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Schwarz-Grün in ÖsterreichFremdscham bei deutschen Grünen

Deutsche Grüne kritisieren ihre Pendants aus Österreich für Zugeständnisse an die Rechten. Die Parteifchefin sagt, das werde es in Deutschland nicht geben.

Annalena Baerbock ist nicht begeistert von der Entscheidung der Ösi-Grünen (Archivbild Nov. 2019) Foto: dpa

Hamburg taz | Eigentlich ist es bei den Grünen üblich, Regierungsbeteiligungen von ParteifreundInnen angemessen zu bejubeln. Bei der Koalition, die gerade in Wien zwischen der konservativen ÖVP von Kanzler Sebastian Kurz und den österreichischen Grünen vereinbart wurde, ist es etwas anders.

Auf taz-Anfrage gehen die deutschen Grünen deutlich auf Distanz zur Ökopartei im Nachbarland. Grünen-Chefin Annalena Baerbock sagte am Montagabend mit Blick auf den österreichischen Koalitionsvertrag: „So etwas wird es in Deutschland nicht geben.“

Auch Luise Amtsberg, in der Bundestagsfraktion für Flüchtlingspolitik zuständig, betonte: „Dieser Vertrag ist keine Blaupause für Deutschland.“ Und Erik Marquardt, deutscher Flüchtlingsexperte der Grünen im Europaparlament, sprach gar von einem „Armutszeugnis“. Harsche Worte über das 328 Seiten starke Papier, auf das Österreichs Grüne gerade sehr stolz sind. Dessen Geist brachte der neue alte Kanzler Kurz auf die prägnante Formel: „Es ist möglich, das Klima und die Grenzen zu schützen.“

Der Grund für die ungewöhnliche Kritik der deutschen Grünen ist das Kapitel zur Flüchtlingspolitik, das Österreichs Grüne unterschrieben haben. Wissend, dass die ÖVP auch die Option eines neuerlichen Bündnisses mit der rechtsextremen FPÖ hat, haben die Grünen weitgehende Zugeständnisse an Kurz gemacht.

Koalitionsfreier Raum beim Thema Asyl

Besonders brisant: Beide Partner haben einen „Modus zur Lösung von Krisen im Bereich Migration und Asyl“ vereinbart, der auf Seite 200 des Koalitionsvertrags erläutert wird. Er soll angewendet werden, wenn „besondere Herausforderungen“ entstehen, sprich: sehr viele Geflüchtete nach Österreich einreisen wollen.

Falls sich ÖVP und Grüne in einem solchen Fall über neue Gesetze nicht einig werden, sieht der Passus einen koalitionsfreien Raum vor. Dann kann jeder Koalitionspartner auf eigene Faust ein Gesetzesvorhaben in den Nationalrat, das österreichische Parlament, einbringen. Dem geplanten Gesetz könne „zugestimmt werden, auch wenn es ein unterschiedliches Abstimmungsverhalten der Koalitionspartner gibt“, heißt es im Vertrag.

Nutzen kann die Option in der Praxis nur die ÖVP. Sie hat sowohl mit der SPÖ als auch mit der FPÖ eine Mehrheit, während die Grünen keine Mehrheit gegen die ÖVP zustande bringen können. Im Klartext: Die ÖVP kann gegen den Willen der Grünen härtere Asylgesetze mit der rechtsextremen FPÖ beschließen, ohne dass es zum Koalitionsbruch käme.

Dieser Freibrief verblüffte selbst langjährige Kenner österreichischer Politik. Der Passus sei ein „echtes Novum“, twitterte ORF-Anchorman Armin Wolf. Käme er zur Anwendung, wäre er für die Grünen mehr als peinlich. Sie stünden in der Regierung hilflos daneben, wenn die ÖVP ihre beinharte Asylpolitik mit der FPÖ einfach fortsetzen würde.

Blankoscheck für die ÖVP

„Man darf die Verantwortung für die Schwächsten nicht an Rechtsextreme delegieren“, sagte der deutsche Europaabgeordnete Marquardt. Europäische Flüchtlingspolitik werde aber zum Glück in Straßburg und Brüssel gemacht, nicht in Wien. „Auch wenn Herr Kurz gerne so tut, als sei es anders.“

Die Bundestagsabgeordnete Amtsberg ergänzte: „Der ÖVP einen Blankoscheck zu geben, Asylverschärfungen im Zweifel mit der rechtsextremen FPÖ durchs Parlament zu bringen, ist nicht nachvollziehbar und sehr gefährlich.“

Aber nicht nur dieser eine Passus stößt bei den deutschen Grünen auf Kritik. Das gesamte Kapitel „Migration und Asyl“ liest sich, als sei es von der ÖVP allein geschrieben. So stellen die Partner etwa fest, dass die Mechanismen zur Verteilung von Migranten und Asylbewerbern innerhalb der EU „gescheitert“ sind.

