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Verschuldung in der Corona-KriseDeutschlands historisches Zögern

Verweigert sich Deutschland in der Wirtschaftskrise europäischer Solidarität? Gespräche mit zwei Ökonomen, die das kaum fassen können.

Hinter der Hecke: Italien trifft die Corona-Krise auch wirtschaftlich viel stärker als Deutschland Foto: Luca Bruno/ap

Adam Tooze hat nur eine leichte Erkältung, nichts Schlimmes, sagt er am Telefon in New York. Am Anfang also Smalltalk mit diesem gefragten britischen Wirtschaftshistoriker, der mit schlimmen Aussichten endet: Noch ein paar Tage, dann wird in New York die Triage beginnen, schätzt Tooze. Das heißt, die Ärzt*innen in den Krankenhäusern müssen in Ermangelung von Beatmungsgeräten über Leben und Tod entscheiden: darüber, wen der an Covid-19 schwer Erkrankten sie mit Sauerstoff versorgen, wem sie also eine Chance aufs Überleben geben. Und wem nicht.

Und trotzdem müssen wir über Ökonomie reden. Tooze lehrt an der Columbia University, er hat die großen Krisen studiert, die NS-Vergangenheit des deutschen Finanzministeriums aufgearbeitet, über die Auswirkungen der Weltfinanzkrise 2008 schrieb er einen internationalen Bestseller.

Wie schlimm steht es also? „Seit wir ökonomische Daten aufzeichnen, gab es noch nie irgendeine Wirtschaft, die einen solchen Schock erlebt hat wie derzeit die Ökonomien in den USA und Europa“, sagt Tooze. Er meint die schiere Geschwindigkeit, mit der alles passiert. Und die Reaktionen der Regierungen und Zentralbanken.

Tooze ist mit Vergleichen vorsichtig. Es sei nicht 1914, 1929, 1941 oder 2008, Nostalgie helfe nicht, das sei 2020, etwas Neues. „Monumental“ soll die Präsidentin der Europäischen Zentralbank EZB, Christine Lagarde, die Krise am Donnerstagabend vor den EU-Staats- und Regierungschefs in einer Videokonferenz genannt haben.

Bloß keine gemeinsamen Schulden

Binnen einer Woche haben sich in den USA über 3 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Die Quote steige gerade zehnmal schneller als während der Finanzkrise ab 2008, sagt Tooze. Noch ist sie relativ niedrig. Doch bis zum Sommer könnte sie auf nie dagewesene 30 Prozent schnellen, warnen Ökonomen. Das wäre mehr, als in der Zeit nach 1929, als die Krise in mehreren Wellen kam. Deutschland federt das besser ab, hier gibt es Kurzarbeitergeld, aber auch hier könnten 1 Million Vollzeitjobs wegfallen, die Wirtschaft um bis zu 20 Prozent einbrechen, warnte das Münchner ifo-Institut diese Woche. Die Deutsche Bank sagt, die Krise könnte der Volkswirtschaft 1,5 Billionen Euro kosten.

Und ausgerechnet in dieser Situation verweigere sich Deutschland Europa, sagt Tooze. Zuletzt forderten nicht nur namhafte Ökonom*innen, sondern auch die EZB-Chefin sowie die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Italien, Spanien und sechs weiteren EU-Ländern ein „gemeinsames Schuldeninstrument“, um mehr Mittel zur Bekämpfung der Pandemie für das Gesundheitswesen und die Wirtschaft zu bekommen.

Und wie reagierte Berlin? Finanzminister Olaf Scholz (SPD) will kein System der Gemeinschaftshaftung, Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach von einer „Geisterdebatte“, Bundeskanzlerin Angela Merkel blockte in einer Videokonferenz mit ihren Kolleg*innen ab – Neuvorlage in 14 Tagen. Man verweist auf den Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM, der kein Mechanismus, sondern eine Finanzierungsinstitution von 19 EU-Ländern ist, die 400 Milliarden Euro an Staaten in Not verleihen kann – abgesichert von allen, vor allem von Deutschland.

Schon während der Eurokrise gab es eine Debatte über gemeinsame Schulden, die reichere EU-Länder ablehnten. „Solange sie lebe“ werde es das nicht geben, sagte Merkel 2012. Zu groß war die Angst, dass sich die anderen Länder auf Kosten der Nordländer verschulden. Stattdessen schuf man den ESM, der nun zu klein sein könnte und vor allem ein politisches Zeichen ist, nicht gemeinsam auf die Krise reagieren zu wollen, sagt Tooze.

Die Krise könnte die Eurozone weiter spalten

Er ist regelrecht fassungslos, dass Deutschland sich echten gemeinsamen Schulden weiter verweigert und stoisch auf den ESM verweist. „Die neun Länder werden sich merken: Im Moment ihrer größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg hat Berlin Nein gesagt. Zu einem Vorschlag, der in jederlei Hinsicht vernünftig ist“, sagt Tooze. „Die Italiener wollen die Deutschen doch nicht abzocken. Es geht lediglich darum, dass Deutschland seine gute Kreditwürdigkeit für einen Nachbarn einsetzt, der eine schlechte Kreditwürdigkeit hat – im Moment eines nationalen Notstands. Das ist alles.“ Niemand könne was für die Krise, das sei doch offensichtlich, sagt Tooze.

Ähnlich fassungslos ist Guntram B. Wolff. Er ist Direktor des Thinktanks Bruegel in Brüssel. „Wenn wir es in so einer massiven Krise nicht schaffen, den nächsten Schritt in Europa zu gehen, dann kann ich mir nicht vorstellen, wie man jemals einen nächsten Schritt gehen wird“, sagt er.

Während Deutschland 600 Milliarden Euro an Krediten, Hilfen und Bürgschaften für Unternehmen und 156 Milliarden Euro Neuverschuldung für sonstige Maßnahmen, etwa für Freiberufler und das Gesundheitssystem mobilisiert, sind es in Italien gerade mal 24 Milliarden. Das Land ist hoch verschuldet, bis heute hat die Industrie die Leistungsfähigkeit von der Zeit vor der Finanzkrise ab 2008 nicht mehr erreicht, sagt Tooze. Deutschland hingegen boomte. Dass Italien nie aus seinem Loch herauskam, juckte Berlin nicht.

Dieser Zustand macht ein Szenario denkbar, dass die Eurozone ökonomisch noch weiter spalten könnte. Es hat mit dem Buchstaben V zu tun: Lars Feld, der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen hofft auf das V, Bundesfinanzminister Peter Altmaier, auch Donald Trump. Ein steiler Absturz gefolgt von steilem Wachstum. Ein BIP wie ein V eben.

Wer zahlt das alles?

Doch das wird immer unwahrscheinlicher, je länger die Krise dauert – und je weniger Geld einzelne Länder haben, um gegen sie anzukämpfen. Am Ende könnte Deutschland das V schaffen, während in Italien oder Spanien ökonomische Strukturen so grundsätzlich zerstört sind, dass die Länder über Jahre am Boden liegen. „Wenn der Shutdown zu lange dauert, fehlen danach die Unternehmen, um wieder neu zu wirtschaften“, sagt Wolff.

Um das V zu schaffen, werden nun überall surreale Summen aufgerufen. Washington schnürt ein Paket von 2 Billionen Dollar. Gemessen an der Wirtschaftsleistung nimmt etwa die dänische Regierung noch mehr Geld in die Hand. Der Ökonom Flemming Larsen von der Universität Aalborg drückt die Idee im Magazin The Atlantic so aus: „Lasst uns die ganze Wirtschaft in einen sehr großen Kühlschrank werfen, und wenn das Virus weg ist, tauen wir sie wieder auf.“ Und alle gehen wieder arbeiten.

Die Italiener wollen die Deutschen doch nicht abzocken

Adam Tooze, Wirtschaftshistoriker an der Columbia University

Und wer zahlt das alles? „Stellen Sie sich vor: Geld ist eine Menge da“, sagt Wolff. Momentan suche alle Welt eine sichere Anlage und Staatsanleihen seien eben relativ sicher. So vergemeinschafte man die Kosten. „Die Verteilungswirkung hängt dann vom Steuersystem ab. Also, wie die Zinsen in Zukunft bezahlt werden. Von den Reichen durch Steuern oder von den Armen, weil Ausgaben für sie gekürzt werden?“, fragt Wolff. Immerhin hat Brüssel beschlossen, dass sich EU-Staaten zur Bekämpfung der Krise bedingungslos verschulden dürfen. Es kommt also nicht automatisch zu Kürzungen im Gesundheitswesen, bei Renten oder Sozialausgaben, was nach der Finanzkrise viele Menschen in Südeuropa ins Elend gestürzt hat.

Eine besondere Rolle kommt der Europäischen Zentralbank zu, die einen sehr großen Kühlschrank hat. Sie hat im Rahmen ihres Hilfsprogramms Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) diese Woche beschlossen, Staatsschulden in quasi unbegrenzter Höhe auf dem Sekundärmarkt aufzukaufen. „Das heißt, der Schuldenberg durch die Krise landet irgendwann bei der Zentralbank und wird in ihrer Bilanz absorbiert“, sagt Wolff. Also: Italien leiht sich Geld bei einer Bank, einem Versicherer, einem anderen Staatsfonds oder bei Ihnen, und Sie wissen, dass Sie darauf nicht sitzenbleiben werden, wenn sich das Land wegen der Krise überschuldet – denn die EZB steht stets als Käuferin im Hintergrund parat. Also sinkt das Risiko und Sie borgen Italien was.

Einen ewigen Shutdown macht niemand mit

Das Problem dahinter: Wenn Regierungen sich zu viel Geld leihen, unter die Leute bringen und die das dann ausgeben wollen, obwohl es zu wenig zu kaufen gibt, dann kommt es zum Wettbieten – also Inflation. Aber das Problem stelle sich im Moment nicht, sagt Wolff. „Derzeit müssen wir Brücken aus der Krise bauen.“ Trotzdem sei die Zentralbank keine Dauerlösung. „Je tiefer die Krise wird, desto unruhiger werden die in Frankfurt. Weil es politisch und demokratietheoretisch große Fragen aufwirft“, sagt Wolff. Nicht umsonst steht auch die EZB hinter gemeinsamen Schulden der Eurostaaten – und je länger die Krise andauert, desto unausweichlicher könnten sie werden. Weil die Schuldenquote von Italien bei einbrechender Wirtschaft schnell jenseits der 150 Prozent der Wirtschaftsleistung liegt, glaubt Tooze. In normalen Zeiten würde die Zinsen dann explodieren, sprich: Italien wäre pleite.

„Wir müssen jetzt ganz hart an einer Öffnungsstrategie arbeiten“, sagt Wolff und fordert: Mehr Tests, mehr Atemmasken, hoffentlich eine Impfung, KI und Apps, um die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen. „Man kann den Shutdown nicht ewig aufrechterhalten. Das machen weder die Wirtschaft noch die Menschen mit“, sagt Wolff.

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69 Kommentare

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  • in anbetracht der korona-virus epedimie sollte der für die zukunft des europäischen projektes entscheidende schritt in die transferunion ,dass heisst in einen europäischen sozialstaat getan werden.



    notleidenden soll man keine kredite geben die zurückbezahlt werden müssen sondern bedingungslose hilfe.



    im übrigen wäre über einen schuldenschnitt nachzudenken



    wenn die europäische union italien und spanien jetzt nicht oder zuwenig hilft wird das ihrem ansehen langfristig sehr schaden



    die zukunft europas heisst solidarität oder das europäische projekt scheitert

  • „Wenn wir es in so einer massiven Krise nicht schaffen, den nächsten Schritt in Europa zu gehen, dann kann ich mir nicht vorstellen, wie man jemals einen nächsten Schritt gehen wird“

    Das Projekt EU mitsamt der Währung Euro ist doch abgeschlossen. Es braucht keine weitere Schritte mehr. Das Ganze muss doch nur noch verwaltet werden.

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Ergänzung1:

    Für @FLIPPER

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    ... Und Berlin verschwendet nur unser Geld, von wegen sexy und arm. ...."

    Alter, det is jut so.

    This is Kotti....,-)

    taz.de/15-Jahre-Ar...y-Spruch/!5546816/

    ...und nach dem nächsten Luftholen:

    Social Innovation Capital Berlin



    Berlin ist schon lange nicht mehr "arm, aber sexy", sondern mausert sich zum Technologiestandort Nummer Eins.

