piwik no script img

ZDF-Sendung „Klartext“Weidel gegen Weidel

Im ZDF-Format „Klartext“ haben sich die Kanz­ler­kan­di­da­t*in­nen den Fragen der Zu­schaue­r*in­nen gestellt. Für Alice Weidel war die Konfrontation eine Blamage.

Keinen Plan, aber gerne pampig: Alice Weidel Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin taz | Olaf Scholz, Robert Habeck, Alice Weidel und Friedrich Merz an einem Abend: Das gab es am Donnerstag bei „Klartext“, einem ZDF-Format, in dem die vier Kanzlerkan­di­da­t*in­nen von den Jour­na­lis­t*in­nen Bettina Schausten und Christian Sievers nacheinander empfangen wurden. Die Fragen stellten dabei nicht die Jour­na­lis­t*in­nen, sondern das Publikum – 120 Bürger*innen, vom ZDF ausgewählt.

Nach zweieinhalb Stunden Sendezeit bleibt vor allem die Erkenntnis: Die Zu­schaue­r*in­nen konnten Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der AfD, inhaltlich besser auf die Probe stellen als alle Talkshowhosts der deutschen Medienlandschaft zusammen. Auf dem Programm standen Fragen, die sie für wichtig hielten: Inflation, Mobilität, sichere Arbeitsplätze, faire Löhne, bezahlbare Energie, der Krieg in der Ukraine. Weil Weidel sich anders als bei ihrem Lieblingsthema Migration nicht auf die Konstruktion von Feindbildern zurückziehen konnte, scheiterte sie an Inhaltsleere.

Scholz scholzig, Merz merzig, Habeck bekommt Szenenapplaus

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) machte den relativ farblosen Auftakt der Sendung. Er rechnete sich vor allem das an, was er verhindern konnte: Es gab keine leeren Gasspeicher durch Russlands Angriff auf die Ukraine, keine deshalb ungeheizten Wohnungen. Zum Schluss seiner 30 Minuten übergab er an Robert Habeck (Grüne), dem er zur Begrüßung herzlich auf die Schulter klopfte. „Duzen Sie sich eigentlich?“, fragte die Moderatorin. Scholz antwortete: „Wir mögen uns sogar.“

Habeck konnte den ersten Szenenapplaus für sich verbuchen, als er für Kompromisse in der Politik warb. Das Format lag ihm, er bewegte sich im Raum, beugte sich den Fragestellenden zu, schaffte es, zum Publikum Verbindung aufzubauen. Mit Applaus für eine Warnung vor „österreichischen Verhältnissen“ übergab er an Alice Weidel. „Wir gehen aneinander vorbei“, antwortete Habeck frostig auf die Frage, ob sich die beiden grüßen würden.

Friedrich Merz (CDU) hatte als Letzter das Wort. Er musste sich einer erhitzten Diskussion mit einem Zuschauer stellen, der von ihm einen Plan für eine sozial verträgliche Umstellung auf klimaverträgliche Heizungen forderte. Viel mehr, als wieder einmal Habecks Heizungsgesetz zu kritisieren, fiel ihm nicht ein. Insgesamt wirkte Merz' Auftritt aber etwas lebendiger als der von Scholz.

Weidel wirkt unsouverän und arrogant

Weidels Auftritt war für sie dagegen ein kompletter Reinfall. Eine Begegnung zeigte ihre inhaltliche Schwäche besonders deutlich: Eine georgische Altenpflegerin erzählte von ihrem abgelehnten Asylantrag, sie lebt und arbeitet mit Duldung in Deutschland. Ihr Arbeitgeber war mit ihr in der Sendung, betonte, wie dringend sie im Betrieb gebraucht wird. Laut AfD-Wahlprogramm müsste sie das Land verlassen. Soll die Fachkraft wirklich abgeschoben werden? Weidel versuchte sich rauszuwinden, sagte, sie hätte einfach auf den Arbeitsmarkt einwandern können.

Mit den Positionen der AfD hat das allerdings nichts zu tun: Die AfD lehnt „außereuropäische Fachkräfteeinwanderung“ vollständig ab. In ihrem Wahlprogramm heißt es auch, dass es keinen Fachkräftemangel an Pflegekräften gebe. Der Arbeitgeber der georgischen Pflegekraft fasste zusammen: „Ihr Programm ist in Sachen Pflege ein Totalausfall. Wir brauchen mehr Migration, nicht weniger: Uns fehlen 130.000 Pflegemitarbeiter in der kommenden Legislaturperiode.“

Alice Weidel hatte keine inhaltliche Antwort: „Ich habe den Eindruck, dass Sie mir nicht zugehört haben und dass Sie unser Wahlprogramm nicht gelesen haben.“ Der Zuschauer kontert: „Lesen Sie mal Ihr eigenes Wahlprogramm!“ Weidel fiel nichts Besseres ein, als höhnisch-ungläubig zu lachen.

Falsche Behauptungen zur Energiepolitik

Auch im Gespräch mit einem Landwirt biss sich Weidel die Zähne an der Realität aus: Er und 1.000 weitere Bür­ge­r*in­nen sind an einem Bürgerwindpark beteiligt. Weidel hatte Anfang des Jahres auf dem Parteitag im sächsischen Riesa gegrölt: „Wir reißen alle Windkraftwerke nieder! Nieder mit diesen Windmühlen der Schande!“

Der CDU-Wähler berichtete dagegen von zukunftssicheren Arbeitsplätzen und neuen Steuereinnahmen durch den Windpark. Mit dem Steuergeld konnte die abrissfertige Schule renoviert werden. Weidel schwadronierte von Technologieoffenheit und Kernkraft, behauptete Unsinn über einseitige Subventionen. Der Zuschauer korrigierte. Weidel reagierte pampig, lachte unkontrolliert, stellte falsche Rechnungen an. Dem Publikum fielen ihre Fehler sofort auf, auch im Online-Faktencheck wurden ihre Behauptungen später korrigiert.

Ob Weidels Auftritt der AfD wirklich schaden wird, ist natürlich offen. Auf Social Media werden die Fragestellenden schon von Rechten an den Online-Pranger gestellt, es macht sich die Erzählung breit, das ZDF hätte sie tendenziös ausgewählt. Trotzdem ist „Klartext“ eine der besten Sendungen, die das Wahlfernsehen bislang zu bieten hat, mehr als fünf Millionen Zu­schaue­r*in­nen haben am Donnerstagabend eingeschaltet. Am Sonntag geht es mit dem Wahlfernsehen weiter, im RTL-Quadrell treffen Scholz, Habeck, Merz und Weidel noch einmal direkt aufeinander.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

39 Kommentare

 / 
  • Eine Blamage?



    Latürnich, wie jedes Mal, wenn einer von denen öffentlich seinen verbalen Müll absondert.

  • Wo sind jetzt die Personen die immer behaupten das man der AfD keine Bühne geben darf ?? Nur so kann man der breiten Öffentlichkeit zeigen das hinter den Phrasen der AfD null Wissen steckt !

    • @Günter Witte:

      Absolut richtig 👍



      Und man müsste sie auch mitregieren lassen. Die Brandmauer war und ist Quatsch von Anfang an.



      Was hat die Brandmauer gebracht?



      Der AfD ein Wachstum das sie mittlerweile auf Länderebene die Sperrminorität erreicht hat oder nah dran ist...



      Und die AfD wird an Zulauf nicht verlieren so lange sie nicht in die Verlegenheit kommt regieren zu müssen 🤷‍♂️



      Denn so lange kann sie zwei Mythen aufrecht erhalten:



      1. Wir würden alles anders machen



      2. Mit uns würden die Probleme gelöst



      Freilich stimmen die Bedenken, dass die AfD in 5 Jahren als Teil einer Landesregierung viel Unheil anrichten kann - daran sind aber die anderen Parteien durch eben jene Brandmauer selbst schuld🤯



      Hätte man die AfD bei 15% ins Boot geholt, wäre sie mit zwei drei Ministerien in die Verantwortung gekommen, hätte Kompromisse schließen müssen und wäre entzaubert worden.



      So sitzt sie nun da auf dem Weg zu absoluten Mehrheiten in einigen Ostländern und auf Bundesebene geht's Richtung Unregierbarkeit ohne sie...



      Immer ein Auge nach Österreich werfen, das ist ein ziemlich realistisches Zukunftsszenario für uns - da kommt die FPÖ mittlerweile auf +-35% auf Bundesebene, ist stärkste Kraft fast überall🤷‍♂

  • Tja, das ist die Masche der AfD-Kanzlerkandidatin … mehr hat sie ja auch nicht auf der Pfanne, in jeder Talkshow wird identisch immer die selbe Show abgezogen. Herr Chrupalla dito.



    Zuweilen zweifle ich am gesunden Menschenverstand von etwa 20% meiner Landsleute, die auf diese billige Nummer immer wieder hereinfallen.

  • Bei aller Kritik bitte sachlich bleiben:

    »Mit den Positionen der AfD hat das allerdings nichts zu tun« stimmt so nicht, denn in deren Wahlprogramm heißt es unbestreitbar »Wir begrüßen die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte, sofern diese zum Erfolg unseres Landes sowie zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland beitragen können.« Punkt für Weidel.

    Auch »Die AfD lehnt „außereuropäische Fachkräfteeinwanderung“ vollständig ab.« stimmt nicht, schon gar nicht vollständig, denn das Wahlprogramm fordert explizit für diese: »Im Rahmen eines Auswahlverfahrens werden wir ein Punktesystem mit klaren Auswahlkriterien, wie z. B. Berufserfahrung, bereits bestehende Arbeitsverhältnisse bzw. vorhandene -verträge, ausreichende Sprachkenntnisse etc. einführen und bedarfsgerecht entsprechende Branchen und Quoten festlegen.«

    Fraglich ist also eher, wie viele Pflegekräfte in Georgien auf Verdacht Deutsch lernen werden, solange die afd zu beweisen versucht, es ließen sich genug eigene aktivieren.

    Wir müssen uns mit unserem Feind wenigstens soweit auseinandersetzen, dass wir deren Positionen kennen, sonst spielen wir ihnen ja mit verfälschten Argumenten in die Hände.

  • Quod erat demonstrandum! Ladet die AfD in Talkshows - aber seid gut vorbereitet. Das entzaubert die 1000mal mehr als das Ausgrenzung. Denn wenn sie ausgegrenzt werden, müssen sie nie Stellung nehmen, sondern können einfach ihre Slogans herausposaunen. Und genau das bringt ihnen ja die Stimmen.

  • Sehr gut gemacht, lohnt sich doch echt abzuarbeiten 👍 👍 Danke ZDF

    • @Alex_der_Wunderer:

      Schonn & verdienstvoll! Woll. But

      Hatte Glück 🍀 - short cut - ala Waibel -



      Weidel &! Wiederholungstäter Merz



      War‘s ein Scherz? 🤥 - “Mit euch nicht!“



      Na & Pfui Deibel! Tilt - Merz & Waibel



      Hielt ich mich an meines Deutschlehrers -



      Devise - nämlich diese;



      “Man muß ein Ei oder gar deren zwei - 🙀🥳 -



      Ganz aufessen! Woll



      Jo mei. Um festzustellen - daß es faul ist!“



      Zumal dess. Newahr



      Doch schon etwas länger klar!

      kurz - Dank für ehro Ehrlichkeit.



      Das Publikum - ja das ist wirklich net so dumm



      Das "besser auf die Probe stell(te)“



      &



      Sorry - Wer traditionell kann nicht halten sei Wasser - vs soran Sabbelfutt - wirkt Oil of Olaf schon logischerweise etwas blasser.

  • Das war schon außerordentlich schwach von Weidel. Man kann nur hoffen das ein zwei Prozent von der AfD noch zur CDU überlaufen.



    Merz hatte seine Emotionen einmal mehr voll im Griff und dann ist er von diesem Quartett unschlagbar - gab kompetente Antworten, fachlich sicher.



    Habeck war der zweite Gewinner, richtig gut.



    Scholz sprach einmal mehr ich ich ich. Hoffnungslos.

    • @Farang:

      Stimmt, Merz war beim Tschüss sagen voll kompetent, ging richtig fix " lol" - Ansonsten zimmlich Mau - vorallem Heizungstechnisch nicht viel los beim CDU Kandidaten, im Gegensatz zu dem kompetenten Zuschauer, der ihm mal kurz erklärte um was es geht - und was verbildliche, verlässliche Politik für die Bürger und die Wirtschaft bedeutet.



      Dafür will er ja die Straßen privatisieren, mega cool - na ja - da fliegt er ja drüber. Dem Bürger soll wieder in die Tasche gegriffen werden - aber interessantes Model für Investoren 😉

      • @Alex_der_Wunderer:

        Medienübergreifend wurde Scholz' Auftritt mit Kopfschütteln bedacht, selbst in der Heute Show haben sie ihn rasiert dafür.



        Ich sage nicht das Merz der beste Kanzler wird den man sich wünschen kann - aber definitiv der beste von den vier Kandidaten die an dieser Runde teilnahmen.



        Das die Parteien keinen kompetenteren Bewerber ins Rennen schicken sagt viel aus über unsere Demokratie🙊



        In der Politik wird einfach viel zu wenig bezahlt. Wer halbwegs was kann geht in die Wirtschaft.



        360.000€ verdient Scholz. Als "CEO" von 84 Millionen Menschen...



        Lächerlich. Vor allem in Anbetracht dessen, das bei der Bahn, der KfW und anderen Bundeseinrichtungen bis zum Dreifachen gezahlt wird...



        Da will man halt halbwegs fähige Mitarbeiter also zahlt man besser🤭😉



        In der freien Wirtschaft ist das nicht mal ein Monatslohn für kompetente Kräfte. Will ich gute Leute muss ich bezahlen. Der Bundestag wäre deutlich fähiger bestünde er aus bspw 100 Mitgliedern, dafür aber kompetenten und fachlich qualifizierten Menschen.



        Laien an der Spitze bescheren der Demokratie bestimmt keinen Zuwachs oder stärken das Vertrauen 🤷‍♂️

  • Normalerweise pöbelt Weidel die Fragesteller an, wenn sie keine Antwort weiß. Das ging gegenüber den nachfragenden Bürger:innen nicht, weshalb sie nicht wusste, was sie machen sollte und sich auf dümmliches bis arrogantes Grinsen beschränken musste. Ihr fiel dann noch ein, das Publikum als Ganzes zu verhöhnen. Mehr kann sie offensichtlich nicht.

    Insofern kann so ein Format dazu beitragen, die Neorechten als Deppen bloßzustellen und auch wenn das die auch nicht gerade allzu helle Wähler:innenschaft kaum beeinflussen wird, so ärgert und beschämt es diese doch.

    Um den Rechtsruck insgesamt zu bekämpfen, braucht es allerdings echte Demokratie und Mitbestimmung - nicht nur in D-Land. Und die fehlen. (Und nein, damit meine ich keine Volksabstimmungen nach Schweizer Muster oder so.)

    • @Uns Uwe:

      Das "schweizer Muster" finde ich auch sehr erfolgreich. Deutsche Politiker haben in der Vergangenheit oftmals darauf hingewiesen, dass sowas nur in der kleinen Schweiz funktionieren würde. Ergo: Der Deutsche Wähler scheint denen dann nicht ganz so vertrauensvoll oder besser gesagt mündig zu sein.



      In der Schweiz können auch rechtsnationale Strömungen Volksbegehren initiieren. Das ist halt die Demokratie. Demokraten sollten die Demokratie aushalten können . Und vor allem mitgestalten )

    • @Uns Uwe:

      Sondern? In der Schweiz gibts DANK den Volksabstimmungen echte Demokratie und Mitbestimmung. Sie werden staunen, 9 der letzten 12 Volksabstimmungen haben die Gruppen mit den geringeren Budgets gewonnen. Von wegen "die Reichen können sich die Stimmen kaufen".

