RKI zum Verlauf von Omikron: Die gigantische Welle
Das RKI hat berechnet, wie die Pandemie in den nächsten Wochen verlaufen könnte. Kontaktreduktionen könnten eine Überlastung der Kliniken verhindern.
![Skiefahrer vor eine Bergkulisse Skiefahrer vor eine Bergkulisse](https://taz.de/picture/5372199/14/29368113-1.jpeg)
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All diese Zahlen gehen aus einer Studie zur Abschätzung der Omikron-Infektionswelle hervor, die das Robert-Koch-Institut am Donnerstag veröffentlicht hat. Bei den Ergebnissen handelt es sich ausdrücklich nicht um Prognosen, betonen die Wissenschaftler des RKI. Die tatsächlichen Zahlen können je nach Verlauf auch deutlich niedriger oder noch viel höher ausfallen.
Die vor sechs Wochen begonnene Studie diene vor allem dazu, anhand eines vereinfachten Modells durchrechnen zu können, wie sich der Verlauf der Pandemie durch die Omikron-Variante verändert hat. Sie liegt dem Bundesgesundheitsministerium vor und ist Grundlage für politische Entscheidungen.
Anhand des RKI-Modells lässt sich zeigen, welche Faktoren ausschlaggebend sein können. Insgesamt wurden 180 Szenarien durchgerechnet. Je nach Annahme führen die Ergebnisse zu einer „breiten Streuung“, heißt es in der Studie. So könnte der Spitzenwert der täglichen Neuinfektion auch bei 450.000 liegen.
Faktor Impfung
Als ein wichtiger Faktor hat sich die Wirksamkeit der Impfungen gegen Omikron herausgestellt. Ist diese niedrig, steigt die Zahl der Fälle doppelt so hoch wie bei einem hohen Wirkungsgrad. Wie effizient die Impfungen sind, kann aber noch nicht gesagt werden. Und es ist auch politisch nicht steuerbar.
Ein anderer wichtiger Faktor sind die Kontaktreduzierungen. Hier hat die Politik Handlungsspielräume. Ein kurzer, harter Lockdown schon im Januar, so zeigt das RKI-Modell, hätte nach hinten losgehen können. „Eine frühe, starke Kontaktreduktion kann zu einem starken Rebound-Effekt führen“, heißt es in der Studie. Die Omikronwelle wäre zwar später, dafür umso gravierender gekommen.
Als sehr effektiv erweist sich im RKI-Modell eine sechswöchige Reduzierung der Kontakte um 20 Prozent von Ende Januar bis Mitte März. Der Vorteil: dafür bräuchte es nicht einmal große politische Vorgaben. Denn ein Fünftel weniger Kontakte als in der Zeit vor der Pandemie wurde bisher in der Regel allein durch freiwillige Zurückhaltung und Vorsicht der Bevölkerung erreicht.
Wenn durch die Diskussion um die Aufhebung aller Coronamaßnahmen in den skandinavischen Ländern und Forderungen nach einer Exitstrategie hierzulande der Eindruck entstünde, das Schlimmste sei vorbei, wäre das fatal. Denn wenn die Menschen auf jegliche Kontaktreduzierung verzichten, schnellen die Kurven im RKI-Modell nach oben. Möglich wären dann nicht nur bis zu 600.000 Infektionen pro Tag. Es müssten am Ende auch wieder mehr als 4.000 Corona-Patient:innen auf den Intensivstationen behandelt werden – und die Kliniken wären überlastet.
Und noch einen Unsicherheitsfaktor gibt es. Das RKI-Modell beruht auf der Annahme, dass durch Omikron nur 15 Prozent so viele Menschen schwerst erkranken wie unter den zuvor dominierenden Corona-Varianten. Sollte der Wert am Ende höher liegen, gäbe es ein Problem auf den Intensivstationen.
Aktuell sind wir davon noch weit entfernt. Am Donnerstag wurden 2.262 Corona-Patient:innen intensiv behandelt. Die Zahl der Neuaufnahmen steigt bereits seit zwei Wochen langsam, aber kontinuierlich an.
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