Stellenabbau in der Autobranche: Von einer Krise zur Nächsten
Die Autoindustrie baut massiv Stellen ab, statt die Verkehrswende voranzutreiben. Dabei wird die nötige Transformation immer teurer und schwieriger.

D er deutschen Autoindustrie könnte eine rosige Zukunft bevorstehen: Klimakillerautos mit Verbrennermotor würden nach und nach abgelöst, schon in ein paar Jahren würden nur noch rein elektrische Lkw, Busse, Pkw und Bahnen vom Band rollen. Konzerne könnten es sich sparen, großzügige Dividenden an ihre Aktionär:innen auszuschütten, und die Gewinne in die Transformation stecken.
Arbeitskräfte bekämen Weiterbildungen und könnten bald schon locker andere Fahrzeuge fertigen als zuvor. Wenn Zulieferer Teile für klimafreundlichere Gefährte lieferten, gäbe es eine Garantie dafür, dass sie abgenommen werden – ihre Umsätze wären sicher. Abseits der Produktion entstünden Jobs in der Forschung zur Antriebs- und Mobilitätswende. Die Bundesregierung würde den Umbau flankieren, sich klar zum Verbrenner-Aus bekennen und den Unternehmen die Zukunftsplanung erleichtern.
Klar: Das wäre ein gigantischer Kraftakt. Die Autobauer in Deutschland ließen die Umstellung auf E-Fahrzeuge viel zu lange schleifen, jetzt sind sie spät dran. Die Transformation ist teurer und schwieriger, als sie es noch vor ein, zwei Jahrzehnten gewesen wäre.
Ein E-Bus, der im Nahverkehr eingesetzt wird, oder ein bezahlbares kleines E-Auto werfen weniger Profite ab als ein teuer verkaufter Luxus-Sportwagen. Der internationale Markt ist unsicher – vor allem in den USA und China, wo das Exportgeschäft der deutschen Hersteller lange florierte.

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All das lässt sich nicht kleinreden. Umso dringender aber müssten sich VW, Opel, Mercedes-Benz und BMW final vom Verbrenner verabschieden und alles auf E-Mobilität setzen.
Stattdessen wiederholen sie die Fehler der Vergangenheit und verzögern die Transformation. Sie kippen bereits gesteckte Klimaziele. Und sie opfern über 50.000 Stellen innerhalb eines Jahres, um weiter möglichst hohe Gewinne mit einer überholten Technik einzufahren. Und die Bundesregierung? Die begleitet die Autobauer auf ihrem fossilen Irrweg. Das ist gefährlich fürs Klima – und für die Branche, die so sicher nicht aus der Krise kommt.
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