      • @Emmo:

        Und die anderen 315??

        "Die Ergebnisse der modernen Volksabstimmung beweisen, dass die von der möglichen Wahrheit getrennten Menschen dazu gebracht werden können, gegen sich selbst zu stimmen."

        (Herbert Marcuse)

      • @Emmo:

        Volksabstimmungen mit ihrer 1/0-Auswahlmöglichkeit sind zu grob, um für komplizierte, miteinander zusammenhängende Probleme differenzierte Lösungskonzepte zu entwickeln.

        Dafür halte ich eher inhaltliche Diskussionen mit interessierten und betroffenen Menschen aus der Bevölkerung zusammen mit unabhängigen Expert:innen für geeignet. Alle Probleme, von denen Mensch/Tier/Umwelt/Natur betroffen sind, könnten dabei zur Sprache kommen: Wohnen, soziale Probleme, Energie, Verkehr, Frieden, Gesundheit, Tierrechte, Umwelt- und Klimaschutz, Lobbyismus, Diskriminierung, Technikfolgenabschätzungen, Bildung, Architektur, Kunst, Sport, Medien usw.

        Wichtig fände ich, dass stets alle von einer bestimmten Politik betroffenen Gruppen vertreten wären, dass unabhängige Wissenschaftler:innen ihr know how beitragen und die Diskussionen nicht vorzeitig abgebrochen würden, bevor es zu optimalen Ergebnissen gekommen ist (wie beim Projektmanagement oft der Fall).

        Also eine Art von Diskussionsdemokratie, in der ich ein enormes innovatives und demokratisches Potenzial sehe.

        Primitiven Sündenbockideologien könnte man durch solche sachlich-differenzierten Problemdiskussionen und -lösungen das Wasser abgraben.

        • @Uns Uwe:

          Auch im Parlament wird letztlich mit Ja oder Nein abgestimmt.

          • @Francesco:

            Kann man so sagen, auch wenn dem immerhin so etwas wie eine Debatte voraus geht. Aber die eigentlichen Abstimmungsvorlagen werden ja vorher schon in den Ausschüssen festgelegt, hinter verschlossenen Türen, ziemlich instransparent.

            Dazu kommt, dass viele Gruppen, die von den Abstimmungen betroffenen sind, keinerlei Mitbestimmungsmöglichkeit haben, das war ja der Punkt, um den es mir auch geht.

        • @Uns Uwe:

          In der Schweiz ist nicht nur 1/0 möglich. Bei einer Volksinitiative kann das Parlament, wenn es findet, die Initiative gehe in die richtige Richtung, sei aber zu extrem, einen Gegenvorschlag zur Abstimmung bringen. Siehe zB die Solarinitiative im Kanton Bern von letzter Woche.



          Wie wollen Sie ihren Vorschlag konkret umsetzen? Auch unabhängige Wissenschafter haben teils extrem divergierende Meinungen. Irgendwann muss aber entschieden werden. Dass sich alle Betroffenen einig werden, ist illusorisch, selbst bei Kompromissen. Und dann sind wir wieder bei Volksentscheiden (wo ja auch eher die betroffenen Menschen mobilisiert werden.

          • @Emmo:

            "Auch unabhängige Wissenschafter haben teils extrem divergierende Meinungen."

            Über viele Dinge gibt es wissenschaftlichen Konsens, den die Experten darstellen können. Falls nicht, müssen sie unterschiedliche Standpunkte referieren. Wichtig, dass die Leute wissen, was geht und wie geht es und was geht nicht und warum nicht, sonst wird es unrealistisch.

            "Irgendwann muss aber entschieden werden. Dass sich alle Betroffenen einig werden, ist illusorisch, selbst bei Kompromissen."

            Die Entscheidung muss aber auch ausgereift sein, weshalb der Schwerpunkt nicht auf der Schnelligkeit sondern auf der Qualität der Entscheidung liegen sollte. Es müssen alle relevanten Bedürfnisse, Betrachtungsweisen und Einwände zur Sprache kommen, alle Argument müssen diskutiert werden.

