Wolf-Debatte in den Niederlanden: Provinz Utrecht fordert Abschuss
Berichte über gerissene Nutztiere gibt es seit Jahren. Nun wurden in den Niederlanden erstmals zwei Kinder direkt angegriffen.
Wenig später riss ein Wolf einen angeleinten Hund, der danach nicht mehr gesehen wurde. Am Mittwoch schließlich meldete die Polizei der Region Mittel-Niederlande, ein kleines Mädchen sei im gleichen Gebiet „von einem großen Tier bedroht“ worden, das es „umgerannt oder umgeschubst“ habe. Laut der Zeitung De Telegraaf haben Augenzeug*innen einen Wolf gesehen. Gebissen wurde das Kind nicht.
Die Provinz-Regierung geht davon aus, dass es sich bei beiden Angriffen um dasselbe Tier handelt. Seit dieser Woche mehren sich nun Rufe, den entsprechenden Wolf abzuschießen. Dazu hat sie das Ministerium für Landbau, Fischerei, Nahrungssicherheit und Natur um eine Lizenz ersucht. Das Ministerium wiederum ließ die Nachrichtensendung RTL Nieuws wissen, dazu keine Befugnis zu haben. Wölfe genießen durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU einen hohen Schutzstatus und dürfen nur in Ausnahmesituationen abgeschossen werden. Die EU-Kommission signalisierte Ende 2023 Bereitschaft, den Status abzuschwächen, was Mitgliedsstaaten mehr Flexibilität ermögliche.
In den Niederlanden ist die einst bejubelte Rückkehr des Wolfs innerhalb weniger Jahren zu einem beinahe permanenten Streitthema geworden. Vor allem im Norden des Landes, etwa der waldreichen Provinz Drenthe, gibt es zahlreiche Fälle von Nutztieren wie Schafen, die von Wölfen gerissen wurden. Angriffe auf Menschen sind dagegen neu. „Ungewöhnlich und besorgniserregend“ nennt der Raubtierexperte Erwin van Maanen dieses Verhalten.
Gegenüber der Tageszeitung Volkskrant sagte Van Maanen, verglichen mit der Situation in Deutschland, wo man wirklich suchen müsse, um einen Wolf zu sehen, seien die niederländischen Wölfe weniger scheu, da sie mehr Interaktion mit Menschen hätten. In den dichtbevölkerten Niederlanden liegen sogenannte „Naturgebiete“ immer noch relativ nahe an der bewohnten Welt und sind beliebte Freizeit-Ziele.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist