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RichtigstellungSchweden und Corona

Auch während der Coronapandemie wird älteren Menschen in Schweden die Intensivpflege nicht verweigert – wie an dieser Stelle irrtümlich dargestellt.

Viele Menschen ohne Mundschutz: Stockholm im Frühling 2020 Foto: Orre Pontus/Aftonbladet/imago

An dieser Stelle haben wir kürzlich unter dem Titel „Schweden sterben auch“ eine Glosse veröffentlicht. In dem Text hieß es, in Schweden kämen wegen der Coronapandemie Menschen über 80 Jahre sowie ältere Menschen mit Vorerkrankungen nicht mehr auf die Intensivstation, Plätze würden für jüngere Patienten frei gehalten.

Diese Darstellung war unzutreffend. Der Text war nicht mit unserem Korrespondenten für die Region abgesprochen und hätte das Redigat in dieser Form nicht passieren dürfen.

Wir bedauern das und bitten unsere LeserInnen um Entschuldigung.

Wir haben unseren Schweden-Korrespondenten Reinhard Wolff in Stockholm gebeten, die Sachlage korrekt darzustellen:

Jedes Land hat Notfallpläne für den Fall, dass in Katastrophensituationen die Krankenhauskapazitäten nicht ausreichen und Ärzte priorisieren müssen, wer die freien Plätze bekommt.

1996 hat eine Ethikkommission im Auftrag der schwedischen Regierung eine „Handreichung“ für die Verantwortlichen von Intensivabteilungen ausgearbeitet. Anlässlich von Corona sind sie von der staatlichen Sozialbehörde „Socialstyrelsen“ aktualisiert und veröffentlicht worden.

Anders als in der taz dargestellt mussten diese Pläne noch nie angewendet werden, und es sieht auch nicht so aus, als ob sie das in absehbarer Zukunft müssten, es sind bislang immer ausreichend Kapazitäten frei gewesen.

In der Handreichung ist beispielsweise die Rede von Menschen über 60 Jahren „mit mehr als zwei Organversagen“, wobei das biologische, nicht das chronologische Alter das Kriterium ist. Diese Menschen können bei zusätzlich auftretender Corona-Erkrankung von Ärzten auf der Prioritätenliste herabgestuft werden, falls es nicht genügend Intensiv-Behandlungsmöglichkeiten geben würde.

Das Thema dieser „Handreichung“ wurde in der schwedischen Presse tatsächlich aufgegriffen. Bei Dagens Nyheter und Aftonbladet meldeten sich Ärzte des Karolinska-Universitätskrankenhauses in Stockholm: Sie hätten das Gefühl, es werde nun „härter priorisiert“, wer ein Intensivbett bekomme. Das wurde so veröffentlicht.

In den Folgetagen kamen andere Ärzte zu Wort, die das zurückwiesen. Die Leitung des Krankenhauses dementierte offiziell, dass solche Priorisierungen stattfinden würden. Sie seien auch gar nicht notwendig, da die Lage zwar angespannt sei, aber die ganze Zeit genügend freie Kapazitäten zur Verfügung gestanden hätten.

Die Gesundheitsaufsichtsbehörde IVO schaltete sich ebenfalls ein und teilte mit, hätten solche Priorisierungen stattgefunden, wäre das aufgrund der jetzigen Situation nicht zulässig gewesen.

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80 Kommentare

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  • 0G
    02593 (Profil gelöscht)

    Ich kann den bullshit mt den angeblich hohen Streberaten in Schweden nicht mehr hören. Das hier:



    www.nzz.ch/wissens...urce=pocket-newtab



    ist ein sehr schöner Artikel, der einmal mehr zeigt, wie hochspekulativ und damit unseriös alle Zahlen zu Infektions- und Todesraten samt ihren Interpretationen und Vergleichen sind. Mit diesen Zahlen eine Politik (oder sogar eine lächerliche Maskenpflicht) legitimieren zu wollen, ist genauso unseriös.



    Zitate daraus: "Die unsichere Datenlage zur Anzahl der Infizierten macht den Vergleich zwischen den Ländern extrem kompliziert." Und: "Die Zahl der Todesfälle pro Einwohner ist aber immer eine Momentaufnahme. Sie taugt dazu, den Verlauf einer Epidemie in einem Land zu beobachten, für Ländervergleiche ist sie nur bedingt geeignet."



    „Demokratie ist, wenn man sich aussuchen kann, von wem man verarscht wird“ (Hagen Rether).

  • Liebe Taz, danke für die Richtigstellung bzgl. der Angaben zu Schwedens Umgang mit über 60-jährigen. Ich hoffe, dass der Autor/ die Autorin dieses Artikels -ich finde den Namen nicht mehr-daraus lernt. Er/ sie könnte sich eigentlich dazu äußern, wie es dazu kam, denn es war ja eine sehr gravierende Aussage, die gemacht wurde. Herzliche Grüße Charlotte Sturm

  • Jeder der mal in einer Armee oder wenigstens in der Bundeswehr gedient hat, weiß es aus dem ABC-Unterricht:



    Einmal freigesetzte Bakterien und Viren verbreiten sich so lange, bis ihnen entweder die Nahrungsgrundlage ausgeht oder aber ein wirksames Gegenmittel zum Einsatz kommt. Und da bei Corona bisher weder das eine noch das andere der Fall ist, sind alle hier geführten Diskussionen Makulatur und alles bisherigen Maßnahmen eher kosmetischer Natur. Auch wenn das bitter klingt - es ist schlicht und ergreifend so !

  • @Berrybell: Vielleicht informierst Du Dich nur in den klassischen Medien. Es gibt in Deutschland viele Experten, die die negativen Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen für weit gravierender halten als die gehypte und wissenschaftlich völlig haltlose Letalität von Corona. Nur mal als Stichworte: Wodarg, Bhakdi, Kuhbandner.



    Das Schlimmst an diesr Krise ist das Versagen der Presse als kritische 4. Gewalt - sogar von eigentlich unabhängigen Blättern wie der taz. Mich entsetzt und erschreckt das nachhaltig. Ich bin jemand, der freie Presse bis hin zu Pflichtfernsehbühren immer verteidigt hat, weil ich deren Rolle für so immens wichtig halte.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Vergleich mit USA ist durchaus erlaubt, hinsichtlich der Sterberaten und auch der Infektionsraten. Nur wer ist der Trump der Schweden? Warum gesteht man Amerika nicht den gleichen Weg zu, den man bei den Schweden wohlwollend , eventuell auch kritisch, betrachtet. Nach den Zahlen des schwedischen Gesundheitsamtes sind es auch in Stockholm vor allem Arme und Menschen mit Migrationshintergrund , aus den nicht so schicken Vierteln, die sich infizieren und leider auch sterben.

  • Ja, die schwedische Regierung hört auf 1 felsenfesten Staats-Tegnell, und die braven Bürger mit. - Hier "hört" man hingegen nicht nur auf Drosten, sondern da gibts noch eine Leopoldina usw.

    • @Berrybell:

      Tegnell ist da auch nur ein Berater von vielen, allerdings der wohl bekannteste und weltweit erfahrenste Experte Schwedens. Sein Konzept ist gar nicht so unterschiedlich von dem anderer Länder, nur setzt er mehr auf Einsicht und Freiwilligkeit. Eine Herdenimmunität zu haben, ist letztlich der Traum aller Virologen, aber dass heißt keineswegs, dass man bei so einem Virus gezielt Infektionen befördern würde, um schneller dahin zu kommen.

      de.wikipedia.org/wiki/Anders_Tegnell

  • Beobachte die Situation in Schweden sehr gespannt, da wir dort Verwandtschaft und Freunde haben.



    Anfangs habe wir uns gewundert und die Schweden haben uns für übervorsichtig gehalten. Jetzt die letzten Tage wird der Ton dort auch eher unentspannt, da wohl die Zahlen eher steigen und die Bettenzahl eng wird. Bzgl der Belegung der Intensivbetten hören wir sehr unterschiedliches, was stimmt kann ich nicht beurteilen. Aber alte pflegebedürftige Patienten werden in Schweden wohl mehr zuhause versorgt, wenn jemand ins Pflegeheim kommt ist er oft schon sehr gebrechlich und krank. Daher werden diese Patienten wohl oft nicht mehr in die Klinik transferiert, wenn sie Corona haben. Das kann man so und so sehen.



    Zum Gesundheitssystem Schweden ist in vielen Bereichen meinem Empfinden nach neoliberaler geprägt als man denkt, dies hat die Strukturen im Gesundheitsystem stark geprägt. Und Skandinavier gehen auch viel weniger zum Arzt als unsereins und sind diesbezüglich etwas fatalistischer.



    Das heile Welt Bild das viele von Schweden haben (Heile Welt ?? der 80er 90er Jahre , Pippi Langstrumpf, Sommerurlaube etc) das gibt es wie in jedem Land auch dort nicht.

  • Rückwirkend können wir vielleicht in 2 Jahren beurteilen, welche Massnahmen tatsächlich die richtigen waren. Momentan alles reine Spekulation.



    Klar läuft in Schweden nicht alles super, anscheinend wurde zuwenig ins Gesundheitssystem investiert und die Anzahl der Intensivbetten ist zu klein. Ansonsten wieder ein typischer Artikel um den Weg der Schweden schlecht zu reden. Nur wir haben den Stein der Weisen bereits gefunden.



    Gut finde ich, das wenigstens hier kontrovers diskutiert wird.

    • @Aymen:

      Schlecht reden?



      Auch wenn sie nur vorläufig sind, sprechen manche Zahlen doch eine deutliche Sprache.



      Den Stein der Weisen hat leider noch niemand (das wäre ein Geschäft!), aber es gibt auch in Schweden Leute, die mit dem Kurs der Regierung nicht einverstanden sind. Ob die dann bezahlt daheim bleiben dürfen?

  • Ein sehr interessanter Artikel. Mich hat die Selektion mit den Vorerkrankungen aufgeschreckt: Was steckt dahinter? Bluthochdruck? Der ist bei Personen über 60 häufig vertreten. Dann noch eine Erkrankung wie Diabetes oder Krebs (Achtung, man/frau stirbt nicht sofort an Krebs, man/frau kann damit auch alt werden) und schon wird man in Schweden in die Soylent green-Abteilung geschoben ...

    • @Gesunder Menschenverstand:

      @Gesunder Menschenverstand



      Ja die endgültige Todesstatistik wird aufdecken, ob wir einem großen Irrtum unterzogen wurden. Ich kann es nicht beurteilen, noch nicht.



      Dass dies Grippe sich besonders mit Blutgerinnungsstörungen verbindet, wäre eine Erklärung für manches, im Konjunktiv. Auf jeden Fall findet diese Grippe in ziemlicher "Dunkelheit" statt: Es gibt die üblichen Erkennungsmerkmale nur im begrenzten Umfang. Alles andere kann sich daraus erklären.



      Bitte, werft trotzdem nicht alle bisherigen Anstrengungen leichtsinnig über Bord! Was ist eigentlich aus den voll durchinfizierten Schiffsbesatzungen geworden?



      Auf der "Zaandam" gab es von 2500 Passagieren vier Tote zu beklagen. Die Hospitäler der USA weigerten sich, das Schiff anlegen zu lassen.Als wenn es keine ganz "normale" Grippeerkrankung war....192 Passagiere hatten normale Grippesymptome.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Mich schreckt es auf, wenn Menschen alles glauben, was irgendjemand irgendwo im Internet schreibt.

      Die Behauptungen des Autors sind zum Glück Quatsch.

      Das, was der Autor des Artikels da schreibt, ist der Nofallplan des Karolinska Instituts. Genau wie in Deutschland hat man sich mit dem Fall der Fälle beschäftigt, nämlich wie man triagieren sollte wenn die Intensivkapazitäten am Ende doch nicht reichen.

      Der Fall ist noch nicht eingetreten, sowohl in Stockholm als auch in Göteborg oder Malmö sind noch genügend Kapazitäten vorhanden.

      Die Behauptung des Autors, dass bestimmte Personengruppen keine Intensivbehandlung bekommen ist für die Vergangenheit und die Gegenwart schlicht und einfach Fake News.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Wenn man Beiträge hier liest, finden einige das gut. Oder die Aufforderung, die Alten sollten von sich aus bereitwillig abtreten. Hier werden Grenzen des Humanismus überschritten.

      • @resto:

        Hier werden Grenzen des Humanismus überschritten.



        Nicht nur die.



        Auch die Selbstopferung diverser Alter soll doch nur dem "weiter wie bisher" dienen.



        Als wäre unser Wirtschaften vor dem Lockdown in irgendeiner Weise zukunftstauglich gewesen.



        Vermutlich hatten wir bisher einfach Glück, das bisher hauptsächlich andere die Folgen unser flotten Wirtschaft ausbaden mussten.

  • Das ständige Heranziehen des Totschlagarguments "Menschenleben retten" ödet mich nur noch an, von Frau Merkel bis zum kleinen TAZ Kommunarden.



    Seit wann ist das denn einen Gedanken wert? Früher sterben wegen Feinstaub in Großstädten vs. Fahrverbote die nat. gar nicht gehen (!wegen Wirtschaft!), Geschwindigkeigtsbegrenzung auf Autobahnen, MRSA und Penicillin-Forschung, Ernährungampel und Fettleibigkeit, Diabetesepidemie....ach so, das muss ja jeder selbst im Griff haben wo er wohnt, was er isst....von den Toten im Ausland die an Infektionen sterben oder dreckigem Trinkwasser... die sind uns schon ganz lange und sowieso egal oder zumindest fast keinen Euro wert.



    Wir sollten uns den einzelnen Problemen adäquat stellen und nicht beliebig.

    • @Tom Farmer:

      Gäääähn .... schönes Beispiel für sinnfreien Whataboutism ohne jeden Bezug zum Thema des Artikels.

    • @Tom Farmer:

      Bin voll bei ihnen. Bis Februar stand alles unter Finanzierungsvorbehalt und musste mit anderen Werten abgewogen werden.



      Tempolimit geht nicht wegen Freiheitsrechten, die Bekämpfung von Krankenhauskeimen die jährliche mindestens 20000 Tote fordert zu teuer, Schädigung durch Klimawandel blöd aber Einschränkungen sind unsere Bevölkerung nicht zuzumuten .... Da könnte man noch seitenweise weiterschreiben.



      Und jetzt plötzlich zählt angeblich jedes Menschenleben. Da bin ich schon etwas verwundert und frage mich, ob das jetzt und in Zukunft auch für alle anderen Bereiche zählt.

    • @Tom Farmer:

      "Totschlagarguments "Menschenleben retten"

      Das haben Sie schön formuliert.

      Im Schwäbischen gibt es ein Sprichwort:

      "Verreckt ist wia verfrora."

      Vertrauen Sie auf die Dynamik der Debatte. Menschenleben werden immer weniger wert.

      Schauen Sie doch, sogar olle Schäuble ist vorgeprescht.

      www.tagesspiegel.d...dnen/25770466.html

      Ich denke, bald haben Sie, was Sie sich so sehr wünschen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Und weil wir, ihrer Meinung nach, bei den anderer Problemen nix machen, sollen wir jetzt auch nix machen?

      Europäische Lungenschäden für sauberes Trinkwasser in Afrika?

  • Alle die von Durchseuchung reden, denken, dass sie nicht dabei sind. Sie nicht, ihre Eltern nicht, die nette Nachbarin, fit und hübsch, 72 Jahre jung, mit dem romantischen Garten in dem man als Kind immer Kirschen ernten durfte, alle die sind natürlich nciht dabei. Auch nciht der nette Gastwirt in dem stilgerecht renovierten Lokal, wo wir so gerne alle ein Weinchen tranken. 47 war er. Voreerkrankungen nicht bekannt. Bisher nicht gefunden. Durchseuchung. Klugscheißersprech.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Herdenimmunität passt zu Schweden, genau wie Pippi Langstrumpf. Die Stärkere überlebt.



    Dumm nur, wenn man nicht weiß, welche Spätfolgen Corona hinterlässt. Und wenn die Immunität nur kurz anhält, sind wir kein Stück weiter.



    Also erst Mal Informationen sammeln, bevor man, wie die Schweden, die Rentenkasse sanieren kann.

  • Etwas zu grob formuliert.

    Die Schweden gehen einen eigenen Weg. Welchen Weg oder welche Maßnahmen am Ende am effizientesten sind, werden wir erst in Jahren wissen.

    Ich denke, je mehr Diversität wir - global -, in den Bekämpfungsmethoden haben, desto mehr Auswahloptionen haben wir für das nächste Mal.

    • @Nickname666:

      Corona ist kein Wettspiel. Viele werden das Ergebnis dann aber auch nicht mehrerleben.

  • Bis es einen selbst betrifft oder einen Familienmitglied.



    Diese Menschen Sterben nicht ,sie Verecken und das ist ein Unterschied, also jeder der hier leichtfertigt sagt:" lass sie Sterben und wir haben ein Problem weniger" sollte sich Schämen.

  • "Schweden hat knapp 500 Intensivbetten bei ca. 10 Millionen Einwohnern."



    www.ncbi.nlm.nih.g...ticles/PMC7138951/

    "Die Wissenschaftler hatten Stand Mitte April 30 005 Intensivbetten in Deutschland ermittelt. Diese waren zu knapp 60 Prozent belegt, größtenteils von Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankt waren.



    www.sueddeutsche.d...ivbetten-1.4886611

    • @Weber:

      Mittlerweile hat Schweden auf ca 1000 Intensivbetten aufgestockt.

  • Hinterher ist man immer schlauer. Von daher gut, dass Schweden einen anderen Weg geht als seine vergleichbaren Nachbarn Norwegen und Finnland. Dann können wir später Bilanz ziehen, was wo besser gelaufen ist.



    Corona sollte keinesfalls unterschätzt werden, s. einen Bericht über Untersuchungen an Sporttauchern:



    www.sportschau.de/...n-taucher-100.html

  • Bisschen arg schlicht verkürzt und klischeehaft diese Schilderung. Zum Abgleich von Leichen ist es jetzt ganz sicher noch viel zu früh. „Wir stehen erst ganz am Anfang der Pandemie“ (A.Merkel) und ob es ethisch überhaupt vertretbar ist, Leute im Alter von 80 Jahren und älter noch tage- und wochenlang zu beatmen, obwohl sie definitiv gar keine Überlebenschance mehr haben? Ich denke, Nein. Hier macht man derlei und ist sogar noch stolz darauf, weil man solchen Unsinn hier absurderweise auch noch „Leben retten“ nennen darf. Einfach Wahnsinn.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Die Frage ist doch einfach zu stellen: Warum sterben in Schweden relativ viel Corona Erkrankte, wenn zur selben Zeit Intensiv- Betten leer stehen. ( Angeblich nur zu 60% belegt). Lässt man die Menschen zu Hause sterben? Für wen hält man die Betten vor? Erwartet man noch mehr Erkrankte? Irgendwie verstehe ich diese Vorgehensweise nicht.

      • @97287 (Profil gelöscht):

        So weit ich das weiß sind nahezu die Hälfte der Todesfälle aus Pflegeeinrichtungen gemeldet worden. Von der Infektion bis zum Tod dauert es bei diesen Patienten nicht lange, sodass wohl die meisten gar nicht mehr auf Intensivstationen landen und - man muss es leider so drastisch sagen, auch die Intensivstationen nicht mehr lebend verlassen hätten. Schweden hat Fehler beim Schutz der Pflegeeinrichtungen eingeräumt. Das Problem gibt es aber woanders nicht weniger auch. Sind die Viren erstmal in so einer Pflegeeinrichtung angekommen, kann man sie praktisch gar nicht mehr stoppen und die Todeszahlen steigen dann stündlich.

    • @Rainer B.:

      @RAINER B.:



      Wie würde Ihr Urteil ausfallen, wenn Sie bereits heute 40 Jahre älter wären?



      Könnte es am Ende sogar so sein, dass Sie sich - falls es bei Ihnen zu Corona-Komplikationen käme - nicht auch an die 40 % Überlebenschance bei Beatmung klammern würden?



      Noch eine abschließende Frage:



      Haben Sie keine Eltern oder Großeltern?

      • @Alfonso el Sabio:

        Altersmäßig gehöre ich längst zur Risikogruppe. Ich lege grundsätzlich keinen Wert auf eine Intensivbeatmung, denn ich weiß aus Erfahrungen in der Familie, was das für die Patienten bedeutet. Diesbezüglich habe ich deshalb eine Patientenverfügung gemacht. Meine Großeltern und Eltern sind schon lange tot. Mein Vater sarb vor einigen Jahren im Alter von 94, nachdem er die letzten zwei Jahre seines Lebens als Pflegefall ans Bett gefesselt war.

    • @Rainer B.:

      Um so wichtiger ist doch, die Zahl der Erkrankten so niedrig wie möglich zu halten!



      Das mit der Herdenimmunität scheint eine Illusion.



      Es gibt milde Verläufe, die bleibende Schäden hinterlassen.



      Und ja, künstliche Beatmung kann auch schwerwiegende, bleibende Schäden verursachen. Z.B. den Verlust der Stimme, den Verlust des Lungenvolumens, das Angewiesensein auf Sauerstoff im normalen Leben.



      Also Leute, informieren, Entscheidungen treffen und Patientenverfügungen schreiben!



      dazu ein "schöner" Artikel hier:



      www.deutschlandfun...:article_id=474488

    • @Rainer B.:

      Und wer entscheidet, wer beatmet wird?



      Eine Kommission aus dem taz-Forum?

      Was mich bei der ganzen Sache wundert ist, dass es mittlerweile cool geworden ist, nicht auf die Fachleute zu hören.

      So als wollte man eine Brücke bauen und zieht keine Ingenieure zurate, sondern Bäcker.

      Ich wünsche mir auch, dass alles möglichst bald wieder irgendeine Normalität annimmt. Ganz klar.

      Aber ich bin auch ehrlich erschrocken über die Nonchalance, mit der hier über Leben befunden wird, als wäre das alles eine Kleinigkeit.

      Haben Sie keine Eltern oder gar Großeltern? Ist Ihnen das schnuppe, wenn die im Zweifelsfall nicht beatmet würden? Würden Sie sagen, was soll's, die sind ja eh alt? Das glaube ich kaum.

      Von mir aus kann man jedes Kiosk und jedes Café wieder aufmachen, aber diese Geringachtung des menschlichen Lebens, das wird uns noch sehr lange begleiten.

      • @Jim Hawkins:

        „Und wer entscheidet, wer beatmet wird?“

        Sie sind da ein bisschen reichlich spät dran, mein Lieber. Wenn Sie keine Entscheidung für sich vorab getroffen haben, werden das ggf. Ärzte für Sie entscheiden müssen nach Maßgabe der vorliegenden Gesamtumstände und nach den Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zur sogenannten Triage.



        Kurz gesagt: Das läuft hier bei einer Überlastung des Gesundheitssystems nicht anders als in Schweden auch. Behandelt werden hier wie dort im Zweifel die mit der besseren Prognose.

        www.ethikrat.org/p...-zur-corona-krise/

        btw.: Es ist reichlich meschugge, ohne den geringsten Nachweis eines Kausalzusammenhangs davon auszugehen, dass der Betrieb eines Kiosks oder Cafés ein Akt der „Geringachtung des menschlichen Lebens“ sein könnte, oder das Opa und Oma jetzt sterben müssten, nur weil Kinder auf dem Spielplatz tollen.

      • @Jim Hawkins:

        Die Normalität wünsche ich mir nicht zurück. Dieses Virus ist doch jetzt die Gewissheit, die wir immer prophezeit haben. "Wir können unseren Ehrgeiz auf ungezügeltes Wachstum nicht stoppen und werden dafür irgendwann die Rechnung bekommen". Nein, das ist noch keine Rechnung, denn man schreit ja schon wieder nach dem nächsten Urlaub, nach Konzerten, Fußball, Freiheit und Abenteuer. Was wir tun sollen? Ich weiß es nicht, manchmal aber empfinde ich die Situation als einen Spiegel der Wahrheit und gar nicht schlimm.

      • @Jim Hawkins:

        "Und wer entscheidet, wer beatmet wird?"



        Im besten Fall jede*r selbst. Dabei ist allerdings das Problem, dass die wenigsten Menschen sich mit ihrem eigenen Tod auseinandersetzen und vorab eine entsprechende Entscheidung fällen möchten. Und wenns dann spitz auf Knopf steht, stehen in aller Regel die Angehörigen da und wollen, dass alles gemacht wird. Das habe ich leider lange genug in der Klinik erlebt.



        Aber Sie haben vollkommen recht, die "Geringachtung des menschlichen Lebens" ist hanebüchen. Leider exakt passend zur Effizienzökonomie des Gesundheitswesens. Das wird sich woh leider niemals ändern, auch wenn ich mich hierin nur zu gerne eines besseren belehren lassen würde...

        • @HopeDrone:

          Ganz genau, die Gesellschaft in Deutschland sollte sich mal intensiver mit dem 100%ig eintretenden Tod auseinandersetzen, bevor es zu spät ist.



          Dafür gibt es z.B. das Instrument der Patientenverfügung.

          Ich kenne übrigens auch Menschen über 70, die sagen aktuell, wenn es denn soweit kommen sollte, dass ich beatmet werden müsste und es nicht genug Kapazitäten gebe, dann trete ich bewusst meinen Anspruch an eine jüngere Person (mit Kind) ab.

          Niemand möchte solche Entscheidungen treffen müssen und in so eine Situation kommen, aber gut wäre es, für sich selbst und mit der Familie genau über solche Szenarien nachzudenken - spätestens jetzt. Und viele tun das auch bereits.

          • @Hanne:

            Die Betonung liegt auf "aktuell".

            Glauben sie ernsthaft, die Mehrheit derer, die solch eine Patientenverfügung unterschreiben, werden, wenn sie mehrere Stunden lang kurz vor dem Ersticken sind, bei Ihrer Meinung bleiben?

            Eine Patientenverfügung für solche Situationen erscheint mir weltfremd.

            • @rero:

              Ärzte sind an eine Patientenverfügung gebunden, was allerdings nicht heißt, dass, dass sie den Patienten leiden lassen müssen. Es soll im Gegenteil unnötiges Leiden damit vermieden werden.

          • @Hanne:

            So schnell kann sich ein Diskurs und die Gesellschaft, die ihn führt, verändern.

            Von der selbstverständlichen empathischen Solidarität mit den Alten, Kranken und Schwachen, hin zu der impliziten oder auch expliziten Aufforderung, sie möchten doch schon mal ein Formular unterschreiben, mit dem sie bestätigen, dass sie bereit sind, den Löffel abzugeben, wenn sie im Weg stehen.

            Das dauerte nur ein paar Wochen.

            Mir graut bei der Vorstellung, was noch alles möglich sein könnte.

            • @Jim Hawkins:

              Aktuell denken nur wenige an die alten Schwerkranken, die nun allein auf einer Intensivstation sterben.

              Und mittlerweile scheint es Lungeärzten aufgefallen zu sein, dass Beatmung bei Corona kontraproduktiv - also tödlich - sein kann.

              Insofern sind solche mit schwülstigen Worten geschmückten Aussagen nur ein Ausdruck einer Ahnungslosigkeit gegenüber dem was wirklich passiert und mitnichten eine Art der "Solidarität" oder gar "Empathie".

              www.ruhr24.de/ruhr...n-zr-13645038.html

              archive.is/KX5IQ

            • @Jim Hawkins:

              Ich bin da ganz bei Ihnen.



              Doch ich tröste mich damit, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen nicht so denken, wie hier einige TAZ LeserInnen, die mir jedoch stets vor Augen führen, wozu eine Gesellschaft fähig wäre, wenn .....

              • @Rolf B.:

                „wozu eine Gesellschaft fähig wäre, wenn .....“

                Was soll denn da der Konjunktiv? Diese Gesellschaft beteiligt sich seit Jahrzehnten mehr und mehr an der Vorbereitung von Kriegen. Für die Jüngeren hier: Kriege sind mit Waffen und Gewalt ausgetragene Konflikte. In Kriegen werden Menschen planmäßig getötet.

                taz.de/Rekordplus-...ausgaben/!5678582/

  • Schweden macht nur das, was ursprünglich auch hier geplant war. Die Zahl der Erkrankten soll nicht das Gesundheitssystem überlasten.

    Die Strategie, möglichst wenige Erkrankte zu haben ist aber deutlich besser. Es gibt weniger Opfer und dauerhaft mehr Freiheiten. Schweden steuert hingegen auf den Lockdown zu. Und je mehr Erkrankte es am Anfang des Lockdowns gibt, desto härter muss er sein um die Zahlen wieder runter zu bekommen.

    Schweden ist allein daher schon kein Vorbild, da dort die Zahlen täglich steigen. Mit Maskenpflicht wäre das ggf. nicht der Fall.

  • Eine Frage die mir noch kein Covid-19 Eskalierungsfan beantwortet hat ist: „Was machen wir bei der nächsten Grippewelle nächsten Herbst/ Winter“?? Wieder LockDown?? Und ab wieviele zu erwartenden Toten?? 5,15,500, 5.000, 50.000?? Uups, daß wären schon 4 Fragen. Egal, man bekommt und bekommt keine Antwort von den Fans der totalen Eskalation. Heja Sverige🇸🇪!

    • @Mannomann:

      Solchen [zensiert] Menschen wie Sie wünsche ich nichts mehr als eine 24-Stunden-Schicht in einem Krankenhaus in Bergamo oder New York.

      Dann wären Sie vielleicht ein Bisschen bescheidener.

    • @Mannomann:

      Vielleicht einfach mehr Leute zur Grippeimpfung motivieren und antivirale Mittel einkaufen? Die gibt es nämlich. Gegen Influenza. Nicht gegen das neuartige Coronavirus. Das ist nämlich keine Grippe.

    • @Mannomann:

      Dass es sich bei bei Covid eben nicht einfach um eine Art Grippe handelt, gegen die es zudem Schutzimpfungen gibt, sollte sich doch eigentlich langsam mal herumgesprochen haben.



      Und auch wenn die notwendigen Maßnahmen zweifellos eine Belastung darstellen, eine "totale Eskalation" sind sie nicht und das hat auch erkennbar niemand gefordert. Umgekehrt bergen allzu leichtfertige Lockerungen eben genau das Risiko zu einer unbehrrschbaren Eskalation der Lage.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Warum kann die hohe Sterblichkeit kein Kriterium sein?



    Ich bezweifle, dass es eine Herdenimmunität gibt bzw. erreicht werden kann.



    Es gibt Überlebende und Verstorbene . Ziel aller Maßnahmen sollte es sein die Zahl der Überlebenden möglichst hoch zu halten.



    Auch die Schweden müssen sich fragen lassen warum eine Selektion vorgenommen wird, warum der Migrantenanteil so hoch ist, warum so wenig Intensivbetten vorgehalten werden und an wen Schweden den Exportüberschuss verkaufen will. Wenn der schwedische Weg so toll ist, brauche ich mir um Afrika keine Sorgen machen. HIV, Ebola, alles eine Frage der Herdenimmunität. Und- früher oder später- wenn in Deutschland die Wirtschaft zusammenbricht bleibt immer noch der schwedische Weg der Herdenimmunität ( für die bisher jeglicher Nachweis fehlt) . Ich hoffe ich irre mich

    • @97287 (Profil gelöscht):

      Stichwort: Epidemologie

      AIDS ist eine ganz andere Krankheit als Covid-19. Beide können nach einer Virusinfektion als Krankheit zum Vorschein kommen, aber die Übertragungswege und auch die Krankheitsbilder - und geschehen sind völlig verschieden. Beim HI-Virus erhält man auch keine Immunität, das Virus bleibt bisher (bis auf eine Ausnahme, eine Erfolgsmeldung in 35 Jahren) und schwächt das Immunsystem dauerhaft. Ein Impfstoff ist noch nicht gefunden worden.

      Bei vielen Krankheiten, gegen die heute geimpft wird, gab es eine Herdenimmunität: Windpocken, Keuchhusten, Masern, Mumps und Röteln. Anstatt dass die Viren weiter grassieren und die Menschen immer wieder damit in Kontakt kommen (und die Immunität so auffrischen) muss heute regelmäßig nachgeimpft werden, damit eine Immunität aufrecht gehalten werden kann.

      Und um Krankheiten im Fall der Fälle überleben zu können, braucht es in der Regel eine gute Grundversorgung im Umfeld. Hungersnot und Krieg sind niemals hilfreich bei grassierenden Infekten.

    • @97287 (Profil gelöscht):

      Ich halte die herbei gesehnte Herdenimmunität auch für einen Trugschluss. Bitter, aber realistisch.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Fezi:

        Herdenimmunität erreicht man durch eine Durchseuchung, solange keine Impfung gegen die Seuche vorhanden ist, braucht man 95% Infizierte damit auch Gesunde nicht mehr angesteckt werden. Dies ist bei Masern und Polio in Europa der Fall, durch Impfung. In Afrika und Kriegsgebieten des Nahen Ostens sind diese Krankheiten auf den Vormarsch da eine Durchimpfung nicht möglich ist. Gegen Corona existiert meines Wissens noch keine Impfung. Da das Coronavirus ansteckender als das Grippevirus ist und vor allem schon ansteckend ist bevor man Symptome hat erreicht man eventuell schneller eine Durchseuchung, allerdings liegen die Sterberaten auch 5-10 mal höher als bei einer Grippe. Die Frage der Herdenimmunität ist abschließend nicht geklärt, genauso wenig wie ein Impfstoff vorhanden ist . Solange kein Impfstoff in Sicht ist halte ich eine notwendige Durchseuchung von 95 % für Irrsinn. Keine Gesellschaft hält das Absterben der Risikogruppen bis dahin aus. Ebenfalls nicht geklärt sind die Folgen nach durchgemachter Erkrankung. Bisherige Berichte sind nicht gerade ermutigend.Ich habe Aids und Ebola ins Spiel gebracht da der Begriff Herdenimmunität sozusagen als Therapie ins Spiel gebracht wird. Herdenimmunität ohne Impfung und ohne Therapiemöglichkeiten bedeutet nichts anderes als hohe Absterberaten in Kauf zu nehmen, wobei bei einer Coronainfektion noch nicht mal abschließend geklärt ist ob nach durchgemachter Infektion eine lebenslange Immunisierung besteht.



        Es gibt auch bei Ebola Überlebende und niemand kommt auf die Idee einer Herdenimmunität.Seuchen immer noch durch Identifikation, Isolation und Therapie und wenn möglich Prophylaxe, bekämpft. Absterben der Infizierten gehört nicht dazu. Falls es keinen Impstoff gibt, werden bis zum Erreichen der Herdenimmunität eine Menge Menschen sterben. Sterben werden vor allem Arme und Leute die keine Möglichkeit haben sich zu schützen. Dies ist auch bei AIDS so. Gestorben wird vor allem in den armen Ländern.

        • @97287 (Profil gelöscht):

          Ich meinte das ganz in Ihrem Sinn.



          Es gibt Krankheiten, da lässt sich eine Herdenimmunität erreichen.



          Ich befürchte aber, Covid-19 gehört eher nicht dazu. Wie die Beispiele, die Sie anführen.

  • Das Infektionsgeschehen konzentriert sich derzeit immer stärker auf Krankenhäuser, Pflegeheime und Geflüchtetenlager. Letztere aufzulösen und die Menschen einzeln in Hotels oder Wohnungen unterzubringen, ist zwingend! Ebenso, das neoliberal kaputtgesparte Krankenhaus- und Pflegesystem wieder aufzubauen. Es sind dies die Bereichen des Gesundheitssystems, die womöglich viel besser, auf Infektionskrankheiten wie Covid19 reagieren können: Prävention, Ernährung, Pflege, Hygiene, Raum- und Bettenausstattung in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Ein starkes Herz, ein trainierter Kreislauf lässt sich von einer Atemwegserkrankung nicht so schnell klein kriegen. Vitamin- und mineralstoffreiche, ausgewogene Ernährung mildert Krankheitsverläufe. Besonders ältere Menschen brauchen Pflegende, die Zeit haben, sich auch mal intensiver kümmern können, auch ob ausreichend gegessen und getrunken wird. Eine gute Krankenhaushygiene braucht Personal, Zeit, Raumkapazitäten. Um Infektionen schnell zu erkennen, braucht es ausreichend Personal. Um Infektionskrankheiten eindämmen zu können, braucht es ausreichend Raum- und Bettenkapazitäten.



    Das Gesundheitssystem im Kapitalismus, so wie es aufgestellt ist, verbucht diese Bereiche ausschließlich als Kosten. Kosten, die man besonders deshalb gewohnt ist niedrig halten zu können, weil es sich überwiegend um typische Frauenarbeitsbereiche handelt.



    Ein Grund mehr für Solidarität mit den Kolleg*innen, die sich derzeit in vielen Ländern für einen Wiederaufbau und Ausbau der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen einsetzen!

    • @Margit Englert:

      Ich gebe Ihnen in allen Ihren oberen Auslassungen recht, aber trotzdem scheint es die milden Verläufe, gerade bei trainierten, gesunden ,jungen Menschen zu geben, die diese mit schweren Lungenschäden zurück lassen.

  • Schweden hat aktuell eine aktuell 3 mal so hohe Sterblickeit durch Covid 19 wie Deutschland.



    Das kann aber nicht das Kriterium zur Beurteilung der schwedischen Strategie sein.



