piwik no script img

Solarkonzern Meyer BurgerDie Kündigungen sind raus

Weil die Subventionen ausbleiben, setzt Meyer Burger mehr als 400 Mit­ar­bei­te­r:in­nen vor die Tür. Macht die Fabrik in Sachsen nun endgültig dicht?

Die Kündigungen sind auch das Ergebnis der mangelnden staatlichen Förderung Foto: Sylvio Dittrich/imago

Berlin taz | Die Kündigungen sind raus: Meyer Burger schließt seine Solarfabrik im sächsischen Freiberg. Laut dem Unternehmen enden die Arbeitsverträge von rund 500 Mit­ar­bei­te­r:in­nen fristgerecht Ende April, mehr als 400 verlieren dadurch ihren Arbeitsplatz. Die restlichen sollen Verträge an anderen Standorten des Schweizer Solarkonzerns bekommen.

Die Schließung hatte sich angebahnt. Der Aktienkonzern machte zuletzt Verluste. Weil die chinesische Regierung Solarhersteller in ihrem Land subventioniert, sagt Meyer Burger. Um das auszugleichen, forderte das Unternehmen ebenfalls Unterstützung vom Staat. Über ein entsprechendes Gesetz stritt die Bundesregierung monatelang.

Am Sonntag hatte Finanzminister Christian Lindner (FDP) dem sogenannten Resilienzbonus für die Solar­industrie eine Absage erteilt. Das deutsche Wirtschaftsministerium zeigte sich enttäuscht von der Schließung des Freiberger Werks, während die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Dröge, laut dpa weiterhin auf eine Einigung beim Resilienzbonus hofft.

Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt hält die Entscheidung der Bundesregierung für einen Fehler. „Die Ampelparteien haben sich ­gegen die heimische Industrie, vor allem in Ostdeutschland, und für die Abhängigkeit von China entschieden“, sagte er der taz.

Mit­ar­bei­te­r:in­nen wählen trotzdem einen Betriebsrat

Dass die Kündigungen raus sind, bedauerte auch Robert Fink, der als Gewerkschaftssekretär der IG Metall mit den Mitar­be­i­te­r:in­nen in Kontakt steht. Anders als an anderen Standorten von Meyer Burger hat die Belegschaft in Freiberg keinen Betriebsrat.

Noch nicht: Trotz der Kündigungen läuft laut Fink noch bis zum 2. April die Wahl einer Arbeitnehmervertretung. Dann wäre der Betriebsrat für die Beschäftigten bis zum Ende der Kündigungsfrist da. „Der hat dann aber nur eingeschränkte Möglichkeiten“, erklärte Fink. Da die Kündigungen schon raus sind, „hat der Betriebsrat kein Anrecht auf einen Sozialplan“.

Von Meyer Burger hieß es, der Konzern habe Beschäftigten an seinen anderen Standorten Arbeitsplätze angeboten, sowohl in Deutschland als auch in den USA. Dort baut Meyer Burger neue Fabriken auf – mit finanzieller Unterstützung der US-Regierung. Trotzdem sagte Geschäftsführer Erfurt der taz: „Das Werk in Freiberg wurde behutsam heruntergefahren, um die Möglichkeit der Weiternutzung der Produktionslinien sicherzustellen.“

Das weiß offenbar auch der Mittelsachsen-Landrat Dirk Neubauer (parteilos) in Freiberg. Er will die Solarfabrik mit 700 Millionen Euro retten. Auf Facebook postete er: „Endgültig ist gar nichts. Nach Ostern stellen wir ein Projekt vor, das [Meyer Burger] wieder anfahren kann. Wenn alle mitziehen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Sieht bald so aus,



    als würde sich der Fachkräftemangel erledigen.



    Die Firmen sind im Ausland.

  • 700Mil. Für 500 Mitarbeiter.



    Oder anders 12 Jahre lang jedem 100k in die Hand drücken und überlegen ob das dem Staat im Endeffekt mehr hilft als den Laden zu retten?

    • @Littleneo:

      ....und dann stellt sich die Frage, was der Laden dem Staat bringen soll. Das was die 500 Mitarbeiter dort produzieren ist doch noch nicht einmal ansatzweise ein signifikanter Anteil am Gesamtvolumen. Zur Not kauft man die Solarzellen aus dem neuen Werk in den USA, es ist ja noch nicht einmal eine Firma mit Sitz in Deutschland.

  • Boah ehj, die Wichtigtuerei der IG Metall jetzt noch diese Wahl als quasi Erfolg hinzustellen tut schon weh! Und ein Landrat der 700 Mio aufbringen will auch nicht viel besser. Gönnen würde ich ihm das, aber irgendwie alles pfeifen im Walde!



    Unsere Standorte in DE sind international im Rückstand, Hier bei uns denkt Stihl Motorsägen über eine Teilabwanderung in die Schweiz nach. Das zeigt, dass nicht Subventionen das Problem sind sondern allgemeine Standortnachteile und wenig Glauben an eine stabile tragfähige Wirtschaftspolitik. Eine Bankrotterklärung für Uabeck und Lindner. Und die SPD, also Scholz redet sich die Welt schön.

  • Ein Problem bei der Herstellung von Solarzellen ist doch de rrelativ hohe Energieverbrauch von 250 kWh pro m2. Wenn in Deutschland 1 kWh 30c kostet sind das 75 Euro, in China wären das etwa 5c pro kWh und 12,5 Euro. Bei m2-Preisen von etwa 230 Euro sind das erhebliche Kostenfaktoren. Das sollte man doch auch berücksichtigen.

    Das wirft allerdings die Frage auf warum, wenn Solarstrom doch sooo günstig ist, die Fabrik sich nicht selbst versorgen und damit die Kosten senken kann...

    • @Gerald Müller:

      Da hätte ich einen Tipp:

      Sonnenstunden im Jahr in



      Goodyear, Arizona: 3924



      Colorado Springs: 3586



      (Hier siedelt sich Meyer-Burgr an)

      Freiberg, Sachsen: 2495



      (von hier zieht es weg).

      Hinzu kommt, das die USA nicht so dicht bebaut sind, da ist es leichter große Flächen für Solaranlagen zu bekommen.

    • @Gerald Müller:

      Günstig ist PV nur, solange keine stabile Energieversorgung gefragt ist. Sonst braucht es Speicher, und die sind sehr sehr teuer.

  • Wie war das mit den "Grünen Jobs"?



    Die Wirtschaftspolitik der Ampel unter Habeck, gleicht einer Brandrodung.

    • @Octarine:

      Sehr merkwürdig. Ist Habeck nun verhindernder Finanzminister? Wie kann er denn seine Politik betreiben, wenn die Oberbremser Lindner/Wissing das massiv be- und verhindern? Die Frage nach einer Führung durch den Kanzler muss hier gestellt werden - aber sowas haben wir z.Zt. nicht....

      • @Perkele:

        Ach Gott, schon wieder Argumente...



        Der Habeck wars, basta!

      • @Perkele:

        Es gibt so etwas wie Koalitionsvereinbarungen, in denen die Richtlinien der Politik festgelegt werden. Wenn sich die politische Führung eines Landes dazu ermächtigt sieht, die wirtschaftlichen Grundlagen völlig neu zu gestalten, ist das eigentlich selbstverständlich.

        Es kann auch nicht am Geld liegen, für die Rüstung ist es ja da.

        • @Octarine:

          Es liegt auch nicht allein am Geld. Doch so lange eine Finanzminister rein persönliche Rachefeldzüge gegen alles was Grün ist inszeniert und das vom Kanzler ignoriert wird, dann hat das eine andere Dimension. Ich verweise auf den Skandal um das Gesetzt zu sexueller Gewalt gegen Kinder - das von Lindner persönlich blockiert wird - aus niederen Beweggründen. Ist in dieser Ausgabe der TAZ nachzulesen.

  • Die Produktionskapaztitäten im Solarbereich belaufen sich in China auf das 2,5-fache der jährlichen Weltnachfrage, wie soll man da mit Subventionen gegen angehen - da kann man das Geld genauso gut gleich verbrennen. Strafzölle auf chinesische Solarprodukte wurden u.a. auch durch MeyerBurger abgelehnt. Wenn man die Kompetenz behalten will, dann sollte man eher den Bereich F&E fördern, aber doch nicht die Produktion - dieses Rattenrennen kann man nicht gewinnen.

  • Meyer Burger hört nicht auf, er produziert nur nicht mehr.

    • @Rudi Hamm:

      in dem Fall produziert er nur wo anders

  • Die Produktionsstätte sollte man für die Herstellung von Tuninggeräten für Porschemotoren weiter nutzen. Dann bekommt man auch FDP Subventionen dafür. Oder autonome Flugtaxis, die werden schon von Klima-Blah-Blah Wissing unterstützt - obwohl da nix, gar nix volkswirtschaftlich bedeutend ist, im Gegenteil: das ist eine höchst riskante Sache, doch das ist ja wurscht - es ist KEIN Klimaschutz den die FDP bekämpfen müsste...