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Pro-Palästina-Besetzung in BerlinGaza-Protest erreicht Humboldt-Uni

Rund 100 Personen besetzen ein Gebäude der Humboldt-Universität in Berlin. Die Uni-Leitung will sie zunächst dulden.

Die Be­set­ze­r*in­nen im Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität Foto: Soeren Stache/dpa

Berlin taz | Irgendwann sind die großen Fenster über und über mit Slogans bedeckt. „All eyes on Rafah“ steht auf den bodentiefen Glasscheiben des Sozialwissenschaftsgebäudes der HU-Berlin, „Free Gaza“, aber auch „From the river to the sea“, ein Slogan, der Israel das Existenzrecht abspricht.

Die Schmierereien stammen von einigen der rund 100 Personen, die das Unigebäude nahe der S-Bahnstation Friedrichstraße in Mitte am Mittwochnachmittag besetzt haben. Als Teil der Student Coalition wollen sie die HU dazu zwingen, sich für einen Waffenstillstand in Gaza auszusprechen, alle Verbindungen nach Israel abzubrechen und die „Repression“ gegen pro-palästinensische Studierende und Dozierende einzustellen, wie es auf Social-Media-Accounts der Gruppe heißt.

Ähnliche Proteste hatte es in den vergangenen Wochen nicht nur an den anderen Berliner Unis gegeben, sondern auch an Hochschulen in Frankfurt und Bremen.

Hinter den beschmierten Glasscheiben des HU-Gebäudes sind ab und an auch die Be­set­ze­r*in­nen zu sehen. Fast alle tragen Atemschutzmasken oder haben sich mit der Kūfīya vermummt, dem sogenannten Palästinenserschal. Während einige entspannt wirken, schauen die meisten eher bedröppelt bis verschreckt auf das, was die Polizei draußen auf der Straße auffährt: Hunderte Be­am­t*in­nen in schwerer Ausrüstung und es werden immer mehr. Zwischenzeitlich kreist ein Hubschrauber über dem Geschehen.

Hinter der Polizeikette versammeln sich schnell einige hundert Un­ter­stüt­ze­r*in­nen. Auch sie tragen fast alle Kūfīya, manche schwenken Palästinaflaggen, skandieren Slogans. „Fuck the occupation“, rufen sie. Aber auch „Jallah Intifada“. Als Intifada werden die Palästinenseraufstände in den 1980er und den frühen 2000er Jahren bezeichnet, während denen palästinensische Ter­ro­ris­t*in­nen hunderte israelische Zi­vi­lis­t*in­nen töteten.

Unterstützung und Gegenprotest

Organisationen jüdischer Studierender hatten in den vergangenen Wochen immer wieder davor gewarnt, dass die Proteste eine Bedrohung für Ju­den*­Jü­din­nen seien. Die De­mons­tran­t*in­nen vor dem HU-Gebäude am Mittwoch wischen das beiseite: „Ich verstehe nicht, wovon man sich bedroht fühlen soll“, sagt eine HU-Studentin, die ihren Namen nicht nennen will.Das Vorgehen der Polizei gegen die Proteste der vergangenen Wochen bezeichnet sie als „absolut undemokratisch“. Ein Medizinstudent, der einige Meter weiter steht, sagt: „Wir demonstrieren nicht gegen jüdische Menschen, sondern gegen einen genozidalen Staat.“

Einzelne Ge­gen­de­mons­tran­t*in­nen gibt es auch: „Free Gaza from Hamas“, ruft ein Mann mit Schnurrbart ein paar Mal in die Menge. Er wird höhnisch ausgelacht, ein Mann kommt gestikulierend auf den Schnurrbärtigen zu. Kurz schreien sich die Männer an, dann beruhigt sich die Situation aber wieder.

Später drängt die Polizei die Demo der Un­ter­stüt­ze­r*in­nen ab. Zig Po­li­zis­t*in­nen schieben die De­mons­tran­t*in­nen im Pulk durch eine schmale Gasse zwischen Polizeiwagen und Häuserfront weg vom Unigebäude. Die Stimmung ist aggressiv, vereinzelt werden Personen von der Polizei abgeführt. In einer Pressemitteilung berichtet die Polizei später von 23 vorrübergehenden Festnahmen und 25 Strafermittlungsverfahren, etwa wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Sachbeschädigung.

Duldung bis Donnerstagabend

Während all das geschieht, verharren die Be­set­ze­r*in­nen weiter im Gebäude, werfen Flugblätter vom Dach oder spielen arabische Musik, die durch die Straße hallt. Am frühen Abend verschafft sich die Leitung der HU ein Bild der Lage. Uni-Präsidentin Julia von Blumenthal geht zielstrebig auf Gebäude zu und rüttelt an der Tür. Die ist von innen verrammelt oder jemand hält sie von der anderen Seite zu, das wird nicht ganz klar. Nach ein paar Sekunden muss von Blumenthal aufgeben, sie dreht ab.

Die Unileitung entscheidet sich dennoch dagegen, das Gebäude durch die Polizei räumen zu lassen. Bis in den späten Abend verhandelt sie mit den Besetzer*innen, am Ende wird vereinbart, dass die Uni die Besetzung bis Donnerstagabend duldet. Am Donnerstagnachmittag will von Blumenthal zudem mit den Be­set­ze­r*in­nen diskutieren.

Die Be­set­ze­r*in­nen haben angekündigt, über Donnerstag hinaus im Gebäude bleiben zu wollen. Wie die Unileitung nach Ablauf der Frist weiter vorgehen wird, sei noch offen, sagte eine Sprecherin der taz am Donnerstagmittag. Man konzentriere sich im Moment voll auf die Organisation der Diskussionsrunde am Nachmittag.

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37 Kommentare

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  • Man vereinbart, dass man bis Donnerstag abend bleiben darf -und kündigt sogleich an, dass man länger bleiben werde.



    Kein Wunder, dass dann geräumt wurde.

  • "für das die israelische Armee unter Ariel Scharon Verantwortung trug durchaus vergleichbar"

    Mit Verlaub, das sind Fake News at its worse. Die Massaker wurden von einer libanesischen Miliz (christliche Extremisten, BTW!) verübt. Sharon wurde nachträglich eine Mitverantwortung angelastet (von israelischen Gerichten, wohlgemerkt!), weil er Verteidigungsminister war und die israelische Armee die Gegen belagerte. Die nachträgliche Aufarbeitung ging den üblichen Weg der UN, sprich mögen auch christliche Extremisten aus Libanon morden und vergewaltigen, schuld ist eo ipso Israel. Der Rest Ihrer Einlassung ist bestenfalls tendenziös; Das was Sie Meinungsfreiheit nennen und was an meiner Alma mater gerade abgeht, ist gewaltverherrlichender Antisemitismus. Normalerweise kein Teil dessen, was wir mit Meinungsfreiheit zu schützen pflegen.

    • @Chris Demian:

      "Mit Verlaub, das sind Fake News at its worse."

      Wikipedia: "Am Tag vor Beginn des Massakers wurden die Lager Sabra und Schatila in Westbeirut von israelischen Truppen umstellt. Die israelische Armee traf eine Abmachung mit der Phalange-Miliz [den Tätern des Massaker] die vorgab, die vermeintlich in den Flüchtlingslagern befindlichen Verantwortlichen des Gemayel-Anschlags ausfindig zu machen und sie den Israelis zu übergeben. Ariel Scharon und Generalstabschef Rafael Eitan stimmten dem zu."

      de.wikipedia.org/w...Sabra_und_Schatila

      Wo sehen Sie da keine Mitverantwortung der israelischen Regierung/ Scharon ?

