente gegen AKWs müssten daher wesentlich stärker sein als die gegen offshore-Wind.



    Allerdings muss man auch dazu sagen dass die Kosten für offshore-Wind heute oft (gezielt?) und gerne unterschätzt werden. Schweden hat hier allerdings den Riesenvorteil dass eine Speicherung der Energie in Pumpspeicherkraftwerken möglich ist.

  • "zu wetterabhängig, zu schwer speicherbar, zu teure Anschlusskosten."



    Und ohne Speichermedien mit ausreichend Kapazitäten UND der Fähigkeit länger als wenige Tage speichern zu können tatsächlich viel zu unberechenbar.



    So verbohrt die Position der Windkraftgegner ist, so verbohrt ist auch die Ignoranz der Befürworter.



    Das einzige Speichermedium, das wir aktuell bauen können, das ausreichend große Mengen an Strom aufnehmen und länger als wenige Tage speichern kann, sind Pumpspeicherwerke.



    Leider extrem teuer in der Errichtung, mit extremen Flächenverbrauch und mit massiven Folgen für die direkt vor Ort betroffene Umwelt.



    Windkraft kann stand jetzt ein netter Puffer sein, es ist aber leider noch keine verlässliche und fest berechenbare Energiequelle, die dauerhaft konstant liefert.



    Atomkraftwerke bringen neben all ihren Gefahren genau das mit, stetige verlässliche Energie die wetterunabhänig ist und zumindest nicht unmittelbar, sprich durch CO2-Ausstoß, die Umwelt belastet. Die finale Entsorgungsfrage ist natürlich der große Elefant im Raum bei Atomstrom.



    Stand heute ist die Stromerzeugung leider immer noch die Wahl zwischen Pest und Cholera - einen Tod muss man sterben🤷‍♂️

    • @Farang:

      "Leider extrem teuer in der Errichtung, mit extremen Flächenverbrauch und mit massiven Folgen für die direkt vor Ort betroffene Umwelt."

      Trifft dieser Satz nicht auch eins zu eins auf die Atomkraft zu?

      " stetige verlässliche Energie die wetterunabhänig ist"

      ich sag nur Frankreich und Dürre , klingelt da was? Ohne Kühlwasser geht nix und das ist je nach Standort sehr wohl Wetterabhängig

    • @Farang:

      Batteriespeicher sind groß im kommen, siehe z.B. VW und seine 'Power Center'.

      Und Kernkraft ist so ziemlich die gefährlichste als auch teuerste Art Energie zu erzeugen. Einfach mal nach GB schauen. Ohne immense staatliche Subventionen lohnt sich da gar nix. Und dazu muss man auch noch die Endlagerung als auch die Gefahren und die Herkunft der Brennstäbe ignorieren.

      Ich bin da ganz froh, dass in D der Sargdeckel auf dieser Technologie liegt.

      • @Anna Bell:

        "Batteriespeicher sind groß im kommen..."



        ...aber nur als Kurzeitspeicher (max. 1-3 Tage) geeignet, da ansonsten unbezahlbar.



        In Deutschland haben wir 250 TWh Gasspeicher, und die sind nicht nur zur Dekoration da. Rechnen Sie bitte aus, was ein Ersatz durch Akkus kosten würde. Das hat ja selbst Habeck begriffen; daher seine wasserstofffähigen Gaskraftwerke.



        "Ich bin da ganz froh, dass in D der Sargdeckel auf dieser Technologie liegt."



        Er liegt nicht drauf. D importiert Atomstrom, siehe [1].



        [1] www.smard.de/page/...icle/211972/214548

        • @sollndas:

          Das ist doch Quatsch, dass eine Batterie nur als Kurzzeitspeicher für 1-3 Tage taugt.

          Und auch der Vergleich mit den Gasspeichern taugt nix. Die sind angelegt, um über einen längeren Zeitraum Gas einzulagern (Sommer) und dann über einen längeren Zeitraum zur Verfügung zu stellen (Winter). Deswegen sind die so groß dimensioniert und das ist bei Erneuerbaren gar nicht notwendig. Der von Ihnen geforderte Speicher von 250 TWh würde die gesamte BRD ein halbes Jahr mit Strom versorgen können.

      • @Anna Bell:

        Batteriespeicher sind im Kommen und lassen sich gut mit Solaranlagen kombinieren. Sie werden der deutschen Exportindustrie noch zu schaffen machen.

        Solaranlagen erreichen in Äquatornähe nicht nur die fast 4-fache Ausbeute, dort gibt es auch nicht so große Strahlungsunterschiede zwischen Sommer und Winter wie hier.

        Wenn dort mit einem Solarmodul 8 Stunden produziert werden kann, kann dort mit 3 Solarmodule + relativ kleiner Batterie ganzjährig rund um die Uhr produziert werden, denn die Batterien lassen sich im 24-Stundentakt nachladen.

        Für das gleiche Ergebnis bräuchte man hier auf den ersten Blick 12 Module. Die Batterien können aber nur im Sommer täglich nachgeladen werden. Oder, wenn der Wind weht. Es braucht auf jeden Fall teurere Speicher (möglich nur "Power to Gas") und noch mehr Module, da die Speicher an "guten" Tagen für längere Zeiträume gefüllt werden müssen.

        Natürlich gibt es hier noch Wind. Es braucht jedenfalls mehr Ressourcen, und Kraftwerkseinsätze sind nicht vermeidbar. Andere Länder haben Laufwasser oder AKW. Mit dem von Deutschland gewünschten weltweiten Übergang zu Erneuerbaren Energien - der kommen wird - sinkt die hiesige Konkurrenzfähigkeit.

        • @Donald Duck:

          Ja, es mag andere Regionen geben, in denen Solaranlagen effizienter wären. Aber warum scheiterte Desertec? Und wie ist das mit der Abhängigkeit von Despoten?

          Aber ansonsten eine schöne Vorstellung, dass ein500x500 km großes Solarfeld in der Sahara den kompletten Energiebedarf der Erde decken könnte.

        • @Donald Duck:

          Es gibt den europäischen Strommarkt. Keine Ahnung, was Desertec von Stromtrassen Süd Nord hält, vorerst scheint Windstrom aus dem Norden auszureicheb.

          • @Momo33:

            Anfang November hat der Windstrom nicht gereicht. Es kamen mehrere Tage über 40 % Prozent der deutschen Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken und über 20 % aus Gaskraftwerken.

            Glücklicherweise gibt es europäische Strommärkte. Deutschland hat zusätzlich noch bis 13 GW importiert. Darunter Strom aus Atom- und weiteren Kohlekraftwerken sowie Ölkraftwerken. Für 2 Stunden wurden abends gegen 18:00 sogar 82 Cent/KWh an die Erzeuger bezahlt. Firmen haben ihre Produktionen eingestellt. Um die Uhrzeit hätten mehr Solarstromanlagen in Europa nicht geholfen. Wie auch immer, auf Kraftwerke kann nicht verzichtet werden. Die Kohlekraftwerke können in Deutschland nicht wie geplant stillgelegt werden. Oder es kommt noch schlimmer.

            Gaskraftwerke mit Wasserstoff betrieben könnten auch Richtung 80 Cent/KWh gehen, da sie ihre Kosten in kurzen Laufzeiten einspielen sollen. Zu diesen Preisen würden sie natürlich kaum laufen, da zuvor Strom importiert wird. Egal aus welcher Quelle. Firmen würden ihre Produktion einstellen und Stromkontrakte verkaufen. Deswegen werden sollen die Gaskraftwerke über einen Kapazitätsmarkt subventioniert werden. Abschreckende Nachrichten für Verbraucher und Investoren.

            • @Donald Duck:

              So ist das mit Spotpreisen. Die restlichen 9 Monate im Jahr gibt's dann öfters was Richtung Null.

  • Sicherheit als Argument für Kernenergie ist schon witzig. Nicht nötig, die ganzen zum Teil katastrophalen Unfälle aufzuzählen, wie wir es in den 80ern fleißig gemacht haben.



    Aber haben nicht seit drei Jahren alle Angst wegen Saporischschja? Hätten sie auch Angst wenn das ein Windpark wäre?



    Und woher bezieht Schweden eigentlich das Uran für die Kernkraftwerke? Es gibt tatsächlich eins in Häggan, das ist aber erstens etwas, das für andere Staaten nicht gilt, zweitens könnte es in einem Run auf Rohstoffe auch ein begehrtes Ziel werden.



    Und ist Uran regenerativ? Nö.



    Wir wollen ja auch immer nicht, dass wir die künftigen Generationen belasten, also die Kackbratzen, die jetzt Smartphone schwingend von einem Flieger in den nächsten hüpfen, um auf Malle, Ibiza, Bali Party zu machen. Die werden sich über den radioaktiven Müll sicher freuen.



    Also alles sicher. Weitermachen.



    Bin ich froh, dass es mich in 50 Jahren nicht mehr gibt.

    • @Jalella:

      Ja, Vernunft- und BILANZMÄßIG ist Atomkraft von Anfang an falsch gewesen. Sie wurde aber auch im Windschatten der atomaren Rüstung befürwortet. Die Folgen werden noch viele Generationen beschäftigen. Es gäbe so viele Arten Energie ZU SPAREN, wenn man die Konsum- Verschwendung eindämmt. Das sind alles fast Selbstverständlichkeiten, aber es ist halt lukrativ für die Atomindustrie die drei Affen zu machen!

