Studie der Umwelthilfe: Diese deutschen Städte sind zu heiß
Die Umwelthilfe warnt, dass viele deutsche Städte nicht genug auf Hitze vorbereitet sind. Sie fordert weniger Flächenversiegelung und mehr Bäume.
Die DUH-Studie hat untersucht, wie gut oder schlecht die Städte gegen Hitzewellen und heiße Tage gewappnet sind. Die Umweltschutzorganisation verteilte dazu grünes, gelbes und rotes Ampellicht. Ausschlaggebend für die Bewertung ist zum einen der Anteil der Versiegelung an der Siedlung- und Verkehrsfläche. Liegt dieser in einer Stadt unter dem nationalen Durchschnitt von 45 Prozent, leuchtet die Ampel grün. Für besonders zubetonierte Städte mit einem Versiegelungsanteil von mehr als 50 Prozent steht sie auf Rot.
Zum anderen wird das Grünvolumen einbezogen, also die Flächen mit großen Bäumen und Sträuchern. Diese absorbieren im Vergleich zu einem Englischen Rasen nicht nur mehr CO₂, sondern spenden auch mehr Schatten. 24 Städte fielen in beiden Kategorien durch, weitere 82 Städte schnitten zumindest in einer Kategorie schlecht ab. „Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend“, hieß es. Zugleich verteilte die Umwelthilfe aber auch 84 grüne Karten an Städte mit vergleichsweise wenig Versiegelung und viel kühlendem Grün.
Generell gilt: Je mehr Grünfläche, desto besser lässt sich Hitze in einer Stadt aushalten. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf: In den Städten scheint es einen Zusammenhang zwischen der Versiegelung und der Anzahl der Hitzetage zu geben. Unter den zehn Städten, die im Hitze-Check am schlechtesten abgeschnitten haben, liegen zum Beispiel auch Ludwigshafen, Regensburg und Worms, die alle überdurchschnittlich heiß sind. Zwischen 1993 und 2022 gab es in Ludwigshafen im Schnitt pro Jahr 19 Hitzetage, in Worms 16,9 und in Regensburg 16,3 – deutlich mehr als die knapp 10 im Bundesdurchschnitt.
Als exemplarisches Beispiel für den Zusammenhang zwischen Versiegelung und Hitze dient Regensburg. Die mittelgroße Stadt in Ostbayern ist nicht nur die am stärksten versiegelte Stadt Bayerns, sondern gleichzeitig auch die mit den meisten Hitzetagen in den letzten drei Jahrzehnten. Regensburg erhitzt sich insbesondere in der Innenstadt, wo sich wegen des Mangels an Grünflächen und Bäumen eine städtische Hitzeinsel bildet.
Berlin landet ziemlich weit vorn
Die vom Deutschen Wetterdienst betriebenen Messtationen in Regensburg zeigen, dass die Innenstadt in den letzten zwei Monaten teilweise um bis zu 3 Grad wärmer war als der Stadtrand, knapp vier Kilometer weiter nördlich. Für die gefühlte Temperatur – unter Einbeziehung von Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Wind – sind die Unterschiede zwischen den Stadtteilen sogar noch deutlicher zu vermerken.
Tage, an denen das Thermometer an der 30-Grad-Marke kratzt, stellen auch gesundheitliche Risiken dar. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass es im Vorjahr rund 3100 Hitzetote gab, 2022 sogar 5000. In den wenigsten Fällen führte ein Hitzeschlag direkt zum Tod, sondern eine Kombination aus zu viel Hitze und bereits bestehenden Vorerkrankungen. Für viele sind die gesundheitlichen Auswirkungen an Hitzetagen auch anders spürbar. Wenn es der Schweiß nicht mehr schafft, die Haut abzukühlen, kann der Blutdruck sinken und der Kreislauf gerät ins Wanken. Hinzu kommen Schlafmangel, Erschöpfung und Stress.
Während 24 Städte in der DUH-Studie komplett durchfielen, gab es jedoch auch Lichtblicke. Detmold, Ratingen und Potsdam schnitten als am besten vor Hitze geschützte Städte ab. Auch die deutsche Hauptstadt Berlin landete ziemlich weit vorn – anders als Köln oder München.
Weil die Versiegelung in deutschen Städten für Mensch und Umwelt gefährlich sei, müsse die Politik ihre Versiegelungsstrategie überarbeiten, so DUH. „Wir fordern ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung in Deutschland bis spätestens 2035 zu stoppen“, sagte Geschäftsführerin Metz. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sieht einen solchen Stopp jedoch erst für das Jahr 2050 vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen