piwik no script img

Schwedisches GesundheitssystemErsteinschätzung aus der Ferne

Die gesetzlichen Krankenkassen fordern eine Art Ferndiagnose zur Klärung, ob ein Arztbesuch nötig ist. In Schweden ist dieses Modell bereits üblich.

Bei dem Ziel, medizinisch unnötige Praxisbesuche einzuschränken, ist Schweden weiter als Deutschland Foto: Jens Büttner/dpa
Anne Diekhoff

Aus Härnösand

Anne Diekhoff

Es ist kurz vor acht am Morgen – jetzt aber schnell, sonst sind die Termine vergeben. Der Anrufbeantworter des Gesundheitszentrums fragt, ob ich ein neues Rezept brauche, einen Termin absagen oder mit einer medizinischen Fachkraft sprechen möchte. Ich drücke die entsprechende Taste. „Wir rufen gegen 8.40 Uhr zurück“, sagt die Stimme.

Wenn das Telefon dann klingelt, ist es ein bisschen wie vor einem Berliner Club. Ob ich hereingelassen werde, hängt nur bedingt von mir ab. Einmal hatte ich starke Schmerzen im Knie, konnte nicht laufen. Die medizinische Türsteherin fragte mich ab: „Sind die Schmerzen plötzlich aufgetreten?“ Ja. „Sind Sie gestürzt?“ Nein. „Haben Sie ihr Knie in den letzten Tagen ungewöhnlich stark belastet?“ Natürlich, so fing es ja an, ich habe exzessiv renoviert. Das Urteil: Offenkundig eine Überlastungsreaktion. „Legen Sie das Bein hoch, nehmen Sie entzündungshemmende Schmerzmittel, warten Sie ab. Gute Besserung.“

Es ist vor allem diese Ersteinschätzung aus der Ferne, für die in Deutschland derzeit die gesetzlichen Krankenkassen werben, in Kombination mit einem einheitlichen Terminvergabe-Portal. Das schwedische System gilt als positives Beispiel. Tatsächlich gehen die Menschen in Schweden deutlich seltener zum Arzt.

Für verwöhnte Deutsche kann der im System eingebaute Mangel an Selbstbestimmung frustrierend sein. Aber die Anspruchshaltung, dass man jederzeit ein Recht auf ärztliche Beachtung hat, wird einem dann so langsam abtrainiert. Es gilt stattdessen darauf zu vertrauen, dass der Körper vieles selbst klärt – und dass die für die Ersteinschätzung ausgebildeten Menschen wissen, was sie tun.

Ohne akuten Handlungsbedarf kein Termin

Vielleicht rufen Sie zum Beispiel mal an, weil in Ihren Augenwinkeln immer wieder Blitze zu sehen sind, die da vorher nicht waren. „Passt Ihnen 14 Uhr?“, sagt die Türsteherin dann. Eine Ärztin guckt darauf und schreibt in Ihre digitale Patientenakte eine Eil-Überweisung zur Augenklinik. Es sei wichtig, ernsthafte Netzhautprobleme auszuschließen. Sie erfahren dann noch, bei welcher Symptomveränderung Sie direkt zu einer Notaufnahme eilen sollten. Drei Tage später ruft die Augenklinik an: „Können Sie in zwei Stunden da sein?“ Interessant, denken Sie dann vielleicht, das ging ja jetzt ganz geschmeidig.

Ohne akuten Handlungsbedarf also kein Termin, so ist die Regel in Schwedens überwiegend steuerfinanziertem Gesundheitssystem. Und ein Termin heißt auch nicht unbedingt ärztliche Begutachtung – viele Beschwerden werden einfach von medizinischen Fachangestellten behandelt.

Was auf die Warteliste und zu einem Termin nach mehreren Monaten führen kann, sind etwa wiederkehrende Beschwerden, die man endlich mal untersuchen lassen will.

Auch die landesweit gültig Nummer 1177 ist für medizinische Beratung zuständig. Aber in der schwedischen Gesundheitsversorgung gibt es auch dabei regionale Unterschiede: Nicht überall lassen sich über die 1177 – per Telefon oder in der App – auch physische Arzttermine buchen. Wenn der Rat dann lautet: „Rufen sie Ihr Gesundheitszentrum an und bitten Sie um einen Termin“, erscheint die 1177-Anfrage eher wie ein überflüssiger Schritt.

Noch läuft in Schweden also vieles per Telefon. Und wer die 1177-App gar nicht nutzen will, bekommt auch Befunde, Röntgentermine und Ähnliches weiterhin per Post.

Teile der Debatten ähneln sich

Die in Deutschland umstrittene und 2013 wieder abgeschaffte Praxisgebühr – zehn Euro pro Quartal – war übrigens vergleichsweise ein Schnäppchen. In Schweden sind, je nach Region, Gebühren zwischen 200 Kronen und 370 Kronen (derzeit zwischen 18 und 34 Euro) pro Besuch fällig, bis zum Erreichen der jährlichen Obergrenze von umgerechnet rund 130 Euro. Wer zu einem Termin ohne frühzeitige Absage nicht erscheint, zahlt ebenfalls. Und Medikamente sind bis zu einer Maximalsumme pro Jahr selbst zu zahlen – die Summe wurde gerade von umgerechnet rund 270 auf 350 Euro erhöht.

Bei dem Ziel, medizinisch unnötige Praxisbesuche einzuschränken, ist Schweden offenkundig weiter als Deutschland. Trotzdem klagen auch in Schweden Menschen, dass früher alles besser war. Es gibt Kritik an steigenden Gebühren, häufig wechselnden Kontaktpersonen, zu weiten Entfernungen oder zu langen Wartezeiten, etwa bei geplanten Operationen oder der Behandlung psychischer Erkrankungen. Teile der Debatten ähneln sich – ebenso wie die Tatsache, dass die Gesundheitsversorgung im weltweiten Vergleich immer noch ganz gut dasteht.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

42 Kommentare

 / 
  • "Ein sehr hoher Prozentsatz der schwedischen Bevölkerung ist mit dem Versorgungssystem zufrieden, was auch darin begründet sein mag, dass Verteilungsgerechtigkeit und soziale Absicherung in diesem System in hohem Maße verwirklicht sind. " (gesundheitswirtschaft.at)



    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der gutbetuchte Schwede sich von irgendwelchen doorkeepern des PCC abwimmeln lässt. Die haben vermutlich ihre privat praktizierenden Ärzte.

  • Hallo liebe Leser!



    Ich lebe in Schweden. Det Artikel beschreibt die Sache sehr gut ........



    Natürlich gehen wir hier weniger zum Arzt weil der Türsteher uns nicht zum Arzt weiter leitet!



    Tabletten Ruhe aber bloß nicht einen Arzt treffen.



    Was machen die Menschen hier ?



    Die gehen zur Notaufnahme die sind dann total überfordert und können ihre normalen Aufgaben nicht erledigen



    Det Deutsche fliegt nach Hause zu seinem alten Hausarzt ......kostet aber ist sehr effektiv...



    Wenn dieses System in Deutschland startet wo sollen wir dann Hilfe bekommen?



    Gesundheit kostet Geld wird das Geld was die Versicherten einzahlen effektiv eingesetzt?

    • @Markus Schmalbrock:

      Einmal einen Blick auf den World Index 2024 Healthcare werfen, das erklärt einiges über die Zustände in Schweden.

      In der Qualität der ärztlichen Behandlung liegt Schweden mit dem höchsten Score weltweit auf Platz 1 (Deutschland auf Platz 26).

      Bei der Auswahl der Ärzte belegt Schweden den 19 Platz (Deutschland Platz 1).

      Ein Grund dafür dürfte sein, das Schweden einen akuten Ärztemangel zu verzeichnen hat und das schon seit Jahren. Der Hauptgrund dürfte in den Gehaltsstrukturen begründet sein.

      Ein schwedischer Allgemeinmediziner verdient im Schnitt jährlich 20.000 € weniger als ein Arzt in Norwegen. Noch deutlicher ist der Unterschied bei höheren Positionen. Bei einem Chefarzt im Krankenhaus beträgt die Differenz über 35.000€. (Quelle den norske legeforening).

      Bei uns in Tromsø gibt es etliche Arztpraxen die auf eine schwedische Herkunft hinweisen. Dürfte auch im Rest von Norwegen nicht anders sein und wahrscheinlich hat auch Dänemark einen hohen Anteil an Medizinern aus Schweden. Und auch in Deutschland werden Mediziner besser bezahlt als in Schweden.

      Das hat nur nichts mit den Strukturen des eHealth Bereichs zu tun. Die sind im Grunde sehr fortschrittlich ausgerichtet.

  • Kontext: Schweden hat eine ganz andere Bevölkerungsdichte. Entsprechend kann da gar nicht eine Klinik oder Praxis neben der nächsten stehen bzw. gibt es da außerhalb der Städte auch Ecken, wo die Anfahrt sehr weit wäre und man den sprichwörtlichen Elch wohl noch früher träfe als die Krankenpflegerin.



    Und Schweden ist etwas lockerer bei Regelungen und Datenschutz-Checks.



    Bei uns, heißt es häufig, gehen die Falschen viel zu häufig hin und blocken mit Wehwehchen von sich oder den Kindern. Wo sie vielleicht besser jemanden zum reinen Reden oder Janken bräuchten.



    Andere gehen zu selten hin. Solange denn auch diese anderen ihre Behandlung bekommen, sollten Kosten auch hier angesehen werden

  • Es kommt ganz auf die Qualität der Beratung der medizinischen Fachkraft an, meine Erfahrungen mit Telefonhotlines sind sehr gemischt: bei Banken und Versicherungen eher gut, bei Telekommunikationsunternehmen eher schlecht.



    Das Schlimmste allerdings war die einzige Bekanntschaft mit der 116117, den ich je gemacht habe: Eine Risswunde am Unterschenkel, es blutet, die Wunde ist zu groß und zu tief, um einfach ein Pflaster drauf zu kleben. Das Ganze am Samstagmittag, die Hausarztpraxis ist da geschlossen. Also die 116117 angerufen, um zu erfahren, welche Praxis da Wochenendnotdienst hat. Es lief eine Bandansage, die Nummer sei überlastet, in bedrohlichen Fällen solle man den Notarzt rufen oder ansonsten später nochmals anrufen. Ich war zwar am Bluten, aber nicht am Verbluten, also kein Fall für den Notarzt. Wahlwiederholung - das gleiche Spiel, die 116117 immer noch überlastet, nach dem dritten Versuch habe ich aufgegeben und bin zur Notaufnahme im städtischen Krankenhaus, Dort wurde die Wunde erst sehr schnell provisorisch behandelt (Reinigung, Blutstillung, Verband). dann hiess es zwei Stunden warten, bis der eigentliche Unfallarzt die Wunde mit 5 oder 6 Stichen nähte.

  • Wir haben in der Schweiz private Krankenkassen.



    Ohne staatliche Überregulierung und beamtentum hat sich da teilweise hocheffiziente Digitalisierung eingestellt.



    Ich kann über Handy app dem Arzt schreiben was los ist, ich bekomme das Rezept per E-Mail (so nennen wir Fax im Ausland...)an die Apotheke gesendet.



    Die Apotheke kann die Medikamente per Post versenden.



    Da die Krankenkassen Unternehmer sind, herrscht ein Preiskampf und ich bezahle ca 5% vom Lohn für Gesundheitsversorgung.



    Durch die Digitalisierung sparen wir uns landesweit hunderttausende Autofahrten von kranken und nicht fahrfähigen Personen auf dem Weg zum Arzt, das alleine spart Millionen an unfallfolgen ein

    • @Todesfister:

      Das muss alles auf, von Menschen überwachte, Automatisierung umgestellt werden. Da muss der Patient jederzeit, auf den Knopf "persönliche Hilfe" drücken können und auch die automatische Beratung muss, beim geringsten Zweifel, das Gespräch an einen Experten weiterleiten.

      So ein System muss auch eine Erfolgskontrolle beinhalten: es muss nachgeprüft werden, ob die empfohlenen Massnahmen zum Erfolg geführt haben. oder ob es Verbesserungen bzw. andere, bessere, Massnahmen braucht.

      Nicht alles ist, für jeden Nutzer, individuell die optimale Lösung und ohne, möglichst objektive, Erfolgskontrolle, ist es für den Automatismus nicht möglich den Behandlungs-Erfolg bz. Misserfolg in seine zukünftigen Entscheidungen mit einzubeziehen.

      Wenn sich so ein Automatismus auf Lobeshymen von Patienten abstützt, die das System beschummeln, indem sie dem System vorlügen, dass sie "geheilt" wurden, dann ist das extrem gefährlich.

      Man kann, in der Medizin, nichts verallgemeinern und muss die Behandlung für den Patienten optimieren und man darf auch offensichtliche Erfolge, bei einem Patienten, nicht verallgemeinern. Nur eine Erfolgskontrolle kann zeigen, dass eine Massnahme wirksam war.

    • @Todesfister:

      Meinen Sie die Grundversicherung? Die sind ja im Gegensatz zu den privaten Krankenversicherungen in Deutschland nicht gewinnorientiert, oder?

  • Wenn ich eine Ferndiagnose per Google oder gutefrage durchführe, wird mich der Hausarzt auslachen.



    Wer zuletzt lacht, sage ich da.

  • Wenn Praxisbesuche reduziert werden sollen, wäre der absolut einfachste Schritt, dass die eGK für die Verordnung von Medikamenten nicht mehr eingelesen werden muss. So stehen sich die Leute am Quartalsanfang die Beine in den Bauch. Dabei ließe sich das auch alles telefonisch oder digital aus der Ferne regeln.

  • Es gibt Familien, in denen eine Klassenfahrt und Schulbücher eine finanzielle Herausforderung darstellen. Die ersten paar Hundert Euro einer Behandlung selbst bezahlen zu müssen, ist für einige Menschen schlicht nicht leistbar. Da werden sich manche Menschen mit ernsten Problemen einfach nicht behandeln lassen können.



    Leute denken, Schweden sei von Grund auf sozialdemokratisch, aber die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sind doch das komplette Gegenteil.

    • @Marvienkäfer:

      In Norwegen wie auch in Schweden gibt es das Frikort System der Zuzahlungsbefreiung.

      Ärmere Menschen können in Norwegen eine Zuzahlungsbefreiungskarte beantragen. Die befreit von sämtlichen Zuzahlungen für Medikamente und Arztbesuche und teilweise auch für Zuzahlungen für bestimmte Behandlungen, bei gleichen Leistungen.

      Auch das System in Schweden gewährleistet sozial Schwächeren den Zugang zu sämtlichen Gesundheitsleistungen, es ist jedoch gestaffelt. So gibt es die Möglichkeit sich von der Medikamentenzuzahlung befreien zu lassen, ebenso wie ein Rabattsystem bei Arztbesuchen. Es gibt nämlich keine einheitliche Arztgebühr sondern sie richtet sich nach der Qualifikation der Gesundheitsdienstleister. Auch die Möglichkeit einer Komplettbefreiung bietet das System.

      Über die generellen Zustände des Wohlfahrtsstaates in Schweden kann ich leider nichts beitragen, aber was die Gesundheitsfürsorge betrifft dürfte Schweden sich nicht grundsätzlich von Norwegen unterscheiden. Und hier gilt die Standards sind nach wie vor hoch, besonders in Krankenhäusern die bei uns auch die Aufgaben übernehmen, welche in Deutschland von Fachärzten ausgeführt werden.

    • @Marvienkäfer:

      Das ist doch der Punkt im Beispiel.... alle haben mehr Geld in der eigenen Kasse, wenn unnötige Behandlungen die Kosten für alle senken.



      Und die, die meinen ständig zum Arzt rennen zu müssen, dass dann selbst bezahlen müssen bis zu einem bestimmten Betrag.

  • Telemedizin wäre eine gute Lösung. Ich muss nicht in einem überfüllten Wartezimmer voller erkälteter Patienten warten, spreche mit dem Arzt und bekomme meine Medikamente direkt auf die Karte geschickt. Die allermeisten Diagnosen können auch ohne persönlichen Kontakt gestellt werden.

  • Die ersten Umstellungen laufen schon. Ein Beispiel:



    "Deutschlandweit einmalig



    Mosbach: Arztpraxis im Supermarkt



    Vor dem Einkaufen schnell zur Videosprechstunde in eine Arztpraxis: In einem Mosbacher Supermarkt geht das jetzt. Die tele-medizinische Beratung ist für alle Versicherten gedacht."



    Quelle swr.de



    Weiter dort:



    "Der Medical Room ist jeden Werktag inklusive Samstag von morgens bis 19 Uhr für Patienten erreichbar und soll auch zusätzliche Kundschaft in das Einkaufszentrum am Stadtrand der Großen Kreisstadt Mosbach bringen, sagt René Wolf"



    Paradigmenwechsel werden uns einige bevorstehen, gewollt oder ungewollt, am Ende den Zwängen der Aufrechterhaltung der Versorgung im Rahmen der Daseinsfürsorge folgend.

    • @Martin Rees:

      So eine Praxis, in einem Supermarkt, ist völliger Wahnsinn: Kranke Menschen sind oftmals ansteckend. Die behandelt man möglichst ohne direkten Kontakt. Auch Mehrbettzimmer in Kliniken sind so was von dämlich, dass da ganze Scharen von rückständigen Experten, entsorgt werden müssten.

      Auch die Deppen, die da "Coronaimpf-Party's" veranstaltet haben, gehören irgendwo hin, wo sie keinen Schaden mehr anrichten können.

      Die Tölpel, die für die LUCA-App, hunderte Millionen zum Fenster herausgeworfen haben, leiden auch an völliger Verwirrtheit: die einzige wirksame Sofort-Massnahme gegen die Übertragung von Krankheiten ist das Abstandhalten.

      Da veranstaltet man keine Treffen von Bluetooth Fanatikern, die sich dann gegenseitig, dokumentiert, anstecken ... und das mit der Nutzung, von einer App, die in 30 Minuten herzustellen war und für die hunderte Millionen in den Sand gesetzt wurden.

      Wir brauchen jetzt dringend eine Impfung gegen Dummheit und Verschwendungssucht.

      >90% der Leistungen von Ärzten, Quacksalbern, Badern, Heilern, Druiden ... und von all diesen "Experten", kann man besser, billiger, effizienter, hygienischer,... auf Distanz erledigen...

  • Habe ich schon vor vielen Jahren in Schweden gelernt. Wer Lagom als Lebensgrundlage betreibt der braucht keinen Arzt bei Alltagsbeschwerden. Und Zimperlein werden weggesaunt.

    Und was heißt medizinische Fachkräfte? Bei meinem einzigen spontanen Besuch in einem Vårdcentral aufgrund von Rückenschmerzen hat die Arzthelferin an der Rezeption mir einen Krankenpfleger zugewiesen. Der hat mich fachmännisch ordentlich gestreckt und mir erklärt das es sich lediglich um Verspannungen handelt und ein Facharzt dafür nicht nötig sei. Dann war ich auch schon wieder draußen, ohne lange Diskussionen wann jetzt der Facharzt kommt. Den vollen Satz für einen Facharztbesuch musste ich dennoch entrichten.

    Die telefonische Vorauswahl ist für Fälle wie den geschilderten gedacht und durchaus sinnvoll. Wer in Schweden aber darauf besteht von einem Allgemeinmediziner behandelt zu werden, hat einen gesetzlichen Anspruch darauf innerhalb von drei Tagen einen Termin zu erhalten. Bei Operationen sind es 90 Tage. Abgewiesen wird halt auch in Schweden niemand.

  • Wenn man sich an Schweden orientieren möchte sollte man erstmal Infrastruktur und Verwaltung auf einen ähnlichen Stand bringen also mal so 20-30 Jahre Rückstand aufholen. Die Nutzung digitaler Gesundheitsdienste setzt zumindest vorraus, dass flächendeckend schnelles Internet verfügbar ist, die Digitalisierung der Arztpraxen überall funktioniert und alle Patienten über entsprechende Zugangsmöglichkeiten verfügen.

    • @Axel Schäfer:

      Axel,

      Auch Du musst da von der Wahnvorstellung wegkommen, dass nur ein "Weg" der Richtige ist.

      Das absolut geniale an der Informatik ist, dass man damit mehrere Wege parallel anbieten kann.

      Die, die sich noch selbst, mit den alten Idioten-Ideen betrügen wollen, müssen das so weitermachen können. Das sogar gratis ... wenn die Versorgung auf Distanz deutlich besser ist, wie persönliche Besuche, dann schaden sich diese Leute nur selbst.

      Wir haben hier einen Patienten, der grosse Schmerzen hat ... der hat einen Termin bei einem Facharzt, im März 2026, der muss noch gut 3 Monate leiden.

      Wenn der eine sofortige Behandlung, ohne Quacksalber-Termin beanspruchen könnte, dann würde er wahrscheinlich in einem Tag schmerzfrei sein und 5 Jahre länger leben. Und das ohne, dass er sich da in einer Praxis, oder Klinik von anderen anstecken lassen muss.

      Wir werden da, von vielen aufgeblasenen Spinnern betrogen, die uns da Sachen vorschreiben, die niemand, der auch nur einfach und vernünftig denkt, vorschreiben kann.

  • Also ich würde ein System begrüßen, das eine Ersteinschätzung mit einer Terminvergabe verbindet.

    Die Ersteinschätzung gerne wie bisher telefonisch über die 116117 (mit häufigen Warteschleifen) und zusätzlich parallel online, auch KI-unterstützt.

    Das würde das ineffiziente Hausarztkonzept entlasten und könnte es bei Erfolg sogar ersetzen.

  • Da kommt es dann also darauf an, wie geschickt man seine Beschwerden erklären kann ... und die Eigenkosten sind auch nicht gerade für jeden aus der Portokasse zu bezahlen.



    Man müsste die Einkommensstruktur Schwedens dazu heranziehen.



    Mir gefällt das alles auch deshalb nicht, weil der menschliche Aspekt völlig untern Tisch fällt, als wären wir ein Baukasten. Und wer Geld hat, wird sich weiterhin andere Ärzte leisten können. Jene, die privat abrechnen. Die in der Unterklasse dürfen sich dann per Telefon um Termine kloppen.

    • @Dreja:

      Du lebst da noch im Mittelalter, wo es nur SO oder SO ging. Da bestrafen sich die "Reichen" oftmals selbst, wenn sie da so einen "Arzt" aufsuchen, um ein Schwätzchen zu halten ... ein Arzt hat längst nicht die Informationen, die ein Chatbot im Internet haben kann, der kann noch nicht einmal seine eingebildeten, rückständigen Kollegen bzw. Professoren fragen, ob das, was er da vorschlägt, wirklich gescheit ist.

      Einen Chatbot kann man so programmieren, dass er mehrere Behandlungsmethoden vorschlägt und dass er sich von mehreren Ärzten beraten lässt ... das ist dann für den Patienten deutlich besser, weil er sich dann die Behandlung heraussuchen kann, die ihm das Meiste bringt.

      Eine "Behandlung" ist nur dann was wert, wenn sie dem Patienten hilft ... und das geht um so besser, wenn alle Informationen vorliegen, die diese Behandlung betreffen. Nur eine Maschine, kann da möglichst abklären, was da möglicherweise optimal hilft. Ein Arzt kann sich da auch nur bei einer Maschine Informationen holen, die er dann überarbeitet und an den Patienten weitergibt. Und das kann er, in den meissten Fällen auch, ohne dass der Patient ihn besucht.

    • @Dreja:

      Sie richten ihre Kritik auf das System in Schweden aus, legen aber die deutschen Maßstäbe zu Grunde. Das kann so nicht funktionieren.

      Die Privatversicherung hat in Schweden und Norwegen einen ganz anderen Stellenwert. Es profitiert lediglich der Patient, da einige Leistungen wie Zahnersatz mit abgedeckt werden. Dafür zahlt der Patient aber auch einen höheren Beitrag. Für einen Arzt im staatlichen Gesundheitssystem ist es hinsichtlich des Honorars jedoch unerheblich welche Versicherungsform besteht. Da herrscht der Gleichheitsgrundsatz, sogar gesetzlich garantiert.

      Der Sinn der Telemedizin ist es das Patientenaufkommen zu verringern. Bei vielen Alltagsbeschwerden reicht es für Ärzte aus die Symptome zu kennen um eine Diagnose zu erstellen. Dafür ist kein persönlicher Kontakt notwendig. Im Gegenteil es erspart dem Patienten sogar Wege, wenn er z. B. eine fiebrige Erkältung hat. Und wenn sie mit der Ferndiagnose hadern, haben sie in Schweden Anspruch auf einen persönlichen Arzttermin innerhalb von drei Tagen. Das Recht wird ihnen auch nicht bei der Telefondiagnose verwehrt.

      Sinnvoller als meine Arztodysee in einer deutschen Großstadt, wo nur Bestandspatienten behandelt wurden.

    • @Dreja:

      Wir haben ein massives dempgrafisches Problem. Wir werden doch gar nicht anders können, als mehr zu automatisieren, effizienter zu werden, Hightech für Pflege und Betreuung....zu akzeptieren. Je schneller wird das tun, je besser, bezahlbarer und einfacher wird das für uns alle werden.

  • Warum soll ich dann noch so hohe KV-Beiträge zahlen wenn ich eh für jedes Problem selbst aufkommen muss? Die Höhe der schwedischen Beiträge wären zur Einordnung hilfreich...

    • @MarxhatteRecht:

      „ Die Höhe der schwedischen Beiträge wären zur Einordnung hilfreich... „



      Das schwedische Gesundheitssystem ist steuerfinanziert.

    • @MarxhatteRecht:

      Die Gesundseitsversorgung in Schweeden ist Steuer und Arbeitgeber finanziert und durch direkte Selbstbeteiligung.

    • @MarxhatteRecht:

      Beitragshöhe? Wie im Text steht, handelt es sich um ein steuerfinanziertes System.

  • Und dann sagt Computer Nein, trotz akuter Situation.



    Denn selbst Ärzte irren.



    Blauer Fleck am Zeh, stechender Schmerz. Ist nur ein Bluterguss. Nein war es nicht, schwere Entzündung, fast den Zeh verloren.

    Ja es gehen viele grundlos zum Arzt und noch mehr wegen Kleinigkeiten in die Notaufnahme.



    Aber solche Systeme bieten dann Möglichkeiten der "Manipulation".



    Schwere Erkältung, vielleicht Grippe, einfach nur noch ins Bett legen.



    Denn schnell wird KI zum Einsatz kommen und dann?

    Es ist wie das nachdenken älteren keine Medizin mehr zukommen lassen. Heute der 100 jährige, morgen der70 jährige.

    Für einige sind Menschen nur Maschinen, können sie nichts mehr leisten sind sie kaputt und gehören auf den Schrott.

    Aber so haben Ärzte dann noch mehr Zeit für Privatpatienten.

