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Wagenknecht und MigrationWäre gerne eine Alternative zur AfD

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Wagenknecht schlägt eine Volksabstimmung zur „Asylwende“ vor, was grundgesetzlich unmöglich ist. Sie geht damit womöglich den eigenen Leuten zu weit.

Sahra Wagenknecht erklärt im Bundestag, warum sie Merz' „Zustrombegrenzungsgesetz“ zustimmt Foto: AP

E s kann nun keinen Zweifel mehr daran geben, wie sich das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) positioniert: zwischen CDU/CSU und AfD. Sieben der zehn BSW-Abgeordneten im Bundestag stimmten für das umstrittene „Zustromsbegrenzungsgesetz“, das Friedrich Merz am Freitag ins Parlament eingebracht hatte.

Dass es keine Mehrheit fand, lag also nicht am BSW – sondern an den Abgeordneten von CDU und FDP, die der Abstimmung fernblieben. Bei den beiden Anträgen der Union am vergangenen Mittwoch hatte sich das BSW noch enthalten.

Wagenknecht rechtfertigte den Zickzackkurs ihrer Partei damit, dass die beiden Anträge der Union größtenteils „Symbolik“ gewesen seien. Die Einwanderung nach Deutschland müsse man aber begrenzen, und Merz gehe mit seinen Vorschlägen noch nicht weit genug.

Deshalb bringt sie nun eine Volksabstimmung ins Spiel, um eine „Asylwende“ durchzusetzen, und wünscht sich eine Obergrenze von rund 50.000 Zuwanderern pro Jahr. Alles andere würde das Land überfordern und die Sicherheit gefährden, behauptet sie, wobei sie Asylbewerber und andere Zuwanderer absichtsvoll vermischt.

Die Brandmauer hält Wagenknecht für Quatsch

Populisten lieben Volksabstimmungen, weil sie komplexe Fragen auf ein simples „Ja/Nein“-Schema reduzieren. Wagenknecht weiß natürlich, dass das Grundgesetz ein solches Referendum nicht zulässt. Ihr geht es um Aufmerksamkeit und darum, beim Thema Migration einen Platz zwischen Union und AfD zu besetzen.

Sie meint, die deutsche Asylpolitik sei immer noch nicht restriktiv genug, und erst die Ausgrenzung habe die AfD stark gemacht. Deshalb hält sie die Brandmauer für Quatsch. Indem sie sich als seriöse Alternative zur AfD präsentiert, hofft sie, deren Wähler von sich zu überzeugen.

Die Frage ist, ob ihre eigenen Anhänger diesen Kurs goutieren. Denn viele wählen die Partei nicht wegen ihrer Positionen zur Migration, und viele ihrer Mitglieder und Wähler verstehen sich eher als links. Merz hat mit seinem Schmusekurs gegenüber der AfD viele in seiner Partei gegen sich aufgebracht. Möglicherweise macht Wagenknecht den gleichen Fehler.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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41 Kommentare

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  • Hauptsache, Frau W. hat sich vor den Wahlen mal wieder ins Gespräch gebracht. Um mehr ging es vielleicht gar nicht.

    Denn gemäß den aktuellen Prognosen (z. B. hier in der taz-Grafik, aber auch auf www.wahlrecht.de) könnte das BSW die Fünf-Prozent-Hürde für den Bundestagseinzug gut und gerne knacken, allerdings nicht mit überragendem Erfolg, sondern sogar eher knapp.

    Die anfängliche, groß inszenierte Euphorie um diese Linken-Aussteiger-Partei scheint bereits ein wenig zu verfliegen. Da muss die Chefin halt die Bühne suchen und einen dollen Vorschlag raushauen. Bei welchem Thema ginge das aufmerksamkeitswirksamer als bei Migration?

    Und selbst wenn sie damit bei ihren eigenen Leuten zu weit geht, was soll's? CDU-Merz hat sich in den letzten Tagen auch weit aus dem Fenster gelehnt, bei der AfD gehört diese Taktik zur Routine. Trotzdem führen beide die Umfragen an. Inhaltlich Substanz scheint generell immer weniger gefragt. Das aktuelle Credo lautet eher: Wer vorprescht, bleibt.