  • Ich lese immer nur . "Wer zahlt das alles?" Wenn die Wirtschaft stehen bleibt, ist das nicht mehr die Frage. Dann ist einfach kein Geld mehr da, was umverteilt wird, wie es im Moment durch unsere Regierung geschieht, möglichst noch mit Beamtenzulage, wegen der "gestiegenen Verantwortung" für unsere Regierungsvertreter.



    Ich möcht nur einmal ein Wort nennen, das in solchen Zeiten in Erinnerung kommen sollte, und dieses Wort heißt "Solidarität".

  • Die Qualität von Beziehungen erweist sich in der Krise.



    Anscheinend beschränkt sich die viel beschworene gemeinsame Stärke in Europa auf das Aushandeln von Handelsverträgen und gilt nicht für die Bändigung von Kreditmärkten. Diese Krise ist nicht selbstverschuldet, niemand hat sie bestellt.



    Luxemburg hat auch ein AAA Rating und setzt sich für Coronabonds ein. So sieht Solidarität aus. Und mit mehr Solidarität geht es allen bessser und dann haben auch die Geisterfahrer (@Sven Günther) weniger Chancen.



    Natürlich brauchen wir Coronabonds. Es ist eine Frage der Solidarität!

    • 6G
      64984 (Profil gelöscht)
      @Luxus:

      Bevor die normalen deutschen Steuerzahler zur Kasse gebeten werden, sollten erstmal die italienischen Reichen mit einer Vermögenssteuer von 10 oder 20% zur Kasse gebeten werden.



      Das ist eine Frage der Gerechtigkeit.



      Und wenn das jetzt nicht so schnell geht,sollte Italien oder Spanien oder wer immer Geld von Deutschland oder dem auch immer haben möchte, der DU das Recht einräumen, diese Vermögenssteuer einzutreiben.

  • "Wenn wir es in so einer massiven Krise nicht schaffen, den nächsten Schritt in Europa zu gehen, dann kann ich mir nicht vorstellen, wie man jemals einen nächsten Schritt gehen wird."

    Das glaube ich auch nicht und ich hoffe es ehrlich gesagt auch nicht mehr. Will ich mit politischen Geisterfahrern, wie Kurz in Österreich oder Salvini, der die nächste Wahl in Italien gewinnen wird oder Leuten die ich eher der organisierten Kriminalität zuordnen würde wie Nikos Anastasiadisin Zypern oder Joseph Muscat/Robert Abela in Malta in einem Staatenbund oder ähnliches zusammenleben, vielleicht noch mit Leuten die Personen wie Orban, Zeman oder Borissow in verantwortliche Posten wählen, auf keinen Fall!

    Für einen weitergehenden Zusammenschluss gibt es praktisch in keinem Land eine demokratische Mehrheit und dazu ist sowohl die EU, wie auch die Eurozone inzwischen zu groß.

    • @Sven Günther:

      Genau.



      Und ich möchte auch nicht mit den Söder-Bayern in einem Boot sitzen. Oder den Schwaben, die Corona gleich mal als Deckmäntelchen benutzen, um den Datenschutz abzuschaffen. Von Thüringen ganz zu schweigen. Und Berlin verschwendet nur unser Geld, von wegen sexy und arm. Also, vielleicht so ein Staat von Rheinland-Pfalz (das Saarland soll sich doch Frankreich angliedern, hat eh kein Geld) über NRW bis Schleswig-Holstein. Obwohl, als Ex-Kölner kann ich die Düsseldorfer natürlich auch nicht leiden. Also machen wirs am besten so wie damals im hl. Römischen Reich deutscher Nation.



      Kleinstaaterei ist ganz klar die Option der Stunde um die paar weltweiten Herausforderungen zu bewältigen.



      Den Wert geschlossener Grenzen können wir ja dank Corona jetzt schon bestaunen.

      • @Flipper:

        Schreib ich irgendwie undeutlich?

        Wie kommt man von "weitergehenden Zusammenschluss," was gemeinsame Schulden wären, auf Kleinstaaterei, steht da irgendwo Grenzen schließen oder EU verlassen?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Klare, eindeutige Worte.

      Ich vertrete seit Alters her (neben Wilhelm Buschs Satz zu Sorgen und Likör) auch den Ansatz: genau hinschauen, mit wem man sich (auch politisch) Tisch und Bett teilt.

      Selbst stehe ich als abschreckendes Beispiel für Fehlentscheidungen der besonderen Art zur Verfügung. :-)

  • Die Euro-Länder trauen sich gegenseitig nicht. Das ist keine Basis für gemeinsame Schulden.



    Leider ist Italien hier ein schlechtes Beispiel. Mit der Einführung von ESM, Anleihenkauf durch EZB usw. wurde innerhalb der Euro-Gruppe vereinbart, dass bei Bankenrettungen auch Anteilseigner (Aktionäre etc) an den Kosten beteiligt werden müssen. Italien hat gleich danach gegen diese Abmachung verstoßen (Monte dei Paschi). Anschließend ging es so weiter. Zuletzt wurde im Dezember 2019 eine Bank mit Staatsgeld gerettet. Bei völliger Schonung der Anteilseigner.



    Im Rückblick hätte man besser die Aktionäre mitzahlen lassen und für einen Teil der 900 Mio, die damals aus der Staatskasse flossen, Schutzkleidung für medizinisches Personal gekauft.



    Wir müssen wohl akzeptieren, dass demokratisch gewählte Regierungen die Verträge ihrer Vorgänger ignorieren können. Aber dann soll man solche Verträge auch nicht mehr abschließen.



    Eurobonds gehören auch dazu. Auch die französischen Bürger hätten kein Verständnis, wenn sie für Kredite einstehen sollen, die nicht für den vereinbarten Zweck verwendet werden.

  • Warum nicht die direkte Finanzierung durch die EZB?

    zZur Sicherung der Menschen und zur Finanzierung der ökologischen Transformation?

    Alles Buchgeld und in unendlicher Menge verfügbar. Und vor allem kommt es in der Realwirtschaft an.

    Der Umweg über das Finanzsystem können wir uns sparen.

  • 9G
    92489 (Profil gelöscht)

    Guter Text, ich interessiere mich eigentlich nicht sonderlich für Wirtschaft, aber wie die Situation erläutert und die nationalistischen (/ängstlichen?) Motive unserer Regierung aufgezeigt wurden, hat mir gefallen. Die reden von Solidarität, und vielleicht wäre die Krise auch eine Chance, ein Gefühl von internationalem zusammenhalt zu erzeugen (der dann hoffentlich in realem Zusammenhalt münden würde), aber so macht man natürlich alles kaputt.

  • Da könnten die genialen Tipgeber aus USA mal mit gutem Beispiel vorangehen und zusammen mit Mexiko Bonds solidarisch ausgeben. Die haben immerhin unter 60% Schuldenquote, sollte doch kein Problem sein.

    • @Descartes:

      Mein Gott welch ein Unsinn hier bisweilen im Forum geschrieben wird. Erwarte ich bei der TAZ Leserschaft so nicht...

  • Will Berlin Finanzregime in EU unter Kontrolle behalten? aus Furcht private, staatliche Globalfinanzplayer wie Goldman Sachs Investmentbank mit innovativen Finanzprodukten reale Staatsverschuldung legal über deren teilweise befristete Auslagerung gegen Zins an Dritte mit der Bedingung die an einem Stichtag zurückzukaufen, dadurch deren reale Höhe für Jahre zu verschleiern, wie in Griechenland vor dessen Eurozonen Beitritt 2003 geschehen, Rückkauf 2010?. Wenn ja, wählt Berlin deshalb das komplizierte Verfahren ohne Eurobonds, Länder begeben Anleihen zur Haushaltsfinanzierung, die von EZB aufgekauft werden, wenn sich trotz höherer Zinsen keine institutionell privaten Käufer finden. EZB handelt mit diesen Anleihen am Sekundärmarkt mit Gewinn, den sie an EZB Länder abführt, wobei u. a. Deutschland sich als Nutznießer dieses Verfahrens verpflichtet, diesen an Länder wie Griechenland mit niedrigerem Rating zurückzuzahlen. Ob das wirklich geschieht bleibt intransparent und befördert durch diese Geheimnistuerei nicht eine ernsthafte Debatte zur Notwendigkeit einerseits der Einführung des Eurobonds andererseits gemeinschaftliche Abschaffung legaler Auslagerung von Staatsschulden an Dritte oder in Sonderhaushalte, formal Maastricht Kriterien zu erfüllen, wie es auch Berlin praktiziert, u. a. nach Treuhand Abwicklung 1994 mit 234 Milliarden € Schulden, die im normalen Bundeshaushalt nicht als laufende Verbindlichkeit dokumentiert sind. Transparenz geht anders.

  • Wenn ein Land einen Monat lang nichts herstellt, und auch nicht viel ausgeben kann, dann brauchen die Menschen auch weniger Einkommen bzw. Geldeingänge auf ihrem Konto. Es ist auch in Deutschland falsch, sich die Illusion eines fast unverändert fließenden Einkommen in vielen Bereichen zu leisten, und diese Illusion aus Staatmitteln u.a. über Kurzarbeitergeld herzustellen.

    Unfair ist das auch gegenüber denjenigen, die jetzt den Laden am laufen halten, z.B. Arzthelfer* und Lebensmittelverkäufer*innen, die vermutlich für ihre Arbeit weniger erhalten als der VW-Arbeiter mit Kurzarbeit Null auf dem Sofo. Für die Schulden müssen aber später alle irgendwie aufkommen, also arbeiten heute manche effektiv für lau.

    So falsch das in Deutschland ist, so falsch ist es auch, die Einkommensillusion in anderen Ländern aufrecht zu erhalten. Dass das notfalls auf Kosten Deutschlands geschehen würde, wenn diese schon mit früheren Schulden ihre Belastungsgrenzen ausgeschöpft haben, macht die Sache nicht sinnvoller.

    Zusätzliche Schulden riskieren zudem höhere Inflation nach der Krise, wenn all das aufgestaute (Schein-) Einkommen seinen Weg in den Konsum findet. Darauf müsste dann mit höheren Zinsen reagiert werden, die die Schuldenberge noch drückender machen.

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Mit gemeinsamen Schulden habe ich ein größeres Problem.

    1. Ist der ESM noch existent und nicht "leer". Es ist also weder ein Notstand noch unmittelbare Katastrophe ausgebrochen. Hier muss nicht überstürzt gehandelt werden.

    2. Die EU hat es nicht hinbekommen, ein gemeinsames System zur Verteilung von Flüchtlingen zu schaffen. Warum? Manche Staaten wollen das nicht. Solange diese Staaten sich kein Stück solidarisch zeigen, sollen sie auch keine Solidarität erfahren.

    3. Ich bin durchaus bereit Länder, die an den Werten der EU Interesse haben, zu unterstützen. Aber das trifft in meinen Augen nicht auf alle Regierungen in der EU zu. Und solange das der Fall ist, sind Maßnahmen die nicht differenzieren, mMn nicht geeignet.



    Klar kann jeder seinen eigenen Weg gehen und seine eigenen Entscheidungen treffen. Aber das muss die BRD eben nicht unterstützen, wenn sie den anderen Kurs nicht mag.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Gleiches Argument, anders interpretiert:



      Können wir von Staaten die sich nicht auf die Aufnahme von ein paar 1000 Kriegsflüchtlingen im Sinne der Gemeinschaft und Ihrer Werte bereit erklären erwarten das diese bei vergemeinschafteten Finanzen Entscheidungen im Sinne des Großen ganzen mit tragen?

      Nein. Rechte Faschisten wie Orban, Salvini, etc... werden immer versuchen sich national zu überbevorteilen, den eigenen Vorteil zur Profilierung suchen.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      "Es ist also weder ein Notstand noch unmittelbare Katastrophe ausgebrochen."

      Im Italienischen Gesundheitswesen schon. Und der ESM hat daran seinen Anteil...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        In Italien wurden in den letzten Jahren mehr als 10 Banken mit Staatsgeld gerettet. Die italienische Regierung hätte die Anteilseigner an den Rettungskosten beteiligen und die eingesparte Summe z.B. für das Gesundheitswesen ausgeben können. Jedoch, es kam anders.



        Wir müssen akzeptieren, dass jedes Land selbst entscheidet, was ihm wichtig ist.



        Das Hauptargument für Eurobonds sind die geringeren Zinsen im Gegensatz zu ita. Staatsanleihen. Der Vorschlag der "Eurobonds-Verweigerer" ist den ESM für Kredite heranzuziehen. Es wäre gut, wenn die Journalisten von TAZ und Co. mal die Unterschiede recherchieren. Ist die ESM-Finanzierung für Italien, Spanien etc. teurer als Eurobonds?

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Tut mir leid, ich meinte "finanzieller Notstand". Das das italienische Gesundheitssystem überfordert ist, möchte ich nicht bestreiten.

        Der ESM hat auch einen starken Einfluss auf die Herstellung der Lage gehabt. Aber das ist ein Langfristiger Einfluss. Für eine kurzfristige Hilfe, die nötig wäre, hilft die Stellschraube ESM zu manipulieren leider nicht viel. Für die Zukunft, also die Zeit nach dieser Krise, muss hier verbessert werden. Da gebe ich ihnen Recht.

        Aber ganz ehrlich, dafür ists noch zu früh für die Entscheidungen.

        • @83191 (Profil gelöscht):

          So viel Zeit ist garnicht. Die Akteure an den Finanzmärkten haben große Verluste erlitten. Sie könnten auf die Idee kommen, durch Wetten gegen Italien wieder Kasse zu machen. Verboten wurde das ja nicht...

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            ... würde aber diesmal schiefgehen, weil die EZB schon Anleihenkäufe ohne Limit beschlossen hat. An diesem Punkt ist Italien safe.

            • @Abid Kidoh:

              Die Zinsen für Italien sind trotzdem gestiegen...

  • Dieses "gemeinsame Schuldeninstrument" ist nichts anderes als eine vekappte Transferzahlung. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Länder, welche die Zeche bezahlen sollen, hier etwas zurück haltend zeigen, zumal die Verträge und Vereinbarungen der EU genau das Gegenteil vorsehen.

    Angesichts der nicht absehbaren Lasten für die eigene Wirtschaft sollten Geschenke gut bedacht sein.

    Die EU Schuldenbremse ist außer Kraft. Jedes Land darf Schulden aufnehmen und die jetzt für notwendig erachteten Massnahmen ergreifen.

    Im übrigen stellt Herr Tooze den Mechanismus bewusst vereinfacht dar und verschweigt die damt einhergehenden Risiken. Erschreckend.

    • @DiMa:

      Dann wollen wir doch mal analysieren, in welche Richtung die Transferzahlungen in den letzten zwei Jahrzehnten gingen. Mitte der Nullerjahre war Deutschland in der Krise; Stichwort: Hartz IV und „Wir können uns den Sozialstaat nicht mehr leisten“. Die EZB hielt die Zinsen niedrig, um uns zu helfen. Ohne diese Maßnahme hätte es Deutschland wohl kaum (so schnell) geschafft, aus der Krise wieder herauszukommen. Geschenk an Deutschland, mit lieben Grüßen von der EZB (die durchaus auch von den Südeuropäern getragen wird).

      Die niedrigen Zinsen verlockten in einigen Euroländern die Bürger (!), viele Kredite aufzunehmen, um Häusle zu bauen. In der Finanzkrise verloren sie ihre Jobs und konnten die Kredite nicht zurückzahlen, was die Banken plättete. Die Staaten retteten die Banken, mussten sich dafür erheblich verschulden und entsprechend hohe Zinsen für ihre Staatsanleihen zahlen. Ohne die Bankenrettung wären sie gar nicht auf so problematisch hohe Schuldenstände gekommen. Währenddessen mussten wir kaum Zinsen für unsere Schulden zahlen. Geschenk an Deutschland, mit lieben Grüßen aus Südeuropa.

      Die Währungsunion hält den Wert unserer Währung auf den Devisenmärkten künstlich niedrig. Bei unseren Exportüberschüssen wäre eine D-Mark sehr viel mehr wert, was die Preise unserer Exporteure für deren ausländische Kunden in die Höhe treiben würde. Diese wären also eher motiviert, bei der Konkurrenz zu kaufen; dann würde unsere exportlastige Wirtschaft aber einknicken und massig Arbeitslose produzieren. Geschenk an Deutschland, mit lieben Grüßen aus Südeuropa.

      Und jetzt? Corona-Bonds wären eine verkappte Transferzahlung an die Südeuropäer! Das geht ja wohl gar nicht! Die sollen selber sehen, wie sie klarkommen, die faulen S***e! Sind selber schuld, dass sie sich ein Virus eingefangen haben!

      Hä? Moment. Irgendwie ergibt das keinen Sinn...

      www.finanzwende.de...zt-ausbremsen/?L=0

      • @Smaragd:

        Hauptziel der Corona-Bonds ist, die Zinsen für Italien, Spanien etc. niedrig zu halten. Das ist beim ESM auch so. Sicherlich muss da die Haftungs-/Einlagensumme erhöht werden, um die Zinsen unten zu halten.



        Eurobonds sind nicht nötig. Wenn es nur um Zinslast geht.

      • @Smaragd:

        Danke für die fundierte Antwort -- und auch für den Link zu finanzwende: die wollte ich mir sowieso mal genauer anschauen.

        Kommentar gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich.

        Die Moderation

      • @Smaragd:

        Die EZB hat die Zinsen nicht "für uns" gedrückt. Im Übrigen werden durch niedrige Zinsen keine Gelder transferiert (auch nicht mittelbar). Durch Schuldübernahmen und Haftungsübernahmen dagegen schon. Daher sind Corona-Bonds nunmahl verkappte Transferzahlungen.

        Auf eine etwaige Schuld oder Unschuld für die Hilfsbedürftigkeit kommt es hingegen gar nicht an (hab ich auch nicht geschrieben). Zur Erinnerung, die gemeinsame Währung und die EU sollte niemals ein Haftungsverbund sein.

        Coronabonds wären auf Finanzmärkten nur eine Einstiegsdroge. Die Märkte würden den Ländern nie wieder direkte Kredite geben. Daher sollten wir lieber über einen Ausstieg aus der gemeinsamen Währung nachdenken bevor wir Haftungen für Nachbarn übernehmen.

    • @DiMa:

      "Dieses "gemeinsame Schuldeninstrument" ist nichts anderes als eine vekappte Transferzahlung."

      Das stimmt nicht. Frankreich und Italien sind beide Nettozahler in der EU. Die bekommen kein Geld. Und die Zahlen auch ihre Eurobonds selbst zurück. Es geht nur um den Zinssatz.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Nein, es geht nicht nur um den"Zinssatz". Um den "Zinssatz" zu senken braucht es im einfachen Fall eine Bürgschaft und im schwersten Fall eine Haftungsübernahme. Eine Bürgschaft hätte den Nachteil, dass das Schuldenvolumen des entsprechenden Staates weiter steigt und den Zugang zum Finanzmarkt weiter erschwert.

        In allen denkbaren Fällen ist ein Eurobond mit ganz erheblichen Risiken für die Haftungsländer verbunden. Fällt ein Land am Ende aus, kommt es zum Haftungsfall.

        Es wäre ehrlicher für alle Beteiligten, einen nicht zurück zu bezahlenden einmaligen Zuschuss zu diskutieren. Das Geld wäre dann einfach weg. Das wäre dem Steuerzahler derzeit vermittelbar. Coronabonds hätten hingegen weitere Eurobonds zu Folge.

        • @DiMa:

          " Um den "Zinssatz" zu senken braucht es im einfachen Fall eine Bürgschaft und im schwersten Fall eine Haftungsübernahme."

          Gemeinsame Bonds sind so etwas ähnliches.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ebend. Dann sollte man das auch so benennen und nicht so tun, als ginge es "nur um den Zinssatz"

            Deutschland hat sich im Rahmen des ESM bereit erklärt eine Haftung für 190 Mrd. zu übernehmen. Die Töpfe sind voll und sollten bei Bedarf ausgeschöpft werden.

            Andernfalls kann Deutschland gerne EUR 200 Mrd. spenden. Ohne Bedingungen ohne Rückzahlungsverpflichtung. Das Geld ist dann ebend weg. Dann müssen wir halt noch weitere 15 Jahre den Solidaritätszuschlag bezahlen.

            Nur haben wir erst einmal Coronabonds, dann werden die immer weiter aufgestockt. Auch nach der Krise. Der heimliche Einstieg in eine dauerhafte Transferunion.

            • @DiMa:

              Der ESM ist aber eine Fehlkonstruktion, weil er auf er falschen Annahme beruht, ein Staat könnte sich ohne gravierende Schäden gesund kürzen.

              Die Zahl der Toten in den "geretteten" Ländern, ist nur ein Beispiel, wie sich eine solche Politik auswirkt.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Ohne Aussicht auf eine wie auch immer geartete Stabilisierung und eine Beschränkung des Einsatzes von Hilfsmitteln wird es kaum Unterstützung geben. Kein potenzielles Geberland wird den Haushalt eines anderen Landes unterstützen wollen, ohne das Aussicht auf Besserung besteht.

                In der momentanten Situation sind mittel- bis langfristige Lösungsrahmen (ESM, Bonds) eh das falsche Mittel. Besser wäre ein einfache Unterstützungszahlung ohne Bedingungen und ohne Rückzahlungsverpflichtung.

                • @DiMa:

                  "Kein potenzielles Geberland..."

                  der ESM gibt ja nicht, er verleiht zu (theoretisch) günstigen Bedingungen.

                  "Besser wäre ein einfache Unterstützungszahlung ohne Bedingungen und ohne Rückzahlungsverpflichtung."

                  Könnte man machen. Ist aber nicht angefordert.

                  • @warum_denkt_keiner_nach?:

                    Die konkrete Benennung ist doch vollkommen egal. Ob sich die Unterstützung nun als KreditGEBER oder als Mithaftender ausgestaltet ist im Ergebnis gleichgültig.

                    Jeder wird wissen, weche Länder durch die Bonds profitiert. Die befürchtete Stigmatisierung kommt damit so oder so.

                    Im Übrigen ist zweifelhaft, ob der Zinssatz der gemeinsamen Staatsanleihe am Ende günstiger sein wird, als das der Geberländer. Damit würden sich die Geberländer weiterhin unabhängig von den Bonds am Kreditmarkt finanzieren.

                    Neben der Stigmatisierungswirkung lehnt insbesondere Frankreich den ESM auch wegen des Stimmenverhältnisses ab (Deutschland 30 Prozent). Es ist jedoch kaum vorstellbar, dass sich Deutschland an einem Finanzierungsinstrument beteiligt, bei welchem das Mitspracherecht nicht der Haftungsquote entspricht.

                    Insoweit sollte man keine Zeit mit diesen Bonds vergeuden und statt dessen den ESM oder eine Spende diskutieren.

                    • @DiMa:

                      Das Schlimme am ESM ist, dass er sich nur auf den Schuldenstand konzentriert. Die geforderten Sparmaßnahmen machen Investitionen in die Wirtschaft fast unmöglich. Er ist also nicht nachhaltig. Zusätzlich führen die Kürzungen in vielen Bereichen dazu, dass politische Kräfte an Stärke gewinnen, die die EU ablehnen. Und man sieht heute, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes mörderisch sind. Der ESM ist also eine doppelte Fehlkonstruktion.

  • Es ist überraschend (oder auch nicht) wie häufig die TAZ die Eurobonds thematisiert.



    Eurobonds sind nicht für eine europäische Solidarität erforderlich, sondern gefährden nachhaltig den Versuch des Aufbaus eines gemeinsamen Europas.



    Die Argumente sind hinreichend bekannt, ausgetauscht...

    • @alterego:

      "...sondern gefährden nachhaltig den Versuch des Aufbaus eines gemeinsamen Europas."

      Ist das jetzt Satire oder ernst gemeint?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Eurobonds ohne gemeinsame verbindliche Regeln und Gesetze werden in vielen Ländern (neben D) nicht akzeptiert und diese gemeinsamen Regeln werden von vielen Ländern (neben I) nicht akzeptiert. Mit Druck die Bonds und oder die Regeln einzufordern gefährdet das Vertrauen in EU. GB zeigt den Plan B (bedauerlicherweise)

        • @alterego:

          Es gibt immer Regeln. Niemand fordert Bonds völlig ohne Regeln. Was soll das also?

  • 6G
    64984 (Profil gelöscht)

    Italien hat zwar eine Menge Staatsschulden, aber die privaten Vermögen sind riesig.



    Warum macht man nicht Eurobonds, aber dafür bekommt die EU das Recht, sich das Geld von den 10% Reichsten des Landes über eine Vermögenssteuer zurückzuholen, falls dieses Land die Schulden nicht mehr bedienen kann?