      • @Rudolf Fissner:

        Oh, ich möchte die *Mit*-verantwortung Sharons keineswegs negieren und erwähnte auch, dass er von israelischen Gerichten derselben für schuldig befunden wurde. Die Aussage des Floristen, auf die ich mich bezog, lautete jedoch "für das die israelische Armee unter Ariel Scharon Verantwortung trug". Sind darin nicht irgendwie die tatsächlich mordenden und vergewaltigenden Täter unterschlagen worden? Und das zugunsten der Verschiebung der Täterschaft auf die "allenfalls" Mitverantwortlichen — die so grauenvoll ich das auch finde — die Umstände begünstig oder meinetwegen bereitet haben? Man kann es meinetwegen in Begriffen von direkter und indirekter Verantwortung oder wie auch immer fassen. Aber es bleibt dabei, die Aussage, auf die ich mich bezog, ist qua bewußter Unterschlagung Fake News. Diesen Spin hat übrigens bereits Arafat seinerzeit versucht —Israel die Verantwortung zuzuschanzen. Eine der vielen Untersuchungskommissionen (aus Irland) schrieb etwa, sie verzichte bewußt auf die Unterscheidung von unmittelbaren Tätern und die Taten Begünstigenden...

  • friedliche Proteste gegen die völlig maßlose, unmenschliche und unverhältnismäßige israelische Rache an der gesamten Bevölkerung Gazas sind und bleiben legitim. Sie zu unterdrücken ist ein gefährlicher Angriff auf die Meinungsfreiheit und ein wichtiger Kontrapunkt zur falschen, einseitigen Unterstützung Israels und seiner rechtsradikalen Regierung durch die deutsche Politik (wohlgemerkt nicht durch die Bevölkerung). Das Hamas Massaker vom 7.Oktober war ein schreckliches Verbrechen, das aber dem schrecklichen Massaker von Sabra und Shatila, für das die israelische Armee unter Ariel Scharon Verantwortung trug durchaus vergleichbar ist. Die Reaktionen darauf aber nicht zeigen sehr deutlich wie zweierlei Ereignisse mit extrem unterschiedlichem Maß gemessen werden.

    • @Fritz Hampel:

      Erstens ist Rache nicht der Hintergrund, sondern Auslöschung der Hamas (welche sich perfiderweise in zivilen Gebäuden wie Krankenhäusern versteckt).



      Zweitens würde ich gerne von ihnen wissen, wie Israel denn alternativ hätte reagieren sollen.

  • Dumme Frage an die Demonstranten: Unterscheiden sie zwischen Palästinensern und HAMAS? Zwischen Israels Regierung und Israelis? Zwischen Terror und Verteidigung? --- Tut mir Leid, aber die Welt ist nun Mal NICHT schwarz-weiß

    • @Frank Burghart:

      Bei den ersten zwei Fragen bin ich sehr bei Ihnen.



      Bei der dritten lese ich womöglich heraus, dass "Verteidigung" im Aushungern und Vertreiben von Zivilisten auf fremdem Territorium bestünde oder dass dann so etwas halt mal erlaubt wäre. Das aber dann nicht.



      Bzw. dann wäre zu erörtern, ob sich seit 1947 die Palästinenser nicht mindestens genauso "verteidigen".



      Da sind universale Rechtsgrundsätze wohl doch das bessere Fundament.

  • Wegner machte getreu seiner auch sonstigen Symbolpolitik Druck auf die Humboldt-Uni - das ist mal ein "interessanter" Fall.

    Falsche Parallelen sollten wir übrigens nicht ziehen, auf beiden Seiten nicht. So aufgeregt manche auch schreiben wollen.

    Nehmen wir moralische Prinzipien und die Gesetzeslage als Maßstäbe.

    Das schließt Antijudaismus genauso wie Antislamismus oder was auch immer in die Richtung nach universalen Kriterien aus. Meinungsäußerung ist aber ansonsten ein hohes Gut, und mensch hätte deeskalierend die Leute wohl auch hinausbekommen. Die Realität ist auch hier nicht so simpel.

