Staatliche Rettung der Meyer-Werft: Fehler wie bei der Lufthansa
Ja, es ist sinnvoll, die kriselnde Werft zu retten. Aber der Staat sollte die Chance nutzen, das schmutzige Kreuzfahrt-Business auf öko umzustellen.
E s war der Tag von Olaf Scholz: In Papenburg konnte der Kanzler zusammen mit seinem SPD-Parteifreund, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, die Rettung der traditionsreichen, aber kriselnden Meyer-Werft verkünden. Leider wird der Bund damit vermutlich wie bei vergangenen Hilfsaktionen auch viele Chancen vertun.
3.300 Menschen arbeiten in der Werft in Papenburg. Berücksichtigt man die Zulieferer, dann hängen an dem Unternehmen 18.000 Arbeitsplätze in der Region. Auch wenn das Emsland nicht mehr so strukturschwach ist wie einst, ist die Rettung dieser Jobs ein Faktor, der nicht zu vernachlässigen ist. Insofern ist es nachvollziehbar, wenn Bund und Land die größte Werft Deutschlands nicht tatenlos zugrunde gehen lassen wollen. Zumal es dem Unternehmen eigentlich gar nicht so schlecht geht. Es leidet vor allem an finanziellen Engpässen, die eine Corona-Spätfolge sind.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Das Geschäftsmodell der Meyer-Werft ist alles andere als ökologisch nachhaltig. Damit die dort gebauten Schiffe in See stechen können, muss die extra ausgebaggerte Ems teilweise sogar noch gestaut werden. Und überhaupt ist das Hauptprodukt – nämlich Kreuzfahrtschiffe – ein Klimakiller. Insofern wäre es sinnvoll, wenn Bund und Land Niedersachsen ihren Einstieg nutzen, um das Geschäftsmodell auch ökologisch nachhaltig aufzustellen und so die klimaneutrale Schifffahrt zu fördern.
Doch die Regierung will es so machen wie einst bei der Lufthansa: 2020 rettete der Bund mit Milliarden die durch die Corona-Pandemie angeschlagene Airline, hielt sich aber aus dem Geschäft heraus. Mittlerweile hat der Staat seine Lufthansa-Anteile zwar wieder mit Gewinn verkauft, damit aber auch verpasst, Einfluss auf den Konzern zu nehmen. Er hätte etwa alle Inlandsflüge streichen lassen oder die Airline mit der Deutschen Bahn zu einem großen Mobilitätskonzern in öffentlicher Hand fusionieren können, wie es einst die Linkspartei forderte. Doch der Bund hat diese Chance vertan. Er wird denselben Fehler bei der Meyer-Werft wieder machen.
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