    Denn ich sehe es absolut ungerecht an, wenn in Deutschland der kleine Steuerzahler die Zeche dafür zahlen soll, dass die Reihen in Italien nicht genug Steuern zahlen.

    • @64984 (Profil gelöscht):

      Weil die EU (also v.a. die Kommission) den einzelnen Mitgleidsstaaten alles aufzwingen würde, aber eben keine Vermögenssteuer. :-)

    • @64984 (Profil gelöscht):

      Full Acknowledge!

    • @64984 (Profil gelöscht):

      "Vermögenssteuer"

      Ist eine gute Idee. Aber warum nur für die Reichen in Italien? Warum nicht für alle Reichen in der EU?

  • Ja gut, aber so ist es eben. Privatleute die unmöglich Kredite zurückzahlen können, kriegen halt keine. Dass sich Deutschland also nicht darum reißt, mit Ländern wie Italien und Spanien eine Vergemeinschaftung der Schulden anzuleiern, ist verständlich.

    • @Motz Christian:

      Absolut verständlich. Nur so inkonsequent. Denn wenn Deutschland leider so argumentiert/denkt , dann hätte es die EU einfach längst verlassen sollen.

    • @Motz Christian:

      Staaten sind keine Privatleute.

      Aber das nur nebenbei.

      Eurobonds müssten natürlich von den Staaten zurückgezahlt werden, die sie ausgegeben haben. Das ist normal. D müsste nur einspringen, wenn z.B. Italien nicht zahlen könnte.

      Das ist aber bei den diversen "Rettungsschirmen" auch der Fall.

      Finanziell gibt es also keinen Unterschied.

      Die "Rettungsschirme" bieten aber die Möglichkeit, in die Länder hinein zu regieren. Z.B. Kürzungen im Gesundheitswesen zu erzwingen. Und diese Möglichkeit will Merkel nicht aufgeben.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Corona-Bonds kämen auch mit Bedingungen. Wahrscheinlich ähnlich dem ESM. Niedrige Zinsen kann man auch mit dem ESM erreichen.

  • Eurobonds sind das Vehikel des angelsächischen Großkapitals endlich die noch solventen Länder Nord- und Mitteleuropas für ihre Rendiete auszupressen. Warum sonst fordern ausgerechnet amerikanische Ökonomen immer wieder Eurobonds?

    Es mangelt aktuell schlicht überhaupt nicht an Geld, es mangelt an Masken, Schutzkleidung, Beatmungsgeräten und geschultem medizinischem Personal. Eurobonds lösen kein einziges dieser Probleme. Welche Regierung hat in den letzten Wochen nicht genügend Kredite aufnahmen können? Die EZB kann im Rahmen ihres Mandats Staatsanleihen aufkaufen nahezu ohne Ende.

    Wer Eurobonds fordert, sollte auf lokaler Ebene mit gutem Beispiel vorangehen und die Schulden in seiner Nachbarschaft vergemeinschaften. TAZ Leser sind doch idR städtisch, besser gebildet und einkommensstärker, sie können daher "mehr schultern", richtig? So sieht nämlich diese "finanzielle Solidarität" aus, A bestellt, B bezahlt.

    • @Klaus Meier:

      "Eurobonds sind das Vehikel des angelsächischen Großkapitals endlich die noch solventen Länder Nord- und Mitteleuropas für ihre Rendiete auszupressen."

      Tun wir mal so, als wäre dieser Satz kein Unfug. Was glauben Sie, was dieses "angelsächsische" Großkapital mit dem kleinen Deutschland macht, wenn die EU zerfällt und es allein dasteht?

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Gar Nichts- wo kein Markt, da kein Kapitaleinsatz. Wir würden eventuell auf einer Stufe mit Großbritannien oder Frankreich stehen, es sei denn wir zetteln einen Krieg an, den wir dann wieder verlieren müssen um Wirtschaftswachstum zu generieren.

        • @97287 (Profil gelöscht):

          "...wir zetteln einen Krieg an, den wir dann wieder verlieren müssen um Wirtschaftswachstum zu generieren."

          Wirtschaftswachstum durch einen verlorenen Krieg????

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        kA, in die Hände von Russland oder China treiben nehme ich an.

        Oder zu dem Zeitpunkt selbst derart zerbrochen sein, dass es keine Rolle mehr spielt.

        Das die EU ersatzlos zerfällt halte ich für unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist eine "Verkleinerung"

  • Für gemeinsame Schulden gibt es keine Mehrheit in "diesen unseren Lande" . Es ist wie es ist.

    • @Timelot:

      ...vielleicht sollte Finanzpolitik an diesem Punkt nicht in erster Linie deutsche Innenpolitik sein.

      Es geht auch um demokratische Fragen. Welches Image bekommt Deutschland innerhalb der EU, wenn es beim gemeinsamen Geld an den entscheidenden Punkten "Nein" sagt? Welche Auswirkung hat das auf die Akzeptanz und Zukunft der EU insgesamt?

  • Ich danke sehr für diesen Beitrag.

    Das Corona-Virus sollte zu mehr finanzieller Solidarität zwischen den Ländern der EU führen. Das ist längerfristig auch wirtschaftspolitisch sinnvoll. Aus diesem Grunde schäme ich mich für die Haltung der deutschen Regierung zu Euro-Bonds.

    • @Der Alleswisser:

      Und das selbstverständlich ohne dass die Geberländer ein solidarisches Mitspracherecht in Sachen Wirtschafts-, Sozial- und Steuerpolitik bei den souveränen Kreditnehmerländern bekommen, richtig?

    • @Der Alleswisser:

      @Alleswisser:



      Bitte erklären Sie, warum aus Sicht eines Geberlandes wie D oder NL sinnvoll ist, Eurobonds zu haben. Danke.

      • @Klaus Meier:

        Die Basis dafür, dass die Wirtschaft nach der Coronakrise wieder anspringen kann, ist das Bestehen / Überleben der wirtschaftlichen Strukturen (hier: Unternehmen mit Know-How, Angestellten, Lieferanten, Kunden, …). Diese „Realwirtschaft“ (RW) zu erhalten, ist sehr sinnvoll. Die RW verdient im Normalfall Geld (= als Ergebnis von Arbeit / Produktion und Verkauf mit Gewinn), jetzt können das große Teile nicht mehr. Ohne Hilfe zerbrächen diese Firmen / Selbstständigen / … und wären weg. Die Menschen und Unternehmen, die noch Geld verdienen, können das nicht auffangen, sie müssen selber darauf achten, noch genug Geld zu haben.