  • Die deutsche Krankenversicherung sollte genau wie die Rente mal 6 Monate von einer Kommission durchgecheckt werden. Unsere Gesundheitsministerin Warnken wird wie alle ihre Vorgänger das Problem allein nicht lösen können und wollen. Das Profitdenken in der Pharmabranche, die teure Krankenhausstruktur und das Anspruchsdenken der Bürger lässt die Kosten weiter explodieren. Ich verstehe auch was die vielen Arztbesuche und Facharztbesuche bei uns auf Dauer bringen sollen? Gesünder als andere Länder sind die Deutschen auch nicht. Und warum der Pharmaindustrie laufend wieder Mondpreise für "neue" Medikamente genehmigt werden, obwohl die deutliche bessere Wirkung überhaupt nicht nachweisbar ist ist doch auch im wesentlichen guter Lobbyarbeit zu verdanken. Es ist Zeit für große Reformen, ansonsten werden die enormen Kosten unseres Gesundheitssystems nicht mehr schultern zu sein.

    • @KLaus Hartmann:

      Eine grundlegende Reform des deutschen Gesundheitssystems wird es nicht geben, weil zu viele Stakeholder (Ärzte, Pharma, PKV, Kliniken, MVZs, etc., aber auch Vermögende und Topverdiener - Stichwort steuerfinanziertes System) starke Interessensvertretungen haben. Die deutsche Gesundheitspolitik stellt immer einen Kompromiss dar. Und das ist auch der wesentliche Grund für die verhältnismäßig hohen Kosten.



      Bzgl. der Mondpreise der Medikamente: das ist teils schon relevant. z.B. Hepatitis C: war bis vor wenigen Jahren nicht heilbar und hat über die gesamte Restlebensdauer fortlaufende Kosten verursacht. Das Medikament, das die Krankheit mit sehr kurzer Behandlungsdauer heilt kostet fünfstellig. Ist am Ende aber trotzdem billiger als die Gesamtkosten der unheilbaren Erkrankung. Und: die Patienten sind geheilt!



      Grundsätzlich wird durch den G-BA genau geprüft (auch unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit), ob ein Medikament in den Leistungskatalog der GKV kommt.



      Ihre Behauptung bzgl. der nicht wirksamen Medikamente ist daher aus der Luft gegriffen!

      • @Ringsle:

        Die Wirksamkeit von einem Medikament kann man nur sehr oberflächlich prüfen. Im Grunde genommen, kann man nur prüfen, dass ein Medikament nicht für viele, giftig bzw. schädlich ist. Da muss der Staat die Entwicklung und Erprobung fördern und da darf der Hersteller nur dann Geld von den Paienten verlangen, wenn das Produkt erfolgreich angewendet wurde. Da müssen dann alle Produkte, die nachweislich, bei einem Patienten etwas bewirken, von den Versicherungen übernommen werden. Das muss aber individuell abgewickelt werden ... da muss man auch den Plazebo-Effekt mit hereinnehmen. Nur die individuelle Wirkung darf da massgebend sein ... das muss eine Win-win-Situation für alle Beteiligten sein.

        Software und gesundheitsfördernde Produkte haben eines gemeinsam, das Material, was dazu nötig ist, ist sehr billig ... nur das Wissen, was in so einem Produkt steckt, hat einen Wert, wenn das Produkt das macht was es soll. Wenn so ein Produkt wirkungslos ist-bleibt, dann muss es zurückerstattet werden.

    • @KLaus Hartmann:

      Wahrscheinlich gehen die Leute deshalb weiter zum Arzt, weil sie nicht gesund werden ... schon mal daran gedacht?



      Ich kenne persönlich keine Leute, die aus lauter Spaß zum Arzt gehen, oder überhaupt überflüssigerweise.

      • @Dreja:

        Und aus Spaß gehen sie nicht. Die gehen entweder aus Anspruchsdenken, Einsamkeit oder einfach Einbildung/Hypochondrie.



        Gibt genug Beispiele dafür, leider.

      • @Dreja:

        Äh sorry, aber das stimmt einfach nicht. Ich arbeite in der Gesundheitsbranche. Zu behaupten es gäbe nicht viele Leute die übertreiben ist nicht nur naiv sondern einfach falsch. Wer schon Mal in der Notaufnahme gewartet hat, sieht mit was für Lappalien da welche kommen. Das gleiche gilt für anderes. Viele denken sie haben was und möchten dann was haben... Gerade in Zeiten des Internets. Wo jeder sich das raussuchen kann.

  • Klingt eigentlich gut, im Augenblick ist es so das man mit akuten Gallenproblemen einen Ultraschalltermin in drei Monaten angeboten bekommt. Von Psychotherapieterminen will ich gar nicht reden. Das ist auch alles so undurchsichtig, wenn man sich nicht auskennt.



