Rassismus in TKKG-Hörbüchern: Tim und das N-Wort
Tim von TKKG hieß früher nicht nur anders – er wird auf dem Cover auch immer weißer. Die Kassetten der Eltern sollten lieber verschwinden.
„TKKG, die Profis in spe“. So schallt es seit Jahrzehnten durch die deutschen Kinderzimmer. Seit 1979 ermitteln die vier Teenager Tarzan, Karl, Klößchen und Gaby mithilfe des Hundes Oskar Kriminalfälle in Büchern, wenige Jahre später auch in Hörspielen.
Mit den Jahren hat sich nicht nur Tarzans Name verändert: Ab Folge 38 wird Tarzan zu Tim, weil der Name „Tarzan“ markenrechtlich geschützt ist. Doch auch optisch wandelt sich der Junge – zumindest auf den Covern der Hörbücher. Zu Beginn schwarze krause Locken und eine dunkle Hautfarbe – doch je neuer die Folgen, desto weißer wurde auch Tim. Das ist nur konsequent, denn Tim ist in jeglicher Hinsicht WEISS.
Und damit ist nicht seine Hautfarbe gemeint, und dass er in den Hörbüchern mehrmals betont, er habe nur so einen dunklen Teint, weil er so gern Zeit an der frischen Luft verbringe. Sondern sein Menschenbild, das an das der White Supremacists erinnert.
Seine liebste Ermittlungsmethode war jahrelang Racial Profiling. Jemand sprach mit osteuropäischem Akzent oder war schwarz? Das musste der Verbrecher sein. Jemand war Italiener? Ganz sicher ein Mafioso. Und mit seinen rassistischen Vorurteilen hatte er meistens recht. TKKG zeichnete ein Bild voller diskriminierender Stereotype: Alle, die nicht weiß waren, waren böse. Meist Menschen, die Tim mit dem N- oder Z-Wort bezeichnete.
Auch das Frauenbild der Hörbücher war stereotyp patriarchal gezeichnet. Gaby, das einzige Mädchen im Bunde, war die Brave, deren einzige Aufgabe es zu sein schien, sich von Tim beschützen zu lassen.
Die aktuellen Folgen der Hörbücher sind weniger eindimensional. Doch die alten Kassetten der Eltern sollten besser aus den Kinderzimmern verschwinden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen