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Stromspeicher für Erneuerbare EnergienDeutschland sucht die neue Superbatterie

Erneuerbare Energien haben ein Problem: um Dunkelflauten zu überstehen, braucht es Langzeitspeicher. Ein Wettbewerb will Innovationen vorantreiben.

Bisher noch nicht im industriellen Maßstab einsetzbar: Forscher arbeiten an Batterien die langfristig viel Strom speichern können Foto: Tillmann Franzen/sprind GmbH

BERLIN taz | Im Zuge der Energiewende setzt Deutschland auf Strom aus erneuerbaren Quellen. Leider liefert die Sonne in nördlichen Gefilden zeitweise im Überfluss, dann wieder praktisch nichts. Wind weht oft auch nicht zuverlässig. Gibt es wie Ende letzter Woche weder Wind noch Sonne, spricht man von einer Dunkelflaute. Die größte Herausforderung der Erneuerbaren Energien sind also Speicher, die langfristig Strom aufbewahren können. Ein Wettbewerb soll günstige, einfache und effiziente Langzeitbatterien für die Industrie liefern.

Vier Firmen aus Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz wetteifern, organisiert durch die Sprunginnovationsagentur des Bundes (Sprind), um eine Lösung. Die grundsätzlichen Technologien sind teils bekannt, bisher aber nicht im industriellen Maßstab einsetzbar. Es geht um Flussbatterien, auch Redox-Flow-Batterien genannt, und um Geräte, die sowohl Strom in Wasserstoff als auch Wasserstoff in Strom umwandeln können. Ein Team arbeitet sogar mit Rost.

„Eine Sprunginnovation muss keine vollständig neue Erfindung sein“, sagt Jano Costard, der den Wettbewerb, Challenge genannt, verantwortet. „Sie kann auch eine vorhandene Technologie entscheidend weiterentwickeln und ihr dadurch zum großen Durchbruch verhelfen.“ Das Konzept der Redox-Flow-Batterie zum Beispiel sei bereits im Einsatz, aber noch sehr teuer. Das verwendete Material ist oft selten, teils giftig.

Der Markt für Speicher ist riesig, sollte Deutschland wie geplant fast vollständig auf erneuerbare Energien setzen. Experten des Fraunhofer Instituts für Solarenergie schätzten 2022, dass 2030 eine Kapazität von 103,8 Gigawattstunden nötig ist, 2045 gar 178. Derzeit können sind in Deutschland Batteriespeicher mit nur etwa 17 Gigawattstunden in Betrieb. 84 Prozent davon sind kleinere Speicher in Wohnhäusern.

Und es handelt sich fast ausschließlich um Lithium-Ionen-Batterien. Solche Batterien sind, in kleiner Form, auch in Mobiltelefonen eingebaut oder in E-Autos. Aber das Material ist selten und teuer, die Batterien sind feuergefährlich. Zudem benötigt die Industrie deutlich größere Systeme. Sie müssen sich nicht so schnell laden und entladen lassen wie Lithium-Ionen-Batterien, dafür aber große Mengen Strom lange speichern.

Bis zu 4 Millionen erhalten die Firmen für die Entwicklung von Prototypen

Vier Teams sind noch im Wettbewerb. In einer ersten Runde bekamen sie jeweils eine Million Euro, um ihre Konzepte zu entwickeln. In der zweiten Runde gibt es bis Mai 2025 bis zu drei Millionen Euro je Team. „Ziel der Challenge sind Prototypen, die zeigen, dass die Technologien reif sind für eine Serienfertigung“, sagt Costard. „Idealerweise steigen nach der Sprind-Challenge private Investoren ein und finanzieren das weitere Wachstum dieser Start-ups.“ Das passiere bereits, erste Finanzierungsrunden liefen bereits.

Reverion aus Eresing, 40 Kilometer westlich von München, entwickelt eine Kombination aus Brennstoffzelle und Elektrolyseur. Das Gerät kann Strom in Wasserstoff und zurück verwandeln. Das ist nicht neu, allerdings ist der angestrebte Wirkungsgrad von gut 80 Prozent innovativ. Einen Container mit dem Prototypen konnte die Sprind-Jury bereits begutachten.

Unbound Potential aus der Nähe von Zürich und Haliogen Power, eine Ausgründung der Universität Manchester arbeiten an Flussbatterien. Dabei fließen sehr vereinfacht zwei Flüssigkeiten, getrennt von einer Membran, durch die Batterie. Der Strom wird in den Flüssigkeiten gespeichert. Die Membran steht allein für etwa 30 Prozent der Kosten. Sie wegzulassen, spart also viel Geld. Das Problem ist nicht so sehr, dass sich Flüssigkeiten vermischen, Wasser und Öl bleiben auch getrennt. Es geht vielmehr darum, dass immer die gleiche Menge beider Flüssigkeiten ein- und ausströmt – auch in großem Maßstab. Die Anlage von Unbound Potential besteht aus 40 Containern und hat eine Kapazität von zehn Megawattstunden.

Ore Energy aus Delft nutzt für seine Batterie Eisen, Wasser und Luft. Die Batterie ist mit Wasser gefüllt, ein Pol besteht aus Eisen, der andere aus einer Art Membran, durch die Sauerstoff in die Batterie gelangt. Der Eisenpol rostet und setzt dadurch Energie frei. Wird Energie zugeführt, regeneriert sich der Pol, die Batterie gibt Sauerstoff ab und speichert den Strom. Was in der Theorie einfach klingt, ist kompliziert, denn Rost lässt sich nur schwer in Eisen zurückverwandeln. Es kommt auf die Art des Rostes an. Der Vorteil ist, dass die Materialkosten sehr günstig sind.

„Für die Zukunft der deutschen Industrie ist es wichtig, jederzeit sauberen, günstigen Strom verfügbar zu haben“

Allen vier Konzepten ist gemeinsam: Energieumwandlung und Speicherung sind getrennt. Wasserstoff oder die Flüssigkeiten der Redox-Flow-Batterien können in Tanks lagern. Bei höherem Speicherbedarf wird die Menge der Tanks erhöht.

Kunden für die Batterien, wie sie im Sprind-Wettbewerb entwickelt werden, können zum Beispiel Logistikunternehmen sein, die ihre Hallen mit Solarzellen bestückt haben und den Tagstrom nachts nutzen wollen.

Costard erklärt, warum Sprind auch Firmen außerhalb Deutschlands fördert: „Gerade bei Sprunginnovationen ist es wichtig, dass es überhaupt eine Lösung für die Probleme mit besonders großer gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Relevanz gibt“.

Die müsse dann auch nicht zwingend aus Deutschland kommen, um finanziert zu werden. „Wichtig für die Zukunft der deutschen Industrie ist es, jederzeit sauberen, günstigen Strom verfügbar zu haben. Wenn die dafür notwendigen Technologien aus Deutschland kommt, ist das umso schöner.“

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29 Kommentare

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  • "Leider liefert die Sonne in nördlichen Gefilden zeitweise im Überfluss, dann wieder praktisch nichts. Wind weht oft auch nicht zuverlässig. Gibt es wie Ende letzter Woche weder Wind noch Sonne, spricht man von einer Dunkelflaute. Die größte Herausforderung der Erneuerbaren Energien sind also Speicher, die langfristig Strom aufbewahren können... Für die Zukunft der deutschen Industrie ist es wichtig, jederzeit sauberen, günstigen Strom verfügbar zu haben.“



    Jetzt verratet mir bitte nur noch eins: Seit wann weiß man das?

    • @Friedrich Neunhöffer:

      Genau das ist das Problem! Wir wissen schon lange, dass wir aktiv werden müssen. Sind nur einfach spät dran.

  • Es gibt chinesische und US-Hersteller, die uns schon jetzt größere Speichermodule hinstellen würden, wenn irgendwer Lust hätte, sie zu bezahlen. So sehr scheint der Schuh aber dann doch nicht zu drücken. In China gibt es bereits ein mittelgroßes Speicherkraftwerk mit Natrium-Batterien. Das größte Batteriespeicherkraftwerk mit einer Kapazität von 3300 MWh steht in Kalifornien. Im Moment erleben diese Batteriespeicherkraftwerke einen richtigen Hype.

  • Eigentlich hätten eAutos riesiges Potenzial, aber es wird alles verschlepot und dann wieder so unattraktiv gemacht, dass es noch ein bisschen länger dauert. Erstmal Smartmeter....

  • Der gesamte Themenkreis ist wie die Gefühlslage von Marathonläufer*Innen. Unterwegs, wenn es anfängt hier und da in den Muskeln zu zwicken oder die Gelenke schmerzen, kommen die Gedanken:

    - Ich schaffe das nicht.



    - Habe ich die falschen Schuhe gewählt?



    - Wie weit ist es noch?



    - Warum mache ich das überhaupt?

    Wenn letztlich das Ziel erreicht wurde, ist die Freude übergroß und alle Zweifel sind vergessen. So leiden wir also noch ein bisschen, machen weiter und erreichen letztlich das Ziel.

  • "Der Markt für Speicher ist riesig, sollte Deutschland wie geplant fast vollständig auf erneuerbare Energien setzen."

    Ein "riesiger Markt" ist eine schöne Umschreibung für "das wird irre teuer".

    Es ist ja kein Problem langfristig (ein paar Wochen bis Monate) zu speichern, sondern dass man (a) sehr viel Energie speichern und (b) bei Bedarf mit sehr hoher Leistung laden und abgeben muss. Deshalb sind Speicher eigentlich nicht die Lösung für Dunkelflauten, sondern fossile Erdgas-Kraftwerke und internationaler Stromhandel.

    • @Descartes:

      Dann wird es halt teuer. So what!

  • "Aber das Material ist selten und teuer, die Batterien sind feuergefährlich. Zudem benötigt die Industrie deutlich größere Systeme."



    Unsinn, das sind ja alles LFP-AKKUS, die nicht brennen, und Lithium ist zur Zeit auch nicht knapp. Es werden ja überall große Batteriespeicher gebaut, ich glaube über 150 GW sind angemeldet in Germany. Catl verkauft die fertigen Speicher für 100€/ kWh.



    Etwas anderes sind Langzeitspeicher, dass geht wohl perspektivisch nur mit H2.



    Ist erschreckend wie wenig Kompetenz hier bei den Autoren vorhanden ist. Interessiert wohl auch niemand, toll!

    • @Surfbosi:

      Ich fände es gut, wenn die taz mal ein richtig gut recherchiertes Special zum Thema Langzeitspeicher rausbringen würde, statt diese eher oberflächlichen (und damit angreifbaren) Kurzartikel. Mit allen Alternativen, von Wasserstoff über Erdgas, Redox-Flow und Druckluft in Pipelines und Salzstöcken bis hin zu einer Änderung der Anreize für Biomasse/Biogas, um bei Dunkelflauten einzuspringen. Alles keine Science Fiction mehr und bereits im großtechnischen Einsatz (Redox-Flow z.B. in China).

      Da könnte man dann sehen, dass das Glas viel eher halb voll ist als halb leer. Und man hätte ein schönes Kompendium, um den Atom-Träumern entgegenzutreten.

      • @argie:

        Das wäre Aufgabe des Bundesinfrastrukturministeriums.



        Dudds ned gemm?# Dann scheint des alles ned sooo wichtig zu sein *schulterzuck*.



        #-"Tut es nicht geben?"

  • Die trostlosen Winterwochen, in denen wir den ganzen Tag Kunstlicht brauchen, sollen mit Batterien überbrückt werden. Diese Batterien dürfen in Herstellung und Gebrauch kein CO2 erzeugen, weil wir klimaneutral werden müssen. Wirtschaftlich sollen sie sein. Die Entwicklung wird lange dauern und viel kosten, Erfolg nicht garantiert. Schon finden sich anscheinend risikofreudige Investoren. Wie lange dauert es vom Prototyp bis zur Serienreife?

    Auch Atomkraftwerke bauen sich nicht schneller, verursachen in der Herstellung hohe CO2-Emissionen und verheizen Konfliktmineralien. Von GAU und Entsorgung ganz zu schweigen.

    Wir sollten Energie sparen. Und mit "wir" meine ich die Wirtschaft, denn die will immer mehr davon. Synbio, KI, Krypton, die kriegen den Hals nicht voll.

    Bis eine Wunderbatterie einen Investor in den Olymp der Superreichen katapultiert, wird noch viel Zeit vergehen. So lange sollte die Wirtschaft mit dem auskommen, was sie hat.

  • 4 Millionen pro Projekt? Was glauben die, wie weit man damit kommt?



    Zum Vergleich: 800 Millionen nur für CATL - pro Jahr.



    www.handelsblatt.c...tos/100046965.html

  • Solange das Thema nicht abgeräumt ist wird es immer wieder einen FDP- oder Unionshonk geben, der vom "Wiederanfahren der Meiler“ faselt und Stunden später von CEO eines Stromkonzerns konterkariert wird.

    • @Bambus05:

      Die verschiedenen Trauerphasen oder aber auch mutwillige Ablenkungsdebatten ... wir haben keinen Atomstrom, das Thema ist durch, und das ist auch gut so.



      Frankreich und Belgien mit ihren teuren Nuklearkomplexen können wir jetzt ja beim Umstieg unsere Erfahrung anbieten, im Tausch für gutes Essen.

      • @Janix:

        Ich habe gehört, dass Frankreich jetzt durch einen Staatsstreich ein Problem mit einem seiner Haupt-Uranlieferanten bekommen hat.

    • @Bambus05:

      Ich als "politischer Laie" hätte es als sinnvolle Strategie angesehen, die Forschung zu forcieren und erst dann aus der Kern-, Gas- und Kohlekraft auszusteigen, wenn das Thema Speicher wie Sie sagen "abgeräumt" ist.



      Aber ich verstehe auch, dass es Jahrzehnte dauert, um in der Forschung Durchbrüche zu schaffen, PolitikerInnen aber nur für z. B. 4 Jahre gewählt werden.



      Da werden also schnell "Resultate" benötigt. Und "Ausstiege" bzw. "Verbote" lassen sich eben schnell und erstmal ohne Kosten realisieren.



      Wenn dann aber die Forschung nicht in der erhofften Zeit die Ergebnisse liefert, steht man irgendwann etwas blank da, eröffnet dem politischen Gegner eine Flanke und erreicht im schlimmsten Fall das Gegenteil des eigentlichen Ziels.



      Gibt ja gerade nicht wenige Artikel, die quasi von einem neuen Atomzeitalter sprechen...

      • @Desdur Nahe:

        So funktioniert es leider nicht, weil dann, wenn man etwas Funktionierendes hat, von dem man glaubt, es könnte bis zur eigenen Rente weiterhin funktionieren, überhaupt gar kein Geld in Forschung und Entwicklung neuer Methoden gesteckt wird.



        Das Problem ist im Moment aber gar nicht so sehr der Mangel an Ideen, sondern die praktische Umsetzung.

      • @Desdur Nahe:

        Das "neue Atomzeitalter" besteht weitgehend aus Absichtserklärungen, Power-Point-Präsentationen, Prototypen und ein paar Planungen. Selbst in China und Indien, die noch am ehesten KKWs bauen und auch einen steigenden Stromverbrauch aufweisen, stagniert deren Anteil an der Stromerzeugung seit ca. 2020. In Indien könnte er wegen mehrerer Reaktoren in Bau bis ca. 2030 leicht steigen, aber die Planungen der frühen 2000er, als das "neue Atomzeitalter"-Gerede schon losging, wurden bisher weit verfehlt, und außerden: Ausnahmen bestätigen die Regel.

        Derzeit baut kein einziges deutsches Nachbarland einen Atomreaktor (seit Flammanville am Netz ist), geschweige denn ein ganzes KKW. Es gibt in den meisten Ländern noch nicht mal Reaktoren im fortgeschrittenen Planungsstadium.

        Das zeigt, dass sich das Thema zwar für populistische Stimmungsmache eignet, aber wenn es dann konkret wird, ist die Realität (Kosten!) eben doch stärker ;-)

        • @argie:

          Finnland war das letzte europäische Land, wo nach meiner Erinnerung ein 1,6GW-Reaktor ans Netz gegangen ist (die anderen 4 finnischen AKWs sind ca. 45 Jahre alt). Das Ding hat am Ende 16 Mrd. Euro gekostet. Die kWh Atomstrom kostet nach verschiedenen Berechnungen bis zu 0,40€ (oder sogar noch mehr), die kWh Windstrom ca. 0,10€. Das Problem der Kernkraft (wie auch des Kohleabbaus) sind die "Ewigkeitskosten", die das Ganze unkalkulierbar teuer machen - meist auf Kosten der Steuerzahler, von denen die meisten das gar nicht so richtig mitbekommen.



          Würde man alle Kosten rigoros und von Beginn an auf die Betreiber abwälzen, würde ein AKW-Neubau wahrscheinlich schon daran scheitern, dass man kein einziges Versicherungsunternehmen überreden könnte, das Ding zu versichern.