    Eine Frage bleibt aber offen, gibt es dann auch eine Krankschreibung bei der medizinischen Türsteherin oder muss man dafür dann doch wieder in die Praxis humpeln?

    • @Mendou:

      Teilweise bis zu 200km zur nächste Versorgung...auch ein geübter Humpler kommt da an seine Grenzen

    • @Mendou:

      Ich weiß nicht, wo Sie wohnen, in meiner Gegend habe ich als gesetzlich versicherte Patientin so etwas Ähnliches noch nie erlebt.

  • Wenn ich eine Erkältung habe, bleibe ich im Bett. Mit oder ohne Arzt dauert die Sache maximal eine Woche. Wenn ich ein Rezept brauche, rufe ich in der Praxis an und zwei, drei Stunden später ist das Rezept auf der elektronischen Gesundheitskarte.



    Aber: Ich bin keine Maschine, die es zu reparieren gilt. Ich brauche bei allen Symptomen, die ich nicht deuten kann, ein Gegenüber, eine Person, zu der ich Vertrauen habe, meine Hausärztin, die mich entweder beruhigt, eine Behandlung einleitet oder mich zu einem Facharzt überweist. Meine Erfahrungen mit den "Türstehern" Rufnummer 116117 sind schlecht: Unfreundliche Leute, die mich nicht einmal ausreden lassen.

    • @Il_Leopardo:

      Dass die Chatbots, Hotlines und Foren von ungeschickten Leuten programmiert werden, ist auch der Stiftung, die ich vertrete, bekannt. Aber hinter diesen Methoden sitzen, meist die Leute zu denen Du vertrauen hast ... die wollen sich die Arbeit sparen.

      Es ist wie bei den Software-Foren: da werden ein paar mehr oder weniger fähige Bastler eingesetzt, die den "Experten" (die auch um die Wette basteln), die "dummen" Frager, vom Hals halten, die Probleme haben.

      Das ist ein System, womit Menschen-Maschinen, belohnt werden, die sich gerne wichtig machen wollen.

      Das ist wie früher, da haben sich die Leute an den "Bader" gewandt, der sein "Wissen", vom Kaiser, vom Papst, von den Göttern hatte ... die alle so "vergeistigt" waren, dass sie als nicht zurechnungsfähig eingestuft werden müssten.

      Man kann das auch mit dem System von der Sekretärin vergleichen, die ihrem Chef,die Leute vom Hals hält.

      Bei der elektronischen Kommunikation ist es aber so, dass man da den "Türstehern" beibringen muss, dass sie dem Besucher die besten Lösungen anbieten müssen. Da muss es noch einen Knopf für einen direkten Kontakt zu einer Vertrauensperson haben,die schnell, eine individuelle Lösung sucht.

    • @Il_Leopardo:

      "Ich brauche bei allen Symptomen, die ich nicht deuten kann, ein Gegenüber, eine Person, zu der ich Vertrauen habe, meine Hausärztin, die mich entwederberuhigt..."



      Ich glaube, den Luxus werden wir uns alle nicht mehr leisten können. Letztlich eine egoistische Angewohnheit zu glauben, man hat ein Recht auf irgendwas.



      Sorry, Zeit sich von Gewohnheiten zu verabschieden, notwendigerweise.

      • @Tom Farmer:

        @Tom Farmer, ALLE Menschen, sogar Tiere, haben das Recht auf perfekte Versorgung und ein anständiges Leben.

        Dass es da Menschen gibt, die da Sachen zerstören, damit sie dann später wieder neues aufbauen können, ist eine Sauerei.

        Wir sind auch nicht dafür, dass man das "Weltkulturerbe" und andere, alte "Errungenschaften", auf ewige Zeiten hinaus "rettet", obwohl sich da vieles überlebt hat. Aber wir wollen da nichts zerstören, sondern wir wollen das, so weit wie möglich, erhalten und parallel dazu, verbessern/erneuern.

        Die Hausärztin muss man nicht abschaffen, sondern man muss ihr helfen, dass sie nicht dauernd von irgendwelchen Hypochondern belästigt wird, die ihr, völlig unnütz, die Zeit stehlen.

        Ärzte sitzen immer zwischen zwei Stühlen ... die müssen sich die vielen "Scheinschwangeren", behutsam vom Hals halten, damit sie den Patienten gut helfen können, die wirklich Hilfe brauchen. Da hat so ein Arzt dann halt einen Assistenten, der zuerst einmal abklärt, ob da keine andere Hilfe, schneller zum Erfolg führen kann.