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Regierungsmodell Schwarz-GrünZu stark, um radikal zu sein

Tobias Schulze
Kommentar von Tobias Schulze

Immer öfter regieren die Grünen mit. Dafür gehen sie Kompromisse ein, die oft schlechter sind als nötig. Für radikale grüne Politik bleibt kaum Platz.

Mona Neubaur (Grüne) und Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) mit dem Koalitionsvertrag Foto: David Young/dpa

A b Dienstag regiert Schwarz-Grün voraussichtlich in NRW, ab Mittwoch auch in Schleswig-Holstein. Die Grünen sitzen dann an so vielen Schalthebeln wie nie: Regierungspartei sind sie im Bund und in elf Ländern, die zusammen zwei Drittel der Bevölkerung stellen. Gut, dass die Grünen den Kampf darüber, ob sie lagerübergreifende Koalitionen eingehen sollen oder nicht, inzwischen ausgefochten haben:

Mangels linker Mehrheiten können die Grünen nur flächendeckend Einfluss nehmen, wenn sie Bündnisse mit der CDU eingehen. Eine Gefahr birgt der Durchmarsch für die Partei trotzdem. Fast alle mitgliederstarken Landesverbände sind bald in Verantwortung, ein Großteil der Funktionäre ist direkt oder indirekt in Regierungsarbeit eingebunden. Das macht etwas mit einer Partei und den Menschen, die sie prägen.

Sachzwänge und Konsenssuche dominieren die politische Logik; inhaltliche Ansprüche können darüber schwinden und Kompromisse letztlich schlechter ausfallen als eigentlich nötig. Bei der Regierungsfindung im Bund sowie jetzt in Kiel und Düsseldorf hat sich das schon angedeutet – bei der Postenverteilung, bei unambitioniert angegangenen Verteilungsfragen und vagen Klimazielen.

Die knifflige Frage lautet: Wie können sich die Grünen bei all ihren Regierungsbeteiligungen Machtzentren bewahren, die die Freiheit haben, so radikal zu denken, wie es die Probleme unserer Zeit verlangen? Ein Gegengewicht zu den Regierungsgrünen können solche Zentren bilden, diesen im Ringen mit Koalitionspartnern aber auch mal zupasskommen: Als Argument dafür, warum sie sich nicht jeden Kompromiss aufschwatzen lassen dürfen.

Vorstände und Fraktionen in Bund und Ländern nehmen diese Rolle nicht ein. Parteitage sind dem erfolgreichen Spitzenpersonal gegenüber zu loyal, um auch mal nein zu sagen. Vielleicht wäre es da das Beste für die Grünen, irgendwo auch mal wieder eine Wahl zu verlieren – und zumindest ein bisschen machtlos zu bleiben.

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Tobias Schulze
Parlamentskorrespondent
Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.
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40 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • *Wie können sich die Grünen bei all ihren Regierungsbeteiligungen Machtzentren bewahren, die die Freiheit haben, so radikal zu denken, wie es die Probleme unserer Zeit verlangen?"

    Neben der Beteiligung an einer Regierung ein von ihr unabhängiges "Machtzentrum" zu verlangen lässt einen eigenartigen Begriff von "Macht" erkennen... das wäre dann ja ein Zentrum, was im Unterschied zu der Regierung wirklich Macht hat - oder Macht über die Regierung hat. Beides wäre wohl kaum demokratisch legitimiert.

    Und was soll ein "radikales Denken" sein, das von den "Problemen unserer Zeit" verlangt wird? Entweder ist radikales Denken immer erlaubt - oder man gibt sich mit einem solchen zeitbezogenen apodiktischen Begründung ("verlangt") selbst die Ermächtigung zu einer Radikalität oder Radikalisierung, die sich aktuell bewusst über die Grenzen dessen, was normalerweise gedacht werden darf, hinwegsetzt. Auch das klingt ziemlich gefährlich.

  • Man muss in Verhandlungen bereit sein, sie auch platzen zu lassen, sonst hat man wenig Verhandlungsmacht.



    Zugleich ist es besser, man hat oft die Gelegenheit zu Verhandlungen.

    Ob die Grünen schlecht verhandelt haben, im Sinn geringer Durchsetzungsfähigkeit, oder ob sie einfach die falschen Prioritäten gesetzt haben (z.B. Beibehaltung des Solidaritätszuschlags, des Mindestlohns und diverser Mietregelungen statt Klimaschutz) ist als Außenstehender schwer erkennbar, zumal die SPD mit am Tisch saß.

  • Die FDP hat schlicht besser verhandelt, als es die Grünen in aller Regel tun. Und ob die SPD bereit war, in eine Groko als Juniorpartner zu gehen, ist - zumindest - unklar.



    Am Ende des Tage ist es allerdings völlig banal: Die Relation des Abschneidens zwischen CDU und Grünen ist pi mal Daumen 2:1. Und die 33% durchgesetzten Positionen der Grünen sehe ich nicht.

    • @Kaboom:

      Man darf nicht vergessen, dass JEDES Wahlprogramm beim Regierngseinzug einer gewissen Erosion ausgesetzt ist, weil es nunmal zwangsläufig zu Teilen aus Wünschen besteht, die nur bei echter und aktiv mitwirkender Unterstützung einer Mehrheit der Bevölkerung - eventuell sogar der ganzen Bevölkerung - tatsächlich umsetzbar wären (sofern sie nicht sogar von vornherein den Gesetzen der Natur oder der Mathmatik widersprechen). Sein Sie also bitte nicht - im münteferingschen Sinne - unfair!

      Davon abgesehen muss man wohl auch die eigene latente Unzufriedenheit einfaktorieren. Wenn man je einen stringenten Anhänger der Linie einer jeden Regierungspartei nach seiner Einschätzung fragt, zu wieviel Prozent die sich gegen den oder die Koalitionspartner durchgesetzt hat, und dann die Antworten addiert, kommt man in Summe wahrscheinlich nie auch nur nahe 100%.

  • Die Grünen prägt eine radikale kapitalistische Realpolitik, in der sich normal verdienende Bürger laut einer Umfrage des ARD-Mittagsmagazins Bio nicht mehr leisten können.



    Dieser Tatsache weicht Renate Künast heute im Interview mit dem Mittagsmagazin aus und verweist auf Klimaziele und Fördermaßnahmen.

    Hier wird deutlich, dass die Grünen keine Antwort auf die immer größer werdende Problematik der Inflation bei unteren und mittleren Einkommen haben.



    Die finanzielle Beteiligung der Bürger bei Bürgerwindrädern soll zur Befriedung der Konflikte beim Windkraftausbau beitragen, doch die meisten Bürgen auf dem Land können sich eine Beteiligung an einem Windrad nicht leisten.



    Die Grünen vertrauen den großen Konzernen und räumen Klagemöglichkeiten ab, statt die Frage zu stellen: wie schaffen wir es, dass z. B. 50 Prozent aller zukünftigen Windräder den Dörfern, Landkreisen und Städten gehören?



    Künast hat im Mittagsmagazin kein Verständnis für den jungen Landwirt, der sich aufgrund ökonomischer Unsicherheit (trotz guter Beratung) nicht traut, auf Bio umzustellen.



    Sie wischt das Problem des Landwirts mit Verweis auf das Unternehmertum weg und verweist lapidar auf die Verantwortung des Lebensmittelhandels, der total vermachtet ist, diktiert, wo es in der Landwirtschaft langgeht.



    Hier wäre der stark lenkende Staat gefragt, um die Lebensmittelkonzerne zu zwingen, den Umbau der Ökologischen Landwirtschaft zu einem beträchtlichen Teil zu finanzieren und tatkräftig zu unterstützen.



    Das wäre für die riesigen Konzerne kein Problem, aber die Grünen führen noch nicht einmal im Ansatz eine Debatte hierzu.



    Ohne solch eine Maßnahme ist das Ausbauziel von bezahlbarem 30 Prozent Öko bis 2030 in der Landwirtschaft reine Illusion.

    Künast reagiert allergisch, als die Journalistin fragt, wie das Öko-Ausbauziel von 30 Prozent in der Landwirtschaft konkret zu erreichen ist.

    www.daserste.de/in...ung-220629-100.htm

  • Sorry - aber was ist das denn fürn Rohrkrepierer der xtra-Klasse.

    Geht’s noch “Zu stark, um radikal zu sein“ Bullshit •

    Ein längst zum Bettvorleger mutierter Papiertiger hat schlicht keine Zähne mehr! Von Krallen ganz zu schweigen



    @Mondschaf hat die WüstJauchepfützen & das Versagen der Grünen aus reinem Machtkalkül - schwarze Option offenhalten - sauber nachgezeichnet: Arschkriecherballde - the normal green-washing-way. Wer derart seine Trümpfe stümperhaft versemmelt - zieht sodann a Koalition logischerweise keinen müden Hering mehr vom Teller! So er anderes überhaupt will¿!



    & DAS!



    DAS DARF MIT FUG & RECHT BEZWEIFELT WERDEN •

    • RS
      Ria Sauter
      @Lowandorder:

      Klare Worte, im doppeltem Sinn!



      Vielen herzlichen Dank!

    • @Lowandorder:

      SCHLAGOBERS

      Natürlich freue ich mich, daß im zweiten Anlauf!* die Grünen den JuMi endlich stellen & daß ein geschätzter Jungspund-ex-Kollege - Benjamin;) Limbach - diesen rechtswahrenden Job macht! “Jung! Gutes Gelingen!“ BUT -



      ARSCH IN DER HOSE - wäre gewesen::



      “MIT EINEM HAMBIE-KRIMINELLEN -



      KEINE REGIERUNG!“ • Ja gepfiffen!



      REUL? Hätte Hätte Fahrradkette!



      Aber wennste vorher zu den Wüst-Sauereien die Füße stillgehalten hast - isset a Koalition schwierig. Woll.



      & kommt mir nicht mit faulen Ausreden



      Ich weiß auch - daß das Personal der Gegenseite bei Koalitionsverhandlungen grds tabu ist. Schonn. Aber es war ausreichend Zeit UND ANLASS - diesen wildgewordenen rechtsINaffinen Oberstupidienrat - öffentlich derart zu demontieren - daß auch ein Wüst das Handtuch geworfen hätte! Wollnich!



      Naja - HÄTTE - s.o. !



      & * SPD/Grüne - 1. Aufguß - Beschämend



      Doch. Doch. JuMi grün lag auf dem Tisch



      Aber Karriereschutz & Pöstchengehuberei! Vom Feinsten!



      Die ganze Justiz lauerte - daß endlich der unsägliche ewige Staatssekretär Röwer ( Kategorie - ließ einen Prüfling durchs Refi- Examen fallen - weil er ua die Hauptstadt von Benin nicht wußte!;((



      Der! weg vom Fenster wäre. (Mein Präsi “Sie machen den Staatsekretär!“ “Waas icke mit Schlips&Kragen???“ Wisch - aber zum Äußersten kam es nicht! WEIL??



      Weil klein Vesper nen Ministerposten kriegen sollte. Man sich aber - anders als später in Meck-Pomm nen Brückenbau-Ing** - nicht traute - nen Nicht-.Juristen zum JuMi zu machen => Vesper wurde Bauminister - 🙀🤑 -



      &



      Sach mal so - Anne Lütges hätte nicht nur in Schleswig-Holstein bella figura als JuMi gemacht. Aber Pöstchenschieber Immergriins - mach was. Erbärmlich - wohinde schaust!



      (** “Naja - solange nicht Juristen die Brücken bauen - ist mir alles recht!“ befreundeter StA!;))

      • @Lowandorder:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - wirft ein:

        “Glückauf -



        Was ist schon ein Reul? "Aufregung gibt es um den katholischen Hardliner Liminski als möglichen Schulminister."



        & Däh



        “"solange nicht Juristen die Brücken bauen "



        Warum nicht. Brücke ist doch eine gern genommene Metapher - 🙀🥳 -

  • Wenn man die Anfänge und den Aufstieg der Grünen als Jugendlicher miterlebt hat und das mit heute vergleicht , kann man nur noch den Kopf schütteln. Sag mir wo die Grünen sind ,wo sind sie geblieben? Spätestens als der Ex-Straßenkämpfer Joschka Fischer Außenminister der ersten rot-grünen Bundesregierung wurde,war die alte linke Grüne Partei gestorben ,der Realodurchmarsch am vorläufigen Ziel angelangt. Das man sich seitdem auch noch langsam aber stetig der letzten Grundsätze entledigt- Zusammenarbeit mit der CDU war mal absolutes No-go auf beiden Seiten- ist nur konsequent. Wofür die SPD fast 100 Jahre brauchte ,haben die die Grünen in einer Generation geschafft. Jetzt bin mal gespannt ,ob die Grünen es auch noch schaffen pro Atomkraft zu argumentieren und wie lange das braucht um sich parteiintern durchzusetzen.

    • @Mustardmaster:

      Die LINKE hat's in 15 Jahren geschafft. Man sollte sich allmählich schon mal fragen, wieso sich immer wieder die mit "Realpolitik" durchsetzen und nicht die, die das bessere Programm für alle haben.

  • Machtpolitische Realität ist eben mal nicht zuerst die überragende "Richtigkeit" der eigenen Agenda sondern, was an der Urne rauskommt, und das ist in NRW:

    Grüne 18,2%



    CDU 35,7%

    "Radikale" grüne Regierungspolitik dort wäre also ein klassischer Fall vom Schwanz, der mit dem Hund wackelt, und das zuzulassen, ist nicht Teil des Mandats des Seniopartners. Nur ist besager Schwanz eben in der Konstellation immerhin am Hund dran und nicht auf der Zuschauertribüne.

    Man mag der Ansicht sein, dass eine aktive Oppositions- besser ist als eine angepasste Regierungspolitik, aber auch wenn die ihre Inhalte erfolgreich nach vorne bringt, braucht man die Mehrheiten HINTER den Parteien, um irgendwas umzusetzen.

    Das wird gerne vergessen, wenn der wohlfeile Vorwurf kommt, zu lasch zu werden, sobald man tatsächlich ein demokratisches Mandat hat, in die Verantwortung zu gehen. "Verantwortung" heißt eben auch, aus den realen Wahlergebnissen zu machen was geht, und nicht, ohnemichelig bis zum Sanktnimmerleinstag abzuwarten, dass das geneigte Wahlvolk einem endlich das gewünschte "große" Mandat zum Durchgreifen anträgt.

    • @Normalo:

      Machtpolitische Realität ist, was man heraushandelt. Die FDP hat nach der BT-Wahl gezeigt, wie das geht.

      • @Kaboom:

        Die FDP würde bei Neuwahlen wesentlich schlechter abschneiden als letzten September, die Grünen besser. Was haben die Gelben außer blockieren bisher erreicht?

        • @Gärtnerin:

          Die nächsten BT-Wahlen sind in 2025. Aktuelle Umfragen sind keine Ergebnisse. Abgesehen davon sind die Umfragewerte der Grünen während des Legislaturperiode "traditionell" immer höher als dann die Wahlergebnisse.

      • @Kaboom:

        Die FDP hatte mehr Schwungmasse, weil im Bund die GroKo-Parteien vor nochmal Schwarz-Rot wirklich eine Heidenangst hatten. Also gingen praktisch nur Konstellationen unter Beteiligung der FDP, und sie konnte davon ausgehen, dass sich Rot und Grün es etwas kosten lassen würden, zusammen regieren zu können.

        Die Position der Grünen in NRW war nicht so stark. Wüst hatte genug Rückenwind, um zur Not auch eine GroKo in seinem Sinne aufziehen zu können, und die SPD wäre nicht in eine Ampel gegangen. Was also tun mit den schönen 18 Prozent?

        Zweite Frage: Kamen die überhaupt von der harten Linie oder vielleicht doch eher vom auch im Bund gelebten Abschied von alten Bürgerschreck-Tagen?

  • Die Grünen sind zum reinen Mehrheitsbeschaffer der CDU geworden. Ihre Politik ist nahezu deckungsgleich mit der Union. Ab und zu steht was nettes zu Diversity in nem Koalitionsvertrag, was dann aber nie umgesetzt wird.

  • Unvollständig. Sowohl in NRW als auch in SH sind die CDU-MPs weder vom Schlage eines durchtriebenen By-MP noch von der Laschheit eines ehemaligen NRW-MP. Im Verbund mit dem Versagen von Scholz (viel zu ähnlich zu Merkel) und Teilen der SPD bleibt den Grünen gar nichts Anderes übrig. Schön für die Schreibenden, die das thematisieren können und dabei Wesentliches komplett vergessen. Man braucht dazu nur mal die Wahlprognosen kurz nach der BTW-Wahl in diesen Ländern anzuschauen.

  • Leider ist es wohl zusammenzufassen, dass wir auch mit grüner Regierungsbeteiligung auf allen Ebenen ungebremst in die Klimakatastrophe stürzen.

    • @PolitDiscussion:

      Das ist doch nichts neues.

      Es war auch schon vor der Wahl bekannt, dass keine der Parteien ein nachhaltiges Konzept gg. den Klimawandel hat.

      Im Schneckenrennen dagegen sind die Grünen nur die schnellste Schnecke. Das ist das Niveau auf dem die Parteien verglichen und Sieger gekürt werden.

    • @PolitDiscussion:

      Ihre Antworten und Maßnahmen zur schnellen Beendigung der Klima und Energiekrise ? Vergessen Sie dabei nicht das Wahlvolk und das Wohlergehen der unteren Einkommensschichten. Anderes System wie Marktwirtschaft ? Bitte sehr. Welches ? Wo und wie funktioniert es ?

    • @PolitDiscussion:

      Gewinner sind Bewohner an der Hudson-Bay oder ähnlichen Breiten.

      Die Sahelzone dürfte unbewohnbar werden. Noch mehr Flüchtlinge für Europa.

      Stürme und Hochwasser gefolgt von Dürren werden folgen. Haben wir ja jetzt schon.

      Ich empfehle: Ein Freund der Erde von T.C. Boyle - bitterböse Satire.

    • @PolitDiscussion:

      Niedliche Vorstellung. Wie soll das denn eine einzige Partei in Deutschland verhindern? Selbst wenn die Grünen das könnten, dann geht es „nur“ in Deutschland. Dummerweise gibt es noch viel mehr Länder. China, Russland, Indien, Brasilien usw…Und die müssen alle mitmachen…

  • "Wie können sich die Grünen bei all ihren Regierungsbeteiligungen Machtzentren bewahren, die die Freiheit haben, so radikal zu denken, wie es die Probleme unserer Zeit verlangen?"

    Wunderbarer Satz. Es ist heutzutage also radikal, das zu verlangen, was notwendig ist. Ich könnt mich kringeln!

  • Der letzte Satz ist ja nun maximaler Blödsinn. Das macht wirklich nur aus extrem radikaler Sicht irgendwelchen Sinn. Das Wahlvolk wird kaum anspruchsvoller sein als die eigene Partei und starke Wahlergebnisse sind nun mal gute Argumente innerhalb von Koalitionen. Natürlich sind die jetzt gemachten Absprachen schon unbefriedigend und auch nicht eben besonders fest, mir scheint aber, dass genau dies die grüne Strategie sein wird, die CDU vor sich her zu treiben oder alt aussehen lassen, jeden politischen Spielraum zu nutzen, einfach, wie im Bund ja auch, bei ihren Zuständigkeiten zu punkten. Das muss man nicht richtig finden, aber als Strategie ist es nachvollziehbar und erfolgversprechend. Und antreibende "Machtzentren" gibt es vielleicht innerhalb der Partei weniger, dafür aber gibt es viele radikale starke Gruppen und auch Vordenker, die die Grünen schon nicht zu selbstzufrieden werden lassen.

  • Es wird einfach Zeit für zwei nachhaltige Parteien.

    Wer den Grünen "Heuchelei" & "Verrat" vorwirft verkennt, dass das Thema Ökologie & Klimaschutz über die Grünen hinausgewachsen ist. Milieuübergreifend.

    Daher kann die Partei nicht allen gerecht werden.

    Eine konservativ-wirtschaftsfreundliche und eine links-progressive nachhaltige Partei würden Deutschland politisch wie parteipolitisch enorm gut tun.

    Der Riss geht ja mehr oder weniger durch alle Parteien, insb. Linke & Union.



    Deren ökologisch bewusste Vertreter wären die richtigen für solch einen Wandel, der aber vermutlich wegen bestehnder Strukturen und 5%-Hürde nicht passieren wird.

  • Die Grünen mutieren langsam und allmählig zum Lobby-Verein für die Green Economy und deren Pseudogrünen Ableger. Die Windlkraft und die E-Automobilität sind dafür schöne Beispiele. Feminismus und Antirassismus runden die Sache auf gesellschaftlicher Ebene, ohne dass die Grundfragen der Gesellschaft (z.B. wem gehört was) tangiert werden. Radikal ist dann allenfalls irgendeine Blasendiskussion.

    Schwarz & Grün passen damit wie Topf und Deckel.

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Die "Grünen" (die Gänsefüßchen sind inzwischenwie bei allen anderen Parteien außer der Linken, die wirklich links ist, leider mehr als angebracht) gehen also Kompromisse ein?



    Nein.



    Die aktuelle "Grünen"-Nomenklatura (und damit auch die Mehrzahl der Mitglieder, denn die akzetieren und teilen deren Kurs) haben nahezu alle Grünen-Ideale auf den Müll geworfen und sich der konservativ-reaktionären Mainstream-Politik von "S"PD, "F"DP und "C"DU bedingungslos unterworfen. Konservativ bis erzkonservativ ist die "S"PD unter Scholz, reaktionär sind "C"DU unter BlackRock-Fritz und "F"DP unter Lindner.



    Da wird zwar nach Koalitionsverhandlungen immer noch behauptet, die seien hart gewesen und man hätte Grüne Themen durchgesetzt, aber die reale Regierungspolitik entlarvt diese Selbstberuhigung als das, was sie ist: Nonsens.



    Nichts haben sie zu melden oder - wie in BW - sie machen gleich selbst erzkonservativ-reaktionäre Politik(bei der soziale Errungeschaften einfach abgeräumt werden - deshalb reaktionär).



    Fazit: Die "Grünen" sind die neue FDP. Wirtschaftsradikal mit soialer Camouflage.

    • @655170 (Profil gelöscht):

      Ich kann ihr "Fazit" nicht nachvollziehen.

      Sie haben sich zuvor doch null zur Wirtschaftspolitik geäußert. Das Fazit stimmt also bereits nach/zu ihren eigenen Aussagen nicht.

  • NRW: wir haben es geschafft das im Koalitionsvertrag zwischen der CDU und GRÜNEN die Verpflichtung zur konsequenten Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention drinsteht und CDU und Grüne haben dem zugestimmt.



    Dazu meine Rede auf dem Landesparteitag der GRÜNEN:



    youtu.be/mzLLdZ8FV7M



    Für jeden behinderten Menschen ist das ein voller Erfolg das endlich die Rechte auch umgesetzt werden ABER



    niemanden interessier es.



    Wir Behinderte sind unsichtbar... abgeschoben in irgendwelche Einrichtungen ....

    • @Andrea Piro:

      Das und viele andere Erfolge werden einfach nicht wahrgenommen. Überhaupt: dass praktische Politik aus zahllosen Facetten besteht und das vereinfachende und detailblinde Publikum sich auf die Schlagzeilen und großen Worte, das Anmaßende eigene Big Picture, beschränkt. Beschränkt eben.

  • ' ... Wie können sich die Grünen bei all ihren Regierungsbeteiligungen Machtzentren bewahren, die die Freiheit haben, so radikal zu denken, wie es die Probleme unserer Zeit verlangen? ...'



    Imho geht es nicht um 'radikal denken', was fast jede:r (HIER und da) gerne mal macht, und manche:r gut können und ich bin sicher, dass 'die Grünen bei all ihren Regierungsbeteiligungen' in ihren 'Machtzentren' auch radikal denken. Das Umsetzen in der Politik, die normative Kraft des Faktischen, sind eine ganz andere Dimension und finden nicht in den Redaktionen der Medien statt und es ist selbsterklärend, dass diejenigen, die nicht nur radikal denken, sondern auch politisch radikal agieren, an den Rändern landen, wo man nicht viel Sinnvolles erreichen kann.



    Im Übrigen halte ich beispielsweise das für radikal, was Habeck und Baerbock machen, nämlich für radikal pragmatisch. Weil das wirklich Radikale nicht die Gedanken sind, sondern die konkreten Handlungen, die auf dem riesigen Acker der Tatsachen an die Wurzeln der Problemlösungen gehen.

  • "Die knifflige Frage lautet: Wie können sich die Grünen bei all ihren Regierungsbeteiligungen Machtzentren bewahren, die die Freiheit haben, so radikal zu denken, wie es die Probleme unserer Zeit verlangen?"(Zitat)

    Können sie nicht, können sie nicht mehr, wollen sie nicht, weil sie es nicht müssen.

    Die Grünen haben schon vor etlichen Jahren in Hamburg das Gesamtschulsystem für die CDU abgeschafft und ein mieses, dysfunktionales Stadtteilschulensystem etabliert. Eine Falle für Durchschnittkinder, aber: Die Grünen schicken ihre Kinder aufs Gymnasium. Es betrifft sie nicht - nicht persönlich jedenfalls.

    Diese Annekdote zeigt, die Grünen gehen mit der CDU nicht unter. Sie opfern einfach Teile der unteren Mittelschicht, der oberen Unterschicht.

    Es hat bei ihnen keine Wirkung. Diese Partei kommt nicht mehr aus einer alternativen, prekären urbanen Schicht, wie die AL oder GAL, sondern es sind die top-ausgebildeten, gut-verdienenden und voll integrierten Menschen, die bei den Grünen sind, die für die Partei stimmen. Selbst bei Migranten ziehen die Grünen magisch die integrationswilligen und gut-ausgebildeten Schichten an.

    Die Grünen sind eine umweltorientierte FDP geworden, die wenig Lobby-Einfluss hat, das heißt, sie wirken entschieden glaubwürdiger als andere Parteien.

    Das Problem ist, dass sie nicht an Benachteiligung, Verarmung, Arbeitslosigkeit oder Perspektivlosigkeit mehr gebunden sind, sie können damit sehr gut leben.



    Das werden sie in NRW auch.



    Dort werden sie nehmen Top-Managern aus der Industrie über Windparks, Photovoltaik und Bio-Milch für die Kantine reden. Ob da einer über ein Sub-Sub-Unternehmen die Bio-Milch ranfährt, interessiert diese Grünen nicht.



    Muss es nicht.

    Eigentlich sind die Grünen eine Chance für die Linken, wenn sie denn nicht gerade miteinander kämpfen ... Für ehemalige ALler oder Gallier sind diese Grünen ein Brechmittel. Aber das schon sehr lange.

    • @Andreas_2020:

      Sich über die Vernachlässigung der sozialen Gerechtigkeit bei den Grünen aufregen und die aufstiegsorientierte Schulform der Stadtteilschule als "mieses, dysfunktionales Stadtteilschulsystem" zu bezeichnen, geht gar nicht. Das ist AFD-Stammtischniveau,



      Es nimmt die vielen engagierten Lehrer, Schüler und sonstigen Mitarbeiter dieser Schulform mit keinem Wort ernst.



      Die Gymnasien sind aufgrund viel weniger förderungsbedürftiger Schüler, besserer Bezahlung, Ausstattung, Wertschätzung durch die Schulbehörde klar bevorteilt, worüber SPD und Grüne großzügig hinwegschauen.

    • @Andreas_2020:

      #GesamtschuleHamburg: Da haben die Grünen damals verstanden, daß sie gegen den Willen ihrer Wähler verstießen. Die schicken ihre Kinder nämlich aufs Gymnasium.



      Es war in Hamburg durchaus ein kritischer Punkt, nachzufragen, ob grüne Politik für mich als Wähler Nachteile bringt, womöglich für meine Kinder.



      Haben die Grünen richtig beantwortet. Die Zustimmung wuchs, Regierungsfähigkeit wurde durch den Wähler belohnt. Auch von mir.

      2022 wird in SH ein Koalitionsvertrag abgenickt, der keine Kritik an der A20 enthält, ein Landesbauernpräsident wird Agrarminister.

      Ich verstehe also ihre Ablehnung, aber auch die Fragen des Autors.

    • @Andreas_2020:

      Sehr gute Analyse ! Wäre die LINKE nicht so reaktionär in ihrem ohne -mich Pseudo-Pazifismus mit Putin-Entschuldigungsfloskeln



      wären sie die Alternative ! NIEMAND nimmt sich der SOZIALEN FRAGE an .

    • @Andreas_2020:

      Na ja, mit der Top-Ausbildung stimmt es ja nicht immer so ganz. Aber sonst stimmt es.

      • @resto:

        Schauen Sie sich die Milieus mal an...

        • @Andreas_2020:

          Bei den Milieus stimmt es, aber nicht unbedingt bei den aufgestiegenen Parteisoldatinnen und -soldaten.

        • @Andreas_2020:

          Ich bin Wähler und kein Milieu.



          Es ist garnicht so selten, dass Parteien vorzugsweise Politik für ihre Wähler:innen machen. So what.



          Wenn Sie milieulogisch denken, hätten Sie demnach die größere Wahrscheinlichkeit, dass die für Sie richtige Politik gemacht wird, wenn Sie und Ihr 'Milieu' die Grünen wählen.



          Eigentlich ein Witz, dass so viele die Grünen nicht wählen und gleichzeitig erwarten, dass diese in ihrem Sinne Politik machen.