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Wahlarena und TV-QuadrellSind Bürger die besseren Journalisten?

An den TV-Duellen und Quadrellen gibt es viel Kritik. Wenn Bürger selbst ihre Fragen an die Kandidaten stellten, war das oft erfrischender. Warum?

Jessy Wellmer vor den Fragen stellenden Bürgern bei der ARD-Wahlarena Foto: Kay Nietfeld/dpa

Sind Bürger die besseren Journalisten? Diesen Eindruck konnte bekommen, wer in den vergangenen Tagen die TV-Formate zur Bundestagswahl verfolgte.

Da waren auf der einen Seite hochbezahlte Journalisten wie etwa Günther Jauch und Pinar Atalay zu sehen. Die fragten am Sonntag in ihrer begrenzten Sendezeit die Kanzlerkandidaten, ob sie Lust hätten, ins Dschungelcamp zu gehen. Die Klimakrise fiel dagegen aus dem Programm, sie ist für RTL wohl erst dann berichtenswert, wenn man aus ihr eine Dschungelprüfung machen kann. Und dann ging es wieder fast nur ums Abschieben und um Probleme beim Grenzschutz, also letztlich technische Fragen. So war es auch eine Woche zuvor im Öffentlich-Rechtlichen, beim Duell von ARD und ZDF. Humanistische Gegenpositionen oder Fragen, in denen das Asylrecht verteidigt wird, sind nicht erinnerlich.

Anders lief es bei der Wahlarena am Montag (ARD) und vergangene Woche bei Klartext (ZDF). Hier stellten die Bürger die Fragen. So fragte eine Frau Friedrich Merz nach der fehlenden psychosozialen Betreuung von Geflüchteten. Ein Pfarrer wies Alice Weidel darauf hin, dass in den Pflegeheimen ohne Migration nichts mehr ginge. Und eine georgische Pflegerin mit abgelehntem Asylantrag fragte, ob sie das Land verlassen müsse.

Woran liegt es, dass die klassische journalistische Befragung der Kandidaten oft schlechter und für den Zuschauer weniger gewinnbringend war?

Subjekt, Prädikat, Objekt

Es wäre zu billig, nun in Medienschelte zu verfallen. Denn auch das Bürger-fragt-Politiker-Format ist ein journalistisches Produkt. Die Teilnehmer sind nicht zufällig auf der Straße ausgewählt, sondern streng gecastet worden. Zweitens reden auch Kanzlerkandidaten anders, wenn sie auf Bürgerinnen statt auf Journalisten treffen. Dann wirft selbst der Bundeskanzler den inneren Sprechzettel mit den technokratischen Passivformulierungen weg und bildet aktive Sätze aus Subjekt, Prädikat und Objekt.

Drittens ist die unterdurchschnittliche Performance der Journalisten auch damit zu erklären, unter was für einem irren Druck sie stehen. Sie sollen in den mit Erwartungen überfrachteten Wahlsendungen Volkes Stimme repräsentieren, statt ihre Fragen nach unabhängigen, journalistischen Kriterien zu stellen. Das führt dazu, dass Jauch seine erste Frage damit einleitete, dass man in Gesprächen an „der Migration“ ja gerade nicht vorbeikomme. Wirklich nicht?

Anders als von der AfD und in Springers Ulfenbeinturm gern behauptet wird, leidet der Journalismus nicht darunter, dass seine Vertreter zu linksgrün seien. Im Gegenteil: Weil der Druck von rechts auf Medienvertreter stetig zunimmt, muss man sich für linke oder migrationsfreundliche Fragen und Positionen nicht nur in den Öffentlich-Rechtlichen rechtfertigen. Deshalb kommen diese in diesem Wahlkampf nur noch über Bande, von den Bürgern. Wenn eine Bürgerin, die selbst 45 Jahre als Pflegerin gearbeitet hat, den Kanzler fragt, warum ihre Rente so niedrig ist, wird das als erfrischend wahrgenommen. Weist ein Journalist auf die Vermögensverteilung hin, setzt er sich dem Verdacht aus, eine linke Agenda zu vertreten. Zugegeben: Diese Gefahr wäre bei Günther Jauch eher klein.

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Bei aller berechtigten Kritik zum Schluss noch eine Liebeserklärung: Es wird im Wahlkampf ja gern über den Wahlkampf geflucht. Dabei gibt es nichts Schöneres als Politik zur besten Sendezeit. Und ein Besuch in der Wahlarena mit Fragen von Bürgern sollte für Spitzenpolitiker auch nach den Wahlen vierteljährlich verpflichtend sein. Wer das nicht sehen will, kann ja „Wer wird Millionär?“ gucken.

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34 Kommentare

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  • „Sind Bürger[*innen] die besseren Journalist[*inn]en?"



    Wäre ich ein Spötter, würde ich behaupten, dass es ein ähnliches Phänomen in Kommentarbereich von Zeitungen gibt.

  • >Sind Bürger die besseren Journalisten?

    ------------------------------------------------------



    Kommt drauf an, ob sie folgende Frage aus ehrlichem Herzen bejahen:

    Sind Journalisten die besseren Bürger?

  • Könnte man nicht mal sowas machen wie Dschungelcamp, ein Mix von Bürgern und Politikern ? Da dann immer live dabei sein! das wäre geil. Das hätte so richtig was authentisches!

  • Vorweg: Erfrischend - daß Wahlarena/Klartext so erkennbar gut funktionierten



    Angesichts meiner reichlichen Erfahrungen mit Journalisten - wundert mich das kein Stück!

    Mal zum vermißten fehlenden aber möglichen “Biß“ bei Jouralisten - mal aus dem Skat!



    Neil Kinnock - “ Von 1983 bis 1992 war er Parteichef der Labour Party und führte sie in die Unterhauswahlen 1987 und 1992.…“



    Wurde im TV-Interview derart geziebelt - hatte der BBC-Journalist ihn derart an den balls - daß Kinnock ihm wutentbrannt des 🎤 ins Gesicht schleuderte: seinem Parteigenossen!



    Wenn ich dem gegenüber die durchweg eingeschlossenen 🩴 🩴 am werkeln sehe - fällt mit nur der Tilt-Knopf ein.



    In einem ansonsten völlig überflüssigen Artikel im Spiegel hat Armin Nassehi denn doch etwas dazu wesentliches & richtiges angemerkt!



    “ In der sogenannten kritischen Öffentlichkeit wird die Auseinandersetzung nur noch simuliert. Sachkenntnis ist nicht notwendig, es geht um die richtige Haltung.“ & das glit für Journalisten - frauman schaue sich nur die Waschzettel - die Lebensläufe an - regelmäßig & in besonderem Maße! Woll



    & indeed



    “Der Meinungsmodus erreicht oft nicht einmal die Betriebstemperatur der Probleme, …ff

    • @Lowandorder:

      ERRATA - “…eingeschlafene 🩴🩴…(Schlappen;) naturellement 🙀🥳

      ff “…Der Meinungsmodus erreicht oft nicht einmal die Betriebstemperatur der Probleme, die im Wechselspiel politischer, ökonomischer rechtlicher. wissenschaftlicher, auch normativer Fragen gelöst werden müssen!“



      Was naturellement vice versa für die Politikaster gilt => “…eingeschlafene 🩴🩴…



      & so isset - “…Pierre Bourdieu gezeigt, wie sehr Denkungsarten und Praktiken den Habitus von Menschen formen.…hat das nicht als hochnäsige Theorie über die merkwürdigen anderen geschrieben. Er hat dies auch auf die Wissensproduzenten selbst bezogen, denen er eine “scholastische“ Vernunft“ unterstellt, die die Welt mit ihren eigenen Kategorien verwechselt.



