Rückkehr zur Atomkraft: Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Die Regierung Meloni will wieder in die Atomenergie einsteigen. Die Voraussetzungen sollen bis Ende des Jahres geschaffen sein.
Damit wolle die Regierung sicherstellen, „dass in Italien neue Kernkraftwerke der dritten und vierten Generation errichtet werden können“, so Urso am Rande einer Wirtschaftskonferenz in Mailand. „Wir wollen keine Kernreaktoren aus anderen Ländern importieren. Wir wollen sie in Italien mit italienischer Technologie und Wissenschaft bauen, um sie in andere Länder zu exportieren.“
Nach dem größten Atomunfall in der Geschichte im ukrainischen Tschernobyl hatte Italien im November 1987 in einem Referendum den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Im Juni 2011 – drei Monate nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima - stimmten bei einem weiteren Referendum der damaligen Regierung unter Silvio Berlusconi rund 94 Prozent der Italiener:innen dagegen, zur Atomenergie zurückzukehren.
Inzwischen hat sich das Stimmungsbild offenbar geändert. Vor allem seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist die Energiesicherheit zu einem wichtigen Thema geworden, da Italien sich wie alle anderen westlichen Staaten vom russischen Gas gelöst hat.
Kein italienischer Alleingang
Zugleich hinkt der Ausbau der erneuerbaren Energien den Zielen hinterher. 2023 deckten sie erst 37 Prozent des Bedarfs ab – eigentlich will Italien bis 2030 bei 70 Prozent sein.
Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni vertritt auch deshalb die Meinung, dass Atomenergie klimapolitisch unerlässlich ist, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Pläne, wieder neue Atomkraftwerke zu bauen, hatte im vergangenen Jahr bereits Infrastrukturminister Matteo Salvini verkündet.
Auch andere Länder wie die USA, Japan, Großbritannien oder Frankreich haben Pläne zum Ausbau der Atomenergie. Neben den Risiken des Betriebs und der ungelösten Frage der Endlagerung von Atommüll sind aber vor allem die immens hohen Kosten neuer Reaktoren ein Problem.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht