Weltwasserbericht der UN: 7.000 Liter Wasser für eine Jeans
Deutschland zeigt gern mit dem Finger auf den Globalen Süden – dabei gehören wir zu den größten Wasserverschwender*innen.
D er Zugang zu sauberem Wasser ist ein Menschenrecht – doch das Recht ist gefährdet. Laut dem neuen UN-Weltwasserbericht steigt der Wasserkonsum um jährlich ein Prozent an. Um Lösungen für die Wasserkrise zu finden, schaut Deutschland richtigerweise in den globalen Süden. Mehr als eine Milliarde Euro an Entwicklungsgeld fließen in Wasserprojekte, in Förderkredite für Wasserbehörden oder den Bau von Kläranlagen.
Dabei geht auch Deutschland verschwenderisch mit Wasser um. Wer lässt nicht das Wasser in der Dusche ungenutzt laufen, bis es warm wird? Natürlich, wir sind gut darin, das Wasser nicht beim Zähneputzen laufen zu lassen, und Wasserhähne tragen Sparregler. Statistisch gesehen entnimmt Europa nur sechs Prozent der weltweiten Menge an Grundwasser, vor allem zur Trinkwassergewinnung – Asien entnimmt doppelt so viel wie alle anderen Kontinente zusammen. Doch das Wasser nutzt vor allem die Landwirtschaft.
Durch den Import von Gütern verursacht Deutschland Wasserstress in anderen Teilen der Welt. Die Herstellung einer Jeans braucht 7.000 Liter Trinkwasser – die Baumwolle kommt häufig aus Zentralasien. Für ein Kilo Rindfleisch sind 15.000 Liter Wasser nötig, für ein Kilo Schokolade 17.000 Liter. Die Sojabohnen zur Gewinnung eines Liters Biodiesel brauchen über 11.000 Liter Wasser, und für den Anbau wird zudem der Regenwald zerstört. Statistisch gehören die Deutschen durch den versteckten Wasserverbrauch zu den größten Wasserverschwender*innen.
Obwohl Trinkwasser in Deutschland sauber aus dem Hahn kommt, boomt der Handel mit abgepacktem Wasser. Die Deutschen geben lieber das 400-Fache für meist in Plastik verpacktes Wasser und zusätzliche Transportwege aus. Gefragt ist nicht nur Sprudel, sondern vor allem stilles Wasser von Konzernen wie Danone oder Nestlé. Letzterer füllt weltweit rund 30 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr ab – und das zum Teil in Regionen, in denen Grundwasser und sogar das Trinkwasser knapp sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen