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Wahl zur VerfassungsrichterinWie konnte das passieren?

Frauke Brosius-Gersdorf ist eine qualifizierte Rechtswissenschaftlerin. Sie sollte zur Bundesverfassungsrichterin gewählt werden. Kein großes Ding. Eigentlich.

Die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf in der Fernsehsendung Markus Lanz am 15. Juli Foto: teutopress/imago

Frauke Brosius-Gersdorf haben die vergangenen Wochen zugesetzt. Das ist deutlich zu erkennen, als die Rechtsprofessorin am Dienstagabend im Fernsehstudio von Moderator Markus Lanz sitzt. Sie erzählt von Diffamierungen, von Falschbehauptungen und von Drohungen, die sie und ihre Familie erhalten. Per E-Mail, per Post. „Ich musste vorsorglich meine Mitarbeitenden bitten, nicht mehr am Lehrstuhl zu arbeiten“, erzählt die Verfassungsrechtlerin der Universität Potsdam.

Wie konnte es so weit kommen? Wie kann es sein, dass eine hoch angesehene Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht in einer Talkshow beteuern muss, sie sei keineswegs „linksradikal“, sondern vertrete „absolut gemäßigte Positionen aus der Mitte unserer Gesellschaft“?

Es begann als Routinevorgang: Um drei Posten am Bundesverfassungsgericht nachzubesetzen, schlug die Union turnusgemäß einen Kandidaten, die SPD zwei Kandidatinnen vor – den Vorsitzenden Richter des Bundesarbeitsgerichts Jürgen Spinner und die Rechtsprofessorinnen Ann-Katrin Kaufhold und Frauke Brosius-Gersdorf. In der Koalitionsspitze einigte man sich auf das Paket, auch im Wahlausschuss des Bundestags bekamen alle drei die nötige Zweidrittelmehrheit. Die Wahl am vorvergangenen Freitag im Parlament schien eine Formalie.

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Dann aber rebellierte die Unions-Fraktion: 50 bis 60 Abgeordnete sollen nicht bereit gewesen sein, Brosius-Gersdorf zu wählen. Just am Wahltag wurden außerdem – inhaltlich kaum haltbare – Plagiatsvorwürfe gegen die Rechtswissenschaftlerin bekannt. Für Unions-Fraktionschef Jens Spahn ein willkommener Vorwand, um die Wahl von der Tagesordnung zu streichen. Entscheidender Motor dieser Eskalation: eine konzertierte Verleumdungskampagne.

Tausende E-Mails, Petitionen, Schmähungen

Eine Allianz aus rechten bis extrem rechten Medien, der AfD und radikalen Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen hatte in Tausenden E-Mails an Abgeordnete, mit Petitionen und mit Schmähungen bereits tagelang Stimmung gegen Brosius-Gersdorf gemacht. Der Juristin wurde vorgeworfen, Abtreibungen bis kurz vor der Geburt legalisieren und dem Fötus kein Lebensrecht zugestehen zu wollen.

Wie kann es sein, dass eine hoch angesehene Kandidatin für das Bundes­verfassungs­gericht in einer Talkshow beteuern muss, sie sei keineswegs linksradikal?

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl nannte die Nominierung von Brosius-Gersdorf einen „innenpolitischen Skandal“ und sprach von einem „Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung“. – „Das finde ich infam“, sagte die Juristin dazu bei „Markus Lanz“. Das Gegenteil sei wahr. Sie habe auf Dilemmata in der aktuellen Rechtslage hingewiesen und Lösungsvorschläge gemacht. Und: Ihre Positionen dazu seien seit Langem für jeden öffentlich einsehbar.

Das ist nicht zu bestreiten. Die Ampelkoalition hatte die Verfassungsrechtlerin als eine von 18 Ex­per­t*in­nen in eine „Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“ berufen. Konservative und Kirchen bemängelten damals, die Kommission sei „einseitig“ besetzt, die Ampel mache sich „ihre eigene Ethik“. Das wiesen die Ex­per­t*in­nen stets von sich. Ein Jahr lang prüften sie die Positionen, Forderungen und Bedenken zahlreicher zivilgesellschaftlicher und politischer Akteure – auch der Union.

Seit April 2024 ist der Abschlussbericht öffentlich: Die grundsätzliche Rechtswidrigkeit von Schwangerschaftsabbrüchen sei „nicht haltbar“. Die Kommission plädierte aber keineswegs für legale Abbrüche bis kurz vor der Geburt, sondern nur in den ersten zwölf Wochen. Späte Abbrüche sollten verboten bleiben, dazwischen habe der Gesetzgeber „Handlungsspielräume“.

Keine linke Aktivistin

„Das Grundgesetz schützt das Recht auf Leben nicht erst für den Menschen nach der Geburt, sondern auch für Embryonen im Mutterleib“, sagte Brosius-Gersdorf damals. Das Lebensrecht habe aber vor der Geburt nicht das gleiche Gewicht wie danach. Ginge man von einem „gleichen Lebensrecht des geborenen und des ungeborenen Lebens“ aus, so die Verfassungsrechtlerin, dann wären „Konflikte ‚Leben gegen Leben‘ gar nicht lösbar“. Selbst ein Abbruch bei Lebensgefahr für die Schwangere wäre rechtswidrig.

All das referiert Brosius-Gersdorf nun wieder. Sie erklärt gegenüber Lanz ihre ebenfalls in der Kritik stehenden Positionen zur Corona-Impfpflicht oder zur Prüfung eines AfD-Verbots. Und sie verweist auf ihre Arbeit in anderen Bereichen, mit der sie der Union mitunter näher stehen dürfte als linken Positionen – wenn sie etwa vorschlägt, die Rente mit 63 abzuschaffen oder die Sanktionen beim Bürgergeld zu verschärfen.

Wer einen kurzen Blick auf ihre wissenschaftliche Vita wirft, dem dürfte klar sein, dass Brosius-Gersdorf keine linke Aktivistin ist. 2017 schrieb sie für die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung ein Gutachten über Privatschulen. 2018 lud die Union Schleswig-Holstein sie als Sachverständige in den Rechtsausschuss ein. 2023 erstellte sie für den Katholischen Krankenhausverband ein Gutachten zur Krankenhausfinanzierung. Von 2015 bis 2024 war sie stellvertretende Richterin am Verfassungsgericht in Sachsen, gewählt mit breiter Mehrheit – auch von der CDU. Von Berührungsängsten damals keine Spur.

Rebellen auf dem Baum

Das Ringen um die Deutungshoheit geht nun weiter. Die SPD hält an der Kandidatin fest, hat ihr die Unterstützung zugesichert. In einem offenen Brief kritisierten mehr als 300 Rechts­wissenschaftler*innen, darunter ehemalige Verfassungsrichter*innen, den Umgang mit ihr scharf. „Frauke Brosius-Gersdorf gehört ins Verfassungsgericht“, fordert eine Petition. „Wer ­Brosius-Gersdorf angreift, stellt sich nicht nur gegen eine erfahrene Juristin, sondern auch gegen den Grundsatz der unabhängigen Justiz.“ Binnen eines Tages unterschrieben mehr als 100.000 Menschen.

Mittlerweile hat sich der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zu Wort gemeldet und Brosius-Gersdorf in Schutz genommen. „Die Frau hat es nicht verdient, so beschädigt zu werden“, sagte er gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Auch Erzbischof Gössl aus Bamberg hat nach einem Telefonat mit der Juristin eingeräumt, „falsch informiert“ gewesen zu sein.

Die rebellierenden Abgeordneten der CSU und der CDU machen indes noch keine Anstalten, von ihrem Baum herunterzukommen. Und auch die begleitende Medienkampagne läuft weiter. Stimmung wird nun auch gegen die zweite SPD-Kandidatin für das Amt der Bundesverfassungsrichterin, Ann-­Katrin Kaufhold, gemacht.

Die profilierte Juraprofessorin von der Universität München, die insbesondere zu Verwaltungs- und Klimarecht arbeitet, wird von rechten Onlinemedien und AfD-Politikern als „grüne Klima­aktivistin“ mit „ideologischer Agenda“ bezeichnet, ihre Nominierung als „gefährlich für die Demokratie“. Ihr wird vorgeworfen, sie wolle den Klimaschutz mithilfe von Gerichten durchsetzen und sei eine Enteignungsbefürworterin. Dass beide Juristinnen die Prüfung eines AfD-Verbotsverfahrens befürworteten, wird von dem AfD-nahen Juristen Ulrich Vosgerau gar als „Staatsstreich“ bezeichnet.

Was macht das mit uns?

Es gehe längst nicht mehr nur um sie, sagte Brosius-Gersdorf bei „Markus Lanz“. Sondern darum, was passiere, wenn solche Kampagnen sich durchsetzten, „was das mit uns macht, mit dem Land macht, mit unserer Demokratie“. Sobald aber ein Schaden für das Bundesverfassungsgericht drohe oder eine Regierungskrise, werde sie an ihrer Kandidatur nicht festhalten, sagte sie. Und räumte damit jene Option ein, auf die die Union seit Tagen drängt.

Zeitgleich zu dem öffentlichen Auftritt von Brosius-Gersdorf im ZDF ist Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) bei „Maischberger“ zu Gast. Dort sagt sie, sie respektiere es, wenn Abgeordnete der Union die Wahl der Juristin nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten, und „erwarte aber auch von der Kandidatin, dass sie mal für sich selbst überlegt, ob sie die Richtige ist“. Während Brosius-Gersdorf von den Drohungen berichtet, die sie erhält, sagt Bär, sie erwarte „ein bisschen Resilienz“, nämlich dass man „auch kritikfähig“ sein müsse, wenn man sich ins höchste deutsche Gericht wählen lassen wolle.

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59 Kommentare

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  • Vielen Dank für den hervorragenden und sehr informativen Kommentar, Frau Riese und Frau Sittenauer! Frau Baer von der CSU hätte ihn vor ihrem peinlichen öffentlichen Auftritt lesen sollen. Vielleicht wäre sie dann wenigstens ordentlich und faktisch richtig informiert gewesen. Was für unterkomplexe Aussagen für eine Ministerin (ausgerechnet für Forschung)

    • @Schnauz2:

      Es geht ja nicht nur um Frau Bär. Mindestens genauso prekär sind Einlassungen aus Kreisen der katholischen Kirche, die man bei Meßdienern allenfalls in vorgerückter Stunde eines Kneipenbesuchs erwarten würde, aber auch dann geschockt sein müßte, denn Betrunkene und Kinder sind selten in der Lage, mit ihrer eigentlichen Meinung hinter dem Berg zu halten.

      Da will uns ein Bischof (!) glauben machen, die Auswahl seiner Informationen obliege nicht ihm bzw. Angestellten seines Bistums, sondern den Lügnern, denen er da Glauben schenkt(e). Klar, daß da von einer Bitte um Ent schuldigung bei der Betroffenen nichts zu lesen war, wenn die Darstellung dieses "Lapsus" schon so hanebüchen daherkommt ...

    • @Schnauz2:

      Die Ministerin Bär ist selbst nicht kritikfähig. Sie projiziert ihr eigenes Unvermögen auf andere.

  • Zum letzten Absatz: Vielleicht möchte die CDU, daß sich SPD und andere Parteien bei der Besetzung des Gerichts raushalten - aber wenn die Union schon hergeht und SPD-Kandidaten verhindert, dann sollten die Rechtswissenschaftler überlegen, ob sie sich wirklich ihren guten Ruf mit absehbar aussichtslosen Kanditaturen (auf wessen Fahrkarte auch immer) ruinieren lassen müssen.

    • @dtx:

      Das ist einfach falsch: Auf SPD- Vorschlag hin wurde B-G gemeinsam (CDU, SPD, Grüne) nominiert, sie ist keine SPD-Kandidatin. Das ist ein wichtiger Unterschied und Grund des Eklats, den die Nichtwahl durch CDU-Abgeordbete ausgelöst hat.

      • @Mutashail:

        Nun ja, das Problem ist wohl eher eine Formulierungsfrage: "Spd-Kandidaten" heißt, "von der SPD vorgeschlagene Kandidaten" und nicht, daß die zwangsläufig deren Parteibuch in der Tasche hätten. Die Schlußfolgerung ist keine andere als bereits dargestellt: Die SPD möge sich Vorschlägen enthalten und die Besetzung allenfalls noch einem etwaigen freien Willen der Union, wenn nicht gleich (indirekt) den Kreisen überlassen, die da Stimmung mach(t)en.

  • Ich wiederhole mich:

    Cui bono?: AfD

    Berichte über das betr. Strategiepapier der AfD, verfasst von Beatrix von Storch, finde ich in meiner Suchmaschine in den Medien erst ab 11.07. ... So schreibt z.B. "Die Zeit" im Artikel: "Wie die AfD an die Macht kommen will



    Einen Kulturkampf mit der Linken entfesseln und Schwarz-Rot spalten: Die AfD skizziert in einem Strategiepapier, wie sie den Weg ins Kanzleramt ebnen will." Kontext: (Zitat :) "... sollen neue Wählergruppen erschlossen werden: ... kirchennahe Christen ..."



    Wer hat da nicht aufgepasst? Es waren gewiss nicht wenige aus sehr unterschiedlichen Gruppen.



    _____

    Autorin des Papiers ist Beatrix von Storch. Alles gelaufen wie im Drehbuch?

  • Es ist ja nicht das erste Mal, dass Parteipolitik Kandidaten fürs



    BVerfG versucht zu verhindern. Hat 2024 (Grüne) geklappt.



    Eine wirklich Debatte hat es damals wie heute nicht gegeben.



    Frau Brosius-Gersdorf ist offensichtlich sehr klug mit entsprechenden akademischen Nachweisen. Einige ihrer



    Positionen muss man nicht teilen bzw. sind diskussionswürdig.



    Das wird bei den gewählten bisherigen obersten Richtern nicht



    anders sein, bei denen es zudem zT. an den akademischen Nachweisen fehlt.

    • @behr Behr:

      Sie verstehen den Unterschied nicht: Die Kandidaten werden im Konsens nominiert. Wenn es keinen Konsens gibt (siehe 2024), kommt es erst gar nicht zur Nominierung. Im aktuellen Fall erfolgte die Nominierung im Konsens, aber eine große Zahl CDU-Abgeordneter fühlte sich plötzlich nicht mehr an den Konsens gebunden. Dadurch wurde das Richterwahlverfahren in Frage gestellt, politisiert und zum Kulturkampf gemacht. Die vorherige Suche nach Konsenskandidaten soll gerade das verhindern und hat es bisher auch getan. Die Positionen der Kandidatin, so sie nominiert ist, sind irrelevant. Das Verhalten der CDU beschädigt ein demokratisch legitimiertes und eingeübtes Verfahren, das bisher immer funktioniert hat und die Unabhängigkeit des Bundesverfassungsgerichts gewährleistet hat. Die CDU hat durch ihr Verhalten das Wahlverfahren zum Kulturkampf gemacht, behauptet nun aber, die Positionen der Kandidatin (zu Paragraph 218, Impflicht, AfD-Verbot) seien das Problem, sie also sei die Kulturkämpferin und gefährde das Ansehen des BVerG. Das ist eine Verkehrung der Tatsachen, ganz abgesehen von den inhaltlichen Verdrehungen.

  • Die Union hat ihre Kandidaten die für " zu Konventionell " gehalten wurden halt ausgetauscht bis man sich auf jemanden geeinigt hat. Man muss nicht immer mit dem Kopf durch die Wand rennen ...

    • @Günter Witte:

      Ja, Ja, Ja.



      Immer schön relativieren und alle sollen den Kopf in den Sand stecken?



      Wer oder was ist die Wand? Die extrem Rechten in der Union. Denen muss man Paroli bieten. Es gibt keine Verharmlosung mehr.

    • @Günter Witte:

      Man hatte sich bereits geeinigt. Nun fragt sich, ob Spahn wirklich ahnungslos und/oder desinteressiert war oder ob er den Koalitions"partner" bewußt hat ins Messer laufen lassen.

      • @dtx:

        Wenn Brosius- Gersdorf im Vorfeld von der Union abgelehnt worden wäre, hätte dann die SPD auf ihre Kandidatur verzichtet ? sicherlich nicht, es wäre die ganze Sache genauso medial aufgebauscht worden nach den Motto: böse Union verhindert eine linke Frau

        • @Günter Witte:

          Frau Prof. Brosius-Gersdorf ist wohl eher als liberal einzuordnen.



          Woher haben Sie Ihre Informationen beziehungsweise Quellen, Frau Prof. Brosius-Gersdorf sei links einzuordnen ?

  • Spahn hätte sich mehr um die Fraktion kümmern müssen statt sich mit Maskenkrams von vor ein paar Jahren zu beschäftigen. Dann hätte er bereits bei den Treffen mit den Grünen und der SPD im Vorfeld, wo auch seitens Spahn / der CDU Brosius-Gersdorf ein Ja bekam, wissen können, dass da der Schuh drückt und darauf reagieren können.

    • @Rudolf Fissner:

      Sie haben Recht. Was sind schon ein paar Milliarden verschossene Steuergelder gegen eine vergeigte Richterwahl. Dazu noch 'ne Frau.



      Die Besatzung der Spahn-Maginot-Linie argumentiert immer skuriler. Aber wir kennen den Ausgang der Bunkermentalität.

  • Kampagnen gehören zur Demokratie. Hetze klar nicht, egal von welcher Seite.



    Schlussendlich war es aber eine demokratische Wahl. Nur weil das Ergebnis einigen nicht passen, so ein Tam Tam machen? Das Demokratieverständnis in Deutschland schwindet je länger je mehr.

    • @Micha.Khn:

      Es wurde doch gar nicht gewählt. Die Wahl wurde verschoben.

      Die Kampagne war eine Hetzkampagne mit Lügen und Diffamierungen, bis hin zum fehlerhaften Plagiatsvorwurf.



      Hier wurde ja eher ein bestimmtes Feindbild erzeugt und bekämpft, das mit der realen Person nichts zu tun hatte.



      Und das hat mit Demokratie nichts zu tun, das ist der blanke Hass und das ist Fanatismus.

    • @Micha.Khn:

      Anders: Nicht das Demokratieverständnis schwindet sondern das Missverstehen von Demokratie erstarkt.

  • Unsere Regierung, darf im Namen unsere Demokratie nicht zulassen, dass die " Neue Rechte " [ interessant hierzu auch deren Magazin " Junge Freiheit " ] unseren Staat durch mediale Manipulationen und durch Verbreitung von Hetze und Unwarheiten, massiv in seiner Demokratie demontiert werden.



    Die Entscheidung für Frau Prof. Brosius-Gersdorf war ja in der Vorauswahl eigentlich schon gefallen, es ging bei der Wahl eigentlich nur noch um eine Bestätigung einer durchaus kompetenten und souveränen Richterin. Unsere Demokratie darf nicht durch eine Umentscheidung durch einige Abgeordnete, die scheinbar mit der " Neue Rechte " sympathisieren, beschädigt werden.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Dann muss diese "Wahl" konsequenterweise abgeschafft werden. Oder umbenannt werden in "Bestätigung".

      • @HinzUndKunz:

        So wie bei der letzten Kanzler Bestätigung - ach ne - Kanzlerwahl 😉

  • Naja die Sache ist die, beide Kandidatinnen haben sich öffentlich positiv zu einem Verbotsverfahren der AfD geäußert, beide sind eben für die dafür zuständige Kammer nomminiert worden. Ob man da schon von Befangenheit sprechen kann müssten dann Juristen klären. Aber von den Hütern der Verfassung, die ja in erster Linie dem Schutz der Bürger vor der Politik und dem Staat dient, sollte man Neutralität erwarten können.

    • @Legion72:

      (1) Von Verfassungsrichtern "Neutralität" und "Unbefangenheit" zu erwarten, ist verkehrt: sie sollen sich für die Wahrung des GG, also die Verfassung, einsetzen. Wie sollen sie da "neutral" sein?



      (2) Als Wissenschaftlerin hat sich die Kandidatin mit Fragen wie AfD-Verbot beschäftigt und ist dabei zu einem juristisch begründeten Abwägung gekommen, nämlich dass ein Verbot machbar und u.U. sogar geboten sein könnte. Als Verfassungsrichterin hätte sie einen konkreten Verbotsantrag auf GG-Konformität hin zu prüfen und käme womöglich zu einem ganz anderen Ergebnis.



      (3) Die Kandidatin hat sich z.B. GEGEN Faesers Verbotsantrag von Compact ausgesprochen wg. des hohen Stellenwerts von Pressefreiheit in der Verfassung. Das zeigt doch, dass (a) was theoretisch vertretbar wäre, in der Praxis anders bewertet wird, (b) dass die Kandidatin sehr genau hinschaut, also alles andere als voreingenommen ist.



      (4) Das Reflexionsniveau der Kandidatin deutlich höher ist als das ihrer Kritker:innen.

