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SPD-Minister in neuer RegierungAbgang des Unwirschlings

Gabriel muss als Außenminister gehen – ausgerechnet jetzt, wo seine Beliebtheit steigt. Ein Rückblick auf eine Karriere mit Höhen und Tiefen.

Sigmar Gabriel bleibt Bundestagsabgeordneter, aber seine Zeit in der Parteispitze ist vorbei Foto: ap

Berlin taz | Etwas verrückt ist es schon. Da wird dieser Unwirschling von den Deutschen endlich mal geliebt. Da wollen drei von vier Bürgern, dass er Außenminister bleibt. Da gelingt ihm mit der Freilassung von Deniz Yücel ein Coup für die Geschichtsbücher. Da ist er also endlich in dem Amt angekommen, das er respektabel auszufüllen weiß.

Und ausgerechnet jetzt soll Schluss sein für Sigmar Gabriel?

„Nun endet die Zeit, in der ich politische Führungsaufgaben für die SPD wahrgenommen habe“, schrieb Gabriel am Donnerstagmorgen auf Twitter. Der kommissarische SPD-Vorsitzende Olaf Scholz und die designierte neue Parteichefin Andrea Nahles hätten ihn über sein Ausscheiden aus der Bundesregierung informiert.

Dass Sigmar Gabriel, 58, bald nur noch als einfacher Abgeordneter im Parlament sitzen wird, ist ein Abschied, der auf den ersten Blick nicht einleuchtet. Auf den zweiten aber umso mehr. Gabriel darf nicht mehr Minister sein, weil er mit Andrea Nahles und Olaf Scholz überquer lag, den neuen Bestimmern in der SPD. Weil er es sich in seiner Partei auch sonst mit fast allen verscherzt hat. Weil ihm, anders gesagt, aus seiner Sicht nur einer das Wasser reichen kann: er selbst.

Anecken im Zick-Zack-Kurs

Genialität und Zerstörungsneigung liegen bei Gabriel so nah beeinander wie bei kaum einem anderen Spitzenpolitiker. Seine Ungeduld und seine Neigung zu schlechter Laune sind legendär, seine Sprunghaftigkeit sowieso. „Mr. Zick-Zack“ nannte ihn mal ein Basismitglied in einem offenen Brief, als er noch Vorsitzender war.

Fast acht Jahre litt die SPD unter ihrem Ex-Chef, still, am Ende auch lauter. Aber Gabriel ist – auf seine Art – auch sehr gut. Selbst seine zahlreichen Gegner bestreiten seine Qualitäten nicht: den Instinkt, das Talent zur Zuspitzung, die rhetorischen Qualitäten, die Ausgebufftheit.

Maas soll Außenminister werden

Der bisherige Justizminister Heiko Maas (SPD) soll in der neuen Bundesregierung als Nachfolger von Sigmar Gabriel Außenminister werden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Parteikreisen in Berlin. Zuvor hatte „Spiegel online“ darüber berichtet.

Gabriel kümmert sich gerne um das große Ganze. Da war zum Beispiel sein Essay im SPIEGEL im Dezember. Darin beschreibt er, warum der Aufstieg der Rechten auch eine Revolte gegen einen als übersteigert empfundenen Liberalismus sei – und warum dies für ehemals sozialdemokratische Wähler attraktiv sei. Er legt der SPD nahe, neu über Begriffe wie Heimat und Leitkultur nachzudenken, statt sie reflexhaft abzulehnen. Weil sich dahinter auch die Sehnsucht nach sicherem Grund unter den Füßen verberge.

An der Analyse ist viel Wahres dran. Wahrscheinlich sehnen sich viele Menschen in die Zeit zurück, in der sozialdemokratische Rezepte den Kapitalismus verlässlich einhegten. Doch fragte man sich bei der Lektüre gleichzeitig: Wer hat eigentlich in den vergangenen Jahren den Kurs der SPD verantwortet? Wer war Parteivorsitzender, Vizekanzler und Minister? Gabriel analysierte mit großer Geste Probleme, die er selbst hätte lösen müssen.

Beharrliche Diplomatie

Auch seine 13 Monate als Außenminister waren ambivalent, der Beliebtheit bei den BürgerInnen zum Trotz. Am 16. Februar, dem Tag seines größten Erfolges, steht Gabriel im Newsroom des Springerblattes Die Welt. „Ja, das ist ein guter Tag“, sagt er, „Deniz Yücel ist auf freiem Fuß.“ Dann dankt Gabriel vielen. Den Helfern. Ex-Kanzler Schröder. Dem türkischen Außenminister.

Auch Barbara Hendricks tritt ab

Die bisherige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wird der neuen Bundesregierung von Union und SPD nicht mehr angehören. Die 65-Jährige aus Kleve sei „dankbar“, dass sie die vergangenen vier Jahre als Bundesumwelt- und Bauministerin dem Land, seinen Menschen und ihrer Partei habe dienen dürfen, sagte sie der Rheinischen Post. Hendricks vertrat auf SPD-Seite Nordrhein-Westfalen im Bundeskabinett. Da auch in der neuen großen Koalition einer der sechs SPD-Ministerposten mit einem Politiker aus NRW besetzt werden soll, wird dafür die frühere nordrhein-westfälische Forschungsministerin Svenja Schulze (49) gehandelt – unklar war zuletzt, ob ebenfalls als Umwelt- oder als Familienministerin. Bis zu diesem Freitag will die SPD die Liste vorlegen.

Aber er lässt auch keinen Zweifel daran, welch große Rolle er selbst spielte. Er erwähnt beiläufig, er habe zwei Mal mit Erdoğan persönlich gesprochen. Er betont, beharrliche Arbeit und Diplomatie könnten Erfolg haben. Er meint natürlich: seine eigene Beharrlichkeit.

In seiner Abschiedsnachricht auf Twitter betont Gabriel die „Befreiung deutscher Staatsangehöriger aus ungerechtfertigter Haft im Ausland“ als eine der „bleibenden Erinnerungen“. Dass der Journalist Yücel nach über einem Jahr Haft freikam, geht auch auf Gabriels Wirken zurück. Auf Druck und Freundlichkeit. Gabriel verschärft 2017 etwa die Sicherheitshinweise für deutsche Touristen, was der türkischen Tourismusbranche schadet.

Gleichzeitig lässt er den Gesprächsfaden nie abreißen. Er trifft seinen türkischen Amtskollegen Çavuşoğlu in Antalya, lädt ihn im Januar sogar zu sich nach Hause nach Goslar ein. Das Foto, auf dem er Çavuşoğlu im Wintergarten mit einem türkischen Teeservice bedient, wird berühmt.

Ein provokanter Bauchmensch

Während Gabriel in Deutschland für die angebliche Demutsgeste kritisiert wird, kommt sie in der Türkei gut an. Symbole sind in der Außenpolitik manchmal wichtiger als tausend freundliche Worte. Gabriel traut sich was im Außenamt, bei seinem Vorgänger Steinmeier wäre so eine Szene nicht denkbar gewesen.

Aber Gabriel, der Zuspitzer, provozierte auch in dem Job, der der Diplomatie verpflichtet ist. Er denkt laut darüber nach, die Sanktionen gegen Russland schrittweise zu lockern – zum Ärger der CDU. Er adelt kurz vor der Bundestagswahl den Kreml-Sender Russia Today mit einem Exklusivinterview. Und sein Vergleich der israelischen Politik in Hebron mit einem „Apartheids-Regime“ aus dem Jahr 2012 hängt ihm bis heute nach.

Gabriel ist ein Bauchmensch, der seinem Instinkt vertraut. Schneller als andere erfasst er, was wichtig wird.

Früh witterte er zum Beispiel, dass die vielen Flüchtlinge die Stimmung in der Republik gefährlich verändern würden. Er schaut „als Privatmann“ bei einer Diskussion mit Pegida-Teilnehmern vorbei – und stellt damit die eigene Generalsekretärin bloß, die vor dem Umgang mit den Braunen gewarnt hatte. Im Februar 2016, nach Monaten mit hohen Flüchtlingszahlen, fordert er ein „neues Solidaritätsprojekt“ für die eigene Bevölkerung. „Für die macht ihr alles, für uns macht ihr nichts“, diesen Satz höre er immer wieder.

Eine Genugtuung für die SPD

Gabriel, hieß es damals, spiele Flüchtlinge gegen Deutsche aus. Doch heute beherzigt die künftige Große Koalition genau dieses Prinzip. Sie plant Milliardenausgaben für die gereizte Mittelschicht, um den Aufstieg der AfD zu stoppen.

Das Problem mit Gabriels Instinkt ist, dass er sich nicht darum schert, was er vor einer Woche behauptet hat. Gabriel, heißt es in der SPD, habe sich einfach nicht im Griff. Als er dachte, Martin Schulz wolle ihn aus dem Amt verdrängen, schob er seine kleine Tochter vor, um den „Mann mit den Haaren im Gesicht“ zu beleidigen. Der Fauxpas war ein klassischer Gabriel, wenig später entschuldigte er sich bei Schulz.

In der SPD sind deshalb viele mit ihm durch. Sie haben nicht vergessen, wie sehr sie unter ihm als Chef litten. Als er noch SPD-Vorsitzender war, beschimpfte er zum Beispiel die linke Syriza-Regierung in Griechenland – und unterstützte kurzfristig einen Euro-Austritt auf Zeit des verschuldeten Staates. Und die SPD will eine Europapartei sein? Dann sein Basta zur Vorratsdatenspeicherung, sein Ja zum Freihandelsabkommen TTIP, sein Nein zu linker Steuerpolitik.

Für Gabriel ist sein Abschied aus der ersten Reihe bitter. Für viele in der SPD ist er eine Genugtuung.

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42 Kommentare

 / 
  • Nun kann der Unwirschling mehr bei der Familie sein und es geht hoffentlich wieder etwas wirscher zu.

    • @lions:

      Wieso denke ich nur bei Gabriels Karriereverlauf an Hauffs Märchen "Der falsche Prinz"?

      • @lions:

        Moinmoin

         

        Uppsala. Na Sie - sann mir eine.

         

        "Der begabte Schneidergeselle Labakan ist mit seinem Stand unzufrieden und gibt sich als Prinz aus. Nachdem sein Betrug auffliegt, wendet er sich wieder seinem angestammten Handwerk zu.…"

        &

        Das Bild bei wiki dazu - bomfurzionös!

        Wie der Name - alles so passend!;))

        https://de.m.wikipedia.org/wiki/Das_M%C3%A4rchen_vom_falschen_Prinzen

         

        kurz - You made my day! Danke.

  • Die Ehrlichkeit von Hebron und das unaufgeregte Interview mit RT waren Lichtblicke.

    Die "Haare im Gesicht" bildeten noch eine hübsche Abgangspointe.

    Ansonsten ist er der Heribert Bruchhagen der SPD.

    Die fällige Anschlussverwertung dürfte ein karitativer Aufsichtsrat in der freien Wirtschaft übernehmen.

  • Ich versteh´s nicht !

    ..da hat die SPD mit Gabriel endlich mal n´ Aussenminister mit "humanem Elan" (siehe die Deniz Yücel story..) der obendrein rhetorisch kein Weichei ist..

    und `lernfähig´!! .. und den "das Volk" mag..

    .. tja nun? ZigZag in SPD Dialektik geht weiter.. kann ja sein das Maas die entsprechende Kurve kriegt um BRD/EU aufn gesunden Kurs zwischen USA und China/Russland zu bringen?

  • Von einer „Ejaculatio praecox“ durch die SPD wird man hier sicher nicht reden können, eher doch wohl von einer „Ejaculatio retarda“.

    Wie das geht? Ganz einfach - man holt sich noch 'nen Schulz mit ans Bett, liebe Gangbanger.

     

    btw.:

    Gerade läuft hier Chet Baker und „The Thrill is gone“ im Radio. Passt scho!

  • Na Servus!

    &

    'schland - Vertritt der Konfirmand!

  • Ist schon hart genug, wenn man von Nahles und Scholz abgeschossen wird aber dann durch Maas ersetzt zu werden, ist die Höchststrafe.

    • @jhwh:

      Ja wie jetzt?

      Mir sagt ja keiner was!

       

      Der Heiko aufs AA?!

      Mach Bosse!

      Da muß der doch lang tragen!

      Nich to glöben!

      &

      Eine Bitte an die tazis! MERKEN!

      Es gibt Empfänge - doch doch!

      Da schreibt das Protokoll - jau!

      Stesemann (die Hose - nich denn Gustav!;)

      &

      Cut!!! Vor. Aber ja & Hallo!

      (Pinguin-Dress - the best!;)

      BITTE BITTE - Fotto!!

      Dank im Voraus.

      Versprochen! Gellewelle!

       

      (Der Begriff „Cutaway“ leitet sich von den abgeschnittenen (englisch cut away) Ecken des Gehrocks ab. Er wird wie der Stresemann am Vormittag und nicht später als 18 Uhr getragen. Als festlichster Tagesanzug wird er zu Hochzeiten, hochklassigen Beisetzungen oder Staatsempfängen getragen. Sein englischer Name morning coat (Morgenanzug) macht ihn zum Gegenstück des Fracks (white tie bzw. Frack-Jacke = tail coat). Der Cut ist der festlichste Morgenanzug nach westlichem Protokoll, er kann durch den weniger festlichen Stresemann ersetzt werden.…'" wiki

      kurz - Brat mir doch den Rock oder den

      Storch!

      • @Lowandorder:

        Auf Maß sind die Dinger richtig teuer. Dafür wird der Stoff aber nach laufenden Metern berechnet (Ups, Fettnapf).

        Wenn das Fotto kommt, gönnen wir uns 'nen Kurzen (Mist, schon wieder).

        • @jhwh:

          Da simmer dabei!

           

          Aber. Volljurist & Katolsch - uijuijui!

          & däh nochens ~> Vater Berufssoldat!

           

          No. Das kann ja heiter werden.

          kurz - "Is ja rein tonn katolsch warrn!

  • Svenja Schulze soll Ministerin werden? Die krachend abgewählte ehem. Wissenschaftsministerin von NRW? Echt getz? Dann kann sie ja Frau Karliczek demnächst Tipps geben, wie man die Wissenschaft verwaltet ;-)

    Zitat aus dem aktuellen DHV-Ranking "Rektor und Wissenschaftsminister des Jahres 2018", abrufbar auf der Homepage des DHV: "„Wissenschaftsminister des Jahres

    2018“ ist Ministerin für Kultur und

    Wissenschaft des Landes Nordrhein-

    Westfalen Frau Isabel Pfeiffer-Poensgen mit einer Bewertung von 2,72. Die Ministerin ist „eine kluge Frau, die zuhört, versteht, angemessen handelt.“ Dass die Situation für die Hochschulen in

    manchem Kommentar als deutlich besser als vorher eingeschätzt wird, spiegelt wohl auch die Diskrepanz der Bewertung 2016 (Svenja Schulze 4,62) zur diesjährigen wider."

    Boah ey ...

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Es gelingt ihm ein Coup für die Geschichtsbücher?

    Das glaub ich jetzt nicht, dass ihr TAZ Leute das so interpretiert.

    Das macht mich völlig fassungslos!

     

    Glaubt ihr wirklich, diese Freilassung ist ohne irgendwelche Zugeständnisse erfolgt?

    Deniz ist frei, weil er berühmt ist und die anderen Journalisten sind völlig schnurzpiepegal.

    Diese Berichterstattung widert mich an, total!

     

    Ich kann nicht fassen!

  • Die SPD steigt ab, Gabriel steigt auf, bis jetzt.

     

    Dieser Typ ist doch der beste Karrierist der Agenda 2010 und wer das in Frage stellen will, na bitte.

     

    Gabriel ist eine reine Ich-AG - ein Relikt der Schröder-SPD und das beste an ihm ist, dass er gar keine Wahlen gewinnen kann, aber er braucht(e) es offenbar auch nicht.

     

    Was ich ihm nachtrage, ist die Teestunde in Goslar und zwar, weil danach Folgendes passierte: Die türkische Armee rückte in Afrin ein - mit deutschen Waffen und schoß dort alles über den Haufen, wahrscheinlich dank unserer tollen Außenpolitik.

     

    Ansonsten ist Gabriel ein Phänomen, vielleicht hier noch nicht mal genau genug beschrieben: Links-unten bei den Falken ging es los, dann über den ultra-linken Stammokap-Flügel der Jusos Richtung Hannover und Bonn/Berlin, Macht und Reichtum erreichten den Mann vom Harz-Rand als Ministerpräsident, wo er sang- und klanglos abgewählt wurde.

     

    Er ist vielleicht der letzte Spitzenpolitiker, der so einen merkwürdigen Weg von einmal arm und links, nach mächtig, reich und rechts gehen konnte. Nun gut, 1980 oder 1990 hatten wir hier eher wenige arme Menschen, dank Gabriel und seinem Leitwolf Schröder ist es 2010 und 2018 eben anders: Niedrigverdiener, Arme, arme Kinder und Jugendliche - die SPD hat ganze Arbeit geleistet, Deutschlands Bürger zum Teil nach Unten zu drücken.

     

    Der Sohn einer H4-Empfängerin wird heute keinen 'Gabriel' mehr in die Politik schleusen können, sondern diese Menschen werden fast alle für immer von der Politik ausgeschloßen. Das ist das Erbe dieses Cay-Trinkers Frog (friend of Gerd) Gabriel.

    • @Andreas_2020:

      So mancher hat seine Feinde aufgefressen, nur um wie sie zu werden.

      Ja, aus der Armut heraus wächst auch mal ein Selbstwert-gestörtes Kraut mit langen Stacheln, was die anderen Kräuter herum schnell überwuchert.

    • @Andreas_2020:

      Nahles ist leider nicht anders. Aus der Eifel zu den Jusos und dann nach Berlin und auch nur eine reine Ich-AG.

      • @Hanne:

        Ja, das ist der Weg: Links-Unten, meist in Armut nach Rechts-Oben dann mit Wohlstand. Andrea Nahles wird bald entzaubert werden. Aber mit Hubertus Heil hat die SPD ja die nächste Birne in die Fassung des Arbeitsministerium geschraubt, da müssen sie sich nicht wundern, wenn es weiter bergab geht.

  • Wer Gabriel aus der spießigsten Kleinstadt in Norddeutschland kennt, nämlich Goslar, der kann am Ende nur sagen: "Na, endlich."

     

    Der Absturz der SPD als Volkspartei ist einer seiner großen Verdienste. Denn gerade die Beliebigkeit seiner politischen Strategie setzte er am falschen Platz ein. Er hat seine Qualitäten als Provinzpolitiker. Man nimmt ihm seine Volksnähe ab und er kann durch die ihm eigene Wendigkeit auf regionaler und kommunaler Ebene gut "kungeln". Oft ist das zur Lösung eines Problems der einzige Weg. Fernab der Parteiprogramme. Die CDU-Granden von Goslar und Umgebung werden aufatmen, wie z.B. Ulrich Schwenker von Krawall, dem er wegen harmloser Geschäftsaktivitäten im Baubereich mit einem Samtgemeindekämmerer hart zusetzte. Dabei ging es dem Kiesgrubenschwiegersohn von Krawall nur um den Erhalt der heimischen Arbeitsplätze.

     

    Er hat dort verloren, wo es um das Große ging. Der letzte Anstoß zum Überlaufen war die Drohung eines gewissen Herrn Müntefering, dass bei Ablehnung der Agenda 2010 die falsch abstimmenden Abgeordneten mit den hintersten Listenplätzen zu rechnen haben. Seine Genossen in seinem Wahlkreis haben das nicht vergessen. Salzgitter ist eine sterbende Stadt und die Deindustrialisierung lässt die Hartz IV-Empfänger wachsen.

     

    Nach dem schmachvollen Untergang der SPD samt Schröder und Müntefering ergriff Gabriel nicht die Chance zum Neuanfang. Die Bundespolitik entwickelte sich unablässig weiter zur Klientel- und Meinungsumfragenpolitik.

     

    Am Ende wurde dann ein Popanz aufgestellt, der wie einst der Herr Darboven statt "Idee-Kaffe" heiße Luft verkaufte. Diese Partei ist ausgelutscht.

     

    Das liegt daran, dass nun eine Generation, die statt Erwerbsarbeit die Karriere in der Politik wählte, abgewirtschaftet hat. Die heutigen Regierungsgeschäfte können auch die Konzernpressesprecher der Automobilindustrie und der Arbeitgeberverbände leisten.

     

    Lebendige Demokratie von der Basis aus wäre ein Rettungskonzept des demokratischen Rechtstaates.

  • Bilanz:

    25 jahre danach – der ungetrübte Blick auf SPD-Kultur unter den rührigen Händen Gabriels…..

    Noch immer 15 Millionen als 2/3-Bürger im Osten der Republik, die von genau diesen Bürgern zur Einigkeit in der Einheit gezwungen werden sollte.:

    Wir alle wissen was es heißt,

    wenn 500.000 wohnungslos oder zu „Obdachlosen“ gemacht worden sind,

    wenn 1.500.000 hungrig bei den TAFELN Schlange stehen,

    wenn 3.000.000 Kinder in Armut leben,

    wenn 5.000.000 arbeitsfähige und arbeitswillige von HARZ-IV vegetieren,

    wenn 10.000.000 mit einem SCHUFA-Eintrag von den Wundern der Wirtschaft abgesondert worden sind…..

    wenn noch immer 15 Millionen als 2/3-Bürger im Osten der Republik von den Gewinnchancen der Wende ausgeschlossen worden sind

    und diese Republik von genau diesen Bürgern zur Einigkeit in der Einheit gezwungen werden sollte,

    welche dann ein ineffizient böses Regime gegen ein effizient böses Regime eingetauscht haben,

    dies durchgehalten zu haben, und dabei – abgesehen von menschlichen Ausnahmeschwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht und ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte….“

    (Ach, sorry, das war nicht aus dem Nachruf auf Helmut Kohl, die „Regierende Masse“ im Textverständnis eines Günter Grass…. Nein, mit nur leichten Variationen passt auch hier die Faust auf das Auge, das trüb gewordene, das nicht mehr sehen möchte.

    Nochmal das Original nachlesen? Himmler, Poznan, 04.10.1943)

  • 6G
    64662 (Profil gelöscht)

    "Da gelingt ihm mit der Freilassung von Deniz Yücel ein Coup für die Geschichtsbücher."

     

    Und wenn das Erdogan-Regime sich jetzt einfach ein paar neue Tauschobjekte fängt und diese dann nach einem Jahr im Tausch gegen Waffenlieferungen freigelassen werden, dann bekommt auch der nächste Außenminister einen Platz im Geschichtsbuch! Eine echte Win-Win-Situation!

     

    Ansonsten: Schulz weg, Gabriel weg. So könne es gerne weitergehen!

  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Einer der beliebtesten Politiker in der Bevölkerung muss gehen. Die Schmuddelkinder in der Politik scheißen doch für den eigenen finanziellen und machtpolitischen Vorteil auf alles und jeden. Vor allem auf die Bevölkerung.

  • Frag mich immernoch im welchen Dorf die Umfrage zu seiner Beliebtheit stattgefunden hat... und ob das bevor und nachdem er Deniz gegen neue Waffen für die Türkei getauscht wurde...?

    • @Sargnagel:

      Getauscht ? Das sehen Sie falsch. Yücel hat doch gesagt, daß er für schmutzige Deals nicht zur Verfügung stehen würde.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @jhwh:

        ...was blieb Yücel den anderes übrig? Die Türkei hat ihn einfach vor's Gefängnis gesetzt, auch wenn er gewollt hätte, der durfte da nicht mehr rein. Dumm gelaufen.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          ... hätte ich an seiner Stelle ja genauso gemacht aber ich glaube, daß ich auch die Gelegenheit genutzt hätte, meine Klappe zu halten.

  • Die relevante Währung lautet Wählerstimmen.

     

    - Und da kann man seine Bilanz sehen.

     

    Zweimal nicht gewollt/getraut als Kanzlerkandidat.

     

    Die Kandidaten bzw den Wahlkampf behindert.

     

    Der hatte seine Chancen.

     

    Als Aussenminister wird eigentlich jeder geschätzt (sogar Kinkel).