  • Das besagte Bündnis / deren Namensgeberin und Vorsitzende macht bei diesem Themenkomplex jetzt so ziemlich alles falsch. Die anständigere Rechtsauslegerin sein zu wollen, deren Wählerschaft permanent pauschal in Schutz zu nehmen (weil sie irgendwie größere Teile davon „zurückgewinnen“ will), auf die Merz‘sche Luftnummer so kurz vor den elections noch treudoof anzuspringen… mglweise war‘s das auch schon wieder für diese Top-Down-Gründung; nicht unbedingt schade. Heidi Reichinnek hingegen hat gut gesprochen.

  • Das doppelte W-W-chen:



    Wagenknecht spricht von“alte Parteien“,



    Weidel von „Altparteien“.

    „Was jemand willentlich verbergen will, sei es vor anderen, sei es vor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag.“



    (Victor Klemperer)

  • Wagenknecht ist immer noch zu früh gestartet, um nicht zwischen Erwartungen und Realität, zwischen Linken und AfD zu verglühen.

    Schade um jede Stimme, die etwa bei Links, SPD oder Grün besser aufgehoben wäre, wenn einem soziale Gerechtigkeit wichtig ist.

  • Ablenkungsmanöver



    Frau Wagenknecht will Punkte machen, indem sie ein nicht vorhandenes Problem (Deportationen) auf die lange Bank schiebt.



    Zur Zeit gibt es keine verfassungsgemäße Grundlange für bundesweite Volksabstimmung und damit gibt es auch keine rechtliche Grundlage.



    Deshalb ist die Forderung nach einer solchen bundesweiten Volksabstimmung bloß ein Ablenkungsmanöver.

  • 50.000 Zuwanderer würde bedeuten das Deutschland schrumpft und zwar massiv, außerdem gar nicht mit EU Recht vereinbar, EU Bürger dürfen jederzeit nach Deutschland einwandern. Die Frau ist teilweise einfach nur noch AFD wenn man sie auf Temu bestellt. Billigster Populismus.

    • @Machiavelli:

      Sie machen sich Gedanken darüber, dass das Land schrumpfen könnte? Welches in den letzten Jahren auf 85 Millionen gewachsen ist? Millionen keine Wohnung finden trotz einer seit vierzig Jahre geltenden Fertilitätsquote von 1,6?

      Und sollte die Bevölkerung schrumpfen, wäre das nicht wunderbar? Mehr Natur, mehr Wohnraum zu günstigen Preisen, Jobs, mehr Lebensqualität. Weniger CO2.

      1950 lebten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland gut 69,3 Millionen Menschen. Bestens. Hat sich da jemand 15 Millionen mehr Menschen gewünscht?

      • @shantivanille:

        "1950 lebten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland gut 69,3 Millionen Menschen. " Die waren in der Mehrzahl im arbeitsfähigen Alter.



        Wenn Deutschlands schrumpft heißt das wir werden eine Republik von Rentnern deren Rentensystem darauf gebaut ist das die Leute im Hier und Jetzt diese Renten erarbeiten.



        Dann steigt die Abgabenlast, was noch weniger hoch-qualifizierte Migranten nach Deutschland führt, was zu noch mehr Abwanderung führt. Irgendwann muss man dann halt die Renten kürzen. Vom Mangel an Pflege und medizinischen Personal gar nicht zu sprechen.

        • @Machiavelli:

          Zustimmung!

  • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu

    Leider wird - von dem sonst durchaus geschätzten - Kommentator wieder einmal die übliche Falschmeldung reproduziert, dass Volksabstimmungen immer Ja/Nein-Entscheidungen darstellen. Ein kleiner Blick in Richtung Schweiz hätte schon gezeigt, dass dort oft nicht nur die Initiative A zur Entscheidung gegen den Istzustand B steht, sondern auch der - oft A aufgreifend, aber abschächend - (Regierungs-)Gegenentwurf C, wobei die Abstimmenden dann priorisieren können, dass sie z.B. A und C unterstützen, aber A bevorzugen würden. Vielleicht einfach mal lesen: das neue Standardwerk zur direkten Demokratie 'Demophobie' der früheren Verfassungsrichterin Lübbe-Wolff?

    • @Gerd Grözinger:

      Sie sind immer noch bei nur drei Lösungen. Parlamente haben unendlich mehr Möglichkeiten, können beraten, Pakete schnüren, ...



      Nicht falsch verstehen: in Ländern ohne Regierungswechsel wie Schweiz oder Bayern können Volksabstimmungen oder die Furcht davor eine Funktion einnehmen. Die Regierung nimmt große Strömungen wahr und integriert die Bedürfnisse womöglich etwas.



      Sonst aber müsste man die nachteiligen Folgen schon sehen. Verantwortungs-Unklarheit der Gewählten ist nur eine.

  • Die Wähler des BSW verstehen sich vielleicht als links, haben aber kein Problem mit einem rechten Kurs hinsichtlich der Migration. Deren Verständnis linker Politik ist national. Das ist übrigens kein direkter Widerspruch, in Skandinavien war linke Politik schon immer so ausgerichtet. Das deutsche Verständnis von Linkssein, nachdem dazu eine internationalistische Position gehört, ist keineswegs weltweit verbreitet.

    Und was ist eigentlich je links gewesen an der faktischen Akzeptanz eines faschistoiden Regimes, das gerade einen Vernichtungskrieg gegen ein Nachbarland sowie einen Hybridkrieg gegen Deutschland und die anderen westlichen Demokratien führt?

    Davon abgesehen, fischt Wagenknecht nun mehr oder weniger offen in rechtsbraunen Gewässern. Aber wen überrascht das? Die eigenen Wähler bestimmt nicht.

    • @Suryo:

      Schon vor fünf Jahren hat Wagenknecht in ihrem hervorragenden Buch "Die Selbstgerechten" eine Begrenzung der Migration gefordert. Alle Wagenknecht-Leute wissen also bestens Bescheid und befürworten die Begrenzung so wie es die meisten Bundesbürger seit zehn Jahren tun.

      Wagenknecht verfolgt klassiche linke Politik, besser als ich sie bei der SPD finde.

      Innenpolitisch bin ich daher voll auf Wagenknecht-Linie. Außenpolitisch ist sie allerdings eine große Enttäuschung, sowohl bei Putins Russland und mehr noch in ihrer Ablehnung Israel gegenüber.

      Sie hat ja noch nicht mal die Antisemitismus-Resolution des Bundestags unterschrieben.

      Da bin ich dann mal weg.

      • @shantivanille:

        Ich finde das erwähnte Buch ziemlich Panne, nicht einmal für schlaue Populisten interessant. Sicher wurde sie in der ihrer alten Partei ziemlich abgesägt, aber so sehr auf der steilen These von den vermeintlich „Nur-noch-an-Minderheitenthemen“ interessierten Linken herumzureiten, hat eher was von ‚Wie komme ich aus dem Verein raus, nutze aber möglichst noch bis zuletzt seine Strukturen?‘ Irgendwie auch peinlich, sich da zum Sprachrohr einer etwas phantomartig erscheinenden Klientel machen zu wollen; dabei mit Versatzstücken hantierend aus „Westalgie“/Rheinischem Kapitalismus (als wäre diese Zeit ideal gewesen und dann unerklärlicherweise abhanden gekommen!), „Gemeinsinn“ (aber irgendwie nur auf die Gebietskörperschaft bezogen - „Wir“ bzw. „das Land“, keinesfalls links-solidarisch erscheinen wollend), oft ist auch die Rede von „unser(em) Wohlstand“, womit gut und gern ein Fünftel der Bevölkerung keinesfalls gemeint sein kann und ein weiterer Teil nur mit sehr viel Mühe bis hin zum Selbstbetrug gerade noch so mitkäme. Gewerkschaften? Offenbar uninteressant in diesem Weltbild. Eher ziemlich national-borniert.

    • @Suryo:

      Die BSW-Wähler (nicht die von Sarah elitär bestimmten Mitglieder) verstehen sich durchaus als links. Vielleicht haben sie weniger Probleme mit einem migrationsfeindlichen Kurs und Wagenknechts russlandfreundlichen Populismus, aber eine zu enge Kettung an die immer offenener faschistisch auftretende AfD dürfte dann doch eine überschrittene Grenze darstellen, denn dann könnten sie ja gleich die AfD wählen. Es hat ja einen Grund, warum aktuell die Linke zulegt und das BSW verliert. Je mehr Wagenknecht auf populistische Fremdenfeindin macht und soziale Themen vernachlässigt, desto besser für die Linke. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Linke bundesweit 70.000 engagierte Mitglieder hat, Tendenz stark steigend, während das BSW bei 1200 Mitgliedern stagniert, weil Sarah Angst vor Menschen mit eigener Meinung hat. Mit 1200 homogenen Befehlsempfängern kann frau schlecht Wahlkampf machen, selbst wenn sie in den täglichen Talkshows die Provokationen ständig steigert.

  • Wäre DIESE Volksabstimmung tatsächlich nicht mit dem GG vereinbar ? Auf jeden Fall verstiesse sie gegen EU-Recht (zumindest der Inhalt).



    Die pauschale Herabsetzung von Volksabstimmung kann ich aber hier so nicht stehen lassen. In der Schweiz funktioniert das System sehr gut - zumal mit der Möglichkeit, Volksinitiativen einen Gegenvorschlag seitens Regierung/Parlament entgegenzusetzen, die simple Ja/Nein Problematik stark entschärft.



    Und auch das hier immer wieder ins Spiel gebrachte Argument, dass dann die mit den dicken Brieftaschen die ach so tumben Wähler "kaufen", erweist sich in der Schweiz als falsch: 9 der letzten 12 Volksabstimmung gewann die Gruppe mit dem kleineren Budget!

    • @Emmo:

      In der Schweiz herrscht auch das Konkordanzsystem.

  • Die Ergebnisse der modernen Volksabstimmung beweisen, dass die von der möglichen Wahrheit getrennten Menschen dazu gebracht werden können, gegen sich selbst zu stimmen." (Herbert Marcuse)

  • Vor nicht allzu langer Zeit schrieb Herr Bax noch Artikel wie:

    "Erfolg für das Bündnis Sahra Wagenknecht



    Stark dank Sahras Strahlkraft"

    Ihre Pro-P., antiwestlichen Äußerungen dürften solche Artikel befeuert haben.

    Und hier sind wir nun. Mit ihrer Haltung zu Russland fischt sie bei den Linken, mit ihrer Haltung zu Migration bei den Rechten, und mit ihrer Haltung bei Themen wie Klima etc. fischt sie auch noch in der Mitte.

    Der "Zickzackkurs ihrer Partei" hat nur den Grund, dass man manchmal bei dem Versuch es allen recht zu machen, es eben keinem recht macht.

    Bleibt nur zu hoffen, dass die Partei zurück in die Beudeutungslosigkeit verschwindet aus der sie kam.

    • @Pawelko:

      Das ist kein Zickzackkurs.

      Wagenknecht bedient ein ganz bestimmtes Klientel von Alt-Linken, gern mit DDR-Vergangenheit.

      Die finden sich da voll wieder.

      Wagenknecht hat da ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit, weil sie diese Position seit vielen Jahren vertritt.

      Restriktive Migrationspolitik kann sehr links sein, während der Wirtschaftsliberalismus bei No border jubelt.

      Die Linke hatte begonnen, die besseren Grünen sein zu wollen und ihr Kernklientel vernachlässigt.

      Das BSW korrigiert das.

      Mit überraschendem Erfolg.

      • @rero:

        Vielen Dank für Ihren Kommentar.



        Eines interessiert mich aber schon länger brennend.

        "Alt-Linken, gern mit DDR-Vergangenheit."

        Ich stamme aus dem ehemaligen Ostblock und habe die Russen als Besatzungsmacht kennen gelernt. Willkürliche Enteignungen, Lebensmittelrationierung, Kontrollen, Schwarzmarkthandel etc....

        Woher stammt dieses verklärte Bild in Deutschland?

        Fast alle Migranten aus dem ehemaligen Ostblock (vor allem die Polen) wissen um die Gefahr die von Russland ausgeht. Wie kommt es also, dass viele Linke so ein romantisiertes Bild von Russland haben hier in Deutschland und eher den Westen als Feindbild heranholen (gerade auch in der ehemaligen DDR)?



        Also quasi genau dem BSW nach dem Mund reden?

  • Ich teile die Einschätzung von Daniel Bax, dass Wagenknechts Fixierung auf das Migrationsthema viele ihrer Mitstreiter dazu bewegen könnte, ihr wieder den Rücken zu kehren. In den Wahlumfragen kündigt sich das übrigens auch schon an.



    Und was braucht es eine ursprünglich aus dem linken Lager stammende Partei, die sich programmatisch ausgerechnet zwischen CDU und AfD verortet? Viel Platz ist dazwischen ohnehin nicht (das muss auch die aus der bürgerlich-rechtskonservativen Ecke kommende Werteunion erkennen).



    Nicht schade jedoch, dass das BSW seine sozialpolitische Flanke - von der ich mir vor etwa einem Jahr noch erhofft hatte, dass es damit einen wählbaren Platz irgendwo zwischen Linken und SPD einnimmt - jetzt so schnell wieder preisgibt.



    Denn es ist eine große neue Chance für die Linken, sich in Zeiten zu profilieren, in denen alle anderen fast ausschließlich über Migration reden, nicht aber über soziale Ungerechtigkeit und die Gefahren. die daraus für die Demokratie entstehen.

    • @Abdurchdiemitte:

      Vielleicht hat das BSW , aus ihrer Sicht gedacht : " Wenn die " Richtigen " für einen falschem Antrag abstimmen - wird der Antrag richtiger 🤣😅🤣😂



      Unglaublich

    • @Abdurchdiemitte:

      Sie haben - wie Herr Bax - das Problem drin, dass Sie die Einordnung zwischen CDU und AfD nur anhand des Themas Migration vornehmen.

      Der Rest des BSW-Programms gehört da überhaupt nicht hin.

      Deshalb können Sie auch nicht erkennen, zu was es diese Partei " braucht ".

      Das BSW ist die Kombination aus stark Linker Wirtschafts-und Außenpolitik und restriktiven Migrationspolitik.

      Der spontane Erfolg der Partei beruht auf diesem Alleinstellungsmerkmal.

      Offensichtlich bedient das BSW hier eine Marktlücke.

      Absurd wirkt es, wenn man einerseits behauptet, Migration sei ja ein so unwichtiges Thema, andererseits die Einordnung ins Parteienspektrum ausschließlich anhand dieses ach so unwichtigen Themas vornimmt.

      • @rero:

        Na, da haben Sie mich aber erwischt.😉



        Allerdings wurde das Migrationsthema nicht von mir gehypt, sondern von der AfD - und nachdem eine Mehrheit des Wahlvolkes da mitzugehen meinte, haben sich Union und BSW auf eine Art und Weise drangehängt, die in der Tat nur als kritikwürdig bezeichnet werden kann (ich habe das noch diplomatisch formuliert).



        Wichtig ist das Thema deshalb, weil es nach Magdeburg und Aschaffenburg so perfide aufgepumpt wurde, wichtig aber auch, weil ja tatsächlich Handlungsbedarf besteht. Ich habe das nie bestritten.



        Aber so, wie es die Union mit ihrem Zustrombegrenzungsgesetz (schon der Name verrät die Intention) vorschlägt?



        Es wird stattdessen Zeit, über einen gesellschaftlich breit verhandelten Migrationspakt zu reden, unter Beteiligung der demokratischen Parteien, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Wohlfahrtsverbände, Migrantenorganisationen, Kirchen etc. - Essentials aus meiner Sicht wären, a) das individuelle Grundrecht auf Asyl darin unbedingt zu erhalten und b) natürlich von dem (linken) Tabu Abstand zu nehmen, Migration dürfe nicht gesteuert und kontrolliert werden.



