US-Kriegsschiffe vor Venezuela: Maduro steht alleine da
US-Kriegsschiffe treiben sich vor der Küste Venzuelas rum. Der Präsident des südamerikanischen Landes droht mit militärischem Widerstand.
S eit gut zwei Wochen herrscht Rätselraten über die massive Anwesenheit von US-Kriegsschiffen vor der venezolanischen Küste. „Venezuela steht vor der größten Bedrohung, die unser Kontinent in den letzten 100 Jahren erlebt hat“, erklärte Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro. Das US-Verteidigungsministerium gab bekannt, dass weitere Schiffe mit mehr als 4.000 Soldaten und Marinesoldaten voraussichtlich diese Woche in der Region eintreffen werde.
Die Nervosität in Caracas wächst mit jedem Tag. Denn die Ausstattung der US-Flotte ließe sowohl eine gezielte Kurzinvasion zur Ergreifung von Nicolás Maduro als auch einen präzisen Militärschlag zu. Da werden Erinnerungen an die US-Invasion in Panama wach, als US-Marines im Dezember 1989 quasi im Handstreich Staatschef Manuel Noriega gefangen nahmen und in die USA ausflogen. Maduro hat nicht nur die Armee in höchste Alarmbereitschaft versetzt, sondern auch die rund 4,5 Millionen Milizionäre mobilisiert, zu denen neben Reservisten auch Staatsangestellte und Rentner gehören.
Letztlich ist unklar, was US-Präsident Donald Trump mit all dem erreichen will. Möglicherweise hat er sich selbst noch nicht entschieden. Die aus seiner Sicht legalen Voraussetzungen für eine Intervention hat er geschaffen, indem er die Drogenkartelle in der Region als Terrororganisationen einstufen ließ, woraus er schließt, dass er auf ausländischen Territorium gegen sie vorgehen kann. Er bezeichnete Maduro als Anführer des Cartel de los Soles und verdoppelte das Kopfgeld für seine Ergreifung auf 50 Millionen Dollar.
Hilfe aus der Region kann Maduro nicht erwarten, schon gar keine militärische Unterstützung. Seit seinem offensichtlichen Wahlbetrug bei der Präsidentschaftswahl 2024 hat sich die Regionalmacht Brasilien von ihm distanziert. Präsident Lula da Silva hat seine Forderung nach Veröffentlichung der Wahlergebnisse nicht zurückgenommen. Darüber hinaus sind die brasilianischen Militärs froh, dass sie nicht in Drohgebärden verwickelt werden. Eine direkte oder indirekte Konfrontation mit dem US-Militär wollen sie auf keinen Fall.
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