    Länder wie Deutschland befinden sich nämlich aktuell in einer Sackgasse. Mit großen und wirtschaftlichen und sozialen Opfern wurde eine Eindämmung der Neuinfektionen erreicht.



    Die aktuelle Zahl ist aber immer noch viel zu hoch als das die Gesundheitsämter die einzelnen Infektionsketten konsequent nachverfolgen könnten.



    Was wollen wir als tun?



    1.) Lockdown fortsetzen , Test und Nachverfolgungskapazitäten so lange erhöhen bis wir den Weg Taiwans gehen können. Das heißt alle Infektionsketten werden erkannt und durch Quarantänemaßnahmen abgebrochen. Das Soziale Leben wird, wenn dieser Status erreicht ist nach und nach wieder hochgefahren.



    2-.) Den schwedischen Weg gehen. also mit geringen sozialen Einschränkungen eine gesteuerte Durchseuchung der Bevölkerung anstreben. Dies ist zunächst! mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Sobald genügend Menschen infiziert sind sinkt natürlich auch die Sterblichkeit in den Risikogruppen wieder.



    3..) Das deutsche Kuddelmuddel. Bis Heute haben wir ca. 5500 Tote aber auch nur einen sehr geringen Durchseuchungsgrad. Außerdem steigt die Zahl der täglich Verstorbenen seit dem 21.03 im Durchschnitt täglich um ca. 9. pro Tag. Ich vermag bei der aktuellen deutschen Strategie kein absehbares Ende sondern nur ein diffuses Hoffen auf Impstoff und oder Medikament zu erkennen.



    Die Strategie 1(Taiwan) wäre der Königsweg. Kann oder will man diese Strategie nicht anwenden (z. B. wegen der ganz anderen geographischen Lage) bleibt als alternative zum deutschen Durchgewurstel nur der schwedische Weg.



    Dieser hat deutlich geringere soziale Kosten.



    Ob die Sterblichkeit gegenüber dem deutschen Weg in der Gesamtbetrachtung erhöht ist, kann man erst am Ende der Pandemie sagen. Sie wird in Schweden wegen der schnelleren Durchseuchung viel früher wieder sinken

    • @Thomas Dreher:

      3 Wochen intensiverer Lockdown, und die Zahlen wären wieder verfolgbar gewesen.

    • @Thomas Dreher:

      Der gedankliche Fehler liegt meiner Meinung nach in der Annahme, dass jedes Szenario auf eine Durchseuchung hinausläuft. Diese würde für Deutschland aber eine siebenstellige Anzahl an Toten bedeuten. Deshalb muss man alles daran setzen diese unbedingt zu vermeiden oder solange zu verzögern bis ein Impfstoff oder anderweitig wirkungsvolle Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten gefunden sind. Die Wirtschaft lässt sich wieder aufbauen, aber die Frage ist ob dann nahezu jede Familie verstorbene Angehörige zu beklagen haben wird oder nicht.



      Zudem scheint ja auch die Frage nach der Sicherheit und Dauer einer Immunität nach überstandener Infektion noch nicht abschließend geklärt. Sollte sich herausstellen, dass eine Immunisierung eben nicht zuverlässig und mit hinreichender Dauer erworben wird, kann man die Idee von der Herdenimmunität ohnehin wieder vergessen.

      • @Ingo Bernable:

        Sie wissen aber schon, das vollkommen ungewiss ob es überhaupt möglich ist einen Impstoff zu entwickeln.



        Für den bisher existierenden Zoo an Amtwegserkrankungen verursachenden Coronaviren wurde ja bisher auch kein wirksames Medikament und kein Impstoff gefunden.



        Es ist ein gutes Stück weit Wunschdenken, wenn man meit man hätte in 18 Monaten einen wirksamen Impstoff oder ein Medikament.



        Ich vermag deshalb keinen gedanklichen Fehler in meinen Ausführungen zu erkennen.

        Es kann bei der reinen Bremsstragie also durchaus sein, daß man neben den vielen Toten auch noch die extremen sozialen Kosten eine ruinerte Wirtschaft und Millionen von Kindern mit gestörtem Bildungs- und Entwicklungsgang hat.

        • @Thomas Dreher:

          Richtig, man weiß nicht ob es gelingen wird einen Impfstoff zu finden, es besteht aber eine durchaus realistische Chance darauf. Deshalb muss man es versuchen. Eine sog. 'kontrollierte Durchseuchung' würde wohl ebenfalls 1-2 Jahre dauern und wohl mit kaum weniger Einschränkungen als aktuell einhergehen da man das Geschehen ja auch dann unter Kontrolle behalten müsste um die Behandlungskapazitäten nicht zu überschreiten. Extrapoliert man die aktuelle Sterblichkeit auf die für die Herdenimmunität benötigten 50 Mio. würde dies immer noch ca. 2 Mio. Tote bedeuten. Lässt man sich auf eine weitgehend unkontrollierte Ausbreitung ein um die Wirtschaft schnellstmöglich wieder auf die Beine zu bringen, dürfte diese Zahl mangels ausreichender Behandlungsmöglichkeiten nochmals deutlich höher ausfallen. Eine so große Zahl von Menschenleben aus ökonomischen Erwägungen zu opfern wäre meiner Meinung nach der zweite große Zivilisationsbruch der deutschen Geschichte.

          • @Ingo Bernable:

            woher haben sie die Zahl, das 4 % aller Infizierten sterben?

    • @Thomas Dreher:

      Schon irre: Sie wissen nicht, wie hoch der Anteil der Infizierten an der Bevölkerung tatsächlich ist, Sie wissen nicht, wie lange eine Immunität anhält, Sie wissen ebenfalls nicht, welche Spätfolgen auch harmlos verlaufende Infektionen einmal haben werden, aber Sie kalkulieren mit einer "Durchseuchung". Ziemlich albern.

      • @Pancho:

        Es ist aber auch albern mit Millionenschätzungen von Coronatoten zu argumentieren bei einer Krankheit, die es seit 3 Monaten gibt. Die Schweden haben sich ja eigentlich nicht wegen Durchseuchung o.ä. wissenschaftlichen Dimensionen für ihren Weg entschieden, sondern weil sie ihre Art zu Leben beibehalten wollen (bzw. protestieren sehr wenig gegen die getroffenen Entscheidungen).

