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US-Kriegsschiffe vor VenezuelaMaduro steht alleine da

Jürgen Vogt
Kommentar von Jürgen Vogt

US-Kriegsschiffe treiben sich vor der Küste Venzuelas rum. Der Präsident des südamerikanischen Landes droht mit militärischem Widerstand.

Venezuela hält Kriegsschiff in Alarmbereitschaft, 16. August 2025 Foto: Juan Carlos Hernandez/imago

S eit gut zwei Wochen herrscht Rätselraten über die massive Anwesenheit von US-Kriegsschiffen vor der venezolanischen Küste. „Venezuela steht vor der größten Bedrohung, die unser Kontinent in den letzten 100 Jahren erlebt hat“, erklärte Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro. Das US-Verteidigungsministerium gab bekannt, dass weitere Schiffe mit mehr als 4.000 Soldaten und Marinesoldaten voraussichtlich diese Woche in der Region eintreffen werde.

Die Nervosität in Caracas wächst mit jedem Tag. Denn die Ausstattung der US-Flotte ließe sowohl eine gezielte Kurzinvasion zur Ergreifung von Nicolás Maduro als auch einen präzisen Militärschlag zu. Da werden Erinnerungen an die US-Invasion in Panama wach, als US-Marines im Dezember 1989 quasi im Handstreich Staatschef Manuel Noriega gefangen nahmen und in die USA ausflogen. Maduro hat nicht nur die Armee in höchste Alarmbereitschaft versetzt, sondern auch die rund 4,5 Millionen Milizionäre mobilisiert, zu denen neben Reservisten auch Staatsangestellte und Rentner gehören.

Letztlich ist unklar, was US-Präsident Donald Trump mit all dem erreichen will. Möglicherweise hat er sich selbst noch nicht entschieden. Die aus seiner Sicht legalen Voraussetzungen für eine Intervention hat er geschaffen, indem er die Drogenkartelle in der Region als Terrororganisationen einstufen ließ, woraus er schließt, dass er auf ausländischen Territorium gegen sie vorgehen kann. Er bezeichnete Maduro als Anführer des Cartel de los Soles und verdoppelte das Kopfgeld für seine Ergreifung auf 50 Millionen Dollar.

Hilfe aus der Region kann Maduro nicht erwarten, schon gar keine militärische Unterstützung. Seit seinem offensichtlichen Wahlbetrug bei der Präsidentschaftswahl 2024 hat sich die Regionalmacht Brasilien von ihm distanziert. Präsident Lula da Silva hat seine Forderung nach Veröffentlichung der Wahlergebnisse nicht zurückgenommen. Darüber hinaus sind die brasilianischen Militärs froh, dass sie nicht in Drohgebärden verwickelt werden. Eine direkte oder indirekte Konfrontation mit dem US-Militär wollen sie auf keinen Fall.

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Jürgen Vogt
Korrespondent Südamerika
Kommt aus Karlsruhe. Studierte Politische Wissenschaft in Hamburg und Berlin und arbeitete zwölf Jahre als Redakteur und Geschäftsführer der Lateinamerika Nachrichten in Berlin. Seit 2005 lebt er in Buenos Aires. Er ist Autor des Reisehandbuchs “Argentinien”, 2024, Reise Know-How Verlag.
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8 Kommentare

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  • "Legalen Voraussetzungen"? Ach ja, stimmt, es handelt sich ja um die "regelbasierte Weltordnung" nach dem Verständnis der "westlichen Welt". Da darf man Kopfgeld ausschreiben, eine Kriegsflotte vor fremder Küste positionieren und auslaufende Boote/Schiffe samt Besatzung versenken! Und die hiesigen Medien fragen sich allen Ernstes was wohl die USA "dort" wollen? Ersetzt man jetzt USA mit Russland und die Hetze in den Medien wäre unüberhörbar! Der "Rest" der Welt will mit uns nichts mehr zu tun haben.

  • Wenn Maduro tatsächlich allein dastünde, hieße das, dass das jüngste Treffen Trump-Putin weniger um die Ukraine als um die Aufteilung der Welt ging. Ergebnis: Trump kann frei agieren wie zur Blütezeit der Monroe-Doktrin-Politik!

  • Ich denke, Herr Maduro wäre in einem US-Gefängnis deutlich besser aufgehoben als im Präsidentenpalast in Caracas.

  • Ich finde es sehr befremdlich, dass hier auf Trumps Sichtweise eingegangen wird, es aber keinerlei Einordnung darauf gibt, wie Willkürlich und gegen das Völkerrecht dieses Vorgehen ist.

    Ob das aus Trumps Sicht legal ist, ist dabei doch völlig egal, doch man eignet sich schon die Sichtweise des Tyrannen an.

    Früher oder später wird es eskalieren und das nicht nur allein in Venezuela. Interventionen in Mexiko wurden auch schon mehrfach ins Spiel gebracht, die Einnahme des Panamakanals steht auch im Raum. Selbst diese Beispiele sind nur auf den Mittelamerikanischen Raum bezogen, Grönland steht auch noch an.



    Erst vor wenigen Tagen kündigte Trump an, dass er das Verteidigungsministerium in Kriegsministerium umbenennen will, weil man, seinen Worten nach, in der Vergangenheit zu defensiv gewesen sei und jetzt wieder mehr offensiv sein will.

    Man muss kein Freund Maduros sein, aber nichts rechtfertigt, was Trump hier macht.

  • Und was wird dann aus dem Friedensnobelpreis für Donald? Hat er das vergessen oder will er Norwegen besetzen? In einem Abwasch mit Grönland passt das ja ganz gut - wenn man schon mal in der Gegend ist....

  • Womöglich war's das dann mit den Friedensnobelpreis.

  • Das wäre doch ein wunderbarer Befreiungsschlag für die geschundenen Venezuelaner. Die Vereinten Nationen werfen dem Diktator Maduro Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Anfang Juli 2019 stellte Michelle Bachelet, Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen (UN) einen Bericht mit Belegen über Folter und außergerichtliche Exekutionen in Venezuela vor. Dazu jede Menge Vorwürfe über die Zusammenarbeit mit Drogenkartellen.

    Bis Januar 2023 haben aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Situation mehr als 7 Millionen Menschen, etwa 20 Prozent der Bevölkerung, Venezuela in den letzten Jahren als Flüchtlinge verlassen.

    Die Caritas gab im Jahr 2018 bekannt, 12 Prozent der Kinder seien stark unterernährt und bei 300.000 bestünde deswegen Lebensgefahr. „Maduro-Diät“ nennen die Venezolaner die steigende Mangel- und Unterernährung.

    Venezuela hat die größten Erdölvorräte der Welt. 25 Prozent mehr als Saudi-Arabien. Gut abbaubar. Jeder Venezuelaner könnte reich, glücklich und zufrieden sein.

  • "Der Präsident des südamerikanischen Landes droht mit militärischem Widerstand."

    Ich habe den Text drei Mal gelesen.

    Dass Maduro mit irgendetwas droht, habe ich nicht gefunden.

    Er hat lediglich Armee und Miliz in Alarmbereitschaft gesetzt.

    Wieso eigentlich " Widerstand"?

    Er ist immerhin Präsident.

    Gemeinhin nennt man das Landes-"Verteidigung ".