      Der öffentliche Diskurs löst die Probleme, die er selbsf konstruiert“ - 🙀🥳🧐 -

      kurz - “Natalije un nu komms du!“



      (Kuddl Schnööf* in memoriam;)

      unterm——-



      Der Spiegel Nr. 4 | 28.01. 2025 S. 46 f



      Pierre Bourdieu



      de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Bourdieu



      & nochn Arbeiterkind ;)* Jochen Steffen



      de.wikipedia.org/wiki/Jochen_Steffen



      Der rote Jochen hier mit Genosse le feldwebel ©️ Harry Rowohlt



      images.app.goo.gl/5CBWanFV8eBcuzUL6

      • @Lowandorder:

        💐 🥂 🍾

  • Ja taz, lasst "die Bürger" mal eine Woche lang die Artikel schreiben und recherchieren. Ihr fahrt dann n den Urlaub nd wir Kommentatoren machen uns dann über die Texte her. 🤪

  • Mir vermitteln diese handverlesenen Bürger mit ihren Fragen, die sich allzuoft später auch noch als Parteimitglieder entpuppen, das Gefühl einer Simulation von Bürgernähe.

  • Wenn im TV eine Sendung geplant wird, gehts um das, was aktuell der sprichwörtliche "heiße Scheiß" ist. Dann spielt vermutlich noch eine Rolle, wann das Thema zuletzt behandelt wurde.



    Zuschauer stellen in aller Regel Fragen über das, was sie gerade betrifft. oder stört.



    Was dazu führt, dass Zuschauer Fragen über Details von Gebäudesanierungen stellen. Dass es vermutlich darüber aber keine Talkshow geben wird.



    Achja: Die sowohl vom rechten Rand als auch von Konservativen gern kolportierte Präferenz von Journalisten für linke Positionen ignoriert (vermutlich bewusst) dass die Linie des Mediums in aller Regel vom Eigentümer festgelegt wird

    • @Kaboom:

      Schon richtig, aber im ÖRR erwarte ich dann schon eher ausgewogene Fragestellungen und Publikum und eben nicht, teils auffällige Präferenzen in eine politische Richtung.



      Beim ZDF-Schlagabtausch vor 1,5 Wochen zum Beispiel passiert.



      Das finde ich schon falsch. Obwohl ich die Positionen selber vertrete, hat mich das sogar eher distanziert, weil es wirklich wie Beeinflussung daher kam und ich dann wesentlich kritischer mit den Grün-Linken Aussagen war, als mit den von eher rechts.

  • Bürger sind nicht gleich Bürger. Man könnte auch einen traumatisierten Vater eines ermordeten Kindes einladen, der der SDP und den Grünen vorwürfe macht. Würde dann überhaupt keine emotionale Wahlmanipulation. Steht sicher so im Rundfunkstaatsvertrag.

  • Tatsächlich sind (Schweizer) Journalisten erheblich linker positioniert als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung - was durchaus nicht ganz unproblematisch ist:

    www.20min.ch/story...gepraegt-103224092

  • Seien wir doch mal ehrlich: Journalisten werden doch immer nur dann von Zuschauern/Lesern kritisiert, wenn sie nicht auf deren politischer Linie sind.

    Genauso wie öffentliche Personen immer nur dann als "intelligent" bezeichnet werden, wenn sie der selben Meinung sind, wie man selbst.

    Dass ein überzeugter Linker einen konservativen Journalisten für eine skeptische Haltung (ggü. einer linken Regierung) lobt, kommt praktisch nicht vor. Lagerdenken überall.

    • @Chris McZott:

      Das würde ja bedeuten, dass die Zuschauer/Leser korrupt sind

      • @Rudolf Fissner:

        Ja. Und zwar in dem selben Maße wie es Politiker und Journalisten sind.

        Mich stört diese ganze "Die da oben"-Denke.

        Die Leute die das sagen sind meiner Erfahrung nach keinen Deut besser. Sie haben nur nicht die Mittel und Möglichkeiten das im großen Maßstab und öffentlichkeitswirksam unter Beweis zu stellen - sie geben sich aber auf ihrem Niveau alle Mühe (z.B. bei der Steuerhinterziehung).

    • @Chris McZott:

      Lagerdenken scheint vor allem bei Ihnen vorzuherrschen. Denn das Beispiel, das Sie nennen, ist kein Beleg für Ihre These. Nur dann, wenn das Denken in Lagern bei Ihnen fest ins Denken integriert ist.



      Mag sein, dass ein überzeugter Linker einen konservativen Journalisten nicht lobt. Aber das hat 0,0 damit zu tun, dass jemand, der die Journalisten einer linken Tageszeitung kritisiert, deswegen ein Linker oder Rechter sein muss.



      Ich z.B. bin weder ein überzeugter Linker noch ein Konservativer, weil es auf beiden Seiten ziemliche Idioten gibt (wobei überdurchschnittlich viele bei der AfD) aber ich kritisiere trotzdem die Journalisten der Qualitätsmedien (s. Mein Kommentar unten).



      Gemäß Ihrer These dürfte es mich gar nicht geben. Aber es gibt ziemlich viele wie mich.



      Sie dagegen scheinen in Lagern zu denken. Sonst würden Sie eine so falsche These gar nicht erst aufstellen.

      • @Dirk Sandhost:

        Sobald man annimmt, dass die politische Landschaft aus mehr als zwei Lagern besteht, fällt Ihr Vorwurf in sich zusammen.

        Aber gut, machen Sie aus meinem polemischen "immer" ein "meistens".

  • Ja, Zuschauer sind die besseren Journalisten. Manche könnten vielleicht noch ein wenig an den Formulierungskünsten feilen und ein bisschen schneller zum Punkt kommen. Aber was den Inhalt und die Tiefe und die Bedeutung der Fragen für die Bevölkerung betrifft, ganz klar. Da sind die Zuschauer die viel besseren Journalisten.



    Herr Augustin liefert die Gründe dafür ja auch gleich mit. Z.B. „Weil der Druck von rechts auf Medienvertreter stetig zunimmt, muss man sich für linke oder migrationsfreundliche Fragen und Positionen nicht nur in den Öffentlich-Rechtlichen rechtfertigen“ und „ Weist ein Journalist auf die Vermögensverteilung hin, setzt er sich dem Verdacht aus, eine linke Agenda zu vertreten“



    Und da findet Herr Augustin es dann wohl verständlich, wenn ÖRR und auch die sogenannten Qualitätsmedien in vorauseilendem Gehorsam solche Fragen gar nicht erst stellen. Da muss man sich dann nicht wundern, dass die Medien und selbst der ÖRR die Feindlichkeit gegenüber Migranten- und Bürgergeldempfängern befeuern. Während z,B.. die Fragen nach fairer Besteuerung von Milliardären, Superreichen, Konzernen etc. In den Hintergrund geraten.

    Die Medien versagen als 4.Gewalt im Staat.

  • "Es wäre zu billig, nun in Medienschelte zu verfallen."

    Natürlich nicht. Womit sich der Beitrag dann argumentativ auch in Luft auflöst.

  • Das 'Zusammenspiel' von in dieser Demokratie überforderten 'Politikern' und kritischen Medien, die oft einen zersetzenden Einfluß haben (Heizungsgesetz, Militäreinsatz zugunsten der Ukraine und damit Europas) schwächt und spaltet die Gesellschaft und das in Zeiten, wo wir und jede/r gefordert sind, sich im Kampf gegen die Klimakatastrophe und damit gegen private Unternehmensinteressen durchsetzen zu können. Totalitäre Systeme wie in Russland, China und jetzt auch in den USA haben es viel leichter, ihre in den seltensten Fällen mit den Interessen ihrer Völker übereinstimmenden Absichten durchzusetzen. Im Gegenteil: Die 'modernen' Medien, die die Jugend inzwischen einimpft, im Glauben, da nichts verpassen zu dürfen, vereinzeln und zersetzen schon von Anfang an, ohne dass es den Älteren überhaupt bemerken, geschweige denn, Abwehrmassnahmen zu ergreifen. Wie kann es gelingen, gegen diese Zersetzung von innen und aussen und den immer größer werdenden Abstand zwischen arm und reich vorzugehen unter demokratischen Bedingungen. Am 23.2. haben 'wir' da -zunächst?- keinerlei Chancen !