            Für qualitativ gute Entscheidungen kann man sich an Kriterien orientieren, wie etwa Nachhaltig, Folgewirkungen, bereits bestehender best practice.

            Außerdem kann man simulieren und Versuchsmodelle erstellen, etwa wenn keine Konsens erzielt wird, um zu testen, was besser ist.

            Statt Konzept A oder B die Frage: Wie sähe eine optimales Konzept aus? Die Antwort wäre eine diskursive Auseinandersetzung als Entwicklungsprozess.

            • @Uns Uwe:

              Danke für die konstruktive Antwort!



              Sie scheinen ein intelligenter Mensch zu sein. Und so sehr ich Ihre Vision auch gerne teilen möchte, so scheint sich mir doch ein nicht realisierbares Idealbild zu sein.



              - Bedürfnisse haben viele. Wie werden sie gewichtet? Wer legt fest, wie z.B. wichtige Bedürfnisse kleiner (!) Minderheiten berücksichtigt werden sollen?



              - Modelle haben viele Parameter als Input. Wie werden sie gewichtet? Welche Parameter werden berückscihtigt, welche nicht? Ein altes Problem - vor allem in den Sozialwissenschaften.



              - Was heisst "optimales Konzept"? Optimal in Bezug auf welches Ziel? Auch Nachhaltigkeit, Folgewirkungen und bestehende best practice können in Zielkonflikten stehen.



              - Wer beurteilt die Qualität von Entscheidungen? Wie würden Sie das z.B. in der Frage der deutschen Unterstützung des Ukrainekonflikts machen? Oder ob D Israel z.B. (Selbstverteidungs-)Waffen liefern darf?



              Fragen über Fragen - Ihnen aber trotzdem einen schönen Abend.

              • @Emmo:

                Danke auch für die Offenheit und das Zuhören! Das Thema lässt sich natürlich in der taz-Kommentarspalte nicht umfassend ausdiskutieren.

                Zu den Fragen:

                - die Bedürfnisse kleiner Minderheiten sollten durch die Teilnahme derselben eingebracht werden. Es soll nicht nur um Grundbedürfnisse gehen.

                - Modellierung und Simulation werden bereits vielfältig angewandt. de.wikipedia.org/w...ung_und_Simulation. Man muss sie in zyklischen Durchläufen weiter verbessern als Grundlage zur Folgenabschätzung.

                - Optimales Konzept: Abhängigkeiten und Zielkonflikte müssen einfließen. Annäherung an Optimum möglich.

                - Waffenlieferungen Ukraine/Israel: Konzepte mögen noch so menschengerecht sein, wenn geostrategische u.a. staatliche Interessen ins Spiel kommen. sozialökologische Ziele und Basisdemokratie müssen erkämpft werden.

                Ukraine/Israel: Der Trick ist, dass Notlagen proklamiert werden, in der ganz schnell gehandelt werden müsse. Dies ist oft zweifelhaft und widerspricht der Priorität der qualitativen Entscheidung. Nötig ist auch hier historische Expertise, Konfliktanalyse und internationale Institutionen.



                Alternativen zu Waffenlieferungen müssen öffentlich diskutiert werden.

  • "Nach zweieinhalb Stunden Sendezeit bleibt vor allem die Erkenntnis: Die Zu­schaue­r*in­nen konnten Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der AfD, inhaltlich besser auf die Probe stellen als alle Talkshowhosts der deutschen Medienlandschaft zusammen".







    Genau den Eindruck hatte ich auch..übrigens auch bei anderen Sendungen im ähnlichen Format. Das wirft Fragen auf, denn es bedeutet: die Medienlandschaft hat definitiv Nachholbedarf in Sachen kritischer Journalismus.



    Was doch eigentlich ihr Kerngeschäft sein sollte..

  • "Mit den Positionen der AfD hat das allerdings nichts zu tun: Die AfD lehnt „außereuropäische Fachkräfteeinwanderung“ vollständig ab."

