Vorfall nach einer AfD-Veranstaltung: Angriff mit dem Auto
Nach dem Besuch einer AfD-Veranstaltung fuhr ein Mann Gegendemonstrant*innen an. Gezielt, so ein Betroffener. Die Polizei stellt das anders dar.
„Ich dachte, ich sehe nicht richtig“, berichtete einer der Betroffenen der taz. Am Ende der Veranstaltung gegen 18.30 Uhr seien vier Besucher der Veranstaltung an ihm und seinem Begleiter vorbeigegangen. Zwei von ihnen seien in einen grauen Pick-up eingestiegen und statt auf die Straße zu fahren auf den Gehweg gebogen. „Und der Fahrer gab Vollgas und raste auf uns zu.“
Die kurze Distanz zwischen dem Auto und den Männern war schnell überwunden. „Etwas konnten wir uns in die Rabatten retten, der Fahrer traf uns dennoch mit der Motorhaube. Wir wurden weggeschleudert“, sagt der 44-Jährige. Beide erlitten Prellungen und Schürfungen am Körper. Sein Begleiter wurde zudem am Kopf verletzt. Er sah noch, wie das Auto weiter auf dem Gehweg raste, eine Frau voll traf und dann auf die Straße fuhr. Sie musste ins Krankenhaus, durch die Prellung am Oberkörper kann sie schwer atmen. Eine Polizistin habe gesagt, dass „die Frau tot“ hätte sein können, will der Betroffene gehört haben.
Polizei spricht von „Verkehrsunfall“
Der Pressemitteilung der Polizeidirektion Bad Segeberg ist all das nicht zu entnehmen. Hier heißt es lediglich: „Demonstranten der rechten und linken Szene gerieten außerhalb des Veranstaltungsgeländes aneinander. Dabei wurde im Rahmen eines Verkehrsunfalls eine Person der linken Szene schwer verletzt.“ Die Staatsanwaltschaft in Kiel ermittle wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr gegen den Unfallfahrer. Der Beschuldigte sei nach einer ersten Befragung in einer Dienststelle wieder entlassen worden.
Ab 14.30 Uhr hatten sich zuvor über 350 Demonstrant*innen am Bürgerhaus gegen die AfD versammelt. Im Zufahrtsbereich trafen 60 von ihnen auf AfD-Besucher*innen. Zwar habe es Zusammenstöße gegeben, auch mit Polizeibeamt*innen. Mit diesen Auseinandersetzungen habe der Autoangriff allerdings nichts zu tun gehabt, erklärt der Betroffene gegenüber der taz. Am Ort des Angriffs kam es erst danach zu Gerangel mit der Polizei und Beteiligten. Die Darstellung des Angriffs habe wenig mit dessen Verlauf gemein, betont der 44-Jährige.
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