Schutzmasken für alle: Funken in der Mikrowelle

Das Tragen von Masken wird „dringend empfohlen“. Doch wie geht man mit den Dingern korrekt um? Zeit für einen „Masken-Knigge“.

Die Fotokombo zeigt Berliner mit einem Mund- und Nasenschutz

Schwarz, weiß oder geblümt? FFP2 oder doch FFP3? Foto: Kay Nietfeld/dpa

Die Masken kommen. Überall. Bundesverkehrsminister ­Andreas Scheuer spricht bereits von „Volksmasken“. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nennt den selbst gebastelten Schutz „Communitymaske“. Die Bundesregierung empfiehlt „dringend“, im Nahverkehr und in Geschäften „Alltagsmasken“ aufzuziehen. Eine Maske beim Einkauf zu tragen „ist aus unserer Sicht erste Bürgerpflicht“, sagt auch Stefan Hertel, Sprecher des Handelsverbands Deutschland (HDE).

Welche Maske benutze ich, wo bekomme ich sie her, wie pflege ich sie? Diese Fragen stellen sich jetzt auch Leute, für die Masken bisher nur etwas für HysterikerInnen waren. Es ist Zeit für einen Masken-Knigge.

Die medizinischen Masken der Sicherheitskategorien FFP2 oder FFP3 sind dabei für den Alltagsgebrauch im öffentlichen Leben tabu, weil es zu wenig von ihnen gibt. Wer mit einer FFP3-Maske mit dem typischen Ausatem-Ventil im Supermarkt auftaucht, signalisiert nur dass er oder sie hier etwas im Gesicht hat, was in Krankenhäusern und Arztpraxen dringend gebraucht wird und im Supermarkt nichts zu suchen hat. Abgesehen davon atmet man in den Dingern so schwer, dass jede Lust auf einen längeren Einkauf vergeht.

Anders sieht es aus mit dem sogenannten Mund-Nasen-Schutz, wie ihn etwa ChirurgInnen verwenden. Der einfache Mund-Nasen-Schutz besteht unter anderem aus Zellulose und ist eigentlich ein Einwegprodukt. Inzwischen verkaufen manche Zeitschriften- und Tabakläden diese dünnen, gefalteten Dinger zu horrenden Preisen.

An den Schlaufen anfassen

Da diese Masken knapp sind, hat das Robert-Koch-Institut (RKI) Tipps zu deren Wiederverwendung gegeben. Der Mund-Nasen-Schutz soll nur von einer Person benutzt werden. Beim Auf- und Abziehen „ist das Berühren der Innenseite des Filtervlieses zu vermeiden“, so das RKI. Die Innenseite dieser Maske ist gewissermaßen das Allerheiligste und darf niemals kontaminiert werden. Am besten die Masken nur an den Ohrschlaufen anfassen und so auf- und abziehen.

Die Frage ist, wie man diesen Mund-Nasen-Schutz desinfiziert, wenn man ihn wieder verwendet. Der Virologe Christian Drosten hat in seinem NDR-Podcast geraten, Masken bei 70 Grad in den Backofen zu legen, um mögliche Viren absterben zu lassen. So eine Temperatur hielten „auch so allerhand Zellulosestoffe“ aus, sagte Drosten.

Aber Vorsicht mit anderen Tipps: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit Verweis auf Experten geraten, Masken zwecks Abtöten möglicher Viren unter anderem auch in die Mikrowelle zu stecken. Die Autorin legte einen Mund-Nasen-Schutz probehalber in ihre Mikrowelle: das Ding schlug Flammen, was wohl dem dünnen Metalldraht zur Fixierung geschuldet ist. Also den Merkel-Tipp besser nicht nachmachen.

Design für die Community-Maske

Im Unterschied zum Mund-Nasen-Schutz aus Kunststoff und Zellulose bestehen selbst gemachte Communitymasken meist aus Baumwolle und erlauben mehr Design und Farbe. Diese Masken kann man auf Märkten und im Internet kaufen oder natürlich auch selbst nähen, das Gewebe sollte möglichst dicht sein.

Auch enge Rundschals aus Baumwollstoff, die sogenannten Buffs, die man über Mund und Nase zieht und im Outdoorhandel bekommt, könne man hilfsweise als Maske benutzen, sagt Drosten. Wichtig ist, dass der Rand der Maske einigermaßen dicht mit dem Gesicht abschließt. Um einen wirksamen Schutz zu bekommen, ziehen Profis zwei Buffs übereinander und sehen dann aus wie Reinhold Messner, der gerade einen Banküberfall auf dem Mount Everest verübt.

Zum abendlichen Desinfizieren kann man diese Baumwollstoffe bei mindestens 60 Grad waschen, im Backofen erhitzen oder auch, so rät Drosten, auf hoher Heizstufe durchbügeln. Das Bügeln als Virenkiller dürfte ökologischer sein, als jeden Abend die Waschmaschine anzuwerfen oder den Backofen eine halbe Stunde zu heizen, es sei denn, man legt noch einen Braten zum Garen in den Ofen dazu.

Wer eine Communitymaske trägt, muss aber dennoch das Abstandsgebot einhalten, um eine Ansteckung zu vermeiden, darauf weisen Experten immer hin. Die Alltagsmasken bewahren nur in einem gewissen Maße davor, eigene Speichel- oder Schleimtröpfchen in der Umgebung zu verbreiten. Mit einer Maske im Gesicht kann man sich selbst noch anstecken, etwa indem Viren aus der Umgebung über die Augen in den Organismus gelangen.

Maskenball im Supermarkt

Das Abstandsgebot von 1,50 bis zwei Metern wird aber oft nicht eingehalten, besonders beim Einkaufen nicht. Jeder kennt diese Ungeduld im Supermarkt: Man schiebt den Einkaufswagen, Maske ist aufgesetzt und genug Abstand zur Vorderfrau vorhanden. Aber was ist, wenn diese sinnierend vor dem Regal stehen bleibt und den Gang blockiert? Wenn man sich im Eiltempo an ihr vorbeidrückt, ist es Essig mit dem Abstandsgebot, Maske hin oder her.

Antiviral-korrekt müsste man immer brav und mit Abstand hinter der Vorderfrau oder dem Vordermann bleiben und sich in einer Art langer luftiger Schlange durch den Supermarkt bewegen. In manchen Geschäften wurden Pfeile auf den Boden geklebt, um eine allgemeine Gehrichtung vorzugeben. „Aber das wird schon ein Problem, wenn man was vergessen hat und nochmal zwei Regale zurück gehen will“, sagt Christian Böttcher, Sprecher des Handelsverbandes Lebensmittel. Eine völlige Überwachung des Abstandsgebots im Supermarkt sei personell nicht machbar, so Böttcher. „Einkaufen wird immer ein Kompromiss sein.“

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