  • "In der SPD sind deshalb viele mit ihm durch. Sie haben nicht vergessen, wie sehr sie unter ihm als Chef litten. Als er noch SPD-Vorsitzender war, beschimpfte er zum Beispiel die linke Syriza-Regierung in Griechenland..."

     

    Hat sie jemand in der SPD verteidigt? Fünfte-Kolonne-Kahrs nannte Varoufakis gar einen "püolitischen Irrläufer" und es geht ihm immer noch blendend.

  • Gut so, dass er geht. Er hat seinen Abgang selbst betrieben. Als Chefdiplomat war er untragbar, spätestens als er seine Tochter in seine Intrigen einspannte.

    • @Frank Roger:

      Aber als Popbeauftragter war er Spitze, das muss man ihm lassen.

  • Tja - Schwein gehabt!

     

    "Für Gabriel ist sein Abschied aus der ersten Reihe bitter. Für viele in der SPD ist er eine Genugtuung."

     

    Nu. Ein Unfrischling - ist ein Überläufer

    Newahr - Zum Rotteneber - hett's - trotz Zonenrandgebietler* & Pop'ler - bei uns

    Siggi Plopp halt nie nich gelangt! Nö! & -

    Mach Sache - jetzt kütt die Rottenbache!

     

    (* da lebten bekanntlich die plitschten Sauen - unter viellaut Geknatter die! Grenzgänger - ja nach Jagdsaison!;)

    kurz - Paschd scho! Woll!

    • @Lowandorder:

      Frischunwirschlings ausse Tüte -

       

      "

      "Wir machen den Weg frei.."

      ( © Volksbanken und Raiffeisenbanken)

       

      Ja, jetzt ist er frei - der Weg zu Volkswagen.

      (knapp 70 km ab Goslar) "

       

      Jau dess - ach du meine Güte!

      Kaum ab & weg die Fessel -

      Jau dess un soran fei Sessel -

      Nu - Nich ganz soo - viel wert!

      Nu. Wie der von Acker GazPromGerd!

      Obacht! - ala long gor net sicher - wa!

      Der Frischling is ja noch was frischer!

      &

      Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben.

      Da ist noch gut Platz fürs zweite Leben!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...Gabriel?

    Ist das DER Gabriel, der es geschafft hat, dass die SPD bundesweit nunmehr unter 20 % liegt?

    'Toller' Politiker. Sollte zur CDU wechseln.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Die Lindner-FDP ist ja auch nicht gerade gesegnet mit Vollblutpolitikern.

       

      Und wenn es dem Instinktpolitiker Gabriel dort nicht mehr passt, wird ihm sicher auffallen, dass sein neuer Parteichef auch Haare im Gesicht hat.

  • Eine der wenigen richtigen Entscheidungen der SPD unter so vielen falschen.

     

    Nahles und Scholz als Erneuerer?

     

    Selten so gelacht

  • Da zeigt klar das Problem der SPD auf: der beliebteste deutsche

    Poliker (nach Umfragen) wird kaltgestellt.

    Egal wie man zu ihm steht: Politik geht anders.

    So kann man keine Stimmen gewinnen.

    • @naemberch:

      "der beliebteste deutsche

      Poliker"

       

      Wann war das ein Außenminister denn nicht?

      Nett lächeln, viel Reisen und wichtige Leute treffen, ab und dann eine Geisel/Gefangenen freikaufen - Politik, auch die nach Außen, machen die anderen.

      • @agerwiese:

        Die Beliebtheit der Außenminister kann man auch als eine Art Wegloben verstehen. Da machen die im Haus wenigstens keinen Unsinn.

      • @agerwiese:

        Ich erinnere da an einen Herrn Westerwelle...

    • @naemberch:

      Nein: mit Leuten wie Gabriel kann man keine Stimmen gewinnen. Und mit Leuten wie Schulz, Nahles und und und...

      • @Spitzbube:

        ... erst recht nicht

  • „Abgang des UNWIRSCHLINGS“

     

    In einer Kabarettvorstellung fiel neulich der Satz: „Er war oft unwirsch und nur manchmal wirsch!“

  • Also bei mir ist Gabriels Beliebtheit nie gestiegen