    • @Legion72:

      Wissenschaftlerinnen sollen also zu einer Frage in ihrem Fachgebiet keine Meinung haben bzw. sich nicht dazu äußern dürfen?

  • Es war ein Experiment von religiösen und politischen Reaktionären und Rechtsextremisten und es hat funktioniert. Frau von Storch und ihr Gatte können sich gegenseitig auf die Schultern klopfen.



    Gefährlich an der Geschichte ist, dass die Brandmauer der Union immer mehr Risse bekommt. Erschreckend ist, wer alles auf die Kampagne reingefallen ist, vor allem die Mitglieder der Unionsfraktion im Bundestag, aber auch ein Erzbischof, von dem man mehr Verantwortungsbewusstsein erwarten darf und muss.



    Es war ein eindeutiger Rufmord und niemand wird dafür bestraft.



    Nachdem dieser Probelauf bislang ziemlich erfolgreich war, schaue ich mit Sorge in die Zukunft. Was werden diese religiösen und rechtsextremen Fanatiker demnächst verhindern? Denn sie haben ja gerade erst angefangen, es geht bestimmt weiter.

  • Wird ein mir unsympathischer Kandidat gewählt, wurde er durchgewunken. Wird ein sympathischer Kandidat nicht gewählt, ist es das Ergebnis einer Kampagne.



    Hier haben sich Vorbehalte gegenüber einer Kandidatin zu einem sicherlich schlechten Zeitpunkt artikuliert, die sich bereits vor ihrer Wahl zu aktuellen verfassungsrechtlich kontrovers diskutierten Fragen geäußert hat (Abtreibung, Impfpflicht, AfD-Verbot). Kritik ist damit vorprogrammiert. Und wenn man beim Thema Menschenwürde eine Neigung zu einer Rechtsauffassung erkennen lässt, die im Lichte der Rechtsprechung des BVerfG vorsichtig ausgedrückt als nicht verfassungskonform anzusehen ist, dann ist die Nominierung einer solchen Kandidatin, wie Sigmar Gabriel es formuliert hat, nicht besonders klug.



    Das Recht entwickelt sich auch durch richterliche Rechtsfortbildung weiter. Allerdings ist die Frage der Menschenwürde gegen Strömungen des Zeitgeistes weitgehend immun, wie Art. 79 (3) GG unterstreicht.



    Die Causa Brosius-Gersdorf mag ein persönliches Drama sein, eine staatsrechtliche Tragödie ist sie nicht, wie Christian Rath mit Verweis auf den von den Grünen abgelehnten Kandidaten Seegmüller zutreffend festgestellt hat.

  • Eine Reformerin der Abtreibungsgesetze und eine klimabewußte Juraprofessorin kann der rechte Regierungsmob einfach nicht dulden im Verfassungsgericht. GOTT bewahre, dass dort Positionen vertreten werden, deren Beschlüsse ethisch brauchbar sind und auch auf Umweltbedingungen der heutigen Zeit angemessen reagieren könnten. Reinste Cancel Culture und widerwärtiges Framing hat bereits zum Erfolg geführt, beide Frauen werden wohl nicht ins Verfassungsgericht gewählt, und da sage noch einer wir hätten GleichbeRECHTigung.

  • Der öffentliche Raum wird zunehmend von rechts definiert – durch gezielt gesetzte Narrative, die Meinungen formen und Mehrheiten vorbereiten. Ob Christian Wulff, die Kölner Domplatte, das FDP-Papier zum Ampel-aus oder die Debatten um Magdeburg: Diese Ereignisse sind Teil orchestrierter Kampagnen. Die Frage ist nicht mehr, ob sie zufällig entstehen, sondern wozu sie dienen.

    In diesem Kontext ist auch der Konflikt um die Richterwahl zu lesen: Die Ablehnung von Frauke Brosius-Gersdorf verbindet AfD und Union – mit offener Unterstützung von Jens Spahn. Es geht nicht nur um eine Personalie, sondern um eine strategische Grenzverschiebung nach rechts.

    • @Yoriko N.:

      "Die Ablehnung von Frauke Brosius-Gersdorf verbindet AfD und Union – mit offener Unterstützung von Jens Spahn."

      Das passt nicht zu den Fakten. Zum einen gab es Seitens Spahn die Zustimmung zu B.-G. bei den Vorabgesprächen mit Grüne nd SPD. Zum anderen hat der Vorgang ihn persöhnlich politisch geschadet. Die behauptete Spahn-AfD Connection ist deshalb linkspopulistischer Unsinn.

      • @Rudolf Fissner:

        Entweder war Spahn, als er seine Zustimmung gab, den Erfordernnissen seines Amtes nicht gewachsen oder er hat Koalitionspartner und Kandidaten bewußt ins Messer laufen lassen. Beides späche nicht für ihn.

      • @Rudolf Fissner:

        Es geht auch um die Spaltung innerhalb der CDU/CSU Union und deren Sympathisanten für die " Neue Rechte " - Aufschlussreich dazu einmal deren Magazin " Junge Freiheit " in Augenschein nehmen.

  • Das Problem ist, das ca. 1/3 Abgeordneten von CSU/CDU inzwischen soweit nach rechts bzw. Richtung fundamentale Christen gerutscht sind, dass diese der AFD Näher stehen, als der politische Mitte bzw. der SPD. Und die Parteiführung um Merz und Spahn haben keine Kraft mehr, die Abweichler einzufangen, bzw. sympathisieren auch mit dem rechten Rand.

    • @Aymen:

      Die Behauptung ist schlicht falsch. Als jemand, der noch die frühen Debatten über die Abtreibung in Erinnerung hat: Die Position, die heute von vielleicht 50-60 Abgeordneten geteilt wird, war damals Mehrheitsmeinung innerhalb der CDU/CSU.



      Und da ja derzeit so viel von "Kampagnen", "Kulturkampf" und "Hetze" die Rede ist: Ist es eigentlich zu viel verlangt, sich jenseits der Polemik von Tichy und Reichelt auch mal auf die ernsthaften Argumente einzulassen? Die CDU-Rechtspolitikerin Elisabeth Winkelmeier-Becker hat auf zwei für sie zentrale Aspekte hingewiesen: Zum einen, dass B.-G.'s Position von der bisherigen Rechtssprechung des BVerG abweiche, zum anderen auf die nicht nur für sie wesentliche Frage nach dem Beginn menschlichen Lebens - nicht zuletzt mit Blick auf die Euthanasie-Praxis des NS.



      Kleines historisches Schmankerl am Rande: Bei der Abstimmung über die Fristenlösung verließ der damalige Bundeskanzler Willy Brandt das Plenum, nahm also nicht teil. Er hat das später so begründet: Hätte es seinerzeit die Möglichkeit der Abtreibung gegeben, wäre er nicht zur Welt gekommen.

      • @Schalamow:

        Bitte schauen Sie sich noch einmal die Ausführungen von Frauke Brosius-Gersdorf zur Thematik an (eigentlich gut dargestellt in dem Artikel). Das was die CDU Politikerin herausliest finde ich nicht in den sehr differenzierten Darstellungen oben. Möglicherweise hat die Politikerin nicht gut geprüft, wie auch Teile der katholischen Kirche (die jetzt zurückrudern) welche Behauptungen sie da kommentieren. Ob diese verfälscht, bis zur Unkenntlichkeit verkürzt wurden etc. Sachlichkeit wäre jetzt gut.

        • @Schnauz2:

          Über die Stichhaltigkeit der Argumente von Frau Winkelmeier-Becker habe ich gar nichts gesagt. Als ehem. Richterin und Vorsitzende des Rechts-Ausschusses in der letzten Legislaturperiode unterstelle ich ihr aber mal die nötige juristische Kompetenz; dazu braucht sie jedenfalls nicht Nius. Mal abgesehen davon, dass die taz in dieser Sache ja sehr eindeutig Position bezogen hat, finde ich hier zu dem von ihr genannten Punkt (Abweichung von bisheriger Rechtssprechung BVerG) keinerlei Aussage; so weit ich sehe, scheint dies auch zu stimmen.



          Für mich nicht schlüssig ist das Bild einer von außen gesteuerten Kampagne, der Teile von CDU/CSU nur gefolgt seien; ich hatte in einem anderen Kommentar schon darauf hingewiesen, dass das nicht von der Chronologie gedeckt ist. Zum anderen nervt mich generell bei dieser Debatte - und das betrifft fast alle Seiten -, dass es mittlerweile kaum mehr möglich ist, noch ein neutrales Bild zu gewinnen.

  • Ich verstehe die hysterische Aufgeregtheit nicht. Jemand ist bei einer demokratischen Wahl durchgefallen. So what?



    War das Ende des Hinterzimmergeklüngels und die Verlagerung der Wahl in die Öffentlichkeit des Parlaments nicht auch und gerade Wunsch und Ziel der Grünen? Zur Stärkung der Demokratie? Jetzt hat sich in so einer Wahl eben keine Mehrheit gefunden. Und deswegen ist die Demokratie in Gefahr? Da kommt keiner mehr mit.

    • @Querbeet:

      Die Demokratie ist in Gefahr, wenn sie für Schmutzkampagnen missbraucht wird. Das ist ja der Pferdefuß der Demokratie, dass unter dem Deckmantel der „freien Meinungsäußerung“ vielen „Wort-Taten“ so schwer beizukommen ist. Eine Autokratie/Diktatur hat die Probleme nicht.

    • @Querbeet:

      Doch, wenn man einfach mal den Artikel liest, kommt man auch wieder mit, da wird das Problem ausführlich beschrieben.

    • @Querbeet:

      Informieren Sie sich einmal über die Organisation " Neue Rechte " und deren Magazin " Junge Freiheit " - damit auch Sie verstehen, welche Angriffe da auf unsere Politiker-/ Demokratie ausgeübt werden.

    • @Querbeet:

      Jemand ist noch garnix. Die Entscheidung wurde auf nach die Ferien vertagt. Frau Prof. Dr. wird grade von komischen Mitmenschen "fertiggemacht" und des muß mer in einer funktionierenden Demokratie ned dulden. Hat was mit Anstand, Respekt, Werten und anderen für einige Fremdwörtern zu tun.



      Mensch sollte auch ned vergessen, daß ihre in eine satte demokratische Mehrheit eingebetteten Ansichten ned ihr Fachbereich beim BVerfG wären. Also wird, um ma nen Vergleich zu bemühen, die Qualitätsmanagementführungsabteilung neu besetzt und ein*e Anwärter*in für den Bereich "Apfel" diskreditiert, weil sie sich ma zum Bereich "Birne" geäußert hat.