    Das stimmt nicht. Im Wahlprogramm heißt es dazu:



    Für außereuropäische Fachkräfte ist das Fachkräfteeinwanderungs-



    recht zu reformieren. Im Rahmen eines Auswahlverfahrens werden



    wir ein Punktesystem mit klaren Auswahlkriterien, wie z. B. Be-



    rufserfahrung, bereits bestehende Arbeitsverhältnisse bzw. vorhan-



    dene -verträge, ausreichende Sprachkenntnisse etc. einführen und



    bedarfsgerecht entsprechende Branchen und Quoten festlegen.

  • Weidel hat sich hier Trump zu ihrem Nachteil nicht zum Vorbild genommen. Dieser wusste natürlich, dass er fachlich und rednerisch keine Chance gegen Harris hatte, hat es bei einer Blamage belassen und ansonsten dem Affen auf seinen Rallyes Zucker gegeben.



    Außerhalb der eigenen Blase, im realen Leben, versagen Rechtspopulisten zwangsläufig. Sie lügen, haben kein Konzept und außer den üblichen Hetzereien keine Inhalte. Dazu auch noch der armselig-parodiehafte Auftritt als keifende Schreckschraube, Weidel verliert auf ganzer Linie, als Kanzlerkandidatin eine Lachnummer.



    Leider wird so dem ansonsten gnadenlosen Haufen ihrer Mitglieder und Wähler mit Krokodilstränen beweint, wird sich wieder als hilfloses Opfer der bösen Mainstreammedien stilisieren, heul leiser Alice.

    • @Bambus05:

      An den Rändern ist es gleich. Was für die einen die d*mmen rechten sind, sind für die anderen die d*mmen linken. Mal sullt sich in seiner eigenen Blase und verliert, den Blick wie es die Mehrheit sieht.



      Trump ist ein wahrer Tiefflieger, um gegen den eine rhetorisch gute und kompetente Frau verloren hat. Mit einem ziemlich vernichtend Ergebnis. Sie hat Wochen gebraucht, um in ein Interview zu gehen.



      Deswegen gutes Beispiel, die die glauben harris sei ganz toll und die anderen Böse, werden ihre Meinung nicht ändern, ähnlich wie die extremen Trumpfans.



      Transportiert zu uns, kein "überzeugter" afd wähler wird seine Meinung ändern, weil jemand der links wirkt recht hat, so wird wohl kein linker oder grüner sagen, der rechte hatte eine gute frage.

      • @Hitchhiker:

        Leider ist es ja fast völlig wurscht, was Weidel sagt, ebenso wie Trump. Die Anhängerschaft sortiert brav alles ins gesetzte Framing. Keiner wählt ja die AfD oder Trump, weil die so überzeugende Konzepte haben, sondern weil sie anbieten den derzeitigen Laden kurz und klein zu hauen.

        • @Bambus05:

          Ja, aber ist das auf der anderen Seite anders?

          Die Mehrheit der Bevölkerung ist zum Glück nicht so eindimensional.

  • Ein großes deutsche Nachrichtenmagazin kommt zu einer etwas anderen Quintessenz: "Weidel beleidigt, Scholz doziert, Habeck fragt nach: Doch bei der TV-Bürgerbefragung der Spitzenkandidaten entpuppt sich ausgerechnet Friedrich Merz als souveräner Staatsmann." Leider stimmt diese Einschätzung.



    Auch die Taz könnte so etwas einmal anerkennen und zugeben, wenn es die ihr näherstehenden Kandidaten nicht so gut gemacht haben (anstatt nahezu zeitgleich eine erbsenzählerische "Analyse" der privaten Flugkilometer des Ehepaares Merz zum Besten zu geben).



    Richtig ist, dass Fr. Weidel dank der Bürgerfragen ein schlechtes Bild abgab. Und das dies eventuell eine Lehre für alle Interviewer im öffentlich-rechtlichen und privaten TV sein könnte, sich einmal das Wahlprogramm der AfD anzusehen, wo es jenseits von Migration genügend nachzufragen und -zubohren gäbe.

  • 》In ihrem Wahlprogramm heißt es auch, dass es keinen Fachkräftemangel an Pflegekräften gebe. Der Arbeitgeber der georgischen Pflegekraft fasste zusammen: „Ihr Programm ist in Sachen Pflege ein Totalausfall. Wir brauchen mehr Migration, nicht weniger: Uns fehlen 130.000 Pflegemitarbeiter in der kommenden Legislaturperiode.“《



    .



    Es lohnt, sich das anzusehen! Wie Weidel vergeblich versucht, mit Unterstellungen und Unwahrheiten da raus zu kommen!



    .



    www.instagram.com/...h=aWNzeXlkcHhjNWUw

  • Die AFD-Wähler wird das natürlich nicht anfechten, sie agieren ja ebenso substanzlos, ohne zu merken, dass diese Partei für sie nichts zum Besseren ändern wird (im Gegenteil). Es hilft nur, dass alle andern zur Wahl gehen und jeder weiß, jede Stimme gegen Rechts ist wichtiger als wichtig.

  • Keinen Plan und gerne pampig. Surprise, surprise. Das ist Weidels Kernkompetenz. Und wird die AFD keine einzige Stimme kosten.

  • Inhalte der AfD abseits der Schnappatmungs-Themen interessieren die Fangemeinde üblicherweise nicht im Geringsten. Belege gibts mehr als genug. Als der Wahl-o-Mat online ging, war der größte Aufreger in den Kommentaren des AfD-Fan-Forums ... ehm ... der "Welt", dass sooo viele "irrelevante Themen" angefragt wurden. :-)

    • @Kaboom:

      Wenn Sie auf der Homepage von Welt in der Suchleiste "AfD" eingeben, werden Sie vom Hocker fallen, mit wieviel Gründlichkeit und journalistischem Tiefgang besonders die bekannten Vertreter der AfD zerpflückt und in ihrer Inkompetenz bloßgestellt werden. Das geht weit über die plumpe Folklore der linken Bubble á la "lieber bunt als braun" hinaus. Wer in Springer den Gegner sieht, hat seit 1968 einiges verpasst; kann wahrscheinlich Deniz Yücel so bestätigen.

      • @Fisherman:

        Für die AfD ist jede Schlagzeile eine gute Schlagzeile. Deshalb sind so viele AfD-Fans im Forum der Welt unterwegs.



        Und das weiß man selbstverständlich auch in den Chefredaktionen von Bild und Welt.



        Im Übrigen ging es um die AfD-Fanbrigade, nicht um die Readaktion.

  • Was für ein lächerlicher Auftritt Weidels. Sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass Zuschauer*innen ihr Fragen abseits des Themas Migration stellen. Sie wirkte komplett planlos und hatte nicht einmal ihr eigenes Wahlprogramm im Kopf. Sie gaukelte dem Publikum Interesse am Einzelnen vor, um möglichst schnell aus dieser, für sie blamablen, Vorstellung zu kommen. Ihr arrogantes Lachen gespikt mit zynischen Bemerkungen wie "Ach, das ist ja ein tolles Publikum. Lustig." spiegelte nur einmal mehr wider, in welcher Welt sie eigentlich lebt.



    Geschadet haben wird ihr Auftritt der AfD nicht. Die Wähler*innen der AfD wählen diese Partei nicht, OBWOHL sie rechtsextrem ist, sondern genau DESHALB. Faschisten hören niemals auf Faschisten zu sein...

  • Da sieht man wieder, dass ausgrenzen und nicht mit reden dumm ist. Einladen und sie reden lassen. Damit zeigt sich der inhaltliche Totalausfall. Und sie können sich nicht auf die opferrolle zurück ziehen. Gut gemacht, ZDF

  • Die Erneuerbaren Energien wurden im letzten Jahr mit 25 Milliarden € subventioniert. Das sind bei 40 Milionen Haushalten 625 € die nicht auf der Stromrechnung stehen. Da ist es ja wohl kein Wunder wenn Windstrom preiswert angeboten werden kann.

    Und wenn der Strom der E Werke Zb. 30 Cent für den Verbraucher kostet sind davon 15 Cent Abgaben und Steuern

  • ich habe extra nochmal nachgeschaut: Georgien wird als Teil Europas betrachtet.