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Untersuchung der Stiftung WarentestE-Book ökologischer als Papier-Buch

Bücher lesen auf Papier oder digital? Für manche ist das eine Kulturfrage. Was die Ökobilanz angeht, gibt es nun eine eindeutige Antwort.

E-Book-Reader sind mehr öko als Print Foto: imago

Berlin taz | Bücher auf dem eBook-Reader zu lesen ist umweltschonender, als Papierbücher zu kaufen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Stiftung Warentest. Noch ökologischer würde handeln, wer nicht extra einen Reader kauft, sondern, sofern vorhanden, ein Tablet verwendet, das auch für andere Zwecke genutzt wird. „Die Herstellung von Papier und der Druck schaden der Umwelt mehr als die Produktion von eBook-Readern und ihr langer Transportweg aus Asien zu uns“, so das Fazit des Tests.

Die Organisation hat dabei den Lebenszyklus von gedruckten Büchern und eBook-Readern untersucht, von Produktion über Transport und Nutzung bis zur Entsorgung. 18 Kategorien wurden berücksichtigt, etwa die Auswirkungen aufs Klima, die Entstehung von Feinstaub sowie Rohstoff- und Wasserverbrauch. Für die einzelnen Umweltauswirkungen hat die Stiftung Warentest Umweltschadens­punkte vergeben. Je mehr Punkte, desto größer der Schaden für die Umwelt. Unterschieden wurde zudem zwischen Menschen, die mit 3 Büchern jährlich wenig lesen, und solchen, die mit 12 Büchern im Jahr viel lesen.

Das Ergebnis: Liest eine Vielleserin ihre 12 Bücher im Jahr auf einem ohnehin vorhandenen Tablet, sammelt das in 5 Jahren 0,14 Umweltscha­denspunkte an. Mit dem eBook-Reader ist es in dem gleichen Zeitraum rund 1 Schadenspunkt. Kauft sie dagegen jährlich 12 gebundene Bücher, landet sie insgesamt bei fast 15 Umweltschadenspunkten. Bei den gedruckten Büchern haben die Tes­te­r:in­nen angenommen, dass die Exemplare jeweils einmal weitergegeben werden. Ist das nicht der Fall, verdoppelt sich die Zahl der Punkte auf 30.

Die Herstellung ist das Ökoproblem

Sowohl bei gedruckten Büchern als auch beim eBook-Reader ist es dabei die Produktion, die die größten Schäden für die Umwelt verursacht. Auf mehr als 14 Schadenspunkte kommt allein die Herstellung der 60 gebundenen Bücher, die die Vielleserin in 5 Jahren schmökert.

Kauft ein Wenigleser in dem angekommenen Szenario innerhalb von 5 Jahren 15 Bücher und diese als Taschenbuchausgaben, ergibt das in der Produktion etwas über 2 Schadenspunkte. Das ist immer noch etwa doppelt sie viel, wie die reine Herstellung eines eBook-Readers verursacht. Dessen Stromverbrauch in der Nutzung ist der Untersuchung zufolge fast zu vernachlässigen: Selbst die Vielleserin kommt mit dem digitalen Reader nach 5 Jahren nur auf 0,003 Schadenspunkte für den Stromverbrauch.

Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, verteidigt dennoch das gedruckte Werk. Viele Verlage würden mittlerweile auf erneuerbaren Energien und emissionsarme Papiersorten setzen. Hinzu komme „die Lebenszeit gedruckter Bücher, die die Le­se­r*in­nen als Bildungs- und Kulturgut oft ein ganzes Leben begleiten“.

Wer am gedruckten Buch hängt und auf Umweltschutz Wert legt, sollte den Ergebnissen der Stiftung Warentest zufolge besser zum Taschenbuch greifen: Gebundene Ausgaben belasten der Untersuchung zufolge die Umwelt 1,7 Mal so stark wie Taschenbücher. Noch ökologischer: Bücher nicht neu kaufen oder sich neu schenken lassen, sondern aus der Bibliothek leihen – und den Weg selbstverständlich zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen.

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17 Kommentare

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  • Bitte aufhören, ich fang gleich an zu weinen, es können doch sowieso kaum mehr Menschen überhaupt ein Buch lesen! Whatabout die ganzen Ozeandampfer, die fröhlich ihr Schweröl verbrennen, wieviele Schadenspunkte kriegen die? Und ebook-reader: Wer drauf steht, beim lesen bis in die Unterhose überwacht und dauer-gebenchmarkt zu werden, der/die kann sich ja eine Kindle kaufen. Aber wenn du auf die frevlerische Idee kommen solltest, deinen Amazon-Account zu löschen, tja dann, Pech gehabt, sind die von dir gekauften ebooks leider auch alle futsch. Kann mir nicht passieren, außer die Bude brennt ab.

  • Ich wurde dann noch im letzten Satz erwähnt. Ansonsten wüsste ich gern, ob man die digitalen Bücher, die man für den Reader erwirbt, auch weitergeben kann.

  • Die Untersuchungen gehen von sehr vereinfachten Voraussetzungen aus, u.a. dass eher nur aktuelle Bücher gelesen werden die dann auch als eBook vorliegen und dass man wie schon angesprochen grundsätzlich neue Bücher kauft.



    Meine kleine private Büchersammlung einschl. Comics werde ich behalten und wie auch ich einige schöne alte Bücher geerbt habe weitervererben. Da gibt es von einigen alten Büchern auch einige, die ich mir zusätzlich bei archive.org runterladen konnte, aber es macht trotzdem Spaß sich z.b. die handcolorierten Kupferstiche anzusehen.



    Da tut sich dann auch eine Lücke auf, zwischen Büchern wo die Rechte abgelaufen sind und die digitalisiert wurden und jenen die dafür zu neu und für eBooks zu alt, oft auch von nicht mehr existenten Verlagen, wo bekomm ich die her.



    Das andere ist, es gibt keinen Markt wo man gebrauchte eBooks kaufen könnte, bei Büchern aus wissenschaftlichen Verlagen wo der Preis zwischen gebundener Ausgabe und eBook nur wenig differieren finde ich dann das Buch ab und zu mal gebraucht.

  • Gedruckte Bücher dienen nicht nur der Unterhaltung. Wirklich wichtige Bücher dienen dem Konservieren von Wissen. Auf bedrucktem Papier funktioniert das mindestens 500 Jahre lang, ohne dass nach dem Herstellungsprozess weitere Energie benötigt wird. Das elektronische Gerät möchte ich sehen, das auch nur die Hälfte dieser Zeit durchhalten würde.

    • @Aurego:

      Das ist höchstens relevant für Bibliotheksexemplare (und selbst da setzt man seit Jahrzehnten eher auf Mikrofilm, und neuerdings auf digitale Langzeitformate). Was Sie sich privat kaufen wird spätestens nach Ihrem Tod entsorgt. Nein, ihre Erben wollen ihre geliebten Bücher nicht, egal was sie Ihnen vorher erzählt haben.

      • @TheBox:

        Nein, Sie irren sich. Hier hinter mir stehen z. B. ein paar Bücher aus dem 16.-19. Jahrhundert, die wahrscheinlich nicht weggeworfen werden.



        Mikrofilm eignet sich zur Aufbewahrung nur sehr bedingt. Als Schwarz-Weiß-Kopie ist er oft nicht ausreichend und Farbfilme, die so lange lichtecht sind, gibt es nicht. Im Übrigen sind wir bereits bei hochauflösenden Digitalisaten angekommen, die die Mikrofilme weitgehend verdrängen werden. Aber Digitales hält sich nicht ewig, wenn es nicht regelmäßig auf neue Medien kopiert und an neue Technologien angepasst wird.

  • Die Bücherschränke sind mir tatsächlich auch in den Sinn gekommen, da findet man öfters was gutes drin. Der Lions Club hier veranstaltet zweimal im Jahr auch einen großen Bücherflohmarkt, wo man gebrauchte Bücher sehr billig bekommt. Ich gebe Bücher auch gerne in der Familie weiter.

    Was die Anzahl der Bücher angeht, bin ich ebenfalls überrascht. Auf 12 Bücher komme ich in etwa pro Jahr, würde mich damit aber nie und nimmer zu den Viellesern zählen (bin auch schlichtweg nicht der schnellste Leser)

  • Der e-Book Reader mit der digitalen Tinte ist dem Tablet haushoch überlegen. Er ist viel angenehmer für die Augen und unter freiem Himmel die einzige Option. Bücher sind im Liegen total unhandlich und unentspannt, so dass für den modernen Menschen der e-Reader, wenn es wirklich primär ums Lesen geht, alternativlos ist. Als Vielleser habe ich durch das e-Book mit e-Reader zurück zum Sinn des Lebens gefunden.

  • Meine Frau und ich lesen viel, seit Jahren - die Augen, die Augen - fast nur noch E-Books. Allerdings auf Readern mit dem offenen EPUB-Format.

    Proprietäre, gar kopiergeschützte Bücher und nicht zuletzt auch noch mit Netzanbindung kommen uns nicht ins Haus, auf die Reader.

    Ein Punkt, der im Artikel vollkommen fehlt.

  • Was würde es einsparen wenn der deutsche Buchhandel mal endlich auf die protzigen Hardcover verzichten würde und lieber wie in USA/Japan Softcover drucken? Die sind viel leichter und praktischer.

  • Eindeutig ist die Antwort vielleicht nur, wenn man nur das Lesen von Büchern auf den kurzlebigen Bestsellerlisten in Betracht zieht und einige der Umweltkosten verzweigter digitaler Prozesse vernachlässigt. Prints und Handschrift halten mehrere hundert Jahre, während digitale Speichermedien oft nicht einmal ein Jahrzehnt halten. Größter Nachteil von E-Books: Ist der Reader oder das Speichermedium kaputt, sind alle gesammelten Werke futsch. Großer Vorteil von Prints in Bibliotheken : Man kann beim Stöbern in den Regalen so manche Überraschung oder Perle entdecken.

    Viele Bücher, die ich lese, gibt es gar nicht als E-Book und als Print nur antiquarisch oder in Archiven. Mittlerweile bieten aber viele Archive gescannte Bücher auch als PDF oder in anderen Formaten zum Download an, so dass ich deren zumeist kostenlose Angebote nutze.

  • Endlich wieder Kosumkritik um von notwendiger Systemkritik abzulenken. Geil. Taz wieder mal staatstragend.

  • Mit 60 Büchern in 5 Jahren "Vielleser"? Das ist desillusionierend... Im Übrigen kann man Bücher auch gebraucht kaufen oder aus Bibliotheken entleihen.

  • 12 Bücher im Jahr ist schon viel? Was für dicke Wälzer sind das denn?



    Gibt übrigens auch noch die öffentlichen Bücherschränke, von denen mittlerweile immer mehr herumstehen. Einen e-book reader würde ich da jedenfalls nicht drin finden, mit oder ohne Inhalt. Wäre mal interessant, zu berechnen, durch wieviele Hände die dort weitergegebenen Bücher im Durchschnitt gehen. Manche sehen schon sehr mitgenommen aus.



    Nebenbei: Etliche Bücher lese ich tatsächlich mehrmals, mitunter im Abstand von vielen Jahren bis Jahrzehnten. Das kann ich mit dem e-book reader oder Tablet schön vergessen, die sind schon viel früher Elektroschrott.

    • @Tetra Mint:

      Nicht, wenn man die Monopolisten außen vor lässt. Bücher im offenen EPUB-Format lassen sich speichern und jederzeit auf entsprechenden Readern (oder mit einer dahingehenden App auf dem Tablet) auch nach Jahren wieder/weiter nutzen.

    • @Tetra Mint:

      Die Bücher sind ja nicht an das Gerät gebunden, die kannst du jederzeit wieder lesen. Ich hab e-books die über 15 Jahre alt sind und die ich immer mal wieder lese.

  • Bücher auf dem eBook-Reader zu lesen ist umweltschonender als Papierbücher zu kaufen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Stiftung Warentest. Noch ökologischer würde handeln, wer nicht extra einen Reader kauft, sondern, sofern vorhanden, ein Tablet verwendet, das auch für andere Zwecke genutzt wird.



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    Ja, das stimmt alles, wenn wir kurzfristig denken!

    Doch wo bleibt da die "Archivfunktion" des gedruckten oder handgeschriebenen "Buchs"?

    Wie lange ist ein E-Book "lesbar" bei der schnelllebigen Entwicklung von EDV/IT!



    Wer kann HEUTE noch 8 1/2, 5 1/4 * Disk lesen, wer die "Formate" von Texten älter 2-3 Dekaden!



    Tontafeln sind zeitlos, Pergament fast. Bibliotheks-Exemplare eine Buches machn gut => 100 Jahre.



    Das 3.95€ Taschenbuch zerfällt nach 2-3 Jahrzehnten im Regal!

    BTW. Umweltschutz ist sehr wichtig, doch s.o darf da nicht vergessen werden.



    Die Negativkiste im Kleiderschrank, das Telefon mit Speisung aus dem Amt, alles abgeschafft, doch damit sind "Archiv & Sicherheitsfunktionen" unbewusst mit abgeschafft worden.

    Mit VOIP bei Stromausfall einen Notruf abzusetzen? :-(



    Ne "Disk/CD/RL-Platte, uvam," von, vor ca. 2-3 Dekaden zu lesen?

    Sehr nachdenklich Skasuu ;-(