SchülerInnenstreik „Fridays For Future“: Berlin feiert Greta
Die Initiatorin der Klimastreiks kommt zur bislang größten „FridaysForFuture“-Demo. Immer mehr Erwachsene gehen auch auf die Straße.
Seit Januar demonstrieren in Berlin jede Woche SchülerInnen in Rufweite von Bundeswirtschafts- und Verkehrsministerium in Mitte für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels vom Pariser Abkommen. Die Zahl ihrer erwachsenen Unterstützer wächst Woche für Woche: nach „ScientistsForFuture“ und „ParentsForFuture“ gibt es jetzt auch „TeachersForFuture“ und „VegansForFuture“.
Linus, ein Sechstklässler aus Kreuzberg, ist zum dritten Mal dabei. Gründe hat der 11-Jährige mehrere: zum einen sei es schon ein „Reiz“ nicht in die Schule zu gehen, gibt er zu. Zum anderen: „In 25 Jahren sind die Politiker abgekratzt oder haben eine Klimaanlage. Aber für mich und meine Freunde wird es dann richtig schlimm!“ Für Mascha, Viertklässlerin aus Neukölln, ist es dagegen der erste Klimastreik. Sie kommt „wegen Greta, aber auch, weil mir das Thema wichtig ist“. In der Schule würden sie leider wenig über Klimapolitik reden, sagt sie – „dafür ist meist zu wenig Zeit“.
Auf der Bühne bekommt derweil Jacob Blasel, einer der Organisatoren der Proteste aus Kiel, viel Applaus für seine Ankündigung: „Wir machen die Europawahl zu Klimawahlen!“ Keine Partei, die nicht ein ausreichendes Klimaschutzprogramm auflege, werde die Stimme der Jugend „und unserer Unterstützer“ bekommen. Auch andere RednerInnen greifen das Thema Europa auf: SchülerInnen aus Polen, Schweiz, England betonen, dass sie alle zusammen stehen würden im gemeinsamen Kampf.
Rechte versuchen zu stören – erfolglos
Danach heiźt die Band „Brass Riot“ der Menge ein. Wieder wird gehüpft, dieses Mal passend zum Beat. Am Rand auf der Wiese toben sich GrundschülerInnen mit pogoähnlichen Schubsereien aus, kleine Mädchen drehen sich an den Händen im Kreis, andere Kinder schießen Selfies auf ihren Iphones und schauen sie gleich an.
Von den meisten Demonstranten unbemerkt versuchen ein paar Rechte die Kundgebung zu stören. Am Rande des Parks halten sie Plakate mit dem Compact-Titelbild „Greta nervt“ hoch. Dutzende junge Antifas rennen hin und rufen „Alerta, alerta Antifascista“. Die Polizei stellt sich dazwischen. Nach einigen Minuten ziehen die Rechten ab.
Auffällig ist, dass die Demonstration bunter wird. Es gibt im Vergleich zu den ersten Demos immer mehr kleine Kinder von Kita- bis Grundschulalter, immer mehr Eltern, die ihre Kinder zur Demo begleiten – aber auch immer mehr Erwachsene, die ohne Kinder kommen. So wie Daniela Paul aus Friedrichshain. Ihre drei Kinder habe sie nicht mitgenommen, erzählt sie: „Denen würde ich das doch nur aufdrücken, die sind noch zu klein. Das ist unsere Sache“ – die der Erwachsenen, findet sie.
Gegen halb zwölf Uhr setzt sich der Demozug in Bewegung. Kurz darauf werden bei Twitter Fotos gepostet von Greta, wie sie in der ersten Reihe neben den Berliner OrganisatorInnen von FFF läuft, hinter dem Fronttransparent „Our house is on fire“, in der Hand ihr inzwischen berühmtes Schild „Skolstrejk för Klimatet“.
„Raus aus der Komfortzone“
Als der Demozug am Brandenburger Tor ankommt, warten vor der Bühne schon Tausende weitere Zuschauer. Die eigens für die Bewegung gegründete Ska-Band „FunketeersForFuture“ liefert den Soundtrack für den großen Auftritt, von Sprechchören begleitet.
Um kurz nach 14 Uhr ist es dann soweit: Greta Thunberg tritt ans Mikrofon. Jubel brandet auf. „Die alte Generation hat versagt“, fängt sie an. Immer wenn die Jungen von ihren Sorgen sprechen würden, heiße es: Macht euch keine Sorgen. „Aber wir sollten panisch werden“, mahnt die 16-Jährige, wie so oft in den letzten Wochen. Panisch nicht im Sinne von kopflos, sondern „raus aus unserer Komfortzone kommen, unser Verhalten ändern“.
Sie dankt den Teilnehmern für ihr Kommen. „Wir haben ein gemeinsames Ziel. Wir wollen eine Zukunft, ist das zu viel verlangt?“ Dies, verspricht sie zum Schluss, sei erst der Anfang.
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