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Proteste gegen Corona-MaßnahmenDemokratie ohne Mundschutz

Steigende Infektionszahlen und mögliche Restriktionen könnten Corona-Demos wieder wachsen lassen. Wie Behörden reagieren sollen, ist umstritten.

War was? Anfang August demonstrieren tausende Menschen in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen Foto: Fritz Engel/ Zenit

Am Samstag soll es weitergehen. In Stuttgart zum Beispiel will erneut die Initiative „Querdenken“ auf die Straße gehen, die dort seit Monaten die Proteste gegen Corona-Schutzmaßnahmen organisiert und die auch zur Berliner Großdemonstration vom vergangenen Samstag aufgerufen hatte. Ob es erneut zu einem Massenauflauf ohne Schutzmasken und Sicherheitsabstände, ähnlich wie am vergangenen Wochenende in der Hauptstadt, kommt, ist dennoch fraglich. Mit ihren regionalen Demonstrationen hatte die Szene in den vergangenen Wochen schließlich nur noch einige hundert Menschen angezogen.

Dass die Berliner Demonstration mit ihren rund 20.000 Teil­neh­me­r*innen (im Zahlensystem der Veranstalter*innen: bis zu 5 Millionen) der Bewegung einen neuen Schub verpasst hat, ist aber nicht komplett ausgeschlossen. Auch die steigenden Infektionszahlen und mögliche neue Restriktionen könnten die Demos in Zukunft wieder wachsen lassen. Damit stellt sich die Frage: Was tun, wenn früher oder später in Stuttgart oder anderswo wieder Tausende zusammenkommen – und dabei demonstrativ sämtliche Hygieneregeln missachten?

Die weitestgehende Forderung erhob am Montag Armin Schuster (CDU). „Solche Demonstrationen sind eine Gefahr für die Allgemeinheit“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion der Rheinischen Post. Seiner Meinung nach wäre es verhältnismäßig, die Versammlungen „nur noch unter sehr viel strengeren Auflagen oder gar nicht mehr zu genehmigen“.

Corona-Demonstrationen verbieten? Viel Zuspruch erhielt Schuster für diese Maximalforderung am Montag nicht. Gleichwohl häufen sich die Forderungen, auf Demonstrationen künftig stärker auf die Einhaltung von Hygieneregeln zu pochen. „Im Zweifel bedeutet das auch, Demonstrationen aufzulösen, wenn die Auflagen weitflächig nicht eingehalten werden“, so der FDP-Bundestagsabgeordnete Stephan Thomae. SPD-Chefin Saskia Esken hatte zuvor schon in der ARD gesagt, die Demonstration vom Samstag „hätte schon früher aufgelöst werden können“.

Ein Seitenhieb in Richtung Berlin

Auch die Bundesregierung schaltete sich am Montag in die Debatte ein. Es sei Aufgabe der Landesbehörden, darauf zu achten, „dass der Infektionsschutz gewährleistet ist und dass die Auflagen, die von den jeweiligen Behörden definiert werden, auch konsequent eingehalten werden“, sagte ein Sprecher von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Demonstrationen wie die vom Wochenende seien „eine Gesundheitsgefahr für uns alle und in dieser Form nicht akzeptabel“. Ein Seitenhieb in Richtung Berlin also: Die Behörden dort hätten stärker darauf achten sollen, dass Auflagen auch eingehalten werden.

Solche Demonstrationen sind eine Gefahr für die Allgemeinheit

Armin Schuster, unionsfraktion

Eine Auflage für die Corona-Demonstration dort lautete, dass die Teilnehmer*innen Schutzmasken tragen müssen. Eingehalten hatte diese Regeln nur ein kleiner Teil der Demonstrant*innen. Die Einsatzkräfte reagierten zunächst mit Lautsprecherdurchsagen. „Dies mündete aber lediglich in Unmuts­be­kundungen“, stellte die Polizei selbst in ihrem Einsatzbericht fest. Die Demonstrierenden durften trotzdem durch Berlin laufen. Erst später schritten die Beamt*innen ein, erstatteten Anzeigen gegen zwei Ver­samm­lungs­leite­r*innen und lösten eine Kundgebung auf.

Der Berliner Senat hält diese Polizeistrategie trotz der Kritik aus dem Bund weiterhin für richtig. Die Polizei habe „professionell und angemessen agiert“ und „nicht zu spät eingegriffen“, sagte ein Sprecher von Innensenator Andreas Geisel (SPD) auf Anfrage. Im Sinne der Deeskalation hält man es in der Senatsverwaltung auch für angemessen, dass die Polizei darauf verzichtet hat, die Kundgebung mit Gewalt aufzulösen. Demonstrationen per se im Vorfeld zu verbieten, sei rechtlich gar nicht möglich, wenn es vorab keine Hinweise auf strafbare Aktionen gebe, so der Sprecher des Innensenators.

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29 Kommentare

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  • Statt immer nur drüber zu diskutieren. ob die Teilnehmer nun sich an die Vorschriften gehalten haben, sollten auch endlich die Themen auf den Tisch um die es diesen Menschen wirklich geht. Es hilft doch nichts dauern darüber nur zu schimpfen ohne auf diesen Menschen und Ihre Anliegen und Kritikpunt einzugehen. Diese sind durchaus berechtigt. Über diese Punkt wie Meinungsfreiheit, Diffamierungen, Forderung eines Sachlichen Diskurses zwischen allen Ärzten, Wissenschaftlern, Pädagogen, Psychologen usw. auch die anderer Meinung sind um einen Mittelweg sind und nicht Menschen aus der Gesellschaft auszuschließen und zu diffamieren. Da bringt uns hier alle nicht weiter. Es ist auch durch unsere Politik erstmal soweit gekommen dass soviele Menschen auf die Straße gegangen sind weil sie mit Ihren Offenen Fragen, Kritikpunkten und den Kolletaralschäden durch die Maßnahmen allein gelassen worden sind. Warum redet keine Zeitung über die Gründe und die Punkt um den es diesen Menschen geht. Das macht es doch nur schlimmer wenn man nur diffamiert ohne einen Diskurs und den Hintergrund zu verstehen was soviele Menschen auf die Straße bringt. Vielleicht glauben sie auch nicht mehr an den Schutz der Masken da auch viele Ärzte und Wissenschaftler dazu eine andere Meinung vertreten wenn sie mal gehört werden würden.

  • 0G
    02612 (Profil gelöscht)

    AXO Ironie aus

  • 0G
    02612 (Profil gelöscht)

    Als 1974 in Anschnallpflicht mit Sicherheitsgurten in PKW`s eingeführt wurde, ja - da gab es ja auch eine Demo nach der nächsten - hat nix geholfen...



    Jetzt wird halt ein Bußgeld bei Verstoß fällig-

  • Wieviel Menschen eine Million ist, kann man sehr gut zu Sylvester auf unter den Linden oder zu einer Fussball-WM Fanmeile erleben. Zudem unterschätzt die Polizei üblicherweise die Zahl der Demoteilnehmer. Auf den Fotos abgebildet sind mindestens um die 50.000. Es kann also gut sein, das um die 100.000 plus am 0108 gegen Coronamassnahmen demonstriert haben (by2020 we rise up.. ??). Die beste Zählung bisher erlebte ich letztes Jahr zum global climate strike als die Demo ein gut auszählbares Nadelöhr passierte an dem drei Leute parallel mit zählen beschäftigt waren. Da auch viele Leute die potentiell die Umweltbewegung unterstüzen (würden) mit dabei sind, ein paar Worte.



    "Liebe" Coronamassnahmenskeptiker: Ihr stellt euch in Gesellschaft mit Trump und Bolsonaro. Leuten für die Natur ein bis aufs letzte ausbeutbarer Gegenstand darstellt. Denen Klimawandel und Ökosystemkrise scheiss egal sind. Die aktiv Gewalt eskalieren militärisch-international oder Tendenzen zum Bürgerkrieg, zur Eskalation im Innern bereits mehrfach aktiv und bewusst eingesetzt haben, siehe auch Trumps Verhältnis zur NRA sowie diverse Aufrufe Bolsonaros.