  • "Gibt es wie Ende letzter Woche weder Wind noch Sonne, spricht man von einer Dunkelflaute. Die größte Herausforderung der Erneuerbaren Energien sind also Speicher, die langfristig Strom aufbewahren können."



    In welcher Welt lebt ihr eigentlich???



    In der Dunkelflaute letzte Woche betrug der Anteil der Erneuerbaren unter 20%.



    Aber auch wenn Sonne und Wind da sind reichen die Erneuerbaren hinten und vorne nicht.



    Der Anteil der Erneuerbaren liegt in 2024 bei ungefähr 56%. Das ist toll, aber Äonen entfernt von 100%. Selbst im Sommer gibt es nur wenige Tage wo die Erneuerbaren den Strombedarf komplett decken.



    Und wir brauchen ja MEHR als 100% um Überproduktion in irgendwelchen Speichern ansammeln zu können - in Speichern die es übrigens noch nicht ansatzweise gibt.



    Die FDP wurde immer von links für ihre Forderung nach "Technologieoffenheit" müde belächelt, wenns aber um Stromspeicher geht wird GENAU DAS von links betrieben - technologieoffenes philosophieren über theoretische Lösungen.



    Im Moment verfügen wir ausschließlich über Kurzzeitspeicher (Ausnahme Pumpspeicherwerke).



    Langzeitspeicher wie Power-to-X und sämtliche anderen Ideen sind so marktreif wie die Fusionskraftwerke der CDU...

    • @Farang:

      > Langzeitspeicher wie Power-to-X und sämtliche anderen Ideen sind so marktreif wie die Fusionskraftwerke der CDU...

      Falsch. Bei Fusionskraftwerken gibt es nur Prototypen, die bisher in keinem einzigen Fall (auch bei der Laserfusion nicht, wenn man die Gesamtenergiebilanz betrachtet) "netto" Strom erzeugt haben.

      Redox-Flow-Batterien beispielsweise gibt es durchaus schon in "marktnahen" Anwendungsbereichen, beispielsweise das 100 MW Batteriespeicherkraftwerk in Dalian (China), Baujahr 2022. Also solche Dinger sind schon ans Stromnetz angeschlossen, nur eben noch wahrscheinlich von Subventionen abhängig. Gleiches gilt für Power-to-X.

      Eher könnte man die Langzeitspeicher mit den SMRs ("Small Modular Reactors") vergleichen, aber an denen wird ja auch schon seit mindestens den 80ern (z.B. CAREM) geforscht und sie sind ebenfalls erst "fast" marktreif. Sie lösen aber das Problem von Dunkelflauten noch weniger, da sie wie alle KKWs nur im Dauerbetrieb wirtschaftlich sind.

      • @argie:

        "Redox-Flow-Batterien beispielsweise gibt es durchaus schon in "marktnahen" Anwendungsbereichen, beispielsweise das 100 MW Batteriespeicherkraftwerk in Dalian (China)."



        Deutschlands Stromverbrauch liegt jährlich irgendwo bei über 450 TWh wenn ichs recht im Kopf habe... - der Ressourcenaufwand steht jenseits aller Vernunft mit aktueller Technik Speicherkapazitäten dafür schaffen zu wollen, die Deutschland oder gar die EU von Oktober bis März mit Energie versorgen - und selbst von März bis Oktober reichts ja auch noch nicht ansatzweise...



        Deshalb schrieb ich Langzeitspeicher sind so marktreif wie die Fusionskraftwerke der CDU.



        Das 100 MW Kraftwerk in China würde wie viele Minuten Deutschland als Stromreserve dienen können?



        Die Idee ist richtig, die Kapazität müsste ums Millionenfache erhöht werden (können), bin da sehr skeptisch dass das marktreif wird in sehr naher Zukunft

  • "...dass 2030 eine Kapazität von 103,8 Gigawattstunden nötig ist, 2045 gar 178."



    Bei einem Stromverbrauch von ca. 1,5 TWh/d [1] reichen die Speicher dann bei Dunkelflaute für sa-gen-haf-te 1,7 (2030) bzw. 2,8 (2045) Stunden.



    Sorry, das schreiben zu müssen: Mit Akkus ist der Speicherbedarf nicht zu decken, allen diesbezüglichen Träumen zum Trotz.



    [1] de.wikipedia.org/w...brauch#Deutschland

    • @sollndas:

      Es wird ja auch ein Mix aus mehreren Technologien benötigt. Akkus alleine reichen natürlich nicht, aber bei Flussbatterien (Redox-Flow) ist das Potenzial wesentlich höher, die können also einen echten Baustein gegen Dunkelflauten darstellen.

      Ein guter Mix wäre z.B.: Akkus (inkl. Redox-Flow), wasserstofffähige Gaskraftwerke plus Änderung der Anreize für Biomasse/gasanlagen (inkl. Vergrößerung der Speicherkapazitäten), um verstärkt in Dunkelflauten zu laufen, statt auch im Sommerhalbjahr kaum benötigte Grundlast zu liefern.

      Und vielleicht auch die (über 20!) Pumpspeicher bauen, die schon seit Jahren geplant sind/waren aber wegen "mangelnder Wirtschaftlichkeit" abgesagt wurden. Diese Wirtschaftlichkeit wird in absehbarer Zeit höchstwahrscheinlich wieder gegeben sein, weshalb sich hier Subventionen lohnen würden. Warum klappt der Pumpspeicherzubau in Österreich oder Norwegen, aber nicht in Deutschland?

  • "Für die Zukunft der deutschen Industrie ist es wichtig, jederzeit sauberen, günstigen Strom verfügbar zu haben"

    Da sollten die mal den Blick über den Tellerrand ins Ausland wagen; die Franzosen können das schon seit 40 Jahren.

    • @Descartes:

      Deshalb wollen die auch mit Rosatom in Lingen Brennstäbe zusammenzimmern.



      "Sauber" war auch schon vor 45 Jahren relativ, da hatten wir in der Mittelstufe in Physik schon interessante Diskussionen über die Technik und vor allem die französische "Wiederaufarbeitungsanlage" und deren Sicherheitskonzept. Fragwürdig war damals schon, warum man beim angeblichen Brennstoffkreislauf ein Endlager benötigt. Aber ansonsten läuft alles in der Märchenwelt des "sauberen Atomstroms".

      • @Axel Schäfer:

        Das ist ja alles richtig mit der Kritik am Atomstrom. Allerdings muss ich als früher sehr aktiver (heute würde es Aktivist genannt) Atomkraftgegner einräumen, dass "die Bewegung" die gesamte Co2 Problematik komplett ausgeblendet hat. Heute wissen wir was das für ein Riesenproblem ist.



        Jetzt geht es in Deutschland ja nicht darum neue Meiler aufzustellen .... wir haben sie ja schon .... mit viel Aufwand gebaut .... und dann mit viel Aufwand wieder stillgelegt.



        Das ist in Zeiten des Gasmangels und der bekannten Co2 Problematik kompletter Bullshit!



        Kein vernünftiger Handwerker würde ein gut funktionierendes Werkzeug teuer entsorgen um dann mit einem wenig erprobtem, teuer bezahltem und unzuverlässigem Werkzeug wieder neu anzufangen.

        Sowohl wirtschafts- als auch umweltpolitisch eine Riesen-Katastrophe! Nicht nur für uns, sondern für ganz Europa.

        Ich bin sehr besorgt - nicht zuletzt über diese ganzen rein spekulativen, von reinem Wunschdenken getriebenen Diskussionen über irgendwo bereits existierende Lösungen, welche sich bei näherer Betrachtung allesamt in Luft auflösen. Davon wird am Ende keiner satt!

    • @Descartes:

      Monsieur, meinen Sie die, die uns bei den traockenen Flüssen immer um Strom anbetteln müssen, weil sie viel zu zentralistisch, viel zu groß (und übrigens auch viel zu teuer) auf Atom-Kraftwerke gesetzt haben, statt zeitig auf Erneuerbare zu gehen?



      Die EDF wäre auch eigentlich pleite durch den politischen Preis dort.



      Belgien hat höhere Preise als z.B. Deutschland, das ist das andere Land mit dem falschen Pferd.

      • @Janix:

        Die Ausfälle durch umweltbedingte (Flusswasser) Leistungsreduktion von frz. Kernkraftwerken belaufen sich auf etwa 0,3% der Jahresproduktion.

        correctiv.org/fakt...ngel-abgeschaltet/

        Diese Thema wird durch Anti-AKW Aktivisten bei den Grünen regelmäßig hochgekocht, ist aber irrelevant und können Sie getrost ignorieren.