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Stellenabbau in der AutobrancheVon einer Krise zur Nächsten

Nanja Boenisch
Kommentar von Nanja Boenisch

Die Autoindustrie baut massiv Stellen ab, statt die Verkehrswende voranzutreiben. Dabei wird die nötige Transformation immer teurer und schwieriger.

Das Mene-Mene-Tekel der Autobranche, unverkaufte, unattraktive Spritschleudern Foto: Jörg Sarbach/ap

D er deutschen Autoindustrie könnte eine rosige Zukunft bevorstehen: Klimakillerautos mit Verbrennermotor würden nach und nach abgelöst, schon in ein paar Jahren würden nur noch rein elektrische Lkw, Busse, Pkw und Bahnen vom Band rollen. Konzerne könnten es sich sparen, großzügige Dividenden an ihre Ak­tio­nä­r:in­nen auszuschütten, und die Gewinne in die Transformation stecken.

Arbeitskräfte bekämen Weiterbildungen und könnten bald schon locker andere Fahrzeuge fertigen als zuvor. Wenn Zulieferer Teile für klimafreundlichere Gefährte lieferten, gäbe es eine Garantie dafür, dass sie abgenommen werden – ihre Umsätze wären sicher. Abseits der Produktion entstünden Jobs in der Forschung zur Antriebs- und Mobilitätswende. Die Bundesregierung würde den Umbau flankieren, sich klar zum Verbrenner-Aus bekennen und den Unternehmen die Zukunftsplanung erleichtern.

Klar: Das wäre ein gigantischer Kraftakt. Die Autobauer in Deutschland ließen die Umstellung auf E-Fahrzeuge viel zu lange schleifen, jetzt sind sie spät dran. Die Transformation ist teurer und schwieriger, als sie es noch vor ein, zwei Jahrzehnten gewesen wäre.

Ein E-Bus, der im Nahverkehr eingesetzt wird, oder ein bezahlbares kleines E-Auto werfen weniger Profite ab als ein teuer verkaufter Luxus-Sportwagen. Der internationale Markt ist unsicher – vor allem in den USA und China, wo das Exportgeschäft der deutschen Hersteller lange florierte.

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All das lässt sich nicht kleinreden. Umso dringender aber müssten sich VW, Opel, Mercedes-Benz und BMW final vom Verbrenner verabschieden und alles auf E-Mobilität setzen.

Stattdessen wiederholen sie die Fehler der Vergangenheit und verzögern die Transformation. Sie kippen bereits gesteckte Klimaziele. Und sie opfern über 50.000 Stellen innerhalb eines Jahres, um weiter möglichst hohe Gewinne mit einer überholten Technik einzufahren. Und die Bundesregierung? Die begleitet die Autobauer auf ihrem fossilen Irrweg. Das ist gefährlich fürs Klima – und für die Branche, die so sicher nicht aus der Krise kommt.

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Nanja Boenisch
Redakteurin
Schreibt im Ressort Wirtschaft und Umwelt über Mobilität und Verkehrswende.
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5 Kommentare

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  • Bitte wenn man solche Artikel schreibt zumindestens etwas Kenntnis der Branche.

    EAutos besitzen per se wesentlich weniger Teile. Damit ist schon immer absehbar , dass ein 2stelliger Prozentsatz an Arbeitsplätzen mit der Umstellung entfallen wird. Da reden wir noch nicht vom Einfluss auf die Zulieferindustrie, die auch einen immensen Rückgang dadurch erfährt. Das wurde mir bei einem OEM schon vor 10 Jahren gesagt.

    Dazu muss das Auto geladen werden. Wer keine eigene WallBox hat, ist da auf die teureren und unübersichtlichen Anbieter angewiesen.Je nach Karte zahle ich an der Säule verschiedene Preise, mit Fremdkarte teilweise weniger als mit der des Betreibers der Säule. Preisanzeige? Fehlanzeige!

    Dazu Reichweiten bei Kleinwagen wie E-Up von 180 km. Damit kann man alle 2-3 Tage Laden planen. Weite Strecken damit fahren? Naja….

    Dazu kommen diese Autos gerade auf den Gebrauchtmarkt mit Preisen um die 10.000€ - 20.000€ je nach Modell, durchaus im Rahmen des vergleichbaren zu Verbrennern, das Angebot ist nur wesentlich beschränkter und man bekommt eben nicht 10 Jahre alte Autos mit hoher Laufleistung für geringe Kosten, bei „neuer“ Technik auch unmöglich.

  • Sie werden sicherlich einen Schuldigen dafür finden.



    Und große Teile der Gesellschaft machen ja mit.

  • Solange es noch weitergeht wird nicht wohin gefragt.

  • Es ist vollkommen illusionär, einen Autobauer im Bereich der Verbrennungsmotoren auf Elektomobilitä umzuschulen. Eine Änderung der Antriebstechnik geht halt immer mit einem Arbeitsplatzabbau einher.

    Im Übrigen sind es nicht die Hersteller, die sich nicht vom Verbrenner lösen, sondern deren Kunden.

    Da E-Autos eigentlich nur für Menschen mit eigener Ladestation interessant sind, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Wer will schon mitten in der Nacht aufstehen, um das Auto umzuparken.

    Und da das Tanken noch immer viel günstiger und schneller ist als das Laden, werden sich die Kundne so schnell auch nicht ändern.

    • @DiMa:

      Da gebe ich ihnen recht. Wir haben ein EAuto und noch keine Lademöglichkeit.



      Mein Mann sitzt mindestens einmal die Woche bei McDonald’s auf dem Parkplatz.

      Dazu absolut undurchsichtige Tarife.



      Je nach Ladekarte ( es gibt unendlich viele Anbieter) zahle ich unterschiedliche viel an den Säulen anderer Anbieter. Das geht so weit, dass Fremdkarte teielweise billiger sind als die Karte des Ladesäulenbetreibers. Preise werden nicht angezeigt, man muss das auf den Homepages einzeln raussuchen und es ist oft versteckt. Das heist man steht da mit seinen 5 Karten und überlegt: welche nehme ich jetzt?! Dazu vermehrt Klau von Kabeln von den Säulen, sodass diese nicht nutzbar sind.

      Ohne eigene WallBox ist es umständlich.