Sexistischer ARD-Kameraschwenk: Wie in den 80ern
Die Tagesschau sendet einen sexistischen Kameraschwenk auf FDP-Politikerin Katja Suding. Der verantwortliche Chefredakteur entschuldigt sich.
Grazile, übereinander geschlagene Beine, in durchsichtige Strumpfhosen gehüllt. Die pastellfarbene Haut nimmt das Bild ein, der schwarze Rock ist nur Beiwerk in dieser Komposition. Der Blick aus der Froschperspektive.
Ganz „Tagesschau“-Deutschland starrte auf die Beine der FDP-Politikerin Katja Suding. Die für den Sender unerwartete Kameraeinstellung ließ einige ARD-Zuschauer wohl zweimal hinsehen. Denn die Kamera hangelte sich per Schwenk langsam, aber sicher entlang ihrer Beine und ihrem Oberkörper nach oben. Erst ganz am Ende erschien ihr Gesicht in Nahaufnahme und ließ es als Nebensächlichkeit anmuten.
Gratulation, so viel Sexismus in nur fünf Sekunden schafft nicht mal „Germany’s Next Topmodel“. Dann um 23.29 Uhr, selber Tag: Zurückrudern des „Tagesschau“-Chefredakteurs Kai Gniffke via Sendungsblog. Entschuldigung inklusive. Und eine Rechtfertigung: „Ich nehme an, der Kameraschwenk wurde von einem Menschen aus der Schule und der Geisteshaltung vergangener Jahrzehnte produziert, der diese Darstellung besonders apart fand.“
Fast eine beschönigende Wortwahl dafür, dass wir uns eine sexuelle Herabwürdigung dieser Art im 21. Jahrhundert noch zur Primetime antun müssen. Immerhin, die Entschuldigung kam zeitnah.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken