Von Polizei erschossener Jugendlicher: Wieso starb Mouhamed D.?

NRW-Innenminister Reul verteidigt die Polizei nach den tödlichen Schüssen in Dortmund. Gleichzeitig beginnt die schwierige Suche nach den Angehörigen.

Eien Frau hält ein Schild "Reden statt schießen"

Zwei Tage nach den tödlichen Schüssen auf einen 16-Jährigen protestieren Hunderte in Dortmund Foto: Roberto Pfeil/dpa

BERLIN taz | Nach dem Tod des 16-Jährigen Mouhamed D. bei einem Polizeieinsatz in Dortmund hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) Aufklärung versprochen und das Vorgehen der Polizei verteidigt. Reul kündigte im Interview mit dem WDR an, einen unabhängigen Polizeibeauftragten zu installieren. Gleichzeitig versuchen Mitglieder der Schwarzen Community in Dortmund, die Familie des Getöteten ausfindig zu machen.

Am Montagabend hatte der Betreuer einer katholischen Jugendwohngruppe die Polizei gerufen, weil der Jugendliche aus dem Senegal mit einem Messer im Innenhof der Einrichtung war und zuvor über Suizid gesprochen hatte. Laut Reuls Schilderungen sei der 16-Jährige auf die Be­am­t:in­nen zugerannt, woraufhin ein Polizist sechs Mal mit einer Maschinenpistole auf ihn schoss.

Vorige Versuche der elf eingesetzten Beamt:innen, die Lage mit Pfefferspray und Tasern zu beruhigen, seien gescheitert. „In dieser Situation ging es um die Frage: Sticht der zu oder schießt die Polizei?“, sagte Reul. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob die Schüsse aus Notwehr fielen.

Am Mittwochabend zogen erneut mehrere hundert De­mons­tran­t:in­nen von der Polizeiwache Dortmund Nord, in deren Revier der tödliche Einsatz stattgefunden hatte, durch die Innenstadt vor das Dortmunder Polizeipräsidium. Sie wollten damit ein Zeichen gegen Polizeigewalt setzen.

Suche nach der Familie des Getöteten

Der Kulturverein BENNO und weitere Vertreter der afrikanischen Community in Dortmund trafen sich am Mittwochabend mit einem Vertreter der Stadt, um mehr über die Identität des Getöteten zu erfahren und Familienangehörige zu finden. Dafür wurde auch die senegalesische Botschaft eingeschaltet. Mouhamed D. soll erst vor kürzlich allein nach Rheinland-Pfalz gekommen sein, obwohl er sich mit seinem Bruder und seinen Eltern auf den Weg nach Deutschland gemacht haben soll.

Am Samstag, zwei Tage vor seinem Tod, wurde er aus eigenem Wunsch mindestens eine Nacht in einer psychiatrischen Klinik in Dortmund betreut, weil er Suizidgedanken geäußert hatte. Mouhamed D. sprach wohl Französisch und die senegalesische Landessprache Wolof, weshalb die Kommunikation mit den Be­treue­r:in­nen und der Polizei kaum möglich gewesen sein soll.

Fatou Mbengue vom Verein BENNO ist noch immer geschockt und überzeugt, dass der Tod von Mouhamed D. hätte verhindert werden können: „Ich wohne in der Straße, in der er starb und meine Familie spricht Wolof. Wir hätten mit ihm sprechen und ihm zeigen können, dass er hier nicht alleine ist.“

Für diesen Freitag ist eine große Trauerfeier in einer Dortmunder Moschee geplant.

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