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Streit unter Leipzigs AntideutschenLieber rechts als gar kein Israel

Ein Zwist über sogenannte rechte Antideutsche entfacht den alten linken Streit neu: Wie weit nach rechts reicht die Solidarität mit dem jüdischen Staat?

Im Kampf gegen Israelhass und Antisemitismus sind manchen Antideutschen ihre Partner egal Foto: Imago/Christian Ditsch

Leipzig taz | Das Jugend- und Kulturzentrum Conne Island in Leipzig ist ein fast schon mythischer Ort. Im südlichen Stadtteil Connewitz zunächst als Ausflugslokal „Eiskeller“ errichtet, kam hier während der NS-Diktatur die Hitlerjugend unter, zu DDR-Zeiten dann die FDJ. Nun ist es das „Island“, ein weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannter Treffpunkt mit großem Skatepark, gemütlichem Café und grünem Innenhof.

Über dem Eingang des Veranstaltungssaals, wo Konzerte und Partys stattfinden, hängt zur Zeit ein großes Banner mit der Aufschrift „Gegen jeden Antisemitismus“. Dieser Slogan wird hier sehr ernst genommen. So ernst, dass Künstler auch mal wieder ausgeladen werden, sogar wenn sie zuvor schon zwei Mal im Conne Island aufgetreten sind.

So geschehen im Dezember 2016 beim New Yorker Rapper Talib Kweli. „Das Plenum hat beschlossen, dass dieses Konzert nicht stattfinden kann“, heißt es dazu auf der Website des Conne Islands. „In seinen Tweets nennt Kweli Israel einen Apartheidstaat, Zionisten ‚Unterdrücker‘ und bezeichnet sie als seine Feinde. […] Künstler wie Kweli sind trotz sonst schlauer Texte IdiotInnen, die im romantischen Glauben an Aufstand und Rebellion antisemitischen Erklärungsmustern aufsitzen. BDS ist nichts anderes als eine Neuauflage des ‚Kauft nicht bei Juden‘ Slogans, die Idee von BDS zielt auf ein faktisches Ende des Staates Israel ab.“ Dass auf diese Weise manchmal Einnahmen ausbleiben – geschenkt. Die meisten Menschen arbeiten ohnehin ehrenamtlich hier.

Das Plenum, das solche Entscheidungen trifft, findet einmal wöchentlich statt und ist offen, jedeR kann dazustoßen. Abgehalten wird es in einem Raum über dem Café. Es ist der 19. Juni 2018, 18 Uhr. An diesem warmen Sommerabend ist die Versammlung besonders gut besucht. Knapp 20 Leute sind gekommen, manche zum ersten, andere zum hundertsten Mal. Das hat einen Grund. Es ist schon die dritte Woche in Folge, in der über eine bestimmte Veranstaltung gesprochen werden muss. Und es gibt noch immer Redebedarf. Was ist vorgefallen?

Conne Island sprang für den Bahamas-Autor ein

Am 28. Mai hatte das Conne Island zu einem Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „70 Jahre Israel“ eingeladen. Referent an diesem Abend war der Berliner Publizist Thomas Maul. Ursprünglich hätte Maul seinen Vortrag mit dem Titel „Zur Kritik des islamischen Antisemitismus und seiner Bagatellisierung“ an der Universität Leipzig halten sollen. Als die geplante Teilnahme Mauls öffentlich wurde, formierte sich Protest.

Die Leipziger Initiative gegen rechte Anti­deutsche rief zum Boykott der Veranstaltung auf und bat die Geldgeber*innen der Veranstaltungsreihe in einem offenen Brief, den sie auf Facebook veröffentlichte, Maul „keine Möglichkeit zur rechten und reaktionären Agitation zu bieten“. Die Kritik wurde ernst genommen. Nachdem der Verband Sozialistische Jugend – Die Falken, die Naturfreundejugend Berlin und die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig ihre Mitwirkung an der Reihe zurückgezogen hatten, entschied sich der Student_innen Rat der Universität Leipzig, doch keinen Raum für den Vortrag mit Maul zu stellen. Später entzog die Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen ihre zugesicherten Mittel für die gesamte Veranstaltungsreihe.

Das Conne Island sprang ein und bot dem umstrittenen Referenten, der auch Autor der Zeitschrift Bahamas ist, am 28. Mai eine Bühne für seinen Vortrag.

Auch das verlief nicht ohne Reibung. Zu Beginn des Vortrages verteilten Aktivist*Innen Flyer im Saal des Conne Island, auf denen Maul unter anderem als „Rassist“ und „Sexist“ bezeichnet wurde. Unterschrieben waren sie offenbar selbstironisch mit einer Bezeichnung, die Maul in einem vorangegangenem Text wählte: „Die feministischen Heulsusen“. Laut Augenzeugenberichten wurden sie später von den VeranstalterInnen des Saales verwiesen. Der Satz „Dann hört doch auf, Sexisten eine Bühne zu bieten, ihr Schweine“, soll gefallen sein. Ein Vorwurf, der sich auf einen von Maul in der Bahamas veröffentlichten Text bezieht, in dem er sich mit reichlich Schaum vor dem Mund an der #MeToo-­Debatte abarbeitet, sowie auf misogyne Facebook-Posts von ihm zum selben Thema.

Harte Selbstkritik ist nicht unüblich

Das Plenum ist nun uneins, selbst nach stundenlanger Diskussion. Einerseits sei die Entscheidung pro-Maul unglücklich hastig gefallen, obwohl Bedenken geäußert wurden. Andererseits wären Mauls Provokationen im Conne Island in dem Sinne gelungen gewesen, dass sie eine bundesweite Debatte über Islam, AfD und Antisemitismus losgetreten hätten, dass nun linke Gewissheiten hinterfragt würden. Kurz nach dem Vortrag berichteten unter anderem die Zeitungen junge Welt und neues deutschland. Darin heißt es aber auch, dass das Conne Island einen „Rechtsruck“ erlebe – eine Anschuldigung, der man bereits Mitte Juni mit einer umfassenden Kritik an Maul und einer Selbstkritik an den eigenen Strukturen so schnell wie möglich den Wind aus den Segeln nehmen wollte.

Was rechtfertigt, dass AfD-Lob und Islamo­phobie als links gelten dürfen?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass im Plenum Entscheidungen fallen, die im Nachhinein einer harten Selbstkritik unterzogen werden. Die Empörung über Mauls Auftritt aber will selbst Wochen später nicht abebben. Die Initiative für eine linke Gegenkultur glaubt im Conne Island generell einen „Rechtsruck“ zu beobachten und fordert in einem „Offenen Brief an Künstler und Kulturschaffende“ seit Juni dazu auf, den Laden zu boykottieren.

Das Island gibt wie gewohnt keine offizielle Auskunft. Einen Pressesprecher gibt es nicht, ­Namen werden sowieso keine genannt. Die rechte Szene, die in Leipzig wie überall im Osten stark ist, hat konstant ein Auge auf linke Protagonisten und ­zögert nicht, sie zu attackieren.

Maßgeblich für den Vorwurf des „Rechtsrucks“ war ein Face­book-Beitrag, in dem Maul kurz vor seinem Vortrag in Leipzig die AfD als „einzige Stimme der Restvernunft im Deutschen Bundestag, zuweilen gar als parlamentarischer Arm materialistischer Ideologiekritik“ bezeichnete. Er bezog sich dabei auf eine Rede von Alexander Gauland, der anlässlich des 70. Jahres­tages der Staatsgründung Is­raels meinte, „dass die Existenzsicherung Israels am Brandenburger Tor beginnt.“

Das „Linke“ wiederzufinden, fällt schwer

Daran anknüpfend bezeichnete Maul in seinem Vortrag die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel als „verfehlt“ und plädierte für rigoros geschlossene Grenzen wie in Ungarn, wo „jüdische Einrichtungen nicht unter permanentem Polizeischutz“ stehen müssten. Wenngleich er wenig später einräumte, dass „Ungarn und Orbán nicht wirklich gute Beispiele“ seien, machten diese Zeilen im Netz die Runde. Gegen Antisemitismus, auch gegen islamischen – im Zweifelsfall im Schulterschluss mit der Neuen Rechten? Eine explizite Distanzierung hält Maul für so selbstverständlich, dass sie überflüssig sei: „Ich distanziere mich innerhalb einer Szene nicht von Menschen oder Parteien, die dort sowieso keiner leiden kann, weil das einfach nur billig, hohl und selbstgerecht wäre“, schrieb er auf Nachfrage der taz.

Es fällt schwer, in solchen Äußerungen das ‚Linke‘ wiederzufinden. Der Soziologe Floris Biskamp von der Universität Kassel beobachtet die Szene der sogenannten Antideutschen seit Jahren und ist wenig überrascht. Zum Umfeld der Bahamas, einer nach eigener Zuschreibung „ideologiekritischen“ Zeitschrift, sagt Biskamp: „Man erklärt schon lange immer und immer wieder den endgültigen Abschied von der Linken, mit der man angeblich nichts mehr zu tun haben will. Weil sich aber außer der Linken wirklich niemand für die Bahamas interessiert, ist man doch an die Linke gebunden und muss diese immer wieder provozieren.“

Und so einer wie Maul durfte im Conne Island vortragen? Das Plenum versucht, den Ruf des Conne Islands zu retten, indem es einerseits interne Entscheidungsstrukturen offenlegen möchte, andererseits Mauls Positionen klar verurteilt. Die Frage, die bleibt, ist aber: Was rechtfertigt, dass Islamophobie, AfD-Lob und ein derart drastisches Austeilen gegen neuere Positionen des Feminismus überhaupt als „links“ gelten dürfen?

Es ist das Banner über dem Laden, das letztlich erklärt, warum Maul im Conne Island reden durfte. „Gegen jeden Antisemitismus“. Für einen Teil der linken Szene, der meist nur von außen als „antideutsch“ beschrieben wird, ist der Slogan nicht nur einer von vielen. Er beschreibt ihr Selbstverständnis, die Idee, dass als Lehre aus Auschwitz der jüdische Nationalstaat gegen alle Feinde verteidigt werden muss, auch gegen solche, die sich für links halten. „Wie hältst du’s mit Israel?“, das ist die Gretchenfrage, hinter der Rechts-links-Verwirrungen für einen Teil der linken Szene nachrangig werden.

Kulturförderung steht auf dem Spiel

Ist es also völlig egal, ob Is­rael­solidarität auch von einer Be­atrix von Storch oder einem Alexander Gauland vertreten wird? Protagonisten wie Maul ist es lieber, dann als „rechter Antideutscher“ zu gelten, wenn Linke ihm das Linkssein aberkennen wollen.

In 25 Jahren des Bestehens sind dem Conne Island weder rechte noch innerlinke Angriffe jemals ernsthaft zur Gefahr geworden. Sollte sich jedoch der Ruf vom ‚Rechtsruck‘ des Zentrums verfestigen, könnte das zum Problem werden – gerade wenn der wunde Punkt eines soziokulturellen Zentrums, die Kulturförderung, auf dem Spiel steht. Das Plenum wird wohl noch einige Sitzungen brauchen, um diesen drohenden Schaden abwenden zu können.

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38 Kommentare

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  • die wahrheit tut leider noch nicht weh genug!

    youtu.be/8TBBhPUwrCU

  • Ich verstehe die Fragestellung nicht ganz - Antideutsche sind rechts. Alles, was sie tun, ist, unter dem Deckmäntelchen des "Kampfes gegen Antisemitismus" jegliche linke Prinzipien zu attackieren: Antikapitalismus ist antisemitisch, weil damit ja der "reiche und mächtige Jude" gemeint sein könnte (!). Antiimperialismus ist aus demselben Grund antisemitisch, zudem richtet er sich oftmals gegen Israels großen Beschützer. Selbst Antirassismus (der "antisemitische" Muslime verteidigt) und der Sozialstaat (als angebliche Neuauflage der Volksgemeinschaft) gelten einigen als antisemitisch. Feinde sind daher vor allem Linke und Muslime, die angeblich durch die Bank Antisemiten sind. Woher kennen wir das gleich noch ...?

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Gemeiner Hai:

      Kapiert hast du aber auch nicht so richtig viel

  • Islamismus ist rechts. Die Hamas ist islamistisch. El-Fatah ist links. El-Fatah hat Frieden mit Israel. Ergo ist der islamische Antisemitismus rechts. Wie kann seine Kritik auch rechts sein?

    • @El-ahrairah:

      Antisemitismus (auch von islamischer Seite kommend) ist natürlich rechts und gehört scharf kritisiert und bekämpft.

      Das Problem ist, dass Maul - nach allem, was ich an Texten von ihm gelesen habe - keineswegs aus redlicher Opposition gegen Menschenfeindlichkeit agiert.

      Im Gegenteil, er hat (wie viele neue Rechte) sein Fähnlein in den Wind gehängt und trägt in der Öffentlichkeit munter dazu bei, ein neues, gesellschaftlich akzeptierteres Feindbild zu pushen:

      Maul ist ein notorischer Muslimhasser, und ist als solcher genauso rechts wie Judenhasser.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Immer dieses Szenegehampel.

    Vor einigen Jahren gab es mal einen selbsternannten kommunistischen Rapper Namens Makks Damage der den Anti-antideutschen "linken Smashhit Namens "Antideutsche Hurensöhne" rausgebracht hat. Zeilen wie "ich würde selbst Hilter vor euch links nennen".

    Kurzzeitig ein gerngesehener Musiker in diversen Kommigruppen mit Leninfetisch, bis der gute Makks dann den kleinen Schritt weiterging und nun immer noch rappt-allerdings pro Nationalsozialimus. Selbstkritik in diesen ach so linken Sozigruppen?-Fehlanzeige. Hätte man das bei Makks Damage sehen oder ahnen können?-Ach was, der Hass auf Antideutsche Nestbeschmutzer war wichtiger.

    Nun dreht also der Maul auf der anderen Seite durch und jetzt fühlen sich die ganzen ehmaligen enttäuschten Makks Damage Fans wieder bestätigt. "Nee, nee, die Antideutschen sind keine Linken"



    Und die Antideutschen:"ihr Antiimps seit antisemitische Querfrontler" und die Antiimps zurück:" ihr Antideutschen seit Verteidiger des Kapitalismus und Rassisten" Blabla....Jedem seine Agenda und jedem sein Alibivolk wo der angeblich so selbstreflektierte Linke oder nichlinkelinke Anti..irgendwas seinen eigene unhinterfragte patriotische Denkstruktur ins Ausland transferieren kann."Viva Palästine" oder "uneingeschränkte Solidarität mit Israel"-Yuhu!!Supi, Supi das alles!

    Dennoch, trotz dieser ganzen Kindergarten-Szenenummer verstehe ich das Conne Island durchaus, das dort keine Antisemtischen Rapper auftreten dürfen.(Antisemitsmus ist für einige was ganz neues im Rap, ich weiß)



    Das ist deren interne Entscheidung, so wie sich andere linke Kulturzentren dagegen entscheiden böse Antideutsche Bands auftreten zu lassen.

    Gegen Antisemitismus zu sein und Israel nicht zu demonisieren wie es viele Antisemiten von Links tun, bedeutet übrigens nicht, die derzeitige Regierung zu unterstützen.

    Ich war noch nie ein Fan von Thomas Maul aber der war auch mal anders drauf. Wer mal im Glashaus mit Mr. Damage saß....nicht wahr, liebe Anti

    • @6474 (Profil gelöscht):

      So als alter Dorfpunker ist mir das alles echt zuviel Filterblase. Kein Wunder daß da Stinos nix bis garnix verstehen und die Energieverschwendung, seine eigene jämmerliche Existenz gegenüber anderen jämmerlichen Existenzen bis zur totalen Sinnentfremdung zu verteidigen haben Monty Pyton (Volksfront von Judäa vs. Judäische Volksfront) wenigstens in lustig parat gehabt...

      Kannte den Maul nicht, habe da wohl auch nix verpaßt, aber ein "Es war blöd" seitens des Conne Island Kollektivs reicht mir dann auch. Das Schlimme bei so linksalternativen Strukturen ist, daß es immer irgendwelche selbstgerechte Krakeeler gibt, die selber nix auf die Reihe kriegen und aktiven Leuten ständig ans Bein pissen. Sollte mensch einfach ignorieren...

  • Die Antideutschen sind so Deutsch, dass es einem schwindlig wird. Sie betätigen sich als Propagandisten der Regierung Netanjahu und zeihen jeden, der das nicht tut als Antisemiten und Israelhasser. Rechts neben den so urdeutschen Antideutschen lauern bereits die Querfrontler um Ex-KB-Funktionär Elsässer.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Philippe Ressing:

      Jürgen Elsässer vertrat in den 90er Jahren Antideutsche Positionen bis er dann ab 2003 die Seiten innerhalb der Linken wechselte und radikale antimerialistische Positionen vertrat und sich dann dem Rechtsextremismus zuwand. Elsääser, eine Antisemit durch und durch.

      Vielen Dank für diese Steilvorlage, Kicher....

  • Das ist alles total irre. Seit wann ist es in linken Zusammenhängen so geworden, dass man sich dem Diskurs verweigert und den tatsächlichen oder eingebildeten Gegner den Mund verbietet, sich im kleinklein der richtigen Gesinnung verliert und anderen linken den rechtsruck unterstellt? Gefühlt schon ewig. Diese Haltung, von anderen eine lupenreine Gesinnung bis zum letzten zu verlangen, jede Handlung, jede Äußerung, jede klamotte, jede nahrung, die wohnung und was weiß ich muss im absoluten Einklang mit der Ideologie stehen, wer bei einer regelübertretung ertappt wird, kann einpacken, der ist gesellschaftlich erledigt. Das ist faschistisch, intolerant und einfach abstoßend. Warum soll man nicht mit Menschen reden, die anders denken? Warum darf man jemandem aus dem linken Spektrum nicht zuhören und darüber diskutieren, ohne als rechts zu gelten? Wo ist der Unterschied zu den nazis? Die Gesinnung ist nicht der Unterschied, wenn die Handlungen die gleichen sind, Ausgrenzung, Diffamierung, Verweigerung der Kommunikation, was ist daran links?

    • @siri nihil:

      Im Prinzip haben Sie zwar recht, dass es unter den Linken manchmal etwas kleinlich zugeht, aber in diesem Fall handelt es sich nicht um Kleinigkeiten.

      Es geht hier ja nicht um die Verweigerung der Kommunikation, sondern dass es besser gewesen wäre, einer bestimmten Person keine ÖFFENTLICHE Bühne zu bieten.

      Natürlich kann man mit jedem reden (wenn man denn glaubt, Leute wie Maul noch zur Vernunft bringen zu können), jedoch ist es selbstverständlich ein Problem, wenn man sich von solchen Leuten unterwandern lässt und ihnen bereitwillig Beihilfe zur Propaganda leistet.

      Maul ist nicht "jemand aus dem linken Spektrum". So kann man jemanden nicht ernsthaft einordnen, der die Rechte von benachteiligten Gruppen wie Frauen und Muslimen offensiv weiter beschneiden will, auch wenn er als PR-Maßnahme vorgibt, den Staat Israel zu mögen.

      Maul ist rechts und damit jemand, der kritisiert gehört, nicht hofiert.

    • @siri nihil:

      Seit wann? Schon immer.

    • @siri nihil:

      sehr gut ,schließe mich an

  • In dieser Zeitung äußern sich dafür reaktionäre Muslime (u. a. 'Ein Tuch, was fremd macht'), die mit fortschrittlichen Werten nichts zu tun haben. Thomas Maul argumentiert immerhin noch religions- und mythenkritisch, Ideologiekritik ist der postmodernen Linken fremd. jungle.world/artik...-des-patriarchalen

  • Dieser Thomas Maul ist tatsächlich ziemlich rechts, auch der Sexismus-Vorwurf trifft zu. Ich habe mir seine bei Wikipedia verlinkte Internetseite angeschaut und was er da so schreibt.

    Man muss eben immer differenzieren, mit welcher Art von Pro-Israel-Einstellung man es zu tun hat. Manche hängen sich nur das Mäntelchen "Pro Israel" um, weil sie meinen, mit proisraelischer Palästinenserfeindschaft ihre antiislamische rechte Grundhaltung legitimieren zu können. Ich denke, das trifft auch auf Maul zu.

    Solchen Leuten geht es nicht um das Wohl der Juden oder des Staates Israel, sondern darum, sie für die eigene Profilierung zu instrumentalisieren und den eigenen Fremdenhass hoffähig zu machen. Wie AfD-Politiker, die den Völkermord an den Juden im Nationalsozialismus verharmlosen, sind sie dabei oft reichlich inkonsequent.

    Wenn es nicht schon genug der Inkonsequenz ist, die eine diskriminierte Minderheit gegen die andere auszuspielen.

  • Ich wusste gar nicht, dass es auch Antideutsche gibt, die sich als Linke verstehen.

    • @Rolf B.:

      Ach, und ich weiß nicht, ob es Antiimps gibt die keine Antisemiten sind.... Und Stalinisten, und sowieso autoritäre Arschgeigen... und, und, und... genug Schubladen für Sie? Entweder sind Sie so ein dogmatischer Antiimp, oder Sie haben keine Ahnung was diese Begriffe überhaupt bedeuten, oder Sie sind ein Troll... anderer Vorschlag?

      • @Neinjetztnicht:

        Hoffentlich reicht eine Rolle Küchenpapier, um den Schaum vorm Mund abputzen zu können.

        Danke für Ihren -ähm- Kommentar. Jetzt habe ich eine noch bessere Vorstellung von Antideutschen.

    • @Rolf B.:

      Haben Sie immer geglaubt, nur rechtsradikale wollen die Nation, auch oder hier sogar insbesonders die deutsche abschaffen?

      • @Age Krüger:

        Ich habe immer geglaubt, dass Linke, ob linke Sozialdemokraten, Sozialisten oder Kommunisten, einige Grundprinzipien eint: z.B. das Eintreten für Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit, demokratische Partizipation, Schutz und Gleichberechtigung von Minderheiten, internationale Solidarität mit den Unterdrückten dieser Welt, Frieden und Antimilitarismus usw. usw.



        Unterstützung z.B. einer rechtsnationalistischen Regierung KANN nicht links sein, ebenso wenig das Eintreten für eine imperiale Supermacht, die durch Kriegseinsätze Chaos und Elend hinterlässt.



        Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass LINKE das gezielte Totschießen palästinensischer Demonstranten gutheißen können. Ebenso wenig kann ich mir vorstellen, dass LINKE das Existenzrecht Israels anzweifeln. Daran ändert auch nichts, wenn Israel eine rechtsnationalistische Regierung hat.

        • @Rolf B.:

          "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass LINKE das gezielte Totschießen palästinensischer Demonstranten gutheißen können. Ebenso wenig kann ich mir vorstellen, dass LINKE das Existenzrecht Israels anzweifeln. Daran ändert auch nichts, wenn Israel eine rechtsnationalistische Regierung hat."

          Ziemlich exakt meine Position... Dumm nur, tendenziell bin ich eher in "Antideutschen" Kreisen unterwegs... was sagt das über Ihren einleitenden Satz aus? Außerdem haben Sie haben Sie in ihrer Auzählung antiautoritäre Gruppen vergessen... soll ja noch sowas wie Anarchist*innen geben, nicht wahr? Ich bin eher so der Typ für "Anti-Nationale Solidarität"...

          Und Schaum vor dem Mund hab ich sicher nicht, ich wollte Ihnen nur aufzeigen, dass Ihre Schublade klemmt.

        • @Rolf B.:

          Die Hamas regiert den Gaza-Streifen. Würden Sie deren Ideologie eher als rechts oder links bezeichnen?

        • 7G
          75026 (Profil gelöscht)
          @Rolf B.:

          Ich habe das bestimmt schon fünfmal geschrieben, aber manche Poster sind ja äußerst aufklärungsresistent:



          Die an Israels Grenze Erschossenen waren zum allergrößten Teil keine Demonstranten, sondern Mitglieder der Hamas und anderer Terrororganisationen. Sie waren bewaffnet, haben israelische Soldaten angegriffen und haben versucht, die Grenzanlagen zu zerstören, um auf israelisches Gebiet vorzudringen. Was sie dort vorhatten, hat der Hamas-Führer Yahya Sinwar sehr deutlich ausgedrückt: "Wir werden die Grenze niederreißen und ihnen (den Juden) das Herz aus dem Leib reißen."



          (www.youtube.com/watch?v=Xs1Q9GnRdUY)

          Wie stehen Sie als LINKER dazu?

          • @75026 (Profil gelöscht):

            Danke, dass Sie dieses Mal diesem immer gleichen Schwachsinn von den unschuldigen "Demonstranten" widersprechen.



            Zum Auswachsen!

        • @Rolf B.:

          In Gaza werden Schwule von den demokratisch gewählten Islamisten getötet. Dies scheint Linke wenig zu interessieren. Stattdessen wirft man Israel lieber Pinkwashing vor und macht Nazivergleiche. Und wenn Islamisten und Antisemiten von Hamas israelische Grenze stürmen, um Juden zu töten, beschwert man sich darüber, dass die Israelis sich verteidigen. Daraus ergibt sich dann die mainstream linke Vorstellung von Existenrecht Israels: sie dürfen existieren, sich aber nicht verteidigen.

        • @Rolf B.:

          Nun ja, die Haltung, dass antideutsch automatisch uneingeschränkte Solidarität zu jeder Regierung in Israel und USA bedeutet, ändert sich ja offensichtlich gerade. Ich hatte mich schon im letzten Konkret sehr gewundert über einen Kommentar von Gremliza zu Tramperts Äußerungen zu Trump.

          In der Abwägung bin ich aber auch immer noch der Meinung, dass ich, würde ich vor die Wahl gestellt, eher noch in Israel oder in den USA meine Menschenrechte verwirklicht sehen würde anstatt unter einer Hisbollah oder Hamas Regierung.



          Kapitalistischer Scheißdreck sind die trotzdem alle.

  • Die Linke sollte endlich einen klaren Trennungsstrich zu antideutschen Strukturen ziehen.



    Regressiv verkürzter Anti-Antisemitismus ist eben problemlos anschlussfähig für Rechtsradikale wie Thomas Maul.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Linksman:

      "Anti-antisemitismus"



      Anti-griechische Präposition und Vorsilbe mit der Bedeutung ‚gegen‘ oder ‚anstelle von‘

      "Anti-Antisemitismus"=Gegen Antisemtismus.



      "Regressiv"=rückschrittlich.

      Übersetzt:"Rückschrittlich verkürzte Einstellungen gegen Antisemitismus sind eben problemlos anschlussfähig für Rechtsradikale.."

      Interpretationmöglichkeiten:



      1.Gegen Antisemitismus zu sein ist rückschrittlich, der moderne Linke ist heute offen Antisemit. Rechtradikale sind heute alle Judenfreunde geworden.



      2.Gegen Antisemitismus zu sein ist heute rückschrittlich, weil es keinen Antisemitsmus mehr gibt und wer Antisemitimus bei zb. Muslimen kritisiert, der ist ein rechtsradikaler Rassist."



      3. (Mal etwas wohlwollender) Die Kritik an Antisemitismus wie sie von Antideutschen geäussert wird ist deshalb verkehrt und verkürzt, weil "Rechtradikale"(immer schön dick auftragen,wa?) wie Thomas Maul die Kritik am Antisemitismus teilen.

      ^^Also wenn ich mit Punkt Nr 3 am nähesten an deinen Gedankengang liege(was ich hoffe), dann könnte ich nun fragen, was Horst Mahler, Jürgen Elsääser und du gemeinsam haben? Räusper....Egal....

      Abgesehen von dieser zuteifst deutschen Diskussionskultur die sich um Personen Klatsch und Tratsch dreht, statt Inhalte zu fokusierenm gibt es wohl genug Beispiele in jede Richtung um gar nichts zu beweisen

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Ich denke, Sie sollten die Positionen, die Maul vertritt, kritischer hinterfragen:

        Gegen Antisemitismus zu sein, ist für ihn ein PR-Gag. Wenn er wirklich so solidarisch gegenüber Benachteiligten wäre, wie er im Bezug auf die Juden tut, würde er nicht so schamlos gegen Frauen und Muslime hetzen.

        Antisemitismus zu verdammen, ist grundsätzlich richtig, dazu gehört aber konsequenterweise auch, allen anderen unterdrückten Minderheiten die gleiche Solidarität und Empathie zukommen zu lassen. Ansonsten ist es Doppelmoral.

        Die neuen Rechten haben neue Sündenböcke, weil man sie an den alten Sündenböcken zu schnell als rechts erkennen würde. Wer die Augen aufmacht, erkennt sie aber auch so. Und sie sind nicht weniger gefährlich als früher, nur weil ihr Menschenhass sich mittlerweile primär auf andere Minderheiten eingeschossen hat.

  • Wenn man den Grundsatz vertritt gegen Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und Kriegstreiberei, also gegen Faschismus an sich zu sein, kann man es ausschließen irgendeinen Staat auf der Welt auslöschen oder Menschen ins Meer zu treiben zu wollen.



    "Gegen jeden Faschismus" ist ein allgemeineres Prinzip und von rechter Seite nicht okkupierbar (zumindest der Logik nach. Faschismus ist nur leider nicht logisch, sondern mehr ein psychologisch erklärbares Ding).

    • @Hampelstielz:

      Genau. Das heißt weitergedacht, sowohl das Existenzrecht Israels anzuerkennen als auch die Verpflichtung Israels, sich mit den Palästinensern wie auch immer zu einer friedlichen Lösung, zwei, ein, kein Staat, egal, wie auch immer, zusammenzuraufen und die Kriegstreiber auf allen Seiten politisch loszuwerden. Alles andere führt zur fortgesetzten Dauerkatastrophe.

  • Proisraelisch zu sein ist gut und wichtig, aber es darf dafür nicht der Kampf gegen Sexismus oder Rassismus geopfert werden. Das wäre viel zu kurz gedacht, denn Antisemitismus ist kein losgelöstes Phänomen, was nicht mit anderen gesellschaftlichen Ungleichheits- und Abwertungsmechanismen verwoben wäre. Meinetwegen dann jene ausladen, die sich israelfeindlich äußern, aber ebenso jene, die frauenverachtend übersprudeln.



    Und was soll dieser Unfug mit Gauland, der hat was positives zu Israel gesagt, okay. Aber ebenso hat er die Shoah relativiert, und da klingeln bei den Antideutschen nicht alle Alarmglocken? Dann aber Nachsitzen im Adorno-Workshop!

  • Thomas Maul ist ja sozusagen ein Urgestein der Bahamas Linken. Das Conne ist doch genau deren Hood. Ja, die sind kritisch gegen alles und jeden, ein bisschen zu naiv pro-israelisch aber doch eindeutig Teil des linksradikalen Diskurses. Wenn die Jungle World und Bahamas in die Stahlhelmfraktion umgelogen werden, ist das nicht gut.

    Mauls Vortrag war großartig. Intelligent und scharf.



    www.conne-island.de/nf/250/11.html



    Dass man ihm zustimmen müsse, diese Forderung stellt ja gar keiner auf. Aber die neue Generation junger autoritär-spiessiger SafeSpace-Linker will Kritik eliminieren und politische Gegner punchen, wo die Generation von Maul und Jungle sozusagen extrem testete und einen freien, stets kontroversen Diskurs beflügelte. Rechthaben ja. Aber Ausgrenzung? Das ist sehr traurig. Es ist wie Frau Schreinemakers gegen Autobahn. Zum Schreien.

    • @Ansgar Reb:

      Das schlimme an Leuten wie dir ist, dass du hier irgendwas von "freiem, kontroversen Diskurs" schwadronierst, aber selbst alles, was deiner eigenen Position widerspricht, mit negativen Labels stigmatisierst. Alle, die deiner Position widersprechen, werden dann eben zu "autoritär-spießigen Safe-Space Linken". Ganz großes Kino innerhalb deines freien, kontroversen Diskurses, der scheinbar nur so frei und kontrovers ist, wie er eben deiner eigenen Position nicht zu sehr zuwider läuft.

      Diffamierung und Ausgrenzung sind jedenfalls nicht besonders offen oder 'links'.

    • @Ansgar Reb:

      "...die AfD, und damit gegen die einzige israelsolidarische, antisemitismuskritische und – zumindest, was das muslimische Patriarchat betrifft – patriarchatskritische Partei, ...". Mit solchen AfD-Verehrern wollen Sie einen "freien, stets kontroversen Diskurs" pflegen? Nein danke.

      • @Hans aus Jena:

        Wie sehen Sie die politische Position der Hamas?

    • @Ansgar Reb:

      sehr schön erklärt.

      • @Dr. McSchreck:

        sehe ich auch so