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Unzuverlässig und verpeiltBin ich ein „Fuckgirl“?

„Fuckbois“ sind Männer, die sich beim Dating unter anderem durch mangelnde Kommunikationsfähigkeit auszeichnen. Unsere Kolumnistin sieht Parallelen.

Die, die auffällig oft in ihren Nachrichten den Zwinker Emoji benutzen Foto: getty images

N eulich sagte ein Freund, den ich noch nicht so lange kenne: Wenn ich mit dir zusammen wäre, würde mich das wahnsinnig machen.

„Was denn?“ Kurz dachte ich, dass es um meine Liebe für Trash Reality TV geht. Er meinte aber mein Kommunikationsverhalten. Ich lachte ein bisschen nervös und wollte mit den Augen rollen und das Thema wechseln. Aber es ließ mich nicht los. Könnte es sein, dass ich das Kommunikationsverhalten eines Fuckbois habe? Die, die Supreme tragen, „LOL“ auf ernste Fragen antworten, highsnobiety.com „lesen“ und sich selbst ohne Scham als Sneakerhead bezeichnen.

Diese Typen, die oft Grübchen haben (it’s science, look it up), zu jeder Jahreszeit Mützen tragen und manchmal einen Ring am kleinen Finger. Die, die immer einen frischen Fade Cut haben und beim lachen die Hände reiben. Die, die DIR am Anfang hinterherlaufen und dann plötzlich unerreichbar sind. Und dann wenn man über sie hinweggekommen ist, aus dem Nichts wieder auftauchen und auf eine fünf Wochen alte Nachricht mit „Musste gerade an dich denken. Bin gerade bei diesem Falafel-Laden wo wir immer waren.“ antworten. Die, die auffällig oft in ihren Nachrichten den Zwinker Emoji und den Affen, der nichts sieht, benutzen. Die, die sagen wir müssen mal zusammen wegfahren und sich dann nicht mehr melden.

Waage und verpeilt

Aber so bin ich doch gar nicht? Okay, Ich trage einen Ring am kleinen Finger und habe auf einer Seite Grübchen aber das war’s auch schon wieder mit den Gemeinsamkeiten.

„Du gehst nie ran, wenn man dich anruft, rufst erst Tage später zurück wenn überhaupt. Nachrichten beantwortest du extrem spät oder gar nicht und in Gruppenchats schreibst du manchmal 11 Nachrichten hintereinander und meldest dich erst im nächsten Quartal wieder.“

Ja, aber ich bin auch Sternzeichen Waage und verpeilt und habe viel zu tun. Ich mache das ja nicht mit Absicht. Ich mach’s wirklich nicht absichtlich. Oder doch? Glaube ich unterbewusst, dass meine Unzuverlässigkeit – wie Kritiker und Hater sagen – mich ein bisschen cooler und entspannter und über den Dingen wirken lässt? Oder will ich testen, wie viel mir Menschen durchgehen lassen?

Das ist doch eine klassische Fuckboi-Logik? Aber ich bin kein Fuckgirl. Vielleicht bin ich manchmal ein Arschloch aber ganz sicher kein Fuckgirl. Aber dann sehe ich diese Nachricht, die ich in tausend Variationen schon vielen Menschen geschrieben habe.

„Heeey sorry dass ich mich ewig nicht gemeldet habe. Mega viel los bei mir. Wie gehts dir? Lass uns bitte ganz bald zoomen. 🥰🥰“ Ganz sicher bin ich mir nicht mehr. Vielleicht muss ich es mir eingestehen. Ich bin ein Fuckgirl. Aber es könnte schlimmer sein. Ich könnte Zwillinge sein. Oder Wassermann.

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Anna Dushime
Journalistin, Speakerin und freie Kreative. Kolumne: "Bei aller Liebe". Foto: Pako Quijada
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30 Kommentare

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  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Man sollte die Stilmittel von Beiträgen als solche begreifen, dann versteht man auch die Botschaft.

  • Wikigedöns: en.wiktionary.org/wiki/fuckboi

    Demnach ist en Fuckboi en Sexsklave.

    Und denkt man das mit, dann hat der Artikel von vorne bis hinten das Thema nicht verstanden und völlig verfehlt.

    Er behandelt weder reale (sexuelle u.a,) Abhängigkeitsbeziehungen noch wird die Pornoindustrie thematisiert, die "Fuckbois" verscherbelt.

    • @Rudolf Fissner:

      Der Artikel beschäftigt sich aber mit unzuverlässigen Verhalten nicht mit Fuckboys. Er setzt lediglich die gleiche Jugendsprachliche Definition dafür Vorraus.



      Auch ihr Link führt die vom Autoren verwendete Bedeutung "Womanizer" also "Schwerenöter" auf.



      Im Deutschen habe ich das Wort "Fuckboy" bisher ausnahmslos in diesem Kontext verwendet gehört, wenn gleich es meist tatsächlich eine etwas negative Konnotation hat.

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      gerade deshalb passt es ja

  • Verstehe diesen Meinungsartikel nicht.



    Hab es nicht so mit sozialen Kontakten und Ähnlichen.



    Kann mir vielleicht eine(r) mal den Inhalt so wiedergeben das ich es nachvollziehen kann ?



    Wenn nicht auch ok.

    • @Waldo:

      Die Autorin, hat einen sympathischen Menschen kennengelernt, der sich nicht vorstellen kann mit ihr zusammen zu sein. Das scheint nicht unbedingt ihr Interesse an diesem Typ gewesen zu sein, dennoch beschäftigt es Sie, dass mangelnde Kommunikationsfähigkeit der Grund für diese Proaktive Ablehnung ist.



      Im Laufe des Text vergleicht sie sich dann mit denjenigen Männern die aus ihrer Sicht Mängel in der Kommunikationsfähigkeit aufwiesen und gesteht sich letztlich ein, dass sie zur gleichen Art Mensch gehört, auch wenn das Phänomen sonst eher als männlich gilt.

      • @Lev Bronštejn:

        Danke, füe die Erklärung.



        Also schreibt Sie, das mangelnde Kommunikationsfähigkeiten des Gegenüber der Grund für eine vorausgeplante und zielgerichtete Ablehnung ihrer Person sind und die Autorin diese Art von Kommunikation auch bei sich bemerkt hat.



        Die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig und wären bestimmt spannend zu hinterfragen.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    ich fand den Beitrag auch gut

  • Nun, so infantil oder pubertär finde ich das Geschriebene beileibe nicht.



    Das beschriebene Verhalten (Unzuverlässigkeit, Beliebigkeit, Flatterhaftigkeit) findet sich mittlerweile auch unter wesentlich älteren Semestern, als Frau Dushime hier skizziert.

    Tage oder Wochen auf Nachrichten nicht antworten, mitten in der Unterhaltung einfach in den Tiefen des Netzes abtauchen und somit unverhohlen signalisieren, dass der/die Gegenüber keines Respektes würdig ist. Im realen Leben fehlte sicher die Traute dazu. Wie sagte der alte Watzlawik schon? "Man kann nicht nicht kommunizieren."

    Und da dieses nachgerade schäbige Benehmen auch diesseits von Tinder & Co absolut gängig und gesellschaftlich akzeptiert scheint, spare ich mir Flirt und Dating, und kümmere mich konsequent um mich. Schließlich ist es keine Diagnose, Single zu sein. Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen jedoch schon.

    Als Heteromann wünsche ich mir eine Frau, die denselben Respekt mir gegenüber aufbringt wie den, den sie berechtigter Weise für sich einfordert.

    Ein Unterhaltungsavatar auf Zeit in ihrem Smartphone möchte ich nicht sein. Da kann ich mit meiner Zeit wesentlich besseres anfangen. ;)

  • Toller Beitrag. Tiefschürfender als manche Pseudoanalyse.

  • RS
    Ria Sauter

    Hallo dafür möchte ich wirklich keinen Betrag in "TAZ zahl ich" investieren.

    Wenn noch mehr von diesen Statements kommt, wars das mit meinem Interesse und meiner Zahlbereitschaft.

    Habt ihr euch mit "Bravo" zusammengeschlossen?

    • @Ria Sauter:

      Zahlen Sie halt einfach für die Artikel welche Ihnen auch zusagen...und für diesen hier dann folglich nicht. So einfach ist das, aber bitte anderen TAZ-Leser*innen nicht pauschal irgendwas absprechen...und einen Zusammenschluss von TAZ und BRAVO fände ich sogar recht interessant...

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      Sie tun der Autorin unrecht.



      Da steckt sehr viel Tiefsinn drin.

  • Die Rezeption dieses Artikels erfreut mich außerordentlich, weswegen ich bitte meinen taz-zahl-ich-Beitrag zukünftig zur Bewirtung der Kommentatoren statt der Belohnung solcher zutiefst masturbatorischen Reflexionen aufgewandt wissen möchte.

  • Oweh, ich dachte nie, dass ich zu alt zum TAZ lesen werden kann

  • Äh ja daß ist ja kein Wunder zuverlässige, ernsthaftere Männer essen Fleisch und keine Falafeln. Außerdem Fuckboy/Fuckgirl ich dachte diese Terminilogie wäre erst wieder Ü60 interessant.

  • Sehr schöner Beitrag Frau Dushima, aber nicht vergessen, auch wenn man ein Fuckboi/girl ist: Es gibt schlimmere Persöhnlichkeitsausprägungen:D

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    Die taz füllt die Lücke, die seit der Einstellung von NEON zwischen ze.tt und bento entstanden ist.

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @83492 (Profil gelöscht):

      Entscheidend ist die Anzahl der Klicks und Kommentare. Aktuelle Testsieger sind Boris Palmer Artikel.

  • Also die Bois melden sich nicht, weil sie, typisch boys, austesten wollen, was sie sich erlauben können.



    Aber bei der Autorin gibt es wirkliche Gründe?



    Emotionale Intelligenz in Hochform...



    Sie als Fuckgrrl zu bezeichnen wäre sexistisch und oberflächlich?

    • @martin.a.d:

      "Vielleicht muss ich es mir eingestehen. Ich bin ein Fuckgirl. Aber es könnte schlimmer sein. Ich könnte Zwillinge sein. Oder Wassermann."



      Beantwortet das nicht Ihre Frage?



      Manche tun sich schwer, Selbstironie bei anderen zu erkennen.

  • Anna Dushime gibt ein schönes Bild ab, von der Oberschicht, die es in Belgien einmal gab. In belgischer Tradition ist mein kleiner Sohn Titus ein Kingdevil und meine kleine TochterAriane eine Kingcat.



    Doch wer ist Fuckbois? Klingt eher weiblich. Fuckgirl? Eine Comicfigur? Charlotte Gainsborough sucht einen neuen Liedtext, der provozieren soll, Lili Marleens "Unter der Laterne"? Fuckbois im Bois du Bologne, geh in den Wald und üb sprechen. Agent provocateur des Waldes sind nicht die Bäume.

  • Hat dich jemand danach gefragt? Oder warum müssen wir das alle lesen?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Wieder so ein langweiliges Leben.

  • hmm. meine Definition ist eher, kann sich die Partner nach Belieben aussuchen und tut das auch.

  • Aha

  • Kann man mit solchen Artikeln Geld verdienen?

  • "in Gruppenchats schreibst du manchmal 11 Nachrichten hintereinander und meldest dich erst im nächsten Quartal wieder.“



    Ja, aber ich bin auch vage und verpeilt und habe viel zu tun."

    Klingt mehr nach ADHS. Lass dich ma testen.

  • Äääääh? Herzlichen Glückwunsch??😉