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Regierung erwägt kostenlosen ÖPNVFreier Verkehr, befreite Luft?

Die Bundesregierung überlegt, ob sie mit kostenlosem Nahverkehr die Luftqualität verbessern könnte. Wer das bezahlen soll, ist offen.

Was, wenn man einfach einsteigen und mitfahren könnte? Foto: dpa

Berlin taz | Es klingt wie eine Utopie: gebührenfreier öffentlicher Nahverkehr. Doch jetzt hat die amtierende Bundesregierung „kostenlosen öffentlichen Nahverkehr“ gegenüber der EU-Kommission offiziell als eine Maßnahme bezeichnet, um die Luftqualität in bundesdeutschen Städten zu verbessern. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD), Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) und Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU, alle geschäftsführend) schreiben das in ihrem Brief vom 11. Februar an EU-Umweltkommissar Karmenu Vella.

Mit dem Brief wollen die MinisterInnen die EU-Kommission milde stimmen. Diese erwägt eine Klage am Europäischen Gerichtshof unter anderem gegen Deutschland. Denn in Dutzenden Städten übersteigen die vor allem durch Dieselfahrzeuge verursachten Stickoxidemissionen die Grenzwerte. Am Donnerstag kommender Woche verhandelt zudem das Bundesverwaltungsgericht über mögliche Fahrverbote in Städten wegen zu schlechter Luft.

Acht teilweise „neue“ Maßnahmen werden in dem Schreiben erwähnt. Neben Nulltarifen sind das „bindende Abgasgrenzwerte“ für Busse, Taxis, Carsharing-Autos und Lkw. Zudem Fahrbeschränkungen für bestimmte Straßen und Stadtviertel, zusätzliche Anreize für Elektromobilität und „technische Umrüstung“ von Fahrzeugen, soweit „wirksam und ökonomisch sinnvoll“.

Der Deutsche Städtetag zeigte sich überrascht über die Ankündigung der Bundesregierung. „Die Idee, Tickets im Nahverkehr günstiger zu machen, gibt es in der Tat in einigen Städten. Wer das will, muss das aber auch finanzieren können. Wenn der Bund jetzt den Vorschlag macht, über solche Wege nachzudenken, erwarten wir eine klare Aussage“ zur Finanzierung. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter erklärte: „Der Vorstoß klingt nach verkehrspolitischer Gaukelei. Eine Woche nach Bekanntgabe des Koalitionsvertrages mit dieser vagen Idee zu kommen, ist absolut unglaubwürdig.“

Es würden 12 Milliarden Euro fehlen

Durch den Nulltarif würden den Anbietern rund 12 Milliarden Euro jährlich bundesweit fehlen, sagt Rahine Algan, Vizesprecherin des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen. Wenn also durch den Verkauf der Fahrscheine kein Geld hereinkommt, muss irgendwer den Verlust tragen – die jeweilige Stadt, das Land oder der Bund. Zudem, sagt Algan, sei bei Nulltarif „mit viel mehr Fahrgästen“ zu rechnen.

Die Kommunen müssen zusätzliche Fahrzeuge einsetzen oder kaufen. Sie brauchen auch mehr Personal. Teilweise werden die Linien und Schienen nicht reichen. Dieser Ausbau muss stattfinden, bevor man den Nulltarif einführt, sonst schafft das System den zu erwartenden Ansturm nicht. Das kostet ebenfalls Geld, von dem nicht klar ist, woher es kommen soll.

Die geschäftsführende Regierung und die entstehende Große Koalition haben zwar Milliarden Euro für die Abgasvermeidung in Städten ausgelobt, von zusätzlichen Ausgaben für einen Nulltarif war aber bisher nicht die Rede.

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58 Kommentare

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  • Das Problem ist vielmehr die Zersiedelung und der Mobilitätswahn. Solange wir das Problem nicht an der Wurzel packen, ist auch Gratis-ÖPNV nur Symptombekämpfung.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Blacky:

      Klar jeder muss ein Häuschen im Grünen haben.

  • @ Hanuman: Wissen Sie eigentlich, um was es in der Makroökonomie eigentlich geht? Gratis-ÖPNV hat mit Makroökonomie reichlich wenig zu tun, aber dafür umso mehr mit Mikroökonomie. Und da gibt es das Modell der "Tragödie der Allmende". Einfach mal durchlesen, durchatmen, überlegen und dann argumentieren.

  • 9G
    97546 (Profil gelöscht)

    Ich wundere mich, was alles möglich wird, wenn die Automobilindustrie geschützt werden soll.

  • taz: „Die Bundesregierung überlegt, ob sie mit kostenlosem Nahverkehr die Luftqualität verbessern könnte. Wer das bezahlen soll, ist offen.“

     

    Es wird auch langsam mal Zeit, dass der Staat für seine (armen) Bürger einige Dinge kostenlos zur Verfügung stellt und nicht nur dafür sorgt, dass die Reichen noch reicher werden. Na ja, diese Diskussion würde aber sicherlich gar nicht stattfinden, wenn die EU-Kommission nicht erwägt eine Klage am Europäischen Gerichtshof gegen Deutschland einzuleiten, denn freiwillig wäre man nie auf die Idee gekommen den Nahverkehr kostenfrei für die Bürger machen zu wollen. "Bürger" - das sind doch diese armen Hungerleider, die man nur alle paar Jahre für die Wahl benötigt, die aber ansonsten das Maul zu halten haben wenn die wirklich Mächtigen ihre Zielvorgaben den Politikmarionetten ins Handbuch diktieren.

     

    Ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr wird aber sicherlich den einen oder anderen Bürger wieder Unbehagen bereiten, denn sofort wird über das viele Steuergeld gejammert, das dafür aufgebracht werden müsste. Wieviel Steuergeld jedes Jahr für unsinnige Dinge in die Toilette geworfen wird, darüber macht sich der Bürger allerdings keine Gedanken.

  • Super Idee!

     

    ...12 Milliarden Euro jährlich bundesweit fehlen..

     

    Peanuts - oder wie heisst das bei anderen sinnlosen Verschwendungen... ;-)

  • Endlich eine gute und zukunftsweisende Idee! Es wird höchste Zeit...

    Zumindest sollten die Fahrpreise halbiert werden.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Erst einmal kann man nicht die Zufahrt für Privatautos in die Innenstädte einschränken oder verbieten, ohne Gegenleistungen zu erbringen. Und das Geld ist da, man braucht es sIch nur da zu holen, wo es ist. Denn die in den Innenstädten ansässigen Firmen könnnen natürlich dazu beitragen, dass die Luft sauber bleibt, denn sie sind es ja, die Arbeitnehmer und Konsumenten anziehen. Und keiner kann mir erzählen, dass die z.B. in Frankfurt ansässigen Banken nicht locker einen Nulltarif finanzieren können, es ist eine Schande, dass sie das bisher nicht gemacht haben. Die Mineralölsteuer könnte auch dazu verwendet werden. Und für jedes in Deutschland verkaufte Auto könnte man auch eine ÖPNV-Abgabe erwägen. Finanzieren lässt sich das locker, es ist ja nicht so, dass es in Deutschland keine schwarze Null gäbe.

  • Dieselsubvention abschaffen, City-Maut für den Individualverkehr (gestaffelt nach Fahrzeuggewicht) einführen, und die Sache ist finanziert. Nur machen muss man's.

  • Schön wäre es ja, aber ...

     

    "Mit dem Brief wollen die MinisterInnen die EU-Kommission milde stimmen."

     

    Diesen wichtigen Satz haben offensichtlich viele Kommentator*innen überlesen. Es geht wohl nicht um ein konkreten Plan, sondern vielmehr um das verhindern einer Strafzahlung bzw. um das abwenden von Fahrverboten.

     

    Auf eine nahe liegende Idee ist die BR scheinbar nicht gekommen. Die Autoindustrie zur Hardware Nachrüstung an den getürkten Diesel Stinkern zu zwingen. Und zwar auf ihre Kosten. In Amerika geht das ja, aber hier traut sich keiner an die "heilige Kuh" ran.

     

    Anstatt dessen wird das Problem/werden die Kosten wieder vergesellschaftet. Nichts gegen einen kostengünstigen ÖPNV, aber ich halte den Plan für eine "Ente".

  • Bei den ÖPNV anzusetzen, ist kein schlechter Gedanke, aber Kostenlosigkeit dürfte nicht das schlagende Argument sein. Wer sich heute innerstädtisch ein Auto hält, wählt jetzt schon bewusst die teurere Alternative.

     

    Der Schlüssel ist der Komfort. Wenn die Taktung stimmt, das Netz dicht ist und intelligent funktioniert und vielleicht sogar eines Tages noch das Gepäckproblem gelöst wird, DANN lassen die Leute ihr Auto stehen (oder verzichten ganz darauf): In München kann man im Stadtbereich weitgehend ohne Plan aus dem Haus gehen, man wartet selten länger als fünf Minuten, und schneller geht's zumindest mit U- und S-Bahn ebenfalls. Da reicht dann ein Auto pro Familie, und das muss auch nicht jeden Tag bewegt werden.

     

    Alles andere ist Stückwerk oder sogar kontraproduktiv: Viele Kommunen würden die Kostenlosigkeit ihrer ÖPNV-Angebote zu Teilen durch Sparmaßnahmen gegenfinanzieren, und die Zahl derer, die die Fahrt mit dem "Arme-Leute-Verkehrsmittel" unangenehm finden, nähme wahrscheinlich auch zu.

    • @Normalo:

      Berlin ist da auch nicht so schlecht davor, würde ich meinen. Wenn da noch mehr investiert würde, nicht kaputt gespart würde, sähe es noch besser aus. Derzeit besteht ja die Möglichkeit, die S-Bahn zu kommunalisieren. Zur Finanzierung wurde hier ja schon einiges geäußert: Aufhebung der Dieselvergünstigung, Maut, CO2-Abgabe, aus Steuermittel (>Vermögende zur Verantwortung ziehen)...

      • @Uranus:

        Das wäre gar nicht mal nötig. Die Münchner Verkehrsbetriebe tragen sich sogar einigermaßen selber, WEIL sie so attraktiv sind (und auch weil sie einen typisch bayrischen Umgang mit dem Thema Schwarzfahren haben, nehme ich an).

         

        Eine Citymaut wäre freilich eine flankierende Maßnahme, aber da befürchte ich wieder einen riesigen Bürokratieaufwand für Durchsetzung und Härtefallregelungen. Andere Methoden wären schwerer zu kanalisieren. Es gibt auch Autofahrer, die NICHT reich sind, und Steuerzahler, die nicht die Innen(städte) verpesten.

  • Allein durch eine Abschaffung des Steuerprivilegs für Dieseltreibstoff ständen fast 8 Milliarden Euro zur Verwirklichung dieser Idee zur Verfügung ...

     

    Und zugleich würde ein wichtiger Anreiz wegfallen, überhaupt ein Dieselfahrzeuge zu kaufen.

  • Wer das bezahlen soll, liegt auf der Hand, auch wenn es gegenwärtig niemand wagt, es auszusprechen.

     

    Es würde so funktionieren wie die TV-Gebühren. Jeder muß es dann zwangsweise bezahlen, sei es über gesonderte Gebühren oder über die Steuern. Und bezahlen muß dann auch der überzeugte Radfahrer oder Fußgänger.

     

    Allerdings wäre das zunächst einmal etwas, das die Wirtschaft ankurbelt. Großaufträge aus Steuermitteln für die Autoindustrie (Busse), dann noch das "Nischengeschäft" mit der Gebrauchtwagenüberschwemmung der 3. Welt, nebenher längerfristig betrachtet dann nicht nur die 2. Miete per Nebenkosten, sondern auch noch so etwas wie eine 3. Miete für den Erhalt des öffentlichen Nahverkehrs ...

     

    So muß es nicht kommen, aber nichts ist wahrscheinlicher, als daß es so kommt. Die Politik hat es bisher immer verstanden, auch beste Ideen in neue Plagen mutieren zu lassen.

  • Mal langsam: Vater des Gedankens ist, die Autoindustrie und die Autofahrer vor etwaigen Unannehmlichkeiten zu bewahren. Die scheinen sich schon konkret abzuzeichnen, wenn die Regierung an solch "drastische" Maßnahmen denkt.

    In dem Moment, in dem dies erreicht oder auf den St. Nimmerleinstag vertagt werden konnte, wird die Bundesregierung feststellen, dass die 12 Mrd im Rüstungsetat doch besser aufgehoben sind.

    Wer glaubt, dass sich diese Regierung ernsthaft um den ÖPNV kümmern möchte, der glaubt auch dass Zitronenfalter Zitronen falten.

    • @markstein:

      Wer glaubt, dass "die Wirtschaft" auf erholte gesunde Mitarbeiter verzichtet nur um der kleinen IAutoindustrie einen Gefallen zu tun, der gehört in die gleiche Glaubensschublade

    • @markstein:

      Daran bestehen wahrscheinlich kaum ernsthaft Zweifel. Aber schon die Tatsache, dass sich eine Regierung (dieses Landes) überhaupt auf derlei Gedankenspiele einlässt, ist schon sehr bemerkenswert. Daher sollten wir das nicht erstmal kaputtreden (das macht die Regiereung dann schon selbst) sondern sie beim Wort nehmen ind die Idee einfach unterstützen. Selbst wenn sie von der Regierung stammt...

      • @Helmut van der Buchholz:

        Eventuell könnten diese "Streicheleinheiten" durch die nahende Abstimmung zur GroKotz begründet sein. ;-)

  • Guter Vorschlag, unaufrichtig ausgearbeitet. Die Liste der Testgebiete lässt darauf schließen, dass hier etwas in den Sand gesetzt werden soll. Bonn! *lol*

  • Andererseits sind Dieselbusse die reinsten Dreck-, Stickoxid- und C02-Schleudern. Eh die alle elektrisch fahren gehen noch viele Abschreibungszyklen ins Land. Und wöllte man das ganze Verkehrsaufkommen mit ÖPNV bewältigen, bräuchte man viele, viele Busse. Nein, es ist der Mobilitätswahn und -zwang, den es zu bekämpfen gilt.

    • @Energiefuchs:

      Der "Mobilitätszwang und Mobilitätswahn" ist ja nicht auf dem Mist der einzelnen Individuen gewachsen. Er entsteht durch unsere Siedlungsstruktur: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Kultur finden jeweils an weit auseinanderliegenden Orten statt. Das lässt sich kaum auf die Schnelle korrigieren.

    • @Energiefuchs:

      "Nein, es ist der Mobilitätswahn und -zwang, den es zu bekämpfen gilt."

       

      Bekommen wir künftig auch Ausgangszeiten zugeteilt und Mao-Anzug vorgeschrieben, wenn wir zum veganen Supermarkt fahren müssen?

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Energiefuchs:

      Klar. Auch. Sie sind einer der Wenigen, die dankenswerterweise immer wieder darauf hinweisen

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Man kann gar nicht oft genug darauf hinweisen! So a la "Grenzen des Wachstum" und "Ackerland pro Kopf weltweit" und "Knappheit des Trinkwassers weltweit", nur so als Gedankenstütze, da war doch noch was....

  • Ja, ich dachte doch gestern auch ich seh nicht recht, als ich das im Nachrichtenticker sah. So ne prima Idee hätt ich denen gar nicht zugetraut! Nur - wann das realisiert werden soll und wie, wurde natürlich nicht gesagt. Denn erstmal muss da doch noch einiges gemacht werden bei der Bahn-Infrastruktur, würd ich einfach mal so sagen als bahnfahrender Laie. Und dann wär wieder die Frage wie der Service dann ist (überfüllte Bahnen und Busse) und ob am Ende nicht wieder die Beschäftigten leiden, sprich Lokführer und Busfahrer, die dann Überstunden schieben müssen und schlecht bezahlt werden. Aber ansonsten natürlich - weiter so! (Auch wenns grad schon ein bißchen was von Bauernfängerei hat)

    • @Artur Möff:

      Bahn? Es geht nur um den ÖPNV, nicht um kostenloses Bahnfahren im gesamten Bundesgebiet. Ich vermute mal dass Busse, Strassen- und U-Bahnen mehr zusätzlich belastet werden würden als der Zugverkehr ggf. über den S-Bahnverkehr.

      • @hup:

        Ich hab an U- und S- Bahn gedacht, nicht wegzudenken aus dem ÖPNV in Großstädten. Aber um einen echten Effekt zu erzielen, müsste auch die Bahn mit eingebunden werden, denn ein großer Teil der Pendler, die mit PKW unterwegs sind, hat längere Strecken zu bewältigen, wo nicht unbedingt Busse fahren. Um also wirklich was auszurichten, braucht es ein umfassendes Konzept. Dazu gehört auch Güter auf die Schiene.

  • In einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist der kostenlose ÖPNV in Städten eine sehr günstige Option. Die "fehlenden Milliarden" entstehen nur aufgrund der neoliberal bedingten Vorgabe, dass die öffentlichen Verkehrsbetriebe wie private Wirtschaftsbetriebe zu führen sind (gilt übrigens auch für Energieversorgung uvm.).

     

    Kürzlich konnten wir hier einen Bericht über die Stadt Melbourne lesen, die aus genau diesen Gründen den kostenlosen ÖPNV eingeführt hat. Ein Beispiel, das hoffentlich Schule machen wird.

     

    Die Steuerzahler werden ja auch nicht gefragt, ob sie den erheblich größeren Posten Straßenbau bezahlen wollen, also sollte sich niemand aufregen, wenn es eine Verschiebung zu weniger Straßen und anhängiger Kosten für den Individualverkehr hin zu mehr ÖPNV geben wird. Dann könnten nicht nur freie Busspuren und bessere Bahntaktungen Realität werden, sondern auch mehr reine Fahrradstraßen.

    • @Khaled Chaabouté:

      Die Stadt Melbourne hat lediglich eine "Free Tram Zone" (ca. 0,5 km²) in der Innenstadt eingerichtet. Die Behauptung, der ÖPN wäre kostenlos ist falsch. Nur Fahrten innerhalb der Zone sind gebührenfrei.

    • @Khaled Chaabouté:

      Guter Kommentar. Ich meine, man könnte es doch mal probieren? Und dann schauen, ob es in 10 Jahren eine Verlagerung gab. Man darf so einen Versuch nur nicht schon nach einem Jahr beenden.

  • Endlich mal...

    Aber ich halte es auch für Politiksimulation.

    Schade.

  • Ließe sich das denn vielleicht zumindestens teilweise durch den Wegfall der Kilometerpauschale Gegenfinanzierung?

    • @Peter See:

      Das will ich stark hoffen. Alleine dafür lohnt sich dieser Vorschlag.

  • Die »Kosten« sind die falsche Perspektive.

     

    Wenn ich einen Anreiz schaffen möchte, mehr Menschen auf alternative Verkehrsmittel umzulenken, muss ich mir zuallererst Gedanken darüber machen, wie ich Alternativen a) schaffe und b) überlegen gestalte.

     

    Der Vorteil vom Auto ist, dass es mich von A nach B bringt. Trocken, mitsamt Gepäck und wohltemperiert obendrein. Die allermeisten alternativen Verkehrssysteme scheitern bereits daran, Fahrgäste von A nach B zu bringen. Niemand möchte nur von einer Haltestelle zur anderen. Fahren ist kein Selbstzweck.

     

    Solange Köln die U5 auch zur Messezeit nur mit zwei Wagen und im 20-Minuten-Takt fahren lässt, in München und Berlin die S-Bahnen zur Hauptverkehrszeit nur einen Teil der Fahrgäste aufnehmen können und regelmäßig ausfallen und in Berlin statistisch nur 1 von 15 Anschlüssen nach Plan verläuft, stellt das Angebot keine Alternative dar.

     

    Ein solches Angebot wird nicht dadurch zur Alternative, dass ich es unentgeltlich zur Verfügung stelle.

    • @teh:

      Das Netz in München ist Morgens zwischen 7-9 stark ausgelastet, aber selbst da finden sich (z.B. zur Uni) noch relativ leere Busverbindungen. Kapazität ist vorallem im Buslinien Verkehr vorhanden und sonst außerhalb des Pendkerverkehrs. Das wären etliche Autos weniger, wenn diese Leute die Ubahn etc. nutzen würden. Aber ich sehe oft, dass es da weniger am Geld liegt. Die Anwohner, welche in der Innenstadt ein Auto haben sind sich zu 80% einfach zu fein für den Öffi. Ein Auto kostet nämlich ein vielfaches mehr als -über die selbe Verwendungszeit- die Bahncard 100 und das MVV Jahresticket! Meine Lösung zur Finanzierung: Die deutschen Autokonzerne und andere Umweltsünder wie RWE sowie die, welche Autos mit Wohnsitz im Stadtgebiet anmelden (Ermäßigung bei Familie mit Kind und

      Mittelständischen Betrieben), bekommen teure CO2 oder Abgasbilanzen. Von diesen kann man sich freikaufen durch Finanzierungen in den deutschen Scheinen und Nahverkehr. Wer sich weigert muss mehr bezahlen. Das fließt dann in den Bundeshaushalt. ....Warum nur die im Stadtgebiet? Auf dem Land ist man auf das Auto leider wirklich angewiesen.

      • @Sven Svarson:

        Anreize schaffe ich nicht dadurch, dass ich bestehende Lösungen torpediere, sondern indem ich überlegene Alternativen schaffe. (Und ob im Bus zur Uni noch ein Platz frei ist, ist hier nicht das Thema).