    • @Querbeet:

      Nein, so war es nicht.



      Die Kandidatin war, zusammen mit zwei weiteren KandidatInnen, von eben denen, die sie dann am Ende plötzlich doch nicht wählen wollten, explizit zur Wahl vorgeschlagen und im Richterwahlausschuss bereits bestätigt worden.

    • @Querbeet:

      Es gab gar keine Wahl, es ist niemand durchgefallen.



      Die Wahl fand gar nicht statt, weil es eine Schmutzkampagne voller Lügen und Falschbehauptungen gab. Das haben inzwischen sogar einige besonders laute Kritiker eingeräumt.



      Nicht jedes Vorgespräch vor einer Abstimmung ist ein Hinterzimmergeklüngel. Demokratie besteht unter anderem darin, dass Absprachen getroffen werden, das verhandelt wird, das Kompromisse gefunden werden. Wenn man nur noch Abstimmungen auf gut Glück machen würde, dann wäre das überhaupt nicht demokratischer, eher Zeitverschwendung.

  • Die Behauptung, der Angriff ginge gegen den Grundsatz der unabhängigen Justiz, wird auf jeden Fall kontrovers diskutiert.



    "Eine unabhängige Justiz ist daran zu erkennen, dass sie nicht die Öffentlichkeit zur Kommentierung von Rechtsfragen sucht." so sieht es zumindest die vorsitzende Richterin des OLG in Köln (www.faz.net/aktuel...25-110594939.html)

  • Diese ekelhafte, schmutzige, widerwärtige Kampagne gegen Frau Brosius-Gersdorf erinnert an Kampagnen von MAGA-Fans in den USA. Wenn wir so vorgehen und es zulassen, dann werden Kompromisse, was ja bei solchen Wahlen z.B. für das BVG notwendig ist, in Zukunft immer schwieriger bis unmöglich werden. Die CDUler, die sich trotz Empfehlung der Wahlausschusses nun verweigerten, müssen sich schon fragen, wie leicht sie sich haben beeinflussen lassen, wie einfach es war, sie mit einer primitiven Kampagne hinters Licht zu führen. Und sie sollten jetzt auch mal "ihren Chef" den Merz zuhören, der genau dies so auch gesagt hat: Es war widerwärtig, diffamierend, schmutzig und abstossend. Wer darauf reingefallen ist, hat nach meinem Dafürhalten nichts im Bundestag zu suchen. Ein Abgeordneter hat immer einen kühlen Kopf zu behalten. Wo kommen wir dahin, wenn es anders wäre???

  • Die Abgeordneten auf dem Baum sind gewählte VolksvertreterInnen. Sie repräsentieren Menschen, die als Minderheit gelten, aber Machtoptionen nutzen.



    Wissenschaft beantwortet neue Fragen u. durchleuchtet die Welt, damit wir sie verstehen. Hier liegen offensichtlich nicht nur in Bamberg Missverständnisse vor. Dass die nicht erreichbare Zustimmung z. Richterinnen-Wahl nicht aus dem Nichts u. nicht urplötzlich entstanden ist, steht zu vermuten. Wer wollte hier wen beschädigen, außer die Kandidatin?



    Vor wenigen Monaten kann aus der deutschen Welt des Wissenschaftsjournalismus die Anregung, US-amerikanische WissenschaftlerInnen nach Deutschland einzuladen, um hier weiter zu forschen u. zu lehren.



    Frau Bär als Ministerin mit diesen Schlüssel-Ressort kann sich kaum besser selbst diskreditieren als mit solchen Auftritten. Wer soll in den Geisteswissenschaften ein Klima bevorzugen, das wie in God's own Country die Freiheit von Kunst und Wissenschaft immer wieder in Frage stellt. Unterkomplex kurze Antworten gibt die Politik, die Wissenschaft kann sie aber prüfen.



    Die Gruppe der Widerständigen in der Union ist der Schlüssel zur Lösung, das ist Demokratie. Dass sie im Parlament sitzen aber auch

    • @Martin Rees:

      Ich vermute, dass die WidersacherInnen nicht AnarchistInnen "im Sinne" Eilenbergers o. Feyerabends sind:



      "Es gibt dieses berühmte Motto von Feyerabend, „anything goes“, was verbirgt sich denn dahinter? Ist das wirklich Anarchie, was er da für die Wissenschaften predigt?

      Nein, das ist eine reaktive Formel, eine Art Hilflosigkeit, die da eingestanden wird. Sie speist sich aus der Einsicht, seiner Einsicht, dass wenn wir uns die historische Praxis der Wissenschaften anschauen und versuchen, so etwas wie die eine und einzige Methode zu suchen oder ein normatives Kriterium zu formulieren, das diese Wissenschaft im Innersten zusammenhält, dann sehen wir, dass wir nichts finden. Dass wir eine schwer überschaubare Pluralität und eine normativ nicht eingrenzbare Pluralität von Praktiken haben. Und insofern sagt er, wenn man mich fragt, ob ich so ein Kriterium habe, woran sich Wissenschaftler orientieren sollten, um erfolgreiche Wissenschaftler zu sein, dann sage ich: gibt es nicht, anything goes. Aber das ist nicht als Imperativ zu verstehen im Sinne von: Macht einfach, was ihr wollt. Sondern es ist zu verstehen als eine Zurückweisung des wissenschaftstheoretischen Anspruchs.."



      fr.de 2024❗

  • Es ist unfassbar, was in diesem Land passiert, fast schon „trumpisch“. Und Spahn schon wieder mit an der Spitze (der ja schon das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum selbstbestimmten Tod aushebelte, von anderen Affären ganz zu schweigen). Jetzt rächt sich der jahrzehntelange Kampf gegen links während man für rechts die Tore trotz Weltkriegserfahrung weit offen ließ. „Der Schoß ist fruchtbar noch …..“

    • @snowgoose:

      Da wurde einfach jemand nicht gewählt. Es kann ja wohl niemand gezwungen werden jemanden zu wählen.



      Ich frage mich eher, mit was für ein Demokratieverständnis diese Richterpersonalie durchgedrückt werden soll.

  • Ja, wie konnte das passieren?! Muss man diese Frage tatsächlich stellen? Wir haben erlebt wie sich Söder gegen die Grünen ereifert hat, gegen Robert Habeck, Annalena Baerbock. Schon vergessen? Die bloße Existenz der Ampel war Treibstoff für den Kulturkampf von Konservativen und radikalen Rechten. Wie tönt Ulf Poschard heute in der Welt? "Plötzlich fordern die intellektuellen Eliten ein Ende des Kulturkampfes. Das liegt daran, dass sie ihn zu verlieren drohen – nachdem sie ihn lange erfolgreich geführt haben, von oben herab und voller Verachtung für die normalen Leute." Ach ja tatsächlich. Jeder kritische Blick auf Pochards Wagenpark und Ideologie ist also Kulturkampf? Nein, die Konservativen und Rechten können einfach keine Demokratie. Ein Wunder, dass das Grundgesetz in dieser Form überhaupt existiert. Wer hat denn den ganzen Müll über Brosius-Gersdorf ausgeschüttet? Wir leben in heiklen Zeiten. Es gibt keinen Grund die Konservativen und Rechten zu schonen.

    • @shitstormcowboy:

      Es ist aber eine sehr seltsame Demokratie, in der sie Abgeordneten vorschreiben wollen, wie diese abzustimmen haben. Ich finde, Fraktionszwang wiederspricht einer Demokratie. Laut Grundgesetz sollen Parteien an der politischen Willensbildung mitwirken, in der Praxis aber bestimmen sie die Politik, durch Kandidatenaufstellung oder eben Nichtaufstellung.

  • Das hat mit CDU/CSU eigentlich nichts zu tun, das wäre zu kurz gegriffen. Es handelt sich um eine Attacke von ganz weit rechts auf den Rechtsstaat. Im Prinzip ist es das gleiche Schema, das Trump zum US- Präsidenten gemacht hat.

    Das ist das tatsächlich Beunruhigende.

    • @Josef 123:

      Mit CDU/CSU hat es schon was zu tun, auch mit anderen, eher konservativen Politikansätzen. Es gibt dazu von heute einen sehr guten Artikel hier in der taz: taz.de/Warnung-vor...h-rechts/!6100441/ .

  • Erstens: Jens Spahn kann weder Gesundheitsminister noch Fraktionschef. (Anmerkung: Ich kann beides auch nicht, zeige aber auch keinen frechen und bodenlosen Ehrgeiz, an irgendwelche Ämter zu kommen.)

    Zweitens: Toll, spätestens jetzt sind Hetzkampagnen aus dem AfD-Playbook gegen Personen bei den höchsten und wichtigsten Institutionen des Landes angekommen.

    Und drittens: Wie kommt es, dass (hahaha) die SPD wagt, eine so weit rechts stehende Kandidatin zu nominieren? Und warum haben das die Hetzkampagnenbetreibenden (siehe zweitens) nicht bemerkt? Oder ging es ihnen am Ende gar nicht um die Sache????

    Fragen über Fragen .....

    • @Stavros:

      "Fragen über Fragen ....."



      Keine Fragen mehr: mit Hilfe der Hardliner der CDU und der immer währenden Hetze, speziell aus der CSU, haben die Rechtsradikalen den Ton übernommen.



      Alle tun nur, was ein Höcke oder Sellner will/proklamiert.



      Und "Sie" lassen sich nur zu gerne vor deren Karren spannen.



      ... mein Verstand wehrt sich (noch), aber in meiner Brust ruft's nach Vaterland und Führer (Kaiser) und ähnlichem Gedöns ... (abgewandelt).

      • @LeKikerikrit:

        Ganz soweit isses noch nicht, aber dieser sich etablierende Backlash ist höchst bedenklich, da haben Sie Recht.

  • CDU/CSU haben ja nun endgültig die Katze aus dem Sack gelassen. Wirklich hinter unserer Demokratie stehen viele Abgeordnete dieser beiden Parteinen nicht mehr, bzw. sind völlig unfähig oder unwillig, Kompromisse einzugehen. Fundierte Argumente scheinen nicht zu interessieren, Stimmungsmache ist alles. Und die nichtssagenden Äußerungen von Frau Bär bringen uns nicht im geringsten weiter.

    • @Minion68:

      "Und die nichtssagenden Äußerungen von Frau Bär bringen uns nicht im geringsten weiter."



      Hä ?



      Diese "nichtssagenden Äußerungen" sind an Niedertracht und Böswilligkeit kaum zu überbieten.

      • @LeKikerikrit:

        Da haben Sie absolut recht.