    Mit einer prognostizierten Impfpflicht, als Masstab zur Definition von Kapitalismus, diffamiert ihr Kapitalismuskritik und die Entscheidungsfreiheit potentiell notwendig zu impfender Personen.



    Linksradikal gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr, die RAF war linksradikal, rechtsradikal dagegen ist sehr aktiv, Politikermorde und medienwirksame politische Amokläufe wie in Halle und in Hanau sind nur die Spitze eines Eisberges der in Diffamierung und Verleumdung schwimmt. Ideologisch unterbaut mit einem Salat absurd verbogener Wahrheiten und naiver unbewiesener Annahmen, die sich anhören, als hätte sich die böse Häme eines Suffs über euch erbrochen um die Demütigung des Rauscherwachens für einen Moment vergessen zu machen.

    • @Pele :

      Die RAF war nicht linksradikal, sondern linksextrem, da gewalttätig. Radikal=nicht gewaltätig.

  • Es ist doch eine doch eine Illusion zu glauben, daß auf einer Massendemonstration Abstandsregeln eingehalten werden können - das weiß jeder, der schon einmal auf einer Großdemo war!

    Nicht zuletzt ist da die Anreise und Abreise in Zügen und Bussen, sind anschließend oder gleichzeitig Partys, sind da die eng an eng stehenden (erwünschten) Zuschauer.

    Massenzusammenkünfte sollten generell nicht stattfinden. Und das gilt für ALLE Demonstrationen – auch die Demonstrationen der vergangenen Wochen und Monate waren ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Wir sind immer noch in einer Pandemie.

    • @Weber:

      Und in einer Pandemie hat die Demokratie Pause?

      Nein, Demonstrationen müssen natürlich weiterhin gestattet sein, aber mit entsprechenden Auflagen zwecks Infektionsschutz belegt werden.

      (Siehe auch den Beschluss des BVerfG vom 15. April...)

  • Gut, es wäre aber unlogisch, wenn Menschen, die mehrheitlich gegen Maske tragen und die Maßnahmen demonstrieren, freiwillig Maske trügen.

    • @Hlmhölmgulahliehmsu:

      @HLMHÖLMGULAHLIEHMSU



      Ich habe auch nicht gesagt, dass sie zum Maskentragen gezwungen werden, sondern einfach mit dem ökonomischen Risiko rechnen sollten, dass sie für ihr - in meinen Augen - unverantwortliches Handeln selbst finanziell geradestehen sollen, und keinen Anspruch auf Begleichung der Therapiekosten durch die gesetzliche Krankenkasse für derart unsolidarisches und vorsätzliches Verhalten haben sollten.



      Ob Logik, die in der Regel in objektiv agierendem naturwissenschaftlichen Denken ihre Anwendung findet, bei Maskenverweigerern an der Tagesordnung ist, bleibt für mich fraglich.

      • @Alfonso el Sabio:

        "HLMHÖLMGULAHLIEHMSU@HLMHÖLMGULAHLIEHMSU



        Ich habe auch nicht gesagt... "



        Ich verstehe nicht ganz... Weil das wirkt so, als habe ich auf Sie geantwortet, kommentiert. Das habe ich aber nicht.

        • @Hlmhölmgulahliehmsu:

          Sorry, das hatte ich missverstanden.

      • @Alfonso el Sabio:

        " dass sie für ihr [...] unverantwortliches Handeln selbst finanziell geradestehen sollen"



        Das wäre in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zum Einen würde es ja bedeuten, dass man Gesetze ignorieren kann wenn man die Folgen privat trägt. Gesetze gelten für alle gleichermaßen und es darf keine Rolle spielen ob jemand an Corona, den Klimawandel, ... glaubt um die entsprechenden Normen zu Hygiene oder Emissionen beachten zu müssen, andernfalls könnte sich ja auch ein Mörder darauf berufen, dass er an die Wiedergeburt glaubt und die Tat deshalb ja nicht so schlimm wäre.



        Zum Anderen kann man wohl kaum davon ausgehen, dass eine derartige Privatisierung von Risikoverhalten auf Coronaleugner beschränkt bleiben würde, recht schnell käme wohl die Frage auf warum denn die Solidargemeinschaft für die gesundheitlichen Folgen von Alkohol-, Tabak-, Fett- und Zuckerkonsum, Verletzungen bei Risikosportarten, bei Urlaubsreisen zugezogene Tropenkrankheiten, ... aufkommen sollte.

        • @Ingo Bernable:

          "Zum Einen würde es ja bedeuten, dass man Gesetze ignorieren kann wenn man die Folgen privat trägt."



          Ich habe weder geäußert, noch bin ich der Ansicht, dass die geltenden Gesetze und öffentlichen Vorgaben - neben dem von mir zur Diskussion gestellten Gedanken zu Therapiekosten - außer Kraft sein sollen. Die gelten natürlich weiterhin, wie das in einem von Vernunft geführten Staat sein soll.



          Kurzum: M.E. müssen von den unverantwortlichen Teilnehmern einer solchen Demonstration das Therapiekostenrisiko und das Sanktionsrisiko aufgrund von gesetzl. Vorgaben zugleich (!) getragen werden.

          "Zum Anderen kann man wohl kaum davon ausgehen, dass eine derartige Privatisierung von Risikoverhalten auf Coronaleugner beschränkt bleiben würde, (...)"



          Es ist hier klar zu differenzieren, wenngleich der Einwand zunächst verständlich ist.



          Wenn ich zu Anti-Corona-Maßnahmen-Demos gehe, weil ich der Ansicht bin, dass die Krankheit Corona nicht existiert oder sonstige Dinge im Zusammenhang mit Corona leugne und auch noch mit Vorsatz, zumindest aber mit grober Fahrlässigkeit dort keine Maske trage & Distanzregeln ignoriere, dann ist der Fall deutlich anders gelagert als bei den anderen von Ihnen genannten Aspekten - auch weil es am ehesten einem einzelnen Ereignis zuzuordnen ist. Ungesunder Lebensstil ist in Abgrenzung dazu zumeist multikausal (Fett, Zucker, Tabak, Alk.) und graduell. Bei Risikosportarten und Tropenkrankheiten setze ich mich zwar Risiken aus, aber ich leugne i.d.R. diese nicht und tue ausreichend etwas gegen diese durch entsprechende Prophylaxen (Mückenschutz) oder aktive Vorsichtsmaßnahmen (Kurs für die richtige Seilsicherung beim Klettern o.ä.).

          • @Alfonso el Sabio:

            Ziemlich inhuman, was Sie hier fordern. Erinnert an die alten neoliberalen "Eigenverantwortungs"-Forderungen, möglichst viele Behandlungen aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen zu streichen. Und wer die Behandlung nicht bezahlen kann, soll dann verrecken, weil er an seiner Erkrankung selber schuld ist?

            Und geradezu rührend sind ihre Versuche, bei anderen Risiken die Konsequenzen Ihrer Auffassung zu vermeiden. Spielen wir´s mal durch: Wer ein Risiko eingeht, es aber nicht "leugnet" - also das Risiko bewusst eingeht - und Vorsichtsmaßnahmen trifft, soll nach Ihrer Meinung dann doch auf Kassenkosten behandelt werden, wenn er trotzdem krank wird. Also müsste beim Arzt, bevor Sie dort Ihre Chipkarte einlesen lassen dürfen, erst einmal eine umfangreiche Beweisaufnahme darüber stattfinden, welche Gedanken Sie sich gemacht und welche Schutzvorkehrungen Sie getroffen haben, bevor Sie z. B. in die Tropen gereist sind. Während der ganzen Befragung warten Scharen anderer Patienten darauf, dass sie auch noch mal drankommen. Und wenn Sie zugeben, dass Sie was falsch gemacht haben, bevor Sie ein Risiko eingegangen sind, dann müssen Sie Cash auf den Tisch legen, sonst werden Sie nicht behandelt. Meinen Sie wirklich, dass das Gesundheitssystem so funktionieren kann?

            • @Budzylein:

              Mit "neoliberal" hat das für mich ganz und gar nichts zu tun!