    • @Janix:

      "Meinungsäußerung ist aber ansonsten ein hohes Gut, und mensch hätte deeskalierend die Leute wohl auch hinausbekommen."

      Hier hilft die Lektüre des Artikels weiter: "Bis in den späten Abend verhandelt sie mit den Besetzer*innen, am Ende wird vereinbart, dass die Uni die Besetzung bis Donnerstagabend duldet."

      Wenn ausgehandelte Vereinbarungen einseitig gebrochen werden und man seinen Verhandlungspartner düpiert, sollte man sich über die Konsequenzen nicht beschweren.

      Übrigens scheint sich ein Großteil der Besetzer auch an diese Vereinbarung gehalten zu haben www.hu-berlin.de/d...ai-2024/nr-24523-1

      Was blieb, war wohl der radikale Kern, der offenbar für den demokratischen Diskurs verloren ist. Diesem geht es nur noch um Meinungs- und Deutungshoheit.

    • @Janix:

      "Nehmen wir moralische Prinzipien und die Gesetzeslage als Maßstäbe."

      Ja, tun wir das bitte. Und in diesem Kontext möge man bitte beantworten, warum exakt dieselben Leute (ich bin an der HU), die noch vor einem Dreivierteljahr wegen (ich zitiere) Mikroaggressionen völlig ausflippten und diese mit großem moralischen Eifer ahnden wollten nunmehr Anhänger der abscheulichen Makroaggression geworden sind und die Hamas ihr moralischer Leitstern geworden ist?

      Ach was für wechselvolle Zeiten es sind! Die Moden, auch die Moral betreffend, wechseln schneller als die Jahrezeiten! Leute, die vor kurzem Nietzsche unerträglich, weil krass aggresiv fanden, finden Haniyya sei ein krass liebenswerter Typ.

      • @Chris Demian:

        Ist das so? Sind das denn genau dieselben? Wie messen Sie das gerade?

        Und ändert das etwas an moralischen universalen Prinzipien als wohl besten Maßstäben? :)

        @SCHALAMOV, ich bin einen Tick optimistischer, es gab vergleichbare Fälle, doch verstehe auch Ihre Argumente.

      • @Chris Demian:

        besser kann man diesen Widerspruch nicht aufzeigen.

        • @Dr. McSchreck:

          Dem schliesse ich mich an!

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Die Schreie der israelischen Frauen, die vor laufender Kamera im Kibbuz Nahal Oz massakriert wurden, hallen noch verzweifelt nach. Das Echo darf nicht von dem Gebrüll der Hamas-Sympathisanten übertönt werden. Hetzparolen wie „From the River to the Sea“ und „Intifada now“ fordern, fördern und feiern solche Verbrechen an der Menschheit, die am 7. Oktober von der radikal-islamistischen Terrororganisation verübt wurden.

    Der Hausfriedensbruch, der an der Humboldt Universität (HU) von Studenten begangen wird, darf zudem nicht als Jugendsünde bagatellisiert werden. Denn die Parallelen zu der NS-Zeit, als die HU die Friedrich-Wilhelms-Universität hieß, sind alarmierend. Die treibende Kraft hinter der „Säuberung“ deutscher Universitäten von jüdischen Wissenschaftlern und Immatrikuliertendamalswar weder die Fakultät noch die Verwaltung, sonderneigentlichdie Studentenschaft selbst.

    Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die heutige Terrorverherrlichung nicht zum fest etablierten Unterrichtsfach wird. Denn Universitäten dürfen nicht zu Brutstätten des Antisemitismus verkommen. Deshalb müssen die illegalen, „israelkritischen“ Besetzer mit legitimer Staatsgewalt entfernt werden.

    • @Michaela Dudley:

      Da kann ich mich nur anschließen.

      Ich fürchte jedoch, dass die Terrorverherrlichung zumindest in einigen Fachbereichen bereits fest etabliertes Unterrichtsfach ist.

      Said - Foucault - Butler - Mbembe.

      Und dann "Yallah, yallah, Inftifada von Dahlem (oder der HU) bis nach Gaza"

      Thomas von der Osten-Sacken hat in dieser Bewegung ein religiöses Moment festgestellt:

      "Gaza, das ist das Gute, das leidet und gequält wird - auch das das ein immer wieder kehrendes religiöses Motiv - und Israel das Böse, das es quält. Gaza ist quasi Jesus in unserer Zeit. Und das macht diese ganze Bewegung so ungeheuer problematisch, denn in ihr aktualisieren sich ganz alte europäische Traditionen, in denen die Juden als Jesusmörder eine zentrale Rolle spielten."

      "Gaza sagt: Ich war. Ich bin. Ich werde sein."

      Dazu passt auch dieses Bild, man betet auf dem Campus zu Allah getrennt nach Geschlechtern:

      jungle.world/artik...als-missionsgebiet

      jungle.world/blog/...05/glaubst-du-gaza

      • @Jim Hawkins:

        "Thomas von der Osten-Sacken hat in dieser Bewegung ein religiöses Moment festgestellt" @ "Gaza ist quasi Jesus in unserer Zeit."

        Schon klar, diese Linken, das waren schon immer christliche Erweckungsbewegungen und Jesus-Fans.

        Es ist doch wirklich interessant und sogar lustig, was für hanebüchene selbstgemachte Sprungbretter zusammen gezimmert werden, um von Kriegsverbrechen der Rechtsnationalisten in Israel abzulenken.

        • @Rudolf Fissner:

          Es ist arg naiv zu unterstellen, Glaube (=eine die gesamte Realistätswahrnehmung beeinflussende Akzeptanz bestimmter tatsächlicher Annahmen als Axiome, die keines Beweises bedürfen) wäre ausschließlich in Religionen zuhause. JEDE Ideologie beruht letztlich auf irgendwelchen Glaubensätzen.

          Ein weiterer verbreiteter Irrtum ist, ausgerechnet linke Denke und Christentum als Antgonisten zu sehen. Tatsächlich würde linker Ideologie ohne das Christentum ein wesentlicher Teil ihres moralischen Fundaments fehlen, denn wirklich grundlegende Konzepte wie Gleichheit über soziale Stufen hinweg, universelle Solidarität mit und Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen, denen es nicht gut geht, oder auch Frieden als Ziel sind eigentlich "Erfindungen" des Neuen Testaments. Dass man sich unter Linken gerne betont nichtreligiös gibt, ändert auch nichts daran, dass Viele dort genauso wie die gläubigen Religiösen an eine Erzählung von Gut und Böse glauben WOLLEN (die dann aber auch verdammt nochmal wahr zu sein hat, sonst kommt das hochmoralische Weltbild ins Wanken...) und dafür möglichst feste Rollenverteilungen, wer gut und wer böse ist, zu schätzen wissen.

          • @Normalo:

            Sie meinen man Menschen jeden Schnack a'la "Gaza ist quasi Jesus in unserer Zeit." unterschieben, wenn nur genügend gleiche weltanschauliche Wurzeln bestehen? Dann lassen sich doch die Proteste nach belieben auch aus dem Judentum herleiten (was ja bei vielen Juden auch der Fall ist)

            • @Rudolf Fissner:

              Ich meine, dass Ihre aggressive, die inhaltliche Auseinandersetzung wie der Teufel das Weihwasser (*sic*) meidende Ablehnung dieses "Schnacks" Bände spricht.

              Die Wurzeln linker Denke in primär christlichen Werten habe ich nur angeführt, weil Sie vorher was von Linken, die ja nun keine Jesus-Fans wären, gehüstelt hatten, um die Analogie lächerlich zu machen. Jetzt plustern Sie Sich schon wieder auf und suchen nach widersinnigen Extrapolationen, um nur ja nicht drüber nachdenken zu müssen, dass an dem Vergleich selbst etwas dran sein könnte und er die nunmal oft sehr einseitige Befassung vieler Menschen mit den Untaten Israels und der Opferrolle der Palästinenser (mit) erklären kann.

              Kleverer wäre es zu erkennen und darauf hinzuweisen, dass auf der Seite der kritiklosen Israel-Unterstützer möglicherweise derselbe Verklärungsmechanismus im Gange ist. Aber dafür man muss seine Existenz natürlich erstmal grundsätzlich verknusen können...

        • @Rudolf Fissner:

          Nur dass das keine Linken sind.

    • @Michaela Dudley:

      Danke!



      Es reicht aber nicht, sie nur aus der Uni zu entfernen.



      Sie bleiben ja weiterhin im Lamd.



      Demorecht und Hass verbreiten sind zwei unterdchiedliche Dinge.

    • @Michaela Dudley:

      100% Zustimmung

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @Aneoul:

        Danke vielmals!

  • Wenn die Besetzer bereits angekündigt haben, ungeachtet der temporären Duldung und der Gespräche über Donnerstag hinaus bleiben zu wollen, weshalb lässt die Uni-Leitung dann nicht umgehend räumen?

    Das Ziel des Gespräches, ein kurzfristiger friedlicher Abzug, kann nicht erreicht werden. Dann sollten Duldung und Gesprächsangebot auch zurück gezogen und die Räumung eingeleitet werden.

  • Bitte endlich die AFD und ihre Antisemitischen Anhänger verbieten. Es reicht!

    • @Notizen aus Taiwan:

      In diesem Zusammenhang ist Ihr Spruch nicht nur unwitzig, sondern auch sehr unangemessen.

  • Es ist erschütternd, dass dieser antisemitische Menschenhass in Deutschland wieder so massiv um sich greift. Flankiert auch aus akademischen und elitären Milieus erinnert diese Situation zwangsläufig an dunkelste Zeiten. Jüdinnen und Juden können sich in Deutschland inzwischen praktisch nicht mehr vor gewalttätigen Übergriffen sicher fühlen. Alle, die diese Form des linken, islamischen und sonst ideologisch gearteten Antisemitismus unterstützen, müssen von der breiten Mehrheit der Gesellschaft endlich als ernstzunehmende Feinde der Demokratie und des friedlichen und respektvollen Zusammenlebens gewertet werden. Wenn wir diesen Menschenhass weiter tatenlos zu sehen und so tun als handele es sich bei diesen menschenfeindlichen "Demos" um legitime Meinungsäußerungen, werden wir erleben wie sich die Demokratie weiter abschafft.

    • @Klaus Kuckuck:

      Die Demokratie schafft sich nicht wegen der Proteste ab, sondern wie darauf reagiert wird.



      Die AfD kann ihr Glück kaum fassen, werden doch gerade Reihenweise Präzedenzfälle geschaffen, die ihr die Arbeit erheblich erleichtern.

      Das diese Wiederholung der Geschichte niemandem auffällt, finde ich besorgniserregend.

      • @Stubi:

        Auch wenn Sie es beharrlich ignorieren oder leugnen: diese "Protestierenden" sind stumpfe antisemitische Parolen-skandierende Menschenhasser, die ggü. Andersdenkenden und vor allem Jüdinnen und Juden bewusst ein Klima der Angst und Bedrohung schaffen. Diese Form des Antisemitismus hat an einer Uni und in einer Demokratie keinen Platz und hat auch nichts mit der AfD zu tun. Diese Art der Proteste hat es bereits vor ca. 90 Jahren in Deutschland gegeben.

  • Schon irritierend, was in D so geduldet wird.



    Wir sind völlig naiv. Habe gestern abend den Wahlspot der Partei BIG gesehen. Das ist ein Ableger der türk. AKP.Erschreckend!



    Das alles wird uns noch beschäftigen. Garantiert.

    • @MIA R.:

      Wenn man überlegt, was auch nur Einzelnen offenbar schlimmstenfalls droht, ist es sogesehen auf jede Fall cleverer, als sich heute einfach auf ne Strasse zu setzen, oder ein Flugfeld, das kann ich mir jetzt nicht verkneifen, auch bei aller berechtigter Kritik und Sorge in alle Richtungen, zu krass ist das Unverhältnis, kann mir auch keiner vermitteln. Warum man seine Namen nicht nennen will, sich stattdessen gleich vermummt, als wär's n Demozug und die würden nicht eh alle polizeilich erfasst, kann man sich schon denken. Auch in dem Sinn Respekt in eine ganz andere Richtung: die zeigen Gesicht, so wie man das tut, wenn sich seiner Sache richtig sicher ist, oder sicher, was überhaupt Sache ist. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Danke an Michaela Dudley für den Kommentar.

  • Wer eine Intifada fordert, fordert Terrorismus und Mord gegen Juden.



    (Siehe 2. Intifada)

    Wer diejenigen auslacht, die auf die Gewalt der Hammas gegen die eigene Bevölkerung aufmerksam machen, scheint den Gazastreifen nicht von der Hammas befreien zu wollen. Dabei scheint der Mann aus dem Artikel noch Glück gehabt zu haben. Auf anderen Demos haben Demonstranten diejenigen, die „Free Gaza from Hammas“ gerufen haben auch verprügelt.

    Kurz: Unter Deckmantel der Meinungsfreiheit braut sich etwas sehr unschönes zusammen. Der indirekte Aufruf zum Mord und Gewaltdrohungen scheinen niemanden mehr zu stören.

    • @JC Kay:

      Naja, "Free Gaza from Hamas" versucht ja gerade das israelische Militär. Mindestens 34.000 Palästinenser*innen, darunter sehr viele Zivilist*innen sind im Zuge dessen getötet worden. Von Beginn an wurden keine Lebensmittel hineingelassen. Dass so eine Parole in dem Zusammenhang nicht auf Euphorie stößt, kann ich gut verstehen.

  • Ich verstehe nicht, wovon man sich bedroht fühlen soll“, sagt eine HU-Studentin, die ihren Namen nicht nennen will.

    Ist das wirklich so schwer nachvollziehbar angesichts eines Pulks von vermummten, der zu Gewalt aufruft und Israel das Existenzrecht abspricht? Ein Pulk, der aggressiv darauf reagiert, wenn in Form der Hamas der wahre Schuldige benannt wird? Wer das nicht versteht, der versteht auch sonst nicht viel.

    Ich verstehe nicht, warum die Unipräsidentin sich gegen eine Räumung entschieden hat. Welchen Dialog will sie bitte mit Leuten führen, die überhaupt nicht dialogbereit sind? Die nur auf Maximalforderungen bestehen und außer ihrer eigenen, grotesken Meinung keine andere Meinung zulassen?

    • @Fran Zose:

      Es ist das gute alte "sich die Hände in Unschuld Waschen" (Jesus von Nazareth war sicher nicht der erste Jude, der darunter zu leiden hatte und GANZ sicher nicht der letzte...):

      Man SELBST hat ja nur etwas gegen ganz bestimmte Menschen, die bloß zufällig Juden, vor allem aber üble Schlächter sind. Dass ANDERE Menschen daraus Hasstiraden und körperliche Aggressionen gegen andere, völlig unbeteiligte Juden drechseln, hat man selbst nicht zu veranworten. Wer reinen Herzens ist, identifiziert sich ja auch als Jude ohnehin nicht mit DIESEM pösen Israel bzw. stimmt am besten gleich in den gällenden Protest gegen seine Untaten ein, oder? ODER???!!!

      Wie erstaunlich reizbar man selbst immer genau dann ist, wenn es um Israel geht, und dass die harten, offenen Antisemiten gerade mal eine Kufiyehdicke enfernt stehen können und man sich gerade mit ihnen verbrüdert, wird in dieser Stimmungslage gerne mal ignoriert.