  • "Sind Bürger die besseren Journalisten?"

    Traurigerweise: ja. Dort wurden Fragen gestellt, die JournalistInnen leider viel zu selten oder gar nicht stellen. Schon die Wortmeldung der afghanischen Frau gibt einen Blickwinkel, der in der deutschen Presse und dem Fernsehen überhaupt nicht mehr vorkommt. Es hinterfragt niemand mehr die unverschämte und falsche indirekte Behauptung, AsylantInnen seien unter Generalverdacht zu stellen und gar nicht mehr ins Land zu lassen.

    Auch die Bemerkungen zur Kriminalstatistik, die beweist, dass Deutschland überhaupt nicht unsicherer geworden ist, wie Merz und Weidel einheitlich und unwidersprochen lügen, hört man nicht.



    Es ist ein Trauerspiel und angesichts der Tatsache, dass das in den nicht profitorientierten öffentlich-rechtlichen Medien so ist, hinterlässt einen sehr üblen Nachgeschmack.

    Kann man als informierter Bürger natürlich wissen wenn man sucht, machen aber viele nicht. Und wenn man das für die Wirklichkeit hält, was in den ÖRR gemeldet wird, liegt man sehr schief.

    Es geht nur noch im "Click-Gold" und nicht um objektive Berichterstattung. Und das ist der Tot der Demokratie und der Weg zu rechtsextremen Regierungen.

    • @Jalella:

      Ich kann bei Herrn Jauch nicht das für überlegte Fragen erforderlichen Urteilsvermögen erkennen. Das kommt halt dabei raus wenn man sich zeitlebens lieber mit Geld beschäftigt.

  • Naja, ich fand, dass die Zuschauer oft nicht auf den Punkt kamen und nur ewig lang ihre Geschichte erzählten.

    • @Lars90:

      Eigentlich ist es normal, dass die eigenen Interessen im Vordergrund stehen.



      Fragwürdig dabei ist die Höher der Ansprüche sowie die Bedeutung für ein akzeptables Leben. Wer sich das von z. B. Ralf Schumacher oder Dieter Bohlen bestimmen lässt, wird niemals auch nur ansatzweise genug haben.



      An den Wohlstandsverwahrlosten liegt es auch, dass Viele nicht mal ein angemessenes Existenzminimum für sich beanspruchen können. Bitte jetzt nicht nach "angemessen" fragen, soviel Zeit habe ich auch wieder nicht.

  • Speziell deutsche Journalisten haben eine unerklärliche Beißhemmung gegenüber Politikern.



    Angelsächsische Journalisten betrachten es als Königsdiszlipin, Politiker auch mal so richtig in die Enge zu treiben und sie knallhart auflaufen zu lassen.

    Manche Fragen an Politiker liegen, finde ich, auf der Hand, werden aber von deutschen Journos partout nicht gestellt.

    Frage an Wagenknecht: Ein geheimes Papier eines kremlnahen russischen Thinktanks bezeichnet Sie als für Russland nützlichste deutsche Politikerin. Macht sie das gar nicht stutzig?

    Frage an BSW/AfD: Wie sollte man auf die massenhaften Sabotageaktionen Russlands reagieren?

    Russland bezeichnet uns explizit als Feind. Sie setzen sich immer wieder für Russland ein. Warum stehen Sie auf Seiten des Feindes von Deutschland?

    Frage an AfD: Wie erklären Sie Elon Musk, dass er in Sachen Elektromobilität aus ihrer Sicht komplett falsch liegt?

    Frage an Wagenknecht: War Polen 1939 durch seine Gegenwehr mit daran schuld, dass „das Sterben“ des Weltkrieges weiterging?

    • @Suryo:

      Frage 1 an Scholz, ob er sich auch mit voller Inbrunst - wie Frau von der Leyen, die es sich ja zur Lebensaufgabe gemacht hat, Europa unaufhörlich zu erweitern, einsetzt ?



      Frange 2 an Scholz, ist es richtig, Deutschland und Europa geht es nicht - wie Russland und den USA, um die Bodenschätze der Ukraine ?



      Frage 3 an Scholz, sieht er persönlich die deutsche Bevölkerung über die Zusammenhänge des Afghanistan Einsatz und deren überstürzen Abzug in 2021 ( unter der CDU-Regierung ) und den Vorfällen der letzten Wochen auf unseren Straßen / Weihnachtsmarkt - ausreichend aufgeklärt ?

    • @Suryo:

      Wir sind selbst schuld. Ganz einfach. Deshalb ist es völlig unsinnig, den Zeigefinger auf die JournalistInnen zu richten. Wo ist denn das allseits interessierte Medien-Publikum, das sich über Desinformations-Kampagnen und Fake News in den sogenannten sozialen Medien erheitert und dafür seine meinungsbildenden Infos aus entsprechenden Beiträgen von ÖRR, Tageszeitungen und Qualitätszeitschriften bezieht? Eben. Spätestens seit Ende des Jahres 2000 erleben wir eine ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen befeuerte Konzentration am Zeitungsmarkt und Druck auf die öffentlichen Sender, Geld zu sparen. Das Ergebnis sind flachere und zusammengelegte Programme, Schielen auf Klicks und Anpassung der journalistischen Ausbildung in Richtung Boulevard. Wären wir die aufgeklärte und interessierte Öffentlichkeit, die wir uns wünschen, hätten wir dieses Problem nicht. Aber im Internet gibt es ja (fast) alles kostenlos. Wer will sich nun also noch über die Tik-Tok-gebildeten und durch Meta-Algorithmen „informierte“ Wirrköpfe wundern?

      • @Markus Wendt:

        Konzentration auf dem Zeitungsmarkt geht natürlich zu Lasten der Meinungsvielfalt, aber nicht alle ökonomischen Gründe sind "böse".

        Zeitungen sind nun einmal Wirtschaftsunternehmen und müssen sich halbwegs rentieren.

        Die Konzentration ist auch eine Folge der immer weiter zurückgehenden Abonnentenzahlen. Schon vor gut 20 Jahren sagte mir eine Bekannte, sie lese keine Zeitungen und sehe/höre auch nur selten den ÖR. Sie informierte sich im Internet. Und das war vor der Müllflut der asozialen Medien.

        Seit aus der Rundfunkgebühr eine Steuer gemacht wurde, finde ich die Forderung zu sparen schon berechtigt. Es ist wie oft im Leben eine Frage des "Wie".

        Die Unsummen, die Anne Will & Co. für ihre Auftritte bekommen haben, sind nicht unbedingt nötig. Es dürfte auch in den Anstalten kompetente Leute geben, die solche Sendungen "mit Bordmitteln" machen könnten.

        Und die teilweise immer noch grotesk hohen Ruhestandsbezüge hätte man auch längst auf das übliche Niveau absenken können. Aber man hat die Schlesinger-Spezln ja sogar mit ihrer Beute ziehen lassen, mit dem Segen der "Aufsichtsgremien".

      • @Markus Wendt:

        Naja - gleichzeitig inszenieren sich aber doch Leute wie Lanz als pfiffige Politjournalisten, und die Taz sieht sich ja auch immer gern als besonders kritische, wider den Stachel löckende Zeitung.

        Aber wieso will kein deutscher Journalist die Herausforderung, eine wie Wagenknecht mal so richtig in die Enge zu treiben, annehmen? Es ginge so einfach! Hat da jemand Angst, nicht mehr zur Media Night des BSW eingeladen zu werden oder was weiß ich? So wie ich den Berliner Politikjournalismus kenne, ist es so etwas. Politik-Journalisten in Deutschland gründen ihre Karriere oft auf einen Privilegierten Zugang zu einer bestimmten Partei. Man ist sozusagen in die Partei embedded. Und das mag man nicht riskieren, in dem man Politiker „bloßstellt.“

  • "Es wäre zu billig, nun in Medienschelte zu verfallen" - das ist richtig. Nur kann man/frau sich schon manchmal fragen, ob manche Journalist:innen beim ÖRR oder auch manchen großen Zeitungen ihr Handwerk noch verstehen.



    Da wundert man sich über den Kometenhaften Aufstieg des BSW - obwohl SW gefühlt alle paar Tage in irgendeiner Talkshow auf ARD oder ZDF sitzt.



    Oder man reportiert Meinungsumfragen, laut denen Klimaschutz in der Bedeutung für die Wähler:innen weit nach hinten gerutscht sei - obwohl man Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher quasi täglich mit dem Thema "Migration" emotionalisiert oder nur zu gern in die Kriminalisierung der letzten Generation einstimmt.



    "Aufklärung" bedeutet aus meiner Sicht nicht, das nach vorn zu stellen, was "die Leute" angeblich interessiert - sondern vielmehr: was sie mit Blick auf Allgemeinwohl, Zukunftsperspektive und wissenschaftliche (nicht: alternative) Fakten interessieren sollte.



    - Und dann wäre doch schnell klar, dass das x-te Interview mit SW oder Weidel oder Christian Linder oder... wenig neue Erkentnisse bringt.

    • @Roter Hahn:

      Pädagogische Medien interessieren aber niemanden.

      Zudem haben wir 2015 erlebt, wieviel Glaubwürdigkeit durch pädagogische Berichte eingebüßt wurde.

      Wieviel Misstrauen gesät werden kann, wenn man über bestimmte Dinge nicht berichten will.

      Die Frage ist nämlich, wer bestimmt, was das Gemeinwohl und Zukunktsperspektiven ausmacht.

      Zudem bringt mich das xte Interview mit Habeck, Scholz oder van Aken ja auch nicht weiter.

      • @rero:

        Ich weiß nicht, ob wir den Begriff "pädagogisch" unterschiedlich verstehen. Eine gute Pädagogik sollte zum eigenständigen Denken & Entscheiden erziehen - was doch auch die Grundlage für Diskussionen sein kann. Schlechte Pädagogik schürt Angst, manipuliert...

        "Zudem bringt mich das xte Interview mit Habeck, Scholz oder van Aken ja auch nicht weiter." - fair enough, die hatte ich in den drei Pünktchen schon auch gemeint. Da kann man ja schon überlegen, ob diese 1:30-Interviews z.B. in den Tagesthemen wirklich das geeignete Mittel sind, jenseits vorgestanzter Formeln irgendwas Substanzielles zu erfahren. Ich frage mich auch schon länger, was denn dieses eingefahrene Ritual namens "Bundespressekonferenz" bringt - außer um zu zeigen, zu welchen Fragen Ministeriale grundsätzlich nicht antworten möchten.

      • @rero:

        Na ja, Helmut Kohl können Sie ja auch nicht mehr fragen.

  • Erfrischend? Reichlich überforderte Zuschuer. Die Herrschaften von rechts, heute schon wieder im TV, können immer punkten. Die Nebelkerzen werden ignoriert werden vom Wahlvolk, dafür setzen sie immer ein paar Aussagen. Der Rest nudelt sich möglichst unauffällig durch. Aber ja, es bräuchte Journalisten, die nicht bloß moderieren wollen. Pinar Atlay hatte ein gutes Interview mit Frau Weidel, schon wieder lange her, ganz ohne Arenen und jetzt aber fühlen wir auf den Zahn, nur, leider fehlt uns Kompetenz und Wissen.