              Es geht mir darum, dass man sich durch grob fahrlässiges bzw. vorsätzliches Aussetzen eines klar erhöhten Infektionsrisikos eindeutig unsolidarisch und rücksichtslos gegenüber den anderen Mitmenschen verhält, wenn die Mund-Nasen-Maske fehlt und die Distanzregeln nicht beachtet werden.



              Oder etwas anders mal zurückgefragt: Wer sich unverantwortlich, rücksichtslos und unsolidarisch verhält, soll Ihrer Meinung nach also stets komplett und in allen Sachverhalten ganz genauso behandelt werden, wie jemand, der sich konsequent an die allgemein gültigen Regeln eines funktionierenden Miteinanders hält? Welche Konsequenzen hätte das wohl auf die Motivation derjenigen, die sich an die Regeln der Prophylaxe halten?

              Was die Nachweisfrage in der Umsetzungspraxis anginge: Das lässt sich pragmatisch regeln, der Nachweis ist erst nach der - vorübergehenden - Kostenübernahme der Krankenkasse zu führen.

              • @Alfonso el Sabio:

                Ja, ich will, dass - wie es der jetzigen Rechtslage entspricht (§ 52 SGB V) - auch diejenigen behandelt werden, die ein erhöhtes Risiko eingehen, was nämlich noch lange nicht bedeutet, dass die Betreffenden sich eine Krankheit vorsätzlich zuziehen (wer z. B. bei Demos keine Maske trägt, vertraut in aller Regel darauf, sich nicht mit Corona zu infizieren und zieht sich eine etwaige Infektion nicht vorsätzlich zu). Alles andere wäre inhuman und funktioniert nicht. Konkret: Wer zu schnell fährt und sich bei einem daraus entstehenden Unfall verletzt, wer sich beim Ausüben einer Risikosportart (z. B. Fußball) verletzt, wer sich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit HIV infiziert, wer infolge Rauchens, Alkohol- oder Drogenkonsums erkrankt, wer auf einen wackligen Stuhl steigt, um eine Gardine aufzuhängen, und runterfällt, weil der Stuhl umkippt, wer durch Hören lauter Musik schwerhörig wird - alle diese Personen sollen auf Kosten der Krankenkassen behandelt werden. Das Leben von Menschen besteht nun einmal darin, ständig irgendwelche Risiken einzugehen und sich dabei auch mal zu verschätzen.

                Sie rudern ja auch im entscheidenden Punkt zurück, indem Sie eine vorübergehende Kostenübernahme durch die Krankenkasse befürworten: Wie soll wohl bei einer schweren Erkrankung, deren Behandlung zigtausend oder gar mehrere hunderttausend Euro kostet, eine "vorübergehende" Kostenübernahme durch die Krankenkasse aussehen? Das ist in den meisten Fällen (weil die meisten Versicherten nicht reich sind) eine endgültige Kostenübernahme, bei der die Kosten von den Beitragszahlern getragen werden.

                Es mag sein, dass Sie kein Neoliberaler sind. Aber Ihre Forderungen laufen genau auf das hinaus, was die Neoliberalen vor etwas über einem Jahrzehnt gefordert haben, z. B., dass die Versicherten für die Folgen von Erkrankungen durch Rauchen, Risikosportarten oder "Freizeitunfälle" (meist Haushaltsunfälle) selbst aufkommen sollen.

  • Ich finde es prima, in einem Land zu leben, in dem man für und gegen so ziemlich alles demonstrieren darf, ohne dafür in den Knast zu gehen oder sonstige Nachteile im Alltag zu erfahren wie in so manch anderem Staat.



    Andererseits muss ich mich fragen, ob es gerechtfertigt ist, dass, wenn ich mit Vorsatz meine innere oder äußerer Integrität gefährde - auf gut deutsch: meine Gesundheit gefährde -, die Allgemeinheit komplett für diese Kosten aufkommen soll.



    Anders ausgedrückt: Wenn jemand, der auf eine solche Demo geht, dann hat er den Nachweis zu führen, dass er ständig die Distanzregeln eingehalten und sich nicht auf der Demo infiziert hat, für den Fall, dass er innerhalb von 2 Wochen an Corona erkrankt, ansonsten hat er sämtliche Kosten für seine Therapie aus eigener Tasche zu zahlen (Was kosten wohl zwei Wochen Sauerstoff-Zelt oder gar Intensiv-Beatmung auf der Intensivstation?).



    Wenn doch Corona eine reine Erfindung (der Regierung, oder von wem auch immer...) sein soll, dann sollte es doch keinen Anlass für die Teilnehmer einer solchen Demonstration geben, gegen eine solche Regelung für die Therapiekosten zu sein, oder?

    • @Alfonso el Sabio:

      Die Debatte ist doch schon giftig.



      Wie schaut das bei den ganzen Parties aus?



      Und auch bei anderen Demos wurde sich nicht strikt an die Maskenpflicht gehalten.



      Wie sollen wir mit vollen Fußgängerzonen umgehen?



      Es sind also viele Bereiche betroffen.

      Und insgesamt betrachtet:



      Wenn das Tragen von Masken im Freien so unabdingbar ist, warum führen diese ganzen Massenereignisse nicht zu drastisch höheren Infektionszahlen?



      Das wäre hochinteressant zu klären.

    • @Alfonso el Sabio:

      Die Krankenkassen sind sonst ja auch nicht so. Jede_r Raucher_in kriegt seine/ihre Lungenkrebsbehandlung und seine Bypässe, jeder Kiffer und jede Trinkerin ihre Psychosentherapie.

      Besonders fies ist es, dass das Wissenschaftler auch noch sagen, dass man sich auf dieser Demo an der frischen Luft kaum ansteckt, weil sich Aerosole dort nicht gut halten. Da steht man argumentativ schlecht da.

      • @rero:

        "Besonders fies ist es, dass das Wissenschaftler auch noch sagen, dass man sich auf dieser Demo an der frischen Luft kaum ansteckt, weil sich Aerosole dort nicht gut halten."



        Also ich habe nirgends gelesen,dass irgendein Wissenschaftler gesagt hätte, auf DIESER Demo nicht anstecken könnte.



        Richtig ist, dass Aerosole sich an der frischen Luft (also im Freien) schnell stark verdünnen und das Risiko daher geringer ist als in geschlossenen, schlecht belüfteten Räumen. Bei dichtem Gedränge (wie auf Konzerten oder Demos) ist auch im Freien mit einem ähnlichen Infektionsrisiko zu rechnen wie in geschlossenen Räumen. Das sagt einem doch schon der gesunde (naturwissenschaftliche) Menschenverstand.



        Daher meine Frage: Wo stammt die von Ihnen gemachte Aussage her?

        • @Alfonso el Sabio:

          Der Satz im zweiten Absatz muss natürlich richtig lauten:



          Also ich habe nirgends gelesen,dass irgendein Wissenschaftler gesagt hätte, dass man sich auf DIESER Demo nicht anstecken könnte.

  • Als bei der "Welcome To Hell" Demo in Hamburg vor drei Jahren nach Aufforderung der Polizei die meisten Teilnehmer des Schwarzen Blocks ihre Vermummung abgelegt hatten, griff die Polizei die Demonstration massiv an und zerschlug sie.

    Nicht dass ich mir das für die nächste Corona-Deppen-Veranstaltung wünsche, ich möchte nur zeigen, dass es verschiedene Herangehensweisen an die Sache gibt.

    Die Polizei könnte z.B. die Zugänge zur Demo kontrollieren, macht sie bei jeder linken Demo auch, und wer keinen MNS trägt, kommt eben nicht rein. Und wer drin ist und ihn wieder abnimmt, den ziehen sie dann eben raus.

    Wenn diese Leute auf Trotzköpfchen machen, muss man ihnen eben die Grenzen aufzeigen. Ich schätze diese Klientel so ein, dass sie bei einem robusteren Auftreten der Polizei schnell den Schwanz einzieht.

    • @Jim Hawkins:

      Bei den Protesten zu G20 haben "Demonstranten" bewusst mehrfach Boleros in die Polizeireihen geschossen (und sind dann abgetaucht). Eine Einladung zur Eskalation.

    • @Jim Hawkins:

      siehe dazu: taz.de/Demo-fuer-l...n-Berlin/!5699847/



      Zitat aus dem Taz-Artikel: "Die Beamten filmen in den Block und fordern die Teilnehmenden auf, die Vermummung abzulegen. Die Aufforderung wirkt besonders skurril vor dem Hintergrund, dass wenige Stunden zuvor tausende Corona-Leugner*innen ungehindert ohne Mundschutz durch Mitte gelaufen sind."



      Und ja, das Verhalten der Polizei bei der "Welcome to Hell " Demo war schon "skurril"...nicht nur aufgrund der fehlenden vernünftigen Begründung für die plötzliche Totaleskalation der Situation seitens der Polizei. Dass am Ende noch einige wenige teilweise vermummt waren ist an sich schon keine vernünftige Begründung, um ein paar tausend Menschen das Demonstrationsrecht zu entziehen, noch skurriler wird´s dadurch dass später herauskam, dass es sich bei einigen dieser Vermummten um ZivilpolizistInnen handelte. Sondern auch aufgrund der logisch nicht nachvollziehbaren Erklärungen der Polizei bezüglich des intendierten Verlaufs dieser Situation. Dass die eingekesselten und mit Schlagstöcken und Kampfstoffen behandelten Menschen (mit Hilfe anderer Menschen) über die Flutmauer (die einzige Möglichkeit) fliehen hatte die Polizei laut Eigenaussage skurrilerweise nicht vorhergesehen. Dabei war es ein Glück, denn die Erklärungen der Polizei zu dem von ihr eigentlich intendierten weiteren Verlauf (den pösen schwarzen Block "abtrennen" und den Rest der Demo laufen lassen") standen nicht nur mit der Realität vor Ort (schon logistisch) sondern auch mit dem tatsächlichen Vorgehen der Polizei in einem knallharten und unvereinbaren Widerspruch. SKURRIL.



      Aber auch zu Corona-Zeiten Vermummung als Grund für das Wegprügeln linker Demos zu nennen ist jetzt echt skurril einfallslos. Dass Vermummung und "Schutzbewaffung" (z.Bsp. Baseballcap - ohne Scheiß) auf Demos überhaupt eine STRAFTAT sind ist an sich schon...skurril.



      So, dit musste ma raus, wa. Macht einen ganz fertig der skurrile Scheiß.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Oder man besprüht die Demo aus der Luft mit Disinfektionsmittel.

    • @Jim Hawkins:

      Das ist ja genau das Perfide an den Rechten. Bei den Demos benehmen Sie sich meist besser.



      Allein der Titel. Welche Rechten-Demo hatte schon mal "Welcome to Hell" oder Vergleichbares?

      Und ziviler Ungehorsam gehört ja nun auch zu jeder guten linken Demo dazu. Bei Welcome to Hell" war der Name Programm. Und was machen die Querfrontler? Sie nehmen ihre Masken ab. Süß.

      Darüber hinaus ist Hamburg deutlich entspannter als Berlin. Polizeien sind halt Ländersache.

      • @rero:

        "Das ist ja genau das Perfide an den Rechten. Bei den Demos benehmen Sie sich meist besser"

        Ach so? Gehört das Bedränge von Journalist*innen Ihrer Meinung nach auch zum "besseren Benehmen"?

        Wenn wir mal von der provokanten Missachtung der Hygieneregeln mal absehen.

    • @Jim Hawkins:

      Ja, aber die Linken sind doch die Bösen :-)

      Auch ich bin etwas über die verschiedenen Herangehensweisen irritiert.

    • @Jim Hawkins:

      Vielleicht ist die Polizei deshalb so entspannt mit diesen Herrschaften. Weil diese sich erfahrungsgemäß wohl nicht trauen werden, aggressiv gegen die Polizei vorzugehen, sollte sie einschreiten. Das gibt zwar Buhrufe und Geschimpfe, aber keinen nennenswerten Widerstand. Das sieht bei anderen Gruppierungen schon ganz anders aus.