        Kompromisse eben, von denen die Demokratie lebt - und die ein Herr Merz nicht wollte.

      • @rero:

        Für die Einhaltung der Regularien, bei der Aufnahme von Flüchtlingen, zu zustimmen wäre ABSTIMMUNGSWÜRDIG - jedoch bei diesem, äußerst fragwürdigem Antrag jedoch , hätte wenigstens eine Enthaltung, eher eine Gegenpositionierung - unserem GG und den vereinbarten



        EU- Richtlinien, entsprochen.



        Sehr enttäuschend, diese Offenbarung des BSW.

        • @Alex_der_Wunderer:

          Das BSW könnte auch bei den anderen Themen zum Teil eine Änderung des Grundgestzes gebrauchen bzw. wollen.

          Ein EU-Fan ist das BSW nicht.

          Auch das ist kompatibel mit alt-linken Positionen.

          Haben Sie sich von dem BSW zunächst etwas versprochen?

          Was hat Sie angesprochen?

          (Ernst gemeinte Frage)

  • Genau, aus dem Nichts jetzt Volksabstimmungen. Wenn das nicht geübt ist kommt da nur Mist raus, die Koch CDU hat in Hessen bei der Kommunalwahl 2011 auch über eine Schuldenbremse abstimmen lassen, 70% Zustimmung, bestimmt alles von "Experten", die langfristige Investitionen aus der Portokasse zahlen. Danach dann verscherbeln der Landesimmobilien und zurückmieten zu Mondpreisen.



    Genauso wäre es bei einer Abstimmung zu "Grenze zu", mal abgesehen davon, dass dann Schengen im Eimer wäre, würde das nur bei einer "Zonengrenze 2.0" funktionieren und alles Geld würde in Grenze und Grenzschutz fließen.

    • @Axel Schäfer:

      Mit dem Begriff "Zonengrenze" (zu besichtigen noch unweit von Fulda im Museum "Point Alpha") kann heute keiner mehr was anfangen. Das Vorbild paßt ja auch nicht. Eher sowas www.spiegel.de/aus...-9d64-d4606a5c0de5 dann eben auch am Moselufer in Trier.

  • Gewinnerthemen für das BSW sind Außenpolitik, Wirtschaft und materielle Verteilungsgerechtigkeit. Migration ist so oder so ein Verliererthema. Deshalb ist es für mich etwas unverständlich, dass Wagenknecht die Farce im Bundestag nicht einfach ignoriert und Merz die kalte Schulter gezeigt hat.

    • @Kohlrabi:

      Russland und Migration sind die Gründe für die Abspaltung von der Linken...

  • Das formale Argument, dass Volksabstimmungen "nicht vorgesehen" seien, ist natürlich schwach - und bringt das Grundgesetz überwiegend unnötig in Misskredit.



    Denn natürlich werden "Abstimmungen" im Grundgesetz erwähnt; man könnte das also endlich einmal durch Gesetze konkretisieren.

    Tatsächlich ist schon wichtig, dass es um ausdifferenzierte Pakete geht und nicht um ein einfaches "Ja/Nein".



    Allein schon die Vorbereitung auf ein Referendum, in dem die Parteien jeweils vollständige Konzepte ausarbeiten müssten, könnte sich lohnen.

    • @Frauke Z:

      Das Asylrecht steht aber auch im Grundgesetz und genau deswegen kann man darüber eben NICHT einfach abstimmen, weil man Grundgesetze aus gutem Grund nicht einfach per Vorlksabstimmung abschaffen kann und das ist auch gut so!

    • @Frauke Z:

      Wo genau steht im Grundgesetz etwas über Volksabstimmungen mit bindender Wirkung auf Bundesebene? Bitte mit genauer Angabe.

  • Schon wieder irgendein dämlicher Vorschlag, der aus gutem Grund mit dem Grundgesetz nicht zu vereinbaren ist. Purer Populismus halt.



    Die angebliche Sicherheit, von der AfD, CDU/CSU und das BSW gerne schwafeln, ist mir, ehrlich gesagt, bei weitem weniger wichtig als meine persönliche Freiheit.



    Wer weniger Tote in Deutschland will, sollte es lieber mit einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen versuchen. Das wäre billiger und brächte mehr, als mit fadenscheinigen Argumenten gegen Migranten zu hetzen, obwohl jede(r) Politiker(in) und jede(r) Bundesbürger(in), die/der des Rechnens kundig ist (o.k., das sind evtl. zu wenige) genau wissen müsste, dass man mit den von Merz vorgeschlagenen Maßnahmen das angebliche Ziel, für mehr Sicherheit zu sorgen, nicht erreichen kann. Außerdem müssten wir für diese Luftnummern viel Geld aus- und wesentliche Freiheiten aufgeben.

    • @Aurego:

      Schließe mich an - und es ja symptomatisch für den deutschen Michel und zieht sich wie ein roter Faden durch seine Geschichte, wie sehr er doch bereit ist, wesentliche demokratische Werte (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) für ein bisschen Sicherheit zu opfern. Vielmehr: für ein Versprechen auf Sicherheit, das so nie eingelöst werden kann.

  • Ich bin bei solchen lächerlichen Vorschlägen immer der Meinung, dass wir das machen sollten. Allerdings darf ein politischer Gegner auch einen Vorschlag einbringen, der keine Grenzen der Realitätfremdheit kennt.



    In diesem Fall wäre ich dann für eine absolute VISA Pflicht zur Einreise in Städte über 200.000 (300k? 400k?) Einwohnern und Metropolregionen, wenn im Wahlkreis fckafd und phrasenknechte bei mehr als 25% liegen.

    • @nachtkap:

      Zitat: "In diesem Fall wäre ich dann für eine absolute VISA Pflicht zur Einreise in Städte über 200.000 (300k? 400k?) Einwohnern und Metropolregionen, wenn im Wahlkreis fckafd und phrasenknechte bei mehr als 25% liegen."

      Kein Hirngespinst. Da kannst Du gleich mit der "Kulturhauptstadt Europas" anfangen: CDU 31,7%, AfD 26,3% und BSW 14,9% ... Und selbst in den Wahlkreisen, die die CDU bei der Landtagswahl im vorigen Jahr gewonnen hat, kam die AfD mitunter über 30 Prozent.



      interaktiv.tagessp...karten-historisch/

      • @dtx:

        Ich glaube, @nachtkap bezog sich eben gerade recht ironisch auf weitere Vorschläge von SW in der Vergangenheit, denen es so ziemlich an allem fehlte: nüchterne Analyse, realistisch-vernünftige Zielorientiertheit… Beispiel: Ja, es gibt nicht wenige Zugewanderte, die in Deutschland weit unter ihrer im Ursprungsland erworbenen Qualifikation arbeiten (wegen der Nichtanerkennung vieler ausländischer Abschlüsse hier). Also lautet der ‚Lösungsvorschlag‘, solche Leute sollten einfach nicht herkommen, weil sie ja dem Arbeitsmarkt der Herkunftsregion fehlten (wo sie überdies ausgebildet worden seien). Ein wahrer Kern, o.k., aber die Leute werden schon wissen, welche Chancen sie dort früher hatten/heute hätten. Bitter, als studierteR Meeresbiologe/-in in der Heimat keinen Job gefunden zu haben, Völlig sinnlos aber, deswegen noch perspektivloser bis Sankt Nimmerlein dort auszuharren, Hauptsache, nicht unter der Qualifikation zu arbeiten. Diese recht tief gehenden Problemzusammenhänge sind sicher nicht durch das „Bleib dort (und nähre dich redlich?) lösbar.

  • Bei der BSW weiß man einfach nicht, wo man dran ist, wieso sollte man sie dann wählen?

    • @Hans Dampf:

      Weil das "woran man dran ist" die Massen nicht interessiert? Die Positionen des BSW sind mittlerweile bekannt. Sie stellt sich genauso gegen die Interessen ihrer Wählerschaft, wie die AfD.