      • @Kaffka:

        Und wer legt fest, ab wann Konsum "Verschwendung" ist? Und mit welcher Legitimation?

        Spätestens seit in der Debatte um das Heizungsgesetz Leute deklarierten, mit wie viel Wohnraum pro Kopf sich der Mensch gefälligst zu begnügen habe, bin ich bei solchen Forderungen etwas empfindlich.

  • "Auch in Schweden betonen Windkraftgegner, die Abneigung habe nichts mit Ideologie, sondern mit Physik zu tun – zu wetterabhängig, zu schwer speicherbar, zu teure Anschlusskosten."



    Das sind ja auch Argumente gegen die Windkraft, die man ernsthaft diskutieren muß. Und nicht einfach, wie die Autorin des Artikels, unterstellen, daß Windkraft doch sowieso toll und prima und ohne jede Nachteile und Probleme sei.

    • @yohak yohak:

      Das wurde in den letzten Jahrzehnten hoch und runter diskutiert. Und m.E. ist die Ablehnung vorwiegend ideologiegetrieben, weil technisch ist vieles machbar.

      Nur zur Erinnerung: In den 80er wurde versucht mit Hilfe von 'Growian' zu zeigen, dass Windkraft völlig sinnfrei ist. Wissen wir heute, dass das CDU wunschdenken war.

      • @Anna Bell:

        Wohl eher SPD-Wunschdenken.

        "Vom Finanzminister und ehemaligen Forschungsminister Hans Matthöfer wurde eine ähnliche Äußerung in Bezug auf die angenommenen finanziellen Schwierigkeiten überliefert: „Wir wissen, daß es uns nichts bringt. Aber wir machen es, um den Befürwortern der Windenergie zu beweisen, daß es nicht geht.“

        de.wikipedia.org/wiki/Growian

    • @yohak yohak:

      Merkwürdig: Strom aus Windkraft ist schwieriger zu speichern als der aus Nuklearmeilern? Das würde ich gerne mal wissenschaftlich erklärt haben. Ist Ideologie nicht eher in Deinem Kommentar zu spüren als in dem Artikel??

      • @Perkele:

        Strom aus Windkraft ist SELTENER zu speichern.

        In Deutschland gab es Pumpspeicherwerke, die in der Nacht überschüssigen Strom für 2 bis 3 Cent/KWh (weitgehend aus Kernkraftwerken) ankauften und am Mittag zum Tageshöchstpreis 5 bis 6 Cent wieder verkauften. Jeden Tag, jede Nacht.

        Inzwischen werden Pumpspeicherwerk stillgelegt, wenn Kosten für Sanierungen anstehen (s. Pumpspeicherwerk Niederwartha). Zunächst drückten Solaranlagen den mittäglichen Verkaufspreis ins Bodenlose. Und jetzt können die Pumpspeicherwerke nur noch gefüllt werden, wenn es einen Stromüberschuß aus Erneuerbaren Energien gibt. Den gibt es aber oft tage- oder wochenlang nicht. Wenn dann zwar ordentlich, aber nur nutzbar, bis das Becken voll ist.

        Batterien und Elektrolyseure stehen auch zu oft still.

        Norwegen hat die Planungen für ein Stromkabel nach Deutschland beendet. Mittels dieses Kabels sollte überschüssiger Strom aus Deutschland norwegische Speicherbecken füllen. Der Abbruch erfolgte parallel zu den



        Ankündigungen, daß Schweden neue AKW bauen möchte. Sollte das umgesetzt werden, braucht es vielleicht nicht mal neue Kabel, um norwegische Pumpspeicherwerke jede Nacht aufzufüllen und jeden Tag zu nutzen.

      • @Perkele:

        "Merkwürdig: Strom aus Windkraft ist schwieriger zu speichern als der aus Nuklearmeilern?"



        Ja, ist er. Mit AKW können Elektrolyseure kontinuierlich betrieben werden, nicht nur ein paar Stunden im Jahr.



        Ich bin wahrlich nicht für AKW. Aber wenn wir die Probleme der Erneuerbaren ignorieren und kleinreden, statt sie anzuerkennen und zu lösen, werden wir AKW bekommen.

      • @Perkele:

        Die Reaktionen in Nuklearmeilern, die zur Gewinnung nutzbarer Energieformen führen, sowie die resultierenden Leistungs- und Energiemengen lassen sich zeitlich in gewissen Rahmen dem Bedarf entsprechend steuern. Könnte man schon mal gehört haben, wenn man wollte.