        • @teh:

          Was heißt torpedieren? Bisher wird für die Infrastruktur für Autos keine Maut erhoben, auch nicht für die von KFZs verursachten Klima- und Gesundheitsschäden. Ein mehr an Verantwortungübernahme seitens KFZs-Fahrer_innen wäre doch konsequent. Wenn dann gleichzeitig der ÖPNV und Fernverkehr ausgebaut und vergünstigt/kostenlos nutzbar wird - umso besser! Eine sozioökologische Finanzierung bräuchte es - Einkommens/Vermögensorientiert und querfinanziert durch CO2-Abgaben.

          • @Uranus:

            Danke, ich hab mich auch schon gefragt was ich torpediere. Aber TEH hat sich wohl nicht meinen ganzen Beitrag durchgelesen ;)

    • @teh:

      In welchem Köln leben Sie? Eine "U5" gibt es nicht, "Drei-Wagen-Züge" können nicht gebildet werden, und die Linie 5 (die Sie wohl meinen) verkehrt im 10-Minuten-Takt. Aus Ihrem Auto heraus können Sie sich über den ÖPNV kein Urteil bilden.

      • @sepptember:

        Dass in Köln die Taktungen eher nicht fahrgastfreundlich sind, sollte man - bei aller natürlich notwendigen Spitzfindigkeit gegenüber Andersdenkenden - aber nicht leugnen. Köln gehört zu den Städten, wo man gut daran tut, sich im Voraus zu überlegen, wann man wo sein muss, um mit dem ÖPNV einigermaßen zügig ans Ziel zu kommen. Und "zügig" ist dabei auch noch relativ. Schneller ist man auf den meisten realen Strecken dann doch mit dem Auto.

         

        In anderen Städten - vor allem solchen mit einer richtigen Metro - läuft das deutlich anders: Da geht man einfach los, stellt sich an den Bahnsteig und hat die Gewissheit, schnellstmöglich ans Ziel zu kommen. Auto? Mangels Auslastung abgeschafft.

      • @sepptember:

        Wo schrieb ich, dass ich in Köln lebe? Wo, dass ich Köln vom Auto aus beurteile? Wo schrieb ich etwas von zwei Wagen? Welche Relevanz hat es, ob man U5 oder Linie 5 sagt? Auf welcher Grundlage urteilen Sie über meine Urteilsfähigkeit? Bitte bleiben Sie sachlich und wahren Sie die Qualität des Forums. Danke.

        • @teh:

          Dann lesen Sie sich ihren Beitrag noch einmal gut durch.

          • @sepptember:

            Lesen Sie sich doch mal Ihren durch... Allein mit Selbstgerechtigkeit kann man die Welt nicht retten.

  • Die Idee ist gut. Wenn das nicht komplett als unbezahlter Service realisierbar ist, kann man sich ja durchaus kreativ Teilfinanzierungen überlegen, wie z.b. Anwohner über die Grundsteuer mitzuverpflichten, aber dafür z.B. Für 10€ pro Monat ein Monatsticket anbieten, oder ein Jahresticket für 100€. Ortsfremde / Touristen können entweder ein Tagesticket für 2€ lösen, oder ein Wochenticket für 10€ - Zusatzeinnahmen könnten hier über eine erhöhte Kurtaxe laufen.

    Wenn man das will, dann werden sich Finanzierungsmodelle finden - es gibt ja auch viele Benefits, z.b. durch Einsparungen im Strassenausbau, Wertzuwachs in Innenstädten, gesparte Lebenszeit durch weniger Staus, als Chance für neue Mobilitätsanbieter weil der komplette Verzicht auf ein Auto (oder zumindest den zweitwagen) oft möglich wird, usw.

    Mich würde es freuen wenn man bei dem Thema endlich mal einen großen Wurf anpackt, statt klein-klein projekte die keiner mitbekommt, und die untergehen weil sie keine kritische Masse erreichen.

    • @hup:

      Finde ich auch keine schlechte Idee. Die Studenten in den meisten Städten haben durch ihren Semesterbeitrag ja auch das ÖPNV-Ticket inklusive. 10 Euro als kleiner Beitrag pro Person und Monat finde ich auch nicht schlecht. In unserer kleinen Großstadt sind es zur Zeit 45 Euro.

  • Nur weil der politische Gegner einen Vorschlag macht, muss dieser ja nicht schlecht sein. Wie soll die Verkehrs-

    und KLimawende denn sonst funktionieren, wenn nicht durch einen billigeren und besseren ÖPNV? Könnte man ja durch eine höhere Mineralölsteuer auch kostenneutral gestalten. Ist eh zu billig der Sprit.

  • Aus dem Munde von CDU, CSU und SPD klingt das in der Tat eher nach einer Nebelkerze.

  • Es ist nicht der Preis. Es ist das fehlende Angebot. Die Katastrophe ist der Berufsverkehr zwei Stunden morgens rein zwei Stunden abends raus. Außerhalb dieser Zeiten ist selbst in Stuttgart sowohl die Straße als auch die Bahn halbleer.

  • Das soll solidarisch sein?

    Was ist mit den 24,5% der Bürger, welche nicht in Städten leben? Lediglich 26 Millionen wohnen in deutschen Großstädten welche flächendeckenden Nahverkehr anbieten. Warum müssen die anderen 56 Millionen deren Lifestyle finanzieren?

    Warum wird nicht die KFZ Steuer in Ballungsgebieten auf 20% des PKW-Listenpreises erhöht und dafür außerhalb der Gebiete mit ÖPN ganz abgeschafft?

    Das wäre doch mal wirklich solidarisch.

    Aber klar, die hippen Bürger Germanias, der Bewegungshauptstadt und dem "Tor zur Welt" müssen ja besonders gepampert werden.

  • Warum nicht einen Nahverkehrsbeitrag von jedem Haushalt erheben ?

    Anders als eine Gebühr muß es für einen Beitrag keine Gegenleistung geben, sondern nur einen potentiellen Vorteil.

    Diese Beitrag könnte gerecht für alle gleich erhoben werden - damit wäre es auch möglich endlich die Schwarzfahrer zur Kasse zu bitten die sich bislang weigern den ÖPVN zu finanzieren weil sie angeblich zu Fuß gehen oder das Rad nehmen.

     

    Der öffentliche Nahverkehr könnte dann von einer staatsfernen Anstalt des öffentlichen Rechts organisiert werden, welche die Beiträge erhebt und bei privaten Firmen die entsprechenden Leistungen einkauft.

    Als Kontrollorgan können man einen Verkehrsrat einsetzen, der per Gesetz mit Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen (z.B. die Kirchen) besetzt wird.

    • @Alreech:

      Ja bitte, unbedingt die Kirchen in den öffentlichen Nahverkehr reinziehen, deren Kompetenz zu dem Thema ist selbstevident... und für sie ist jeder ein Schwarzfahrer, der den ÖPNV nicht nutzt? Auch eine interessante Perspektive...

      Während die Idee des freien ÖPNV an sich gut ist finde ich ihre Vorschläge zur Umsetzung eher gruselig. Dass das Geld dafür irgendwo hergeholt werden muss, und eine pauschale Anwohnerbeteiligung auch gerecht wäre (haben den größten Nutzen) ist dagegen nachvollziehbar.

  • JETZT LÄSST AUCH NOCH DIE TAZ...

    den neoliberalen autoren den platz, um eine idee in den bereich der utopien zu rücken, die bei ein wenig makroökonomischer kenntnis unausweichlich nötig wird, nicht nur um feinstaub, stick- und kohlendioxide auf den strassen zu reduzieren, sondern den privaten verkehr auf öffentliche verkehrsmittel zu verlagern - wie es andere ländern. etwa ungarn für senioren ab 60, längstens verwirklicht haben. deutschland ist - wie auch sonst in vielen bereichen - dank seiner neo- und ordoliberalen geister wie wolfgang schäuble und seine "schwarze null" mit "schuldenbremse" - längst am ende der kette angekommen, in der "die wirtschaft alles regelt".

  • Auch die Kosten für Fahrkarten und die Tariformationenstafeln fallen weg. Nicht nur die Kontrolleure auch alle anderen Angestellte, die mit der Abrechnung zu tun haben. Da gibt es erhebliches Einsparpotential

  • Die Frage ist doch: Was kostet das gegenwärtige System und welchen Anteil der Kosten für den ÖPNV bringt es wieder ein? Wenn ich in den Großstädten die Massen an Automaten sehe, welche aufgestellt, geleert und gewartet werden müssen, dazu die Kontrolleure, welche in den miesesten Vierteln die Leute kontrollieren müssen, die zu 80% ohnehin Zeitkarten nutzen.

     

    Einzelhandel, Gastronomie und Freizeitbetriebe würden von einer Umstellung erheblich profitieren. Instandhaltungskosten für Straßen könnten reduziert werden, der Ausbau von Umgehungsstraßen reduziert werden, usw. usf.

     

    Aktuell zahle ich als Autobesitzer kräftig drauf, wenn ich mich entscheide, mit der Bahn in die Stadt zu fahren. Würde ich die Bahn nehmen, würden alle profitieren - außer mein Geldbeutel und die Ölkonzerne. Daher bin ich durchaus der Ansicht, dass der Anteil der Kosten, welcher dadurch entgeht - und meiner Vermutung nach überschaubar sein dürfte - durch jene kompensiert werden kann, welche davon profitieren. Gewerbesteuer, Mineralölsteuer, etc.

     

    Und mit der EU-Kommission hätte man womöglich auch noch seinen Frieden erkauft.

    • @trippel:

      Wenn Sie die Möglichkeit haben wie ich nur den Nahverkehr zu nutzen, dann melden Sie ihr Auto doch ab und holen sich noch ein Fahrrad oder e-bike. Ich wohne an einem guten Anschluss und habe den Supermarkt um die Ecke. Seit ich die Karre abgeschafft habe blüht mein Geldbeutel auf, ich bin fitter und weniger krank weil ich (auch bei Regen/Schnee!) gerne Fahrrad fahre und mich abhärte. Theoretisch könnte ich mir zu meinem Öffi-Ticket noch eine Bahncard 100 holen, soviel hab ich Jährlich bei meinem Auto für Steuern, Versicherung, Reperatur, Waschanlage etc...ausgegeben. Also wenn Sie können. Probieren Sie es aus! Da freut sich ihr Geldbeutel, ihre Gesundheit und vor allem ärgern sich die Konzerne ;)

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @Sven Svarson:

        Das Problem ist, dass viele Leute nicht neben einer U-Bahn Station wohnen und den Supermarkt nicht um die Ecke haben. Ich kenne beide Fälle, wenn ich in Valencia bin, habe ich alle nur erdenklichen Einkaufsmöglichkeiten in einem Radius von 5Minuten Fussweg.

        Wenn ich in Toulouse bin, bin ich 40Kilometer von der Innenstadt entfernt auf dem platten Lande und da brauch ich das Auto, nur um ein Baguette zu kaufen. Mit den steigenden Mieten werden immer mehr Leute in schlechtangebundene Randzonen verdrängt und sind auf das Auto angewiesen. In Toulouse gibt es Parkplätze am Stadtrand an den Endhaltestellen der Métro, die morgens um 8 schon überbelegt sind. Die Vorortzüge sind krachend voll und haben ständig Verspätung und auf der Stadtautobahn ist Schritttempo von 8 bis 10. Und diese Leute können nicht alle in der Innenstadt mit dem Supermarkt um die Ecke wohnen. 1000€ Kaltmiete für eine 3 Zimmerwohnung ist für jemand der 1500€ im Monat verdient unerschwinglich.

        • @82236 (Profil gelöscht):

          Das Problem ist mir bewusst. Ich habe auch ziemlich Glück mit meinem Wohnort. Ich meine, dass diejenigen ihr Auto abmelden könnten, die in Stadtteilen mit guter Infrastruktur wohnen (Maßstäbe füt "gut" müssen noch entworfen werden, aber sollten auch Auslastung und Pünklichkeit beinhalten). Und KFZ Besitzer dieser Stadtteile sollten mit einer Steuer den Nahverkehr entsprechend finanzieren/vergünstigen um für ihre Abgasbelastung aufzukommen. Familie mit Kind und ansässige Mittelstandsunternehmen müssen vergünstigt berücksichtigt werden, die höhe richtet sich an den Abgaswerten des KFZ. Ein Traum wäre es auch wenn "schmutzige Unternehmen" wie RWE und VW die ökölogische Infrastruktur (E-Tankstellen, mehr E-Busse/Schienenverkehr etc.) auf dem Land finanzieren würden um sich von ihren schlechten CO2 Bilanzen (auch der Werke im Ausland!) quasi freizikaufen. Von mir aus mit einer fetten Werbung auf jedem Gleisstück. Hauptsache die machen das.... oder sie wirtschaften einfach ökologischer. Ich meine aber auch, dass es sich auch jetzt schon lohnt an manchem günstigen Wohnort das Auto abzumelden. Den Geldbeutel jetzt schon zu schonen und jetzt schon den Öl und Auto-Konzernen den Rücken zu kehren. Allein in meiner Straße stehen 30 Autos und in 5min Fußweg entfernung fährt eine Straßenbahnstation die im 10-5min Takt fährt. Die meisten Arbeiten und Studieren alle in derselben Stadt. Diesem Verhalten müssen die Anreize genommen werden. Das würden sie doch auch so (oder so ähnlich, bin für Vorschläge dankbar) unterschreiben?