Auf einen solchen Verteilungsschlüssel setzt aber nicht nur Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach wie vor. Auch die deutschen und europäischen Grünen tun es. Ebenso fordert die türkis-grüne Koalition den Schutz der österreichischen Binnengrenze, „solange der EU-Außengrenzschutz nicht lückenlos funktioniert“.

Hauptsache, Klimaschutz?

Amtsbergs Fazit ist eindeutig: „Inhaltlich verabschiedet sich der Vertrag leider vom Anliegen einer gemeinsamen, europäischen Asylpolitik.“ Es würden bewusst Ziele formuliert, die nicht umsetzbar seien. „Alle europäischen Außengrenzen lückenlos zu kontrollieren, ist real kaum umsetzbar.“ Eine gemeinsame, humane und europäische Asylpolitik an diese Bedingung zu knüpfen, führe folglich zu mehr nationalen Alleingängen.

Dass die österreichischen Grünen bei zentralen Themenfeldern unter die Räder kamen, liegt auch am Kräfteverhältnis in der neuen Koalition. Die ÖVP fuhr bei der Wahl im Oktober mit 37,5 Prozent ein starkes Ergebnis ein, die Grünen kamen nur auf 13,9 Prozent. Sie konzentrierten sich in den Koalitionsverhandlungen darauf, klimaschutzpolitische Forderungen durchzusetzen. Dafür räumten sie andere Felder komplett.

Baerbock bemühte sich, Verständnis für ihre Parteifreunde in Wien zu zeigen. Die Gespräche seien nicht einfach gewesen, sagte sie. Da sollten die Deutschen nicht diejenigen sein, die „schlaue Tipps von der Seitenlinie“ gäben.

Sie wies aber auch darauf hin, dass deutsche Grüne in einer Koalition mit der Union anders verhandeln würden. Sie hätten in den Jamaika-Sondierungen 2017 sehr deutlich gemacht, dass es am Ende nicht um Kohlekraftwerke oder Flüchtlinge gehe, sondern um Gestaltung in beiden Bereichen, sagte Baerbock. Die Grünen wollten die Breite der Themen spielen.

Durchaus flexibel

Mehrere Grüne, die man auf Österreich anspricht, sagen mit anderen Worten dasselbe: Ein Deal, in dem sich die Grünen ums Klima kümmerten, die Union aber um den Rest, sei ausgeschlossen.

Wahr ist aber auch, dass auch deutsche Grüne zu erstaunlicher Biegsamkeit fähig sind. In den Jamaika-Sondierungen hätten sie schmerzhafte Zugeständnisse unterschrieben. Sie wollten damals in der Flüchtlingspolitik den von der Großen Koalition ausgesetzten Familiennachzug für subsidiär Geschützte, meist Syrer, wieder einführen.

Im Gegenzug hätten sie die von der CSU geforderte Obergrenze von 200.000 Flüchtlingen pro Jahr akzeptiert. Nur dass sie lieber nicht von einer Obergrenze sprachen, sondern von einem „atmenden Rahmen“.

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34 Kommentare

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  • Fremdscham bei deutschen Grünen???



    Die deutschen Grünen sollten sich mal erinnern, was sie hierzulande bereits alles verbrochen haben. Z.B. die Agenda 2010 zusammen mit dem Genossen der Bosse, deren Auswirkungen wir heute ausbaden dürfen. Und wie war das doch gleich mit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien? Da haben doch die deutschen Grünen zugestimmt. Außerdem haben sie hierzulande keine Berührungsängste und können zusammen mir allen regieren. Bisher blieb nur die AfD außen vor. Die deutschen Grünen sind inzwischen dunkelgrün/schwarz und unglaubwürdig geworden. Prinzipien und Rückgrat, wurden auf dem neoliberalen Altar zu Gunsten der Oligarchen geopfert. Alle die hier Grün wählen sollten sich anschauen was passiert, sollten die Grünen hierzulande an die Macht kommen. Die ekeln sich vor gar nichts mehr... :-(

  • Wie war das noch mal in der Bibel mit dem Splitter im Auge des Bruders und dem Balken im eigenen Auge? Ja, die österreichischen Grünen sind nicht hart genug zu kritisieren für ihren Koalitionsvertrag mit der Liste Kurz, der ganz harte Steuersenkungen für Unternehmen und Bestverdiener, eine ganz harte Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und eine harte Flüchtlingspolitik vorsieht – aber mit welchem Recht tun das ausgerechnet die deutschen Grünen? Die Grünen koalieren schon seit Jahren mit der hart-rechten CDU in Hessen, wo sie dem weiteren Ausbau des Frankfurter Flughafens zugestimmt haben, den sie seitdem hätscheln und tätscheln – und in Baden-Württemberg (natürlich mit dem Koalitionspartner CDU) ist Ministerpräsident Kretschmer der beste Freund des Autos und von Mercedes und Porsche. Und was ist mit der beinharten Steuersenkungs- und Asozialpolitik der Grünen in den sieben Jahren Bundesregierung mit Schröder? Bei den Koalitionsverhandlungen äh Sondierungen 2017 mit der – hüstel – CDU haben die deutschen Grünen ebenfalls einer Flüchtlingsobergrenze zugestimmt, steht im Artikel. Und zu den Militärabenteuern der Grünen, der Zustimmung zur deutschen Teilnahme am Krieg äh “humanitären Einsatz” im Kosovo und in Afghanistan sowie unter dem Schutzschirm der NATO (oder der EU) gerne auch im Rest der Welt (Mali, Syrien…) ist zu sagen, daß in Österreich niemand auf die Wahnsinnsidee kommt, das Bundesheer im Ausland in Kriege zu schicken, weder die dortigen Grünen noch die ÖVP oder die FPÖ. Die militaristische Haltung (“Verantwortungsbewusstsein”) haben die deutschen Grünen exklusiv. Wenn sich die deutschen Grünen schämen wollen, dann doch bitte vor allem über die eigene Politik. Quelle Nachdenkseiten

  • Mal abwarten. Entscheidend ist, was die Grünen in der Summe erreichen. Und wenn das mehr ist als das Dosenpfand (die einzige Umsetzung grüner Politik zwischen 1998 und 2005), ist schon viel erreicht. Man muss eben in der Politik in Regierungsverantwortung Kompromisse eingehen. Auch wenn das viele hier nicht wahrhaben wollen.

  • Diese diversen Analysen von Annalena Baerbock bis Armin Wolf halte ich für Theaterdonner. Wer das Koalitionsprogramm aufmerksam studiert wird erkennen, dass die vordergründig "ausländerkritisch" klingenden Passagen in Wahrheit einen gegenteiligen Effekt haben. Dass die Deutungshoheit für "staatsfeindlich" und "politischer Islam" im DÖW angesiedelt wird, spricht eine eindeutige Sprache. Die entsprechenden Vorhaben sollen dazu dienen, der Identitären Bewegung den Garaus zu machen und der FPÖ weiter Steine in den Weg zu legen. Diese beiden sind der einzige Gegner, dem die berufenen Experten künftig das Prädikat "Gefährder" umhängen werden. Deshalb konnten die Grünen das guten Gewissens unterschreiben. Der Kanzler selbst ist fein raus, da er an die Bewertung des DÖW gebunden sein wird, ob er will oder nicht. Er putzt sich einfach ab.

  • Die Argumentation ist ungefähr: Die Grünen sind die Guten, Politik ist die Kunst der Kompromisse und um überhaupt Politik machen zu können, muss man erst mal eine Machtoption haben.

    Das mit der Machtoption ist klar, nur darum geht es. Der Rest ist Schmuck am Nachthemd und wie immer nur vorgeschoben. Sonst gäbe es Dieselfahrverbote in Stuttgart. Sonst hätte sich Habeck damals als SH-Umweltminister frühzeitig um das Mikroplastik in der Schlei gekümmert. Oder die Grünen hätten gegen Hartz4 gestimmt oder gegen die Gesundheitsreform oder gegen den völkerrechtswidrigen Angriff auf Serbien. Usw. Möglichkeiten, Farbe zu bekennen und die Bremse reinzuhauen gab es viele. Aber es war wichtiger, den staatstragenden Musterschüler zu geben, damit man endlich anerkannt wurde.

    Hier geht es doch nur darum, die Koalition CDU-Grüne schmackhaft zu machen.

    Im Gegenteil, es interessiert genau gar nicht, ob einige grüne Lichtgestalten Karriere machen. Weder da draußen irgendjemanden, noch das Klima.

  • Naja, ist doch in Ordnung. So geht Realpolitik auch. Und mit dem zitierten Passus übernehmen die Grünen nicht mal direkte Verantwortung für den ‚Schutz der Grenzen‘.



    In Anbetracht des Klimawandels ist es absolut notwendig, hier politische Fortschritte zu machen um diesen einzudämmen. Daher kann ich den Kompromiss verstehen, dieses Thema grüner zu gestalten und woanders mehr Abstriche zu machen.

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    "Die Parteifchefin sagt, das werde es in Deutschland nicht geben."

    Kann es sein, dass Frau Annalena Baerbock nicht informiert es, welche Koalitionen ihre Partei in Deutschland bereits eingegangen ist und welche Kompromisse, um regieren zu dürfen? Wenn ich so etwas lese, dann fühle ich mich als potentieller Wähler ziemlich auf den Arm genommen.

  • Man könnte ja auch formulieren: „Es ist nicht möglich, die Grenzen zu schützen und das Klima nicht.“



    Weil sich andernsfalls sehr viele Klimaflüchtlinge auf den Weg machen.

    Fragt sich nun, was die Grünen tatschlich gegen die ÖVP durchsetzen.

    Wenn man sich die FDP anschaut, die nicht viel von "mehr netto" gegen Merkel durchsetzen konnte (ausgenommen Hoteliers), ost Pessimismus angesagt. Welches Interesse soll die ÖVP haben, den Grünen Erfolge zu gönnen?

  • 1. Die Lage in D ist anders als die Lage in A. Die Union hat keine 37% und keinen Kurz, die Grünen liegen bei ca. 22% und teilen ihre relativ migrantenfreundliche Politik mit SPD und der Linken, also über 40%.

    2. Die zwei anderen möglichen Optionen in A wären gewesen: a) Koalition ÖVP-FPÖ; b) Neuwahl mit eventuell absoluter Mehrheit für Kurz (denn wenn keine Koalition mehr geht, liegt es für die Wähler nahe, der stärksten Partei die absolute Mehrheit zu geben; eine Regierung braucht man schließlich.)

    3. Wäre Kurz in der Migrationspolitik wieder in die Mitte gerückt, hätte er der FPÖ Tür und Tor für ihr Comeback geöffnet.

    4. Die Grünen in A haben respektiert, was die sehr breite und intensive Mehrheitsmeinung der Österreicher in Sachen Migration ist. Sie haben es respektiert, ohne diese Position zu teilen.

    5. Das Risiko für die Grünen ist groß. Größer aber wäre das Risiko bei einer Ablehnung. Mindestens die Hälfte der Grün-Wähler hätten es den Grünen nicht verziehen, wenn diese der ÖVP den Weg zur erneuten Koalition mit der FPÖ nahegelegt hätten.

  • Biegsamkeit für "atmende Rahmen" sagt ja schon alles. Den Mut keine Flüchtlinge abzuweisen hatten sie also nicht.

  • Und wie die „Grünen“ sich bücken werden um am Tisch der Macht zu sitzen! So viele Kompromisse haben die Mitglieder der Grünen noch nie gesehen, wie sie mit der Union geschlossen werden!

    • @Czako:

      Es ging nicht zuletzt darum, eine erneute Koalition der ÖVP mit der FPÖ zu verhindern. Das wäre doch wohl die Alternative gewesen - und Sie, Herr Czako, scheinen diese Lösung vorzuziehen.

  • Frau Baerbocks Kurzzeitgedächtnis scheint auch nicht besonders gut zu funktionieren. Ich erinnere, wie nach der LTW in Bayern die Grünen die CSU geradezu angefleht haben, eine Koalition mit ihnen einzugehen. Wer hätte 10 Jahre vorher gedacht, dass Grüne einmal darum ringen, mit der schwarzbraunen CSU zu koalieren? Und Jamaika? Da waren die Grünen doch mehr als kompromissbereit. Wahrscheinlich war die "Flexibilität" der deutschen Grünen ein Vorbild für ihre österreichischen Freundinnen und Freunde. Ich wage gar nicht daran zu denken, wie "flexibel" deutsche Grüne in 10 Jahren sein werden.

    • @Rolf B.:

      Rolf B,



      die CSU ist "schwarz", aber nicht "braun", und die Grünen in Bayern haben der CSU die Koalition angeboten, sie haben sie diesbezüglich nicht "angefleht".

      Ich bin als treuer Grün-Wähler sehr erfreut, dass meine Partei flexibel und kompromissfähig ist. Ich würde sie sonst nicht wählen können.

      Ich gratuliere den Grünen in Österreich zu ihrer Entscheidung - und verstehe, dass die Situation der Grünen in Deutschland günstiger ist: dass wir hier selbst in einer Koalition mit der CDU eine migrationsfreundlichere Politik durchsetzen könnten, als das in Österreich möglich ist. Insofern halte ich auch Baerbocks Distanzierung vom österreichischen Koalitionsvertrag für richtig.

      • @Leo Brux:

        Ich freue mich für Sie, dassB90/Grüne für Sie genau die Partei ist, die Sie gerne wählen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass aus linker Perspektive die Grünen nicht wählbar sind. Gut, dass wir die Wahl haben, die Grünen zu wählen oder auch nicht.



        Keine Partei hat in relativ wenigen Jahren ihre Programmatik so extrem um 180 Grad von links nach rechts gewendet wie B90/Grüne. Früher war ich Gründungsmitglied und Wähler, heute bin ich Gegner dieser spießigen populistischen Marktanbeter.

        • @Rolf B.:

          Wer auf dieser Welt ist eigentlich noch links, wenn man Rolf B,s Maßstab anlegt?

          Wie viel Prozent würden diejenigen in Deutschland auf die Wählerwaage bringen, die Rolf B. als authentisch links anerkennen könnte?

          Aus dem Blickwinkel von Rolf B. sind alle Parteien Deutschlands vermutlich AfD-nah.

          Deutschland wählt also fast 100% rechts.

          Könnte man eine solche Sicht nicht auch als politischen Selbstmord bezeichnen?

  • Für die Grünen in Österreich wäre auch eine Koalition mit der SPÖ kaum anders möglich, da sich die Positionen von SPÖ und ÖVP beim Thema Flüchtlingen und Migranten nicht sonderlich unterscheiden.



    Die SPÖ vertritt hier völlig andere Positionen, als die SPD.

  • "„Man darf die Verantwortung für die Schwächsten nicht an Rechtsextreme delegieren“, sagte der deutsche Europaabgeordnete Marquardt. Europäische Flüchtlingspolitik werde aber zum Glück in Straßburg und Brüssel gemacht, nicht in Wien. „Auch wenn Herr Kurz gerne so tut, als sei es anders.“"

    Das in Straßburg und Brüssel etwas in der Flüchtlingspolitik passiert, sehe ich ehrlich gesagt nicht.

    Die EU Kommission hat erst die Tage die Mitgliedsstaaten aufgefordert, unbegleitete minderjährige Migranten aus den griechischen Lagern aufzunehmen.

    www.zeit.de/politi...land-robert-habeck

    Reaktion, entweder keine oder Ablehnung.

    Das Bundesinnenministerium hat auch abgelehnt und eine "europäische Lösung," von der wir alle wissen das sie in absehbarer Zeit nicht kommt, gefordert.

  • Die SPÖ hat in den Themenfeldern Migration und Flüchtlinge im Wahlkampf ähnliche Positionen bezogen, wie die ÖVP.



    Die SPÖ-Kanzkerkandidatin Pamela Rendi-Wagner hat die Aufnahme von mehr Flüchtlingen abgelehnt, eine Doppelstaatsbürgerschaft außer für Nachkommen von NS-Opfern, die aus Österreich vertrieben wurden abgelehnt und einen automatischen Nachzug von Ehepartnern abgelehnt, "um die Entstehung von Parallelgesellschaften zu verhindern."

    Die GRÜNEN in Österreich hätten, was Flüchtlinge und Migration angeht eigentlich nur eine Koalition mit den NEOS eingehen können (zusammen 22% der Stimmen).



    ÖVP, SPÖ und FPÖ, die die weitere Aufnahme von Flüchtlingen ablehnen, haben zusammen mehr als 76% der Stimmen erhalten.



    Im Burgenland gibt es eine SPÖ/FPÖ-Koalition.



    In den Bundesländern gibt es keine ÖVP/FPÖ-Koalition, außer in den Bundesländern mit Proporz.



    In Oberösterreich gibt es durch den Proporz sogar (zwangsweise) eine Koalition aus ÖVP/SPÖ/FPÖ/GRÜNE.

  • Genau. Kompromisse sind deutsche Sache nicht. Da sitzen unsere Grünen und Grüninnen lieber im Bunker ihrer Überzeugungen und kämpfen bis zur letzten Patrone...

    • @Thomas Schöffel:

      @ Schöffel contra Schimmel:

      Die zwei präsentieren Extrempositionen, die der Sachlage nicht gerecht werden.

      Weder sitzen die deutschen Grünen im Überzeugungs-Bunker, noch könnte es für sie als Alternative um Seehofers " letzte Patrone" an der Grenze gehen.

      Auch die deutschen Grünen sind kompromissfähig. Gottseidank.

      Und gut für uns, dass in Deutschland der Kompromiss migrationsfreundlicher ausfallen könnte als in Österreich. Die Einsicht, dass wir durch Migration gewinnen, ist bei uns stärker verbreitet, das Ressentiment weniger breit vertreten.

      Insofern stimme ich Baerbocks Distanzierung vom österreichischen Koalitionspapier zu.

    • @Thomas Schöffel:

      Wäre es Ihnen lieber, sie würden "bis zur letzten Patrone" an der Grenze stehen, so wie der AFD es lieb wäre ? Als wäre ein Kompromiss im Zweifel immer vernünftiger; Eher das Absehen vom Inhalt scheint mir eine deutsche Sache.



      Kompromiss hört sich da immer so schön demokratisch an. Als wären schon alle beteiligt. Die, über deren Leben da entschieden wird, werden ohnehin nur als die anonyme Masse, betrachtet, über die zu richten sich diejenigen anschicken, die am liebsten ihre moralische Überlegenheit durch den Bezug auf vermeintlich demokratische Willensbildungsprozesse bekunden.

    • @Thomas Schöffel:

      steht so in dem Artikel aber nicht oder

  • Die oesterreichischen Gruenen haben leider im Klimaschutz vor allem Ueberschriften von Handlungsfeldern, aber wenig konkrete Inhalte vereinbart.



    Am konkretesten ist noch die zweijaehrige Nullrunde bei den Oekosteuern.

    Ob das Konzept "Fluechtlinge schwarz/tuerkis, Klima gruen" aufgeht, ist also sehr ungewiss. Gaebe es ernstzunehmende Umsetzungsschritte im Klimaschutz, faende ich einen Deal "Vermeidung von Armut und Fluchtuursachen gegen Beherbergung von Gefluechteten" eine sinnvolle Umsetzung der Mehrheitsverhaeltnisse.

  • Der Braungeist hat in Ö sein natürliches Zuhause.



    In D, seinem natürlichen Hinterland, hat er millionenfach geneigtes Publikum.



    Da ist gar nix zu machen!

  • Seit langer Zeit ist inhaltlich bei den deutschen Grünen mal wieder etwas auf der richtigen Spur.

    • @My Sharona:

      Nennen wir es "taktische zwingend": Sollte es auch in D zu Koalitionsverhandlungen mit der Union kommen, werden die schmerzhaft genug. Da ist es nur geschickt, sich im Voraus gegen Blaupausen zu verwahren, die ein wesentlich stärker aufgestellter konservativer Koalitionspartner durchgepaukt hat und die die hiesige Gegenseite aufgreifen könnte.

  • Aus welchem Grund setzen sich die Grünen nur derart für die Einwanderung in unser Sozialsystem ein? Eine vernünftige Einwanderungspolitik würde doch viel mehr Sinn machen. Kanada und Australien machen es doch vor!

    • 9G
      91985 (Profil gelöscht)
      @Der Erwin:

      Ich verstehe es auch nicht. Die österreichische Lösung kann wirklich funktionieren. Auch weil sie die große Masse jener Bürger abholt, die sich genau das wünschen, was Kurz gesagt hat: Umwelt- und Klimaschutz einerseits UND europäischer Grenzschutz andererseits. Gerade weil wir so große Investitionen für den Klimaschutz leisten müssen, kann man uns nicht auch noch weitere exorbitante Kosten für Asyl und Einwanderung aufbürden. Hier müssen Prioritäten gesetzt werden. Auch und ganz besonders von den Grünen, wenn sie ihre ökologischen Ziele erreichen wollen.

    • @Der Erwin:

      Australien als Beispiel für gelungene Einwanderungspolitik zu bezeichnen, ist nur noch zynisch.

    • @Der Erwin:

      Sehe ich auch so.



      Ich bin zwar langjähriger Grünen-Wähler aber deren Einwanderungspolitik finde ich teilweise auch befremdlich.

      • 9G
        91985 (Profil gelöscht)
        @Stefan L.:

        Und ich kann und werde sie genau deswegen weiterhin nicht wählen. Auch wenn ich es aus ökologischen Gründen gerne schon lange täte.