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @FancyBeard:

          In Bergamo war die Sterblichkeit 4x so hoch wie normal wenn man das auf Deutschland hochrechnet sind wir bei 3 Millionen Coronatoten, weitere Millionen mit teilweisen massiven Schäden an Lunge, Herz und Arterien. Außerdem gibt es Hinweise das der Virus das Gehirn angreift (Verlust von Geruch und Geschmackssinn) also von dem her Lockdown beibehalten. Leben geht danach weiter.

        • @FancyBeard:

          Dass so eine Extrapolation mit erheblichen Unsicherheiten behaftet ist, ist natürlich vollkommen klar. Sie ist aber sehr wohl geeignet zu verdeutlichen in welchen Größenordnungen man sich mit solchen Gedankenspielen bewegt.

  • """"



    ... neoliberal verwüsteten Europa ...



    """

    de.wikipedia.org/w...haftliche_Freiheit

    Da finden Sie bestimmte eine ganz, ganz, ganz klare Korrelation zwischen Corona-Handling und wirtschaftsliberaler Grundausrichtung.

    Übrigens: Je weniger Ressourcen man für Bullshit aufwendet, desto mehr Ressourcen hat man für das Gesundheitssystem. Und noch besser: Je weniger Ressourcen man im Gesundheitssystem für Bullshit aufwendet, desto mehr Ressourcen hat man dort für Dinge, die wirklich lebenswerte Jahre bringen.

  • "Menschen über 80, Menschen über 70 mit einer ernsten Vorerkrankung und Menschen über 60 mit zwei Vorerkrankungen, kommen nicht in die Intensivstation"

    Eieiei. Gibt es Belege dafür?

    "...im neoliberal verwüsteten Europa..."

    Danke für diesen. Eine kernige Beschreibung des statu quo -- leider.

    Klar, mit dem rasanten Fortschritt der Medizin begeben wir uns in ein Dilemma: mit hinreichenden Mitteln lässt sich (fast) jedes Leben ein Bisschen verlängern. Und diese Mittel fehlen womöglich irgendwo anders.

    Diesem Dilemma müssen wir uns stellen. Aber es kann nicht sein, dass wir gezielt die Alten über die Klinge springen lassen. Genauso wenig wie (wie wir es jetzt tun) die Armen. Oder sonst jemanden.

  • Schweden dürfte (sofern es nicht zu sehr in die weltweite Wirtschaftskrise hineingezogen wird) zu den wenigen Ländern gehören, deren ökonomische Situation nach Corona noch so ist, dass es überhaupt in der Lage sein wird, sein Gesundheits- und Sozialsystem aufrechtzuerhalten.

    Und mit Blick auf Länder wie Frankreich oder Belgien scheint es auch nicht gerade so zu sein, dass restriktive Maßnahmen sonderlich effektiv sind.

    Es lohnt sich schon, genauer hinzuschauen, welche spezifischen Bedingungen und welche Maßnahmen zu dem umterschiedlichen Geschehen in den einzelnen Ländern geführt haben.

    Bashing gegen Schweden oder irgendwelche anderen Länder ist jedenfalls nicht hilfreich.

    • @Huckelrieder:

      Vielleicht haben Sie ja recht, aber das hier ist doch ziemlich krass und mir aus keinem anderen Land bekannt.

      Eine präventive Triage sozusagen:

      "Die Intensivbetten der Krankenhäuser sind rar, nicht jeder hat einen Anspruch auf adäquate Behandlung. Menschen über 80, Menschen über 70 mit einer ernsten Vorerkrankung und Menschen über 60 mit zwei Vorerkrankungen, kommen nicht in die Intensivstation, Plätze werden für jüngere Patienten freigehalten."

      • @Jim Hawkins:

        Zum Glück ist das auch Quatsch.



        Das, was der Autor des Artikels da schreibt, ist der Nofallplan des Karolinska Instituts. Genau wie in Deutschland hat man sich mit dem Fall der Fälle beschäftigt, nämlich wie man triagieren sollte wenn die Intensivkapazitäten am Ende doch nicht reichen.



        Der Fall ist noch nicht eingetreten, sowohl in Stockholm als auch in Göteborg oder Malmö sind noch genügend Kapazitäten vorhanden.



        Die Behauptung des Autors, dass bestimmte Personengruppen keine Intensivbehandlung bekommen ist für die Vergangenheit und die Gegenwart schlicht und einfach Fake News.

        • @fisch_kopp:

          Na dann ist ja alles bestens.

          Auf nach Schweden.

      • @Jim Hawkins:

        Wenn man eine normale Pneumonie hat und alt ist kommt man auch nicht auf die Intensiv sondern auf die Palliativ.

        • @FancyBeard:

          Das trifft so nicht zu. Auf die Palliativstation werden allenfalls Patienten verlegt, die austherapiert und nicht heilbar sind. Das trifft nicht auf jeden Patienten mit Lungenentzündung, gleich welchen Alters, zu.

      • @Jim Hawkins:

        Also ich erinnere mich noch an Berichte aus dem Rumänien der Ceaușescu-Ära, wo der Zugang zu Krankenhausleistungen wohl auch nach Alter gestaffelt war.

        Hätte ich mir damals (und eigentlich auch jetzt noch) nicht träumen lassen, dass das in den Köpfen mancher zum Modell für den Westen werden soll.

      • @Jim Hawkins:

        Die klassische Triage geht anders. Da zählt jedes Leben gleich, unabhängig vom Alter.

        • @Adam Weishaupt:

          Und wie genau geht die dann?

          • @Fezi:

            Der Kürze halber muss ich hier wegen der ausführlichen Definition auf Wikipedia verweisen. Hier nur der Punkt, auf den es im genannten Zusammenhang ankommt. Die klassische Triage zielt darauf, mit den begrenzten Mitteln möglichst viele Leben zu retten. Dabei werden die einzelnen Leben nicht nach einem externen Maßstab "bewertet" (etwa nach Anzahl zu erwartender Restlebensjahre). Um eine möglichst hohe Zahl Leben zu retten, werden die knappen Ressourcen auf diejenigen angewandt, die die besten Überlebenschancen haben. Da kann kann auch schon einmal ein 70-Jähriger, der bei Intensivbehandlung eine 60-prozentige Überlebenschance hat, einem 30-Jährigen, der auch bei Intensivbehandlung nur eine 20-prozentige Chance hat, vorgezogen werden. Dies erfordert eine Einzelfallbetrachtung und verbietet eine schlichte Klassifizierung von Patienten nach Alter.