        Dies kann nur der Staat: er kann Geld aus dem Nichts schöpfen (über die Zentralbank, bei uns die EZB) oder Schulden machen, WEIL die Geldgeber glauben, dass er die Coronakrise überlebt und sie ihr Geld zurückerhalten können (es geht um das können, nicht das zurückbekommen). Dieses zu tun, um seine RW zu erhalten, ist also für jeden Staat sinnvoll.



        Wenn ein Staat mit uns seine Währung teilt, sind wir mit ihm ökonomisch verbunden (selbst wenn es sonst keine wirts. Beziehungen gäbe): wenn in einem Staat (z.B. I) keine Unternehmen mehr Gewinne erwirtschaften, ist das dort genutzte Geld eigentlich wertlos (so in vielen Dritte-Welt-Staaten), aber in diesem Fall betrifft es den Euro als Ganzes und senkt seinen Wert entsprechend dem anteiligen Verlust der RW. Deshalb ist es im Interesse D´s, den Absturz in JEDEM Staat der Eurozone zu verhindern.



        Hinzu kommt: mit jedem EU-Staat ist D massiv wirts. verbunden und durch die EU-Ausgleichszahlungen noch dazu politökonomisch. Das verstärkt D´s Interesse massiv.



        PS: Wenn ein Staat die Schulden nicht zurückzahlen kann … kommt zur Not die Inflation. Macht GB seit 350 Jahren: 406,5g Silber waren mal „1 Pfund Sterling“. Heute kosten diese ca. 150 Pfund Sterling (GBP). Heißt: Die Inflation seit Einführung des Papiergeldes 1688 hat dieses um 99,3% entwertet. Dafür nie eine Hyperinflation.

        • @Eokdipl:

          Irwitzigerweise schöpfen Banken mehr Geld als der Staat. Jeder Kredit ist Geldschöpfung.

          Warum haben Banken das Privileg und nicht alleine die Zentralbank?

          • @J_CGN:

            (Papier-) Geld – auch des Staates – ist immer Kredit; seine ursprüngliche Aussage ist „Ich, der Unterzeichner, verpflichte mich Dir jederzeit auf Dein (!) Verlangen einen materiellen, nicht beliebig vermehrbaren Wert gegen dieses (materielle betrachtet wertlose) Dokument zu geben“ (ursprüngliche Edelmetalle). Der Staat will unterschiedliche Zwecke mit dem Zentralbankgeld (ZBG) und Geschäftsbankengeld (GBG) erreichen: ZBG soll das allgemein anerkannte Zahlungsmittel sein: A gibt ZBG (bar) an B und hat damit „sein Schuld beglichen“, so steht es im Gesetz, es muss (!) jeder annehmen.



            GB hingegen wollen (und sollen aus Staatssicht!) mit dem Kredit Geld verdienen: sie erschaffen Geld aus dem nichts (völlig richtig von Ihnen gesagt) durch Buchung = weggeben an einen Dritten D. Dieser muss MEHR (!) Geld zurückgeben. Solange das funktioniert, sind zwei Dinge erreicht: 1. ist das GBG „werthaltig“, weil D mit dem „Geld aus dem Nichts“ neue Werte = Wachstum geschaffen hat (welches er sonst nicht oder nicht heute hätte schaffen können). 2. hat die Bank Geld vermehrt (auf der Basis ihres viel geringeren Eigenkapitals) und damit Kapital erzeugt (Kapital ist nichts anderes als Geld, dessen Zweck ist, sich zu vermehren) und somit selber Wachstum geschaffen. Deshalb erlaubt der Staat den GB Geldschöpfung.



            Als „Pflicht“ bekommen Sie das wirtschaftliche Risiko: wenn D Pleite geht, hat die Bank ein Minus (und nicht der Staat). [Das Banken „systemrelevant“ sind und der Staat sie – aus Angst um SEIN Geld und seine RW – nicht Pleite gehen lässt, ist ein weiterer Punkt, der anderswo erklärt wird.]

      • @Klaus Meier:

        Wenn es Länder in der EU gibt die selbst in solch einer außergewöhnlichen Situation nur selbstgefällig aus ihrer Sicht eines „Geberlandes“ denken und handeln können, wünsche ich diesem unsolidarischen Haufen ein rasches Ende...

      • @Klaus Meier:

        Wenn Sie die Dinge selbst in solch einer schwierigen Lage nur aus Sicht der sogenannten „Geberländer“ sehen können, haben Sie von der Idee einer EU offenbar nichts verstanden. Und diese Idee, ist wenn dich Deutschland weiterhin stur stellt, bald endgültig zerstört.

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @Lars Arens:

          Eine Diskussion gegen Absolute Haltungen taugt nie etwas.

          "Wenn Deutschland nicht handelt, ist die Idee der EU bald zerstört"

          Hach, das Schicksal der gesamten EU auf unseren Schultern. Und alles was wir tun müssen ist, für Alles und Jeden zu bürgen.

          Fang mal an. Bürge mit deinem Einkommen für den kommenden Kredit deines Lieblings-Restaurants. Und zwar sofort, ohne mit der Wimper zu zucken oder dich irgendwie abzusichern. Fällt schwer, oder?



          Stell dir das mal auf der Staaten-Ebene vor, wo die Effekte deutlich länger fühlbar sind, und überlege ob du dieses Risiko ohne Not eingehen würdest.

          Im Moment ist kein Staat Pleite.



          Finanz-Regeln zu Neuverschuldungen in der EU wurden gelockert.



          Der Kollaps ist nicht (!) morgen.

          Eine Pathos-Entscheidung wegen Geld ist jetzt unangebracht. Im Moment geht es um Sachhilfen, Leben zu retten, Patienten auf Krankenhäuser mit Kapazitäten zu verteilen. DAS ist die Solidarität in der EU. Und die wird gefahren.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Der Alleswisser:

      Dann braucht es auch eine einheitliche Steuer, Wirtschafts und Sozialpolitik. Und dann sind plötzlich selbst Länder dagegen die das derzeit noch wollen.