Sozialverbände kritisieren Lindner: „Ein besonders bitteres Fest“
Finanzminister Lindner erteilt weiteren Entlastungspaketen eine Absage. Sozialverbände kritisieren, die bisherigen Hilfen seien nicht zielgenau.
„Millionen von Menschen wissen nicht mehr, wie sie den Kühlschrank füllen und die Wohnung warmhalten können“, sagte Joachim Rock, Leiter der Abteilung Arbeit, Soziales und Europa im Paritätischen Gesamtverband, der taz. „Wenn Christian Lindner dringend nötigen weiteren Hilfen eine Absage erteilt, ist das armutspolitisch ignorant und verteilungspolitisch verkehrt. Rock kritisiert zudem, dass insbesondere Menschen mit mittleren und hohen Einkommen von der Energiepreisbremse profitieren.
„Menschen mit geringen Einkommen brauchen mehr Unterstützung, bei ihnen gibt es häufig nichts mehr zu sparen.“ Aus diesem Grund forderte er unter anderem die Erhöhung des Bürgergeld-Regelsatzes auf 725 Euro und eine schnelle und unbürokratische Ausweitung des Wohngeldes.
Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, sieht dies ähnlich. Ihre Kritik: Entlastungsmaßnahmen seien größtenteils nach dem Gießkannenprinzip erfolgt, anstatt diejenigen gezielt zu unterstützen, die durch die hohen Energiepreise bedroht seien.
Hilfen schneller auszahlen
„Damit Menschen, die bereits jetzt in Armut leben, gut über den Winter kommen, sind weitere zielgenaue Zuschüsse neben dem Verzicht auf Strom- und Gassperren dringend erforderlich“, erklärt Loheide auf taz-Nachfrage. Außerdem sei es wichtig, dass die Hilfen, wie beispielsweise das Wohngeld Plus, schneller ausgezahlt werden.
„Es wird natürlich für einige ein besonders bitteres Fest, weil hier nicht nur ein Krieg tobt in Europa, sondern weil sich viele Weihnachten schlechterdings nicht mehr leisten können“, äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Ulrich Schneider, in der Sendung „Frühstart“ von RTL und ntv. Die Energiekrise und explodierende Lebenserhaltungskosten brächten viele Menschen an ihre Belastungsgrenzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter